124
Vom Tilsiter Frieden bis zur Herstellung Preußens durch den Wiener Kongreß.
Willenberg) den Übergang über den Strom erzwungen hatte („Jork von Wartenburg"), vereinigte sich die schlesische Armee mit der Nordarmee.
Durch diesen Flankenmarsch in seinen Rückzugslinien bedroht, sah sich Napoleon gezwungen, seine Stellung bei Dresden aufzugeben und nach der Ebene von Leipzig zu ziehen, wo sich nun alle Heere zur Entscheidung sammelten. Napoleon hoffte Schwarzenberg zu schla-geu, ehe Blücher erschien. In der That wars er die böhmische Armee iß. crtbr. am 16. Oktober bei Wachau, im Süden von Leipzig, zurück. Blücher aber durchbrach bereits an demselben Tage bei Möckern, im Norden Leipzigs, die französische Ausstellung und entriß dadurch Napoleon die Früchte seines Sieges. Nachdem der 17. Oktober unter vergeblichen Verhandlungen vergangen war, die Nordarmee und russische Reserven eingetroffen waren, die die Verbindung zwischen Blücher und Schwarzen-
18. Lkibr. berg herstellten, erfolgte die Entscheidung am 18. Oktober durch einen
allgemeinen Angriff der auf 300000 Mann angewachsenen Verbündeten auf die nur halb so starken Franzosen. Der Hauptkamps drehte sich an diesem Tage um das Centrum bei Probstheida, das von ihnen behauptet wurde. Aber der Sieg Bülows bei Paunsdorf nötigte Napoleon, den Rückzug anzuordnen, der die ganze Nacht hindurch währte. Macdonald deckte dem abziehenden Heere durch die Verteidigung Leipzigs mit Italienern, Polen und Rheinbündlern den Rücken. Die Königs-
19. cktbr. berger Landwehr drang am Vormittage des 19. Oktober zuerst iu die
Stadt. Infolge der verfrühten Sprengung der Elsterbrücke durch die Franzosen selbst wurden noch Tauseude abgeschnitten und gefangen genommen. Der polnische Fürst Poniatowski ertrank im Flusse.
In fluchtähnlichem Rückzüge suchte Napoleon den Rhein zu gewinnen und wurde hierbei durch Schwarzenberg, der die Verfolgung übernommen hatte, uur wenig beunruhigt. Bei Hanau1) stellten sich ihm die Bayern, welche noch in letzter Stunde von Frankreich zu den Verbündeten übergetreten waren, unter Wrede entgegen; aber Napo-30. si.cft. leort wars sie am 30. und 31. Oktober zurück und setzte ungestört seinen Rückzug fort. Nur mit 70000 Mann überschritt er den Rhein.
Die Wirkungen der Schlacht bei Leipzig waren folgende: 1) Deutschland war bis zum Rhein befreit 2) Der König von Sachsen wurde kriegsgefangen nach Berlin geführt und sein Land unter die Centralverwaltung, an deren Spitze Stein stand, gestellt. 3) Der Rheinbund löste sich aus; seine Fürsten beeilten sich, dem Beispiele Bayerns zu folgen. Nur die Herrscher von Westfalen, Berg und Frankfurt fanden keine Gnade. 4) Die von Napoleon aus ihren Besitzungen vertriebenen Fürsten erhielten ihre Länder zurück. 5) Alle Festungen außer Hamburg, wo Davout befehligte, und Magdeburg mußten sich, jedes Entsatzes beraubt, ergeben. 6) Bülow befreite Holland, wo der Erb-statthalter Wilhelm Vi. wieder eingesetzt wurde. 7) Napoleons Ver-
1) Hanau liegt am Main, an der Mündung der Kinzig.
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Extrahierte Ortsnamen: Willenberg Dresden Leipzig Leipzig Leipzigs Schwarzen- Probstheida Leipzigs Polen Rhein Schwarzenberg Frankreich Rhein Leipzig Deutschland Rhein Sachsen Berlin Rheinbund Westfalen Frankfurt Hamburg Magdeburg Holland Napoleons Hanau Main
Ii. Die auswärtigen Verhältnisse bis zu den Befreiungskriegen.
