Nationalcongreß in Brüssel.
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keine Truppen einrücken sollten; auch wollte er dem Könige den Wunsch der Belgier, daß ihr Land eine besondere Verwaltung erhielte, vortragen. Die Bürger dagegen versprachen Ruhe und Gehorsam; der Prinz ging nach dem Haag zurück, und für den Augenblick schien die Ruhe hergestellt, besonders als der König den Justizminister van Maanen zurückrief.
Dennoch wurden die Aussichten in Brüssel bald wieder sehr kriegerisch. Die Nationalgarde wurde nach Art der Pariser eingerichtet und nahm viele unruhige Köpfe in sich auf. Auch kam ein Haufe wilder Lütticher nach Brüssel, verlangte gänzliche Lossagung von der königlichen Herrschaft und fing an, in den Straßen Verrammlungen auszuwerfen. Die Nationalgarde wurde vom Pöbel entwaffnet, und wilde Volksführer wurden an die Spitze gestellt, so daß allen guten Bürgern bange wurde und viele jetzt selbst den König aufforderten, Soldaten nach Brüssel zu schicken, um der Pöbelherrschaft ein Ende zu machen.
Demnach näherte sich Prinz Friedrich der Niederlande der Stadt Brüssel. Nachdem er die ihm entgegengezogenen Belgier zurückgeworfen hatte, rückte er am 23. September 1830 vor die Stadt, erstürmte das Thor, und mit Wuth wurde nun in den Straßen bis zum Abend gefochten. Das Volk wehrte sich verzweifelt; jedes Haus war zur Festung gemacht, aus den Fenstern warf man Steine und Raketen und goß siedendes Oel und Wasser auf die Soldaten hinab. So währte der Kampf mehrere Tage ohne Erfolg. Da befahl der Prinz den Rückzug.
Mit Macht griff nun die Empörung in ganz Belgien um sich. Die belgischen Regimenter fielen ab, und die Festungen des Landes, einige wenige ausgenommen, geriethen ohne Schwertschlag in die Hände der Empörer. Der Riß zwischen Holland und Belgien wurde immer unheilbarer. Der König selbst gab die Belgier auf und diese erklärten sich für unabhängig. In Brüssel trat ein Nationalcongreß zusammen, dessen Mitglieder sich über das nicht sogleich einigen konnten, was sie eigentlich wollten. Einige wünschten eine Republik, andere wollten den Prinzen von Oranien zum Regenten, noch andere einen auswärtigen Prinzen, während wieder andere für eine Vereinigung mit Frankreich stimmten. Die Mehrheit erklärte endlich das Haus Oranien auf ewige Zeiten für ausgeschlossen.
Nun war zunächst die Frage, wie die künftige Grenze zwischen Holland und Belgien festgesetzt und wie die gemeinschaftlichen
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Krieg zwischen Holland und Belgien.
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verwarf. Zuletzt entwarf sie 24 Artikel, welche dem Frieden zum Grunde gelegt werden müßten. Belgien nahm sie an, Holland aber nicht, und so blieb auch da noch ein ungewisser, beiden Theilen nachtheiliger Zustand. Ganz sichtlich wurde Belgien von der Con-ferenz begünstigt. Besonders zeigte Frankreich eine auffallende Parteilichkeit für Belgien, seitdem der König Leopold sich mit einer Tochter des französischen Königs vermählt hatte, und zuletzt verlangten England und Frankreich, daß der König von Holland sogleich die Bedingungen annehmen sollte, welche die Belgier angenommen hatten. Wilhelm weigerte sich, weil jene Bedingungen sich mit der Ehre Hollands nicht vertrügen. Sogleich segelten die Flotten Frankreichs und Englands in die Nordsee, um die holländischen'küsten zu blockireu, und ein französisches Heer unter dem Marschall Gerard rückte in Belgien ein, um die Holländer aus der Citadelle von Antwerpen, die sie noch besetzt hielten, zu vertreiben. Die Flotten richteten nicht viel aus, weil die Winterstürme — es war im December 1832 — sie bald zur Rückkehr zwangen. Das französische Heer belagerte die Citadelle zu gleicher Zeit und griff sie mit unerhörter Gewalt an. Aber mit unerschütterlicher Tapferkeit vertheidigte sich der brave holländische General Chasse, und beide Theile überschütteten sich mit einem Hagel von Kugeln aller Art. Nach einer dreiwöchentlichen Belagerung standen die Franzosen bereits dicht am Festungsgraben und feuerten so fürchterlich auf die Wälle los, daß das Mauerwerk stückweise umherflog. Da erst ergab sich Chasse, weil ihm sein ganzer Mundvorrath verbrannt war (1833). Die Citadelle von Antwerpen war nun zwar den Holländern entrissen, aber sie behielten Maastricht noch besetzt, und der König blieb fest dabei, die geforderten Bedingungen nicht anzunehmen. So blieben im allgemeinen die Sachen noch mehrere Jahre. Beide Völker führten zwar keinen Krieg Miteinander, aber sie hatten keinen Frieden geschlossen; der Handel zwischen ihnen stockte und darunter litten beide Theile. Zwar erklärte Wilhelm von Holland 1838 seine Bereitwilligkeit, die 24 Artikel anzunehmen; aber nun weigerte sich wieder Belgien, die darin festgesetzten Bedingungen den Holländern zu gewähren. Erst am 19. April 1839 kam die wichtige Angelegenheit zu Ende. Die Niederlande und Belgien schlossen durch Vermittelung der Londoner Conserenz einen Frieden, der die Grenzen beider Länder genau bestimmte.
