über Dännemark, Holstein, Meklenburg, Pommern,
Preussen und die ganze südliche Cstseekütse bi?
weit ins jetzige Russland hinein. Und wer weiss,
wohin sich die Macht und Herrschaft Dännemarks
noch weiter ausgedehnt hätte, wenn nicht eben die-
ser Waldemar verräthcrischer Weise in Gefangen-
schaft gerathen und die Theilung der Länder unter
seine Kinder nicht Sitte gewesen wäre?! Aber
durch eben diese Umstande gerieth Dännemark in
einen langwierigen Zustand von Ohnmacht und
Schwäche, aus welchem es erst durch die Königin
Margarethe heraus gehoben wurde. Sie besass Dän-
nemark, erheirathete Norwegen, eroberte Schweden
und verband diese drei Reiche im Jahre 1397 zu
Caltnar in Schweden solchergestalt mit einander,
dnis sie in Zukuft immer nur einen König haben
uno also beständig mit einander verbunden bleiben
sollten. Dies geschah aber nicht. Schwedens Be-
strebungen waren unter den Nachfolgern Margare-
thens (unter den Königen Erich voif Pommern,
Christoph von liniern, Christian I., Johannes und
Christian Ii.) beständig darauf gerichtet, sich von
der Verbindung mit den beiden benachbarten Rei-
chen, welche die calmarische Union hiess, loszu-
reißen. Christian I-, ein geborner Graf zu Olden-
burg, ward 1448 von Dünnemark und Norwegen
auf ihren Königthron erhoben. Seine Nachkom-
men haben von dieser Zeit an bis jetzt ununterbro-
chen über beide Reiche geherrscht. Christian Ii ,
ein Enkel dieses ersten Königs aus dem Hause Ol-
denburg, suchte durch ein strenges Regiment den
Gehorsam der Schweden gegen den gemeinschaftli-
chen König zu erzwingen, da die gelinderen Ver-
suche und die vielen gütlichen Vorstellungen, so-
wohl von ihm als von allen seinen Vorfahren, zu
diesem Zwecke Fruchtlos gewesen waren. Aber hie-
durch gereizt hoben die Schweden ihre Verbindung
mit Dännemark und Norwegen gänzlich auf, wel-
che seit 1523, da die Schweden einen besondern
König wählten, nie wieder hat zu Stande kommen
können. Auch in Dännemark machte Christian Ii.
sich verhasst, verlor alle drei Königreiche und starb
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Extrahierte Personennamen: Waldemar Margarethe Erich_voif_Pommern Christoph Christian_I. Johannes Christian_Ii Christian_I- Dünnemark Christian_Ii Christian_Ii
deutsche Sprache, durch die Verfertigung des klei-
nen Katechismus und anderer nützlichen'bücher, so
wie auf verschiedene andere Weise sehr verdient ge-
macht hat. Die Anhänger der Pabste und ihrer
Satzungen werden römisch-katholische Christen ge-
nannt. Von ihnen hatten sich, schon lange vor
den Protestanten, die griechisch-katholischen Christen,
die in den türkischen und russischen Ländern am
zahlreichsten sind, auch wegen ungebührlicher An-
maßungen der römischen Bischöfe und der densel-
den vorgeworfenen Religionsverfälschungen, ge-
trennt. -
Obgleich die Pabste und ihre Anhänger alles
thaten, um die von ihrem Lehrgebäude abgewiche-
nen Protestanten wieder zu demselben zurückzufüh-
ren oder zu unterdrücken, und selbst einen grausa-
men 30jährigen Religionskrieg erregten, um den
Fortgang ihres Glaubens zu hemmen; so hat ihnen
doch keines von dem bishero gelingen wollen. Der
protestantisch - christliche Glaube hat sich, ungeach-
tet ihres mächtigen Widerstandes, dennoch über das
nördliche Deutschland, über Holland, England,
Dünnemark, Norwegen, Schweden, Preussen, über
Theile von Russland, Frankreich, Hclvetien und an-
dere Länder Europens ausgebreitet. Möge denn
sein Werth, und der Werth der christlichen Reli-
gion überhaupt, immer allgemeiner anerkannt, und
die Menschen durch sie ihrer Bestimmung zjur Tu-
gend und wahren Glückseligkeit immer näher ge-
führt werden!— Gesang 491. —
Gedruckt in der Hammer ich-- und Hei uek in g'scheu
Buchdruckerey.