119
durch die sogenannte Kontinentalsperre, durch welche die Einfuhr aller englischen Waren für das Festland verboten wurde, England an seiner empfindlichsten Stelle, in seinen Handelsinteressen, zu treffen.
Fast alle Staaten Europas, auch Rußland, schlossen sich der Handelssperre an. Um diese sicherer durchführen zu können, verfügte Napoleon im Jahre 1810 die Vereinigung Hollands, Oldenburgs, der Hansestädte, sowie der ganzen deutschen Nordseeküste mit Frankreich. Kaiser Alexander sah aber in der Vergrößerung des Herzogtums Warschau durch Westgalizien den Beginn der Wiederherstellung Polens und fühlte sich durch die rücksichtslose Vertreibung des Herzogs von Oldenburg, seines Verwandten, tief gekränkt; dagegen verletzte es Napoleon, daß sich Alexander, um nicht den Handel und den Wohlstand seines Landes zu Grunde zu richten, wieder von der Kontinentalsperre lossagte. Preußen, in die Mitte zwischen Rußland und Frankreich gestellt, suchte vergebens zu vermitteln. Bei dem tiefen Mißtrauen, welches Napoleon gegen Preußen hegte, dachte er bereits daran, diesen Staat ganz zu vernichten, ehe er sich gegen Rußland selbst wandte, und nur mit Mühe gelang es Hardenberg, Napoleon zu einem Bündnisse mit Preußen zu bewegen: Friedrich Wilhelm mußte sein ganzes Land den Franzosen öffnen und ein Corps von 20000 Mann zum Zuge gegen Rußland stellen.
Verlauf des Feldzuges. Ein Heer von mehr als einer halben Million Krieger führte Napoleon 1812 gegen Rußland ins Feld. Das isi3 preußische Corps unter Iork war dem Befehle des Marschalls Macdonald unterstellt, der auf dem linken Flügel gegen Riga und Petersburg vorgehen sollte; das Hauptheer unter Napoleon selbst zog auf Moskau, während 30000 Österreicher den rechten Flügel bildeten. Die Russen vermieden jedes Zusammentreffen mit dem überlegenen Feinde und zogen sich, hinter sich alles zerstörend, immer weiter in das Innere des Landes zurück. Erst bei Smolensks nahm Barclay de Tolly, der Anführer der russischen Armee, eine Schlacht an; sie ging für die Russen verloren. Auf das Drängen der Alt-russen, die mit dem beständigen Zurückweichen Barclay de Tollys unzufrieden waren, übergab Alexander den Oberbefehl dem greisen Kutusow. Dieser verlor die blutige Schlacht bei Borodino,^) und Napoleon hielt daher Mitte September seinen Einzug in Moskau.
Wenige Tage darauf brachen, von den Ruffen selbst angelegt, in Moskau Feuersbrünste aus, die einen großen Teil der Stadt und der Vorräte vernichteten. Als Napoleon jetzt den Frieden anbot, hielt ihn Alexander, auf den Stein und Arndt einwirkten, so lange hin, bis die gute Jahreszeit vorüber war. Erst am 18. Oktober griffen die Russen
1) Smolensk liegt am obern Dnjepr.
2) Borodino liegt westlich von Moskau.
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Extrahierte Ortsnamen: England Europas Hollands Oldenburgs Frankreich Warschau Polens Oldenburg Frankreich Riga Petersburg Moskau Moskau Moskau Smolensk Moskau
418 '
Zehntes Haupkstäck.
zosen gegen nur 130,000 Nüssen. Benningsen wollte also
zuvorkommen, den Passargcübergang erzwingen, und das
zwischen Passarge und Alle postierte Corps des Marschalls
Ney abschneiden und aufrciben. Allein Ponte Corvo bot
bei Spunden, Soult bei Lvmitten dem russischen Heer
die Stirne, Ney zog sich unter hitzigen Treffen bei Gutt-
stadt und Ankcndorf auf die Position bei Deppen zurück,
und schon am 7. Juni ergriff Napoleon mit vereinter
Kraft die Offensive. Jetzt suchte Benningsen das feste
Lager bei Heilsbcrg wieder auf, und die Schlacht vom
10. Juni endigte damit, daß Marschatt Lannes einen
Sturm auf die Verschanzungen unternahm. Der ruft
sische Feldherr, statt folgenden Tags einen zweiten aus-
zuhalten, beschloß zuerst den Rückmarsch gegen Wehlau
und die Linie des untern Pregels, bald aber, wie er
sah, daß die Franzosen ihm voraus seyen, Ueberfatt und
Aufreibung einzelner Divisionen. Hiezu bot sich am 14.