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74
Neueste Geschichte. 1. Periode. Frankreich.
Name eines deutschen Kaisers hatte also keinen Sinn mehr. Franz Ii. legte daher diesen Titel ab (6. August 1806), erklärte sich zum Kaiser von Oestreich und nannte sich als solcher Franz I. Er hatte von 1792 an als deutscher Kaiser regiert (t 1835). So wie von Frankreich her der Anstoß kam, daß das alte Reich zerfiel, so geschah es wiederum durch Frankreichs Ueber-muth im Jahre 1870, daß das Reich und das Kaiserthum neu erstand.
121. Krieg Preußens und Rußlands gegen Frankreich 1806—7.
Eroberung Portugals 1807 und Spaniens 1808.
Länger glaubte Preußen, das von Napoleon schwer beleidigt war, nicht schweigen zu dürfen. Napoleon hatte ihm bisher geschmeichelt, damit es nicht im vorigen Jahre mit Oestreich gemeinschaftliche Sache machen möchte, und jetzt behandelte er es ganz geringschätzig. Ein allgemeiner Unwille gegen ihn herrschte im ganzen preußischen Staate, und der König Friedrich Wilhelm Iii. kündigte den Krieg an. Aber das preußische Heer war nicht mehr, was es unter Friedrich dem Großen gewesen. Die Soldaten hatten kein Vertrauen zu ihren Offizieren, und diese wieder nicht zu ihrem Feldherrn, dem alten Herzoge von Brannschpieig. Gleich beim ersten Zusammentreffen bei Saalfeld fiel der talentvolle Prinz Ludwig Ferdinand von Preußen im Kampfe, ein böses Vorzeichen, und als es am 14. October 1806 zur Schlacht von Jena und Anerstädt kam, erlitten die Preußen eine unerhörte Niederlage, wobei der Herzog von Braunschweig tödtlich verwundet wurde. Das Heer wurde fast gänzlich zerstreut, die einzeln fliehenden Heerhaufen von den Franzosen unablässig verfolgt und endlich gefangen genommen. Das Traurigste war aber die Feigheit und Verrätherei, mit welcher die meisten preußischen Commandanten ohne Gegenwehr, oder nur nach einer sehr unbedeutenden, die ihnen anvertrauten Festungen (Erfurt, Magdeburg, Stettin, Küstrin u. a.) mit unermeßlichen Kriegsvorräten den Franzosen.öffneten. Wie ein verheerender Strom überschwemmten diese die'preußischen Provinzen; Napoleon hielt höhnend seinen Einzug in Berlin. Auch das Kurfürstenthum Hessen hatte er ohne Kriegserklärung als gute Prise weggenommen. Am schmählichsten war aber, daß er sich selbst dazu herabließ, die preußischen Polen gegen ihren Landesherrn aufzuwiegeln. Die Polen hatten lange ungern dem
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104 Neueste Geschichte. 1. Periode. Freiheitskampf.
retten, wobei der polnische Fürst P o u i a 1 o w s k i ertrank; über 15,000 Mann mit den Generalen Reynier, Bertrand und Lauri-fton wurden gefangen genommen, außerdem 25,000 Verwundete und Kranke.
Die verbündeten Herrscher waren, als der Oberfeldherr Fürst Schwarzenberg ihnen die sichere Nachricht von dem Siege gebracht hatte, auf dem Schlachtfelde auf ihre Kniee gesunken, um Gott für diese Gnade zu danken; sie zogen jetzt zusammen in Leipzig ein, entschlossen, den Sieg, welcher Deutschland errettet hatte, zur Begründung einer neuen Ordnung der Dinge zu benutzen.
