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1. Teil 2 - S. 62

1882 - Leipzig : Brandstetter
62 Volksbildung im Zeitalter der Scholastik. fasser auf die Lehre vom Schall, dann auf die Lehre vom Wind als der bewegten Luft, von den Wolken, vom Gewitter und von feurigen Erfchei-nnngen am Himmel, auf Regen, Regenbogen, Tan, Reif, Eis, Nebel. Daran schließt sich eine Belehrung über den Geruch. Das Werk des dritten Tages führt uns durch die „Sammlung der Wasser" zur Darstellung der Eigenschaften des Wassers und der verschiedenen merkwürdigen Gewässer der Erde. Von den vier Flüssen anhebend, welche aus dem Paradiese kommen, nämlich dem Nil, Ganges, Tigris und Euphrat, wird eine Reihe der wichtigsten Flüsse aufgezählt und beschrieben; es werden Anweisungen zur Anlegung von Brunnen, Wasserleitungen rc.,' sowie eine Lehre von den Bädern gegeben; schließlich leitet das Wasser auf die Theorie des Geschmackes und auf die Salze als aus dem Wasser zu gewinnende Steine. Die in der Schöpfungsgeschichte folgende Bloßlegung der Erde leitet auf die Gestalt des Erdballs über, auf feine Lage inmitten des Weltalls, seine runde Form. Nach einer Ansicht bestehe die eine Erdhälfte nur aus Wasser, nach der andern dagegen bestehe das Festland ans zwei durch den Ozean geschiedenen Hälften, von denen jedoch die uns entgegenstehende nicht bewohnt sein könne. Es wird die Natur des Gebirges, sowie gelegentlich der feuerspeienden Berge das Erdbeben, gelegentlich' der verschiedenen Erdarten die Bodenkultur besprochen, dann aber führt die Betrachtung des Innern der Erde den Verfasser auf die Mineralogie, und es werdeu nun die Metalle einschließlich ihrer alchemistischen und medizinischen Verwendung, sodann die Steine, letztere in zwei alphabetischen Verzeichnissen der edelu und der uuedelu Steine, abgehandelt. Daran schließt sich die Botanik in alphabetischen Verzeichnissen der Kräuter, Gartengewächse, Getreidearten, Waldbäume und Fruchtbäume, wobei auch der Anbau der Früchte und ihre Verarbeitung zu Mehl, Wein u. s. w. abgehandelt wird. Der vierte Schöpfungstag führt auf Astronomie und Astrologie. Es wird über die Sterne, über die Zeiteinteilungen und über den Kalender berichtet. Der fünfte Tag führt auf Belehrungen über Vögel und Fische, der sechste auf die Vierfüßer, geteilt in Haus- und wilde Tiere, auf Reptilien, Würmer und Infekten, auch hier wieder alles nach alphabetischen Verzeichnissen geordnet, woran sich noch zwei Bücher allgemeiner Zoologie über die Körperteile und über das Leben der Tiere anschließen. Der Abschnitt über die Schöpfung des Menschen beginnt mit einer Psychologie. Es wird das Wesen der Seele, ihre Verbindung mit dem Körper, ihre Unsterblichkeit abgehandelt, dann folgt die Lehre von der Lebenskraft, vermöge deren die Seele den Körper durchdringt, nährt, erhält u. f. w., von den Kräften der Seele, mit denen sie die äußerlich oder innerlich wahrnehmbaren Dinge auffaßt, sowie von denjenigen Seelen-znständen, in welche die Seele schlafend oder wachend ohne Vermittelung der Sinne gesetzt wird (Traum, Extase, Vision, Prophetie), und endlich von der Erkeuntniskrast, worauf fodauu die Lehre vom menschlichen Körper folgt.

