110
Das eigentliche Wittes alter.
der Tochter Philipps Iv.) abgewandt, so ist es doch auch einer der Anlässe für den 100jährigen Erbfolgekrieg (§ 149) zwischen England und Frankreich geworden. Im Gegensatz zu feinem schwachen Bruder regierte Philipp V. (1316 — 22) nach der Weise feines Vaters: durch regelmäßige Berufung von Reichstagen stieg der Einfluß des dritten Standes, und durch den Ausschluß des Klerus nahm dav Parlament als höchster Gerichtshof einen ganz weltlichen Charakter an. Schweres Unheil brachte dagegen der Aufstand der von religiösen Schwärmern irregeleiteten, rohen und gewaltthätigen is ^Pastourels (Hirten) über einzelne Landschaften. Mit Karl Iv. 13-8 (1322 28), der auch im Auslande Macht erstrebte, indem er sich an
dem Kampf der Avignoner Kurie gegen Ludwig den Bayern (§ 158) und durch feine Schwester Jsabella an der Entthronung Ebnarbs Ii. beteiligte, erlosch, ba seine Witwe eine Tochter gebar, der Stamm der Capetinger nach 341 Jahren der Herrschaft, und nach dem falifchen Gesetz bestieg mit Philipp Vi. die nächstverwanbte männliche Seitenlinie der Balois den Thron.
b. Die Entwickelung Englands bis xur Ausbildung der Parlamentsverfaffung. 1066 — 1350.
145 1. Die Eroberung Englanbs durch die Normannen
tmerden*™^ dei' ^ $ ta ich t bei Hastings 1066 und die Einführung der mannen, französisch - normännischen Lehnsverfassung mit ihrer straffen Heranziehung bei Belehnten (das doomsdaybook) zum Heerbienst, zu finanziellen Leistungen und zur Übernahme anberer im öffentlichen Interesse gebotener Dienste (befonbers bei Friebenswahrnng und Ge-wil ri^) hatte einen feinblichen Gegensatz nationaler sowohl iaiätoie politischer Natur zwischen Normannen und Angel-1485. fochfen begrünbet. Erft unter den mit Heinrich Ii. (1154—89) rich Ii- auf den Thron gekommenen Plantagenets (88 105, 109, 140)
s * Äs * r '
1189. — ferne Kriege mit Ludwig Vii. von Frankreich, Streit mit Thomas Decket von Canterbury (| 1170) (§ 109) und mit feinen Söhnen (Bertrand be Born) - (1154—1485), beren Wachstube Despotie auf beiben Stämmen schwer lastete, vollzog sich eine Annäherung beiber. Bollenbet würde der Ausgleich durch ihren gemeinsamen Kampf gegen frnmdie tyrannische Willkürherrfchaft Johanns (1199 — 1216). Der 1216' schnöbe Mißbrauch der lehnsherrlichen Rechte auch dem Abel gegenüber, der keine der sonst der königlichen Willkür gefetzten Schranken achtete,
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Extrahierte Ortsnamen: England Frankreich Englands Frankreich
Die fortschreitende Auflösung des deutschen Reichs rc. 123
Entscheidung auch des deutschen Thronstreits und lud Ludwig zur Verantwortung vor, wegen Usurpation des königlichen Titels. Zum Nachteile Ludwigs und Deutschlands wurde der Streit sofort mit fremden Fragen vermischt, was seinen rein nationalen und staatsrechtlichen Charakter beeinträchtigte. Statt sich mit der Zurückweisung der unbegründeten päpstlichen Ansprüche zu begnügen, erhob Ludwig (Dezember) 1323 zu Nürnberg unter dem Einfluß einer kirchlichen Partei gegen Johann Xxii. als Beschützer des Minoritenordens Anklage auf Ketzerei, um in einem zweiten Protest (Januar) 1324 zu Sachsenhausen auf Antrieb der entgegengesetzten Partei die Anklage zu erneuern, weil der Papst in dem „Armutsstreit" im Franziskanerorden gegen die an der apostolischen Armut festhaltende strengere Richtung Partei genommen hatte und deren Vorkämpfer Michael von Cefeua, Wilhelm von Occam n. a. bannte. Deshalb bannte Johann Xxii. Ludwig (März) 1324 und erklärte ihn (Juli) für abgesetzt. Durch den Bund Leopolds von Österreich mit Karl Iv. von Frankreich bedroht, bemühte sich Ludwig um Verständigung mit Friedrich: aber den Trausuitzer Vertrag (März 1325) verwarf Herzog Leopold (Friedrichs Rückkehr in die Haft), den Münchener (September) über gemeinschaftliche Regierung, damit einer von beiden Königen möglichst bald in Italien eingreifen könnte, hinderte der Widerspruch der Kurfürsten, und erst (Januar) 1326 kam in Ulm ein Vergleich zustande, wonach Ludwig in Italien die Kaiserkrone erwerben, Friedrich ihn im Reiche vertreten sollte; er blieb unausgeführt, da Leopold von Österreich (Februar) 1326 starb und Friedrich, im Streit mit seinen jüngern Brüdern, sich 1330 überhaupt zurückzog.
