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1. Das Mittelalter - S. 110

1891 - Berlin : Grote
110 Das eigentliche Wittes alter. der Tochter Philipps Iv.) abgewandt, so ist es doch auch einer der Anlässe für den 100jährigen Erbfolgekrieg (§ 149) zwischen England und Frankreich geworden. Im Gegensatz zu feinem schwachen Bruder regierte Philipp V. (1316 — 22) nach der Weise feines Vaters: durch regelmäßige Berufung von Reichstagen stieg der Einfluß des dritten Standes, und durch den Ausschluß des Klerus nahm dav Parlament als höchster Gerichtshof einen ganz weltlichen Charakter an. Schweres Unheil brachte dagegen der Aufstand der von religiösen Schwärmern irregeleiteten, rohen und gewaltthätigen is ^Pastourels (Hirten) über einzelne Landschaften. Mit Karl Iv. 13-8 (1322 28), der auch im Auslande Macht erstrebte, indem er sich an dem Kampf der Avignoner Kurie gegen Ludwig den Bayern (§ 158) und durch feine Schwester Jsabella an der Entthronung Ebnarbs Ii. beteiligte, erlosch, ba seine Witwe eine Tochter gebar, der Stamm der Capetinger nach 341 Jahren der Herrschaft, und nach dem falifchen Gesetz bestieg mit Philipp Vi. die nächstverwanbte männliche Seitenlinie der Balois den Thron. b. Die Entwickelung Englands bis xur Ausbildung der Parlamentsverfaffung. 1066 — 1350. 145 1. Die Eroberung Englanbs durch die Normannen tmerden*™^ dei' ^ $ ta ich t bei Hastings 1066 und die Einführung der mannen, französisch - normännischen Lehnsverfassung mit ihrer straffen Heranziehung bei Belehnten (das doomsdaybook) zum Heerbienst, zu finanziellen Leistungen und zur Übernahme anberer im öffentlichen Interesse gebotener Dienste (befonbers bei Friebenswahrnng und Ge-wil ri^) hatte einen feinblichen Gegensatz nationaler sowohl iaiätoie politischer Natur zwischen Normannen und Angel-1485. fochfen begrünbet. Erft unter den mit Heinrich Ii. (1154—89) rich Ii- auf den Thron gekommenen Plantagenets (88 105, 109, 140) s * Äs * r ' 1189. — ferne Kriege mit Ludwig Vii. von Frankreich, Streit mit Thomas Decket von Canterbury (| 1170) (§ 109) und mit feinen Söhnen (Bertrand be Born) - (1154—1485), beren Wachstube Despotie auf beiben Stämmen schwer lastete, vollzog sich eine Annäherung beiber. Bollenbet würde der Ausgleich durch ihren gemeinsamen Kampf gegen frnmdie tyrannische Willkürherrfchaft Johanns (1199 — 1216). Der 1216' schnöbe Mißbrauch der lehnsherrlichen Rechte auch dem Abel gegenüber, der keine der sonst der königlichen Willkür gefetzten Schranken achtete,