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Holland England Dünnemark Norwegen Schweden Preussen Russland Frankreich Buchdruckerey
der uns gegeben hat, damit wir unsern Brüdern
der geben €c —
Sehr rühmlich ists, von seinen Schätzen
Ein Pfleger der Bedrängten seyn.
Und hebet* minder sich ergötzen.
Als arme Brüder nicht erfreun.
28.
danneniark ward im Jahre 1807 von England mir
einer großen Kriegsmacht überfallen. Es konnte die-
sen Anfall nicht erwarten, denn es herrschten keine
Mlßhelligkeiten zwischen beiden Ländern, und die eng-
lische Regierung hatte der dänischen noch kurz vorher
ihre Freundschaft und daß Dännemark von England
nichts zu fürchten habe, aufs feierlichste versichert.
Der dänische König, gewohnt selbst seinen Verspre-
chungen nachzukommen, erwartete auch nichts ander-
von dem mit ihm befreundeten England. Dennoch
erschienen die Engländer im Sunde, umzingelten See-
land mit ihren Knegsfahrzeugen, landeten 40,00s
Mann stark auf dieser Insel, leerten das Seearsenal
und raubtet» die dänische Flotte, 50 bis 60 Kriegs-
schiffe stark. Wer konnte diese That wol billigen? —
Warum nicht? —
Rühmlicher war dagegen das Verhalten der dä-
nischen Regierung. Mehrmals ward sie von England
und andern Mächten Europens zur thätigen Therl-
nahme an ihren Kriegen aufgefordert; aber eingedenk
der Pflicht, das Wohl ihrer Unterthanen zu befördern,
gab sie stets die Erklärung, niemanden in dieser Sache
beizustehen und keinem zu schaben. Nichts, keine an-
scheinende Hoffnung auf Gebietsvergrößerungen, kein
Gold und Silber, keine Verheißungen und Drohun-
gen vermogten sie, ihrer gegebenen Erklärung unge-
treu zu werden. Sein Wort zu erfüllen, war dem
dänischen Regenten heilige Pflicht, und alles, selbst
Freiheit und Leben, achtete er geringe gegen dieselbe.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Ortsnamen: England England England England Europens
endlich nach 27jähriger Gefangenschaft zu Kallund-
burg auf Seeland. Sein Vnterbruder, Friedrich I.,
der im Jahre 1520 zur königlichen Regierung ge-
langte, begünstigte die Einführung der protestan-
tisch-christlichen Religion in D'ännemark und Nor-
wegen, welche aber erst unter seinem Sohne und
Thronfolger, Christian Iii., das gesetzmäßige und
herrschende Glaubcnsbekcnntnifs in beiden vorge-
dachten Reichen ward. Friedrich Ii. bezwang 1559,
in Vereinigung mit den damaligen Herzogen von
Schleswig-Holstein, Dithmarsen, welches 59 Jahre
vorher seine alte Verfassung gegen eine dänische
Armee von 30000 Mann behauptet hatte. Christian
Iv., ein sehr thätiger und tapferer König, führte,
zur Vertheidigung der evangelisch - lutherischen Re-
ligion, einen unglücklichen Krieg mit dem deut-
schen Kaiser, dessen siegreiche Heere in unser Va-
terland eindrangen. Sein Sohn und Thronfolger,
Friedrich Iii., war in seinen Kriegen gegen Schwe-
den noch weniger glücklich Da aber die verschie-
denen Stande des Reichs sich gleich darauf über-
zeugten, dass der unglückliche Ausgang der letzten
Kriege nicht den Königen, sondern der Regierungs-
form beizumessen sey: so veränderten sie dieselbe
1660 in eine uneingeschränkte Monarchie. Seit die-
ser Zeit hat Dännemark sich zu dem Ziele, ein
wohleingerichtetes, glückliches und kräftiges Reich
zu werden, immermehr empor gehoben. Christian
V dänisches und norwegisches Gesetzbuch gilt noch.