Im Kampfe gegen Johann Xxii. und dessen Frankreich dienstbare Nachfolger unterstützten Ludwig den Bayern auch die aus andern Gründen dem Papsttum feindlichen Richtungen der Zeit und brachten die kirchlichen Reformtendenzen mächtig zum Ausdruck. Die Verfolgung der franziskanischen Lehre von der apostolischen Armut — deren Konsequenzen dem verweltlichten Papsttum selbst Gefahr drohten! — als einer Häresie erweiterte den Kampf und veranlaßte eine Prüfung der Rechtstitel für die weltliche Herrschaft des Papsttums, deren Hinfälligkeit erwiesen wurde und im Gegensatz zu denen die „Monarchisten" für das Recht des Staats und des Kaisers eintraten. Hierhin gehören Marfilins von Padua (1270 —1343) und Jean de Jandnn (— ihr gemeinsames Werk der berühmte defensor pacis, Friedensanwalt, der die demokratische Ordnung der christlichen Gemeinde und Kirche und die Überordnung des Kaisertums über das Papsttum lehrte) und der Engländer Wilhelm von Occam (Super potestate siimmi pontificia). Als Lehrer in Paris, dann von dort flüchtig, zum Teil mit Ludwig persönlich
159
Die Gegner des Papsttums .
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Sachsenhausen Frankreich Italien Ulm Italien Frankreich Padua Paris
Das Zeitalter der Konzilien und die hnssitische Revolution. 135
wandtschaft ihrer eignen Bestrebungen mit den seinen ihn preisgaben, um nicht dem Verdacht der Häresie zu verfallen und dadurch sich und ihre Sache zu kompromittieren.
7. Das gab der Bewegung in Böhmen, für die die von Hnß 179 vom Kerker aus gebilligte Einführung des Laien kelchs ein mächtig ^ wirkendes Symbol geschaffen hatte, neue Nahrung. Als Wenzel dennoch streng einschritt, kam es (August) 1419 in Prag zum Aufruhr. Wenzels Tod und die Abneigung der böhmischen Stände gegen Siegmunds Nachfolge fügte zu den kirchlichen, nationalen und sozialen Momenten, die im Hussitismus vereinigt waren, auch noch ein politisches. Darüber schieden sich die Hnssiten in Calixtiner (Utraquisten), die gegen gewisse Zugeständnisse, namentlich das des Kelchs, Siegmund anerkennen wollten, und die radikalen Taboriten, die alles nicht unmittelbar aus der Bibel Erweisbare verwarfen und abschaffen wollten und so gleichzeitig die kirchliche, politische und soziale Revolution proklamierten. Zum Bewußtsein ihrer Kirnst erwacht und durch geschickte Führer (Ziska von Trocnow, Procop der Große und Procop der Kleine) zu mächtigen Volksheeren (Wirkung des Fußvolkes und der Wagenburgen) organisiert, wurden die böhmischen Haufen eine furchtbare Macht, deren Siege über die Deutschen die große militärische Wandlung vollendeten, die mit den Siegen der Eidgenossen über die österreichischen Ritterheere und anderwärts mit denen der englisch - niederländischen Bürgerheere über die Ritter Philipps Vi. (§ 149) und Johanns von Frankreich (§ 149) begonnen hatte.
