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auch Rennstieg oder Rennweg, jene wundersame Straße, wie sie in Rücksicht auf
Lage und Länge kein anderes Gebirge aufzuweisen hat, an 44 Stunden lang,
nämlich vom eisenachischen Dorfe Hörschel an der Werra bis zum reußischen
Dorfe Blankenstein an der Saale, — auf dem höchsten Gebirgsrücken in der
Richtung der Wasserscheide fort; er ist mit Ausnahme einer kurzen Strecke (am
Juselsberg) überall fahrbar. Der Rennstieg bildete Jahrhunderte hindurch eine
politische Landes-, Flur-, Völker-, Forst-, Jagd-, Sprach- und bischöfliche Kirchen-
grenze zwischen Thüringen und Franken und außerdem noch eine Rechtsscheide
zwischen Ländern sächsischen und fränkischen Rechts, wie er denn auch jetzt
noch auf der Grenzscheide einzelner Länder hinläuft und mit vielen alten und
neuen Grenzsteinen besetzt ist. Gegenwärtig steht der Weg, obwohl hin und
wieder chaussiert, fast vereinsamt, und auch eine Fußwanderung wird auf ihm
selten unternommen, weil er nur wenige Ortschaften berührt.*)
Ebenso bieten die Übergänge quer über das Gebirge, deren es eine Menge
giebt, keine erheblichen Schwierigkeiten dar. Es ist daher der Thüringer Wald
eins der wegsamsten Gebirge Deutschlands. Die Hauptübergänge, welche muster-
hafte Straßenbauten aufweisen und den Reisenden durch reichen Wechsel von
Naturbildern in Spannung und Freude erhalten, vermitteln den großen Berkehr
zwischen Nordost- und Süddeutschland, z. B. der höchste der Pässe, welcher aus
dem Gothaischen über Oberhof (827 in) nach Suhl führt. — Am nördlichen
Abhänge zieht die thüringische Eisenbahn von Erfurt über Neudietendorf, Gotha
nach Eisenach hin; von Neudietendorf geht eine Bahnlinie über Arnstadt, Stadt-
Ilm, Paulinzella, Blankenburg i. Th. uach Saalfeld, so daß der ganze Nordrand
des Thüringer Waldes befahren werden kann. Von Saalfeld ans geht die Bahn
in südlicher Richtung über Eichicht nach Lichtenfels, wo die dritte Linie, welche
von Eisenach aus über Salzungen, Meiningen, Hildburghauseu, Coburg den Süd-
fuß des Thüringer Waldes umspannt, einmündet. Dieses Eisenbahndreieck zeigt
in der Mitte noch die verkehrsreiche Verbindungslinie von Neudietendorf über
Arnstadt, Oberhof, Suhl nach Grimmenthal, wo sie in die Werrabahn einmündet.
Außerdem sind so manche romantisch gelegene, viel besuchte Punkte, wie auch
industriell wichtige Orte durch Zweigbahnen mit den Hauptverkehrsadern in Ver-
bindung gesetzt. Dazu gehören folgende Bahnlinien: Wntha-Ruhla; Fröttstädt-
Waltershausen-Schnepfeuthal-Friedrichroda-Georgeuthal-Tambach; Gotha-Georgen-
thal- Ohrdruf -Gräfenroda; Plaue-Elgersburg-Ilmenau-Gehren-Gr. Breitenbach;
Lndwigsstadt-Lehesten; Coburg-Sonneberg-Steinach-Lauscha; Eisfeld-Porzellan-
Fabrik - Unterneubrunn; Themar-Schlensingen; Wernshansen-Schmalkalden-Zella
St. Blasii (b. Suhl); Schmalkalden-Klein-Schmalkalden; Jmmelborn-Liebenstein.
Rechnet man dazu die trefflichen Chausseen und die anmutig geschlängelten,
schattigen Promenadenwege, welche fast zahllos vorhanden sind und die reizendsten
Partieen der Gebirgsuatur erschließen, so kann man wohl sagen, daß nur wenige
andere Gebirge sich einer solchen Zugänglichkeit erfreuen.
*) cf. den Artikel „Auf der Scheide" in der Zeitschrift „Natur" Nr. 33 vom Jahre 1890;
Verlag von Schlvetschke, Halle.
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— 122 —
Halbkreis durch folgende breite Straßen mit Anlagen: Alte Promenade (von der Geiststr. —
Theater — bis 'Steinstr.); Poststr. (bis Leipzigers^.); Nene Promenade (bis Rannische Str. am
Waisenhause); Moritzzwinger (bis zur Gerbersaale). Außerhalb dieses Kranzes liegen die neuereu
Stadtteile. Im Osten der Stadt liegt der Centralbahnhof, der mit dem Markte durch die Leip-
ziger Straße iu Verbindung steht.