Die Verfolgung des fliehenden Franzosenheeres übernahm zunächst das schlesische Heer. Bei Hanau trat ihm ein bairisch-östreichisches Heer unter General Wrede in den Weg, Napoleon aber erkämpfte sich mit seiner überlegenen Macht von 80,000 Mann den Durchmarsch und am 2. November schon, also nach 13 Tagen seit der Schlacht bei Leipzig, ging er über den Rhein zurück. Noch war eine Anzahl deutscher Städte und Festungen von den Franzosen besetzt, aber schon am 11. November mußte sich der Marschall Gouvion de St. Cyr in Dresden mit 35,000 Mann auf Gnade und Ungnade ergeben, und im Laufe des Winters capitu-lirteu fast alle Festungen.
Natürlich wurde nun auch das Königreich Westphalen, welches unter französischer Herrschaft mitten in Deutschland bestand, aufgehoben, und die Fürsten von Braunschweig, Oldenburg und Hessen kehrten in ihre Staaten zurück; diejenigen deutschen Länder, welche noch mit Frankreich durch den Rheinbund vereinigt gewesen waren, Württemberg, Baden, Darmstadt u. a. schlossen sich den Verbündeten an; auch Dänemark müßte sich von dem Bündniß mit Frankreich lossagen und Norwegen an das Königreich Schweden und Helgoland an England abtreten, wogegen es Lauenburg erhielt. Nur Hamburg blieb noch von dem französischen Marschal Davoust besetzt und sehr hart bedrückt.
Wie in Deutschland, so wurde auch in Italien den Schöpfungen Napoleons schnell ein Ende gemacht. Der Vicekönig Eugen mußte den Oestreichern weichen, welche die Lombardei in Besitz nahmen, während nach Toscana der Großherzog Ferdinand und nach Rom der greise, vielgeprüfte Pius Vii. zurückkehrte. Nicht minder empfindlichfür Napoleon war der Verlust von Holland und der Schweiz. Dorthin rückte Bülow mit großer Eile und die befreiten Bewohner des Landes riefelt den früheren Erbstatt-
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324
Neueste Geschichte. 3. Periode.
Uebergangszeit Raum gelassen. Die Bauern werden erst nach Ablaus vorgeschriebener Fristen freie Eigenthümer ihres Besitzthums. — Inzwischen hat die russische Politik den Orient nicht aus den Augen gelassen, zumal es ihr gelang, hinsichtlich desselben noch während der Pariser Conserenzen eine Verständigung mit Frankreich herbeizuführen^, wie sich bei Behandlung der Donausürsten-thümersrage zeigte.
Den bei weitem wichtigsten Erfolg in Asien errang Rußland 1859 durch Besiegung und Gefangennehmung Schamyls, des Tscherkessenhelden, mit dessen Beseitigung die Unterwerfung des Kaukasus vollendet schien. Dem russischen Fürsten Barya-tinsky gebührt der Ruhm, diesen langwierigsten und gefährlichsten Gegner der russischen Vergrößerung nach Osten besiegt zu haben. Er hatte ihn in immer engere Grenzen eingeschlossen, und zuletzt auch sein Felsenfort Weden erobert. Mit nur 400 ihm bis in den Tod getreuen Münden floh Schamyl in den Süden Daghestans. Aber die Russen hefteten sich an seine Fersen und erstürmten seine letzte Zufluchtsstätte, das Felsennest Gunib, wobei alle Münden bis auf 47 fielen. Schamyl barg sich in einer Höhle, ergab sich aber auf die persönliche Aufforderung des Fürsten (8. Sept. 1859). Der Fürst ließ ihm Dolch und Pistolen und schickte den gefangenen, damals 68jährigen Helden nach Petersburg, wo er mit großer Achtung behandelt wurde. Seinen Aufenthalt erhielt er in Kaluga angewiesen. Mit Schamyls 'Gefangennehmung erlosch auch in wenigen Jahren der Kampf der Tscherkessen. Ein Theil wanderte auf türkisches Gebiet, wenige Stämme behaupteten sich noch im Gebirge. 1864 war die Unterwerfung des Kaukasus beendigt.
Fast noch wichtiger als dieses Ereigniß war für die Russen die Besitznahme des Amurlandes, eine unblutige Eroberung, welche dem Gouverneur Oftsibiriens Murawiew gelang, indem er während des Krieges, welchen Frankreich und England mit China führten, Unterhandlungen in Peking anknüpfte und in friedlicher Weise die Abtretung des Gebietes am linken Ufer des Amur und am rechten Ufer bis zum Ufsuri erlangte, 1858. Auch in den weiten Ebenen Tnran's drang die Macht Rußlands durch Kriegszüge gegen die Khane von Khiwa und Khokand vor. Seit 1865 besitzen die Russen Taschkend, die wichtigste Handelsstadt jener Gegenden, und die Provinz Turkestan wurde gegründet. Mit Japan wurden Handelsverbindungen angeknüpft.