8. Durch die Hussiten sah sich Deutschland einer fast all- 180 gemeinen Erhebung des Slawentums gegenüber, da nunhum-n Wladislans von Litauen und Polen (1380), der 1410 bei
Tannenberg die Macht des Deutschen Ordens in Preußen gebrochen hatte, von den Böhmen als Thronkandidat in Aussicht genommen wurde, und der große Sieg der Hussiten bei Deutschbrod (Januar)
1422 nicht nur die Unbrauchbarkeit des Reichsheeres erwies, sondern auch unter den deutschen Bauern eine bedrohliche Gärung hervorrief.
Um das Reich wehrhaft zu machen, nahm man die Frage nach der Reichsreform mit erneutem Eifer auf, unter hervorragender Teilnahme Friedrichs I. von Brandenburg. Aber alle Versuche scheiterten, und auch die allgemeine Steuer, die man nach dem Hussitensiege bei Aussig 1426 beschloß und durch einen Ausschuß der Reichsstände verwalten ließ, besserte nichts. Nach einem
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144
Das eigentliche Mittelalter.
Während die andern Staaten sich durch das Aufsteigen von Bürgern und Bauern sozial neu gestalteten, verfiel Deutschland schweren ständischen Kämpfen; während die andern sich innerhalb ihrer nationalen Grenzen abrundeten, erlitt Deutschland schwere Verluste an Gebiet und wurde, ohne nationalen Halt und unkriegerisch, hart bedrängt durch die ringsum entstehenden kriegerischen und auf Eroberung ausgehenden nationalen Staaten. Im Osten ging das Ordensland Preußen an Polen verloren; Böhmen unter Georg von Podiebrad und Ungarn unter Mathias Corvinns aus dem Geschlecht der Hunyadi bereicherten sich auf Deutschlands Kosten (§ 182); der skandinavische Norden entzog sich seit der Einigung Schwedens, Dänemarks und Norwegens durch die Union von Calmar 1397, trotz bald beginnender innerer Kämpfe, dem deutschen Einfluß immer mehr. Die größte Gefahr aber erhob sich mit dem Ansturm der Xnltn'' osmanischen Türken, die nach dem Fall Konstantinopels Konst an-1453 den Südosten Europas und namentlich die österreichischen Lande ^1453^' schwer bedrohten und das Reich dabei ebenso wehrlos fanden wie erst die Hnssiten. Wehrhaft zu machen aber war das Reich erst nach einer gründlichen Umgestaltung seines gelockerten Verbands und der Schaffung der zur Vertretung der allgemeinen Interessen geeigneten Organe; diese aber war durchzuführen nur im Kampfe gegen die Gleichgültigkeit und Selbstsucht Friedrichs Iii. und gegen Sonderbestrebungen mancher Reichsstände (namentlich der sich gegen finanzielle Belastung sträubenden Städte). So brachte die steigende Türkennot die
100 Zu Ende des 11. Jahrhunderts traten in Turan die oghusischentürken
kommen auf' die sich bald über die Nachbarreiche verbreiteten und als Leibwache der
der Kalifen und Kern ihres Heeres Macht erlangten. Der verwandte Stamm der
Türken. se l d sch n k i s ch e n Türken (8 91) herrschte zu Ausgang des 11. Jahrhunderts
von Kleinasien bis zum Indus; doch zerfiel auch sein Reich schnell. Den Glanz des türkischen Namens begründeten die osmanischen Türken, die um 1200 als Söldnervolk in Kleinasien auftraten, den Sultanen von Jkonium dienten, sich um 1300 unabhängig machten und ihr Reich mit dem herrlich gelegenen Brussa (am Olymp) als Hauptstadt bis an die Pforte Europas vorschoben. Schon 1358 faßten sie in Europa festen Fuß, machten 1361 Adrianopel zur Hauptstadt und drangen die Donau aufwärts vor (Schlacht bei Nikopolis 1396), durch Bajaze.ts unglücklichen Kampf gegen den Mongolen Timnr (Tamerlan) (Schlacht bei Angora 1410) nur kurze Zeit abgelenkt, und erfüllten durch den Sieg bei Varna 1444 über Siegmund von Ungarn ganz Europa mit dem Schrecken ihres Namens. Konstantinopel, durch türkische Sperr- und Angriffswerke längst hart bedroht und auf den Umfang seiner
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Ungarn Deutschlands Schwedens Norwegens Europas Friedrichs Kleinasien Kleinasien Europas Europa Donau Nikopolis Angora Varna Europa Konstantinopel