Juni die Gelegenheit: nur Lannes und Morticr sperrten
den Weg nach Wehlau; aber sie trotzten jedem Angriffe,
bis mehrere Stunden nachher Verstärkung eintraf. Ge-
gen 1 Uhr erschien der Kaiser, nach 3 kamen Ney und
Victor: erst um 5 war die Schlachtlinie vollendet: Lan-
nes in der Mitte, Mortier links, Ney rechts, Victor
und die Garde in der Nachhut: der Feind lehnte seinen
linken Flügel an die Stadt Friedland, während er
den rechten 2 Stunden weit ausdehnte. Da befahl der
Kaiser: „Ney rückt vor, und im Augenblicke, wo er sich
auf den Feind stürzt, verdoppeln die Kanonen der gan-
zen Linie ihr Feuer.» Dies geschah um halb 6 Uhr:
Victor füllte das Terrain, welches Ney räumte, seine
Artillerie unterstützte Neys Bajonette, sein General Du-
pont warf die aus einer Schlucht vorgedrungne Garde
der Russen auseinander, und als der linke Flügel Ben-
ningsens, von Ney überwältigt, Schutz in Friedland such-
te, drangen die Franzosen mit ihm durch die Thore. Nun
rückten auch Mortier und Lannes vor, und schleuderten
3 Divisionen in die Alle, während eine vierte, die sich
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Extrahierte Personennamen: Soult Napoleon Marschatt_Lannes Mortier Ney Mortier
Kaiser Napoleon u. die französische Universalmvnarchte. 449
Oe streich Böhmens berauben solle, er sanktionirt in Jta«
lien und Spanien begangne Gewaltthatcn, er streckt die
eine Hand nach Finnland, die andre nach der Türkei aus,
und betrachtet es als entschiedne Sache, daß ihm und
dem französischen Kaiser gegenüber kein Recht eines Drit-
ten existiré. Offenbar hat ihm damals, um ein Wclt-
stürmer wie sein großer Freund zu werden, Nichts ge-
fehlt als napoleonisches Genie. Später freilich hat er
den heiligen Bund gestiftet, und Grundsätze christlicher
Menschenliebe sehr überraschend in die russische Politik
eingeflochtdn.
Nachdem Napoleon die Könige von Wirtenberg und
Bayern zur Wachsamkeit gegen Oestreich anfgefordcrt
hatte, — weßhalb ihre Truppen, sowie die sächsischen
von der Theilnahme am Krieg gegen Spanien befreit
blieben, — verließ er Erfurt den 14., Paris den 29.
Okt., war den 3. Nov. zu Bayonne, den 7. zu Vittoria.
Die Spanier bildeten 140,00ö* Mann stark einen Kreis
von Saragossa bis zum biscayischen Gestade, rechts die
Aragvnesen unter Palafox, links Romana und die Galt,
cier unter Blake, in der Mitte die Andalusier und Va-
leneancr unter Castannos, und zu Burgos Graf Bel-
vedere mit der cstremadurischen Armee. Der Kaiser
hatte rechts Lefebvre und Victor, links Ney und Mon-
cey, in der Mitte den Marschall Soult. Letzterer sprengte
am 10. das Heer Belvederes; Victor nahm folgenden
Tags bei Espinosa dem General Blake Artillerie, Gepäck
und Munition; Ney und Lanncs rollten am 23. die
Truppen des Castannos bei Tudela auf: Palafox eilte,
Saragossa zu beschirmen: der Weg nach Madrid stand
offen bis zum Engpässe von Somo-Sierra; auch hier
brach Napoleon am 30. mit Hülfe seiner polnischen Lan-
zenträger durch, und den 4. Dez. zu Madrid angelangt,
hob er die Inquisition auf, verminderte die Zahl der
Klöster, bestimmte einen Theil der Klostergüter zur Auf.
