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1. Das Mittelalter - S. 125

1893 - Leipzig : Dürr
— 125 — mut und Bedrängnis. Balduin Ii. wanderte mit der angeblichen Dornenkrone Christi von Hof zu Hof, um Geld darauf zu leihen. Diesem elenden Zustande machte ein Abkömmling des alten Kaiserhauses, Michael Paläologos ein Ende, indem er von Kleinasien aus (1261) seht Erbe eroberte. So wurde das griechische Kaisertum wieder hergestellt. Nur die Venetianer und die Genuesen, die Michael geholfen hatten, behaupteten sich im Besitz einiger Teile der Balkanhalbinsel. Die Begeisterung für die Kreuzzüge artete mehr und mehr in abergläubische Einbildung aus. Im Jahre 1212 liefen in Frankreich Kinder zusammen, um das heilige Grab zu befreieu, die Eltern hinderten sie nicht daran, Männer, Greise und Frauen gesellten sich zu ihnen, und so schwoll der Haufe an bis zu 30 000 Köpfen. Ein Hirtenknabe Stephan führte ihn an. In Marseille verlangten sie, eingeschifft zu werden, fielen aber Seeräubern in die Hände, die sie verkauften. 8. Philipp von Schwaben und Otto Iv. (1197—1215). Nach dem Tode des Kaiser Heinrichs Vi. strebte alles auseinander, was er mit starker Hand zusammen gehalten hatte. Neapel und ©teilten beanspruchte die verwitwete Kaiserin Konstanze für sich und zwar in der Weise, daß sie alle Deutschen auswies und sich ganz der Oberlehnsherrschaft des Papstes unterordnete. Nur in Sieilien gelang ihr die Vertreibung der Deutschen, in Neapel behaupteten sich die Besatzungen unter ihren Kapitänen. Als sie starb, übernahm nach ihrem Wunsche Papst Jnnoeenz Iii. die Vormundschaft über ihren Sohn Friedrich und verwaltete sie getreu trotz aller Schwierigkeiten, die ihm die fkilianifchen Großen bereiteten. Auch in Oberitalien wollte alles die deutsche Herrschaft von sich schütteln. Eäsarea nannte sich wieder Alessandria, die Städte rissen die kaiserlichen Rechte und Güter an sich, und der Papst wehrte es ihnen nicht. In Deutschland standen sich sogleich die Welfen und Hohenstaufen feindlich gegenüber. Die welsische Partei, an ihrer Spitze Adolf, der Erzbischof von Köln, in der Geschichte unter dem sehr bezeichnenden Namen „der Königsmacher" bekannt, bot die deutsche Krone förmlich aus und vergab sie endlich an Otto, den zweiten Sohn Heinrichs des Löwen; die Hohenstaufen, die anfangs dem jungen, noch unmündigen Friedrich, des verstorbenen Kaisers Sohne, den Thron wahren wollten, sahen sich durch diese Ränke gezwungen, den Vormund desselben, den Herzog Philipp von Schwaben, zum König zu wählen. Dies thaten sie zu Mühlhausen in Thüringen. So hatte Deutschland zwei Könige, und der Bürgerkrieg mit allen seinen Schrecken brach los. 9*