Unter ihm und dem nächstvorhergehenden Christian
war die dänische Seemacht in einem solchen Zu-
stande, dass sie sich vor gar keiner andern zu fürch-
ten Ursache hatte. Friedrich Iv. vereinigte das Her-
zogthum Schleswig 1720, und die Grafschaft Raiv
zau 1730 mit seinen übrigen Besitzungen. Christian
Vi. und Friedrich V. lebten in beständigem Frieden,
und bemühten sich, den Flor ihrer Länder und das
Glück ihrer ’S ölker zu befördern. Letzterer ward
mit einem Kriege von Russland bedroht, der jedoch
glücklicher Weise nicht zum Ausbruche kam.
Christian Vii. hat seine beglückende Regierung vor-
nehmlich durch Eintausch des noch übrigen vorhin
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Friedrich_I. Christian_Iii Friedrich_Ii Friedrich Christian
Iv. Friedrich_Iii Friedrich Christian
V Christian Friedrich_Iv Friedrich Christian
Vi Friedrich_V. Friedrich_V. Christian_Vii
Extrahierte Ortsnamen: Seeland D'ännemark Schleswig-Holstein Russland
271
men: man ließ sie ungehindert das Christenthum predigen, die reichsten
Japanerinnen heirathen und einen einträglichen Handel an sich ziehen.
Sie führten indische, chinesische und eurcmäische Waaren ein und führ-
ten dagegen aus: Gold, sehr feines gelautertes Kupfer, welches man
auch noch jetzt für das beste hält, Kampfer, Porzellan.
So breitete Portugal seine Macht im östlichen Asien aus, erwarb
sich die weitläuftigsten Besitzungen in Indien, zog den indischen, per-
sischen, chinesischen Handel an sich und ward.eins der reichsten Länder
in Europa. Allein diese Blüthe des Reichthums und der Macht ging
bald vorüber, und das Volk, welches den reichsten Handel aller Länder
in seinen Händen hatte, ward arm und fiel eben so schnell von seiner
Höhe, als es sie erstiegen hatte. — Denn, "wie die Spanier in Amerika,
erbitterten die Portugiesen in Ostindien durch Ungerechtigkeiten die Völ-
ker und straften mit Grausamkeit; die Unzufriedenen aber in Schranken
zu halten, hatten sie nicht die Macht der Spanier; und die Anführer
der Macht, die noch da war, waren meist unter sich uneins. — Phi-
lipp H., ein grausamer König Spaniens, zwang 1380 auch Portugal,
ihn als Oberherrn anzuerkennen und drückte das Land mit wilder
Härte, so daß die Portugiesen, um der spanischen Habgier zu genügen,
ihre ostindischen Besitzungen immer mehr erschöpfen mußten. — Mit
Spanien führten damals die Holländer Krieg, die sich von der des-
potischen Regierung Philipps 11. losgerissen hatten. So wie sie hör-
ten, daß Portugal eine spanische Provinz geworden sei; sahen sie Alles,
was den Portugiesen gehörte, als spanisches oder feindliches Eigen-
thum an und meinten daher, es angreifen zu dürfen. Sie suchten und
fanden den Seeweg nach Ostindien. Die Portugiesen hier hatten nicht
mehr den tapferen Geist ihrer Vorfahren, der ersten Entdecker; Reich-
thum und Wollust hatten sie in diesen heißen Ländern entnervt; und
ihre Habsucht und andere Laster hatten sie zum Abscheu der Indianer
gemacht. Diese vereinigten sich daher sogleich mit den Holländern gegen
die Portugiesen, und da die spanische Regierung nicht daran dachte,
Hülfe und Vertheidigung von Europa aus zu schicken; so gingen die
reichen ostindischen Besitzungen für Portugal auf immer verloren. Am
Ende behielten die Portugiesen nur einen unbedeutenden Rest von ihrer
glänzenden Macht in Indien, nehmlich Goa, Diu, Makao; alles
übrige eroberten die Holländer um 1600, und behaupteten es. Auch igoo
Brasilien hatten sie besetzt, von dort aber wurden sie 1634 wieder
vertrieben. — So wurde seit 1600 Holland, wie klein auch an Flächen-
inhalt, einer der reichsten Staaten Europa's; daher aber auch oft in
Kriege verwickelt. Diese schwächten den kleinen Staat bald, so daß
auch seine Blüthe nicht von langer Dauer war. Nach 1714 hörte