Vergebliche Versuche zur Reform rc. des deutschen Reichs. 145
Mauern beschränkt, fiel tapfer verteidigt (Konstantin X. Paläologus) am
29. Mai 1453 und wurde Residenz der Sultane.
2. Bestrebungen um die Reichsreform von neuem in 191 Gang. Unter Erzbischof Jakob von Trier, der die Ersetzung Friedrichs Iii. durch den tüchtigen pfälzer Kurfürsten Friedrich den Siegreichen ins Auge faßte, forderte man 1455 zu Wienerisch Neustadt durch die sogenannte Avisamenta namentlich Herstellung des Landfriedens, einen ständischen obersten Gerichtshof, dauerndes Zusammenwirken des Kaisers und der Kurfürsten im Reichsregiment und Einführung einer Reichssteuer, ferner Abstellung der trotz des Konkordats (§ 181) erneuten kirchlichen Mißbrauche, namentlich finanzieller Natur. Die Reformbewegung wuchs, feit der thatkräftige Mainzer Erzbischof Diether von Isenburg (1454 — 61, durch den Papst entsetzt, dann wieder 1475—82) an ihre Spitze trat, während die im Alten beharrende kaiserliche Partei in Albrecht Achilles von Brandenburg (1440—86) ihr Haupt hatte. Aber auch die reformfreundlichen Beschlüsse des Frankfurter Kurfürftentags 1456 blieben bei dem Gegenstreben Friedrichs Iii. unausgeführt, so daß man ernstlich dessen Absetzung und die Erhebung Georgs von Podiebrad erwog. Für diese wirkten namentlich auch Friedrich von der Pfalz und Herzog Ludwig von Bayern, dagegen Albrecht Achill, so daß auch der dynastische Gegensatz zwischen Wittelsbachern und Hohen-zollern Einfluß übte, zugleich aber gemäßigte hussitische Ideen Eingang fanden und die Berufung eines neuen Konzils sowie die Sicherung der deutschen Kirche gegen päpstliche Ausbeutung nach dem Vorbilde Scheider französischen (§ 181 und 188) in Anregung kam. Schließlich ^ Re-^ aber scheiterte alles durch den heimlichen Übertritt Podiebrads zur f°rmen" katholischen Kirche und den Abfall Friedrichs Ii. von Brandenburg (1440—70) von der Reformpartei, die nun der Kaiser durch teilweise Zugeständnisse in Nebendingen leicht beschwichtigte. Ungehindert konnte Friedrich nun der Vergrößerung feiner Hausmacht nach- Havs-gehen (A [ustriae] E [st] I [mperare] 0 [rbi] U [niverso]), wobei er ^Haus^ besonders den reichen Besitz Karls des Kühnen von Burgundäqäii im Auge hatte. Dieser glänzende, aber auch gewaltthätige Herrscher,
Herr Burgunds und der durch Handel und Gewerbe köstlich erblühten Niederlande, im Besitz eines prachtvollen Heeres und einer unübertroffenen Artillerie, erstrebte die Frankreich und Deutschland gleichmäßig bedrohende Erwerbung Lothringens und des Elsaß, um seine beiden dadurch getrennten Herrschaftsgebiete zu verbinden und wollte
Vrutz, Lehrbuch. Ii. Teil. 10
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Extrahierte Personennamen: Konstantin_X Jakob_von_Trier Friedrichs Friedrich Friedrich Diether_von_Isenburg Albrecht_Achilles_von_Brandenburg Albrecht Friedrichs Georgs_von_Podiebrad Friedrich Friedrich Ludwig_von_Bayern Ludwig Albrecht_Achill Albrecht Friedrichs Friedrich Friedrich Karls Burgundäqäii
Extrahierte Ortsnamen: Friedrichs Friedrichs Friedrichs Brandenburg Nebendingen Burgunds Niederlande Frankreich Deutschland Lothringens