2. Das Mittelalter - S. 96

1893 - Leipzig : Dürr
— 96 — griechische Statthalter, vertrieben und sich in dem sonnigen Lande eine neue Herrschaft gegründet hatten, in Verbindung getreten, und jetzt kam Robert Guiscard (Schlaukopf), der König von Apulien, mit einem Heere von 10 000 Mann vor Rom an. Heinrich wagte es nicht, sich in einen Kampf mit den wilden Eroberern einzulassen, sondern kehrte nach Deutschland zurück, auch der Gegenpapst blieb nicht in Rom. Nun wurden Robert Guiscard von den Anhängern Gregors die Thore der Stadt geöffnet, die Normannen drangen ein. Diese rohen Beschützer des heiligen Vaters plünderten und mordeten aber auf so barbarische Weise, daß sie nicht nur sich, sondern auch den Papst, der es geschehen ließ, auf das höchste verhaßt machten. Als sie abzogen, folgte ihnen Gregor nach dem Süden, seine Rolle war ausgespielt. 1085 starb er einsam und seiner Macht verlustig in Palermo. Sein letztes Wort: Ich liebte die Gerechtigkeit, darum sterbe ich in der Verbannung, paßt auf ihn selbst nicht gauz. Er lebte allerdings ganz der Idee der unabhängigen und allesbherrschenden Kirche, aber er war ein Schwärmer, der rücksichtslos, oft grausam und ungerecht handelte. Dem Kaiser freilich brachte auch dieser endliche Sieg über den fanatischen Gegner keine Ruhe und keinen dauernden Frieden. Die hochkirchliche Partei wählte sogleich einen anderen Papst aus ihrer Mitte, der damit anfing, daß er den Bann über Heinrich erneuerte und mit klugem Sinn alle Mittel in Bewegung setzte, um die kaiserliche Oberhoheit unschädlich zu machen. Selbst der eigene Sohn, Konrad, den Heinrich zu seinem Nachfolger ausersehen hatte, und die eigene Gemahlin (die zweite, eine russische Fürstin) verrieten den schwergeprüften Kaiser und wnrden die Helfershelfer seiner Feinde. Italien ging so gut wie ganz verloren, Rom wurde die Hochburg der kirchlicher: Ansprüche; von jetzt ab gereichte jeder Versuch, die alte Verbindung zwischen Deutschland und Italien wieder herzustellen, dem' deutschen Reiche zum Verderben. Während Italien verloren ging, befestigte sich die Macht des Kaisers in Deutschland immer mehr. Dies geschah besonders dadurch, daß Heinrich alle Raufbolde und Beutemacher mit Strenge verfolgte und dadurch die Fürsten nötigte, felbst zur Ausrechthaltung des Landfriedens mitzuwirken. Sein Beispiel bewog die geistlichen Herren, den Gottesfrieden über ganz Deutschland auszudehnen. Diese schöne Bestimmung, daß von Mittwoch Abend bis Montag Morgen, den heiligen Tagen der Woche (Freitag und Sonntag mit ihren Vorabenden) alle Fehden ruheu sollten, hatte bisher nur in Burgund und Frankreich gegolten, während der Bürgerkriege unter Heinrich Iv. hatten die Lothringer Bischöfe ihn auch in ihren Gebieten verkündigt, und von

3. Das Mittelalter - S. 101

1893 - Leipzig : Dürr
— 101 — zurück und widmete sich mit besonderem Eifer der Sorge für die kirchlichen Einrichtungen, denn er selbst war Christ von ganzem Herzen. Mit Konrad Ii., dem deutschen Kaiser, stand er in freundschaftlicher Verbindung, war bei dessen Krönung zugegen, erhielt später die Mark Schleswig von ihm und gab dem Sohne desselben, Heinrich Iii., seine Tochter zur Gemahlin. Aber unter seinen Nachfolgern verfiel das Reich sehr schnell wieder, und schon sieben Jahre nach Knuts Tode konnte ein Sprößling des angelsächsischen Königshauses, der in der Normandie bei den Verwandten seiner Mutter Zuflucht gesucht hatte, Eduard Iii. oder der Bekenner, nach England zurückkehren und den Thron seiner Väter besteigen. Seine Regierung war ruhmlos, und da er kinderlos war, so machte nach seinem Tode Wilhelm, der Herzog von der Normandie, Ansprüche auf den englischen Thron. Diesen hatte aber bereits ein tapferer angelsächsischer Grafensohn, Harald, eingenommen. In der blutigen Schlacht bei Hastings (1066) wandte sich der Sieg auf die Seite der Normannen, Harald fiel. So ward Wilhelm (der Eroberer) König von England. Er hat sich die Zuneigung der Angelsachsen nie recht erwerben können, weil er die normannischen Großen bevorzugte. Zahlreiche Aufstände zwangen ihn, seine Kraft und Zeit in Bürgerkriegen zu vergeuden und machten ihn mißtrauisch, leidenschaftlich und grausam. So konnte er das Gute, das er wollte, nicht durchführen. Er starb im Jahre 1087. Da seine Söhne nicht gegenwärtig waren, so entstand bei seinem Ableben eine außerordentliche Verwirrung. Die normannischen Würdenträger, die er groß gemacht hatte, flohen, die Diener raubten, was sie rauben konnten, und ließen die Leiche allein, ein einfacher Ritter übernahm die Bestattung des gewaltigen Königs, der bei seinem Leben der Schrecken seiner Feinde gewesen war. Doch haben es seine Nachkommen verstanden, sich auf dem englischen Throne zu befestigen. In den skandinavischen Reichen traten um das Jahr 1000 wichtige Veränderungen ein. Aus beit raubgierigen und wanderlustigen Wikingern wurden seßhafte Völker, die unter dem Einflüsse des Christentums zu höherer Gesittung gelangten. Das Christentum hatte hier wie unter den Slaven nur allmählich Fuß fassen können. Schon zur Zeit Ludwigs des Frommen hatte der Bischof Ansgar von Hamburg die christliche Lehre in Dänemark und Schweden zu verbreiten gesucht, Erzbischof Adalbert von Bremen zur Zeit Heinrichs Iv. hatte die nordischen Reiche unter seinem geistlichen Scepter vereinigen wollen, immer hatten diese Bekehrungsversuche bei den Königen ein williges Entgegenkommen gefunden, aber das Volk hing um so fester an seinem Wodanglauben; erst um das Jahr 1000 siegte das Evangelium. Die

