Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Theil 3 - S. 322

1880 - Stuttgart : Heitz
322 Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen. Zweiter schlesischer Krieg (1744—45). Aber Friedrich blieb nicht lange müßiger Zuschauer. In Sachsen und Polen regierte damals (1733—63) August Iii., des starken August Sohn, ein äußerst träger, allen Regierungsgeschäften höchst abgeneigter Herr. Diese Sorge hatte der Graf von Brühl übernommen, ein Mann von großen Talenten für den gesellschaftlichen Umgang, sehr feinen Sitten, aber ohne gute Grundsätze, im höchsten Grade verschwenderisch und stolz. Er besaß ganz das Vertrauen seines Herrn und wurde von diesem mit Ehren und Reichthümern überhäuft. *) Dieser Brühl und Friedrich waren bittere Feinde. Daher machte Sachsen bald Frieden mit Oestreich, und schloß endlich gar ein Bündniß mit dieser Macht. Brühl versprach, nicht eher sollten die Sachsen die Waffen niederlegen, bis Maria Theresia Schlesien wieder erobert habe und der König von Preußen noch weiter beschränkt sein würde. Das erfuhr Friedrich bald wieder und kündigte geschwind der Maria Theresia Krieg von neuem an. Auch diesmal verrichteten die preußischen Helden herrliche Thaten. Nur eine mag hier stehen, um den Geist zu zeigen, der in dem trefflichen Heere herrschte. Im Jahre 1745 stand der König bei Frankenstein, der Markgraf Karl von Schwedt aber mit einer andern preußischen Abtheilung bei Jägerndorf und Troppau. Zwischen beide hatte sich das östreichische Heer gezogen. Friedrich sah ein, wie dringend nöthig es sei, den Markgrafen zu sich heranzuziehen; aber wie ihm den Befehl dazu hinterbringen? Denn die Oestreich er hatten so genau alle Wege besetzt, daß auch nicht ein Spion sich durchschleichen konnte. Da erhielt General von Ziethen, einer der ausgezeichnetsten Husarengenerale, den Befehl, alles daran zu wagen, mit seinem Regiments bis zum Markgrafen hindurchzudringen. Er sollte, setzte der König hinzu, den Befehl seinem ganzen Regiments bekannt machen, damit, wenn auch nur ein einziger Husar durchkäme, der Markgraf vom Willen des Königs unterrichtet würde. Aber Ziethen bedachte, daß es grausam wäre, seine braven Husaren aufzuopfern und entwarf einen andern Plan. Seine Leute waren an ihren rothen Dolmans bei den Oestreichern bekannt genug; aber *) Seine Verschwendung ging so weit, daß er keinen Rock zweimal anzog, und ungeachtet dessen hinterließ er bei seinem Tode ein Vermögen von mehr als anderthalb Millionen Thaler. Als der Nachfolger des Kurfürsten eine Untersuchung über seine Verwaltung anstellen ließ, fand sich, daß er über sechstehalb Millionen Thaler unterschlagen und veruntreut hatte.