2. Halle als Fabrik- und Handelsstadt: Reiche Naturprodukte und eine günstige
Lage haben die Entwicklung der Stadt bedingt. Schon seit uralten Zeiten fließen hier reiche Sol-
quellen, welche die erste Ansiedlung veranlaßt und ihr den Reimen*) gegeben haben. Die Arbeiten
plan von halle.
Erklärungen: 1—Marktvlatz mit der Marienkirche ini Westen, dem Rathaus im Osten? in der Mitte:
der rote Turm, Siegesdenkmal und Erzbild Handels. 2 — Franckesche Stiftungen. 3 — Gebäude der
königl. Klinik. 4 —Post. 5 — Gymnasium. 6 —Theater. 7 — Universität. 8^-Moritzburg, 9 —Loge
auf dem Jägerberge. 10 — Tiakonissenhans lind gegenüber das Martinsstift, ll — Kaserne.
12 = Psännerschaftliche Saline.
der Salzgewinnung in der pfännerschaftlichen Saline (s. Skizze 12) werden von den Halloren^),
den Nachkommen der ersten Bewohner, verrichtet. Halle liegt aber auch in einem reichen Braun-
*) Halle — wahrscheinlich vom kelt. hal — Salz, jedenfalls knüpft sich der Name eng an
die Salzgewinnung an; et. Hall, Reichenhall, Friedrichshall, Hallstadt, Hallein, Wilhelmshall ?c.
**) Die Halloren (— Salzarbeiter) unterscheiden sich durch Sitten und Gebräuche von den
übrigen Bewohnern der Stadt. Nachdem der Betrieb der Salzsiederei in die Räume der könig-
lichen Saline verlegt wurde, konnte nur ein Teil der vorhandenen Halloren dort Beschäftigung finden,
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
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126
An dem Lober, einem linken Nebenflusse der Mulde, liegt die Kreisstadt Delitzsch (91/.,). Sic ist
eine alte Sorbenstadt: ihr Name bedeutet Thalort (dola = Thalf*). ^Delitzsch ist der Geburtsort
Ehrenbergs, der Professor der Medizin an der Universität zu Berlin war und sich bekannt machte
durch seine naturwissenschaftlichen Forschungen, besonders aus seinen Reisen durch Ägypten, Nubien
und das arabische Küstenland. — Außerdem wurde hier 1808 der Nationalökonom Schulze-Delitzsch
geboren, dem hier von den deutschen Genossenschaften ein Denkmal gesetzt ist.) — An der Mulde
liegt Eilenburg (Is1/.,), die größte 3tabt des Kreises. Ihren heutigen Namen erhielt die Stadt
von der alten Jlburg, die schon unter Heinrich I. als wichtiger Grenzpunkt gegen Sorben und
Wenden geuauut wird. Sie hat Fabriken für Tuch, Buckskin, Kattun, Chemikalien, Maschinen,
Tabak, bedeutende Korbflechtereien, Wagenbauanstalten ?e. Ein besonderes Interesse hat die alte
Stadt dadurch, daß aus derselben das Lob-
und Danklied: „Nuu danket alle Gott" er-
kluugen ist. Der Dichter desselben, Martin
Rinkart, wurde hier 1586 geboren und fand
später seine Anstellung als Pfarrer in dieser
Stadt.
b) Am Bober (unweit der Mulde) liegt
die Kreisstadt Bitterfeld (10v2)- Sie ist
im 12. Jahrhundert von eingewanderten
Flämingern erbant, welche den Ort Bett er-
feld nannten. Dieser Name soll von „besser
Feld" stammen, das die Erbauer hier sau-
deu, als sie vom Fläming kamen. Seit Er-
öfsnuug der zahlreichen Eisenbahnen sind hier
Braunkohlenbergbau, Thouwaren-und Ziegel-
fabrikation bedeutend gehoben. Das große
Torf Holzweißig (31/.>) ist infolge dieser
Industrie emporgeblüht. — Westlich von der
Mulde liegen in dem fruchtbaren Gebiete:
Dorf Roitzsch (23/4) und die beiden Acker-
städte Brehna (2) und Zörbig (4). — Ostlich von der Mulde in der waldreichen Gegend am Rande
der Dübener Heide: Gräfenhainichen (3'/4i, Geburtsort des Kirchenlieddichters Paul Gerhardt:
die Stadt wurde von Flämingern erbaut und nach Gravenhaag in Holland benannt. Düben (3'/.,)
ist ein alter sorbischer Lrt. Hier gedachte Napoleon I vor der Leipziger Schlacht die schlesische
Armee unter Blücher zum Kampf zu nötigen. Nach Vereitelung dieses Planes führte er seine
Armee uach Leipzig.