4. Das Mittelalter - S. 156

1893 - Leipzig : Dürr
— 156 — Verhältnisse, sondern auf Italien und die Kaiserkrone richtete. Er wollte die Glanzzeit der hohenstaufischen Herrlichkeit wieder erwecken, und der Papst Clemens V. in Avignon begünstigte seine Bestrebungen, um in dem deutschen Reiche ein Gegengewicht gegen Frankreich zu haben. Nach Hausgut strebte Heinrich nicht, aber es fiel ihm zu, ohne daß er sich sonderlich darum bemühte. Die letzte der Przemysliden (Nachkommen Ottokars), Elisabeth von Böhmen, bot, um sich das Land ihrer Väter zu erhalten, ihre Hand seinem Sohne Johann, und dieser schlug sie nicht aus. So kam Böhmen an die Luxemburger. Mit den größten Hoffnungen zog Heinrich Vjll. über die Alpen. In Italien war nach Erlöschen des Kaisertums eine friedlose, schwere Zeit angebrochen. Sicilien hatte sich von Neapel getrennt, der Kirchenstaat war ohne Haupt, und in der Poebene führten die mächtigen Stadtrepubliken unaufhörliche Kriege gegeneinander, während sie im eigenen Innern durch die Kämpfe der Adelsgeschlechter mit den Zünften, die nicht länger von der Regierung ausgeschlossen sein wollten, schwer litten. In der That wurde der neue Bewerber um die Herrschaft über Italien anfangs mit Jubel begrüßt, der Dichter Dante pries in einem Buche, das er herausgab, mit begeisterten Worten den Imperator als den Hort des Friedens. In Pavia nahm Heinrich die lombardische Krone in Empfang, und später wurde er auch in Rom, freilich nur unter dem Schutze seines kleinen Heeres und nicht vom Papste selbst, sondern von den Kardinälen zum Kaiser gekrönt. Aber sein Kommen regte den alten Gegensatz zwischen Guelfen und Ghibel-linen wieder auf, er selbst konnte mit seinem Häuflein Streitern (etwa 3000 Mann) gegen die zahlreichen Scharen der Welsen nichts thun, bald geriet er auch in Krieg mit dem Könige Robert von Neapel und dadurch in Zwiespalt mit dem Papste, dem Oberlehnsherrn von Neapel, und stand vor einem endlosen, harten Kampfe, als er, Zuzug aus Deutschland erwartend, im Jahre 1313 nach längerem Kränkeln in Buonconvento bei Siena starb. Er wurde in Pisa, der treuen Ghibellinenstadt, begraben, und die Deutschen kehrten in ihre Heimat zurück. 7. Ludwig der Bayer und Friedrich der Schöne. Als Heinrich Vh. gestorben war, trat fofort wieder ein Habsburger als Bewerber um den deutschen Königsthron auf, es war Herzog Friedrich der Schöne von Östreich, aber auch die Luxemburger waren nicht gewillt, ihren Anspruch auf die Krone auszugeben, sie stellten, da Heinrichs Sohn, der Böhmenkönig Johann, wenig Aus-

