372
Fast suben Monate dauerte die Belagerung; da wurden endlich die
Römer durch Hungersnoth gezwungen, mit den Galliern Frieden zu
schließen. Die Römer sollten dem Brennus 1000 Pfund Gold geben.
Beim Abwiegen gebrauchten die Gallier falsche Gewichte, und als die
Römer sich hierüber beschwerten, warf Brennus auch noch sein Schwerdt in
die Waagschale und rief höhnend: „Besiegte müssen leiden!" Da erschien
plötzlich Camillus, der bisher in der Verbannung gelebt, jetzt die zerstreu-
ten Römer um sich versammelt und bereits manchen Hausen der nach
Raub und Beute sorglos umher schweifenden Gallier niedergehauen hatte.
Als er, in der Noth zum Dictator ernannt, die Ungerechtigkeit auf dem
Capitol sahe, gerieth ec in heftigen Zorn. „Weg mit dem Golde'."
rief er; „mit Eisen erkauft der Römer sein Vaterland!" Brennus be-
rief sich auf seinen rechtmäßigen Vertrag mit den Belagerten. „Der
gilt nichts, sprach Camillus; ich bin Dictator, und ohne mich kann
kein Römer Verträge schließen." Die Römer griffen zu den Waffen,
und Rom, obgleich in einen Schutthaufen verwandelt, wurde gerettet.
Das verarmte Volk wollte die wüste Brandstätte verlassen und nach
Veji auswandern,- jedoch Camillus hielt die Verzweifelnden an dem Orte
des alten Ruhmes zurück. Schnell wurde jetzt wieder gebaut, und bald
erhob sich aus dem Schutte ein neues Rom. Den Camillus aber nann-
ten die dankbaren Römer den zweiten Romulus, den Retter und Vater
des Vaterlandes.
tz. 22.
Krieg gegen Tarent. 282 — 272. Pyrrhus.
Die Einwohner von Tarent, einer griechischen Kolonie in Unter-
Italien, hatten römische Schiffe gekapert und im stolzen Uebermuthe
einen römischen Gesandten, Posthumius, der Genugthuung forderte,
öffentlich beschimpft. Das ganze Volk war hier der Schwelgerei erge-
den und deshalb so weichlich und feige, daß es nicht einmal den Gedan-
ken wagen mochte, gegen die abgehärteten Römer zu kämpfen. Sie
riefen daher den Pyrrhus, König von Epirus, zu Hülfe. Die-
ser war einer der größten Feldherrn seiner Zeit. Ec hatte sich Alexan-
der den Großen zum Muster genommen. Ein eben so gefeierter Held,
wie dieser im Osten gewesen war, wollte er nun im Westen werden.
Die Einladung der Tarentiner kam ihm daher ganz nach Wunsche. Er
schiffte sich ein mit dem Kerne seines Heeres, 25,000 kampfgewohnten
Kriegern, und einer Menge zum Streite abgerichteter Elephanten. Ge-
gen einen solchen Feind hatten die Römer zwar noch nicht gestritten;
allein sie verzagten nicht. Offen erklärten sie dem Pyrrhus, daß sie
ihn als Vermittler nicht wollten und als Feind nicht fürchteten. Die
erste Schlacht war sehr blutig, und Pyrrhus würde sie schwerlich ge-
wonnen haben, wenn die römischen Pferde nicht durch die Elephanten
scheu geworden, ihre Reiter abgeworfen und Verwirrung in die Reihen
gebracht hätten. Doch auch Pyrrhus hatte großen Verlust, und die
Tapferkeit der Römer erfüllte ihn mit Bewunderung. Er glaubte, die
Römer würden jetzt wohl zum Frieden geneigt sein, und schickte deshalb
den schlauen Cyneas nach Rom. Doch dieser kehrte unverrichteter
Sache zurück und erzählte: „Der römische Senat schien mir eine Ver-
sammlung von Königen zu sein, und das Volk noch zahlreicher und
kriegslustiger als zuvor." Bald darauf hatte Pyrrhus Gelegenheit, sich
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T146: [Rom Römer Stadt Krieg Gallier Rmer Italien Heer Jahr Schlacht], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Brennus Brennus
Extrahierte Ortsnamen: Rom Rom Tarent Tarent Unter-
Italien Epirus Rom
383
so beliebt zu machen wußte. Schon früh war sein Sinn auf
großen Ruhm und außerordentliche Thaten gerichtet. Dabei sah
er blaß und schwächlich aus, und Niemand achtete sonderlich auf
ihn. Desto mehr bewarb er sich um die Liebe des Volkes. Oes-
ters gab er sämmtlichen Einwohnern Roms die glänzendsten Feste.