Aufgaben: Stelle die Städte dieses Gebietes nach ihrer Größe züsammen
und ziehe daraus Schlüsse aus die natürlichen Erwerbsquellen und Verkehrswege! —
Zeige an den Eisenbahnen, daß dieses Gebiet ein Dnrchgangsland ist zwischen
schiffbaren Flüssen und Großstädten! —
10. £)ö0 Land au der Eide und Schwarten Elster.
(Kreise: Torgau, Wittenberg, Schweinitz, Liebenwerda.)
Die Ebene, welche wir zwischen Saale und Mulde kennen lernten, setzt sich
nach Osten über die Elbe und schwarze Elster hinaus fort. Sie wird nur durch
vereinzelte Anhöhen unterbrochen, von denen die aus der Geschichte bekannten
Höhen von Süptitz und die im Nordosten dieses Gebietes liegenden flachen
*) Östlich von Elbe und Saale, vereinzelt auch westlich von diesen Linien, treten Ortsnamen
mit slavischen Endungen, auch mit slavischem Stamm auf. Dazu gehören alle Namen mit den
Endungen „itz", „itzsch", „ow", „owa", „ova"' sie alle bedeuten „Ort" oder „Dorf".
Das Muldegebiet der j?roo. Sachsen,
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_I. Heinrich_I. Martin
Rinkart Paul_Gerhardt Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Nubien Eilenburg Brehna Heide Holland Leipzig Torgau Wittenberg Schweinitz Sachsen
— 135
b) Im Kreise Wanzleben liegen 2 Städte an der Bode und 2 nördlich davon. Die Stadt
Egeln (5vo) in fruchtbarer und braunkohlenreicher Gegend; in der Nähe die großen Industrie-
dörfer Unsebnrg (2'/.,), Wolmirsleben (2v4). Westeregeln (3). — Die Stadt Hadmersleben (V/4)
mit Landwirtschaft. — Groß Wanzleben (4); Seehausen bei Magdeburg (3)'.*) — Bon histori-
schem Interesse ist Dodendorf durch ein siegreiches Gefecht des Schillschen Corps gegen die West-
sälischen Truppen am 5. Mai 1809. — Solbad Sülldorf (südwestlich von Dodendorf).
c) Oschersleben (12v>) am Bodeknie mit Landwirtschaft und Industrie, welche gehoben ist
durch Braunkohlenlager in der Nähe. Nördlich vom Bruchgraben die Dörfer Hornhausen (3l/2),
s. S. 134, und Hamersleben 12). — Wo die Bode zwischen Huy und Hakel in die Ebene tritt,
liegt Gröningen (3'/4)**); östlich davon die Ackerstadt Croppenstedt (21/.,); am Nordostfuße des
Huywaldes Schwanebeck (3 V4); daran schließt sich westlich die Reihe der großen Hnydörfer: Eilen-
ftedt, Dingelstedt mit Wilhelmshall (Salzbergwerk), Badersleben mit Ackerbauschule und Dedeleben.
Südlich von Gröningen: Wegeleben (3'/«).
6) Die Großstadt Magdeburg (2141/-,) — Stadtkreis. 1. Geschichte der Stadt. Den
Grund zu dieser Stadt legte Karl der Große, indem er an der Elbe 3 Burgen gründete, von denen
aus allem Handelsverkehr mit den östlich von der Elbe lohnenden Slaven getrieben werden durste.
Eine dieser Burgen lag an der Stelle des heutigen Magdeburg und wurde jedenfalls der Grund-
stock dieser Stadt. Mit den Slaven wurde schon damals ein lebhafter Handel getrieben, kein
Wunder also, daß sich um diese Burgen herum zahlreiche diesem Handel obliegende Ansiedler
niederließen. Über den Namen der Stadt geben weder Urkunden noch Sagen eine sichere Aus-
fünft.***) 923—924 wurde Magdeburg bei einem Einfalle der mit Ungarn vereinigten Wenden
und Slaven fast gänzlich zerstört, aber von Otto d. Großen wieder aufgebaut und befestigt; von
dessen Gemahlin Editha wurde die Stadt wegen der Ähnlichkeit mit ihrer Heimat (London an der
Themse) bevorzugt, weshalb sie viel in Magdeburg verweilte. Das von Otto d. Gr. 936 hier ge-
gründete Moritzkloster wurde 967 in ein Erzbistum verwandelt. Später nahmen die Erzbischöfe
den ersten Platz unter den deutscheu Bischöfen ein. Als ein mächtiges Glied gehörte Magdeburg
seit dem 13. Jahrhundert der Hansa an und lag mit ihren Erzbifchösen und benachbarten Fürsten
oft im Kampfe. Der schon frühzeitig hauptsächlich wegen des Handels errichtete Schöppenstuhl
stand im Mittelalter in großem Ansehen, und das Magdeburger Recht hatte eine weite Verbreitung
und Gültigkeit.,
Seit 1524 fand in Magdeburg besonders durch Amsdorfs Bemühungen die Reformation
Eingang. Die Stadt sagte sich vom Erzbischof los und unterwarf sich auch dem Kaiser nicht, selbst
als derselbe 1547 ganz Sachsen erobert hatte. 1548 deshalb in die Reichsacht erklärt, bengte sie
sich nicht, sondern verweigerte die Annahme des Interims und wurde Zufluchtsort aller durch die
Religionsverfolgung vertriebenen Glaubensgenossen, namentlich zahlreicher Prediger. Karl V. hatte
die Vollziehung der Acht dem Kurfürsten Moritz von wachsen übertragen. Dieser begann 1550 die
eigentliche Belagerung. Die Bürgerschaft verteidigte sich aber mit glänzender Tapferkeit, wies alle
Angriffe zurück und machte viele glückliche Ausfälle. Erst als Moritz Gnade und Religionsfreiheit
anbot, nahm Magdeburg sächsische Besatzung auf und huldigte Moritz als Burggrafen (1552).