Holland auf, einer der ersten Staaten Europa's zu sein; und nur die
Eifersucht der übrigen Seefahrenden Nationen gegen einander schützte
das machtlose Ländchen, daß man ihm nicht alle seine ostindischen Be-
sitzungen nahm. Kam es aber in den letzten achtzig Jahren zum Kriege,
so konnte sich Holland nicht vertheidigen. Dies erfuhr es z. B. 1780,
als England Krieg ankündigte; alle holländischen Schiffe wurden ge-
nommen, und mehrere der auswärtigen Besitzungen durch die Englän-
der erobert. In dem unglücklichen Kriege seit 1793 sind alle ostin-
dffchen Besitzungen der Holländer, Ceylon, Kochin, Malakka, die Ge-
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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TM Hauptwörter (200): [T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]
Extrahierte Personennamen: Philipps Philipps Makao Malakka
Extrahierte Ortsnamen: Portugal Indien Europa Amerika Ostindien Spaniens Portugal Spanien Portugal Ostindien Europa Portugal Indien Holland Holland Holland England Ceylon
272
würzinseln von den Engländers weggenommen, auch das Kap der
guten Hoffnung; und wiewohl nach dem Frieden von Amiens 1802
der größte Theil dieser Eroberungen den Holländern wieder zurück ge-
geben werden sollte; so ward doch schon 1803 aufs neue den Hollän-
dern von England der Krieg angekündiget, und säst alle Inseln und
Festungen Ostindiens kamen wieder in die Gewalt der Engländer.
Denn diesen ist es jetzt leicht, hier neue Eroberungen zu machen, da
sie in Ostindien seit 1756 durch allerhand Kunstgriffe einen Nabob
(Fürsten) nach dem andern ihrer Obergewalt zu unterwerfen verstanden
haben, so daß ihnen jetzt der größte Theil der Halbinsel diesseit des
Ganges Unterthan ist, und sie auf den Inseln fast überall gleiche Herr-
schaft mit den Holländern schon vor dem letzten Kriege übten. Durch
diese Erwerbungen hat sich England zum ersten Seestaate und dem
reichsten Lande Europa's erhoben: in Ostindien bauen die englischen
Kolonisten Reis, Baumwolle, Seide und Zucker, lauter allgemein ge-
suchte und kostbare Waaren; nicht weniger Pfeffer und Indigo; und
neue Anpflanzungen von Zimmt- und Muskatennußbäumen, die man
gemacht hat, um den Holländern den Alleinhandel mit diesen Gewür-
zen zu entreißen, gedeihen sehr gut. Man berechnet, daß England
durch den ostindischen Handel jährlich vom übrigen Europa an dreißig
Millionen Thaler baares Geld einnimmt.
53.
Erfindung des Schießpulvers > der Kanonen und
Feuergewehre.
Der Krieg ist eins der furchtbarsten Uebel des Menschengeschlechts.
Er mordet das Leben von Tausenden, verstümmelt weit Mehre, als ge-
tödtet werden, und macht sie oft die noch übrige Lebenszeit siech und
elend, zerstört das Wohlsein einzelner Familien und ganzer Staaten
durch Verarmung und Seuchen, verheert angebaute Länder und hin-
dert die Ausbildung der erfreuenden Künste des Friedens. Wie schreck-
lich auch diese Geißel der Menschheit, so finden wir doch auch hierbei
manches Große und Gute, das er geweckt und veranlaß! hat. Er hat
viele und große Seelenkräfte aufgereizt, die fast vielleicht auf immer
geschlummert hätten; er hat die wichtigsten Erfindungen veranlaßt und
so manchen Beweis edler Selbstüberwindung, unbesieglicher Standhaf-
tigkeit und liebevoller Aufopferung im schönsten Glanze dargestellt.
Wie viele Helden zeigt uns die Geschichte in einer bewundernswürdigen
Größe! Wie mancher opferte freudigen Muthes sein Leben für die
Freiheit des Vaterlandes, für Glauben und Wahrheit, für die Erhal-
tung von Vater und Mutter, von Weib und Kind! Die Völker aber,
die kriegerischen Muth nicht übten und achteten, versanken in Sklaverei,
Ohnmacht und Verachtung.
Einige der Erfindungen, die der Krieg veranlaßt hat, sollen hier
erzählt werden.