besserung des Einkommens der Landgeistlichen, unter-
drückte sämmtliche Feudalrechte, vernichtete die grundherr-
Bauer's Eesch. Vi. Bd. 29
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Oestreich Blake Burgos_Graf Lefebvre Marschall_Soult Espinosa Blake Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Finnland Wirtenberg Spanien Erfurt Paris Bayonne Saragossa Tudela Saragossa Madrid Madrid
Kaiser Napoleon n. die ftanmsche Universalmonarchte. 455
zuvor." Den 27. März 1809 erschien in Wien des Kai-
sers Aufruf an seine Völker, worin er den Kampf als
einen Akt der Selbsterhaltung bezeichnete. Der Opera-
tionsplan war fertig: Erzherzog Ferdinand sollte mit
40.000 Mann die Polen unter Poniatowsky schlagen,
das Herzvgthum Warschau erobern, an die preussische
Gränze vorrücken, und den kvnigsberger Hof zum Bei-
tritt ermuthigen; in Italien sollte Erzherzog Johann
85.000 Mann gegen Eugen führen, und zugleich die Be-
völkerung aufwiegetn ; die Generale Ch a steiler und
Jellachich rtefctr das treue Tyrolervolk zur Abschüttlung
des Jochs der Bayern; Generalissimus Karl, der mit
der Hauptmacht, mit 14,000 Reitern und 112,000 Fuß-
gängern, ausserdem gestützt auf Bellegardcs 49,000 Mann
in Böhmen, an beiden Seiten der Donau vordrang, ver-
kündigte in dem Armeebefehl vom 6. April, daß bald
auch fremde Truppen, mit den Oestreichern vereinigt, die
Feinde angreifen werden, eröffncte am 8. die Operatio-
nen, sandte dem Bayernkönig eine Einladung zur Theit-
nahme, und verbreitete durch seine Krieger Freiheitsschrei-
den an alle Deutschen. Zwar hatte Napoleon Vorkeh-
rungen getroffen: Davoust stand auf dem linken, Masse-
na auf dem rechten Dvnauufer, im Centrum Lefebvre
mit den Bayern, Vandamme mit den Wirtenbergern.
Allein zu sehr auf die Langsamkeit der Oestreicher rech-
nend, hielt es Napoleon für entschieden, daß der Krieg erst
gegen Ende Aprils beginnen werde, und Fürst Berthier
von Neuchâtel, welchem für den Fall unerwarteten Angriffs
einstweilen der Oberbefehl übertragen war, begieng die
Thorheit, Massena nach Augsburg, Davoust nach Re-
gensburg zu senden: das heißt, er trennte die beiden
Flügel durch einen Raum von 30 Stunden; weßhalb Erz-
Herzog Karl sogleich auf Vernichtung des Centrums hin-
arbeitete. Den 12. April Abends bekam Napoleon Nachricht
durch den Telegraphen; den 15. zwei Uhr Morgens reiste
er von Paris ab; den 16. war er in Ludwigsburg bei
dem wirtcnbergischen König Friedrich, Abends in Dillin«
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Ferdinand Ferdinand Johann Johann Eugen Eugen Karl Karl Napoleon Davoust Napoleon Fürst_Berthier
von_Neuchâtel Davoust Karl Karl Napoleon Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Wien Warschau Italien Bayern Donau Centrum_Lefebvre Bayern Augsburg Paris Ludwigsburg
456
Zehntes Hauptstück.