Im 30jährigen Kriege wurde die Stadt >626 und 1629 von Wallenstein belagert. Aber schon
1630 begann durch Pappenheim eine neue Belageruug, weil Magdeburg seinen geächteten Ad-
ministrator Christian Wilhelm wieder aufgenommen hatte. Als sich dann 1631 Tilly mit Pappen-
heim zu dem Zerstöruugswerke vereinigte, konnte die Stadt nicht mehr widerstehen. Am 10. Mai
1631 wurde sie bis auf den Dom, das Liebfrauenkloster und einige elende Fischerhütten zerstört.
*) Eine 2. Stadt Seehausen liegt in der Altmark (s. S. 143).
**) Den Namen Gröningen führen auch eiue niederländische Provinz und die Hauptstadt
derselben.
***) Magdeburg (ahd. Magadaburc) bedeutet „Burg der Magd". Dr. Jütting (Blätter für
Handel, Gewerbe und soziales Leben, Beiblatt zur Magdeburgischen Zeitung Nr. 33) hält diese
Magd für die Jungfrau Maria; Magdeburg wäre also soviel wie Marienburg. Karl der Große
hätte demnach seine Gründung der Jungfrau Maria zu Ehren benannt. — Fr. Hiilße weist in
Nr. 19 und 37 derselben Blätter auf die kaiserlichen Bannforsten hin, die sich einst von Lüneburg
bis nach Magdeburg und weiter bis zur Lochauer Heide zogen und wenigstens in ihrem nord-
westlichen Teile die Magethheide hieß. In dieser Magethheide oder wenigstens am Rande derselben
lag Magdeburg. Ter Ort hätte danach seinen Namen nach der örtlichen Lage erhalten. In dein
Namen Magethheide möchte eine mythologische Beziehung stecken.
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Otto Editha Otto Karl_V. Karl_V. Moritz Moritz_Gnade Moritz Christian_Wilhelm Wilhelm Maria Maria Karl_der_Große Karl Maria Maria
— 138
vom Breiten Wege bis zur Elbe. Dort ist der Marktplatz mit dem Rathause im Osten, welches
1691 erbaut ist. Vor demselben steht das Reiterstandbild des Kaisers Ottos 1., welches jedenfalls
als Sinnbild für die erworbene Gerichtsbarkeit der Stadt gegen Ende des 13. Jahrhunderts auf-
gestellt wurde. Es ist also kein Denkmal im heutigen Sinne, sondern hat, wie der Roland in
anderen Städten, symbolische Bedeutung. An der südlichen Seite des Marktplatzes zeigt unser
Bild (rechts) einige Häuser im Spätrenaissancestil, der an reichen schnörkelartigen Verzierungen der
Giebel, Thüren und Fenster zu erkennen ist.
Südlich vom Markte liegt der Domplatz. An seiner Südfeite erhebt sich der gewaltige
Dom wie ein Riese über die übrigen Kirchen der Stadt. (Unser Bild zeigt den Blick vom kleinen
Werder über die Elbe und den Fürstenwall hinweg nach dem Dome.) Dieses gewaltige Bauwerk
ist im gotischen Stile auf dem Grundriß eines lateinischen Kreuzes 120 m lang und 31 in breit
Magdeburg: Dom mit Fürstenivall und Stroru = £Ibe.
und hoch erbaut. Die beiden Haupttürme haben eine Höhe von 104 m; dem südlichen fehlt noch
die steinerne Kreuzblume an der Spitze, welche 1540 vom Blitze heruntergeworfen wurde.
