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Not vor Gefangenschaft und Tod bewahrt. Zwar war die Schlacht verloren; aber die Niederlage wurde durch den Heldenmut der Preußen so ehrenvoll, daß ihr Kriegsruhm noch stieg. In vollkommener Ordnung zogen die Besiegten sich zurück. „Geschlagen, aber nicht bezwungen!" berichtete Blücher dem Könige. Napoleon hielt das preußische Heer für völlig besiegt. Seinem Marschall Gronchi gab er den Auftrag, die Preußen in den Rhein zu stürzen. Er selbst suchte die Engländer auf, um auch ihnen eine Schlacht zu liefern.
Die Schlacht bei Waterloo oder Beüe-Alliance. Am 18. Juni stand Wellington bei Waterloo. 21/2 Meilen südlich von Brüssel. Auf einem langgestreckten, niederen Höhenzuge dehnte sich sein Heer in Schlachtlinie aus. Am Mittag erfolgte der Angriff Napoleons. Die Engländer hatten einen schweren Stand; denn die Franzosen kämpften mit verzweifeltem Mute. Wellington hatte den Kampf gewagt, weil Blücher Hilfe versprochen hatte. Nur zwei Heereshaufeu verlangte Wellington zur Unterstützung, der alte Feldmarschall aber antwortete, er werde mit der ganzen Armee kommen. Obwohl seine geschundenen Knochen sich von dem Sturze bei Ligny noch nicht erholt hatten, war er schon früh am Morgen zu Pferde. Deu Wundarzt, der ihn noch einreiben wollte, beschied der mutige Greis mit den Worten: „Ach was, wozu noch schmieren! Ob ich heute balsamiert oder uubalsamiert in die andere Welt gehe, das wird wohl einerlei sein." Ein frischer Morgenwind trieb ihm den Regen ins Gesicht. „Willkommen, alter Bundesgenosse von der Katzbach!" rief Blücher; „fparst dem König wieder Pulver".
Die Preußeu rückten los; jeder brannte vor Begierde, noch heute an den Feind zu kommen, um die Scharte von Ligny auszuwetzen. Aber wegen des strömenden Regens waren die Wege aufgeweicht, und Blücher 'konnte mit seinen Preußen nur langsam vorankommen. Die Räder der Kanonen wühlten sich im Schlamm fest. „Es geht nicht!" seufzten die Kanoniere verzweifelt. „Es muß gehen," rief Blücher, „ich hab' es meinem Waffenbruder Wellington versprochen. Ihr wollt doch nicht, daß ich wortbrüchig werde!" „Ne, det wullen wir nich!" schallte es zurück, und nun ging's, wenn auch langsam, aber es ging vorwärts. Unterdessen wurden auf dem Schlachtfelde die Reihen der Engländer furchtbar gelichtet, bedenklich schmolzen sie zusammen. Vom Feinde hart bedrängt, rief Wellington ans: „Ich wollte, es wäre Nacht, oder die Preußen kämen!" Da endlich, 41/2 Uhr nachmittags, rollte der Donner der preußischen Kanonen über das blutige Schlachtfeld. Blücher kam noch zur rechten Zeit, bevor Napoleon den letzten, vernichtenden Schlag gegen die Engländer führen konnte^ Wahre Wunder der Tapferkeit verrichteten nun die Franzosen, um nicht zu unterliegen. Die Gardisten, von Napoleon selbst geführt, wichen und wankten nicht. _ Trotzig stampften sie ihre Adler in den Boden unter dem Ruse: „Die Garde stirbt, doch sie ergiebt sich nicht!" Sie wurden niedergehauen. Endlich ergriffen die Franzosen vor der erdrückenden Übermacht die Flucht. „Rette sich, wer kann!" hieß es.
Gneisenau ließ den Fliehenden nicht Ruhe noch Rast. Mit genauer Not entging Napoleon selbst der Gefangenschaft. In Genappe,
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Extrahierte Personennamen: Blücher Napoleon Napoleons Napoleon Napoleon Gneisenau Napoleon
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Düppeler Schanzen und auf die Insel Alsen zurück. Auf diesem Rückzüge brachten ihnen die Verbündeten empfindliche Verluste bei.
Die Erstürmung der Düppeler Schanzen. Die Österreicher eroberten nun nach mehreren siegreichen Treffen die Halbinsel Jütland. Die Festung Friederina sollte mit Sturm genommen werden; aber die Dänen waren rechtzeitig abgerückt, und bald flogen Friedericias Festungswerke in die Luft.
