J8. Das Deutsche Reich. 383
- Zusammenfassung: Der deutsche Handel und sein Einfluß auf das
wirtschaftliche Leben.
4. Das deutsche Reich ist dicht besiedelt.
Nach der Volkszählung vom Jahre 1900 zählt das deutsche Reich
über 56 Millionen Einwohner (56 345 914), die Bevölkerungsdichte beträgt
demnach 104 Einwohner auf 1 qkm. Hinsichtlich der Volkszahl wird
unser Vaterland in Europa nur noch von Rußland übertroffen; hinsichtlich
der Volksdichte aber steht es an 5. Stelle; denn Belgien, Niederlande,
Großbritannien und Italien haben noch eine größere Bevölkerungsdichte
aufzuweisen. Die Volksdichte ist nicht überall gleich stark. Es giebt dicht
bevölkerte und dünn bevölkerte Gegenden. Zu den dicht bevölkerten Gegen-
den gehören die Mittelgebirgslandschaften, die oberrheinische Tiefebene, die
Vorländer des Mittelgebirges, fowie die Tieflandsbuchten innerhalb der
Mittelgebirge, während die oberdeutsche Hochfläche mit der Oberpfalz, die
Hochflächen des Juras und das norddeutsche Tiefland zu den dünn bevöl-
kerten Strichen gezählt werden müssen. Unter den deutschen Staaten weist
das Königreich Sachsen die größte Bevölkerungsdichte auf (270 auf 1 qkm),
während das Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz der am dünnsten bevöl-
kerte deutsche Staat ist. (35 Einwohner auf 1 qkm.) Ihrer Abstammung
nach ist die überwiegeude Mehrzahl der Bewohner Deutsche; nur der ge-
samten Bevölkerung wird von Angehörigen anderer Völker gebildet. Ostlich
der Oder wohnen Slaven, deren Gesamtzahl sich auf ca. 4y.2 Millionen
beläuft. Am stärksten sind die Polen vertreten, und zwar in der Provinz
Posen, wo sie über die Hälfte der Bevölkerung ausmachen. Neben den
Polen gehören noch die Kaffuben. Wenden und Litauer dem slavischen Stamme
an. Im Norden des Reichs, namentlich im Herzogtum Schleswig, wohnen
Dänen, während im Westen, besonders in Lothringen noch 1/4s Million
Franzosen wohnen. Das deutsche Volk gliedert sich in zwei große Stämme,
in Nieder- und Oberdeutsche, die sich besonders durch ihre Mundart unter-
scheiden. Die Grenze zwischen Nieder- und Oberdeutschen zieht sich von
Krefeld über Elberfeld, Barmen, Kassel, Münden, Göttingen, Aschersleben,
Wittenberg, Lübben, Fürstenberg nach Birnbaum an der Warthe. Der
Stamm der Oberdeutschen gliedert sich wieder in Süddeutsche und Mittel-
deutsche. Zu den Süddeutschen gehören die Bayern, Franken, Schwaben
und Alemannen, während die Mitteldeutschen sich in Obersachsen, Thüringer
und Hessen gliedern. Die Niederdeutschen zerfallen in Westfalen, Nieder-
sachsen und Friesen. Der Religion nach sind fast 2/s der Bewohner protestan-
tisch, über y3 römisch-katholisch. Die Zahl der Juden beträgt etwas über
1/2 Million.
Zur sachlichen Vertiefung: Woraus erklärt sich die große Volksdichte
Deutschlands? Wie kommt es, daß die Mittelgebirge mit ihrer Umgebung
dichter besiedelt sind als die Tief- und Hochebenen? Worin sind die großen
Unterschiede in der Volksdichte einzelner deutscher Staaten begründet? Welche
Vorteile erwachsen dem Reiche aus der hohen Volkszahl? Wie kommt es.
daß die Nichtdeutschen sich vorwiegend in den Grenzgebieten finden? Wie
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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102 Die Westfeste Amerika.
Die isolierte Lage und das ungesunde Rlima hielten den großen
Auswandererstrom von Südamerika fern und hinderten so die Besiede-
lung des Landes.
b) Ein weiterer Grund für die Rückständigkeit der Kultur ist in der
horizontalen Gestalt und in der Bodenform zu suchen:
Südamerika ist eine völlig ungegliederte plumpe Erdmasse, der
die tiefeinschneidenden Buchten fehlen. Infolgedessen sind die Landschaften des
Inneren der Küste weit entrückt und nur schwer erreichbar. Dazu kommt,
daß in Südamerika gute Naturhäfen selten sind. Zwar fehlt es nicht an
ausgezeichneten Buchten, aber diese liegen weit auseinander und stehen zu-
meist mit dem Innern in keiner Verbindung (Pernambuco, Rio de Janeiro,
Valdivia, Valparaiso usw.). Der Erdteil ist also, obgleich er rings vom
Meere umgeben ist, schwer zugänglich.