Einst ließ ec z. B. bei einem Kampsspiele 320 Paar Sklaven in
silberner Rüstung gegen einander austreten und hatte hernach
15 Mill. Thlr. Schulden, die er aber auch später bezahlte. Auf
einer Reise nach der Insel Rhodus wurde er von Seeräubern
gefangen, welche 20 Talente (25,000 Thlr.) Lösegeld von ihm
verlangten. „Was, rief er, für einen Mann, wie ich bin, for-
dert ihr nur 20 Talente? Meint ihr. ich sei nicht mehr werth?
Fünfzig Talente sollt ihr haben!" Während seine Begleiter das
Geld herbeiholten, benahm ec sich auf dem Schiffe nicht als Ge-
fangener, sondern als Herr der Seeräuber. Wollte er schlafen,
so mußten sie ganz ruhig sein. Lobten sie seine Gedichte nicht,
so nannte er sie Barbaren und drohte mit Lachen: „Ich werde
euch Alle kreuzigen lassen." Bald kamen seine Begleiter zurück,
losten ihn aus, und die Räuber setzten ihn ans Land. Kaum
war er in Freiheit, so verschaffte er sich einige gut bemannte
Schiffe, setzte den Räubern nach, nahm ihnen das Geld wieder
ab und ließ sie alle kreuzigen. Zuerst wurde er Statthalter in
Lusitanien (Portugal). Auf der Reise dorthin sah er in einem
Tempel zu Gades die Bildnisse der berühmtesten Helden aufge-
stellt. Innigst gerührt blieb er lange vor der Bildsäule Aleran-
des Gr. stehen und sagte endlich mit Thränen in den Augen zu
seinen Begleitern: „Der hatte in meinem Alter schon die Welt
erobert, und ich — ich habe noch Nichts gethan." Nach rühm-
licher Verwaltung dieses Landes nach Rom zurückgekehrt, wurde
er zum Oberpriester gewählt und ein Jahr darauf als Statthal-
ter nach Spanien geschickt. Unterwegs kam er durch eine kleine,
armselige Stadt, über die seine Begleiter ihren Spott trieben,
indem sie scherzend die Frage auswarfen, ob wohl unter den Ein-
wohnern derselben auch Neid und Rangstreit herrschen möchten.
„Gewiß, sagte Cäsar bedeutungsvoll, ich wenigstens möchte lieber
der Erste in diesem Städtchen sein, als der Zweite in Rom."
In Spanien^ zeigte er zuerst sein Feldherrntalent und erwarb sich
"Ehre und Schätze. Nach seiner Rückkehr galt er in Rom Alles,
und die übrigen Gewalthaber sahen staunend, wie er das Volk
ganz nach seinem Willen lenkte. Pompejus, der unter andern
Palästina erobert und 01 dreifache Triumphe wegen seiner Siege
über fünfzehn Reiche und vierhundert Städte in drei Erdtheilen
zu Rom gefeiert hatte, der reiche Crassus, dem fast alle Bür-
ger Geld schuldig waren, wurden von ihm überflügelt. Um ihr
Ansehen zu erhalten, mußten sie mit ihm in Verbindung treten
(erstes Triumvirat, d. i. Dreimänner-Herrschaft). Ohne Volk
oder Senat zu fragen, theilten sie unter sich nach Belieben die
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T163: [Cäsar Antonius Pompejus Rom Sulla Csar Marius Jahr Krieg Heer], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Cäsar Cäsar
Extrahierte Ortsnamen: Lusitanien Portugal Rom Spanien Rom Spanien Rom Rom
406
meine Thränen trocknen und mit der Cither meinen Gram zerstreuen/
Ec erhielt das Verlangte, mußte sich aber doch bald ergeben, weil schon
seine eigenen Verwandten verhungerten. Bei seinem Zusammentreffen
mit Belisar schlug er ein lautes Gelächter auf, so daß man glaubte, er
habe den Verstand verloren; er aber sprach: „Ich bin von königlichem
Geblüt, selbst König gewesen, habe gelebt in Pracht und Ucberfluß, und
nun? — Nun bin ich halb verhungert, ein elender Gefangener!" Als
er in Konstantinopel vor Iustinian, der in kaiserlichem Schmucke auf
seinem Throne saß, nicderkniecn sollte, biß er die Lippen zusammen und
sprach für sich: „O Eitelkeit, o Eitelkeit! cs ist doch Alles eitel." Der
Kaiser behandelte ihn übrigens freundlich, gab ihm ein hinlängliches
Einkommen und wies ihm ein Landgut in Kleinasien zum Aufenthalt an.
Das vandalische Reich aber ward eine Provinz des griechischen Kaiser-
thums, nachdem cs I05 Jahre, von 429 bis 534, bestanden fjaife.