2. Theil 3 - S. 323

1880 - Stuttgart : Heitz
Schlacht bei Hohenfriedberg. 323 seit einiger Zeit trugen sie blaue Pelze und andere Mützen als vorher, ungefähr wie auch ein östreichisches Regiment. Darauf baute er seinen Plan. Er wollte sich durchzuschleichen suchen. Als er dem östreichischen Lager nahe kam, zogen gerade mehrere Regimenter von Neustadt, welches sie vergebens angegriffen hatten, wieder ins Lager zurück. Ziethen schloß sich an, indem er seinen Leuten streng befahl, ganz ruhig wie im Frieden zu reiten, und weder zu schießen, noch den Säbel zu ziehen. Er selbst zog die Tabackspfeife heraus, wie im tiefen Frieden. Voraus schickte er einige geborene Ungern, die in ihrer Landessprache die Feldwachen, auf welche sie stießen, freundlich begrüßen, sollten. Auch durch ein feindliches Dragonerregiment ritten sie ungestört hindurch, und so befand sich Ziethen bald mitten unter den Feinden. Es war ein schöner, heller Tag. Er konnte das ganze Feld übersehen, welches mit Oestreich ent bedeckt war. Die einen thaten dies, die andern jenes. Je näher man dem Lager kam, desto größer wurde die Gefahr, und Ziethen ließ seine Husaren näher zusammenrücken, um sich im Nothfall durchschlagen zu können. Dennoch merkten die Oestreich er nichts, ja ein feindlicher Oberst kam ganz treuherzig zu Ziethen geritten, bot ihm freundlich einen guten Tag und erzählte ihm, daß sein Regiment auch bald nachkommen würde. Aber wie vom Donner wurde er gerührt, als Ziethen seinen Husaren zurief: „Nehmt ihn gefangen! es ist ein Oestreichs!" Eine Strecke mar-schirten die Husaren noch ganz ruhig, mitten durch die Oestreich er durch. Nun aber wandte sich der Weg, und Ziethen schwenkte sich jetzt plötzlich, um bei dem Lager vorbeizuziehen. Da erkannte mau ihn: „Ziethen! Ziethen! Preußen! Preußen!" rief man nun aus allen Seiten. Alles gerieth in Bewegung, und obgleich die Husaren sich in starken Trab setzten, so holte man sie doch ein. Aber Ziethen ließ einhauen und schlug sich mit geringem Verluste glücklich durch. Aehnliche Thaten verrichteten auch die andern Generale, und selbst die Feinde hatten vor den Preußen Achtung. Eine Hauptschlacht gewann der König in diesem Kriege bei Hohenfriedberg in Schlesien, unweit Striegau (4. Juni 1745). Binnen fünf Stunden war der an Zahl überlegene Feind geschlagen. Die unerschrockenen Preußen aus dem rechten Flügel waren wider Vermuthen des Feindes durch Wasser und Morast gewatet und hatten den Feind mit dem Bajonnete angegriffen; dadurch war der Sieg entschieden worden. Besonders schlimm ging es den Sachsen, die in diesem Kriege auf der Seite der

3. Theil 3 - S. 324

1880 - Stuttgart : Heitz
324 Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen. • Oestreichs fochten. Daher hatten die preußischen Soldaten ein Auge auf sie und hieben sie hier jämmerlich zusammen. Die Preußen hielten sich hier so brav, daß ein Dragonerregiment allein 66 Fahnen erbeutete. Einen zweiten Sieg erfocht der König bei Sorr in Böhmen an der schlesischen Grenze (30. Sept. 1745.) Der Krieg wurde endlich durch die Schlacht bei Kesselsdorf, unweit Dresden entschieden. Hier war zwar Friedrich nicht gegenwärtig, aber der alte Fürst von Dessau hatte mit den preußischen Grenadieren die mit Eis und Schnee bedeckten Anhöhen, auf denen der Feind stand, so glücklich erstürmt, daß er einen glänzenden Sieg erfocht. *) Am folgenden Tage traf auch Friedrich auf dem Schlachtfelde ein und umarmte dankbar den glücklichen Sieger. Ungehindert hielt er nun seinen Einzug in Dresden, wo er mit zuvorkommender Höflichkeit und Schonung die zurückgebliebenen sächsischen Prinzen und Prinzessinnen behandelte. Gleich darauf baten Maria Theresia und August Iii. um Frieden, der auch schon nach wenigen Tagen in Dresden unterzeichnet wurde. Friedrich behielt Schlesien, so weit es ihm schon im breslauer Frieden zuerkannt war, aber reicher an Achtung in den Augen des gesummten Europa. In Berlin wurde Friedrich bei seiner Rückkehr von den Einwohnern mit Entzücken empfangen, und als er durch die doppelten Reihen der Bürgercompagnien fuhr, sang man Lieder *) Dieser Fürst wurde gewöhnlich der alte Dessauer oder der alte Schnurr« t bart genannt. Er war wegen seiner Grobheit und Roheit berüchtigt; nichts war * ihm verhaßter als Höflichkeit. Konnte er einem Gelehrten oder Geschäftsmanne einen Streich spielen, so that er es mit Vergnügen. Eines Morgens fuhr er durch die Straßen von Magdeburg und sah einen Regierungsrath ttjt seidenen, Schlafrocke und Pantoffeln am Fenster stehen und seine Tasse Kaffee grinsen. Geschwind befahl er dem Kutscher, still zu halten, und ließ den Rath ersuchen gleich und wie er wäre an den Wagen zu kommen. Der Mann erschien mit vielen Komplimenten und fragte, was Jhro Durchlaucht beföhlen. Der Fürst winkte, er solle auf den Wagentritt steigen, dann packte er ihn, zog ihn zu sich in den Wagen und befahl dem Kutscher zuzufahren. Erst eine Stunde von der Stadt ließ er halten und deutete dem bestürzten Rathe an, er könne nun wieder nach Hause gehen. So mußte der arme Mann am hellen Tage zu ferner großen Beschämung im Schlafrocke und Pantoffeln durch die Straßen der volkreichen Stadt nach Hause wandern. Ein andermal begegnete er auf einem Spazierritte bei Halle einem Unbekannten. „Wer ist Er?" fuhr der Fürst ihn^an. „Ein Tanzmeister, Jhro Durchlaucht." — „So? Kann er gut tanzen? Nun, da komme er mit!" So führte er ihn auf ein umgepflügtes Ackerfeld und befahl thm, eine Menuet zu tanzen, hieb ihm auch dann und wann mit der Peitsche um die Beine. Solche Streiche kamen nicht selten vor.