5. Das Mittelalter - S. 181

1893 - Leipzig : Dürr
— 181 - Könige Eduard Hl., der auch verwandt mit der Hauptlinie der Ka-petinger war, streitig gemacht. Philipp Vi. war ein Bruderssohn, Eduard Iii. ein Enkel (der Sohn einer Tochter) Philipps des Schönen. Übrigens besaßen die englischen Könige (ans dem Hause Plantagenet) seit Alters Poitou und (Menne in Frankreich erblich, freilich unter der Lehnsoberhoheit des französischen Königs. Der Krieg dauerte von 1339 bis 1453. Anfangs waren die Engländer siegreich. So wurde die französische Flotte im Hasen von Sluis (Sleus), einem berühmten Hafen in den Niederlanden, der jetzt versandet ist, von ihnen geschlagen und zerstreut, und nicht allein zur See, auch zu Lande waren sie den Franzosen überlegen. In der berühmten Schlacht bei Crecy unweit Amiens, 1346, bewies Eduards Iii. 15 jähriger Sohn Eduard, nach der Farbe seiner Rüstung der „schwarze Prinz" genannt, eine außerordentliche Tapferkeit und trug wesentlich dazu bei, daß die Engländer das Feld behaupteten. An dem Kampfe beteiligte sich auch der blinde Böhmenkönig Johann, von vier Rittern geführt, und starb den Heldentod. Die Folge dieser Siege war, daß die Engländer in Frankreich festsetzten. Sie eroberten Calais und Bordeaux, letzteres ergab sich dem tapferen schwarzen Prinzen. Zehn Jahre nach der Schlacht bei Crecy, 1356, gewannen die Engländer eine zweite bei Maupertuis und nahmen den französischen König, Johann den Guten, gefangen. Aber nun wandte sich das Glück aus die Seite der Franzosen. Der Ritter Bertrand du Guesclin eroberte seinem Könige Karl Y., dem Weisen, alle Städte wieder, welche die Engländer in Besitz genommen hatten, nur Calais konnte er ihnen nicht entreißen. Während dieser Zeit starb der schwarze Prinz, nachdem er krank nach London zurückgekehrt war. Nach einer längeren Pause begann Heinrich V von England den Krieg von neuem. Wieder mochten die Fremden rasche Fortschritte. Von ihrem Stützpunkte Calais aus eroberten sie ganz Nordfrankreich und belagerten Orleans. Der junge französische König Karl Vh., der mehr für den Minnegesang und das gesellige höfische Leben als für den Krieg geschaffen war, kam in große Bedrängnis. Der Abfall von ihm begann in feiner eigenen Familie und unter seinen nächsten Vasallen. Seine Mutter und der mächtige Herzog von Burgund traten aus die Seite der Feinde über. Da ward ihm aus wunderbare Weise geholfen. Eine Jungfrau, Jeanne d'arc, die Tochter eines Landmanns aus dem Dorfe Domremy bei Vaucouleurs, gelobte, Orleans zu befreien. Ihr tiefreligiöses Gemütsleben war durch die Kunde von der Not des Königs so aufgeregt worden, daß sie Visionen (überirdische Erscheinungen) zu haben meinte und die Stimme seliger Geister hörte, die ihr verkündeten, daß sie von Gott berufen sei,