2. Das Mittelalter - S. 22

1891 - Berlin : Grote
22 Einleitende Übergangszeit. dem wichtigsten staatlichen Erfordernis, dem Kriegsdienst, waren alle freien Grundbesitzer verpflichtet, und zwar stufte sich die Dienstpflicht ab nach der Größe des Besitzes, so daß die kleineren Besitzer gemeinsam einen Krieger stellten. Zur Landwehr, das heißt Verteidigung bei einem feindlichen Einfall, waren alle ohne Ausnahme verpflichtet. 22 6. Selbst ohne besondere Bildung aufgewachsen, besaß Karl der Pflege Große doch klare Einsicht in den Wert höherer Bildung und war ichas^ rastlos bemüht, die unter seinem Zepter vereinigten Stamme der Segnungen derselben zu versichern und namentlich die niedere Kultur seiner Deutschen durch die überlegene der Romanen zu befruchten und zu heben. Wie er selbst noch im Alter schreiben lernte *), so schuf er in der Hofschule in Aachen, wo seine Kinder mit denen seiner Beamten und Großen unterrichtet wurden, den Mittelpunkt für diese Bestrebungen, bei denen er natürlich vorzugsweise auf die Beihilfe der Geistlichkeit als der alleinigen Trägerin der Gelehrsamkeit angewiesen war, aber ohne Rücksicht auf Volkstum und Herkunft jeden tüchtigen Mann verwendete. Neben dem gelehrten Angelsachsen Alcuin von Jork, einem formgewandten Dichter (735—804), dessen Briefe für uns von unschätzbarem Werte sind, wirkten da der Langobarde Paulus Diaconus, des Warnefrid Sohn, der sagenkundige Geschichtschreiber seines Volks, der gelehrte Grammatiker Petrus von Pisa und der im südlichen Gallien heimische Gote Theodulf, ein sprachfertiger Dichter, dann der als Homer gefeierte Epiker An gilb er t, am fränkischen Hofe selbst aufgewachsen, dem Kaiser besonders nahe befreundet und mit dessen Tochter Bertha verbunden, und endlich der vielgewandte, in allerhand technischen Fertigkeiten ausgezeichnete Einhard, der in seiner Vita Caroli, in Anlage und Stil den Sueton nachahmend, ein ebenso pietätvolles und liebenswürdiges wie treues Bild von dem Leben und Wirken des großen Herrschers gezeichnet hat. Als „David" vereinigte Karl diese Männer, jeden unter einem seinen litterarischen Neigungen entlehnten angenommenen Namen, zu einer Art von Akademie um sich, welche Wissenschaft und Dichtkunst mannigfach förderte. Aber auch hierbei blieb Karl dem deutschen Grundzug seines Wesens treu und *) Einhard, Vita Caroli c. 25 ext. Temptabat et scribere tabulasque et codicellos ad hoc in lecto sub cervicalibus circumferre solebat, nt, cum vacunm tempus esset, manum litteris efficiendis assuesceret. Sed parum successit labor praeposterns ac sero inchoatus.

3. Das Mittelalter - S. 23

1891 - Berlin : Grote
Das romanisch-germanische Weltreich Karls des Großen. 23 suchte durch Sammlung der allen deutschen Heldenlieder und Sagen, die Einführung deutscher Monatsnamen u. a. m. das nationale Geistesleben seines Volkes vor dem Überwuchern der zu seiner Fortbildung unentbehrlichen fremden Elemente zu bewahren. Das Vorbild Karls fand namentlich bei den Bischöfen vielfach Nachahmung: Kirchen- und Klosterschulen entstanden in großer Zahl, von denen manche, wie die zu Fulda und S. Gallen, weithin wirkende, gefeierte Sitze der Gelehrsamkeit wurden. Namentlich die Geschichtschreibung erblühte im Anschlüsse daran, angeregt durch des Kaisers große Thaten. Aber auch die bildenden Künste standen nicht zurück: der Bau der Pfalzen zu Ingelheim und namentlich zu Aachen, wo Karl zuletzt dauernd saß, sowie des der letzteren verbundenen Dorns daselbst, zeugt davon, wenn auch die dazu nötigen Säulen, Bildwerke und dergleichen meist noch von den antiken Bauten Italiens (Ravenna) herbeigeholt werden mußten. Wie Karl daneben aber auch die Bedingungen für die wirtschaftliche Kultur seines Reichs mit scharfem Blicke erkannte und dieselbe im kleinen wie im großen zu fördern wußte, zeigt einerseits seine echt hausväterliche Sorge für die Bewirtschaft der königlichen Villen (Capitu-lare de villis), anderseits der Plan zur Herstellung einer Kanal-verbindung zwischen Rhein und Donau, Nordsee und Schwarzem Meere. 7. In der Person und Regierungsweise Karls des Großen ver- 23 einigten sich alle diejenigen Momente der politischen, kirchlichen und b|ar^r_ kulturhistorischen Entwickelung, welche nach rückwärts den Abschluß *gto-der mit der Zertrümmerung des römischen Reichs durch die Ger- ^ung maueu begonnenen großen Neugestaltung des Abendlandes de»t>mg. bezeichnen, nach vorwärts den in der Gemeinschaft des christlichen Glaubens vereinigten germanischen und romanischen Völkern, ohne ihre Besonderheit zu beschränken und sie durch den gleichmäßigen Gegensatz zu Mohammedanern und Heiden auch für die Zukunft aufeinander verweisend, die grundlegenden Bedingungen für ihre fernere eigenartige Entwickelung gegeben und die spätere Gestaltung des Abendlandes maßgebend bestimmt haben. Beiden Völker? gruppen gehört Karl der Große an als der Begründer ihrer staatlichen Ordnung und ihrer in den durch die Kirche vermittelten Resten des Altertums beruhenden Bildung. Gleichmäßig blickten daher beide verehrungsvoll auf ihn zurück und stellten ihn in den Mittelpunkt der ihnen gemeinsamen, reich entwickelten und von der Dichtung vielfach