4. Theil 3 - S. 327

1880 - Stuttgart : Heitz
Schlachten bei Prag und Kollin. 327 demselben Tage befahl er, den zahlreichen Feind, der unter Prinz Karl von Lothringen die Anhöhen um die Stadt besetzt hatte, anzugreifen. Aber gleich die ersten preußischen Regimenter wurden zurückgeworfen, und vor den furchtbaren feindlichen Kanonen war es nicht möglich durchzudringen. Ganze Rotten lagen schon reihenweise auf dem Schlachtfelde todt da, und die Soldaten wollten nicht vorwärts. Da sprang im entscheidenden Augenblicke der alte Feldmarschall Schwerin vom Pferde, ergriff selbst eine Fahne und führte mit den Worten: „Heran! heran! meine Kinder!" die Preußen gegen die donnernden Kanonen an. Aber. bald fiel er, von vier Kugeln zugleich durchbohrt, todt nieder. Ein anderer General (Manteuffel) hob die blutige Fahne auf und warf glücklich den Feind in die Flucht. Es war ein herrlicher, aber sehr blutiger Sieg: 16,500 Preußen waren todt oder verwundet; aber die Obstreicher hatten noch mehr, 24,000 Mann verloren. Gern hätte nun Friedrich geschwind Prag eingenommen. Aber als er noch davor lag und es mit Bomben ängstigte, langte bei ihm die Nachricht an, daß ein neues Heer Obstreicher unter Feldmarschall Dann bereits im Anmarsche wäre. Er ging ihm entgegen und traf bei Kollin, südöstlich von Prag, auf ihn. So gut auch der König seine Maßregeln genommen hatte, so mißlang ihm doch in dieser Schlacht alles. Zuletzt riß eine solche Verwirrung ein, daß er dem Feinde das Schlachtfeld überlassen mußte. Die erste Schlacht, die Friedrich verlor! 8000 Mann seiner besten Infanteristen lagen auf dem Wahlplatze. Kein Wunder, daß der König tief niedergeschlagen war! Denn woher wollte er, wenn das so fortging, endlich noch Soldaten genug bekommen. Ganz mit seinem Unglücke beschäftigt, fand man ihn am Abende nach der Schlacht im Städtchen Nimburg, auf einer Brunnenröhre in tiefen Betrachtungen sitzend, mit dem Stocke Figuren in den Sand malend, und so vertieft, daß er nicht hörte und sah. Endlich fuhr er auf, wischte sich die Falten von seiner Stirne weg und nahm wieder eine heitere Miene an. „Kinder!" sagte er zum Ueberreste seiner Garde, die an diesem Tage besonders gelitten hatte, „ihr habt heute einen schlimmen Tag gehabt! Aber nur Geduld! ich werde schon alles wieder gut machen." — An die Eroberung von Prag war nun nicht weiter zu denken. Die Belagerung wurde sogleich aufgehoben und das ganze Heer zog sich nach der Lausitz bis in die Gegend von Görlitz zurück. Daun zog den Preußen nach und lagerte sich ihnen gegenüber,