Die Waffen der alten Völker waren Wurfspeere, die aus einem
langen hölzernen Schaft mit einer eisernen Spitze bestanden, und aus
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland]]
TM Hauptwörter (200): [T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide]]
Extrahierte Ortsnamen: Amiens England Ostindien England Ostindien England Europa
zu verjagen, nachher sollte die Sache der Protestanten ausgemacht
werden. Unter denjenigen, welche den Schweden treu blieben, verdient
vorzüglich genannt zu werden der Landgraf von Hessenkassel.
Indeß wäre es jetzt vielleicht um die Protestanten geschehen ge-
wesen; da erklärte ein König, der selbst zwar Katholik war, aber die
Erniedrigung des östreichischen Hauses wünschte, Ludwig Xhi. von
Frankreich, oder vielmehr sein Minister, Richelieu, gegen Spanien
und Oestreich Krieg. ^ Herzog Bernhard sammelte ein Heer aus den
Trümmern des bei Nördlingen geschlagenen, erhielt Geld von Frank-
1638 reich und eroberte den Elsaß, der damals dem Kaiser gehörte, 1638,
1639 und als er 1639 durch Gift starb, nahmen die Franzosen die von ihm
gemachten Eroberungen in Besitz. (Das Gift bekam er wahrscheinlich
nicht durch östreichische Veranstaltung, sondern durch französische Ver-
rätherei. Denn was er eroberte, das, wollten die Franzosen, sollte er
für sie erobern, und er wollte den Elsaß als Eigenthum für sich be-
halten.)
Auch hatten die Schweden bald wieder durch neue Siege den
Ruhm ihrer alten Tapferkeit gewonnen, und die protestantischen Fürsten
ihre Treulosigkeit bereuen machen. Noch 1635 und mehrmale 1636,
wurden die Sachsen geschlagen; und siegreich drangen die Schweden
unter einem tapferen Anführer, Banner, in Schlesien ein, welches da-
mals auch dem Kaiser gehörte.
Ganz Deutschland wünschte den Frieden: und Kaiser Ferdinand Hi.,
1637 der 1637 seinem Vater gefolgt war, und der die Fürsten nicht nach
seinem Wunsche zu einzelnen Friedensschlüssen bereden konnte, mußte
endlich nachgeben, und alle an dem Kriege theilnehmende Mächte zu
1641 einer Friedensunterhandlung auf den März 1641 einladen: man be-
stimmte Münster und Osnabrück in Westphalen zu den Orten der
Zusammenkunft. Allein der Kaiser machte keinen Emst, die Friedens-
unterhandlungen einzuleiten, er wollte seine Feinde nur täuschen, um
Frist zu gewinnen, daß er sich wieder etwas erholen könne. Seine
Feinde ließen ihm jedoch keine Ruhe; Torstenson, der nach Banners
1642 Tode die Schweden anführte, schlug 1642 den 23sten Oktober die
Oestreicher bei Leipzig auf eben dem Felde, wo zehn Jahre vorher
Gustav Adolf gesiegt hatte. Das kaiserliche Fußvolk wurde gänzlich
aufgerieben: 5000 wurden getödtet, eben so viel gefangen, und alle
Kanonen und alles Gepäck sielen dem Sieger in die Hände.^ — Nun
ward der Kaiser wieder thätiger und bestätigte die vorläufig mit
Schweden und Frankreich verabredeten Friedensbedingungen. — Da
1643 aber 1643 den 24sten November die Franzosen bei Duttlingen ge-
schlagen wurden, da es dem Kaiser gelungen war, Dänemark zum
Krieg gegen Schweden aufzureizen: so stockten wieder alle Unterhand-
lungen. Doch Torstenson brach mitten im Winter aus Mähren auf,
drang in Holstein und Schleswig ein, ein anderes schwedisches Heer
griff andere dänische Besitzungen an, und Dänemark mußte sich durch
1643 Abtretung einiger Provinzen 1645 den Frieden erkaufen. Noch ehe
der Friede geschlossen war, stand Torstenson wieder in Deutschland,
trieb die Kaiserlichen vor sich her, brach in Böhmen ein und erfocht
1645 den 25sten Februar bei Jankowitz, 3 Meilen von Tabor, einen
blutigen Sieg. Der Kaiser, der sich zu Prag aufhielt, flüchtete nach
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution]]
Extrahierte Personennamen: Hessenkassel Ludwig_Xhi Ludwig Richelieu Oestreich Bernhard Ferdinand_Hi Ferdinand Gustav_Adolf Gustav Adolf
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Frankreich Spanien Elsaß Schweden Sachsen Schweden Schlesien Deutschland Schweden Leipzig Frankreich Schweden Holstein Schleswig Deutschland Jankowitz Tabor
338
der peinlichsten Lage seines Lebens; er konnte nicht weiter auf Ret-
tung rechnen; entweder war sein Schicksal, Hungers zu sterben, oder
durch die ringsher gegen das russische Lager gerichteten Kanonen der
Türken zu fallen. — Da gab Katharina, die Tochter eines deutschen
Handwerkers, die Frau eines schwedischen Dragoners, mit dem sie bei
Marienburg in Liefland in russische Gefangenschaft gerieth (nachher seit
1712 Gemahlin Peters), diese Katharina gab den Rath, alles Geld
und alle Juwelen an den türkischen Feldherrn zu schicken. Und dieser
ließ sich bestechen; Peter erhielt freien Abzug und Frieden aus die Be-
dingung, Asow zurückzugeben und einige Festungen zu zerstören, die
den Türken gefährlich werden konnten. Der Friede ward geschlossen
1711 den 23. Juli.
