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im Sommer kurz und braungrau, im Winter lang und weiß; am Halse
befindet sich eine lange Mahne. Das weibliche Rennthier sowohl wie das
männliche trägt ein in schlanker Hauptstange nach hinten getragenes Geweihe
mit handförmiger Schaufel am Ende. Das Geweihe wird ähnlich wie bei
Hirsch und Reh gewechselt. Eigenthümlich ist dem Rennthier die behaarte
Nase.
Die Rennthiere sind sanfte, friedliche und schnelle Thiere, die sich mit
allerlei Pflanzen des Nordens, ja selbst mit Pilzen, Fliegenschwämmen und
im Winter mit unter dem Schnee hervorgescharrten Flechten begnügen, weß--
halb auch das Weibchen mit einem Geweih versehen ist. Berühmt sind ihre
Wanderungen nach den Ebenen am Eismeer, von denen sie im Herbste, wenn
die sie im Sommer belästigenden Jnsecten verschwinden, heimkehren. Als das
wesentlichste Hausthier der nördlichen alten Welt ist es für die armen Lappen
und anderere Völkerschaften von höchster Bedeutung. Es liefert Milch und
Fleisch; ist als Zugthier unersetzlich, giebt Pclzklcidung, Leder, Zwirn (von
den Sehnen), Stricke (Gedärme), Löffel (aus den Knochen) u. s. w. In
Amerika ist das Rennthier nicht gezähmt, wird aber wegen seines Fleisches
und Felles viel gejagt.
Vergleichung: Das Reh und die Ziege.
28. Das einhöckerige Kamee! oder das Dromedar.
Das Dromedar d. i. Schnellläufer, von den Arabern „das Schiff der
Wüste" genannt, war schon zur Zeit der biblischen Patriarchen ein wichtiges
Hausthier. Als solches findet es sich auch jetzt noch im südwestlichen Asien,
in Nordafrika, in Griechenland und der Türkei und in circa 170 Exemplaren
in Pisa in Italien, wo von der Regierung sorgfältig ein Kameelgestüt unter-
halten wird. Neuerdigs ist auch ein sehr befriedigender Versuch mit der
Kameelzucht in den vereinigten Staaten Amerikas gemacht worden.
Wiewohl es im Allgemeinen die Eigenschaften unserer Wiederkäuer oder
Zweihufer besitzt, so weicht es doch in manchen Stücken beträchtlich von den-
selben ab. Es ist ein häßliches Thier, von so eigenthümlicher Gestalt, daß
es sich schwerlich einem unserer bekannten Thiere annähernd vergleichen ließe.
Plumpe Füße, hohe unzierliche Beine, unförmige Rumpsmasse mit krummem,
breitem Rücken, auf welchem ein aus sehnig-fettiger Masse bestehender Fett-
höcker, wenn er nicht nach langem Hungern fast verschwunden ist, beständig
hin- und herwackelt, langer, im Laufe vorgestreckter und auf- und abschwin-
gender Hals, unentschiedene Kopfform mit schafsähnlichcr Schnauze, kurzer
Schwanz, lange, grobe Haare von schmutzig graubrauner Farbe — das sind
Hauptzügc, die im Bilde des Dromedars nicht fehlen dürfen. Dies Bild ist
übrigens nicht zu klein zu entwerfen, denn das Thier ist reichlich 10 Fuß
lang und halb so hoch. Weniger auffallend, aber sehr charakteristische Kenn-
zeichen des Dromedars sind die Vorderzähne im Oberkiefer, die Eckzähne, die
gespaltene Oberlippe, die fehlenden Afterzehen, die nur an der Spitze ge-
trennten, sonst durch eine breite, schwielige Sohle verwachsenen Hauptzehen,
welche nur kleine Hufen tragen, die wegen der großen Schwielen nur kaum
den Boden berühren, endlich die polsterartigen Schwielen am sogenannten
Vorderknie. Sehr merkwürdig ist auch der vierfache Schritt des Dromedars.
Schritt, Trott, Paß und Galopp.
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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(ohne Stoß) zu zerdrücken. Dies liegt freilich weniger in der Stärke der
Schale, als in der Art der Zusammensetzung der Theile. Der Mensch hat
diesen Wink der Natur in der wölbenden Bauart benutzt.