Im Ehor ruhen Kaiser Otto I. und seine Gemahlin Editha; eine Hanptzierde der Kirche
ist das Grabmal des Erzbischofs Ernst (gest. 1513), dessen Seitenivände die Gestalten der 12
Apostel schmücken, eins der Meisterwerke Peter Vischels. — (Lesebuch: Der Schäfer am Dome zu
Magdeburg.) — Zwischen Dom und Elbe ist der zu Promenaden umgewandelte Fürstenwall. Das
Ufer der Elbe ist durch Mauerwerk befestigt, welches mit dem gepflasterten Wege darüber Kai ge-
nannt wird. Auf diesem Uferdamme stehen Krane, die zum Ein- und Ausladen der Schiffe dienen.
Eisenbahnstränge laufen hier an der Elbe entlang, auf denen die Wagen hart an die Schiffe heran-
fahren, dort laden und dann direkt in das Binnenland gehen. — Im Westen schließt sich an die
alte Stadt ein moderner Stadtteil mit breiten Straßen und stattlichen Bauten, uuter denen das
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
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Extrahierte Personennamen: Ottos Roland Otto_I. Otto_I. Editha Ernst Apostel Peter_Vischels
— 145 —
b) Genthin (5v2) ist Kreisstadt von Jerichow Ii. Sie hatte schon stich Bedeutung erlangt
als Gabelungsstelle der Magdeburg-Berliner und Magdeburg-Hamburger Straße. Die Industrie
wird begünstigt durch den Wasser- und Schienenweg. — In der Nähe das Dorf Altenplathow
(2) mit den Resten einer alten Wasserburg (— plotu = Zaun, also Zaunort oder befestigter
Ort—). Parey (2vz) am Kanal (twn wend. ta para — Sumpf). — Jerichow (l1/,) mit einer
schönen Klosterkirche aus dem 12. Jahrhundert. Das Dorf Schönhausen ist der Geburtsort
Fürst Bismarcks (1. April 1815). Ganz im Norden des Kreises das Städtchen Sandau (2).*)
Aufgaben: Gründe für die sandige Beschaffenheit des rechtselbischen Gebietes!
Vergleiche das rechtselbische Gebiet mit der Altmark! Zeige den Zusammenhang
zwischen der natürlichen Beschaffenheit des Landes und den sich entwickelnden In-
dustriezweigeu desselben (an diesem Gebiete)! Zeichne den senkrechten Durchschnitt
des Fieuer Bruches (Becken, See, Ausfüllung desselben mit Sumpfpflanzen, Ab-
trocknen der Oberfläche, Weiden- und Erlengebüsch, Bruch) und zeige die Ent-
stehung eines Bruches!
Aufgaben über die Provinz.
Zeichne ein Profil von der Alandmündung bis Suhl! Stelle die Gebiete
der Provinz zusammen, welche nicht zur Elbe abwassern. Bezeichne die vorhan-
denen und möglichen Kanalverbindungen zwischen Elb- und Wesergebiet! Die
Flnß-Pforten der Provinz und ihre Bedeutung für den Verkehr! Charakteristische
Flußläuse (Elbe, Saale, Uustrut, Bode :c.) sind zu zeichnen! Stelle zusammen:
a) die Randstädte, b) Brückenstädte, c) Kniestädte in der Provinz und gieb die
besondere Bedeutung derselben an! Gieb die historisch wichtigen Orte der Provinz
an, ordne die Landschaften nach ihrer geschichtlichen Bedeutung und suche die
Gründe für dieselbe! Stelle die fruchtbaren und unfruchtbaren Gegenden der
Provinz zusammen und gieb die Gründe für Entstehung ihrer Bodenarten! In-
dnstriegebiete, welche a) vom Mineralreiche, b) vom Pflanzenreiche, c) vom Tier-
reiche abhängig sind! Führe an bestimmten Landschaften der Provinz den Nach-
weis, daß die Industrie von größerem Einfluß ist auf die Entwicklung der
Anfiedlnngen als die Fruchtbarkeit des Bodens allein! Ordne die Hanptkreuzuugs-
punkte der Eisenbahnen in der Provinz nach der Zahl der Schienenwege und
untersuche deu Einfluß derselben auf Entwicklung der betr. Orte! (Es ergeben
sich 2 Gruppen: Durchgangs- und Endstationen.) Die Verbindungen der Haupt-
kreuzungspnnkte untereinander!
Geschichtlicher Überblick über die Gebietsteile der Provinz Sachsen.
Die Bestandteile der heutigen Provinz Sachsen gehörten im 5. Jahrhundert
größtenteils dem Thüringerreiche an. Später kam der südliche Teil an das
Franken-, der nördliche an das Sachsenreich, während die Slaven den Osten bis
zur Saale und Elbe besaßen.
Im Frankenreiche fand das Christentum zuerst Eingang durch Bonifatius.