Karl blieb fünf Jahre bei den Türken, um sie zu neuen Angriffen
gegen Rußland zu ermuntern, indeß sein Reich rings von Feinden be-
stürmt wurde, unter denen Peter der glücklichste war. Da aber Peters
Bundesgenossen, besonders Preussen und Dänemark, die Ausdehnung
der russischen Macht mit Eifersucht betrachteten und es hinderten, daß
Rußland Einfluß in Pommern und Mecklenburg erhielt, dachte Peter
1714 darauf, mit Karl Xu., der seit 1714 wieder in seinen Staaten war,
1718 Frieden zu schließen, als dieser 1718 den Ii. December vor Friedrichs-
Hall in Norwegen erschossen wurde. — Da die Schweden jetzt nichts
von Frieden wissen wollten, landeten die Russen unversehens in Schwe-
den, streiften bis vor Stockholm und verwüsteten das Land. So ward
1721 endlich 1721 den 30sten August der Friede zu Nystadt in Finnland ge-
schlossen, und Peter erhielt Liefland, Esthland, Jngermannland und
einen Theil von Finnland.
In der Zeit dieses Krieges hatte Peter in den Jahren 1716 und
1717 eine zweite Reise durch Europa gemacht, sein Seewesen zu ver-
bessern und Petersburg zu bevölkern; und in seinem Reiche hatte er
die Annahme und Uebung fremder Kenntnisse und Kunstfertigkeiten, so
wie mildere Sitten möglichst zu verbreiten gesucht. Er verbot es, sich
auf den Straßen vor ihm niederzuwerfen, was altrussische Sitte war,
und da man es dennoch that, setzte er die Strafe der Knute darauf,
wenn einer vor ihm niederfiele und sich seinetwegen mit Koth besudelte. —
Jeder, der von ihm besoldet wurde oder Zugang zu ihm haben wollte,
mußte in ausländischer Tracht erscheinen; und wer von seinen Dienern
mit einem großen langen Mantel oder Pelz nach alter Art durch das
Thor ging, mußte entweder einen Geldzoll bezahlen, oder niederknieen
und es leiden, daß ihm der Rock so weit abgeschnitten wurde, als er
beim Knieen auf der Erde schleppte. Dies geschah einigemal und gab
dem Volke zu lachen, so daß die langen Mäntel bald verschwanden. —
Eine alte russische Sitte war, den Bart nicht zu scheeren, sondern wohl
gekämmt vor sich her zu tragen. Peter schor sich den Bart und be-
merkte mit Vergnügen bei der Zurückkunft von seiner ersten Reise
1698, daß Viele dieser Sitte folgten. Er befahl es daher, den Bart
zu scheeren und gestattete ihn nur den Geistlichen, den Bauern und
denjenigen, welche für die Erlaubniß, ihn zu tragen, jährlich 100 Rubel
bezahlten. (Der Rubel ist 1 Thaler Preußisch.) Viele altgläubige
Russen indeß hoben den abgeschnittenen Bart sorgfältig auf und ließen
ihn mit sich in den Sarg legen, um ihn als Glaubenszeichen im künf-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Personennamen: Katharina Peters Katharina Peter Karl Peter Peter Karl_Xu Karl August Peter_erhielt_Liefland Peter Koth Peter
Extrahierte Ortsnamen: Marienburg Pommern Norwegen Schweden Schwe- Stockholm Finnland Esthland Finnland Europa Petersburg
342
Sept., vertrieb die Oestreicher wieder aus Schlesien und nöthigte auch
Sachsen durch den Sieg bei Keffelsdorf zum Frieden, so daß noch am
1745 Ende des Jahres 1745 Schlesien ihm aufs Neue zugesichert wurde und
Sachsen eine Million Thaler an Preussen bezahlen mußte. Diese Kriege,
so rasch und kühn begonnen, und so kraftvoll und glücklich geführt, ge-
wannen dem Preussischen Namen Achtung durch ganz Europa, gaben
dem Volke einen begeisternden Aufschwung, und machten den Namen
Friedrichs geehrt und gefürchtet.
