Alexander I.
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der Polizeiminister, und Graf Panin, Vicekanzler, leiteten das Complott; General Bennigsen, Fürst Subow und ein Bruder von ihm und noch einige Personen von angesehener Stellung waren als Theilnehmer in das Geheimniß gezogen. Pahlen war der Liebling Pauls I.; dieser hatte ihn mit Ehren und Gütern überhäuft. Als er eines Tages wahrnehmen mußte, daß der Kaiser Argwohn' gegen ihn hege, wurde die ungesäumte Ausführung -des Planes beschlossen. In der Nacht vom 23. zum 24. März 1801" begaben sich die Verschworenen in zwei Haufen zum Michaelspalast. Der eine, von Pahlen angeführt, bleibt als Reserve zurück; Bennigsen dringt bis zu den Gemächern des Kaisers vor. Der Leibhusar, welcher die Thüre des Schlafzimmers vertheidigen will, wird niedergehauen und ein herbeieilender Kammerdiener gezwungen, dieselbe zu öffnen. Der Kaiser, welcher sich in das Zimmer der Kaiserin hätte retten können, wenn er nicht allabendlich aus Argwohn die Thüre dahin verrammelt hätte, suchte sich hinter den Bettvorhängen zu verbergen. Bennigsen entdeckt ihn und fordert ihn auf, die Entsagungsacte zu unterzeichnen. Paul weigert sich. In diesem Augenblicke macht ein Geräusch die meisten Verschworenen entfliehen. Bennigsen allein hält den Kaiser mit der Degenspitze zurück. Die andern kehren bald wieder und umgaben den Kaiser von neuem. In dem Tumult wird die Lampe umgeworfen; Bennigsen läuft nach Licht, und als er zurückkommt, findet er Paul unter den Streichen der Mörder. Der eine hatte ihm den Schädel mit dem Degen eingeschlagen, ein anderer hatte ihm mit der Schärpe den Hals zugeschnürt. Die Leiche wurde dem Gebrauche gemäß ausgestellt; die Spuren des Kampfes waren sorgfältig verdeckt worden. Man sagte, der Kaiser sei am Schlage gestorben. Als Alexander I. (1801—25), sein ältester Sohn, der nun zum Kaiser ausgerufen wurde, die Nachricht von dem Tode seines Vaters erhielt, ergriffen ihn Schrecken und Schmerz so heftig, daß er erst nach mehreren Stunden sich so weit fassen konnte, um sein Zimmer zu verlassen und sich den Truppen als Kaiser vorzustellen. Aber er wagte nicht, die Mörder seines Vaters zu bestrafen. Höchst erschütternd war für ihn der Augenblick, als in der Schreckensnacht seine Mutter, geisterbleich und entstellt, sich ihm näherte, um ihm, als ihrem nunmehrigen Kaiser und Herrn, fußfällig zu huldigen. Um 9 Uhr des andern Morgens trat er aus den innern Gemächern des Winterpalastes hervor in die Audienzsäle, die von Menschen angefüllt waren, deren Herzen ihm erwartungsvoll ent-
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Karl der Große.