Karl der Große brachte es auch den Sachsen und nach ihrer Unterwerfung be-
kämpfte er die Slaven, gegen welche er seine Nordostgrenzen durch Anlegung von
*) Zwei gleichnamige Städte liegen in Böhmen.
Stecke!, Prov. Sachsen.
10
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Bode Karl_der_Große Karl
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f. Die Bewohner Thüringens.
In Thüringen lebt ein frischer, fröhlicher, liederreicher Menschenschlag, der
Stamm der Thüringer. So nennt er sich am liebsten, unbekümmert um die Zahl
der Fürsten, die sich in sein Land geteilt haben. Keinem merkt man es an, ob
er ein preußischer, großherzoglich- oder herzoglich-sächsischer Thüringer ist. Er ist
Thüringer, und das genügt ihm, das ist sein Stolz und seine Freude.
Musik und Gesang ist des Thüringers höchste Freude. Gesang tönt bei
Spiel und Arbeit, von der Wiege bis zum Grabe, bald heiter, bald schwermütig
in tausendfacher Weise. Gar mancher Waldort hat im Winter seine Konzerte,
wie sie manche Stadt nicht aufzuweisen vermag. Es ist wunderbar, wie die in
schwerer Arbeit gehärteten Hände zu solch künstlerischer Fertigkeit auf der Violine,
Klarinette und Flöte, ja nicht selten selbst auf Klavier und Orgel es zu bringen
vermochten.
■ Biederkeit, Ehrlichkeit, Arbeitsamkeit und Genügsamkeit sind des Thüringers
hervorragende Eigenschaften; zu seinem Glücke genügt es, wenn er Kartoffeln im
Keller, Bier im Kruge, Vögel im Käfig und Lieder in der Kehle hat. Auch ist
es ein wahres Wort, das einst der große Karl August vou Weimar über seine
Thüringer aussprach: „Einen so kräftigen, schönen Menschenschlag, wie meine
Thüringer, so treu und ehrlich und so liederreich und poetisch — den giebt es
sonst nicht im deutschen Reiche."
g. Die Hauptverkehrswege in Thüringen.
Der Reichtum des Landes einerseits und die centrale Stellung desselben in
Deutschland andrerseits haben Thüringen schon in früher Zeit zu einem Passage-
lande für Völker- und Warenzüge gemacht, die sich von Westen nach Osten und
umgekehrt durch das Land bewegten, da dasselbe im Norden und Süden durch
hohe Gebirge geschlossen ist und im Westeu und Osten freien Zutritt und Durch-
gaug durch Pässe, Becken und Thäler gestattet. So gingen zwei durch die Natur
vorgezeichuete Verkehrsstraßeu in der Richtung von Osten nach Westen durch Thü-
ringen. Die südliche ging von Halle über Weimar, Erfurt, Gotha nach Eisenach,
wo sie sich in eine westwärts durch Hessen gehende und in eine südwärts nach
dem Main laufende teilte. Die nördliche Straßenlinie ging von Halle über
Eisleben, Sangerhausen nach Nordhausen, wo eine Teilung stattfand; die eine
Straße ging über Heiligenstadt nach Kassel und stellte die Verbindung mit dem
Lahn- und Rheinthale her, die andere lief in nordwestlicher Richtung über Nort-
heim, Hannover :c. — Jetzt eilt nun das Dampfroß auf den bezeichneten Haupt-
wegen und ihren Verzweigungen, die Thüringer Bahn im Süden und die Halle-
Kasseler Bahn im Norden. Da dieser nördliche Schienenweg die direkte Linie
nach dem Lahn- und Moselthale nach Metz hin bezeichnet, so ist er seit Wieder-
erwerbuug Lothringens von besonderer Bedeutung, da durch ihn und seine östliche
Fortsetzung von Sangerhausen über Mansfeld, Güsten, Berlin die kürzeste Ver-
binduug zwischen dem Centrum und der Westgrenze des Deutschen Reiches her-
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_August Karl August
Extrahierte Ortsnamen: Thüringen Weimar Thüringen Deutschland Westeu Weimar Erfurt Gotha Eisenach Hessen Main Eisleben Nordhausen Heiligenstadt Kassel Rheinthale Hannover Mansfeld Berlin
— 63 —
Herbst 935 einen Schlaganfall erlitt, Kaiser Heinrich Iii. am 5. Oktober 1056
gestorben ist und viele deutsche Kaiser und Könige geweilt haben.