Auch die Bodenform ist der Kulturentwicklung hinderlich gewesen.
Das größte Verkehrshindernis bilden die Anden, die den Erdteil
von Norden nach Süden durchziehen. Zwar ist das Gebirge nicht von be-
trächtlicher Breite (500—750 km), dafür aber von bedeutender Höhe. Steil
steigt es aus dem Spiegel des Stilleu Ozeans zu einer Höhe von 3000
bis 7000 m empor, teilt sich bald in zwei, bald in drei oder mehr
parallele Züge und fällt wieder steil in die Tieflandsmulde hinab. Dazu
kommt, daß die Schartung des Gebirges keine starke ist; die Übergänge
liegen durchgängig sehr hoch.
Der Osten ist erfüllt von den ungeheuren Niederungen der großen
Ströme und von den Berg- und Tafelländern von Guayana und Brasilien.
Diese Gebirge setzen zwar an sich dem Verkehre keine Hindernisse entgegen,
dafür aber ist die schwer durchdringliche Vegetation dem Verkehre sehr
hinderlich.
Dazu kommt nnn weiter, daß es im Inneren an Verkehrswegen fehlt.
Im Tieflande sind die großen Ströme die einzigen Straßen; im Berglande
aber versagen auch diese, da sie dort zahlreiche wilde Stromschnellen und
Wasserstürze bilden.
Künstliche Wasserstraßen fehlen ganz, obwohl eine Verbindung der
großen Ströme nicht auf allzu große Schwierigkeiten stoßen würde, und
das Eisenbahnnetz ist noch sehr gering entwickelt. Ganz besonders fehlen
die Querbahnen, durch die die beiden Gestade miteinander verbunden
werden.
Die geringe Zugänglichkeit der Austen und die geringe lvegsamkeit
des Inneren erschwerte die Verbreitung der Kultur und verhinderte bis
auf den heutigen Tag die völlige Erschließung des Erdteils und die
Ausbeutung seiner Schatze.
c) Schuld an der Rückständigkeit der Kultur trägt endlich auch die
Bevölkerung des Erdteils. Die Bevölkerung ist zum weitaus größten Teile
eine Mischlingsbevölkerung: Mestizen (von Weißen und Indianern),
Mulatten (Weißen und Negern), Zambos (von Negern und Indianern).
Zu diesen kommen noch die Kreolen (Nachkommen der alteingewanderten
Spanier), Deutsche, Engländer, Nordamerikaner, Spanier und
Italiener.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Südamerika Pernambuco Valdivia Valparaiso Guayana Brasilien
132
Afrika.
Wodurch ist nun die Entwicklung des Urwalds noch gefördert
w orden?
Die Entwicklung des ungeheuren Urwalds ist auch durch die große
Hitze gefördert worden, die im Kongobecken herrscht. Wie kommts, daß im
Kongobecken jahraus jahrein eine so große Hitze herrscht? Wodurch wird
diese große Hitze hervorgerufen? Inwiefern ist nun durch die große Hitze
die Entwicklung des Urwalds gefördert worden? Welchen Einfluß übt die
große Lichtfülle der heißen Zone auf die Pflanzenwelt aus?
Zusammenfassung: Die Ursachen der Urwaldnatur des Kongobeckens.
3. Was hat die Urwaldnatur des Kongobeckens zur Folge gehabt?
Das Kongobecken ist dicht besiedelt; man schätzt die Zahl der Be-
wohner auf ungefähr 35—40 Millionen. Die Bewohner sind Neger und
gehören zu der großen Negerrasse der Bantu. Sie gliedern sich in zahlreiche
Stämme, die von Häuptlingen beherrscht werden, und stehen auf einer sehr
niedrigen Kulturstufe. Sie sind Heiden und beten allerhand Gegenstände
an, denen sie Zauberkräfte zuschreiben z. B. Steine, Tiere, geschnitzte
Figuren usw.
Sie wohnen in dorfähnlichen Niederlassungen. Die zahlreichen
Hütten, die teils die Kegelform, teils die viereckige Bauart aufweisen,
sind gewöhnlich um einen freien Platz gruppiert, der den Herden während
der Nacht als Aufenthaltsort dient. Das ganze Dorf ist außen von einem
Pallisadenzauu umschlossen.
Die Beschäftigung der Kongoneger ist sehr verschieden. Einzelne
Stämme leben vom Fischfang und von der Jagd, während andere den
Ackerban betreiben. Der Ackerbau ist aber uur Hackbau, bei dem anstatt
des Pfluges die Hacke gebraucht wird. Man baut Hirse, Mais, Erdnüsse,
Bohnen, Melonen, Kürbisse, Zuckerrohr und Tabak. Einige Negerstämme
treiben Elfenbeinhandel.