Von Afrika setzte Belisar im Frühling 536 nach Italien über, um
die Gothen aus demselben zu vertreiben. Die Inseln Korsika, Sardi-
nien und die Balearen ergaben sich freiwillig, Sicitien ward bald ero-
bert, Neapel geplündert und im raschen Siegesläufe ging Belisar auf
Rom los. Die Römer, denen die arianischen Gothen verhaßt waren,
öffneten dem kaiserlichen Heere die Thore. In der Noth riefen die Go-
then ihren tapferen Feldherrn Vitiges zum Könige aus, indem sie ihn
nach alter Sitte auf einen Schild setzten und unter Schwertergcklkrr
und Trompetenschall huldigend im Lager umher trugen. Der neue Go-
thenkönig sammelte zwar ein Heer von 150,000 Mann, konnte aber
nichts ausrichten, weil Belisar Hülfe aus Griechenland erhielt. Endlich
aufs äußerste gebracht und selbst den Vitiges nicht mehr recht trauend,
trugen die Gothen dem Belisar die Krone an, wenn er zu ihnen über-
gehen wollte. Er stellte sich willig und ward ohne Schwertstreich in
das feste Ravenna eingelassen, nahm aber dann den Vitiges gefangen
und schickte ihn sammt seinen Schätzen nach Konstantinopel, wo er eben
so gütig behandelt wurde wie Gelimer. Ehe Belisar den Ueberrest der
Gothen aus Italien vertreiben konnte, ries ihn der mißtrauische Justi-
nian nach Hause, und der treue Feldherr gehorchte ohne Murren.
Nach der Entfernung des tapferen Belisar erhoben sich die Gothen
noch einmal unter Totilas und eroberten fast ganz Italien wieder.
Belisar, den der Kaiser mit einer geringen Heeresmacht gegen die Go-
then sandte, mußte unverrichteter Sache zurückkehren. Hierauf kam 552
Narses, ein kleines, schwächliches, aber wüthiges Männchen, mtt einem
wohlgcrüsteten Heere und lieferte in Oberitalien den Gothen eine Schlacht,
die dem Totilas nach heldenmüthigem Kampfe Sieg und Leben kostete.
Noch einmal erhoben sich die Gothen unter Tejas, der wie ein zweiter
Leonidas kämpfte, aber der Uebermacht des Narses erliegen mußte. Der
Rest der Gothen erhielt freien Abzug aus Italien. Das gothische Reich
hatte 61 Jahre, von 493 bis 554 bestanden. Unter dem Namen des
Exarchats wurde es eine griechische Provinz und Narses Statthalter
derselben. Ec nahm seinen Sitz zu Ravenna.
Nach so vielen verwüstenden Kriegen bot das sonst blühende Italien
einen erschütternden Anblick dar. Dörfer und Städte lagen in Asche
und Schutt; alles Geld war aus dem Lande fortgeführt; Gewerbe und
Handel waren vernichtet; die Aecker lagen unbestellt; Millionen Men-
schen hatte das Schwert weggerafft, Millionen Hunger und Pest, und
was noch schlimmer war, die Unsittlichkeit griff auf eine schaudervolle
Weise um sich. Zum Unglück für das Land dauerte auch die griechische
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Leonidas
Extrahierte Ortsnamen: Konstantinopel Kleinasien Afrika Italien Korsika Neapel Rom Griechenland Ravenna Konstantinopel Italien Italien Oberitalien Italien Ravenna Italien
360
übler Laune. Eines Tages war sie auch sehr böse und schalt ihn
tüchtig aus; er blieb ganz gelassen. Weil sie aber immer hefti-
ger wurde, stand er endlich auf und ging weg. Im Zorne er-
griff sie einen Topf mit Wasser und goß ihm diesen aus dem
Fenster nach. Dachte ich es doch, sagte Sokrates lächelnd, daß
nach einem solchen Gewitter ein Regen folgen würde!