5. Theil 3 - S. 328

1880 - Stuttgart : Heitz
328 Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen. ohne daß einer den andern anzugreifen wagte.*) So lag man zwei Monate; da riß dem Könige die Geduld und er brach mit einem Theile seines Heeres auf, um auf einem andern Schauplatze aufzutreten. 2. Schlacht bei Roßbach (5. November 1757). Während sich Friedrich bei Prag und Kollin mit den Oestreich ent herumgeschlagen hatte, waren die Russen verheerend in Preußen eingebrochen und die Franzosen vom Rheine her bis nach Sachsen bereits vorgedrungen. Dem konnte Friedrich unmöglich ruhig zusehen. Er ließ den Herzog von Bevern bei Görlitz mit- einem Theile des Heeres zurück; mit dem andern marschirte er schnell nach Sachsen, die Fortschritte der Franzosen aufzuhalten. Mit diesen hatten sich noch die deutschen Reichstruppen vereinigt, eine rechte Musterkarte von verschiedenen Soldaten. Sie waren aus den Beiträgen der einzelnen deutschen Fürsten zusammengesetzt und da mancher nur einige Mann zu stellen hatte, so gab es Regimenter, die aus 10 bis 12 verschiedenen (Kontingenten bestanden, von denen jedes andere Waffen und andere Uniform trug. Gleich das erste Zusammentreffen mit den Franzosen war für die Preußen sehr ehrenvoll. Ein Prinz von Sonbise, ein weichlicher, einfältiger General, hatte sich mit 8000 Franzosen in Gotha eingelegt, um sich dort recht zu pflegen. Die Herzogin von Gotha aber, eine große Verehrerin Friedrichs, ließ diesen aussorden, **) die sorglosen Franzosen zu überfallen. Der König schickte seinen General Seyd-litz mit 1500 Reitern hin. Sonbise ahnte davon nichts und hatte sich gerade ein köstliches Mittagessen ans dem Schlosse bereiten lassen. Eben setzte er sich mit seinen Offizieren zur Tafel ; schon wurden die dampfenden Pasteten aufgetragen — da erschollen die Trompeten der preußischen Dragoner. Wie fuhren die Franzosen von ihren Stühlen auf! Flugs warfen sie sich auf die Pferde und jagten mit verhängtem Zügel zum Thore hinaus. Seydlitz schickte *) Auf diesem Rückzüge wurde Friedrichs ältester Bruder, August Wi.lhelm, von den Oestreichern scharf gedrängt, indem er sich mit einem Theil des preußischen Heeres über Zittau zurückzog. Der König war mit den von seinem Bruder genommenen Maßregeln unzufrieden, überhäufte ihn im Lager von Bautzen unverdienterweise mit heftigen Vorwürfen und wies ihn fort. Der Prinz begab sich hinweg, und grämte sich über die Ungnade des Königs so, daß er ein Jahr später todt war. **) Es geschah dies durch einen treuen Bauer, der das Zettelchen der Herzogin in seinen hohlen Backenzahn steckte und so damit sicher ins preußische Lager gelangte.