Die Preußen hatten die schwierige Aufgabe, die Düppeler Schauzen einzunehmen. Das waren zehn auf steiler Anhöhe sich erhebende, sehr starke Festungswerke: sie lagen in 2 hinter einander befindlichen Reihen auf einem Bergrücken im östlichen Teile der Halbinsel Sundewitt und lehnten mit dein rechten Flügel an den Alsen-suud, mit dem linken an den Meerbusen Wenningbund. Von zwei Seiten vom Meere her konnten also die Angreifer der Schanzen beschossen werden. Die Schanzen selbst erhoben sich 6 Meter hoch; tiefe Gräben, die mit Reihen tion spitzen Pfählen (Pallisaden) versehen waren, Gitter von Eisendraht und Wolfsgruben ließen eine Annäherung kaum möglich erscheinen. Mehr als 100 Kanonen starrten den Preußen drohend entgegen. Trotzdem gelang es unter Führung des Prinzen Friedrich Karl ihrer ungestümen Tapferkeit am 18. April 1864, diese fast uneinnehmbaren Festungswerke zu erstürmen.
Ungefähr 2 Monate lang hatten die Preußen schon vor den Schanzen gelegen. In dieser Zeit waren sie nicht unthätig gewesen. Unter wiederholten Gefechten näherten sie sich immer mehr den Dänen und legten breite und tiefe Gräben an, die ihnen Schntz gewährten gegen die dänischen Geschütze. Schweres Belagerungsgeschütz wurde ihnen aus der Heimat nachgesandt, vor dessen wohlgezieltem Feuer das gewaltige Panzerschiff „Rolf Krake" nebst anderen dänischen Kanonenbooten die Segel streichen mußten. Nun waren die Belagerungsarbeiten so weit gediehen, daß die äußersten Laufgräben der Preußen nur noch 500—600 Schritt von der dänischen Stellung entfernt lagen. Der 18. April wurde zum Sturm auf die 6 Schanzen der ersten Reihe bestimmt. In der Nacht vom 17. auf den 18. April mußten die durch das Loos bestimmten Sturmkolonnen sich in den Laufgräben aufstellen. Ununterbrochenes Feuer aus 94 Kanonen schützte die Braven. Gegen Morgen wurde die Kanonade immer heftiger, verstummte aber plötzlich mit ^dem Glockenschlage zehn, und in demselben Augenblicke drangen die Stürmer unter dem Kartätschen- und Gewehrfener der Feinde vor. Mit den Klängen eines feurigen Sturmmarsches vermischt sich das Hurra der todesmutigen Krieger, die, nur ein Ziel im Auge, in fliegender Eile den Schanzen zustürmen, die Offiziere überall an der Spitze. Die Grüben werden mit Brettern überdeckt, die Pfahlreihen mit der Ajt durchbrochen oder mit Pulversäcken gesprengt, rasch ist der Graben-rand erklettert, und in blutigem Handgemenge ringt Mann gegen Mann. Da hilft kein Widerstand, und bald weht die preußische Fahne siegreich von der ganzen Schanzenreihe. Bevor die Dänen von der dahinter liegenden Insel Alsen den Fliehenden Unterstützung bringen können, ist auch die zweite Reihe genommen, und um 2 Uhr Nachmittags flattert das schwarz-weiße Banner von sämtlichen Verteidigungswerken. Ein
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vernichtet; kaum 150 kehren von dem Todesritte zurück. Das entschied den Kampf. Der Rückzug der ganzen Armee artete bald in wilde Flucht aus. „Rette sich, wer kann!" hieß es, in sinnloser Angst warfen die Flüchtenden Waffen und Gepäck weg, und nur mit Mühe konnten die Offiziere die gelöste Ordnung wieder herstellen. Die Trümmer des Heeres sammelten sich in dem befestigten Lager von Chalons, wo Mac Mahon sich zu nenem Vordringen verstärken wollte. Die Armee des Kronprinzen rückte in Verfolgung des fliehenden Feindes weiter in Frankreich hinein und nahm eine Stadt nach der anderen in Besitz. In Berlin wurde wegen dieses herrlichen Sieges auf Befehl des Königs Viktoria geschossen; im deutschen Heere hörte man überall die Spottweise:
Mac Mahon, Mac Mahon,
Fritze kommt und hat ihm schon!