Die Stämme leben untereinander in beständiger Feindschaft und be-
fehden einander. Selbst innerhalb der einzelnen Stämme entstehen oft
blutige Fehden. Viele Stämme der Kongoneger haben an Menschen-
opfern große Freude, und daher ist die Hinrichtung von Sklaven und Ge-
fangenen an der Tagesordnung. Unter vielen Stämmen herrscht noch die
Menschenfresserei. „Die Leute rühmen sich der Zahl der Feinde, die
sie verzehrt haben, und hängen die gebleichten und weiß gewordenen Schädel
auf einen Baum vor der Tür auf oder ordnen sie in Reihen auf den Dach-
balken der Hütte als ein stilles Zeichen ihrer Wichtigkeit und Tapferkeit."
Zusammenfassung: Volksleben und Volksbeschäftigung.
Rückblick und Zeichnung.
Das Kongobecken.
1. Lage und Ausdehnung. 2. Bodenform und Bodenbefchaffenheit.
3. Gewässer. 4. Klima und Niederschläge. 5. Tierwelt und Bodenerzeugnisse.
Q. Volksleben und Volksbeschäftigung.
I
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
182 Afrika,
ober Hütten. Die nomadisierenden Araber wohnen nur in Zelten, die
heute da und morgen dort aufgeschlagen werden können. Die seßhaften
Araber dagegen errichten sich Lehm- oder Steinbauten; auch auf dem
Hochlande von Abessinien sind die Steinhäuser vorherrschend. Die Neger-
Völker wohnen in einfachen Hütten. Die Jägervölker begnügen sich mit
der Kugelhütte, die leicht aus Zweigen hergestellt und ohne Schwierig-
keit an einen andern Ort gebracht werden kann. Auch bei den seßhaften
Garten- und Ackerbauvölkern findet man die bienenkorbähnliche Kugelhütte.
Im Norden herrscht die Kegelhütte vor, die teilweise auch aus Ton und
Lehm errichtet ist. Bei den Eingeborenen Ostafrikas ist die Temba, ein
viereckiger Lehmbau, die herrschende Wohnstätte, während in sumpfigen
Gegenden der viereckige Pfahlbau vorherrscht. Die innere Einrichtung
der Hütten ist eine sehr einfache. „Die bewegliche Habe einer Negerfamilie
beschränkt sich auf Körbe für Nahrungsmittel, irdene Töpfe, ein Sortiment
von allerhand Schüsseln aus Weidengeslecht, dem Familienschild. Speere,
Messer, Schwerter und Werkzeuge und die draußen liegenden Fischkörbe."
Einen wichtigen Gegenstand bildet noch die Stampfmühle.
Das Wohnen in einzeln liegenden Hütten ist in Afrika wenig ver-
breitet; bei den Eingeborenen herrscht das Zusammenwohnen vor. Die
Wohnhütten bilden dorsähnliche Siedelungen, die durch Pallifaden oder
Zäune geschützt werden. Die Anlagen dieser Siedelungen ist sehr ver-
schieden. Städte sind in Afrika sehr selten anzutreffen; sie finden sich
nnr in den Gebieten, in denen die Araber herrschen oder ihren Einfluß
geltend gemacht haben. Größere Staaten haben sich in Afrika wenige ent-
wickelt; nur im Norden sind solche von den Arabern gegründet worden.
Die Negerstaaten sind meist nur von kurzer Dauer gewesen.
sachliche Vertiefung: Wie kommts, daß Afrika ein so buntes
Völkergemisch aufweist? — Warum finden sich in Afrika so viele Misch-
Völker? — Wie kommts, daß in Nordafrika die Araber die Herrschaft er-
langt haben? — Warum ist der Fetischismus die vorherrschende Religions-
form? — Wie ist es zu erklären, daß das Christentum so wenig Verbreitung
gefunden hat? — Wie kommts, daß die Eingeborenen vielfach noch Natur-
Völker und Nomaden sind? — Weshalb sind die Stroh-, Lehm- und
Holzhütten vorherrschend? — Woraus erklärt sich die eigentümliche An-
läge der Siedelungen? — Warum fehlt es im Innern Afrikas an
Städten? usw.
Ausammenfassung: Afrikas gegenwärtiger Kulturzustand: Volksleben
und Volkswesen.