6. Theil 3 - S. 335

1880 - Stuttgart : Heitz
Schlacht bei Zorndorf. 335 hatte man den König noch nicht gesehen, als jetzt, wo ihn der Anblick der vielen Schutthaufen, der verwüsteten Felder und der zahllosen, umherirrenden Flüchtlinge tief rührte. Er gab den strengen Befehl, keinem Russen mehr Pardon zu geben; er wollte das ganze Heer vernichtet haben. Jetzt näherten sich beide Heere einander. „Die Preußen geben keinen Pardon!" sagte ein Russe dem andern. „Gut!" antwortete jeder; „wir auch nicht!" Am 25. August trafen beide bei dem Dorfe Zorndorf, einige Meilen von Küstrin, aufeinander und eine der blutigsten Schlachten des Krieges begann.*) Indem die Preußen anfmarschirten, spielten die Hautboisten das Lied: „Ich bin ja, Herr, in deiner Macht." Die Russen geriethen bald in Verwirrung, und nun brachen die preußischen Reiter in ihre ungeordneten Glieder ein und hieben ohne Barmherzigkeit alles nieder, was nur ihr Schwert erreichen konnte. Am meisten that sich hier wieder Seydlitz hervor; bald sah man ihn hier, bald dort, alles vor sich niederwerfend und in die dichtesten Hausen eindringend. Die Preußen richteten ein gräßliches Blutbad an. Aber solchen Feind hatten sie auch nie vor sich gehabt. Wenn auch schon die Linien der Russen in Verwirrung aufgelöst waren, so blieben doch die einzelnen wie Bildsäulen unbeweglich stehen, sobald sie ihre Patronen verschossen hatten, und ließen sich, wie sühllos, ruhig niederstoßen. So sah man ganze Reihen leblos auf der Erde liegen. Andere fielen über das Gepäck her, plünderten die Marketenderwagen und betranken sich in dem dort gefundenen Branntwein. Zwar ließen ihre Offiziere den Fässern den Boden ans- *) Als Friedrich vor der Schlacht bei Zorndorf Anstalt machte, über die Oder zu setzen, versammelte sich eine Menge Menschen um ihn und klagte über die durch die Russen erlittenen Grausamkeiten. „Nun, seid nur ruhig, Kinder;" sagte er zu ihnen; „wir wollen sie schon kriegen!" Auch eine Bauerfrau kam hier zu ihm und fragte ihn: „Ew. Majestät, was macht denn mein Mann, der Unteroffizier Bindar, bei dem und dem Regiments?" — „Ich kenne ihn wohl!" antwortete Friedrich gütig; „er ist Gottlob; noch gesund." ■— „Na, grüßen Sie ihn mir doch viel tausendmal," sprach sie weiter und überreichte dabei dem Könige einen Brotkuchen, den sie für „ihren lieben König" gebacken habe. Friedrich nahm das Geschenk der guten Frau freundlich an. In der Nacht vor der Schlacht ruhte er nur einige Stunden auf einem Lehnstuhle in einer Mühle (der Stuhl wird noch als theure Reliquie aufbewahrt). Als er am Morgen aus dem Hause unter die ihn erwartenden Generale und Adjutanten trat, grüßte er sie freundlich und sprach: „Guten Morgen, Messieurs 1 Ich gratulire! Die Schlacht ist gewonnen."

7. Theil 3 - S. 336

1880 - Stuttgart : Heitz
336 Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen. Magen; aber das half wenig; denn die Soldaten warfen sich nun der Länge nach auf den Boden, um den köstlichen Nektar noch aus dem Staube auszuschlürfen. Nachdem sich beide Theile ganz verschossen hatten, stießen sie mit Kolben, Bajonneten und Säbeln wüthend aufeinander los, und die Erbitterung war so groß, daß selbst Schwerverwundete noch darauf dachten, die nahe liegenden Feinde zu ermorden. So fand man einen tödtlich verwundeten Russen, der auf einem sterbenden Preußen lag und ihn noch mit seinen Zähnen zerfleischte; und der Preuße mußte sich, weil er schon zum Widerstande zu schwach war, ruhig den Zwang gefallen lassen, bis seine Kameräden kamen und den Unmenschen niederstießen. Zwölf Stunden dauerte das Morden, bis die Nacht einbrach und beide Theile gänzlich erschöpft waren. Man zählte bei beiden Heeren an 29,000 Todte und Verwundete.. Der russische Feldherr führte sein Heer nach Polen und Preußen zurück. 5. Ueberfall bei Hochkirch, 14. October 1758. Nach der Schlacht bei Zorndorf war Friedrich nach Sachsen gegangen, um Dresden zu Hülfe zu kommen, welches Prinz Heinrich, des Königs Bruder, gegen die Oestreich er vertheidigte. Dann machte er sich nach Schlesien wieder auf, wo die Feinde freies Spiel hatten. So kam er hinter Bautzen und lagerte sich beim Dorfe Hochkirch. Ihm gegenüber stand Feldmarschall Daun mit den Oestreichern, nur einen Kanonenschuß weit; dennoch hielt sich Friedrich hier ganz sicher, weil er Dauns Vorsichtigkeit kannte und dieser ihn noch nie angegriffen hatte. Friedrichs Stellung war so gefährlich, daß Feldmarschall Keith gegen ihn äußerte: „Wenn uns die Oestreicher in diesem Lager ruhig lassen, so verdienen sie gehängt zu werden." — „Wir müssen hoffen," antwortete Friedrich, „daß sie sich mehr vor uns als vor dem Galgen fürchten." Dennoch beschloß er, in der Nacht vom 14. bis zum 15. October das Lager zu verändern. Aber so lange wartete Dann nicht. In der Nacht vom 13. zum 14. October setzte sich sein ganzes Heer in Bewegung und näherte sich von vorn, von der Seite und von hinten dem preußischen Lager, wo tiefe Ruhe herrschte; denn Friedrich hatte seinen Soldaten befohlen, sich schlafen zu legen, um sich zu dem bevorstehenden Ausbruche zu stärken. Dennoch hatten einige preußische Husaren die Bewegungen der Feinde bemerkt und benachrichtigten den König; aber dieser war so weit entfernt einen Ueberfall zu