4. Das Mittelalter - S. 123

1891 - Berlin : Grote
Die fortschreitende Auflösung des deutschen Reichs rc. 123 Entscheidung auch des deutschen Thronstreits und lud Ludwig zur Verantwortung vor, wegen Usurpation des königlichen Titels. Zum Nachteile Ludwigs und Deutschlands wurde der Streit sofort mit fremden Fragen vermischt, was seinen rein nationalen und staatsrechtlichen Charakter beeinträchtigte. Statt sich mit der Zurückweisung der unbegründeten päpstlichen Ansprüche zu begnügen, erhob Ludwig (Dezember) 1323 zu Nürnberg unter dem Einfluß einer kirchlichen Partei gegen Johann Xxii. als Beschützer des Minoritenordens Anklage auf Ketzerei, um in einem zweiten Protest (Januar) 1324 zu Sachsenhausen auf Antrieb der entgegengesetzten Partei die Anklage zu erneuern, weil der Papst in dem „Armutsstreit" im Franziskanerorden gegen die an der apostolischen Armut festhaltende strengere Richtung Partei genommen hatte und deren Vorkämpfer Michael von Cefeua, Wilhelm von Occam n. a. bannte. Deshalb bannte Johann Xxii. Ludwig (März) 1324 und erklärte ihn (Juli) für abgesetzt. Durch den Bund Leopolds von Österreich mit Karl Iv. von Frankreich bedroht, bemühte sich Ludwig um Verständigung mit Friedrich: aber den Trausuitzer Vertrag (März 1325) verwarf Herzog Leopold (Friedrichs Rückkehr in die Haft), den Münchener (September) über gemeinschaftliche Regierung, damit einer von beiden Königen möglichst bald in Italien eingreifen könnte, hinderte der Widerspruch der Kurfürsten, und erst (Januar) 1326 kam in Ulm ein Vergleich zustande, wonach Ludwig in Italien die Kaiserkrone erwerben, Friedrich ihn im Reiche vertreten sollte; er blieb unausgeführt, da Leopold von Österreich (Februar) 1326 starb und Friedrich, im Streit mit seinen jüngern Brüdern, sich 1330 überhaupt zurückzog. Im Kampfe gegen Johann Xxii. und dessen Frankreich dienstbare Nachfolger unterstützten Ludwig den Bayern auch die aus andern Gründen dem Papsttum feindlichen Richtungen der Zeit und brachten die kirchlichen Reformtendenzen mächtig zum Ausdruck. Die Verfolgung der franziskanischen Lehre von der apostolischen Armut — deren Konsequenzen dem verweltlichten Papsttum selbst Gefahr drohten! — als einer Häresie erweiterte den Kampf und veranlaßte eine Prüfung der Rechtstitel für die weltliche Herrschaft des Papsttums, deren Hinfälligkeit erwiesen wurde und im Gegensatz zu denen die „Monarchisten" für das Recht des Staats und des Kaisers eintraten. Hierhin gehören Marfilins von Padua (1270 —1343) und Jean de Jandnn (— ihr gemeinsames Werk der berühmte defensor pacis, Friedensanwalt, der die demokratische Ordnung der christlichen Gemeinde und Kirche und die Überordnung des Kaisertums über das Papsttum lehrte) und der Engländer Wilhelm von Occam (Super potestate siimmi pontificia). Als Lehrer in Paris, dann von dort flüchtig, zum Teil mit Ludwig persönlich 159 Die Gegner des Papsttums .