3. Worin hat der niedere Stand der afrikanischen Kultur ihren
Grunds
1. Lage und Gliedernng Afrikas. Afrika gehört zur Alten Welt
und liegt auf der östlichen Halbkugel, und zwar ganz im Südwesten, also
an der Peripherie der Landhalbkugel. Es ist auf allen Seiten vom Meere
umgeben und hängt nur auf eine kurze Strecke mit dem größten aller
Weltteile, mit Asien, zusammen. Von Europa wird es nur durch das
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Abessinien Ostafrikas Afrika Afrika Afrika Afrika Afrika Nordafrika Afrikas Afrikas Afrika Asien Europa
6. Die deutschen Kolonien in Afrika. 155
baut. Zweimal im Jahre kann der Ewe säen. Die Frühjahrssaatzeit
fällt in die Zeit von Februar bis Mai, während die Sommersaatzeit von
Juni bis August dauert. Während der Zeit der Feldbestellung halten sich
die meisten Familien auf der Farm auf. wo sie in kleinen Grashütten
wohnen. Viehzucht treiben die Ewe nur im geringem Maße; ihr Viehstand
besteht meist nur aus Schafen, Ziegen, Schweinen, Hühnern und Enten;
dagegen sind Fischerei und Jagd.
In hoher Blüte steht bei den Ewe das Handwerk; besonders geschickt
sind sie in der Schmiedekunst. Fast jedes Dorf hat seine Schmiede auf-
zuweisen, in der der schwarze Meister regelrecht seinen Hammer schwingt
und der Geselle emsig den Blasebalg zieht. Freilich sind diese Werkstätten
recht primitiv ausgestattet. Der Amboß besteht meist nur aus einem großen
Steine und der Blasebalg aus einigen Ziegen- und Schafsfellen, die müh-
sam zusammengeflickt sind. Hammer und Zange jedoch sind fast allerwärts
europäischen Ursprungs. Dennoch verstehen die Eweleute mit ihrem ein-
fachen Handwerkszeug nicht nur Messer und Dolche, Schwerter und Acker-
gerate aus Eisen herzustellen, sondern auch feine Schmucksachen aus Messing
oder Silber zu verfertigen. Neben dem Schmiedehandwerk ist auch die
Töpferei weit verbreitet. Ohne Drehscheibe nur mit der Hand stellen
sie allerlei Geschirre und Götzenbilder her, die sie reich verzieren. Ebenso
verstehen die Ewe die Weberei; die Frauen spinnen aus der einheimischen
Baumwolle feines Garn, das sie geschmackvoll zu färben wissen, während
die Männer aus dem Garn allerhand Tücher und Matten weben. Die
Flecht- und Schnitzarbeit wird gleichfalls von den Eweleuteu geübt;
Taschen und Körbe, Matten und Hüte aus Blattrippen, Binsen, Reisstroh,
Palmenfasern usw. zierlich geflochten und Kämme, Löffel, Kürbiskalabassen,
Boote und Ruder aus Holz geschnitzt und mit allerlei Bildwerk verziert
legen Zeugnis ab von der Geschicklichkeit der Ewe.
Die Eweleute treiben auch einen lebhaften Handel. Sie unternehmen
Reisen in das Innere, um ihre Waren dort zu verhandeln. In einzelnen
Orten werden allwöchentlich besondere Markttage abgehalten, die oft von
Tausenden von Eweleuten besucht werden.
Das Innere von Togo wird von verschiedenen Stämmen bewohnt,
die untereinander in beständiger Fehde leben. Insbesondere sind die
Gebirgsstämme zu Räubereien geneigt. Bei einzelnen Stämmen des Binnen-
lands steht der Ackerbau in hoher Blüte. „Große Reis- und Hirsefelder
und Guineakorn wogen dort im Winde; dazwischen dehnen sich die grünen
Matten der Erdnußfelder. Gelbe Bohnenfelder, Bataten, Pfeffer und
Zwiebeln, sowie Baumwollensträucher ergänzen die Fülle der angebauten
Früchte. Mitten im Grünen liegen die kleinen Farmgehöfte mit ihren
bienenkorbähnlichen Hütten." Bei den Bewohnern des nördlichen Steppen-
gebiets herrscht die Viehzucht vor. Die einen sind ausgezeichnete Pferde-
züchter; die andern treiben besonders die Eselzucht, wieder andere Stämme
beschäftigen sich mit der Zucht von Schafen, Ziegen und Rindern. Unter
den Hauffaleuten des Nordens blüht der Zwischenhandel; in ihren Händen
liegt fast ausschließlich der Handel mit dem Hinterlande, der von zahlreichen
Haussakarawanen, die das Land durchziehen, besorgt wird.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere]]
158 Afrika.
Vorbereitung: Wißt ihr, welche Kolonie ich meine? Ja, es ist Deutsch-
Südwestasrika. Was wird nun von diesem Lande behauptet? Deutschlands
brave Söhne haben es durch Blut und Eisen dem Mutterlande gesichert.