8. Theil 3 - S. 338

1880 - Stuttgart : Heitz
338 Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen. wieder einzunehmen, so blieben doch zuletzt die Kaiserlichen im Besitz. In allen Gassen des Dorfes lagen Haufen von Todten und Sterbenden. Feldmarschall Keith bekam einen Schuß in die Brust, stürzte nieder und starb ohne einen Laut. Fünf Stunden dauerte das Gefecht: da gab Friedrich den Befehl zum Rückzüge, der auch von dem ermatteten Feinde nicht gestört wurde. Aber in welch trauriger Verfassung befand sich das preußische Heer! Fast alles Gepäck, fast alle Kanonen waren verloren, die meisten Generale verwundet; selbst der König, der im stärksten Feuer gewesen und dem ein Pferd unter dem Leibe erschossen war, hatte •eine, obwohl leichte Verwundung, und es hatte wenig gefehlt, daß er gefangen worden wäre. Schon war er von Feinden umringt gewesen und nur durch die Tapferkeit seiner ihn begleitenden Husaren wurde er gerettet. Die niedergeschlagenen Soldaten blickten nun auf ihn, und da sie sahen, daß er ein heiteres Gesicht machte, schöpften sie neuen Muth und meinten, Fritz — so pflegten sie ihn zu nennen — werde schon den Schaden wieder gut machen. Dies Vertrauen war es eben, was das preußische Heer so stark machte. So beklommen es auch wohl dem Könige um das Herz sein mochte, so bezwang er sich doch und stellte sich heiter, als wenn der Verlust nicht viel zu bedeuten habe. Er scherzte selbst schon einige Stunden darauf über den Unfall und sagte zu einem seiner Generale: „Mein lieber Goltz, man hat uns nicht gut geweckt!" — Der General antwortete: „Man pflegt diejenigen im Schlafe zu stören, die man am Tage nicht sprechen kann." —„Er hat Recht!" sagte Friedrich; „aber ich werde den Herren, die uns so geweckt haben, am hellen Tage ihre Unhöflichkeit verweisen!" Die Oestreichs glaubten nun Schlesien ganz sicher zu haben, und Daun ließ daher die Festung Neiße belagern. Aber Friedrich war unerschöpflich in Auffindung von Hülfsmitteln. Er schaffte die fehlenden Kriegsbedürfnisse schnell herbei und sprach voll Vertrauen, als er sah, daß Daun ihn nicht verfolgte: „Daun hat uns aus dem Schach gelassen; das Spiel ist noch nicht verloren. Wir wollen uns einige Tage erholen und dann aufbrechen, Neiße zu befreien." Das geschah auch wirklich. Elf Tage nach der Schlacht hatte er schon die Feinde umgangen, war in vollem Marsche nach Schlesien und Neiße war gerettet. *) *) Der Hauptmann von Archenholz erzählt in seiner Geschichte des siebenjährigen Krieges folgenden schönen Zug einer edeln deutschen Frau, der hier