148 Das eigentliche Mittelalter.
5eonbe (Oktober) 1465 zu dem nachteiligen Vertrag von Conflans $i46&ns 3tocm8- Die den Großen darin eingeräumten Rechte bedrohten die staatliche Einheit Frankreichs, das sich der Vielherrschaft zahlreicher
kleiner Tyrannen preisgegeben sah, während die erste Stelle in Westeuropa Burgund einnahm. Gestützt auf das Volk, das er durch
Verbesserung der Verwaltung und Rechtspflege an sich fesselte, und
durch geheime Förderung aller Gegner Burgunds (Lüttich), erstrebte Ludwig Abhilfe, wurde aber von Karl dem Kühnen, der sich der Feudalherren annahm, bei der Zusammenkunft in Peronne Sonne (^O 1468 überlistet und zu einem demütigenden Vertrag gezwungen 1468■ (Hilfe gegen Lüttich!). Aber erst als 1470 der Sturz Ednards Iv. und die Herstellung Heinrichs Vi. in England Burgund seines Rückhalts an diesem beraubte, wagte er die lange erstrebte Vergeltung zu üben. Durch die Notabeln von dem zu Peronne erzwungenen Eid gelöst und treuer Hilfe versichert, lud er Karl wegen Verrats und Wortbruchs vor sein Parlament, sah sich aber alsbald von einer neuen allgemeinen Erhebung der Feudalherren bedroht, an der sein eigner Bruder, der Herzog von Guieune, teilnahm. Durch dessen plötzlichen Tod (Mai) 1472 einigermaßen erleichtert, erwehrte sich Ludwig glücklich der Feinde, bis Burgunds Verwickelung mit dem Reiche (Trierer Zusammenkunft; Nenßer Krieg [§ 191]) den gefährlichsten Gegner überhaupt von ihm abzogen. Ungehindert konnte er nun die monarchische Umwandelung Frankreichs weiter führen, indem er geschickt die streitenden Mächte Burgund. Deutschland, Lothringen, England und die Eidgenossenschaft in wechselnder Parteistellnng gegeneinander ausspielte, sie sich gegenseitig schwächen und namentlich die bnrgundische Hausmacht zu Grunde richten ließ, so daß er, ohue selbst Ernstliches zu thun oder Gefahr zu laufen, doch den Gewinn aus den sich ergebenden großen politischen Umgestaltungen zog.
194 2. Nach Beendigung des Neußer Kriegs (§ 191) wollte Karl
Karls fter Kühne vor allem Siegmund von Österreich und die Eidgenossen Aus^ga"g züchtigen, die Hochburgund angegriffen und das Land zwischen dem , Neuenburger See und dem Jura erobert hatten. Die Friedensanerbietungen derselben ablehnend stieg er (Februar) 1476 mit 50 000 Mann und furchtbarer Artillerie vom Jura hinab, eroberte Granfon Schacht (Aufknüpfung der Verteidiger) und stieß auf dem Marsche nordwärts ^1476°"' *n der Enge zwischen dem Neuenburger See und den Bergen auf die Eidgenossen, die ihn trotz seiner Überlegenheit und gedeckten Stellung umgingen, worauf sein Heer sich in zügelloser Flucht auflöste, das
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Extrahierte Personennamen: Conflans Ludwig_Abhilfe Ludwig Karl_dem_Kühnen Karl Heinrichs Karl Karl Ludwig Ludwig Karl
Karls Karl Karls Siegmund_von_Österreich Granfon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Westeuropa_Burgund Burgunds England_Burgund Guieune Burgunds Frankreichs Burgund Deutschland Lothringen England Neuenburger_See Neuenburger_See
Momente der Um - und Neubildung.