Der Sturm bei Spichern. An demselben Tage erkletterten die Preußen der 1. Armee die Höhen von Spichern und warfen mich hier die Franzosen zurück. Der Spichernberg erhebt sich wie eine
natürliche Festung südwestlich von der Stadt Saarbrücken. Auf den steilen Abhängen hatte das Korps Frossard eine fast uneinnehmbare Stellung; der Feind stand gedeckt in V/g m tiefen Schützengräben, aus denen 50 000 Chassepotläufe hervorragten, die Höhe war mit
Kanonen und Kugelspritzen gespickt. Die Vorhut der Steinmetz'schen Armee unter dem General Kameke hielt bis zum Nachmittag tapfer gegen den überlegenen Feind aus. Als nun den Bedrängten 2 Divisionen zu Hilfe kamen, übernahm General von Goeben das Kommando und beschloß den Angriff gegen die starke Stellung des Feindes. Die französischen Offiziere brachen in Gelächter aus, als diese Nachricht sich verbreitete; es sollte sich jedoch rasch in Bestürzung und Schrecken verwandeln. Rheinländer, Westfalen und Brandenburger begannen todesmutig den Anstieg. Bald war der Abhang besäet mit Toten und Verwundeten, aber unbekümmert um deu mörderischen Kugelregen geht es Fuß für Fuß voran. Die Gewehrkolben dienen als
Ltütze, kein Schnß fällt — endlich sind sie oben und bieten die atem-
lose Brust unbeschützt dem feindlichen Feuer bar. Mann gegen Mann, mit Kolben und Bajonett wütet nun der Kampf.
Inzwischen hat auch die branbenbnrgische Artillerie ein Meister-siücf fertig gebracht. Unter unsäglichen Anstrengungen ist es ihr gelungen. zwei Batterieen auf die Höhe zu schaffen,' und balb bringt preußisches Granatfeuer in die feinblichen Reihen. Mit neuem Mute wirb^nnn der Angriff fortgesetzt, und vergeblich sinb die Bemühungen der Franzosen, die Preußen aus den eingenommenen Stellungen wieder zu verdrängen. Als die Dunkelheit sich hermedersenkte, trat Frossard den|Rü(fzug|an, und ungeheure Vorräte an Lebensrnitteln sielen den Siegern in die Hänbe. Mehr als 5000 wackere Preußen becften das Schlachtselb.nach biesem Siege war die französische Armee anf der ganzen Linie auf eiligem Rückzüge in das Innere Frankreichs begriffen.
Unbeschreibliche Bestürzung erweckte die Nachricht von biejeit Niederlagen in Paris. Die Minister mußten abbauten, in gehässiger
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Extrahierte Personennamen: Kameke Frossard
Extrahierte Ortsnamen: Chalons Mahon Frankreich Berlin Westfalen Frankreichs Paris
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Weise wurden alle m Frankreich anwesenden Deutschen vom französischen Boden vertrieben; Napoleon legte den Oberbefehl in die Hand des Marschalls Bazaine.
Die Kämpfe um Metz am 14., 16. und 18. August 1870. Nun
drangen alle drei Heere weiter in Frankreich hinein, nachdem zur Be lagernng der Festung Straßburg ein bedeutendes Korps unter dem General von Werder abgesandt war. Die zweite französische Hauptarmee bei Metz unter Bazaine wollte sich nach Chalons zurückziehen, lim sich mit Mac Mahnn zu vereinigen; dann sollte mit der gesamten Streitmacht die Entscheidungsschlacht fallen. Diese Vereinigung mußte verhindert werden. Zn diesem Zwecke wurden in den Tagen vom 14.—18. August die furchtbaren Schlachten bei Coureelles, Mars la Tour (Vionville) und Gravelotte geschlagen.
Courcelles. Um den Abzug der Franzosen zu verzögern, erhielt Steinmetz den Auftrag, die Nachhut derselben diesseits Metz anzugreifen und zum Kampf zu zwingen. So entwickelte sich am 14. August die Schlacht bei Courcelles. Bis zum Abend tobte
der Kampf; die Franzofen wurden bis unter die Mauern von Metz
zurückgeworfen, so daß Bazaine mit einem Teile seines schon abgezogenen Heeres zurückkehrte. Auch am 15. August konnte der Abzug wegen der durch die Niederlage bei Courcelles entstandenen Unordnung nur sehr langsam vor sich gehen.