Dagegen entstand der russischen Regierung eine neue Sorge
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236
Neueste Geschichte. 3. Periode. Deutschland.
Schweiz flüchteten. Nur die Festung Rastatt wurde von den Empörern noch einige Wochen lang gehalten, mußte sich dann aber gleichfalls ergeben. In dem ganzen Lande wurde nun die alte Ordnung unter der großherzoglichen Regierung wieder hergestellt. Da die badensche Armee vollständig aufgelöst war, so blieb eine starke preußische Truppenmacht zurück, welche erst nach einem Jahre sich wieder zurückzog. Die Anstifter des blutigen Aufstandes, welcher unzählige Familien in Thränen stürzte, retteten sich größtenteils nach der Schweiz, nach England und nach Amerika.
Die dankbare Begeisterung, welche Preußens rettendes Vorgehen in Sachsen und in Süddeutschland bei allen Wohldenkenden erzeugte, wurde leider durch die weitere Entwickelung der Schleswig-Holsteinischen Sache beeinträchtigt. Der Waffenstillstand vonmal-möe war im März 1849 zu Ende gegangen, und nun rückten preußische und andere deutsche Truppen von neuem in Schleswig ein. Die ersten Waffenthaten erregten in allen deutschen Landen die freudigste, hoffnungsvollste Bewegung: überall fochten die deutschen Truppen siegreich, im Hasen von Eckernförde wurde durch Strandbatterien das dänische Linienschiff Christian Viii. in Grund geschossen, die schöne Fregatte „Gefion" wurde zur Ergebung gezwungen, baiersche und sächsische Truppen erstürmten die festen „Düppeler Schanzen", gegenüber Alfen unter dem tapfern Oberstlieutenant von der Tann; bei Koldiug schlug die holsteinische Armee unter dem preußischen General von Bonin die Dänen, erzwang den Einmarsch in Jütland und verfolgte den Feind bis unter die Wälle von Fridericia. Aber plötzlich erlahmte der Kriegseifer bei der preußischen Regierung und die Truppen derselben wurden immer vorsichtiger und zurückhaltender in Verfolgung des Feindes. Der Einfluß Englands und Rußlands nöthigte das preußische Cabinet, den Angriffskrieg einzustellen und von neuem den Weg der Unterhandlungen zu betreten. Ungestraft konnten nun selbst dänische Truppen von Fünen her der Festung Fridericia zu Hülfe kommen und der holsteinischen Armee empfindliche Verluste beibringen. Preußen schloß bald darauf (10.. Juli) ohne Zuziehung der holsteinischen Regierung einen Waffenstillstand, worin vorläufig die Trennung Schleswigs von Holstein zugegeben wurde. So schwer es auch den Herzogtümern fiel, so mußten sie doch, um die Verbindung mit Preußen nicht völlig zu verlieren, so weit nachgeben, daß die schleswig-holfteinschen Truppen sich hinter die Eider zurückzogen und die Statthalterschaft nach Kiel übersiedelte.
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Eroberung von Delhi.
283
Fußartillerie waren 34 europäisch und von 13 Compagnien reitender Artillerie 9 europäisch. Aber der Heldenmuth der britischen Oberoffiziere, so wie die Standhaftigkeit der europäischen Truppen sah nicht auf die Zahl der Feinde. Mit einem Häuflein von etwa 2000 Mann europäischer und 5000 Mann indischer Truppen, ohne alles Belagerungsgeschütz, machte sich General Barnard auf den Weg, um das von 260 Kanonen vertheidigte Delhi wieder zu erobern. Der Erfolg entsprach nicht völlig der Kühnheit des Unternehmens; aber die Standhaftigkeit führte endlich doch zum Siege. Nach blutigen Kämpfen und vielfachen Opfern — Barnard und nach ihm eine Reihe anderer Generale erlagen den Mühsalen oder den Kugeln des Feindes — ward das so furchtbare Delhi durch den General Wilson (am 20. September) erobert, die Rebellen verjagt, darunter der König, welcher bald darauf gefangen genommen wurde, und die Einwohnerschaft zum großen Theil niedergemetzelt.