5. Das Mittelalter - S. 40

1891 - Berlin : Grote
40 Das eigentliche Mittelalter. des Reichs um sich und empfahl ihnen seinen erstgeborenen Sohn Otto zum Nachfolger. Am 2. Juli 936 starb er zu Memleben und wurde in Quedlinburg bestattet. 50 8. Die Anfänge Ottos I. (936—73). Neben dem Vater 936-73 W zum Herrscher gebildet, mit Edith, der Tochter des Angel- stnfängc. sachsenkönigs Edward, vermählt, wurde der vierundzwanzigjährige Otro auf Gruud der zu Erfurt geschehenen Designation in Aachen auf den Thron Karls des Großen erhoben und empsing von den Großen als „Mannen" das Gelöbnis der Treue und der Hilfe gegen alle Feinde und — in Aufnahme eines nach angelsächsischem Vorbilde in Frankreich, Burgund und Lothringen entstandenen Brauchs — durch den Erzbischof von Mainz Salbung und Krönung. *) In der Anknüpfung an Karl den Großen und dem Krönungsmahl, bei dem die Fürsten selbst den König bedienten**), sand die Einheit des Reichs unter Einem Haupte symbolischen Ausdruck. Dennoch folgten zunächst mühselige Kämpfe. Die Böhmen fielen ab, die Wenden, obenan die Redarier, empörten sich, gegen die Otto den reichen und vornehmen, dem Königshause verwandten Grafen Hermann, den Stammvater des Billnngischen Herzogshauses, sandte, und die Ungarn machten, „um die Kraft des neuen Königs zu erproben", einen Einfall, der erst Franken und Schwaben traf, dann, von Sachsen abgewehrt, das durch innere Kämpfe (Hugo d. Große von Francien gegen Ludwig Iv. d'outremer) geschwächte Westsranken heimsuchte und sich bis nach dem Süden Italiens erstreckte. Die größte Gefahr aber drohte die erneute Feind-sch äst zwischen den einst herrschenden Franken und den auf ihre Macht stolzen Sachsen. Der Groll Herzog Eberhards über seine Bestrafung wegen Selbsthilfe, der Unmut mancher Sachsen über Hermann Billnngs Strenge und der unruhige Ehrgeiz Thaukmars, des Sohns Heinrichs I. aus seiner von der Kirche für uugiltig erklärten Ehe mit Hathebnrg (von Merseburg), der die Mark zwischen Saale und Elbe beanspruchte, aber dem tüchtigen Grasen^ Gero nachstehen mußte, fanden Bundesgenossen, als Otto nach Arnulfs Tod die herzogliche Macht in Bayern so minderte, daß *) S. Widukind v. Corvei, Res gestae Saxonicae Ii, c. 1. 2. **) Giselbert von Lothringen, in dessen Gebiet Aachen lag, hatte die Oberleitung, Eberhard von Franken sorgte für die Tafel, Hermann von Schwaben fungierte als Schenk, Arnulf von Bayern sorgte für die Lagerung des Volkes.