So viel Freunde Sokrates unter den gutgesinnten Athenern
zählte, so hatte ec dagegen eine Menge Feinde unter dem ver-
dorbenen Haufen, weil er oft gegen die überhand nehmenden La-
ster redete. Man beschuldigte ihn, er verachte die Götter seines
Vaterlandes und verführte die Jugend durch seine Lehren. Sokra-
tes, bereits ein Greis von 70 Jahren, hielt es seiner unwürdig, sich
gegen solche Anklagen weitläufkig zu vertheidigen. Er wies auf
sein öffentliches Leben hin und versicherte, ihm habe seit 30 Jah-
ren nichts mehr am Herzen gelegen, als seine Mitbürger tugend-
hafter und glücklicher zu machen, und hiezu habe er einen gött-
lichen Beruf in sich gefühlt. Dessen ungeachtet verurtyeilten ihn
seine Richter zum Tode. Ich danke euch, sprach er gelassen, ihr
befördert dadurch mein Glück; denn ich freue mich, bald bei den
edlen Geistern der Männer der Vorwelt zu sein. Weinend
begleiteten ihn seine Schüler in das Gefängniß und trafen An-
stalten, ihn zu befreien; aber er sagte: den Gesetzen des Vater-
landes muß man gehorchen. Ach, seufzte Apollodor, wenn du
nur nicht so unschuldig sterben mußtest! Wolltest du denn lieber,
versetzte Sokrates lächelnd, daß ich schuldig stürbe? Auch seine
Frau kam mit dem jüngsten Kinde, um von ihm Abschied zu
nehmen, und weinte laut. Sokrates bat einer seiner Freunde,
sie nach Hause zu führen, damit ihm die letzte Stunde nicht er-
schwert würde. Darauf wendete er sich an seine Schüler, trö-
stete sie und sprach mit ihnen über Leben und Tod und über
seine Hoffnung auf ein ewiges Leben. Mit heiterer Miene nahm
er den Giftbecher, betete zu den Göttern, trank ihn, wickelte sich
in seinen Mantel und sagte mit sterbender Simme: Opfert dem
Aeskulap (dem Gott der Heilkunst) einen Hahn, denn ich genese.
So starb der weise Sokrates 399 v.- Chr. Bald nachher sahen
die Athener ihr großes Unrecht ein- Die ganze Stadt legte Trauer
an, als würde in jedem Haufe ein Toder beweint. Seinen
Hauptankläger verurtheilten sie zum Tode, die übrigen wurden
aus dem Lande verjagt. Ihm aber errichteten sie eine prächtige
Bildsäule und verehrten ihn fast wie einen Gott. Seine Schü-
ler verbreiteten mündlich und schriftlich seine Lehren. Mehrere
ihrer Schriften haben sich bis auf unsere Zeiten erhalten und er-
füllen noch jetzt jeden denkenden Menschen mit Bewunderung
und Freude.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
412
so hoch, daß selbst die mächtigsten Fürsten sich um seine Freund-
schaft bewarben. Der griechische Kaiser schenkte ihm eine Orgeln
die erste, welche im fränkischen Reiche gehört wurde.
§- 41.
Karl der Große. 800.
(Kdrfr. I. S. 239.)
Pipins Sohn, Karl der Große <768 — 814), ein tapferer
und frommer Mann, mußte viele Kriege gegen seine kriegerischen
und eroberungssüchtigen Nachbaren führen, war aber überall sieg-
reich, so daß sich sein Reich vom Ebro bis zur Raab, von der
Eider bis zur Tiber erstreckte. Seine ärgsten Feinde waren die
Sachsen, damals noch Heiden, die sogar Menschen opferten.
Hinter großen Sümpfen und Wäldern trotzten sie jeder Gewalt.
Es schien ihnen unerträglich, daß ein König Macht über das Le-
den eines freien Mannes, ein Held nicht seinen eigenen Himmel,
ein Mann nicht das Recht haben sollte, Beleidigungen selbst zu
rächen. Wegen ihrer wiederholten Raubzüge in das fränkische
Gebiet beschloß Karl auf dem Reichstage zu Worms 772, wo
die Fürsten seines Reiches versammelt waren, dieses unruhige,
heidnische Volk, das den Waffen seiner Vorgänger so lange Trotz
geboten hatte, durch alle Gewalt des Krieges seiner Herrschaft
zu unterwerfen und zugleich zum Christenthum zu bekehren.
Schnell drang Karl in das damalige Sachsen ein, eroberte die
Ehresburg (das heutige Stadtberge in Westphalen) und zer-
störte die Irmensäule ihermannssäule. Siehe Henning's gleich-
namige Erzählung!). Die Sachsen mußten Geißeln stellen und
die Annahme des Christenthums versprechen. Schaarenweisc ka-
men sie an die Flüsse und ließen sich taufen, blieben aber doch
im Herzen Heiden. Kaum war Karl fort, so sielen sie wieder
in sein Reich ein und raubten wie zuvor. Im Zorne ließ Karl
einst 4500 gefangene Sachsen enthaupten. Ihr Blut sollte die
Ungehorsamen schrecken, bewirkte aber gerade das Gegentheil.
Statt sich zu unterwerfen, stand das Volk in Masse auf, und
erst nach zwei blutigen Schlachten bei Detmold und Osnabrück,
nachdem über 80,000 Sachsen gefallen und 10,000 Familien
über den Rhein versetzt worden waren, konnte der Aufstand eini-
germaßen gedämpft werden. Wittekind, der Herzog der Sach-
sen, war inzwischen ein alter Mann geworden und sah mit wah-
rer Wehmuth das Unglück seines Vaterlandes. Endlich begann er
zu zweifeln an der Macht seiner Götter, die ihrem Volke den
Sieg nicht verliehen, obschon bereits viele Tausende für sie im
Kriege ihr Blut vergossen hatten. Auch Karl sah 30 Jahre nach
dem Anfange dieses Krieges und nach wenigstens 16 Feldzügen
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl_der_Große Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Wehmuth Karl Karl
364
seinerlandleute an, aber er besserte wenige; dieleute hörten seinere-
den, lachten oder wurden böse darüber und blieben, wie sie waren.