Mars la Tour (Vionville). Unterdessen hatte Prinz
Friedrich Karl einen großen Teil seiner Armee südlich von Metz, bei Pont-a-Moussou, über die Mosel geführt, um dem in der Richtung auf Verdun nach Chalons abziehenden Feinde den Weg zu verlegen. Napoleon selbst verließ um diese Zeit die Armee und begab sich aus einem Umwege nach Chalons. Am Morgen des 16. August näherten sich die ersten Truppen des Prinzen Friedrich Karl von der Mosel her der Straße Metz-Verdun. Es war ein beschwerlicher
Marsch durch das bergige Uferland der Mosel, wo ununterbrochen Berg und Thal, Scklncht und Höhe abwechselten. Gegen 10 Uhr geriet diese Spitze unserer Armee aus der Hochebene von Mars la Tour und Vionville an den Feind. Mit dem Mute der Verzweiflung stürzten sich die Franzosen auf sie, um sich den Weitermarsch frei zu halten; aber sie hatten es mit kernigen Brandenburgern zu thun. Fünf lange, schwere Stunden standen diese fest wie die Mauern. Noch immer waren die heranziehenden Brüder nicht zur Stelle, fast wurden sie von der Übermacht erdrückt. Da läßt der kommandierende General von Alvensleben dem General von Bredow, der soeben mit seiner Kavalleriebrigade auf dem Schlachtfelde eingetroffen ist, den Befehl zugehen, mit feinen Kürassieren und Ulanen die feindliche Schlachtlinie in kühner Attacke zu durchbrechen. Ein Todesritt! Aber kaltblütig giebt der tapfere General die Befehle.
„Die Kürassiere," berichtet ihr Oberst Graf von Schmettow, „bildeten das erste Treffen ans dem linken Flügel, die Ulanen, etwa 100 Schritt zurück, aus dem rechten Flügel das zweite Treffen, unser braver General mit seinem Stabe vor der Mitte der Brigade. Zuerst ging es zwischen zwei feindlichen Schützenlinien hindurch auf die feindliche Batterie zu. Hier fiel unser Adjutant; zwei Schrapnel-
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Straßburg Verdun
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legen. Napoleon." Mit tiefer Bewegung machte der König seiner Umgebung Mitteilung von diesem Schreiben. Dann antwortete er mit folgenden Worten: „Indem ich die Umstände bedanre, unter welchen wir uns begegnen, nehme ich den Degen Ew. Majestät an und ersuche Sie, einen ihrer Offiziere zu bezeichnen, welcher mit der Vollmacht ausgerüstet ist, über die Kapitulation der Armee zu verhandeln, welche sich unter Ihrem Befehle so tapfer geschlagen hat. Meinerseits habe ich den General Moltke zu diesem Zwecke bezeichnet." Unbeschreiblicher Jnbel erhob sich in dem siegreichen Heere vor Sedan, als diese Nachricht mit Blitzesschnelle von Mund zu Mund flog. Donnernde Hurrarufe empfingen König Wilhelm bei seiner Rückkehr in das Hauptquartier. In den Dörfern waren die Fenster beleuchtet, die siegestrunkenen Soldaten hatten Tausende von Lichtchen in die Mündungen der Gewehre gepflanzt, so daß es schon von ferne flimmerte und leuchtete wie der Glanz eines mächtigen Christbaumes.
Am 2. September erfolgte die Übergabe der Festung. Moltke hatte mit dem französischen General Wimpffen, der an Stelle des schon in der Frühe des 1. September durch einen Granatsplitter schwer verwundeten Mac Mähern den Oberbefehl übernommen hatte, die Bedingungen festgesetzt. Die ganze Armee von 83000 Mann geriet in Kriegsgefangenschaft; dazu kamen noch 21 000 Gefangene des 1. September.
Nachdem Napoleon schon in früher Morgenstunde mit Bismarck in einer Hütte eine Zusammenkunft gehabt hatte, wurde ihm 2 Uhr nachmittags eine Begegnung mit König Wilhelm gewährt in dem Schlößchen Bellevue, westlich von Sedan an der Straße nach Möziöres. Tieferschüttert kam der Kaiser von der Schloßtreppe herunter dem siegreichen König entgegen. König Wilhelm berichtete über diese Begegnung an seine Gemahlin: „Der Besuch währte eine Viertelstunde; wir waren beide sehr bewegt über dieses Wiedersehen. Was ich alles empfand, nachdem ich 3 Jahre vorher Napoleon auf dem Gipfel seiner Macht gesehen hatte, kann ich nicht beschreiben."