6. Das Mittelalter - S. 117

1893 - Leipzig : Dürr
— 117 — der jüngste Sohn Albrechts des Bären, der vom Vater Anhalt bekommen hatte, als erbliches Herzogtum*) zuteilen, Bayern erhielt der Pfalzgraf Otto von Wittelsbach, der einst dem Kaiser den Weg durch das Etfchthal frei gemacht hatte, boch würde Steiermark als selbständiges Herzogtum bavon abgetrennt. Für die Entwicklung des nördlichen Deutschland war die Zerbröckelung Sachsens kein Segen. Die Einverleibung der Slavenländer an der Ostsee in das deutsche Reich sowie die Ausrottung des Heidentums gerieten ins Stocken, und Dänemark erweiterte seine Macht so sehr, daß es sich sogar Pommern aneignete. Herzog Bernhard konnte dagegen nichts thun, nicht einmal die Grasen von Holstein, Ratzeburg und andere, die ihm untergeordnet sein sollten, vermochte er zum Gehorsam zu nötigen. Friedrich stand aus der Höhe seiner Macht. Bei einem Feste in Mainz, das er veranstaltete, als seine beiden Söhne Heinrich und Friedrich den Ritterschlag empfangen sollten, war die Zahl der erschienenen fürstlichen Gäste eine so große, daß die Stadt die Menge der Fremden nicht faßte und ein fast ebenso großes Zeltlager außerhalb derselben erwuchs. Einen noch größeren Glanz entfaltete er bald nachher in Italien. Er brachte zum großen Schrecken des Papstes die Verlobung seines Sohnes Heinrich mit Konstanze, der Tante und eiu-zigeu Erbin des Normannenkönigs Wilhelm (Ii.) von Neapel und (3teilten zu stände. In Mailand wurde unter der lebhaftesten Teil-lmhme der Bürgerschaft die Hochzeit gefeiert. 3. Das Ritterwesen. Das Ansehen, welches Friedrich Barbarossa genoß, beruhte zum großen Teile ans der Gunst, die er dem Ritterwesen schenkte. Das Rittertum war die Lieblingsidee jener Zeit, es erfüllte alle Herzen mit Stolz und Freude und war bei Hohen und Niedern gleich beliebt und angesehen. Die Ritter waren aus dem Reiterdienste hervorgegangen, der seit dem 10. Jahrhundert, seit den Ungarneinfällen immer mehr an Bedeutung gewonnen und endlich die Fußtruppen fast ganz verdrängt hatte. In den romanischen Ländern, besonders in Frankreich und Spanien, hatte der Ritterstand dadurch, daß er allen seinen Mitgliedern gewisse Regeln als Gruudbediuguug der Rittersähigkeit auferlegte, eine besondere Weihe erhalten. Die Ausbildung in der Warten-führung wurde genau überwacht; der junge Anfänger war der Page, der ausgebildete Reiter hieß Knappe, und der Mann, der sich durch *) Die Herzöge von Sachsen aus dem Hause Askanien, starben in Lauen-bürg 1u89 aus, in Anhalt regieren Bernhards Nachkommen noch heute.

7. Das Mittelalter - S. 118

1893 - Leipzig : Dürr
— 118 — Adel der Geburt und Tapferkeit auszeichnete, empfing als besondere Gunst den Ritterschlag, d. H. er wurde von einem hochgestellten Herrn, dem König, Herzog, Grafen re. durch einen leichten Schlag (den letzten den er erdulden durfte) in die Gemeinschaft der tadellosen Ritterschaft aufgenommen. Dabei mußte er drei Gelübde ablegen: daß er seine eigne Ehre, die Unschuldigen und die Religion verteidigen motte mit seinem Blute. Vor allem wollte der Ritter als freier Mann leben und sterben, dann aber sollte es sein Stolz sein, einem selbstgewählten Herrn zu dienen bis zum Tode, und daraus entwickelte sich das Lehenswesen mit seinen Abstufungen vom einfachen Ritter bis hinauf zum Kaiser. Eiuer diente dem andern, und der höhere belehnte den niederen mit Gütern, das heißt, er überließ ihm nicht das Gut als Eigentum, sondern die lebenslängliche Nutznießung desselben. Neben dem Herrendienst weihte sich der Ritter dem Franendienst und dem Gottesdienst. Die Fran, die Hüterin der feinen Zncht (Sitte) gelaugte durch die Ritter zu hohem Ansehen, und die Religion fand in ihnen ihre treuesten Beschützer. Ihre Waffen waren Lanze, Schwert und Schild. Die Ritter liebten die Geselligkeit. Freilich den Winter verbrachten sie einsam ans ihren Burgen, die meist den Stürmen ausgesetzt und unzugänglich auf Felsenvorsprüngen lagen, aber wenn der Frühling kam mit dem herrlichen Psingstfeste, dann folgten sie der Einladung reicher Herzoge, Grafen und anderer hoher Herren und vergnügten sich mit Waffenspielen zu Roß (Turnieren) und Festgelagen, bei denen fahrende Sänger ihre Minnelieder und Heldengesänge zur Harse oder Fiedel (Geige) vortrugen. War der Wirt freigebig gegen die Gäste und entließ er die Sänger reich beschenkt, so wurde sein Ruhm durch alle Lande verbreitet. Manches Fürstengeschlecht zeichnete sich aus durch ritterliche Gesinnung und Sinn für Dichtung, so die Babenberger in Östreich, die Thüringer Landgrafen auf der Wartburg und vor allem die Hohenstaufen, von denen manche selbst Sänger waren, wie Heinrich, Barbarossas Sohn, und Friedrich Tl. 4. Der dritte Kreuzzug. Als im Jahre 1188 die Kunde in das Abendland gelangte, daß der Sultan von Ägypten, Saladin, den Christen Jerusalem entrissen habe, entschloß sich Friedrich Barbarossa zu einem Kreuzzuge. Zu gleicher Zeit unternahmen die Könige Richard Löwenherz von England und Philipp August vou Frankreich eine Kreuzfahrt. Ju Regensburg sammelte sich das deutsche Heer, es waren 20 000 Ritter, die gut bewaffnet und mit Geld oder Vorräten versehen