Einst ging er bei Hellem Tage mit einer Laterne in der Hand über den
Markt zu Athen. Man fragte ihn, was er suche. „Menschen", ant-
wortete er. Zu einem schönen Jüngling, der schmuzige Reden führte,
sagte er: „Schämst du dich nicht, eine bleierne Klinge zu zieben aus ei-
ner Scheide von Elfenbein?"— Alexander wünfchte diesen Sonderling
kennen zu lernen und ging deshalb, von vielen seiner Hofleute beglei-
tet, zu ihm. Diogenes saß eben vor seinertonne und sonnte sich. Alex-
ander grüßte ihn und unterhielt sich einigezeit mit ihm. Endlich sagte
er freundlich: „Bitte dir eine Gnade von mir aus, Diogenes; sie soll
die werden." — „Gut, sagte Diogenes, so geh mir ein wenig aus dev
Sonne!" Alle Hofleute mußten darüber lachen; Alexander aber wen-
dete sich um und sagte: „Wahrlich wenn ich nicht Alexander wäre, so>
wünschte ich Diogenes zu sein."
Bald darauf setzte Alexander über das Meer, schlug am Granr-
kus die Perser, hätte aber beinahe sein Leben eingebüßt, wenn ihn
nicht sein treuer Feldherr Klitus gerettet hätte. Bei Tarsus er-
krankte er plötzlich. Sein Leibarzt Philippus wagte in dieser Noth
ein gefährliches, aber entscheidendes Mittel. Als Alexander eben die
Arznei einnehmen wollte, erhielt er von seinem Feldhern Parmenio
die Warnung: „Traue dem Philippus nicht; er soll von dem Perser-
könige bestochen worden sein." Doch ruhig nahm Alexander den be-
reiteten Trank ein, während er seinem Arzte jenen Brief überreichte.
Sein edles Vertrauen wurde dadurch belohnt, daß er schon am dritten
Tage wieder an derspitze seines jubelnden Heeres stand. Bei Jssus
an der nordöstlichen Ecke des Mittelmeeres schlug der die 600,000 M.
starker Perser und nahm die Familie des Königs Darius Kodo-
m a n n u s gefangen, behandelte sie jedoch mit größter Milde. Leutselig
ging er in ihr Zelt, tröstete sie, drückte die Kleinen an sein Herz und
küßte sie freundlich. Darius betete gerührt, als er dies erfuhr: „O ihr
Götter! wenn ich das Perserreich nicht behalten soll, so gebt es doch
diesem edlen Helden;" Hierauf belagerte Alexander T y r u s 7 Monate
lang, erstürmte dann die Stadt, und die Bürger wurden größtenteils
niedergemacht, wie Sacharja und Hesekiel geweissagt hatten. Vor.
Jerusalem kamen ihm die vornehmsten Juden entgegen, ihren Ho-
henpriester Jaddua in voller Amtstracht an der Spitze. Alexander
ließ sich von diesem in die Stadt und in den Vorhof des Tempels füh-
ren, wo er ein Opfer brachte und mit Verwunderung die Weisagung
Daniels (Dan. 7, 6 — 8 und 11, 3) las Von hier zog er nach
Aegypten, eroberte es mit leichter Mühe und bauete in diesem Lande
eine neue Stadt,dieer nachseinemnamen Alexandrien nannte. In
dem Tempel des Jupiter Ammon, welcher auf einer Oase in der lybi-
schen Wüste lag, wurde er als ein Sohn dieses Gottes begrüßt. Unter-
dessen hatte Darius ein neues Heer gesammelt, das aber bei Gauga-
mela geschlagen wurde. Die Thore von Babylon, Susa, Persepolis
und Ekbatana öffneten sich nun dem Sieger und ließen ihn hier eine
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Diogenes Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Philippus Alexander Alexander Alexander Alexander Darius_Kodo- Darius Darius Darius Alexander_T Alexander Hesekiel Alexander Alexander Daniels Ammon Darius Darius
374
§• 23.
Kriege der Römer mit den Karthagern (die punischen
Kriege.) — Regulus. Hannibal.