Was heißt das? Um den Besitz des Landes sind schwere Kämpfe aus-
gefochten worden. Wißt ihr etwas von diesen Kämpfen zu berichten? Ja,
von unserm Regiment sind auch verschiedene Soldaten mit hinausgezogen
nach Afrika (z. B. aus Altenburg, Oberlödla, Meuselwitz usw.). Die meisten
derselben sind wohlbehalten wieder heimgekehrt in die Heimat; bei der
Feier des letzten Sedansestes haben wir zwei Asrikakämpser auf dem
Markte gesehen. Einige aber sind nicht wieder zurückgekehrt, sie sind im
heißen Kampfe gefallen; den tapferen Gefallenen will man in unserer Stadt
ein Denkmal setzen usw.
Von diesem Lande wollen wir nun sprechen. Welche Fragen möchten
wir da beantwortet haben?
Darbietung:
1. Welche Gebiete Afrikas umfaßt denn Deutsch-Südweftafrika?
Deutsch-Südwestafrika liegt an der Westküste Südafrikas zwischen der
englischen Kapkolonie und der portugiesischen Kolonie Angola und erstreckt
sich von der Küste des Atlantischen Ozeans bis in die Kalahariwüste.
Von dem portugiesischen Angolalande wird das deutsche Gebiet durch den
Kunene und Kubanjo geschieden, während der Orange im Süden die
Grenze gegen das englische Kapland bildet. Im äußersten Nordosten er-
streckt sich das deutsche Gebiet als eine schmale Zunge, die scherzweise als
„Bleistiftspitze" (Caprivizipfel!) bezeichnet wird, ostwärts bis an den Sambesi.
Das ganze Gebiet ist reichlich l^mal so groß wie das Deutsche Reich
(835100 qkm) und somit unsere zweitgrößte Kolonie.
Überschrift: Lage, Ausdehnung und Größe von Deutsch-Südwestafrika.
3. Warum mußte dieses Land durch Blut und Eifen dem Reiche
gesichert werden?
Das deutsche Schutzgebiet umfaßt das Ovamboland, das im Norden
der Kolonie liegt, das Damara-Land, welches die Mitte einnimmt, und
das Namaland im Süden. Diese Landschaften sind von verschiedenen Volks-
stämmen besiedelt worden. Der Norden der Kolonie, das Ovamboland,
wird von den Amboleuten bewohnt, die zu der großen Familie der
Bantuneger gehören. Sie sind zum größten Teil Ackerbauer, doch ist auch
die Viehzucht unter ihnen weit verbreitet.
In der Mitte des Landes, indamaraland, sitzen die Her er o. Sie sind
der wichtigste und volkreichste Stamm des deutschen Schutzgebietes: große,
kräftige und muskulöse Gestalten von dunkelbrauner Hautfarbe und tief-
schwarzem wolligen Haar. Die Hereros sind ein ausgesprochenes Hirten-
volk, dessen ganzes Dichten und Trachten auf die Erhaltung und Ver-
mehruug ihrer Herden gerichtet ist. Die Herden, die oft mehrere Tausende
von Rindern zählen, sind der ganze Stolz des Herero, ihm teurer als Weib
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
6. Die deutschen Kolonien in Afrika. 159
und Kind. „Er besingt sie in seinen Liedern; er ahmt in seinen Tänzen
ihre Bewegungen nach. Keine Arbeit ist dem Herero für sein geliebtes
Vieh zu schwer: im Sonnenbrande holt er oft, wer weiß woher, aus der
„Pütz" das Wasser, und hat sich einmal ein Tier verlaufen, so sucht er es
tage- und wochenlang. Nur schwer ist er zu bewegen, ein Rind zu ver-
kaufen, und tut er es doch für Gewehr und Munition, so handelt er mit
aller Zähe darum." Tie Hereros leben weit zerstreut in den großen Ge-
bieten; sie wohnen in ihren „Pontoks", das sind bienenkorbähnliche Hütten,
die aus Geflecht hergestellt und mit einem Gemisch von Kuhdünger und
Lehm bestrichen sind. Mehrere Pontoks bilden eine „Werft".
Groß-Namaland bewohnen die Hottentotten. Sie sind klein und
häßlich und siehen an Körperkraft den Hereros nach, von denen sie sich auch
durch ihre schmutziggelbe Hautfarbe und ihre schiefgestellten Augen unter-
scheiden. Sie wohnen auch in bienenkorbähnlichen Hütten, die aus gebogenen
Zweigen errichtet werden und mit Lehmpatzen, geflochtenen Matten oder
Fellen bedeckt sind. „Etwa 10—15 Hütten, im Kreise um einen freien
Platz geordnet, bilden ein Dorf oder einen Kral." Dieser „Kral" ist ge-
wöhnlich zum Schutz gegen Raubtiere mit einer dichten Dornenhecke um-
umgeben. Wie die Herero sind auch die Hottentotten Viehzüchter und
züchten insonderheit Ziegen und Fettschwanzschafe.