2. Teil 2 - S. 271

1882 - Leipzig : Brandstetter
Altdeutsches Badewesen. 271 Teil der durch irdische Sündhaftigkeit verwirkten göttlichen ©trafen abzu- tilgen. Von den Badenden wurde vorausgesetzt, daß sie uach dem Bade snr das Seelenheil des Stifters beteten , . Die Stifter solcher Armenbäder waren meist einzelne Personen, Jeltener Korporationen, doch stiftete im Fahre 1350 der Rat zu Zwickau i°hrlich vier Seelbäder auf Gemeindekosten. . , . Eine andere Art der Entstehung von Armenbadern war die, daß bei der Verpachtung der öffentlichen Badstube von seiten des Ttadtrats dem Pächter die Verpflichtung auferlegt wurde, alljährlich ein Seelbad zu halten. So geschah es z. B. im Jahre 1543 in Grimma. „ Gegen das Ende des 15. Jahrhunderts verschwinden die Seelbader allmählich aus der Reihe der städtischen Wohlthätigkeits-Stiftungen, doch gaben in München noch im Jahre 1827 einige Zünfte zu Quatember und zu anderen Zeiten solche Bäder für das Seelenheil ihrer verstorbenen Mitglieder ^ Bäder wurden im Mittelalter von den Ärzten in den verschiedensten Krankheiten verordnet, und zwar teils einfache Wasserbäder, teils sogenannte Kräuterbäder, d. i. Bäder in Absuden von verschiedenen Krautern. Viel trugen zur Verbreitung der Bäder die Kreuzzüge bei, wahrend welcher die Oecidentalen mit dem häufigen Gebrauche der Bäder im Orient bekannt wurden. Der Umstand aber, daß die Kreuzfahrer zugleich den Aussatz mit nach dem Abendlande brachten, hatte zur Folge, daß un Gegensatze m den bisher üblich gewesenen Wasserbädern, die Schwitzbäder mehr m Aufnahme kamen. Letztere wurden nämlich geradezu als Schutzmittel gegen jene Hautkrankheit empfohlen, daneben freilich auch sehr bald gegen aridere Krankheiten. Das älteste urkundliche Vorkommen eines Schwitz - oder Dampfbades fällt in das Jahr 1200. _ . . Da die städtischen Badestuben zumeist nicht alle ^age geheizt wurden, so ließ der Bader an den Badetagen in der Regel durch seine Knechte das Bad früh ausrufen. Dabei bedienten sich die Knechte wohl auch emes Hornes oder einer Schelle, mit denen sie oft am frühesten Morgen schon den Schlaf der Bürger störten. In Eger wurde durch Anschlagen an eme kupserue Pfanne angezeigt, daß ein Bad für die Armen bereit sei. Erfurt hatte die Eröffnung des domkapitelschen Armenbades ent „Bierrufer aus dem Markte und zwar mit den Worten anzukündigen: „Em Seelenbad, ein gutes Bad haben unsere Domherrn allererst ansgethan hinter unser lieben Frauen Berge; wer baden will, soll gar nichts geben." In Döbeln verordnete 1460 der Stadtrat, welcher für die daselbst gestifteten Seelbader die Gewährleistung übernommen hatte, daß „künftig jedesmal den Sonntag vorher, ehe eines der vier Seelbäder für die Armen gehalten winde, solches und von wem sie gestiftet worden seien, von der Kanzel vermeldet werden solle". Zu dem Inventar einer Badstube gehörte außer Kesseln, Kübeln, Becken, Schwämmen re. vor allen Dingen auch die Badequaste, ein aus Birken-