Napoleon erhielt das fchöne Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel als Aufenthaltsort angewiesen. „Welch eine Wendung durch Gottes Fügung!" so schrieb der König an die Königin. Ja, welch eine Wendung! Einst stand die ed.e Königin Luise bittend tiur einem übermütigen Napoleon, und heute legte dessen hochmütiger Nachfolger seinen Degen in die Hand des großen Sohnes jener Königin.
Mit beispiellosem Jnbel wurde die Nachricht des großen Erfolges in ganz Deutschland aufgenommen. Kanonendonner und Glockengeläute ertönte in Stadt und Land.
Ganz Berlin prangte in Flaggenschmuck und Laubgewinde; auch die Denkmale des großen Kurfürsten und Friedrich des Großen waren nicht vergessen worden; hatten doch ihre Nachkommen bei Sedan das Werk gekrönt, zu welchem sie in strenger Lebensarbeit den Grund legten. Noch heute begehen wir jedes Jahr festlich den Tag von Sedan; denn er ist der Geburtstag deutscher Einheit geworden. Die Deutschen hatten gesehen, was deutsche Einheit vermag.
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Extrahierte Ortsnamen: Sedan Schlößchen_Bellevue Sedan Möziöres Kassel Gottes Deutschland Berlin Sedan Sedan
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von Bornstedt herrschte das schönste Einvernehmen. Waren im Sommer die Tage der Ernte vorüber, so gab das kronprinzliche Paar den Knechten und Mägden auf Bornstedt ein fröhliches Erntefest. Weihnachten fand im Beisein der ganzen Familie des Kronprinzen reiche Bescherung der lieben Schuljugend statt. Auch sonst verkehrten die kronprinzlichen Kinder ungezwungen mit den Kindern des Dorfes und tummelten sich in fröhlichem Spiele mit den Bornstedter Kameraden. Oft und gern besuchte der Kronprinz die Dorfschule, erkundigte sich nach dem Betragen und den Fortschritten der Kinder und hörte dem Unterrichte aufmerksam zu.
Als er eines Tages in die erste Klasse trat, lourbe der Lelirer plötzlich zu seiner schwererkrankten Mutter gerufen, die in einem Dorfe bei Spandau wohnte. Sofort ließ der edle Kronprinz ihn abreisen und setzte selbst den Unterricht fort bis zum Schlüsse der Schule.
Überhaupt hatte er für die Erziehung der Jugend ein warmes Herz und weilte mit Vorliebe in Schulen.
2 Der Kronprinz als Feldherr.
Das schöne Familienleben Friedrich Wilhelms erlitt Störung durch die rasch aufeinanderfolgenden 3 großen Kriege.
1864. Im Jahre 1864 übernahm der Kronprinz zwar kein Kommando, machte aber den Feldzug freiwillig mit. Er war dem Stabe des Oberbefehlshabers Wrangel zugeteilt. Sein königlicher Vater hatte ihm eine besonders wichtige Aufgabe zugedacht. Da in diesem Kriege Preußen und Österreicher gegen einen gemeinschaftlichen Feind kämpfen sollten, so konnte die alte Eisersucht Österreichs auf Preußen leicht zu Mißverständnissen und unheilvollen Streitigkeiten führen. Der Kronprinz verstand es aber, durch seine Leutseligkeit und Liebenswürdigkeit die so notwendige Eintracht zu erhalten. Er scheute auch weder die Mühseligkeiten des Krieges, noch die Gefahren des Kampfes. Mit den Soldaten marschierte er durch Schnee und Eis, er teilte mit ihnen die Unbequemlichkeiten des Lagers und Biwaks.