Dem bloße», unbewaffneten Auge erscheint die Eierschale dicht; die
Gelehrten behaupten indeß, daß durch viele Poren Feuchtigkeit ans dem
Eie, und Luft und Wärme in das Ei dringe und begründen diese
Meinung durch das Microscop und die Erfahrung, daß der Luft ausgesetzte
Eier faul werden, dagegen solche, die vor dem Eindringen der Lust durch
einen Fett-- oder Kalküberzug bewahrt sind, sich Jahre lang aufbewahren lassen.
Der bekannteste innere Theil eines Eies ist ohne Zweifel der Dotter,
welcher auch Eigelb genannt wird und, wie dieser Name besagt, ein gelber,
aber auch ein runder und zäher Körper ist, der bei den meisten Eiern in
der Mitte (ungefähr) liegt und also noch von andern Theilen umgeben ist.
Welche Lage die verschiedenen Theile in dem Ei haben, das ist bei einem
frischen, zerschlagenen Ei nicht wohl zu bemerken, da das ganze Innere des
Eies flüssig ist. Gegen das Licht gehalten, wird das Ei als etwas durch-
scheinend erkannt; man sieht wenigstens, daß es in der Mitte am
dunkelsten ist, was ja freilich bloß von der größer» Dicke kommen könnte.
Daß indeß der Dotter hiervon die Ursache ist, bestätigt ein hart gekochtes
Ei, welches beim Zerschneiden den Dotter in der Mitte zeigt.
Das Eigelb oder der Dotter ist von einer feinen Haut umgeben,
welche das Auseinandersiießen desselben und seine Vermischung mit den andern
innern Theilen verhindert, außerdem aber noch, wie man gleich sehen wird,
zur Befestigung des Dotters in der Mitte dient, denn derselbe schwimmt
nicht, wie ein alter Schriftsteller in einem von ihm selbst einsaitig genannten
Gleichnisse sagt, frei und ungehalten, gleich der Erdkugel im Weltall, sondern
wird durch 2 Bänder, von denen eins nach dem stumpfen, eins nach dem
spitzen Ende geht, in seiner Lage, gleichsam in der Schwebe gehalten. Tie
Bänder nennt man wohl die Eierhagel; ich weiß weder die Bedeutung,
noch Abstammung des Namens.
An dem Dotter eines fruchtbaren Eies (die Hühner legen, vom
Hahne unberührt, wohl Eier, aber unfruchtbare) bemerkt man bald einen
kleinen, weißen, gallertartigen Kreis von geringer Größe, den wirth-
schastlichen Frauen unter dem Namen „Auge, Narbe oder Hahntritt"
bekannt, in dessen Mitte ein kleines» aschgraues Pünktchen die Hülle be-
zeichnet, in welcher sich das junge Vögelchen entwickelt. Diese Stelle des
Dotters ist bei jeder Lage des Eies oben, denn sie ist der leichteste Theil des
flüssigen Dotters und muß sich aus diesem Grunde stets nach oben ziehen;
beim Brüten ist demnach diese Stelle der Quelle der Brutwärmc am nächsten.
Der gelbe Dotter ist rings von einer weißen Flüssigkeit umgeben,
dem sogenannten Eiweiß. (Genauer besteht dies aus einem äußern flüssi-
gen Theile, dem Eierklar und dem viel zähern, den Dotter umschließenden
eigentlichen Eiweiß.) Gallert oder Gelee ist die passendste Bezeichnung
für das Eiweiß, welches auch etwas klebend ist.
Endlich beinerken wir außer der dünnen Haut, die den Dotter um-
schließt, noch 3 andere Häute, von denen eine wegen ihrer besondern
Stärke und weil sie der Schale zunächst liegt, unserer Beachtung nicht entgehen
kann; sie tritt im gekochten Ei sehr deutlich hervor. Eine, am stumpfen
Ende des Eies nach innen gewölbte Haut schließt die, für den ersten Ver-
brauch des entwickelten Küchleins bestimmte Luft ein.
Es sind demnach die Theile eines Eies folgende:
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]