3. Teil 2 - S. 265

1882 - Leipzig : Brandstetter
Altdeutsches Badewesen. 265 besichtigen lassen, und keine Büchse soll also gefast sein, das sie ansf der Achseln anrüre." Es werden hierauf hohlnähtige Rohre, längliche Kugeln u. dgl. verboten, und dann heißt es weiter: „Welchem Schützen auch seine Büchse dreymal am stände versagt, der soll seines Schusses verlustig sein". Ähnliche Bestimmungen finden sich in allen Schützenbriefen. Etwas ganz besonderes stellt ein Schützenbrief der Stadt Ulm vom Jahre 1468 in Aussicht, nämlich ein Pferdewettrennen, bei welchem das zuerst ankommende Pferd ein „rot lompartisch Tuch bei 35 Guldeu wert", das zweite eine Armbrust, 3 Gnlden wert, das dritte ein Schwert, einen Gulden wert, erhalten soll. Wie nun beim Schießen zuweilen der schlechteste Schütze eine Spottprämie, die sogenannte „Sau", erhielt, so soll auch bei diesem Wettrennen das zuletzt ankommende Pferd einen Preis erhalten und zwar nicht nur eine sogenannte, sondern eine wirkliche Sau, und der Schützenbrief bestimmt ausdrücklich, daß das Pferd seinen Gewinn „her ein jn die stat führen" soll, also zum Gelächter der Zuschauer mit dem Schweine zusammen gebnnden werden mußte. 55. Altdeutsches Badewesen. (Nach: Alb. Richter, Altdeutsches Badeweseu, im „Praktischen Schulmauuu". Bd. 24, S. 288 — 313.) l)te älteste Art der Bäder war auch bei den Deutschen das kalte Wasserbad in den Flüssen oder im Meere. Cäsar berichtet, daß die Deutschen sehr abgehärtet waren und in sehr kalten: Wasser badeten. Den Cimbern wurde bei Aquae Sextiae das Baden gefährlich. Plntarch erzählt, daß die Schlacht begann, als die meisten noch nach dem Bade frühstückten, andere noch badeten. Daß die Deutschen in der Regel am frühen Morgen, noch vor dem Frühstücke badeten, bestätigt auch Taeitns, wenn er schreibt: „Unmittelbar nach dem Schlafe, den sie meist bis in den Tag ausdehnen, baden sie, meistens warm, insofern bei ihnen den größten Theil des Jahres der Winter einnimmt. Nach dem Bade frühstücken sie." Mit warmen Bädern waren die Deutschen vielleicht erst durch die Römer bekannt geworden. Verzärtelung konnte man ihnen sicher nicht nachsagen. Galenns berichtet, die Deutschen hätten zu seiner Zeit die Gewohnheit gehabt, ihre neugeborenen Kinder in einein fließenden, kalten Wasser unterzutauchen, damit sie schon von Jugend auf gegen Einflüsse der Hitze und Kälte gestählt würden. Es hat wohl für die Deutschen überhaupt keine Zeit gegeben, in welcher Flußbäder ganz außer Übung gewesen wären, wenn es auch Zeiten gab, in denen ihnen in Bezug auf ihre Beliebtheit bei dem Volke von den künstlich zubereiteten Bädern der Rang abgelaufen war. Namentlich die Jugend

4. Teil 2 - S. 266

1882 - Leipzig : Brandstetter
266 Altdeutsches Badewesen. entfremdete sich wohl zu keiner Zeit den Flußbädern; die in früheren Jahrhunderten in den Schulordnungen immer von neuem auftretenden Badeverbote sind dafür laut redendes Zeugnis. So wurde das Flußbad verboten durch den berühmten Rektor Valentin Trotzendorf. Der gegen das Ende des 16. Jahrhunderts lebende Rektor Isaak Cramer in Duisburg verbot den Schülern „zu Sommerszeiten in Bächen zu baden und zu schwämmen, im Winter auf dem Eise zu schlicken oder glitschen". Das Gleiche und außerdem das Schneeballwerfen war im 16. Jahrhunderte den Alumnen der Neckarschule zu Heidelberg verboten, „und wo einer in dieser That betreten wird, soll er mit der Ruthe abgestraft werden". Noch im Jahre 1736 wurde in Baden durch kirchenrätlichen Erlaß sämtlichen Rektoren und Lehrern befohlen, „ihre Schüler vor dem fo gemeinen als höchst ärgerlichen und gefährlichen Baden zu warnen und die Übertreter darüber zu bestrafen". Gleichwohl waren zu derselben Zeit Baden und Schwimmen Teile der Gymnastik, in der junge Adelige geübt wurden. Auch Erwachsene badeten fleißig in Flüssen. Verordnungen der Obrigkeiten wenden sich gegen dabei vorgekommene Verletzungen der Zucht und Sitte, nehmen wohl auch von einzelnen Unglücksfällen Veranlagung, wie die eben erwähnten Schulordnungen das Baden ganz zu verbieten. In Frankfurt a. M. wurden int Jahre 1541 acht Männer mit vier Wochen Gefängnis bestraft, weil sie ant St. Petritage im Main, „wie sie Gott geschaffen", gebadet, getanzt und gesprungen hatten. Die niederösterreichische Regierung wies im Jahre 1643 den Rat der Stadt Wien an, das Baden in der Donau zu untersagen, und sollen die Richter in den Vorstädten die dawider Handelnden exemplarisch bestrafen, weil „eine Zeit hero viel Junge leith, fo sich jrem sürwiz nach deß Abkiehleus und Padeus in der Thonan, woll auch in bezechter weiß gebrauchen, darüber vielleicht ans j,ren dabey verübten mntwillen und nn-verschambtheit, durch den gerechten Zorn Gottes ertrünfhen". In Frankfurt a. M. bestrafte die Behörde den Gebrauch des Flußbades in der kalten Jahreszeit als der Gesundheit nachteilig. Eine andere Verordnung derselben Behörde warnt, daß man nicht unter dem Scheine des Badens den Fischern die Fische stehle. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts kamen die Badehäuser in den Flüssen ans; öffentlich zu baden, ward sür unschicklich gehalten. Goethe nennt 1770 das öffentliche Baden eine der „Verrücktheiten" der damaligen Enthusiasten für den Naturzustand und fügt hinzu, die Gebrüder Stollberg hätten in Darmstadt einen Skandal dadurch erregt, daß sie 'sich am hellen Tage unter freiem Himmel badeten. Für die Verbreitung des Flußbadens im Mittelalter spricht auch der Umstand, daß die Pilger, welche nach dem heiligen Lande zogen, selten versäumten, im Jordan ein Bad zu nehmen. Geistliche, Fürsten und Bürger huldigten dieser Sitte in gleicher Weise, wie aus zahlreichen Pilgerberichten hervorgeht.