Diesem ältesten Harzwege traten andere an die Seite, als zur Zeit des
Hansabundes der Haudel einen nie geahnten Aufschwung nahm. Eine alte Straße
verband den Kaisersitz Harzburg mit dem Kloster Walkenried und Nordhausen;
das Stück derselben ans dem Brockenfelde heißt „Heidenstieg", während der südliche
Teil, der über Wieda nach Walkenried führt, „Kaiserweg" genannt wird. Der Sage
nach ist er der Weg, auf dem Heinrich Iv. den aufständischen Sachsen entgegen
kam, welche die Harzburg belagerten. Bon dem Heidenstiege aus führte der
„Eiserne Weg" in das Okerthal, auf dem Eisenerze verfrachtet wurden.
Ein dritter Weg ging ungefähr in der Richtung der jetzigen Kunststraße von
Goslar über das heutige Clausthal nach Osterode. Da, wo sich jetzt Clausthal
befindet, lag eine Wegklause, in der die Harzreisenden Ausnahme und Schutz
fanden. Solche Wegklausen waren nicht nur den alten Harzstraßen, sondern allen
Verkehrswegen, die durch wenig bewohnte Gegenden führten, eigentümlich, (cf. die
Geleitshäuser im Thüringer Walde; s. S. 28!)
Die Elendstraße durchzog die unwirtlichsten und unsichersten Gegenden des
Harzes; sie giug im Eckerthale hoch, um den westlichen Brockenfuß herum, im
Thale der Kalten Bode abwärts über Elend, wo sie ostwärts herkommende
Straßen aufnahm, dann südlich wahrscheinlich nach Ellrich. Das Wort „Elend"
bezeichnet ursprünglich die „Fremde". An dieser Straße waren für die Elenden,
d. h. für die fremden Wanderer, hier und da Elendshöfe oder Fremdenherbergen
erbaut (es. Hospize in den Alpen!), nm ihnen Aufnahme und Schutz vor Räubern
zu gewähren, die das Bodethal, besonders die Gegend von Rübeland (= Räuber-
land) unsicher machten.
Etwa in östlicher Richtung zieht von Hasselfelde eine alte Heerstraße über
Güntersberge, Harzgerode, Königerode; von hier aus geht sie unter dem Namen
Clausstraße in östlicher Richtung nach Hettstedt. Nach Westen hatte dieser Weg
seine Fortsetzung über Bodseld, Königshof, an der Kalten Bode aufwärts über
Clausthal nach Seesen. Eine der ältesten Straßen im östlichen Harze war der
„Wilde Weg" von Wallhausen über Großleinnngen, Rötha, Königerode, Molmers-
wende, Pausselde nach Meisdorf.
So waren die Kaiserpfalzen, unter denen Wallhausen, Nordhausen, Seesen,
Goslar, Jlseuburg, Derenbnrg, Quedlinburg hervorragten, und die Jagdschlösser
Bodseld, Hasselfelde n. a., wie auch die zahlreichen Klöster am Harzrande, wie
Gandersheim, Goslar, Jlseuburg, Drübeck, Michaelstein, Quedlinburg, Gernrode,
Wallenstedt, Kloster-Mansseld, Wimmelburg, Sangerhausen, Ilfeld, Walkenried,
Zellerfeld, Paradies zu Hasselfelde u. a. untereinander durch Verkehrswege
verbunden.
Heute durchziehen schöne Kunststraßen das Gebirge nach allen Richtungen.
Den Harzrand umzieht die Eisenbahn (Sangerhausen, Mansfeld soder über Halle],
Wandersleben, Ascherslebeu, Frose, Halberstadt, Vienenburg, Goslar, Langelsheim,
Seesen, Osterode, Herzberg, Scharzfeld, Nordhausen, Berga-Kelbra, Sanger-
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iii Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Clausthal Bode Ilfeld
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i. Die Hauptstapcl- und Handelsplätze am Harzrande,
Schon in alter Zeit nahmen gewisse Orte am Harzrande für den Harzver-
kehr eine bevorzugte Stellung ein. Dort wurden die Waren des Tieflandes und
ferner Gegenden gegen die Produkte des Harzes eingetauscht. Es war uatur-
gemäß, daß diese Orte an den Haupthandelsstraßen liegen mußten, welche nördlich
und südlich vom Harze den Osten mit dem Westen verbanden. Hier entstanden
Stapel- und Handelsplätze, welche um so wichtiger waren, je mehr Handelsstraßen
daselbst einmündeten.
Eine wichtige Handelsstraße kam von Leipzig über Halle und führte über
Aschersleben, Quedlinburg, Halberstadt uach Braunschweig. Dieselbe wurde in
Halberstadt gekreuzt von der aus Magdeburg kommenden Straße, welche nach
Wernigerode und dicht am Harzrande weiter über Goslar nach Westen ging.