8. Geschichte der Reformation - S. 167

1834 - Leipzig : Dürr
Die Reformation in andern Landern. 167 §. 37. Die Reformation in andern Ländern. Dänemark. Schweden. Ungarn. Polen. Niederlande. Sie verbreitete sich vorzüglich durch die vielen Studi- renden, welche nach Wittenberg strömten. 1. Nach Dänemark kam sie ,621 durch den Dänen Johannes Tauson, der Luthern selbst gehört hatte. Tau- son wurde zwar in ein Kloster gesperrt, predigte aber selbst aus dem Kerker. Es schützte ihn nachher der König Chri- stian Ii., der mit seinem Prinzen und mehrern Geistlichen die verbesserte Lehre annahm. Viele Klöster wurden frei- willig verlassen und die heilige Schrift übersetzte man in die Landessprache. 1626 brachte es Friedrich I. ans dem Hause Schleswig-Holstein dahin, daß die Evangelischen und Ka- tholischen gleiche Freiheit erhielten. i556 verloren die Bi- sch öffe alle Gewalt und selbst diesen Titel, doch haben sie ihn wieder angenommen, mit der Würde unserer Superinten- denten. vr. Bugenhagen wurde isfy aus Wittenberg nach Kopenhagen berufen, krönte das königliche Ehepaar, predigte oft vor dem Hofe und half die neuen Einrichtungen der Re- formation ausführen; nahm aber das reiche Bisthum in Schleswig nicht an, sondern kehrte mit der edelsten Uneigen-- nütziqkeit i542 nach Wittenberg zurück. Späterhin erst kam die Reformation auch, nach Norwegen und Island, da sich allenthalben vorzüglich Vischöffe und Erzbischöffe selbst mit den Waffen in der Hand widersctzten. 2. Nach Schweden brachten die Brüder Olof und Lo- renz Peterson, die auch in Wittenberg studirt hatten, die Reformation schon 1619. Ein durch sie unterrichteter Kanz- ler Anderson übersetzte die Bibel in die schwedische Sprache. Olof, ein vertrauter Freund Luthers, aber zuweilen ein zu hitziger Eiferer, wirkte als Prediger in Stockholm, Lorenz als Professor in Upsal. Die sehr reichen, aber auch sehr widerspenstigen und stolzen Vischöffe mußten ihre festen