Um das Jahr 888 (als Sardanapal in Assyrien, Lykurg in
Sparta regierte) gründete die phönizische Königin Dido in der
Gegend, wo jetzt Tunis liegt, eine Stadt mit Namen Kar-
thago. Sie hatte vor ihrem Bruder Pygmalion, dem Mörder
ihres Gemahls Sichäus, fliehen müssen und sich mit vielen
Phöniciern hier niedergelassen. Von diesem phönizischen Ursprünge
hießen die Karthager auch Phönizier, abgekürzt Pöner, Punier,
und die Kriege welche sie mit den Römern führten, die puni-
schen Kriege. Sie unterwarfen sich nach und nach einen
großen Theil der Nordküsie Afrika's, Sardininien, Korsika rc.
Dadurch entstand bald Neid und Eifersucht zwischen ihnen und
den Römern. Wegen der schönen Insel Sicilien, die beide gern
besitzen wollten, kam es zum Kriege (264— 241). Die Römer
landeten auf Sicilien, fanden hier an der Küste zwei gestrandete
karthagische Schiffe und baueten nach dem Muster derselben bin-
nen 00 Tagen eine Flotte von 120 Schiffen. Mit dieser ersten
römischen Flotte erfocht Duilius (260) einen vollständigen Sieg
über die weit größere karthagische. Die Römer setzen sogar (266)
unter Regulus nach Afrika über und bedroheten die Karthager
in ihrem eigenen Lande. Schon standen sie, siegreich vor den
Thoren Karthago's, als die Punier unerwartet Hülfe aus Grie-
chenland erhielten. Nun ward Regulus geschlagen und selbst ge-
fangen genommen. Vier Jahre schmachtete er bereits im Ge-
fängnisse, als man ihn unvermuthet nach Rom sandte, um den
Frieden zu vermitteln; denn die Karthager hatten indeß empsind-
liche Verluste erlitten, so daß sie sehnlichst den Frieden wünschten.
Zuvor mußte Regulus aber schwören, in die Gefangenschaft zu-
rückzukehren, wenn es ihm nicht gelänge, die Römer zum Frie-
den zu bewegen. Anstatt in Rom aber den Senatoren zum
Frieden zu rathen, feuerte er sie vielmehr zum Kriege an, indem
er ihnen bewies, daß ihre eigene Schwäche die Karthager zum
Frieden zwänge. Solchen Rath gab Regulus aus Liebe zu sei-
nem Vaterlande, obgleich er wußte, welche Martern zu Karthago
seiner warteten. Freunde und Verwandte, Frau und Kinder ba-
ten: Bleibe hier!" Aber er antwortete standhaft: Ich darfnicht;
ich habe geschworen, daß ich zurückkehren will." Die Priester
wollten ihn von seinem Eide lossprechen; doch Regulus sagte: „Das
könnt und dürft ihr nicht." So kehrte er dennoch nach Kar-
thago zurück und soll dort schrecklich zu Tode gemartert worden
sein. Die Karthager aber mußten 241 einen nachtheiligen Frie-
den schließen, nämlich ganz Sicilien räumen, alle Kriegsgesange-
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
TM Hauptwörter (100): [T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff]]
TM Hauptwörter (200): [T27: [Krieg Römer Rom Hannibal Karthager Karthago Jahr Scipio Spanien Rmer], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
390
die Deutschen keinen Angriff wagten, aber drohend in der Ferne
folgten. Bald nahm sie jedoch der Wald wieder auf, und mit
ihm erschienen auch wieder die wilde Gestalten der Deutschen, die
unaufhörlich ihre Angriffe erneuerten. Noch immer brauste der
Sturm, noch immer goß der Regen herab, und immer dünner
schon wurden die Reihen der Römer. Die Nacht erbarmte sich
noch einmal der Ermüdeten; sie bargen sich in einem halbver-
schanzten Lager und sahen jeden Augenblick einem nächtlichen An-
falle der Deutschen entgegen, deren widriges Kriegsgeheul ihnen
schrecklich herübertönte. Mit den Einbrüche des dritten Tages
wuchs die Noth- Die Deutschen der entfernteren Gaue waren
angekommen, versperrten den Römern den Weg und drangen immer
heftiger aus sie ein. Pfeile und Wurfspieße waren durch den Regen
unbrauchbar geworden, und triefend hingen die Schilde am Arme.
Diedeutschen dagegen ertrugen wohlgemuth deswettersungemach.