Ein Offizier im Gefolge des Kronprinzen giebt uns folgende anschauliche Schilderung über eine nächtliche Reise desselben: „Wir haben förmlich russisches Klima, und ich habe eine Reise gemacht, die mir ewig in der Erinnerung bleiben wird. Da der Kronprinz einen Extrazug nach Flensburg bestellt hatte, erbat ich mir die Erlaubnis zur Mitreise. Anfänglich ging die Reise trotz des Schneegestöbers und des heulenden Sturmes gut von statten; aber die Schneemassen türmten sich immer höher, der Sturm nahm von Minute zu Minute an Heftigkeit zu, und als wir endlich nach östündiger Fahrt sechs Meilen zurückgelegt hatten, erklärten die Ingenieure, nicht weiter zu können. Um 8 Uhr abends redete uns der Kondukteur mit den Worten an: „Steigen Sie aus, meine Herren, wenn Sie nicht erfrieren wollen! Die nächste Station kann nicht weit sein." Der Kronprinz war der erste aus dem Wagen. Als ich ausftieg und in der finsteren Nacht vom riesigen Sturme bis unter die Arme in den Schnee geschleubert würde, prallte ich zurück, die Luft war voll feiner Eisstücke. Eine Pferbebecke über den Kopf geworfen und die Hand des Konbnkteurs foffenb, schritt ich hinter diesem her der Station zu. Alle Augenblicke mußten wir still halten, den Rücken gegen
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Der 16. Oktober 1813. Am Tage vor der Schlacht, am 15.Oktober, erließ Fürst Schwarzenberg einen Aufruf an das gesamte Heer, welcher lautete: „Der wichtigste Augenblick des heiligen Kampfes ist erschienen, wackere Krieger! Die entscheidende Stunde schlägt; bereitet Euch zum Kampfe! Das Band, welches mächtige Nationen zu einem Zwecke vereinigt, wird auf dem Schlachtfelde enger und fester geknüpft. Rnffen, Prenßen, Österreicher! Ihr kämpft für eine Sache, kämpft für die Freiheit Europas, für die Unabhängigkeit Eurer Söhne, für die Unsterblichkeit Eurer Namen. Alle für Einen, Jeder für Alle! Mit diesem erhabenen Rnfe eröffnet den heiligen Kampf. Bleibt ihm treu in der entscheidenden Stnnde, und der Sieg ist Ener!"
Am 16. Oktober begann die Blutarbeit. Der Donner von über 1000 Kanonen ließ die Erde erbeben. Die ältesten Krieger Napoleons versicherten, solch unaufhörlich rollenden Donner noch nicht gehört zu haben. Im Süden kämpften die Verbündeten unter Schwarzenberg anfangs mit gutem Erfolge gegen Napoleon. Die Dörfer Mark-kleeberg und Wachau wurden mehrmals mit Sturm genommen, aber ebenso oft eroberten die Franzosen ihre alten Stellungen wieder. Unentschieden schwankte der heiße Kampf hin und her. Nachmittags schien ^ sich der Sieg auf Seite Napoleons zu neigen. „Noch dreht die Welt sich um uns!" rief er und ließ durch 8000 Reiter einen letzten, vernichtenden Angriff ausführen, um die Mitte der feindlichen Schlachtlinie zu durchbrechen. In seiner Siegesgewißheit schickte er schon Siegesbotschaft nach Leipzig und befahl, mit allen Glocken zu läuten. Aber diesmal triumphierte er zu früh. Die Verbündeten wurden zwar weit zurückgedrängt, aber der russischen Reiterei gelang es, den furchtbaren Ansturm dieser Reitermassen zu brechen; sie mußten zurück. Bald nahmen die Verbündeten ihre alten Stellungen wieder ein.
Auch im Westen, bei Lindenau, wo Österreicher und Russen kämpften, stand Freund und Feind noch genau wie am Morgen. Anders aber sah es aus im Norden von Leipzig. Dort hatte sich zwischen Blücher und den Franzosen ein heißer Kampf um das Dorf Möckern entwickelt, das der französische Marschall Marmont besetzt hielt. Die Banart des Dorfes Möckern mit festen Gartenmauern ließ eine hartnäckige Verteidigung zu. Dreimal dringt das Aorksche Korps nnter dem Major von Hillern siegreich vor; aber aus jedem Hause und von jeder Mauer sausen den Braven die Kugeln verderbenbringend entgegen, heftiges Kartätfchenfener von den Höhen lichtet furchtbar ihre Reihen. Dreimal werden sie wieder zurückgeworfen. Da setzt Hork seine letzte Kraft daran, Möckern zu nehmen. Das Fußvolk rückt im_ Sturmschritt mit gefälltem Bajonett vor, die gesamte Kavallerie stürzt in das dichteste Getümmel — endlich weichen die Franzosen auf Leipzig zurück.