6. Das Mittelalter - S. 135

1891 - Berlin : Grote
Das Zeitalter der Konzilien und die hnssitische Revolution. 135 wandtschaft ihrer eignen Bestrebungen mit den seinen ihn preisgaben, um nicht dem Verdacht der Häresie zu verfallen und dadurch sich und ihre Sache zu kompromittieren. 7. Das gab der Bewegung in Böhmen, für die die von Hnß 179 vom Kerker aus gebilligte Einführung des Laien kelchs ein mächtig ^ wirkendes Symbol geschaffen hatte, neue Nahrung. Als Wenzel dennoch streng einschritt, kam es (August) 1419 in Prag zum Aufruhr. Wenzels Tod und die Abneigung der böhmischen Stände gegen Siegmunds Nachfolge fügte zu den kirchlichen, nationalen und sozialen Momenten, die im Hussitismus vereinigt waren, auch noch ein politisches. Darüber schieden sich die Hnssiten in Calixtiner (Utraquisten), die gegen gewisse Zugeständnisse, namentlich das des Kelchs, Siegmund anerkennen wollten, und die radikalen Taboriten, die alles nicht unmittelbar aus der Bibel Erweisbare verwarfen und abschaffen wollten und so gleichzeitig die kirchliche, politische und soziale Revolution proklamierten. Zum Bewußtsein ihrer Kirnst erwacht und durch geschickte Führer (Ziska von Trocnow, Procop der Große und Procop der Kleine) zu mächtigen Volksheeren (Wirkung des Fußvolkes und der Wagenburgen) organisiert, wurden die böhmischen Haufen eine furchtbare Macht, deren Siege über die Deutschen die große militärische Wandlung vollendeten, die mit den Siegen der Eidgenossen über die österreichischen Ritterheere und anderwärts mit denen der englisch - niederländischen Bürgerheere über die Ritter Philipps Vi. (§ 149) und Johanns von Frankreich (§ 149) begonnen hatte. 8. Durch die Hussiten sah sich Deutschland einer fast all- 180 gemeinen Erhebung des Slawentums gegenüber, da nunhum-n Wladislans von Litauen und Polen (1380), der 1410 bei Tannenberg die Macht des Deutschen Ordens in Preußen gebrochen hatte, von den Böhmen als Thronkandidat in Aussicht genommen wurde, und der große Sieg der Hussiten bei Deutschbrod (Januar) 1422 nicht nur die Unbrauchbarkeit des Reichsheeres erwies, sondern auch unter den deutschen Bauern eine bedrohliche Gärung hervorrief. Um das Reich wehrhaft zu machen, nahm man die Frage nach der Reichsreform mit erneutem Eifer auf, unter hervorragender Teilnahme Friedrichs I. von Brandenburg. Aber alle Versuche scheiterten, und auch die allgemeine Steuer, die man nach dem Hussitensiege bei Aussig 1426 beschloß und durch einen Ausschuß der Reichsstände verwalten ließ, besserte nichts. Nach einem