5. Teil 2 - S. 275

1882 - Leipzig : Brandstetter
Altdeutsches Badewesen. 275 Das Klingen in dem Ohr und Schwachheit im Gehör Verschwindet vom Gebrauch des Wassers mehr und mehr. Den Schuppen nimmt es weg und öffnet, wenn die Nase Vom Schleim verstopfet ist und wenn der Nahrung Straße Im Hals entzündet wird, es stillt der Zähne Weh Und bringt, wenns fast verfault, das Zahnfleisch in die Höh. Wo Lähmung sich erregt und die Gelenke zittern, Wo sich das Zipperlein in Hand und Fuß läßt wittern, Von kalter Feuchtigkeit, wo Krampf und Glieder-Gicht Und Schwinden in dem Leib mit großen Schmerzen ficht. Die Krätze an der Haut, Geschwür und alter Schaden, Und die mit mancher Noth vom Scharbock sind beladen, Und sonst breßhafftig sind, empfinden Heilungskraft, Wenn auch die Medicin darbei das Ihre fcbafft; Das Kopfweh lindert es, befreyt das Haupt von Flüssen, Macht Lösung umb die Brust, wenn man hat keuchen müssen. Es hebt der Lungen Schleim und heilet das Geschwür, Wenn man das Wasser nur gebrauchet nach Gebühr. Der Magen wird erquickt, der Soth hört aus zu brennen, Der Appetit wird stark, wie viele schon bekennen, Wenn sie nur dieses Bad zwey und dreymahl gebraucht, So ist der Ekel weg, als wär er ausgeraucht." Je zahlreicher der Besuch der Wildbäder wurde, desto mehr wurden diese allmählich zu Vergnügungsorten, zu denen auch Leute kamen, die sich nur unterhalten wollten. Viele der früheren Luxusbäder, wie Schwalbach, Pyrmont, Spaa und Baden im Aargau, haben ihre Rolle ausgespielt, andere sind an ihre Stelle getreten. Von dem letztgenannten Bade besitzen wir eine Schilderung von dem Italiener Poggio, welcher den Papst Johann Xxiii. zu der Kircheuversamm-lnng in Konstanz begleitete, und von da aus, zur Heilung seines Chiragra, die Bäder zu Baden besuchte. Von dort aus richtete er 1417 einen Brief an seinen Landsmann Niccolo Niccoli, in welchem er über das Badeleben in Baden berichtet. Die Zahl der Badegäste giebt er auf fast 1000 an. Sie wohnten in den zahlreichen prächtigen Gast- und Badehäusern, die Zahl der öffentlichen und Privatbäder belief sich auf 30. Besonders ausführlich berichtet Poggio über das gemeinsame Baden beider Geschlechter. Man hält sich stundenlang in den Bädern auf und speist darin auf schwimmenden Tafeln. Man besucht täglich drei bis vier Bäder und bringt den größten Teil des Tages mit Singen, Trinken und Tanzen zu. Selbst im Wasfer setzen sich einige hin, spielen Instrumente und singen dazu. Die Frauen haben die Sitte, wenn Männer ihnen von den um das Bad herum erbauten Gallerien zusehen, daß sie scherzweise um eine Gabe bitten. Man wirft ihnen kleine Münzen und Blumenkränze zu. Außer diesen Vergnü- 18*