gen bei Maximilian von Bayern, den 17. Morgens in
Donauwörth. Sein Glücksstern hatte nur soviel für ihn
gethan, daß Karl in 11 Tagen nicht weiter als 30 Stun-
den zurücklcgte: das Uebrige that der Seherblick des
größten aller Feldherrn. Kaum an Ort und Stelle, macht
er den Fehler Berthiers gut, und entwirft in einem
Augenblick den wundervollen Plan, welcher nicht nur das
Schwert des Angriffs in seine Hand bringt, sondern
binnen weniger Tage, ganz seinem Wort gemäß, über
Deutschlands Loos entscheidet. „Ich sehe den Erzherzog
auf der Linie von Landshut gegen Rcgensburg Vordrin-
gen; also muß Davvust nach Neustadt zu den Bayern,
Massena mit Oudinvt nach Pfaffenhofen, dem Feind in
den Rücken." Dieser Ordre seht er eigenhändig bei:-
«rastlos, schnell! ich empfehle mich euch!« Am 19. ist
sein Wille vollstreckt; überdieß hat Massena bei Pfaffen-
hofen 300, Davoust bei Pcissing und Thann 7 bis 800
Gefangne gemacht. Am 20. fliegt der Kaiser mit den
Bayern und Wirtenbergern gegen Karls Linke unter Erz-
herzog Ludwig und General Hiller, die 6 Stunden
vom Hauptcorps getrennt stehen. «Ihr Wirtcnberger,"
sagt er, „fechtet wieder so, wie in Schlesien; ihr Bayern,
denkt daran, wie Oestreich seit jeher eure Unabhängigkeit
bedroht; aber ich will euch so stark machen, daß ihr den
Oestreichern allein sollt Trotz bieten können." Sofort
entspinncn sich in dem weiten Umkreise von Abendsberg,
Rohr, Kirchdorf, Rothenburg, Siegenburg und Birwang
die unter dem Namen der abendsbergcr Schlacht bekann-
ten Treffen, deren Ergebniß in 8 Fahnen, 12 Kanonen
und etwa 15,000 Gefangnen besteht. Nun geht es auf Lands-
hut los, weit hier das Generaldepot des Feinds, und
weil die Isar seine Operations- und Deckungslinie ist:
Massena zeigt sich schon auf dem rechten Ufer: General
Mouton (nachmals Graf Lobau), Lannes und der
Bayer Wrede dringen am 21. in die Stadt: General
Hiller verliert 30 Kanonen, 600 Proviant-, 3000 Ge-
päckwagen und 9000 Gefangne. Folgenden Tags eilt
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_von_Bayern Maximilian Karl Karl Massena Davoust Thann Karls Ludwig Ludwig Hiller Oestreich Massena Hiller
Kaiser Napoleon u. die französische Universalmonarchk. 459
den Ajax des Franzosenheers: er vergißt, daß sein eig-
nes Leben in Gefahr schwebt: heisse Thränen rotten über
seine Wangen. Doch das von ihm beseelte Heer behaup.
tet die Stellungen bei Aspern und Eßling: um 10 Uhr
Nachts erstirbt die Kanonade der Oestreicher, um 12 sind
die Franzosen zurück nach Lobau, und während Karl 2
Tage zögert, seine geschwächte Armee in den Kampf mit
Verzweifelnden zu führen, stellt Napoleon die Nerbin.
düng mit dem rechten Ufer her. Jndcß hatte sich Erz-
herzog Johann, obgleich den 16. April Sieger im Tref-
fen bei Sacile, .seitdem ihm Nachricht von den Kämpfen
des Nordheers zugckommen war, unter blutigen Gefech-
ten an der Piave, bei Prewald, San Michele und Tar-
witz, Schritt vor Schritt bis nach Ungarn zurückgezogen,
und Prinz Eugen, beauftragt, jede Vereinigung zwischen
Johann und Karl zu hindern, folgte Ersterem auf dem
Fuße. Die Vorarlberger waren unter Leitung des Ad-
vokaten Schneider, die Tiroler unter der des Belgiers
Chastetler und des Tirolers von Hormayr (schwer ge-
kränkt dadurch, daß Bayern dem preßburgcr Frieden zu.
wider die alte Landsverfassung antastete) einmüthig auf-
gestanden: den 12. April bemächtigten sie sich Jnsprucks
und der dort einquarticrten bayerschen Regimenter; den
13. ergab sich bei Wiltau General Bisson mit einem
Corps Franzosen: man führte die Gefangnen nach Schwatz,
um sie gegen Oestreicher auszuwechseln; Napoleon aber,
unter dem Vorwand, sie seyen ermordet worden, schleu-
derte gegen Chastetler einen Achtbefehl. Wie nun Lefe-
bvre mit den Bayern unter Wrede und Deroy vorrück-
te, den 13. Mai bei Worgl siegte, den 15. Schwatz, den 19.