7. Das Mittelalter - S. 145

1891 - Berlin : Grote
Vergebliche Versuche zur Reform rc. des deutschen Reichs. 145 Mauern beschränkt, fiel tapfer verteidigt (Konstantin X. Paläologus) am 29. Mai 1453 und wurde Residenz der Sultane. 2. Bestrebungen um die Reichsreform von neuem in 191 Gang. Unter Erzbischof Jakob von Trier, der die Ersetzung Friedrichs Iii. durch den tüchtigen pfälzer Kurfürsten Friedrich den Siegreichen ins Auge faßte, forderte man 1455 zu Wienerisch Neustadt durch die sogenannte Avisamenta namentlich Herstellung des Landfriedens, einen ständischen obersten Gerichtshof, dauerndes Zusammenwirken des Kaisers und der Kurfürsten im Reichsregiment und Einführung einer Reichssteuer, ferner Abstellung der trotz des Konkordats (§ 181) erneuten kirchlichen Mißbrauche, namentlich finanzieller Natur. Die Reformbewegung wuchs, feit der thatkräftige Mainzer Erzbischof Diether von Isenburg (1454 — 61, durch den Papst entsetzt, dann wieder 1475—82) an ihre Spitze trat, während die im Alten beharrende kaiserliche Partei in Albrecht Achilles von Brandenburg (1440—86) ihr Haupt hatte. Aber auch die reformfreundlichen Beschlüsse des Frankfurter Kurfürftentags 1456 blieben bei dem Gegenstreben Friedrichs Iii. unausgeführt, so daß man ernstlich dessen Absetzung und die Erhebung Georgs von Podiebrad erwog. Für diese wirkten namentlich auch Friedrich von der Pfalz und Herzog Ludwig von Bayern, dagegen Albrecht Achill, so daß auch der dynastische Gegensatz zwischen Wittelsbachern und Hohen-zollern Einfluß übte, zugleich aber gemäßigte hussitische Ideen Eingang fanden und die Berufung eines neuen Konzils sowie die Sicherung der deutschen Kirche gegen päpstliche Ausbeutung nach dem Vorbilde Scheider französischen (§ 181 und 188) in Anregung kam. Schließlich ^ Re-^ aber scheiterte alles durch den heimlichen Übertritt Podiebrads zur f°rmen" katholischen Kirche und den Abfall Friedrichs Ii. von Brandenburg (1440—70) von der Reformpartei, die nun der Kaiser durch teilweise Zugeständnisse in Nebendingen leicht beschwichtigte. Ungehindert konnte Friedrich nun der Vergrößerung feiner Hausmacht nach- Havs-gehen (A [ustriae] E [st] I [mperare] 0 [rbi] U [niverso]), wobei er ^Haus^ besonders den reichen Besitz Karls des Kühnen von Burgundäqäii im Auge hatte. Dieser glänzende, aber auch gewaltthätige Herrscher, Herr Burgunds und der durch Handel und Gewerbe köstlich erblühten Niederlande, im Besitz eines prachtvollen Heeres und einer unübertroffenen Artillerie, erstrebte die Frankreich und Deutschland gleichmäßig bedrohende Erwerbung Lothringens und des Elsaß, um seine beiden dadurch getrennten Herrschaftsgebiete zu verbinden und wollte Vrutz, Lehrbuch. Ii. Teil. 10