9. Theil 3 - S. 341

1880 - Stuttgart : Heitz
Schlacht bei Kunersdorf. 341 Zuletzt geriethen die Preußen in allgemeine Verwirrung. Diesen Augenblick benutzte Laudon und fiel den abgematteten Leuten in die Seite und in den Rücken. Ein panischer Schrecken ergriff alle. Sie liefen, ohne mehr auf den Ruf ihrer Führer zu hören, auseinander und ließen, außer den früher eroberten, 165 Kanonen stehen. Friedrich war wie vernichtet. Er blieb unter den letzten auf dem Schlachtfelde. Fast wäre er gefangen worden, und er wurde nur durch den Muth des Rittmeisters von Prittwitz gerettet, der mit seinen 100 Husaren mehreren Tausenden von Feinden die Spitze bot, die den König zu umringen schon Anstalt machten. Welch ein Unfall! Der König schickte einen Courier nach Berlin und befahl der königlichen Familie, sich schleunig zu entfernen. Eben war noch die ganze Stadt im Freudentaumel über die empfangene Siegesnachricht, und nun mit einem Male die Schreckensbotschaft: Alles sei verloren; er sei außer Stande, die Stadt zu schützen; jeder möge sich retten, so gut er könne! Die Soldaten hatten sich vom Schlachtfelde aus so zerstreut, daß der König am Abende nur 3000 von 40,000 beisammen hatte. Er mußte die Nacht in einem Dorfe auf einem Strohlager in einer durch die Kosacken zerstörten, allen Winden offenstehenden Bauernhütte zubringen. Um ihn herum lagen auf der bloßen Erde seine Adjutanten und schliefen nach der sauern Arbeit des Tages. Nur sein Auge floh der Schlaf. Wirklich war auch seine Lage sehr mißlich. Der Weg nach Berlin, ja die ganze preußische Monarchie stand jetzt den Feinden offen, und er wäre gewiß verloren gewesen, wenn seine Feinde einig gewesen wären. Aber auch hier zeigte sich wieder, daß man auch im größten Unglücke nie verzagen müsse. Daun verlangte von Soltikow, nun schnell nach Berlin zu mar-schiren; dieser aber antwortete: „Ich habe nun zwei Schlachten gewonnen und warte jetzt aus die Nachricht zweier Siege von Ihnen; denn es ist nicht billig, daß die Truppen meiner Kaiserin ganz allein agiren sollen. Ich habe sür mein Theil genug gethan." Statt vorwärts zu gehen, ging er nun nach Polen zurück, und Friedrich war gerettet. Doch war dies Jahr 1759 auch in anderer Hinsicht ein für Friedrich unglückliches; denn Dresden fiel bald nach der Schlacht bei Kunersdorf den Oestreichern in die Hände, weil Friedrich dem braven Commandanten Schmettau in der ersten Bestürzung über die verlorene Schlacht befohlen hatte, es nicht aufs äußerste kommen zu lassen, und endlich wurde bei Maxen, einem