Die Hottentotten zerfallen in verschiedene Stämme, unter denen die Wit-
bois und die Bondelzwarts die bedeutsamsten sind. Obwohl sie später in das
Gebiet einwanderten als die Hereros, gelang es ihnen doch nach harten Kämpfen
sich zu Herren des ganzen Landes zu machen. Vor ungefähr 50 Jahren aber
befreiten sich die Hereros von der Hottentottenherrschaft und seitdem lebten
beide Volksstämme in beständiger Fehde. Als aber Deutschland von dem
Lande Besitz ergriffen hatte und seine Herrschast mehr und mehr auszu-
dehnen und zu befestigen suchte, schlössen die Herero freiwillig mit ihren
Erbfeinden, den Hottentotten, Frieden. Da dieses Bündnis gegen die deutsche
Herrschaft gerichtet war, so suchte Hauptmann von Franyois die Witbois mit
Waffengewalt zu unterwerfen. Doch der Versuch mißglückte. Da wollte
man auf friedlichem Wege die Eingeborenen gewinnen. Major Leutweiu
schloß mit den Witbois Frieden und es schien, als ob dadurch der Boden
für eine friedliche Erschließung des Schutzgebietes geebnet sei. „Deutsche Au-
siedler, teils Viehzüchter, teils Händler, kamen in steigender Zahl ins Land.
Militärstationen wurden gegründet, Hafen- und Eisenbahnanlagen geschaffen,
der Waffenhandel durch eine verschärfte Beaufsichtigung eingeschränkt —
kurz, die deutsche Herrschaft schien sich in einer Weise zu befestigen, daß
selbst viele frühere Gegner dieser friedlichen Politik zu ihren überzeugten
Anhängern wurden und auch langjährige Kenner von Land und Volk sich
täuschen ließen. Die Kolonie nahm einen sichtbaren Aufschwung." Doch diese
kolonisierenden Bestrebungen griffen tief in das Leben und die Gewohnheiten
der Eingeborenen ein, und bald sahen diese sich in ihrer Freiheit und Un-
abhängigkeit bedroht. „Unter der scheinbaren äußeren Ruhe entwickelte sich
gegen die fremden Eindringlinge eine Mißstimmung, die nur auf einen Anlaß
und eine günstige Gelegenheit zum gewaltsamen Ausbruch lauerte."
Zehn Jahre waren seit dem Friedensschluß zwischen Hottentotten und
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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160 Afrika.
Hereros verflossen; da erhoben sich im Oktober des Jahres 1503 die Bondel-
zwarts, die den Südosten des Schutzgebietes bewohnen. Um die Auf-
ständischen niederzuwerfen, marschierte die Schutztruppe, die zum großen
Teil im Hererolande lag, nach dem Süden ab. Dadurch war der Norden
des Schutzgebiets von Truppen völlig entblößt. Jetzt hielten die Herero
den Augenblick für gekommen, die deutsche Herrschaft abzuschütteln. Am
12. Januar 1904 ward das allgemeine Zeichen des Aufruhrs gegeben. Im
ganzen Namalande wurden weit und breit die Farmen geplündert, die
weißen Ansiedler mit Ausnahme der Engländer, Buren und Missionare mit
„viehischer Grausamkeit" ermordet und das Vieh, dessen man habhaft werden
konnte, gestohlen. In kurzer Zeit stand das ganze Hereroland in hellem
Ausruhr. Volle drei Jahre hat es gewährt, bis die aufständischen Hereros
und Hottentotten niedergeworfen werden konnten. In den zahlreichen Ge-
fechten und Überfällen haben 800 tapfere deutsche Helden den Tod fürs
Vaterland auf dem Schlachtfelde gefunden, während nahezu 700 Mann
von verheerenden Krankheiten dahingerafft wurden.
3. Warum waren die Kämpfe in Südwestafrika so schwer
und von so langer Dauer?
Lassen wir uns diese Frage von einem Kämpfer erzählen, der an der
„Fahrt nach Südwest" teilgenommen hat.x)
Drei Wochen schon waren wir unterwegs. „Da sagte uns ein Matrose,
daß wir Swakopmund heute noch erreichen würden. Da standen wir stunden-
lang vorn an Backbord und sahen hinüber; aber ein Nebel verbarg uns
die Küste. Gegen Mittag aber wich der Nebel und wir sahen am Himmels-
rand einige große Dampfer liegen, und dahinter einen endlosen Streifen
rötlichweißer Sanddüne aus dem Meere herausragen. Auf Meer und
Dünen brannte grelle Sonne. Wir meinten erst, es wäre eine Barre, die
vor dem Land läge, damit die schöne und große Stadt Swakopmund und
die Palmen und Löwen nicht nasse Füße bekämen; aber bald, da der Nebel
sich vollends verzog, sahen wir in der flimmernden Luft auf dem kahlen
Sande weiße Häuser und lange Baracken stehen und einen Leuchtturm.