8. Das Mittelalter - S. 148

1891 - Berlin : Grote
148 Das eigentliche Mittelalter. 5eonbe (Oktober) 1465 zu dem nachteiligen Vertrag von Conflans $i46&ns 3tocm8- Die den Großen darin eingeräumten Rechte bedrohten die staatliche Einheit Frankreichs, das sich der Vielherrschaft zahlreicher kleiner Tyrannen preisgegeben sah, während die erste Stelle in Westeuropa Burgund einnahm. Gestützt auf das Volk, das er durch Verbesserung der Verwaltung und Rechtspflege an sich fesselte, und durch geheime Förderung aller Gegner Burgunds (Lüttich), erstrebte Ludwig Abhilfe, wurde aber von Karl dem Kühnen, der sich der Feudalherren annahm, bei der Zusammenkunft in Peronne Sonne (^O 1468 überlistet und zu einem demütigenden Vertrag gezwungen 1468■ (Hilfe gegen Lüttich!). Aber erst als 1470 der Sturz Ednards Iv. und die Herstellung Heinrichs Vi. in England Burgund seines Rückhalts an diesem beraubte, wagte er die lange erstrebte Vergeltung zu üben. Durch die Notabeln von dem zu Peronne erzwungenen Eid gelöst und treuer Hilfe versichert, lud er Karl wegen Verrats und Wortbruchs vor sein Parlament, sah sich aber alsbald von einer neuen allgemeinen Erhebung der Feudalherren bedroht, an der sein eigner Bruder, der Herzog von Guieune, teilnahm. Durch dessen plötzlichen Tod (Mai) 1472 einigermaßen erleichtert, erwehrte sich Ludwig glücklich der Feinde, bis Burgunds Verwickelung mit dem Reiche (Trierer Zusammenkunft; Nenßer Krieg [§ 191]) den gefährlichsten Gegner überhaupt von ihm abzogen. Ungehindert konnte er nun die monarchische Umwandelung Frankreichs weiter führen, indem er geschickt die streitenden Mächte Burgund. Deutschland, Lothringen, England und die Eidgenossenschaft in wechselnder Parteistellnng gegeneinander ausspielte, sie sich gegenseitig schwächen und namentlich die bnrgundische Hausmacht zu Grunde richten ließ, so daß er, ohue selbst Ernstliches zu thun oder Gefahr zu laufen, doch den Gewinn aus den sich ergebenden großen politischen Umgestaltungen zog. 194 2. Nach Beendigung des Neußer Kriegs (§ 191) wollte Karl Karls fter Kühne vor allem Siegmund von Österreich und die Eidgenossen Aus^ga"g züchtigen, die Hochburgund angegriffen und das Land zwischen dem , Neuenburger See und dem Jura erobert hatten. Die Friedensanerbietungen derselben ablehnend stieg er (Februar) 1476 mit 50 000 Mann und furchtbarer Artillerie vom Jura hinab, eroberte Granfon Schacht (Aufknüpfung der Verteidiger) und stieß auf dem Marsche nordwärts ^1476°"' *n der Enge zwischen dem Neuenburger See und den Bergen auf die Eidgenossen, die ihn trotz seiner Überlegenheit und gedeckten Stellung umgingen, worauf sein Heer sich in zügelloser Flucht auflöste, das

9. Das Mittelalter - S. 165

1891 - Berlin : Grote
Momente der Um - und Neubildung. 165 erschlossene Studium der griechischen Litteratur und Philosophie (Plato, Aristoteles) mit der einseitigen scholastischen Geistesrichtung des Mittelalters und stellte der ausschließlich von kirchlichen Gesichtspunkten geleiteten Bildung desselben in der Freude an dem wieder entdeckten Altertum rein menschliche Ziele entgegen, indem sie im Sinne des Altertums die volle und freie Entfaltung der Persönlichkeit erstrebte (Humanismus). Diese Richtung trug wesentlich dazu bei, die mittelalterlich feudale Gesellschaftsgliederung zu überwinden, indem sie sich über alle ständischen Unterschiede hinwegsetzte, das politische Denken zu klären, indem sie dem mittelalterlichen Staate die reineren Formen des antiken gegenüberstellte, und die schon schwer erschütterte Herrschaft der Kirche vollends zu Falle zu bringen, indem sie den heidnischen Kultus der Schönheit feierte. Übelstünde und Ausartungen fehlten auch hier nicht: als solche treten namentlich hervor ein oft des Ernstes entbehrendes schöngeistiges Treiben, bequeme Leichtfertigkeit in den Sitten und ein über die Grenzen des eigenen Vaterlands hinausschweifender, auf ein allgemeines Weltbürgertum gerichteter internationaler Zug. Indem diese Richtung auch in die Kirche eindrang (Leo X.), trug sie in diese noch einen Widerspruch mehr. Von den zeitgenössischen Fürsten war namentlich Maximilian ein eifriger Gönner des Humanismus, der durch ihn in Deutschland heimisch und mächtig wurde (C. Celtes u. a.; Universität Wien). Das Mittel -alter war damit geistig vollends überwunden, auf dem politischen Gebiet durch die Bildung der neuen nationalen und monarchischen Staaten, in dem des wirtschaftlichen Lebens durch die uach den Entdeckungen eingetretenen Wandelungen von Handel und Verkehr, in dem der gesellschaftlichen durch die aus dem Zusammenwirken dieser Momente entsprungenen sozialen Neubildungen, in dem von Kunst und Wissenschaft durch die Renaissance und den Humanismus: nur die Kirche , die in dem Zentrum des gesamten Lebens gestanden und dasselbe zu beherrschen auch jetzt den Anspruch noch nicht aufgegeben hatte, war trotz aller Reformversuche die alte geblieben und stellte sich infolgedessen der aufsteigenden Entwickelung hindernd entgegen. So war ihre Erneuung die nächste große Ausgabe, die es zu lösen galt und deren Lösung erst vollends ein neues Weltalter herauszuführen verhieß. Grie- chische Studien. Huma- nismus.