Ihre abgehärteten Körper achteten dessen nicht, weil Siegeslust die
Beschwerdeir vergessen ließ. Armin, die Seele von Allem, ord-
nete die Keile und sprach den Kämpfen den Muth zu. Jetzt brachen
sie von allen Seiten dahin ein, wo Varus stand. Er verzweifelte
zu entrinnen, sah den entsetzlichen Andrang und stürzte sich lebens-
müde in sein eigenes Schwert. Nun siel Allen der Muth; jede
Ordnung löste sich auf; die römischen Adler, die statt der Fah-
nen das Sammlungszeichen waren, wurden genommen: da be-
mächtigte sich Verzweiflung aller Gemüther. Einige folgten dem
Beispiele ihres Heerführers, Mindere warfen die Waffen weg und
ließen sich wie Schlachtvieh würgen; nur sehr Wenigen gelang
es, halb durch ein Wunder, zu entfliehen. Roß und Mann
wurden niedergestürzt, und die Gefangenen in der Siegeswuth
von den Deutschen in Gruben geworfen, oder an Bäume geknüpft,
oder, wenn es Anführer waren, aus den Altären in den Hainen
den Göttern geschlachtet. Am fürchterlichsten ließ sich der Rache-
durst an den römischen Sachwaltern (Iustizkommissarien) aus,
die vor Gericht oft Recht in Unrecht verkehrt hatten. Man stach
ihnen die Augen aus, hieb ihnen die Hände ab, und ein Deut-
scher riß einem solchen die Zunge heraus, stopfte ihm den Mund
zu und rief: „Nun höre auf zu zischen, Natter!" Kein Mann
wäre entkommen, hätten nickt die Deutschen zu früh sich auf
die Beute geworfen. Die Wenigen, welche sich ins dicke Gehölz
flüchteten, langten erst spät nach unendlichen Gefahren und mit
hohlen Augen, aus denen Hunger und Elend sprachen, zu Hause
an und verkündeten die entsetzliche Niederlage. Ganz Rom war
in Jammer und Verzweiflung. Mütter beklagten ihre Söhne,
Weiber ihre Männer. Schon sah man in Gedanken die rache-
ducstenden Deutschen über den Rhein setzen, die Alpen überschrer-
ten und auf Rom anrücken. Augustus lief wie wahnsinnig mit
dem Kopfe gegen die Wand und rief: „Varus, Varus, gieb mir
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
476
ireibung des gemeinsamen Feindes. Der König erließ von Bres-
lau aus den Ruf an sein Volk: „Das Vaterland ist in Gefahr!"
Dieser Ruf brachte einen unbeschreiblichen Kriegseifer hervor.
Das ganze preußische Volk (Kdrfc. Ii. No. 108.) schien nur ei-
nen Wunsch zu hegen, das Vaterland zu befreien. Knaben von
13, 14 bis Männer von 60 bis 70 Jahren ergriffen freudig die
Waffen, Frauen und Jungfrauen näheten und strickten für die
Krieger, und Kinder und Greise zupften Scharpie (Wundfäden)
für die Verwundeten. — Die Franzosen hatten willig und gern
ihre noch übrigen Söhne und Brüder zu neuen Opfern hinge-
geben, und mit diesen drang derselbe racheschnaubend in Deutsch-
land ein, zog die Trümmer der großen Armee an sich und besiegte,
obwohl mit Mühe, das noch ungeübte preußisch-russische Heer
in den Prüfungsschlachten bei Lützen (2. Mai) und bei Vauz-
zen (21. Mai 1813). Aber auch Napoleon war erschöpft, und
man schloß einen Waffenstillstand auf zehn Wochen (4. Juni bis
17. August). Während der Ruhezeit traten auch Napoleons ei-
gener Schwiegervater, Kaiser Franz I., und der Kronprinz von
Schweden, Bernadotte, ein früherer General Napoleons, zu
den Verbündeten über. Als der Kampf aufs neue begann,
wählte Napoleon Dresden zum Mittelpunkte seiner Macht.
Das Hauptheer der Verbündeten unter Schwarzenberg (öster-
reichischer Feldmarschall), Wittgenstein (Russe) und Kleist
(Preuße) stand nebst den drei Monarchen in Böhmen. Von
Osten kam Blücher mit dem schlesischen Heere. Die Nordar-
mee befehligte der Kronprinz von Schweden. Die erste Schlacht
war bei Großbeeren (23. Aug.) unweit Berlin, wo der Mar-
schall Oudinot (spr. Udino) von dem preußischen General Bu-
lo w besiegt wurde. Drei Tage später gewann Blücher trotz des
schrecklichen Regenwetters die Schlacht an derkatzbach (26.Aug.).
Dagegen siel der Kampf bei Dresden (27. Aug.) unglücklich
für die Verbündeten aus. In wilder Hast verfolgte Van dämme
den abziehenden Feind bis über die böhmischen Gbirge hinaus;
aber bei Kulm und Nollendorf unweit Töplitz wurde er selbst
(am 30. Aug.) geschlagen und gefangen. Ney sollte jetzt einen
zweiten Angriff auf Berlin versuchen, jedoch die Preußen unter
> 33444** und Tauenzien brachten ihm (6. Sept.) bei Denne-
witz unweit Jüterbogk eine große Niederlage bei. Hierauf
zogen sich die verbündeten Heere im Okt. 1813 um die große
französische Armee bei Leipzig zusammen. Den 16., 18. und
19. wurde diese auf allen Punkten besiegt und eilte in verworre-
ner Flucht über den Rhein nach Frankreich zurück (Kdrfr. Ii.