1748 1748 erhielt Maria Theresia auch Frieden von Frankreich; sie
ward als Königin von Ungarn anerkannt, trat fast ganz ohne Verlust
aus dem drohenden Kampfe, aber mit um so größerer Erbitterung gegen
Preussen, das bisher so ohnmächtig geschienen hatte und ihr am schäd-
lichsten geworden war.*) Friedrich Ii. verkannte dies nicht: er sah,
welch ein unsicherer Besitz Schlesien für ihn war; er bemerkte den all-
gemeinen Neid, den seine schnell errungene Größe erregte und suchte sich
dagegen sicher zu stellen. Er vermehrte seine Armee aus 150,000 Mann
und übte sie so kunstreich, daß alle Heerführer Europa's von ihm lern-
ten. Er ließ die Bewegungen aller verdächtigen Staaten ringsumher
strenge beobachten, und durch die Verrätherei eines sächsischen Sekretärs
erfuhr er einen ungeheueren Plan, der gegen ihn entworfen war. Maria
Theresia von Oesterreich stand an der Spitze des Bundes; ihm war
zuerst beigetreten Elisabeth, Kaiserin von Rußland, die sich von Fried-
rich durch Worte beleidiget glaubte; bald darauf August Iii., König
von Polen und Kurfürst von Sachsen, durch seinen furchtbaren Nachbar
schon einmal aus seiner Hauptstadt vertrieben und durch seinen Minister
Brühl zur glühendsten Rache gegen Preussen entflammt. Und endlich
vereinigte sich, worüber damals ganz Europa staunte, Ludwig Xv.,
König von Frankreich, mit Oesterreich. Seit mehr als 200 Jahren
war Krieg oder nie doch redlicher Friede zwischen diesen beiden mäch-
tigen Nachbaren gewesen; jetzt verband sie, jedoch nur auf kurze Zeit,
der gemeinschaftliche Vortheil. Friedrich Ii. hatte nämlich mit Georg Ii.,
1756 König von England, 1756 ein Bündniß geschlossen, die deutschen
Staaten des Königs von England, Hannover, gegen Frankreich zu
schützen. Darüber war Frankreich unzufrieden und verband sich gegen
Preussen mit Oesterreich. Zuletzt folgten, durch Frankreichs Einfluß
vermocht, Schweden, und durch Oesterreich gezwungen, die meisten
Staaten des deutschen Reiches. — Dieser furchtbare Bund wollte
nichts weniger, als Friedrich Ii. entthronen, ihm alle seine Länder neh-
men und aus Gnade ihm vielleicht die Mark Brandenburg lassen.
Schlesien war für Oesterreich, Preußen für Rußland, Magdeburg
und Halberstadt für Sachsen, die westphälischen Provinzen und Han-
nover für Frankreich und Pommern für Schweden bestimmt. Und
es schien unmöglich, daß Friedrich Ii. gegen sechs Mächte den Kampf
zu bestehen im Stande sein würde. England allein stand ihm treulich
bei, mit Hülfsgeldern und Truppen.
*) 1740 betrugen die östreichischen Staaten zusammen über 10,000 Qua-
dratmeilen, meist trefflich angebautes und gut bevölkertes Landes; die preussi-
schen dagegen wenig über 2000 Quadratmeilen und zum Theil sandiges und
eines vorzüglichen Anbaues nicht fähigen Landes.