10. Das Mittelalter - S. 91

1891 - Berlin : Grote
Die Erneuerung der kaiserlichen Macht rc. 91 Heinrich Vi. diesen rettenden Glücksfall aus, indem er durch immer erneutes Hinausschieben der Freilassung Richard zu schweren Zu-gestäudnissen zwang und die Verschworenen der Freiheit des Handelns vollends beraubte. Außer einem kaum erschwinglichen Lösegeld (Bedrückung Englands — Sage vom Sänger Blondel) wurde Richard die Anerkennung der kaiserlichen Lehnshoheit auferlegt, während er zur völligen Preisgebung der Welfen nicht zu bewegen war, obgleich sowohl Philipp Ii. von Frankreich wie sein treuloser Bruder Johann den Kaiser zu weiterer Erstreckung der Haft zu bestimmen trachteten. Erst als der junge Welfe Heinrich durch die heimliche Ehe mit der Philipp von Frankreich zugedachten Base des Kaisers, Agnes, der Tochter des Rheinpfalzgrafen Konrad, den Zorn Heinrichs Vi. entwaffnete, kam es zu einer allgemeinen Verständigung. Richard wurde (Februar 1194) sreigelassen, Heinrich der Löwe, der zu Tilleda (am Kyffhäuser) mit dem Kaiser zusammentraf, gab seine ehrgeizigen Pläne auf (f 1195 zu Brauuschweig; Grabmal im S. Blasiusdom); sein Sohn Heinrich, der mit nach Italien zog, erhielt die Aussicht auf die Nachfolge in der Pfalz; sein Bruder Otto (uachmals Otto Iv.) blieb Geisel für das englische Lösegeld; die Fürsten kehrten zum Gehorsam zurück. Nun endlich konnte sich der Kaiser, dessen Gemahlin der bedrängte und um Frieden werbende Tankred freigelassen hatte, zur 13. Eroberung des sizilisch-normannischen Reichs 122 wenden, das nach dem Tode Tankreds (f Februar 1194), dem der 1d ®br=ng seines Sohnes Roger (Gatte der Irene) vorangegangen war, unter dem unmündigen Wilhelm Iii. vollends wehrlos war. Der Zer- Es. störnng Salernos (§ 121) folgte die Einnahme Messinas und Weihnachten 1195 die Krönung Heinrichs in Palermo. Eine gleich darauf entdeckte Verschwörung wurde milde bestraft. Der Besitz des berühmten Schatzes der normannischen Könige (150 Maultierladungen) machte Heinrich hinfort alles möglich. Das Ideal der Weltherrschaft ging schnell der Verwirklichung entgegen. Während in Sizilien unter Konstanze als @tau= Regentin unter dem Schein nationaler Ordnung thatsächlich deutsche sbeiu Herrschaft eingeführt wurde, befand sich auch Italien fast ganz in fthaft. Heinrichs Gewalt, der durch den Bund mit Genua und Pifa die See beherrschte. Frankreich und England folgten seiner Politik, Aragonien, ja Kastilien waren durch ihn bedroht, mehr noch das griechische Reich, als er die Tochter des durch Alexios entthronten
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