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schichtchen. Karl hatte an feinem Hofe einen braven jungen Manu, Eginhard oder Einhard, den er als Knaben, weil ihm fein offenes Gesicht gefiel, zu sich genommen hatte. Er wollte ihm vorzüglich wohl, und manchmal, wenn ihn die Sorgen der Regierung drückten, mußte Eginhard ihm auf der Harfe vorspielen, denn er war darin sehr geschickt; mußte auch der Prinzessin Emma Unterricht darauf geben, und alle im Schlosse hatten den Eginhard sehr lieb. Einmal — so heißt es — muficirte er auch mit Emma auf ihrer Stube; unter Musik und traulichen Gesprächen gingen die Stunden hin, denn sie liebten einander herzlich wie Bruder und Schwester, und als endlich Eginhard sah, daß es schon spät sei, erschrak er und beurlaubte sich schnell. Aber da er im andern Flügel des Schlosses wohnte, so mußte er über den Hof gehen, und es war eben frifcher Schnee gefallen Was sollte er machen ? Ging er hinüber, so wurde durch feine Fußstapfen verrathen, daß er so lange bei Emma gewesen fei, und beide fürchteten, Vr Kaiser möchte darüber zürnen. Da entschloß sich Emma kurz. Sie nahm den guten Mann auf ihren Rücken und trug .ihn über den beschneiten Hof. Aber Karl pflegte des Nachts manchmal auszustehen, zu arbeiten und dann wieder zu fchlafen. Da wollte es der Zufall, daß er eben gerade am Fenster stand. Der Mond schien hell. Wie erstaunte er — kaum traute er seinen Augen — als er sein liebes Töchterchen mit Eginhard quer über den Hof hintraben sah. Er merkte bald den Zusammenhang; lange schon hatte es ihm geschienen, als wenn beide sich geneigt wären, und nun war schnell sein Entschluß gefaßt. Am folgenden Tage zog er feine Feierkleider an, die er anzulegen pflegte, wenn er Bluturtheile fällen mußte, fetzte sich auf den Thron, nahm das blanke Schwert in die Hand und ließ die beiden Schuldigen kommen. Mit niedergeschlagenen Augen und blassem Antlitze erschienen sie vor dem Throne; Eginhard zitterte für fein Leben. Karl blickte ihn zornig an. Nachdem er sie aber eine Weite geängstigt hatte, heiterte sich fein Gesicht auf. Er gab ihnen einen gelinden Verweis wegen ihrer Unbesonnenheit; dann ließ er einen Geistlichen kommen und sie auf der Stelle zu einem glücklichen Paare verbinden. Von demselben Eginhard haben wir noch eine Geschichte Karls in lateinischer Sprache; keiner konnte ihn auch besser kennen als er.
Wie dieser große Mann Reiche lenkte und Völkerglück abwog, eben so genau sah er auch auf das Kleinste. Es ist noch eine
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Emma Emma Emma Emma Karl Karl Karl Karl Karls
Karl der Große. »
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Pfalz, gebracht wurden. In den Grenzländern schützten die Markgrafen gegen die feindlichen Einfälle.
Zog Karl in den Krieg, so wurde der Heerbann aufgeboten ; denn stehende Heere, wie jetzt, hatte man damals noch nicht, und auch Karl hatte nur eine kleine Schaar stehender Truppen. Alle, die von Karl ein Lehen erhalten hatten, auch alle freien Besitzer von Ländereien, mußten dann aufbrechen mit ihren Knechten. Lanze, Schild, Bogen, Pfeile, Helme und Panzer brachte jeder selbst mit. Geistliche blieben zu Hause; aber sie mußten ihre dienstpflichtige Mannschaft schicken. Den Geistlichen war Karl besonders zugethan; aber er hielt streng darauf, daß sie einen echt christlichen Wandel führten, verbot ihnen Waffen zu tragen, weil sie, wie er sagte, mehr auf Gottes Schutz als auf menschliche Gewalt vertrauen sollten, duldete nicht, daß sie jagten, mit Hunden durch den Wald schweiften, Stoßvögel und Possenreißer hielten und überhaupt weltliche Dinge trieben. Dabei war er überaus wohlthätig gegen Arme und Kranke, erbaute für sie Hospitäler und schickte selbst Geld über das Meer nach Jerusalem, Alexandrien und Karthago, um die dortigen armen Christen zu unterstützen; denn in jener Zeit waren Wallfahrten sehr gewöhnlich. Wer es irgend vermochte, wallte nach Rom, um am vermeintlichen Grabe des Apostels Petrus andächtig zu beten; Andere zogen nach Jerusalem und achteten die Beschwerden und Gefahren der weiten Reise nicht, um da zu wandeln, wo der Heiland den Boden betreten hatte. Aus allen Landstraßen sah man in jenen Jahrhunderten Pilger ziehen, meist barfuß, eine Pilgertasche auf dem Rücken, einen Pilgerhut auf dem Kopfe und einen Stab in der Hand. Diese frommen Leute standen, wie Wittwen und Waisen, unter dem Schutze des Kaisers, und sie verletzen oder hindern, hieß Gott beleidigen. Arme und Reiche nahmen sie mit Freuden auf und beherbergten sie gern; Obdach, Herd und Wasser war jeder ihnen zu geben verbunden.