6. Die vorchristliche Zeit - S. 1

1877 - Leipzig : Brandstetter
Erster Abschnitt. Aegypter. Assyrer. Phönicier. I. Die Aegypter.*) 1. Möris. Das älteste Volk, welches wir in der Geschichte kennen, sind die Aegypter. Vor mehreren lausend Jahren herrschte über sie der König Möris; der ließ von seinen Unterthanen einen großen See ausgraben, um das Wasser des N i l darin zu sammeln und es für die heiße Jahreszeit, wo es an Wasser mangelte, aufzubewahren. Denn Aegypten ist ein heißes und trockenes Land, wo es fast niemals regnet oder thaut. Aber der Nil fließt mitten hindurch und macht es fruchtbar durch seine Ueber-schwemmungen. Im Monat März fängt seht Wasser an zu steigen von dem vielen Regen, der in den Bergländern fällt, aus denen der Nil entspringt; dann wächst er immer mehr, bis er aus den Ufern tritt, und im Monat August überschwemmt er das ganze Aegyptenland, so daß man mit Kähnen über die Felder fährt, und die Städte wie Inseln aus einem großen See hervorragen. Wie dies vor drei- und viertausend Jähren geschah, geschieht es auch noch jetzt. Erst um die Zeit, wenn bei uns der Winter anfängt, fällt das Wasser wieder in seine User, dann säet man ohne zu pflügen und zu eggen in den Schlamm hinein, und schon im December blüht der Flachs, im Januar schlägt der Weinstock aus, im März ist das Korn reif zum Schnitt und im Juni hat man schon reife Weintrauben. Wenn aber der Nilfluß nicht hoch genug steigt, oder wenn er zu sehr das Land überschwemmt, kommt Aegypten in große Gesahr. Darum ließ der König Möris jenen großen See graben, der nach ihm der Möris-See genannt wurde und eine große Wohlthat für die Aegypter war. Stieg nämlich das Wasser zu hoch, so wurde es in das Seebecken geleitet, und trat große Trockniß ein, konnte man wieder das Wasser des Sees auf das ---------------------------- *) Nach Althaus „Geschichte der alten Welt". Grub e, Geschichtsbilder. I. 1