No. 111.). Russen und Deutsche gingen ihnen nach über den
Rhein, Engländer und Spanier drohten von den Pyrenäen her,
und wie tapfer auch die Franzosen zuweilen noch widerstanden,
den 31. März 1814 zogen der Kaiser von Rußland und der Kö-
nig von Preußen in Paris ein. Napoleon mußte dem Throne
X
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon August Napoleons Franz_I. Franz_I. Bernadotte Napoleons Napoleon Schwarzenberg Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Deutsch- Napoleons Schweden Napoleons Dresden Wittgenstein Schweden Berlin Dresden Kulm Berlin Leipzig Rhein Frankreich Rhein Paris
342
er nicht ohne Keuchen den steilen Waldpfad mit der schweren
Bürde aus dem Rücken hinaufsteigen. Er klagte über die Last,
seufzte nach Hülfe und erschrak, als er unerwartet auf seine kla-
gende Frage eine Antwort erhielt. Doch sein Schreck ward durch
die sanfte Stimme und das freundliche Aussehen des Antworten-
den bald in Vertrauen und in Hoffnung verwandelt. Sein Ver-
trauen zu dem Jüngling ermuthigt ihn, an denselben die Bitte
um Abnahme der Last zu richten. Der Jüngling sagt die Er-
füllung der Bitte nicht zu, aber er schlagt sie auch nicht geradezu
ab, obwohl der Alte, wenn er die Worte: „Laß uns dann noch
einmal versuchen, was deine eigenen Schultern vermögen", ver-
standen, daraus hätte entnehmen können, was der Jüngling zu
thun willens war. Sie ließen sich im Schatten einer Eiche
nieder; das deutet auf einen sonnigen Tag. Jedenfalls war es
die Zeit des Nachmittags, wie die Worte „ehe die Sonne sich
neiget" vermuthen lasten. Nach der Zeit der Ruhe und Stär-
kung giebt der Jüngling durch Wort und Beispiel das Zeichen
zum Aufstehen, wodurch der Alte an die Schwere seiner Bürde
erinnert wird; denn mit Wehmuth steht er aus dieselbe hin. und
nun wiederholt er durch einen Blick noch einmal seine Bitte.
Der Ausdruck „Begleiter" verräth, daß der Jüngling dem Alten
zugesagt hat, ihn bis zum Ausgange des Waldes zu begleiten.
Leicht wird es dem Alten ums Herz, als er den Jüngling nach
der Bürde greifen steht; aber um so größer ist sein Schrecken,
als er sich in seiner Erwartung getäuscht findet. Der Jüngling
hat ihm die Last um die Hälfte erleichtert, indem er ihm die
Kraft um das Doppelte gestärkt hat. Dies fühlt der Alte, und
nicht Neugier, sondern Dankgefühl treibt ihn zu der Frager „Wer
bist du? freundliche, liebe Seele!" Das dankerfüllte Herz will
gern seinen Wohlthäter auch kennen, um den Namen desselben
zur stetigen Erinnerung in seinem Gedächtnisse zu befestigen. Der
Jüngling sucht nicht Preis, und Dank; sein Beruf ist nur zu
helfen und zu trösten, darum entzieht er sich den Augen des Al-
ten. Und so wendet dieser sich zu dem, von dem ja alles Gute
kommt, und der da allein würdig ist, zu nehmen Preis, Ehre und
Anbetung.
Aufg. I. Die Deutung der Parabel „die Bürde." Fingerzeige
dazu.- Der Alte ist der Mensch als Pilger dieser Erde; der Waldweg
ich sein Lebenspfad; die Steilheit des Weges die Verhältnisse des Lebens;
die ungünstigen Umstände, welche den Erwerb des Lebensunterhaltes be-
schränken, beschwerlich machen; die zu tragende Last die Lebensbürde:
bei Einem Siechthum; bei einem Andern Dürftigkeit; beim Dritten Sor-
gen; beim Vierten Kummer und Herzeleid. Der Seufzer des Alten ist
das sehnsüchlige Verlangen nach Erleichterung der Last, nach Abnahme
der Bürde, nach Erlösung von den Leiden; die Bitte ist das Gebet zu
Gott, der hier unter dem Bilde des freundlichen Mannes dargestellt ist.
— Der Jüngling nimmt dem Alten die Bürde nicht ab; Gott dem
Menschen seine Leiden nicht, aber er stärkt den vertrauenden Beter; er
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]