Jnspruck nahm, und feine Soldaten mit der Brandfackel
und dem Schwerte dergestalt wütheten, daß er versicher-
te, solche Greuel selbst in Spanien nicht erlebt zu haben,
ordnete der sonst muthvolle Chastetler, weil ihm vor dem
Tode eines geächteten Verbrechers graute, vorsichtig den
Rückzug an, und verhandelte wegen Räumung Tirols;
allein die Bayern wollten ihn und Hormayr in ihre Ge-
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Karl_2 Karl Napoleon Jndcß Johann Johann Eugen Eugen Johann Karl Karl Schneider Jnsprucks Bisson Napoleon
r
i i /
464 Zehntes Hauptstück.
Franzosen unter dem Feuer östreichischer Landbatterien
die Mühleninsel nahmen, und in der Richtung dahin
zwei Pfahlbrücken zimmerten, so schien es unzweifelhaft,
daß der Angriff zwischen Aspern und Enzersdorf Statt
haben werde. Allein unbemerkt hatte Napoleon auf dem
andern Ende der Insel Lobau, nebst vielen Kanvnierbv-
ten und Kähnen, vier Brücken, die in zwei Stunden fer-
tig seyn konnten, überdies; eine fünfte gerüstet, die man
blos dies- und jenseits anzuheften brauchte. Die Trup-
pen von Linz, Molk und St. Pölten wurden herbeige-
rufen; Eugen und Davoust marschierten, so geheim als
möglich, stromaufwärts. Seit Wochen lag schwüle Som-
merhitze auf den Gefilden um Wien, und soweit der Blick
reichte, wirbelte Staub von den Chausseen: in der Mcht
auf den 5. Juli entlud sich die gewitterschwangre Atmo-
sphäre: der ganze Himmel stand in Feuer, der Regen
strömte, der Sturm peitschte die Donauwellen. Zu glei-
cher Zeit, Nachts 11 Uhr, richtete Napoleon von Lobau
her eine furchtbare Kanonade auf die enzersdörfer Werke:
um 3 war sein Heer übergcsetzt, theils unterhalb Enzers-
dorf, theils bei Wittau; um 5, beim Aufgang eines
sonnenhellen Tags, stand es in Schlachtordnung, Massen«
links, Oudinot und Bcrnadotte in der Mitte, Davoust
rechts, Eugen, Marmont, die Garde und die schwere
Reiterei im Rückhalte: Karl sah seine Schanzen, das
Werk 40tägigcr Anstrengung, umgangen: er mußte, um
dem Feind zu begegnen, eine Schwenkung machen. Der
erste Schlachttag vergieng unter einzelnen Gefechten: ge-
gen 8 Uhr hatten die Oestreicher das brennende Enzers-
dorf verloren; hierauf nahm Oudinot Rützendorf, Ber-
nadotte Raßdorf, Massen« die Werke bei Aspern und
Eßling, Macdonald das Dorf Wagram; aber von vorn
und in den Seiten gefaßt, wich Letzterer zurück: die
Sachsen unter Bernadotte, seine Soldaten für Oestreicher
haltend, schoßen auf ihn: es konnte gefährlich werden,
hätte nicht eben jetzt der Tag sich zu Ende geneigt. In
der Nacht guf den 6. trafen die beiden Feldherrn ent-
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Eugen Napoleon Davoust Eugen Eugen Marmont Karl Karl Oudinot_Rützendorf Macdonald Bernadotte
Extrahierte Ortsnamen: Aspern Linz Wien Aspern Sachsen
528
Elftes Hauptstäs»
quartier Kalisch die Auflösung des Rheinbundes, und for-
derte Fürsten, Edle und Männer des Volkes zur Be.
kämpfung der Franzosen auf. Der Herzog von Mecklen.
burg-Schwerin war schon am 14. März diesem Rufe zu-
vorgekommen; der Herzog von Anhalt-Dessau leistete ihm
sogleich Folge; auch Friedrich von Dänemark zeigte sich
bereit, wäre nur der Punkt wegen Norwegens nicht ge-
wesen; der Sachsenkönig aber, weil von Napoleon be-
vorzugt, und durch Dankbarkeit aufs innigste an ihn ge-
kettet, entwich nach Böhmen, und erklärte den 29. Apr.
aus Prag, er werde sich dem Impulse Oestreichs fügen,
das auf dem Wege bewaffneter Neutralität zu vermitteln
wünschte. Seine Lande wurden nicht geschont: bereits
den 31. März waren Verbündete in Leipzig eingerückt,
und seit dem 3. April begann die Belagerung von Wit.