7. Die vorchristliche Zeit - S. 25

1877 - Leipzig : Brandstetter
25 sei, müsse er diesen mit Fleiß einschlagen, damit er das Land Argolis und die Landenge, den waldigen Isthmus, von bösen Menschen säubere. Theseus hatte kaum eine Tagereise zurückgelegt, so fand sich schon eine Gelegenheit, um seinen Muth zu erproben. In dem Walde von Epidauros wohnte nahe an der Straße ein übermüthiger Unhold, mit Namen Periphetes, der allen Vorübergehenden mit einer schweren Keule auflauerte und sie von hinten erschlug. Theseus, vorher schon gewarnt, durchsuchte die Gegend sehr vorsichtig, und als er den Riesen erblickte, forderte er ihn laut zum Kampfe heraus. Der Wilde kam trotzig hervor und schwang die Keule über ihm; aber ehe er sie niederschmettern konnte, war ihm schon des Jünglings scharfes Schwert in den Leib gefahren, daß er laut stöhnend zurückschwankte und rücklings auf die Erde fiel. Freudig steckte Theseus sein Schwert in die Scheide und ergriff die Keule des Periphetes, die nun sein treuer Begleiter ward. Indem er getrosten Muthes weiter zog, kam er in bewohnte Gegenden, in welchen ihm die Leute schreckliche Geschichten von einem andern Wilden erzählten, den sie nur „den Fichtenbeuger" nannten, oder auch wohl Sinis, d. i. Bösewicht. Dieser Räuber hauste am Eingänge der korinthischen Landenge, und da bog er denn zwei benachbarte Fichten mit seinen starken Armen zusammen, indem er die Vorüberreisenden einlud, ihm das Kunststück nachzumachen; konnten sie das nicht, hing er sie an den Bäumen auf. Theseus, der außer dem Herkules noch keinen Mann gesehen hatte, der ihm an Stärke gleichgekommen wäre, war recht begierig, sich mit dem gewaltigen Sinis zu messen. Er kam, faßte die glattbehauenen Fichten und bog sie so kräftig zusammen, daß ihre Spitzen sich durchkreuzten. Bei diesem Anblick erblaßte der Bösewicht zum ersten Mal in seinem Leben, denn er merkte, daß die Strafe nahe sei. Theseus packte ihn an der Kehle und hängte ihn an der Tanne auf, einem Unglücklichen gegenüber, den Sinis vor Kurzem an der andern Tanne aufgeknüpft hatte. Weiter kam Theseus in eine Gegend, wo große Eber hausten und alle Aecker der armen Einwohner verwüsteten. Diese Thiere wurden von dem Helden aufgejagt und erlegt; noch nie hatten die Leute einen so gewaltigen Jäger gesehen, und Alle strömten herzu, ihrem Wohlthäter zu danken. Zwischen Korinth und Megara ging ein Weg an einem Felsenabhang hin, an welchem tief unten im Grunde das Meer fluthete. Vor diesem Engpasse warnte man den Theseus, denn dort lauere ein grausamer Riese, Skiron, den Wanderern auf, um sie plötzlich in's Meer zu stürzen. Noch Niemand hatte diesen Frevler bezwingen können; doch Theseus fürchtete sich nicht vor ihm. Er ging auf ihn los und rang lange mit ihm, endlich aber stürzte er ihn in denselben Abgrund, der schon so manche unschuldige Pilger verschlungen hatte. Theseus kam Athen, der Hauptstadt seines Vaters, immer näher; aber ein Hauptkampf stand ihm noch bevor. Damastes, der Aus-

8. Das Mittelalter - S. 245

1877 - Leipzig : Brandstetter
245 des Islam vertilgt, die innern Angelegenheiten geordnet und süßlabende Ruhe (für kurze Zeit!) folgte aus jahrelange Leiden. Dem Herzog Gottfried trug man die Königskrone an, aber er schlug sie aus und nannte sich nur Schirmherr des heiligen Grabes. „Wie sollte ich" sprach er „dort eine goldene Krone tragen, wo der König der Könige eine Dornenkrone getragen hat?" — Gottfried starb leider zu früh, schon 1100 den 18. Juli, und überließ die von den Türken unaufhörlich beunruhigte Herrschaft seinem Bruder Balduin, der den Königstitel annahm. 4. Bernhard von Clairvaux. 1. Seit dem ersten Kreuzzuge fehlte es nicht an kleinen Pilgergesellschaften, welche von Jahr zu Jahr nach Palästina zogen; allein diese Verstärkungen waren doch viel zu unbedeutend, als daß die Eroberer des heiligen Landes sich lange hätten halten können. Sie baten den Papst dringend um Hülfe und dieser brachte auch endlich, besonders durch den frommen Abt Bernhard, in Frankreich einen großen Heereszug zu Stande, der an Glanz noch den ersten übertraf. Ludwig Vii., König von Frankreich, hatte gegen zwei rebellische Vasallen die Waffen ergriffen, ihr Land verheert und Vitri in der Champagne mit Sturm erobert. Da war eine Kirche, in welche sich 1500 Menschen geflüchtet hatten, von seinen Soldaten in Brand gesteckt worden. Um diese Grausamkeit wieder gut zu machen, getobte er Gott einen Kreuzzug. Der Abt Bernhard bestärkte ihn in diesem Vorhaben und reiste alsbald im ganzen Lande umher, das Kreuz zu predigen. Dann erschien er auf dem glänzenden Reichstag, den Ludwig Vii. 1146 zu Vezelay in Burgund hielt. Hier ertheilte er zuerst dem Könige, der jungen Gemahlin desselben, Eleonoren, und mehreren Baronen, welche Beiden zu folgen entschlossen waren, die ihm vom Papste zugesandten Kreuze. Dann begab er sich auf das freie Feld zu der unzähligen Volksmenge, die in der Stadt keinen Platz gefunden hatte. Eine Rednerbühne war daselbst für ihn bereitet. Er bestieg sie sammt dem Könige und kaum hatte er zu reden angefangen, so riefen von allen Seiten die Anwesenden: „Kreuze, Kreuze!" Er hatte ein großes Bündel derselben mitgebracht, aber es langte nicht, und nachdem er es mehr ausgestreut, als ausgetheilt hatte, so mußte er seine Kleider zerschneiden, um daraus neue Kreuze zu bereiten. Ihn selbst wollten die Bekreuzten zum Anführer erwählen, allein er verbat sich diese Ehre, ließ sich aber versprechen, daß Alle, welche das Kreuz empfangen hätten, bereit sein würden, im folgenden Frühjahr (1147) mit dem König Ludwig den Kreuzzug zu beginnen. 2. Von Frankreich aus begab sich Bernhard im Herbste 1146 nach Deutschland, um auch hier das Kreuz zu predigen und besonders den deut-