Diese Grausamseit war eine, wenn auch nicht entschuldbare, doch erklärliche Rache für die Bestialität, mit welcher die Indier alle Europäer, die unglücklicherweise in ihre Hände sielen, behandelten. Die Grausamkeiten, welche von ihnen verübt wurden, übersteigen allen Glauben, obwohl sie leider nur zu sicher bewahrheitet werden, und sind zum Theil der Art, daß sie hier gar nicht geschildert werden können.
Einem von diesen Kannibalen gelang es jedoch, die andern durch seine Wildheit zu überragen und eine fluchwürdige Berühmtheit zu erlangen: es ist dies der muhamedauische Häuptling Nana S.ahib, welcher Kauupur zum Schauplatz seiner Schändlichkeiten machte.
Das Fort bei dieser Stadt hielt der General Hngh Wheeler besetzt, nach dessen Tode die vom Hunger gepeinigte Besatzung capitulirte. Nana Sahib gelobte, ihr freien Abzug gestatten zu wollen und leistete aus den Koran den Schwur, daß er das Leben der Verwundeten, der Frauen und Kinder, so wie der unbewaffneten Engländer schonen wollte. Kaum aber war er in den Besitz des Forts gelangt, als er die Truppen niederhauen und jeden Europäer — darunter 240 Frauen und Kinder — zy Tode martern ließ.
General Havelock, eine der glänzendsten Heldengestalten dieses Krieges, kam zu spät, um Entsatz zu bringen; allein er besiegte das Ungeheuer Nana Sahib in drei blutigen Treffen und
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Extrahierte Personennamen: General_Barnard Barnard Wilson Nana_S.ahib Hngh_Wheeler Nana_Sahib Havelock Nana_Sahib
348
Neueste Geschichte. 3. Periode.
deutschen Fürsten bereits als Herzog anerkannt worden war. Inzwischen blieben die Dänen trotzig an der Eider stehen, vertrauend auf die Hülfe Schwedens, Englands und Frankreichs. Vielleicht mochten sie auch glauben, daß es Preußen und Oestreich mit ihrer drohenden Haltung nicht Ernst sei; aber in dieser Meinung sollten sie sich bald auf das gründlichste getäuscht finden. Der klugen und energischen Politik des Herrn von Bismarck war es gelungen, eine Verständigung mit Oestreich herbeizuführen, und diesen Mächten gegenüber wollten weder England, noch Frankreich, noch Schweden Dänemarks wegen einen Krieg beginnen. Oestreich und Preußen verlangten die Aufhebung der Novemberverfassung, die den Vereinbarungen von 1851 und 1852, sowie dem Londoner Abkommen widerspreche, und als Christian Ix. unter dem Druck des Kopen-hagner Pöbels diesem Verlangen nicht entsprach, erklärten sie, daß sie den Londoner Vertrag nicht mehr als bindend ansehen könnten und daß sie Schleswig besetzen würden. Ohne sich an den Protest des Bundestags gegen so eigenmächtiges Vorschreiten, noch an die Noten des englischen Ministers, Lord Ruffel, zu kehren, rückte das vereinigte preußisch-östreichische Heer unter Anführung des Feldmarschalls von Wrangel im Januar 1864 in Holstein ein. Der Durchmarsch durch Holstein wurde nicht behindert. Die preußische Armee unter Führung des Prinzen Friedrich Karl brannte vor Verlangen nach kriegerischen Lorbeeren und die östreichische unter General von Gablenz gedachte im Vertrauen auf ihre Kriegsgeübtheit, es ihren neuen Waffenbrüdern zuvor zu thun. Als daher die Preußen im Februar über Kiel und Eckernförde unter fortwährenden Gefechten bis Missnnde vorrückten und den Uebergang über die Schley erzwangen, die Oestreich er aber über Rendsburg nordwärts marschirten und nach den hartnäckigen Treffen bei Lottorf, Oberseck u. s. w. sich dem Danewerke näherten, das im Süden der Stadt Schleswig sich in großer Ausdehnung von Westen nach Osten hinzog, getraute sich der dänische General de Meza nicht, die umsangreichen Verschanzungen zu behaupten, und fürchtete, daß ihm die Preußen den Rückzug abschneiden könnten. Es wurde daher in einem in der Nacht vom 5. zum 6. Februar gehaltenen Kriegsrath beschlossen, die Danewerke zu räumen, sowie ganz Schleswig, und sich nach Alfen und in die Düppeler Schanzen zurück zu ziehen, wohin Christian Ix., welcher mit seinem Minister, Bischof Monrad, einige Tage vorher bei dem Heere verweilt hatte, vorausgegangen war. Der Beschluß wurde
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