Recht erfreulich ist es, zu lesen, was für ein frommer Fürst Karl war. Keinen Tag versäumte er, wenn es irgend sein konnte, den Gottesdienst; andächtig sah man ihn knieen und mit Demuth seine irdische Hoheit ablegen vor dem, vor welchem kein Stand etwas gilt. Den Gottesdienst hatte er noch sehr unvollkommen gefunden, aber er verbesserte ihn. Besonders war er ein großer Freund eines schönen, sanften Kirchengesanges. Aber seine Franken verstanden nicht zu singen; sie sprachen, wie noch jetzt die Schweizer,
Weltgeschichte für Töchter. Ii*. 16. Aufl. 3
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Apostels Petrus Karl Karl Demuth
Extrahierte Ortsnamen: Gottes Jerusalem Karthago Rom Jerusalem
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die sich die Schläuche zureichten, zu stellen. Mit Macht riß er sich los und
suchte immer eiliger nach dem Schlosse durchzudringen. In dem Portale
waren Wagen, Spritzen, Menschen zusammengedrängt, ein verworrenes Ge-
schrei, eine mehr störende als fördernde Anstrengung, zwecklos nach allen
Richtungen. Die befehlenden Anführer vermochten kauin einige Ordnung
in dieses Chaos zu bringen, und Bull sah kaum die Möglichkeit ein, wie er
hindurchkommen könnte. Aber er mußte. Hin und her gestoßen, getreten,
oft selbst in gebietendem Tone zurückgewiesen, drang er immer vorwärts,
und erreichte den Hof. Hier wohnte zwei Treppen hoch, in dem linken
Flügel des Schlosses, die Schwester seiner verstorbenen Mutter. Durch
Meubles, Wagen, Spritzen, hin und her laufende Menschen, oft von den
Wasserstrahlen benetzt, suchte er mit großer Anstrengung den wohlbekannten
Eingang zu sinden. Aber auch da noch waren ■ die Schwierigkeiten nicht
überwunden. In erschrockener Eile stürzten die Meisten, mit großen Bündeln
beladen, die Treppe herunter, und hinderte die wenigen Kühneren, die hinauf
wollten. „Eilt, eilt, hinunter zu kommen, eilt um Gotteswillen aus dem
Gebäude!" schrieen die Ersteren. Viele von den Letztern ließen sich ab-
schrecken. Sie liefen mit den Uebrigen hinunter. Wenige drängten sich noch
immer vorwärts. Bull stieß Jeden zurück, und je größer man ihm die Ge-
fahr schilderte, desto mehr eilte er. Um ihn herum knisterten die Flammen;
ob auch unter ihm, vermochte er nicht zu unterscheiden. Ein langer ihm
wohlbekannter Gang lag vor ihm. Allenthalben lagen zerbrochene Meubles,
Kleider, Geräthe von allerlei Art; aber kein Mensch war mehr zu sehen.
Die Thüren an beiden Seiten waren offen, und zeigten in den verlassenen
Gemächern die größte Verwirrung. Endlich erreichte er die Wohnung der
theuern Tante. Sie hatte in seiner Kindheit, in seiner früheren Jugend
die Stelle der verstorbenen Mutter vertreten, sie war ihm über Alles
werth. Auch diese Wohnung schien verlassen. Die Thüren waren alle eröffnet,
und in der Wohnstube erblickte er heruntergerissene Spiegel, zerbrochene
Stühle, Wäsche, Kleider, Betten, unter einander, die Schubladen aller
Schränke herausgezogen, und ein brennendes Talglicht stand düster leuchtend
auf einem Tische. Laut rief er in die leeren Stuben hinein. Da trat ein
alter Diener hervor, noch beschäftigt, einige Sachen von Werth zu retten.
„Knud!" ries Bull, „wo ist die Frau?"
„Fort, gerettet," antwortete dieser.
„Aber das arme Kind, das liebliche Mädchen aus Tellemarken, die liebe,
liebe — Louise?" — schrie Bull, und der Athem stockte. —
„Ja diese! Sie rettete mit aller Besonnenheit, und während die Frau
in großer Verwirrung herumlief, beschwur sie sie, sich auf das Wichtigste zu
besinnen. Da besann sich die Tante auf eine Schatulle in einem entfernten
Gemache, das Mädchen eilte dahin; sie waren eben kurz vorher zusammen
da gewesen — und wir haben sie nicht wieder gesehn."
Ohne weiteren Bescheid zu erwarten, stürzte Bull fast besinnungslos zur
Thüre hinaus; mehr durch Instinkt, als durch Ueberlegung geleitet, lief er
die Treppe hinauf, die zur Mansarde (Dachstube) führte. Aber eben, indem
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