9. Das Mittelalter - S. 247

1877 - Leipzig : Brandstetter
247 Wenige zurück. Sie fanden auf ihrem Marsche noch größere Schwierigkeiten als Peter und Gottfried fünfzig Jahre vorher. Der griechische Kaiser verweigerte ihnen Lebensmittel, griff sie als Feinde an und führte sie wohl gar den Türken in die Hände, denn er war eifersüchtig auf die Macht der Abendländer. Und als sie in Asien ankamen, rieben Hungersnoth und Pest den größten Theil des Heeres auf, und die Christen in Jerusalem, voll Argwohn gegen die abendländischen Fürsten, als suchten sie eigene Macht, hinderten jede größere Unternehmung. Konrad und Ludwig kehrten unwillig wieder zurück, nachdem sie durch Aufopferung von beinahe 200,000 Menschen nichts weiter erlangt hatten, als daß sie Jerusalem und dao heilige Grab gesehen. Bernhard, der von diesem Zuge den glücklichsten Erfolg im Namen Gottes versprochen hatte, ward jetzt mit Borwürsen überhäuft. Er aber rechtfertigte sich, die Schuld läge an den Sünden der Kreuzfahrer, und die Seelen der Gebliebenen seien doch im Himmel. Hätte doch Moses selbst sein Volk nicht in das gelobte Land einführen können! 5. Philipp August und Richard Löwenherz. 1. Im Jahre 1190 traten auch der König von Frankreich, Philipp August, und der König von England, Richard I., dem seine Heldenkühnheit den Beinamen „Löwenherz" erworben hat, gemeinschaftlich den Kreuzzug an. Sie beschlossen, statt des mühsamen und gefährlichen Landweges durch Ungarn, lieber zur See die Reise zu unternehmen. Die italienischen Seestädte Genua, Pisa und Venedig übernahmen die Uebersahrt und Besorgung der Heere, und wurden dadurch reiche und mächtige Seestaaten. Bei der Rückkehr beluden sie die leeren Schiffe gewöhnlich mit Erde aus dem gelobten Lande. Diese wurde in der Heinrath theuer verkauft und auf die Begräbnißplätze gestreut, denn seliger glaubte der fromme Christ unter dem heiligen Sande zu schlummern, und wenn er nicht das Glück genossen, die heilige Erde selbst zu betreten, hatte er doch den Trost, daß sie nach dem Tode seine irdische Hülle bedecke. Auch wurde Wasser aus dem heiligen Jordan mitgebracht, womit sich die Christen in ihrer Sterbestunde besprengen ließen. Die Engländer schifften sich in Marseille, die Franzosen in Genua ein. In Messina vereinigten sich beide Könige wieder, aber schon hier entzweite Eifersucht und Nationalhaß Könige und Völker, und weil sie sich nicht einigen konnten, blieben sie einen ganzen Winter auf Sicilien liegen. Noch größer wurde der Zwiespalt, als sie im folgenden Jahre bei der Stadt Akre landeten und diese belagerten. Man kam endlich darin überein, daß einen Tag die Engländer, den andern Tag die Franzosen stürmen sollten, und so brachte es der Wetteifer in der Tapferkeit dahin, daß die Türken am 13. Juli 1191 die Stadt unter der Bedingung übergaben, daß