165
erschlossene Studium der griechischen Litteratur und Philosophie (Plato, Aristoteles) mit der einseitigen scholastischen Geistesrichtung des Mittelalters und stellte der ausschließlich von kirchlichen Gesichtspunkten geleiteten Bildung desselben in der Freude an dem wieder entdeckten Altertum rein menschliche Ziele entgegen, indem sie im Sinne des Altertums die volle und freie Entfaltung der Persönlichkeit erstrebte (Humanismus). Diese Richtung trug wesentlich dazu bei, die mittelalterlich feudale Gesellschaftsgliederung zu überwinden, indem sie sich über alle ständischen Unterschiede hinwegsetzte, das politische Denken zu klären, indem sie dem mittelalterlichen Staate die reineren Formen des antiken gegenüberstellte, und die schon schwer erschütterte Herrschaft der Kirche vollends zu Falle zu bringen, indem sie den heidnischen Kultus der Schönheit feierte. Übelstünde und Ausartungen fehlten auch hier nicht: als solche treten namentlich hervor ein oft des Ernstes entbehrendes schöngeistiges Treiben, bequeme Leichtfertigkeit in den Sitten und ein über die Grenzen des eigenen Vaterlands hinausschweifender, auf ein allgemeines Weltbürgertum gerichteter internationaler Zug. Indem diese Richtung auch in die Kirche eindrang (Leo X.), trug sie in diese noch einen Widerspruch mehr. Von den zeitgenössischen Fürsten war namentlich Maximilian ein eifriger Gönner des Humanismus, der durch ihn in Deutschland heimisch und mächtig wurde (C. Celtes u. a.; Universität Wien). Das Mittel -alter war damit geistig vollends überwunden, auf dem politischen Gebiet durch die Bildung der neuen nationalen und monarchischen Staaten, in dem des wirtschaftlichen Lebens durch die uach den Entdeckungen eingetretenen Wandelungen von Handel und Verkehr, in dem der gesellschaftlichen durch die aus dem Zusammenwirken dieser Momente entsprungenen sozialen Neubildungen, in dem von Kunst und Wissenschaft durch die Renaissance und den Humanismus: nur die Kirche , die in dem Zentrum des gesamten Lebens gestanden und dasselbe zu beherrschen auch jetzt den Anspruch noch nicht aufgegeben hatte, war trotz aller Reformversuche die alte geblieben und stellte sich infolgedessen der aufsteigenden Entwickelung hindernd entgegen. So war ihre Erneuung die nächste große Ausgabe, die es zu lösen galt und deren Lösung erst vollends ein neues Weltalter herauszuführen verhieß.
Grie-
chische
Studien.
Huma-
nismus.
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Extrahierte Personennamen: Aristoteles Leo_X. Leo_X. Maximilian Maximilian Celtes
Die Auflösung des neu römischen Kaisertums rc.
97
hatte dort der Reichsverweser Engelbert von Köln (1216—25) ^re kraftvoll den Frieden gewahrt und die deutschen Interessen glücklich Fadens vertreten, namentlich auch gegenüber dem übermächtigen Walde-mar Ii., König von Dänemark und Schweden und „Herrn Nord- 1225 • albingiens" (§ 124), den der mecklenburger Graf Heinrich von Schwerin listig gefangen nahm und zur Herausgabe Nordalbingiens zwang, dessen Große dann auch 1227 durch die Schlacht bei Born-höved ihre Freiheit behaupteten. Nach Engelberts Ermordung (1225) waltete des Reichs der junge König Heinrich Vii., der Gemahl der österreichischen Erbtochter Margarethe, gab aber durch lockern Wandel Anstoß und bekämpfte trotz seiner Unfähigkeit des Vaters kirchenfreundliche und städtefeindliche (Verbot des Pfahlbürgertums und der Städtebündnisse 1231) Politik. Zur Verantwortung berufen, stellte er sich erst auf wiederholte Ladung (1232 zu Eividale) und wurde auf sein Besserungsgelübde begnadigt. Die Grundlage nämlich für die erstrebte Weltherrschaft, der die dauernde Vereinigung Deutschlands und Italiens zum Ausgang dienen sollte, suchte Friedrich Ii. in der streng monarchischen Organisation seines normannischen Erbreichs zu schaffen (Monarchia Sicula), wie ste Monar-trotz päpstlicher Abmahnung durch das Gesetzbuch von 1231 (be- s^uta. sonders durch Jakob, Erzbischof von Kapua, daneben auch den Großjustitiar Petrus de Viuea) durchgeführt wurde. Sie machte aus Sizilien einen durchaus bureaukratischeu Beamtenstaat, der mit der Feudalität vollkommen brach, in dem die Ämter genau abgestuft (Großhofjustitiar und die vier Hofrichter, in den nenn Provinzen Justitiare und Kämmerer) und nach ihrer Kompetenz streng umgrenzt, zudem der mißtrauischsten Kontrolle (Rechnungskammer) unterworfen waren, während die rücksichtslose Ausbeutung der finanziellen Kräfte (Aus- und Einfuhrzölle; Monopolisierung des Getreide-,
Salz- u. a. Handels) zwar zunächst bedeutende Mittel aufbrachte (Heer; Araber! Flotte), weiterhin aber bald völligen wirtschaftlichen Ruin zur Folge hatte. Da zudem in den einzelnen Ämtern die administrativen, militärischen und richterlichen Besuguisse vielsach zusammenflössen, wurde die ganze Organisation als furchtbar drückend empfunden und artete späterhin in der Not des Kampses zu der übelsten^ automatischen Despotie und willkürlichsten Kabinettsregierung aus. In auffallendem Gegensatz dazu stand Friedrichs Politik in Deutschland, wo er nicht bloß die Gewinnung voller Selbstständigkeit durch die Fürsten zuließ, sondern dieselben in manchen
Prutz, Lehrbuch. Ii. Teil.