tenberg. Auch Kutusow, anfänglich der Polen wegen zö-
gcrnd, marschierte, während sich den 6. April Czenstochau
an Sacken, den 17. Thorn an Barclay, den 24. Span-
dau an den preussischen General von Thümen ergab,
mit der russischen Hauptarmee aus Kalisch der Elbe zu,
von wo Eugens 80,000 Mann in folgende Stellungen
gedrängt wurden: der linke französische Flügel reichte an
die Saalemündung; das Centrum war in Bernburg; der
rechte Flügel berührte den Harz bei Stotlberg; in der
Nähe von Magdeburg stand Lauriston mit dem 5. Corps.;
Davousts Vorhut unter Montbrun war bei Gifhorn
über die Aller zurückgewichen. Den 28. Apr. starb Ku>
tusow zu Bunzlau, 77 Jahre alt, und General Graf
Wittgenstein, der an seiner Statt den Oberbefehl über-
nahm, mußte sogleich einen kühnen Wurf versuchen;
denn begierig nach Entscheidung stürmte Napoleon, der
am 15. Apr. St. Cloud verlassen, über Erfurt nach
Naumburg, zog über Merseburg den Vicekönig an sich,
senkte sein meistens neu geworbnes Heer, dem leichte
Truppen und gute Reiter abgiengen, und von welchem
Viele kaum die Muskete tragen konnten, am 1. Mai in
Vierecken und dichtgeschloßnen Kolonnen zur Ebne von
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_von_Dänemark Friedrich Napoleon Oestreichs Barclay Eugens Eugens Davousts Graf
Wittgenstein Napoleon
Elftes Hauptstück.
aso
Blücher mit den meisten Preussen; am weitesten rechts
faßte Barclay Posto; dann in zweiter Linie rechts York,
links Gorschakow, und im dritten Treffen russische
Garden unfern Würschens. Napoleon, um einen Theil
der Feinde aus ihrer gutgewählten Stellung wegzulocken,
sandte Ney mit starker Macht auf die berliner Straße:
man ließ sich nicht irre machen, sondern traute dem
Landsturm der Residenz; denn schon unter dem 6. Mai
hatte man alle Bürger bis zum 60. Jahre aufgeboten:
bei Annäherung der Franzosen sollten Weiber, Kinder
und Vieh nach dem Innern abgeführt, Mühlen und Dör-
fer verbrannt, Brunnen verschüttet werden. Plötzlich
erhielt Ney Befehl, umzukehren, und auf die rechte
Flanke der Verbündeten zu marschieren. Ehe der Mar-
schall eintreffen konnte, rückte Napoleon vor, stieß den
19. Mai bei Weissig auf Barclay und York, nahm das
Dorf, und trieb ihre Schaarcn über die Spree zurück.
Am 20. Mittags überschritten die Franzosen in 4 Ab-
theilungen den Fluß; Oudinot und Macdonald warfen
sich auf den linken Flügel, Marmvnt auf den rechten:
als es dunkel wlirde, hatte sich Napoleon sämmtlicher
Stellungen der ersten Linie bemächtigt: nur Blücher be-
hauptete noch hartnäckig die Anhöhen bei Kreckwitz. Den 21.,
nachdem die Schlacht eine Zeitlang geschwankt hatte, don-
nerten plötzlich Neys Kanonen auf der rechten Flanke
der Verbündeten, und combinierte Angriffe Napoleons
zwangen sie Nachmittags 3 Uhr überall zum Rückzüge.
30,000 Mann waren beiderseits getödtet oder verwundet
worden. Barclay, welcher am 25. Mai den stolzen,
überdieß nicht sehr fähigen, noch unternehmenden Witt-
genstein im Commando ablöste, führte die Geschlagnen,
um ihre Verbindung mit Oestreich festzuhalten, von der
Oderstraße ab in eine feste Position bei Schweidnitz. Auf
Oestreich richteten sich damals alle Blicke; denn offenbar
hieng cs vom Beitritte dieser Macht ab, wohin die Wag-
schaale sinken werde, und Graf Metternich, der das wie-
ner Kabinet leitete, begriff die Wichtigkeit des Moments
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Extrahierte Personennamen: Barclay Gorschakow Napoleon Napoleon Barclay Napoleon Napoleons Barclay Oestreich Graf_Metternich