Die zweite wichtige Handelsstraße kam ebenfalls von Leipzig über Halle und
führte uach Eisleben, Sangerhausen und Nordhausen; von hier aus ging eine
Straße in westlicher Richtung über Kassel und eine zweite in nordwestlicher Rich-
tnng über Northeim nach der mittleren Weser. Hiernach ist es erklärlich, daß
Halberstadt am Nordrande und Nordhausen am Südrande des Harzes die größte
Bedeutung als Stapel- und Handelsplätze erlangen mußten. Die Folge dieser
günstigen Lage beider Städte läßt sich heute uoch daran erkennen, daß sie die
größten Städte des Harzrandes sind, infolgedessen sie auch die einzigen Stadt-
kreise des Harzgebietes bilden. Von den übrigen Städten an den alten Handels-
straßen am Harzrande haben noch Aschersleben und Quedliuburg als Handels-
Plätze größere Bedeutung erlangt, erstere wegen ihrer Kalilager, letztere wegen
der bedeutenden Blumen- und Samenzucht.
1. Ascherslebeu ist die ehemalige Hauptstadt der Grafschaft Askanien und
der Stammort des berühmten brandenburgischen und anhaltischeu Fürsteugeschlechts;
jetzt gehört sie zum Regierungsbezirk Magdeburg. Sie liegt an der Eine und
zugleich am Südrande der Magdebnrg-Halberstädter Mulde, die wegen ihres
Reichtums an Kalisalzen in ganz Deutschland die erste Stelle einnimmt. In
dieser Mulde ist das Kalilager von Aschersleben eins der bedeutendsten. Zu
diesen Naturschätzen kommen noch größere Brannkohlenlager in der Umgegend
von Aschersleben. Diesen Erdschätzen und seiner Lage an einem alten und zahl-
reichen neuen Verkehrswegen verdankt Aschersleben sein Wachstum. In den
letzten 70 Jahren ist die Stadt von 7000 aus 24 300 Einwohner angewachsen.
2. Quedlinburg. Die Bedingungen für Entwicklung dieser Stadt waren:
a) Lage an einer Handelsstraße; b) Fürstengunst im 10. und 11. Jahrhundert;
in jener Zeit war sie oft Sitz der Kaiser; Heinrich I. gründete und befestigte die
Stadt; das Schloß auf einem Quadersaudsteinfelsen war eiust der Sitz gefürsteter
Äbtissinnen; in der dortigen Stiftskirche befinden sich die Grabmäler Heinrichs I.
und seiner Gemahlin Mathilde; in jener Zeit wurde Quedlinburg reichsnnmittel-
bar, bis es im 14. Jahrhundert an das Bistum Halberstadt kam, mit dem es
preußisch wurtze; c) die Lage in einer fruchtbaren und sanft gewellten Gegend,
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog]]
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a) Die Großstadt Braunschweig. 1. Das Bild der Stadt: Braunschweig soll nach
der Sage schon im 9. Jahrhundert von einem Bruno gegründet sein, dessen Name iu der Stadt-
benennuug uoch fortlebt ibruuswyk, Brunswich — vom althochd. wich = Flecken —). Die Stadt
ist eigentlich, wie auch München, ein Werk Heinrichs des Löwen, der dieselbe befestigte und mit
Vorrechten ausstattete.
Juuerhalb der alten Befestigungswerke, welche jetzt in Promenaden umgewandelt sind, dehnt
sich die Stadt aus, die von mehreren Armen der Oker umschlossen wird. In ihrer Entwicklung
blieb sie hinter Hannover und Magdeburg zurück; erst im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts
ist sie in die Reihe der Großstädte eingerückt (115 000 Einwohner). In dem Bilde der Stadt
zeigt sich eine glanzvolle Vergangenheit: hochgiebelige alte Bürgerhäuser, das Altstadt-Rathaus
Burg Dankwarderode in Braunschweig.
(ein prachtvoller gotischer Bau), zahlreiche Renaissance-Bauten (Gewandhaus :c.), stolze Kirchen
geben der Stadt das eigenartige Gepräge und reden von dem Reichtum ihrer Bewohner. Das
Residenzschloß ist ein neuerer Bau.
^ Nebeu dem herrlichen Dome steht die jetzt restaurierte Burg Dankwarderode, welche der
<^age nach von einem Dankwarth gegründet wurde (s. Bild!). Ihre ersten Bestandteile rühren
noch aus der Zeit Heinrichs des Löwen her. Das gewaltige Baudenkmal ist ein Seitenstück zu
dem altberühmten Kaiserhaus in Goslar. Die Wandgemälde im Untergeschoß stellen dar: Zeit,
Erde, die Tierkreise, die Arbeiten der 12 Monate, die 4 Kardinaltugenden (Weisheit, Tapferkeit,
Gerechtigkeit, Mäßigung). Im Obergeschoß, dem Festsaal und der Kemenate, sind Bilder aus dem
Leben und der Zeit Heinrichs des Löwen.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium]]
Extrahierte Personennamen: Bruno Heinrichs Heinrichs Heinrichs