10. Theil 3 - S. 342

1880 - Stuttgart : Heitz
342 Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen. Dorfe unweit Dresden, durch Friedrichs eigene Schuld ein Heerhaufen von 11,000 Mann von den Oestreich ent zu Kriegsgefangenen gemacht. Dennoch behauptete sich Friedrich den Winter hindurch in Sachsen. 7. Treffen bei Liegnitz, 15. August, und Schlacht bei Torgau, 3. November 1760. Das Jahr 1760 ließ sich für den König von Preußen fehr unglücklich an. Während er noch in Sachsen stand, wurde sein General Fouque, den er mit einem kleinen Heere bei Landshut zum Schutze Schlesiens zurückgelassen hatte, von Laudon durch große Uebermacht angegriffen und nach einer äußerst tapfern. Gegenwehr, wobei die Reiterei sich durchschlug, mit dem Fußvolke gefangen genommen. Wenig fehlte, daß Fouque selbst getödtet wurde. Am Kopfe gefährlich verwundet, stürzte er zu Boden; ein östreichischer Reiter, der ihn nicht kennen mochte, wollte ihm eben den Kopf spalten, als sein treuer Reitknecht Trantschke sich auf ihn warf und mit seinem Leibe so lange die Hiebe auffing, bis ein herbeieilender feindlicher Offizier zu Hülfe eilte. Glücklicherweise wurde der brave Diener wieder hergestellt und dankbar belohnt. — Bald nach diesem Unfalle erlitt Friedrich einen andern. Die wichtige Festung Gl atz fiel in feindliche Hände. Friedrich hatte bis dahin Dresden belagert, aber die Nachricht vom Verluste von Glatz bewog ihn, gleich aufzubrechen und nach Schlesien zu eilen, ehe die Kaiserlichen es ihm wegnähmen. Er war in der übelsten Laune von der Welt; seit einem Jahre hatte ihn Unglück auf Unglück betroffen, und nichts ärgerte ihn mehr, als daß er so viele Leute und Zeit vergeblich vor Dresden verloren hatte. Daher hatte er auch einem seiner besten Regimenter, welches sich nach seiner Meinung bei einem Ausfalle der Feinde nicht lange genug gewehrt hatte, die Seitengewehre und den Offizieren desselben die Huttreffen genommen, eine Strafe, welche die unschuldigen Leute tief demüthigte. Der Marsch nach Schlesien ging mit reißender Geschwindigkeit. Es war große Eile nöthig, weil Laudon mit 50,000 Mann Breslau belagerte, und darin waren nur 3000 Mann Preußen, die noch obendrein 19,000 östreichische Kriegsgefangene zu bewachen hatten. Aber die Preußen waren von der Garde und hatten einen General an ihrer Spitze, der allein ein Heer werth war. Dies war der General Tauenzien, der auf Laudons Drohungen, die Stadt aus 45 Mörsern zu beschießen, wenn sie sich nicht ergäbe, die feste Antwort gab: er würde den Feind auf den Wällen er-
   bis 10 von 20 weiter»  »»
20 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 20 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 9
3 0
4 0
5 5
6 0
7 2
8 0
9 0
10 4
11 0
12 2
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 17
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 1
35 0
36 0
37 10
38 0
39 0
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 0
46 0
47 1
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 6
2 0
3 0
4 0
5 0
6 0
7 0
8 2
9 2
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 4
17 17
18 1
19 20
20 1
21 0
22 0
23 8
24 0
25 0
26 0
27 0
28 1
29 8
30 0
31 0
32 0
33 0
34 2
35 0
36 0
37 0
38 1
39 3
40 0
41 0
42 0
43 0
44 1
45 2
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 8
52 0
53 0
54 0
55 0
56 0
57 0
58 0
59 1
60 2
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 0
68 0
69 0
70 0
71 2
72 0
73 0
74 1
75 0
76 0
77 1
78 0
79 0
80 0
81 0
82 1
83 0
84 0
85 24
86 0
87 3
88 0
89 0
90 1
91 0
92 7
93 0
94 7
95 0
96 2
97 0
98 10
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 3
1 0
2 9
3 3
4 2
5 1
6 3
7 2
8 0
9 5
10 10
11 0
12 11
13 0
14 0
15 1
16 8
17 14
18 2
19 2
20 1
21 4
22 1
23 0
24 0
25 1
26 11
27 1
28 0
29 0
30 14
31 1
32 0
33 26
34 0
35 4
36 1
37 0
38 2
39 0
40 1
41 1
42 2
43 4
44 1
45 1
46 3
47 1
48 2
49 11
50 16
51 6
52 0
53 1
54 0
55 5
56 0
57 0
58 2
59 77
60 1
61 2
62 0
63 0
64 4
65 37
66 0
67 2
68 1
69 0
70 0
71 2
72 10
73 17
74 0
75 11
76 0
77 5
78 0
79 0
80 1
81 49
82 1
83 0
84 2
85 2
86 0
87 2
88 4
89 0
90 0
91 4
92 0
93 1
94 0
95 0
96 0
97 7
98 2
99 2
100 40
101 0
102 26
103 1
104 0
105 0
106 0
107 0
108 0
109 0
110 2
111 2
112 9
113 0
114 0
115 2
116 10
117 3
118 13
119 0
120 1
121 56
122 0
123 7
124 2
125 2
126 0
127 1
128 1
129 4
130 0
131 31
132 17
133 0
134 0
135 0
136 5
137 0
138 0
139 1
140 14
141 5
142 2
143 48
144 0
145 1
146 1
147 0
148 0
149 0
150 1
151 0
152 11
153 0
154 0
155 5
156 38
157 1
158 2
159 2
160 0
161 4
162 0
163 0
164 0
165 0
166 3
167 2
168 1
169 5
170 4
171 14
172 0
173 4
174 0
175 18
176 0
177 18
178 2
179 2
180 0
181 0
182 10
183 4
184 3
185 0
186 2
187 0
188 0
189 1
190 0
191 1
192 2
193 0
194 0
195 2
196 21
197 2
198 20
199 0