9. Geschichte der Reformation - S. 174

1834 - Leipzig : Dürr
174 Die Reformation in andern Ländern. aus seinem Schlosse auf seine Unterthanen, die bei ihm Schutz suchten. So rühmte sich ein Fleischer, mit eigner Hand i5o Menschen getödtet zu haben, und dieses ganze Ereigniß, das mau die Pariser Bluthochzeit nennt, gehört zu den größten Abscheulichkeiten in der Geschichte. In Paris sollen auföooo, im ganzen Reiche gegen 3o,ooo Menschen umgekommen seyn. In Rom freuete man sich über diese Nachricht außerordent- lich, es wurden die Kanonen abgefcucrt und ein großes Ju- beljahr ausgeschrieben. Was würde wohl Christus zu sei- nem angeblichen Statthalter gesagt haben? Doch fehlte cs auch nicht an Besserdenkenden, welche die greuelvolle That verabscheuten; selbst manche katholische Befehlshaber in den Städten hatten den Muth, an den König zu schreiben, als auch sie zu gleicher Grausamkeit aufgefordert wurden: Sie waren bereit seinen Willen in Allem zu erfüllen, aber zu Meuchelmördern ließen sie sich nicht gebrauchen. Es ent- standen dennoch neue Kriege nach Karls Tode, der durch schreckliche Bilder und Vorwürfe des Gewissens gequält die Erde verließ, und es wurde unter Heinrich Iii. den wieder mächtigen Protestanten fast unbeschränkte Religionsfreiheit und selbst Antheil an weltlichen Acmtern zugestanden. Allein dagegen errichteten die Katholiken einen Bund, den sie den heiligen nannten, und der träge, ausschweifende König mußte zu Heinrich von Navarra fliehen, wo er auch Bei- stand fand, aber durch einen von dem heiligen Bund erkauf- ten Mönch ermordet wurde; denn so lohnt häufig der blinde Religionseifer den Mächtigen, wenn sie nicht nach seinem Verlangen verfolgen und tödten. Nun kam Heinrich von Navarra unter dem Namen Heinrich Iv. und durch ihn das Haus Bourbon zur Regierung 1z09. Er hatte sich nach der Bluthochzcit noch durch die Flucht retten müssen, und sah sich jetzt genöthiget, sein Reich erst zu erobern, darr ein Ketzer hieß, viele Große auf eigne Besitzungen dachten und Spa- nien seine Gegner unterstützte. Jedoch Heinrich, ein wahr- haft ausgezeichneter Mann, besiegte einen Theil durch Ta- pferkeit, einen andern durch Klugheit, Güte und Großmuth. Bekam er Unterthancn gefangen, so behandelte er sie mit

10. Geschichte der Reformation - S. 185

1834 - Leipzig : Dürr
Die Reformation in andern Ländern. 185 und die dortigen Katholiken suchten diese Meinung gern zu verbreiten, wodurch aber sein Ansehen immer mehr litt. Es kam zu einem schrecklichen Bürgerkriege. Karl wurde besiegt, übergab sich den Schotten, aber diese überlieferten ihn den Engländern; er wurde, von der Parteiwuth und Rachsucht 1649 enthauptet, starb aber heldenmüthig. In diesen Un- ruhen bemächtigte sich ein Freund der Presbyterianer, Oli- ver Cromwell, unter dem Namen eines Protektors oder Be- schützers, der Regierung. Er hatte zur Hinrichtung des Kö- nigs viel beigetragen, stellte jedoch durch seine Kraft und Einsicht bald Ruhe und Ordnung her und brachte England wieder in einen blühenden Zustand. Er erleichterte den alten Waldensern, die in Savoyen und Piemont so verfolgt wurden, ihr Schickfal. Unter ihm lebte der berühmte Dichter Milton, der durch sein ausgezeichnetes Gedicht: das verlorne Para- dies, wo er den Fall der ersten Eltern mit mancherlei anzie- henden Ausschmückungen schildert, bekannt ist. Cromwell starb 1658, oft schrecklich beunruhigt durch sein Gewissen und durch Argwohn gegen alle Menschen, da man in shm nur einen Unterdrücker der Freiheit sähe, und die vorige Regie- rung noch genug Anhänger, er aber keinen wahren Freund, nicht einmal die Liebe seiner Kinder hatte. Sein schwacher, ruheliebender Sohn legte daher diese Würde nieder. Karls I. Sohn, Karl Ii. wurde aus dem drückendsten Elende auf den Thron gerufen, war aber ein träger, schwel- gerischer Fürst und heimlich den Katholiken zugethan, doch ohne eigentlich religiösen Sinn zu haben. Er stellte die bi- schöffliche Verfassung in allen drei Reichen her, die Dissen- ters verloren alle Rechte und wurden vielfach gekrankt, da die Versuche, beide Parteien zu vereinigen, mißlangen. Sein Sohn Jakob Ii. begünstigte die Katholiken weit mehr, unter- warf sich dem Papste, zog Mönche und einen päpstlichen Ge- sandten ins Land und handelte sehr unüberlegt. Da beriefen 1688 die Engländer Jakobs Schwiegersohn, den Prinzen Wilhelm von Oranicn aus Holland zu ihrer Errettung. Er wurde freudig empfangen; Jakob, von allen, selbst von seinen zwei Töchtern verlassen, mußte nach Frankreich cnr-
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