Da standen alle und staunten . . . Wir wurden an diesem Tage nicht aus-
gebotet und lagen, in ziemlich starkem Wellengang schaukelnd, diese Nacht
vor Swakopmund. Am andern Morgen in aller Frühe stiegen wir der
Reihe nach, den Tornister mit der weißen Schlafdecke auf dem Rücken, das
Gewehr über der Schulter, den Patronengurt um den Leib, daran den
Wassersack, den braunen Brotbeutel am Riemen, die Feldslasche daran, über
die Reeling und kletterten die Strickleiter hinab nach dem sehr großen,
flachen Boot, das in den starken Wellen wohl sieben Meter auf und nieder
fuhr. Man mußte sehen, daß man zu rechter Zeit, nämlich wenn das Boot
oben aus einer Welle war, die Strickleiter losließ; aber obgleich ich es ganz
richtig machte, fiel ich doch schwer gegen die Wandung. Als die Boote
zwanzig bis dreißig Mann stark waren, spannte sich ein kleiner flacher
^ Nach Frenssen, Peter Möhrs Fahrt nach Südwest.
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Extrahierte Personennamen: Peter_Möhrs
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Bondel- Südwestafrika Swakopmund Swakopmund Swakopmund
6. Die deutschen Kolonien in Afrika. 169
gelten als ein Zweig des ursprünglichen Volkes Israel. Ihre Religion ist
ein ausgesprochener Monotheismus und erhält viele Anklänge an die jüdische
Religion.
Die Masai wohnen in Hütten, die spiralförmig-ovale Gestalt haben,
aus Flechtwerk bestehen und zumeist mit Gras und Rindermist gedeckt sind.
Zumeist sind 20—50 solcher Hütten eng aneinander gebaut und bilden
einen Kraal. Ackerbau wird von den Masai nur wenig getrieben; sie sind
vorwiegend Viehzüchter und besitzen große Herden von Rindern, Ziegen,
Schafen und Eseln. Groß ist die Neigung zum Kriege, und wegen ihrer
Beutelust und Kriegstüchtigkeit sind die Masai bei allen Völkern rings-
umher gefürchtet. Ihre Kriegszüge wissen die Masai sorgfältig vorzubereiten.
Mit Schwert, Speer und Schild bewaffnet rückt die nach Altersklassen
organisierte Kriegsmacht der Masai aus, überfällt bei Tagesgrauen den
Feind von mehreren Seiten und sucht sich besonders der Herden zu be-
mächtigen, die als Beute weggeführt werden.
Unter den Bewohnern der südlichen Landschaften sind die Wahehe
und Wangoni die bedeutsamsten. Die Wahehe sitzen in dem Hochlande
zwischen dem Kondelande und dem Ruhaflusse. Sie sind in der Haupt-
fache Viehzüchter und züchten besonders das Buckelrind. Ackerbau und
Gartenbau wird von Weibern und Sklaven betrieben. Wie die Masai sind
auch die Wahehe gefürchtete Räuber. Sie umzingeln in der Nacht die
feindlichen Dörfer und überfallen beim ersten Schein der Morgendämmerung
die nichtsahnenden Bewohner. Aus diese Weise ist es den Wahehe möglich
gewesen, sich die benachbarten Wagogo zu unterwerfen. Auch die Kara-
wauen sind vor den Wahehe nicht sicher. Dabei Pflegen sie sich in einem
Hinterhalt zu verbergen, aus dem sie dann ganz unverhofft von zwei
Seiten hervorbrechen und die Karawanen überfallen.
Die Wangoni, die östlich des oberen Niassasees sitzen, sind Sulu-
stamme, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts während der durch
das Vordringen der Buren und Engländer veranlaßten südafrikanischen
Völkerwanderung in unser Schutzgebiet eingedrungen sind und sich die süd-
lichen Teile des Landes unterworfen haben. Sie sind ebenfalls äußerst
kriegerisch gesinnte Leute, die durch Raubzüge sich ihren Lebensunterhalt zu
verschaffen suchen. Ackerbau und Viehzucht liegen in den Händen der
Weiber.
Nördlich von den Wangoni sitzen in dem Küstenlande zwischen Rufidji
und Wami die Wasaramo, deren Hauptbeschäftigung der Ackerbau ist.
Doch wird derselbe nur so weit betrieben, als er zum Unterhalt unbedingt
notwendig ist. Die Wasaramo sind geschickte Handwerker und fertigen be-
sonders allerlei Kinderspielzeug. Berühmt und als Handelsartikel gesucht
sind vornehmlich die von den Wasaramo gefertigten Puppen.