Der 18. Oktober 1813. Am 17., einem Sonntage, ruhten die Waffen. Nur Blücher ließ auch den Sonntag nicht ohne Kampf vorübergehen. Er wollte dem Feinde die letzten Dörfer nördlich von Leipzig nehmen und rückte bis unmittelbar an die Stadt vor. Napoleon versuchte, einen für ihn günstigen Waffenstillstand herbeizuführen, aber die verbündeten Monarchen würdigten ihn keiner Antwort. Inzwischen
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Extrahierte Ortsnamen: Europas Napoleons Mark-kleeberg Leipzig Lindenau Leipzig Leipzig Leipzig
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Traurige Tage brachen an, als Luise mit ihren Kinderu vor dem fremden Eroberer flüchten mußte. In Königsberg ernannte der König den Prinzen Wilhelm im Alter von 10 Jahren zum Offizier. Die königliche Familie hatte sich am 1. Januar 1807 zur Neujahrsbeglückwünschung beim Könige versammelt. Da sagte dieser mit freundlichern Ernste zu ihm: „Da an deinem Geburtstage keine Gelegenheit fein wird, dich ordentlich einzukleiden — weil Ihr nach Memel müßt —, so ernenne ich dich schon heute znm Offizier. Da liegt deine Uniform." In Memel erkrankte Prinz Wilhelm an seinem Geburtstage heftig am Nervenfieber, während seine Mutter und sein jüngster Bruder Prinz Karl von derselben Krankheit kaum geuesen waren. Nachdem die königliche Familie im Frühjahr ihren Sitz wiederum nach Königsberg verlegt hatte, mußte Luise im Juni noch einmal vor den anrückenden Franzosen ihre Zuflucht in Memel nehmen. Auf der Reise dorthin brach das Rad des Wagens, wodurch die Reise sich etwas verzögerte. Die Prinzen brachten der Königin aus dem nahen Kornfelde Blumen, und Luife flocht sie zum Kranze. Während diefer Beschäftigung mochten trübe Gedanken über das Unglück des Vaterlandes ihr Herz bewegen; denn ihre Augen umflorteu sich, und Thränen fielen aus die Blumen in ihrer Hand. Als Prinz Wilhelm das sah, schmiegte er sich mit Zärtlichkeit an die Mutter, als wollte er sie trösten. Da setzte sie ihm den vollen Kranz Kornblumen auf das blonde Haupt und blickte ihn mit den treuen Mutteraugen, durch Thränen lächelnd, an. Seit dieser Zeit war die Kornblume seine Lieblingsblume: in ihr glaubte er immer die Thränen seiner heißgeliebten Mutter erglänzen zu sehen.
Noch ein anderer Vorfall brachte die Kornblume bei dem königlichen Hause und dem ganzen Volke zu Ehren. Als es in den Tagen des Unglückes galt, die ungeheure Summe Kriegskosten an Frankreich zu zahlen, hatte die edle Königin all' ihren Schmuck geopfert. In dieser Zeit gab der König ein Hoffest, zu welchem auch die in Berlin anwesenden französischen Militärpersonen mit ihren Damen erschienen waren. Dieselben glänzten in prachtvollen Gewändern, überladen mit Gold und Edelsteinen. Aber sie alle überstrahlte die schöne Königin Luise, die mit majestätischer Würde und Anmut einen einfachen Kranz von Kornblumen auf ihrem Haupte trug. Der Übermut der Franzosen ließ es nicht an spöttischen Blicken und hämischen Bemerkungen über eine solche Einfachheit fehlen. Einer wagte sogar, in der Nähe der hohen Frau ziemlich laut zu äußern: „Mir ist noch nie eine Königin vorgekommen, die bei einem Hoffeste solch lächerliche Einfachheit zeigt." Da wandte sich die edle Fürstin mit unnachahmlicher Hoheit an den Frechen mit den Worten: „Wollet bedenken, Herr Marschall, daß der Schmuck, den Ihr an mir vermisset, in Euren Händen sich befindet. Wir erfreuten uns sonst eines reichen Erntesegens, aber jetzt haben Eure Rosse die Saaten zertreten, und unbebaut liegen unsere Felder da; alles, was wir an Schätzen und Kostbarkeiten besaßen, ist nach Frankreich gewandert. So ist es gekommen, daß Feldblumen jetzt bei uns zu den Seltenheiten gehören, und deshalb trage ich sie."