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Extrahierte Personennamen: Engelbert_von_Köln Heinrich_von_Schwerin Heinrich Engelberts Heinrich_Vii Heinrich Margarethe Friedrich_Ii Friedrich Jakob Kapua Hofrichter Friedrichs Prutz
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Nordalbingiens Deutschlands Italiens Sizilien Friedrichs Deutschland
Die Entwickelung Englands rc.
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veranlaßte im Frühjahr 1215 die offene Erhebung der durch Kriegsdienste und Schildgelder (scutagia) unerträglich bedrückten Adligen im Bunde mit den Prälaten und unter Anschluß der größeru Städte, und diese führte zur Vereinbarung der Magna cliarta Uber- ^ajtnaa tat um, welche die vielfach verletzten Freiheiten der Kirche sicherte, m5-für die Kriegsdienstpflicht der Vasallen ein bestimmtes Maß festsetzte, die willkürlich erweiterte Gerichtsbarkeit und Polizeigewalt des Königs beschränkte und gegen ungesetzliche finanzielle Ausbeutung von Adel und Städten Bestimmungen traf. Die Magna cliarta stellte im allgemeinen den durch die Übergriffe der Könige vielfach verletzten alten Rechtsbrauch wieder her und sicherte ihn kni unzuverlässigen Könige gegenüber durch Einsetzung eines Widerstandskomitees, das im Falle der Verletzung dieser Bestimmungen durch den König die erneute Beobachtung derselben mit Hilfe des dann von der Pflicht des Gehorsams entbundenen Adels erzwingen sollte. Besonders wichtig aber wurde für die Zukunft als der eigentliche Keim der nachmaligen englischen Verfaffung die Bestimmung, daß über das lehnsrechtlich hergebrachte Maß hinausgehende militärische und finanzielle Leistungen oder der Ersatz von Kriegsdienst durch Schildgeldzahlung nur auf Grund einer Bewilligung durch die Versammlung (commune Consilium) der weltlichen und geistlichen Großen zulässig seien. Damit begannen
2. Die ersten englischen Verfassungskümpfe. Denn 146 König Johann versuchte mit Hilfe des Papstes, seines Oberlehnsherrn Asiungs-(§ 123), sich den ihm aufgenötigten Pflichten wieder zu entziehen, !ämpfe-führte dadurch aber nur den Ausbruch des Bürgerkriegs und fogar die Einmischung Frankreichs (§ 140) herbei. Unter seinem Sohne Heinrich Iii. (1216—72) wurde die Erhaltung und Weiterbildung der durch die Magna Charta den Ständen gewährten Rechte Gegen-stand eines langjährigen wechselvollen Kampfes. Unter Anführung von Heinrichs Iii. Schwager, Simon von Montfort, Grafen von Leicester, eines Sohnes des Albigenserfeindes (§ 140), zwang der Adel den König, der die Magna charta immer von neuem verletzte, 1258 zur Bewilligung der Provisionen von Oxford (jährlich dreimalige Berufung des Parlaments, Ernennung der höchsten Beamten durch 24 Vertreter der Stände u. a. m.), welche den König unter die dauernde Aufsicht einer ständischen Mitregierung stellten.
Aber schon 1262 entbrannte der Kampf von neuem, während dessen Leicester, der Held des Volkes und Vertreter der Hinter Adel und
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Extrahierte Personennamen: König_Johann Johann Heinrich_Iii Heinrich Heinrichs Heinrichs Simon_von_Montfort
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iii Heinrich Eduard_Sieg Eduard Eduard_I. Kamps Eduards_Thronstreit Eduards Eduard_Ii Eduard Philipps Philipps
Extrahierte Ortsnamen: Evesham England Schottland Frankreich Schottland