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich_Ii Friedrich Maria
Theresia_von_Oesterreich Maria Theresia August Ludwig_Xv. Ludwig_Xv. Friedrich_Ii Friedrich Georg_Ii Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Ii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Schlesien Sachsen Sachsen Europa Friedrichs Frankreich Preussen Polen Sachsen Europa Frankreich Oesterreich England England Hannover Frankreich Frankreich Oesterreich Frankreichs Schweden Oesterreich Brandenburg Oesterreich Magdeburg Halberstadt Sachsen Frankreich Schweden
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zusammengetretene Adel einen Einheimischen, den Schwiegersohn des
Königs Ludwig Xv. von Frankreich Stanislaus Lesczinski wählte, so
gelang es doch den Bemühungen des österreichischen und russischen Ho-
fes, der dabei thätige Hülfe leistete, ihn aus Polen zu verdrängen und
den Mitbewerber, Kurfürst August Iii. auf den polnischen Thron zu
bringen und ihn darauf zu erhalten. Unter seiner Herrschaft hatte die
Anarchie einen so hohen Grad erreicht, daß das Reich unter der bishe-
rigen Verfassung keine Lebenskraft mehr zu haben schien. Die Krone
hatte durch die Wahlcapitulationen alle Macht verloren; der Adel allein
herrschte ohne und gegen den Willen des Königs; er leitete das Kriegs-
wesen, die Rechtspflege, die Finanzen und die Polizei, und bildete be-
waffnete Conföderationen, durch welche der Aufstand den Schein des
Rechts gewann. Dieser Zustand war zu lockend und verführend für
die angränzenden Monarchen, um sich nicht hineinzumischen und bei
günstiger Gelegenheit Vortheile davon zu ziehen. Polen hätte noch
einmal sich mächtig erheben können, wenn es den siebenjährigen Krieg
dazu benutzt hätte, in Verbindung mit Friedrich auf seine Erbfeinde,
die Russen, und auf Oesterreich sich zu werfen; es blieb aber neutral,
die Russen ließen ihre Heere durch Polen wie durch eigenes Land mar-
schiren, und der politische Tod wurde unvermeidlich.
1763 1763 starb August Iii. und die alten Wahlstürme weheten wieder
über das unglückliche Land. Es bildeten sich zwei Parteien; die eine
war mehr national, weil sie jeden fremden Einfluß abwies, wollte aber
die alte Verfassung beibehalten wissen; sie wurde geleitet von der Fa-
milie Potocki, dem Kronfeldherrn Branicki und den jüngern Fürsten
Radziwil; die andere Partei wollte den Fortschritt in der Verfassung,
wenn man ihn auch mit Hülfe fremder Machte erkämpfen müßte. An
der Spitze dieser Partei waren die hervorragendsten Czartoryiski und
Poniatowski. Diese Entzweiung veranlaßte Rußland und Preußen
1764 1764 ein Trutz- und Schutzbündniß zu schließen zur Erhaltung der
polnischen Wahlverfassung, zur Beschützung der Dissidenten und zur
Erhebung Stanislaus Poniatowski's auf den Thron. Er wurde am
4. September mitten unter den Waffen der Russen gewählt, konnte
aber keine Reformen einführen, weil der Gesandte der Kaiserin von
Rußland, Repnin, es verbot, und mußte in die Abtretung einiger
Landstrecken willigen, die für Rußland zur Abrundung seiner Grenzen
nöthig waren.
Die Dissidenten, wozu auch die Socinianer und die Bekenner
der griechischen Kirche gehörten, baten um die ihnen im Frieden von
Oliva 1660 zugesicherte und später wieder entrissene Religionsfreiheit
und Rechtsgleichheit mit den Katholiken. Diese Bitte wurde ihnen
aber von dem katholischen Adel auf dem Reichstage abgeschlagen, trotz
der Billigung des Gesuchs von Seiten des Königs und der Unter-
stützung desselben selbst von Rußland und Preußen. Die Dissidenten
1767 und „Mißvergnügten" bildeten nun 1767 die General-Conföderation
von Radom, um mit Hülfe einer russischen Armee ihre Forderungen
durchzusetzen. Der Reichstag ließ sich einschüchtern, bewilligte die For-
derungen und unterzeichnete die Toleranzakte. Die Verfassung mit
allen Uebelständen blieb; dabei wurde festgesetzt, daß kein Reichstags-
beschluß künftig gelten solle, wenn Rußland nicht seine Zustimmung
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