Den größten Schmerz seines Lebens brachte ihm das Jahr 1810, als er tief erschüttert am Todesbette der Unvergeßlichen stand. Nachdem er sich ausgeweint hatte, wand er aus Eichenlaub und Rosen einen Kranz und legte ihn auf die bleiche Stirn der Entschlafenen.
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Extrahierte Personennamen: Luise Wilhelm Wilhelm Karl Karl Wilhelm Wilhelm Eichenlaub
Extrahierte Ortsnamen: Königsberg Königsberg Frankreich Berlin Frankreich
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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Auch das Jahr 1813 forderte uoit ihm ein schwerer- Opfer des Gehorsams und der Entsagung. Weil er nämlich bis über sein 16. Jahr hinaus einen schwächlichen Körper hatte, durfte er beim Beginn der Freiheitskriege nicht mit in den Kampf ziehen. „Du bist noch zu jung und zu schwächlich, lieber Wilhelm," sagte der König, „du bleibst!" Prinz Wilhelm wagte kein Wort der Entgegnung, obwohl ihm das Herz vor Kampfeslust glühte; war es doch undenkbar, daß ein Hohen-zoller zu Hause blieb, wenn das Vaterland rief. Er ging hinaus und weinte laut. Nach der Schlacht bei Leipzig sah er aber den Kriegsschauplatz. Am Neujahrsmorgen 1814 wohnte er mit seinem Vater bei Mannheim dem Übergange eines Teiles der schlesischen Armee über den Rhein bei und empfing hier in heißem Gefechte die Feuertaufe. In diesem Jahre zeichnete er sich dann in einer Schlacht durch persönlichen Mut so ans, daß der König den jnngen Helden später durch das eiserne Kreuz ehrte. Es war am 27. Februar, als Fürst Schwarzenberg auf bestimmte Forderung Friedrich Wilhelms Iii. die Franzosen bei Bar sur Aube angriff. Der König nahm mit seinen beiden Söhnen persönlich an der Schlacht teil. In der Frühe des Morgens sagte er zu ihnen: „Werden heute eine Schlacht haben. Reitet voraus, ich komme nach. Setzt Ench nicht unnütz der Gefahr aus, versteht Ihr mich?" Die Franzosen hatten in den Weinbergen des Städtchens eine vortreffliche Stellung. Ihre Kugeln richteten in den Reihen der todesmutig anstürmenden Russen große Verheerungen an. Der König schwebte mit den Prinzen wiederholt in Lebensgefahr. Plötzlich wandte er sich an den Prinzen Wilhelm und befahl ihm: „Reite einmal dorthin und erkundige dich, von welchem Regiment die vielen Verwundeten sind. Mehren sich ja jeden Augenblick." Unverzüglich gab der Prinz seinem Pferde die Sporen und sprengte unbekümmert um den feindlichen Kugelregen über das Schlachtfeld dahin. Nachdem er die nötigen Erkundigungen eingezogen hatte, ritt er zurück und erstattete dem königlichen Vater Bericht. Obwohl des Königs Angesicht vor Freude leuchtete über die ruhige und sichere Haltung seines Sohnes, sprach er kein Wort. Die Offiziere seiner Umgebung überblickten mit Stolz und inniger Verehrung auf das junge Hohenzollern-blut. Oberst von Luck ergriff seine Hand und brückte sie herzlich, währenb Prinz Wilhelm sich gar nicht bewußt war, eine befonbere Anerkennung tierbient zu haben. Als der russische Kaiser von biesem tapferen Ritte hörte, verlieh er dem jungen Prinzen fvfort das Kreuz des russischen St. Georgsorbens 4. Klasse — die erste Auszeichnung des Prinzen Wilhelm. Am Tobestage seiner Mutter (10. März) erhielt er dann den schönsten Lohn der Tapferkeit, das schlichte Kreuz, das er bis an sein Lebensenbe mit besonberer Vorliebe getragen und in hohen Ehren gehalten hat. Nachbem er noch den Einzug in Paris initgemacht hatte, kehrte er mit dem Vater nach Berlin zurück. Die Beschwerben des Krieges hatten auf seinen Körper krästigenb gewirkt; seine Geschwister kannten ihn kaum wieber, so sehr war er gewachsen und männlich geworben. Nun würden die unterbrochenen Stubien wieber ausgenommen. Am 8. Juni 1815 fanb in der Schloßkapelle zu Charlottenburg die Konfirmation des Prinzen Wilhelm statt.
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