10. Das Mittelalter - S. 249

1877 - Leipzig : Brandstetter
249 rich Vi aus. Dieser hielt den stolzen Engländer auf der Burg Trifels in strenger Haft, aus Rache, weil er früher die unruhigen Srcüraner gegen ihn unterstützt hatte. . Ueber die Nachricht von Richard's Gefangennehmung empfand Keiner größere Freude, als Philipp August von Frankreich. Sogleich fiel er über dessen englische Besitzungen in Frankreich her. Auch unterstützte er Rr-chard's nichtswürdigen Bruder Johann, der, weil ihm sein Vater keine Provinz ausgesetzt hatte, Johann ohne Land genannt wurde. Aber der größte Theil der Engländer verabscheute Johann und sehnte sich nach Richard zurück. Mau wußte in England noch gar nicht, wo sich eigentlich der König befände. Schon mehrere Monate schmachtete Richard in schmählicher Gefangenschaft; aber ein Freund der Dichtkunst, goß er jetzt seinen Schmerz in Liedern aus, und dadurch machte er sich seinen Freunden kenntlich. Die Volkssage hat seine Abenteuer und Schicksale romantisch ausgeschmückt. Als es — so erzählt eine alte Sage — noch unbekannt war, in welchem Schlosse man den hohen Gefangenen festgenommen habe, zog Blondel, sein Lieblingssänger, aus, um den Herrn aufzusuchen. Er kommt bis Oesterreich. Dort hört er, daß auf dem Schlosse Dürrenstein ein vornehmer Gefangener sei, aber jeder Zutritt werde verweigert. „Das ist Richard/' denkt der Sänger in seinem Herzen; er setzt sich in der Nähe des Schlosses nieder und stimmt ein Lied an, das er einst gemeinschaftlich mit seinem König gedichtet hat. Richard lauscht den Tönen und als der Sänger innehält, fingt er die andere Hälfte des Liedes weiter. Da ist Blondel hoch erfreut, er meldet die Kunde nach England und das Lösegeld wird zusammengebracht. Der habsüchtige Kaiser verlangt 100,000 Mark Silber (1 Million Thaler) und das treue Volk sendet sie ihm. 6. Die Ritterorden. Schon vor den Kreuzzügen, im Jahre 1048, hatten sich mehrere Kaufleute aus Amalfi in Unteritalien zusammengethan, um die Pilger, welche oft krank und hülflos in Jerusalem ankamen, zu unterstützen. Sie baueten zu diesem Zwecke in der Nähe des heiligen Grabes ein Kloster mit einem Hospitale, in welchem kranke und hülflose Pilger unentgeltlich verpflegt werden sollten. Als Schutzpatron dieser frommen und nützlichen Stiftung wurde der heilige Johannes dertäufer gewählt. Darum hießen die Ordensbrüder Johanniter, auch wohlh osp italbr üder. Ihr Name ward in der ganzen Christenheit berühmt, und damit sich immer mehrere zu dem frommen Dienste finden möchten, schenkten ihnen manche wohlhabende Christen des Abendlandes Geldsummen und vermachten ihnen liegende Güter, um so zur Bekämpfung der Ungläubigen ein frommes Werk zu stiften, auch wenn sie nicht in's heilige Land ziehen konnten. Nach der Eroberung von Jerusalem theilten sich die Ordensbrüder in drei Klassen: Ritter, Geistliche und dienende Brüder. Während die Geistlichen den Gottesdienst besorgten und die dienenden Brüder pflegend am Krankenlager der Pilger faßen, bestiegen die rüstigen Ritter das Roß, um
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