An der Küste sitzen die Suaheli, die sich schon in ihrem Äußern als
ein Mischvolk charakterisieren und in ihren Sitten und Gebräuchen von
den Arabern beeinflußt sind. Ihre Kleidung ist der der Araber sehr ähn-
lich. Die Häuser der Suaheli werden von besonderen Handwerkern gebaut
und zeigen rechteckige Gestalt. Die Wände bestehen aus Fachwerk vou
Mangroveholz, dessen Zwischenräume mit Lehm ausgefüllt sind. Als Dach
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Extrahierte Ortsnamen: Afrika Israel Rufidji Mangroveholz
4. China und seine Nebenländer. 251
Die erstaunliche Fruchtbarkeit des Bodens führte die Chinesen zum
Ackerbau, und die hohe Volkszahl drängte zu einer intensiven Ausnutzung
des Bodens. Zwar gibt es noch weite Strecken, die bis heute noch nicht
unter den Pflug genommen sind; aber dennoch wird die Bodenkultur
allerwärts aufs sorgsamste betrieben. Wo es notwendig ist, hat man künst-
liche Bewässerungsanlagen geschaffen, während andere, an Wafferüberfluß
leidende Landschaften künstlich entwässert worden sind. Durch den rastlosen
Fleiß der Bewohner ist die Ergiebigkeit des Bodens noch wesentlich gesteigert
worden. Infolgedessen ist das Land in den Stand gesetzt worden, durch
seinen Ackerbau den Bedarf an Brotkorn für die ungeheure Volksmenge
vollständig zu decken. Daher gilt der Ackerbau auch als die vornehmste
Beschäftigung der Chinesen und steht bei hoch und niedrig in größtem An-
sehen. Um die hohe Bedeutung des Ackerbaus für das Reich zu zeigen
und dem Bauernstand Achtung und Ehre zu erweisen, pflügt der Kaiser der
Chinesen nach altem Brauche alljährlich mit eigner Hand eine Furche auf
dem „heiligen Acker" bei Peking.
Die Chinesen zeichnen sich durch große Handgeschicklichkeit aus; infolge-
deffen hat sich unter ihnen auch das Kunstgewerbe frühzeitig entwickelt.
Die Industrie ist äußerst mannigfaltig. Neben der Seidenindustrie sind
noch die verschiedensten Gewerbe zu hoher Blüte gediehen. Durch künstlerische
Ausführung und feinen Geschmack zeichnen sich besonders die Porzellan-
waren, Schildpattsachen und Lackwaren aus, und auch die Holz-,
Stein-, Elfenbein- und Hornschnitzereien sind sehr geschmackvoll. Be-
deutend entwickelt ist die Papierbereitung, und auch vorzügliche Metall-
arbeiten, besonders feine Bronzewaren werden hergestellt.
Die Kultur der Chinesen ist uralt, vielleicht älter als die der Ägypter.
Sie sind die Erfinder der Porzellanfabrikation und der Buchdruckerkunst, und
Papier, Schießpulver und Kompaß waren ihnen schon lange vor Christus
bekannt. Daneben stand auch die Baukunst in hoher Blüte, und manches
großartige Bauwerk legt Zeugnis ab von der rastlosen Tätigkeit der Chinesen.
Sie schufen z. B. den großen Kaiserkanal, der die Hauptstadt Peking
mit dem Süden des Landes verbindet (Größe des Kanals gleich der Linie
Ostsee-Adriat. Meer), und bauten die große chinesische Mauer, die ihr
Land gegen die Einfülle der Nomadenvölker der Wüste Gobi schützte.
Im Bewußtsein, aus eigner Kraft ihre Kultur geschaffen zu haben,
verschmähen die Chinesen alles Ausländische und blicken mit Stolz und Ge-
ringschätzung auf alles Fremde herab; deshalb haben die Chinesen sich auch
bis in die neueste Zeit vollständig von der Welt abgeschlossen und den
Fremden den Zutritt in ihr Land verwehrt. Dadurch haben sie sich zwar
ihre Eigenart bis heute bewahrt, aber ihre Kultur, die einst in so hoher Blüte
stand, ist infolgedessen erstarrt und in ihrer Entwicklung zurückgeblieben.
Erst seit einigen Jahrzehnten ist China dem Weltmarkte angeschlossen
und eine Reihe chinesischer Häfen dem Handel geöffnet worden. Seitdem
beginnt die europäische Kultur auch in China Wurzel zu schlagen und ihren
Einfluß geltend zu machen. Obwohl China erst sehr spät und auch nur erst
zum kleinen Teil dem Welthandel erschlossen worden ist, so spielt es doch
bereits im Handelsverkehr eine bedeutsame Rolle und bringt bereits große
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TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien]]
Extrahierte Personennamen: Christus
Extrahierte Ortsnamen: China Peking Peking China China China