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1. Theil 3 - S. 292

1880 - Stuttgart : Heitz
292 Neue Geschichte. 2. Periode. Schweden und Rußland. in deine Hände." — Aber Mehemet blieb dabei: „Der Friede ist geschlossen und er mnß bestehen." — Wüthend vor Zorn verließ Karl ohne Abschied das Zelt des Veziers und verklagte ihn beim Snltan. Dieser setzte ihn ab und verwies ihn; im folgenden Jahre schon starb er. Was hatte er nun von seiner Treulosigkeit? Der Friede mit Rußland wurde nicht umgestoßen. Keiner hatte sich mehr über Karls Niederlage bei Pultawa gefreut als — August Ii. Auf die erste Nachricht davon erklärte er den mit Karl in Altranstädt geschlossenen Frieden für erzwungen, kehrte nach Polen zurück, verband sich wieder mit dem Czaren und verjagte bald seinen Gegner Stanislaus Lesczinsky vom polnischen Throne. Auch Friedrich Iv. von Dänemark erklärte den Schweden wieder den Krieg. Alle drei fielen nun über die schwedischen Provinzen her, und wären die braven Schweden nicht so tapfer gewesen, so hätte Kart jetzt sein ganzes Land verloren. Karl saß indessen ruhig in seinem Lager bei Bender und entwars Riesenpläne, von denen kein einziger ausgeführt wurde. Vergebens ließ der Reichsrath ihn bitten, zurückzukommen. Karl antwortete: „Wenn der Reichsrath eines Präsidenten bedarf, so werde ich ihm einen meiner Stiefeln schicken." Seine Lage wurde von Tag zu Tage schwieriger. Zu seinen drei Feinden gesellten sich noch drei: Preußen, England und Holland. Alle seine Mühe, den Sultan zu einem neuen Kriege gegen Rußland zu bewegen, war vergeblich. Dagegen widerstand Achmet allen Aufforderungen des Czars, ihn auszuliefern. Endlich bot Peter Ms Millionen für den König. Aber Achmet antwortete: Peter fei durch nichts in der Welt im Stande, ihn zu einem so großen Verbrechen gegen die Gastfreundschaft zu bewegen; ein türkischer Kaiser habe eine noblere Seele. Zuletzt aber ließ Achmet Kartn geradezu merken, sein langer Aufenthalt sei ihm lästig, er möge doch endlich an die Abreise denken. Aber Karl war so erbittert auf ihn, daß er alle, ihm erwiesene Gastfreundschaft vergaß und gerade ihm zum Aerger bleiben wollte. Endlich drohte man ihm mit Gewalt, und da Karl immer hartnäckiger wurde und sich mit feiner Handvoll Schweden — es waren jetzt 196 Mann — in Vertheidigungsstand setzte, so besaht der Sultan dem Juffuf Pascha, sich Karls todt oder lebendig zu bemächtigen. Mit Thränen in den Augen zog der Pascha die Janitfcharen zusammen. Die Kanonen donnerten; seine Verschanzungen wurden erstiegen. Da beschloß Karl, sich in seinem hölzernen Hause bis auss äußerste zu vertheidigen. Er hieb sich durch 40 Janitfcharen,

2. Theil 3 - S. 198

1880 - Stuttgart : Heitz
198 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg. für meinen Vortheil, sondern für den der Protestanten. Will mich niemand unterstützen, so kehre ich auf der Stelle um. Ich mache mich frei von dem allen, was daraus entstehen kann; ich biete dem Kaiser einen Vergleich an und gehe nach Stockholm zurück. Ich weiß, der Kaiser wird sehr gern einen solchen Vergleich schließen, wie ich ihn will. Aber ihr Protestanten habt es einst vor Gott zu verantworten, daß ihr für das Evangelium nichts habt thun wollen. Ist Magdeburg verloren und bin ich nach Schweden zurückgegangen, so mögt ihr zusehen, wie ihr fertig werdet." — Das half. Der Kurfürst räumte ihm Spandau ein, und nun wollte Gustav rasch bei Wittenberg über die Elbe gehen und Magdeburg zu Hülfe kommen. Aber Wittenberg gehörte damals dem Kurfürsten von Sachsen, Johann Georg, einem kleinlich denkenden, dem Biertrunk ergebenen Manne, und dieser schlug ihm den Durchmarsch rund ab; denn seine Bierfässer waren ihm, wie man laut sagte, lieber als das Wohl seiner Glaubensgenossen. Kaum konnte'^Gustav seinen Unwillen zurückhalten. „Mögen denn diese Menschen zu Grunde gehen, weil sie es so haben wollen! Ich aber werde nach -Pommern zurückgehen und da warten, bis sie am'abgrunde stehen und mich zur Hülfe rufen müssen. Lieber Himmel! wie kann man doch das Haus seines Nachbars brennen sehen und nicht eilen, das Feuer zu löschen? Das ist mir unbegreiflich! Soll also diese unglückliche Stadt zu Grunde gehen und mit ihr vielleicht der geringe Hebertest von deutscher Freiheit!" Während noch die Couriere hin- und hergingen und Gustav ängstlich auf die Bewilligung des Durchmarsches harrte, kam die entsetzliche Nachricht, daß Magdeburg erobert sei. • 7. Die Zerstörung Magdeburgs, 163*1. Magdeburg hatte sich den kaiserlichen Befehlen widersetzt und keine Soldaten einnehmen wollen; Ursache genug, es in die Acht zu thun. Tilly wurde beauftragt, es zu belagern und zu züchtigen. Schon seit dem December 1630 war die Stadt eingeschlossen worden und wurde von den Kaiserlichen lebhaft beschossen. Mehrmals schon hatte Tilly sie aufgefordert, sich zu ergeben; aber tätlich hofften die Einwohner auf die versprochene Ankunft Gustavs und beschlossen, sich aufs äußerste zu wehren. Jetzt war es schon Mai 1631. Noch einmal schickte Tilly einen Trompeter in die Stadt und warnte sie; aber Falkenberg hielt diesen drei Tage lang in der Stadt zurück, um Zeit zu gewinnen. Indessen machte Tilly alle Anstalten, die Mauern mit Sturm zu nehmen, ehe Gustav heran-

3. Theil 3 - S. 345

1880 - Stuttgart : Heitz
Schlacht bei Torgau. 345 zurechtfinden zu können. Einigen Haufen glückte es, Wachtfeuer anzuzünden, und bei diesen fanden sich sowohl Preußen als Kaiserliche ein, die — sonderbar genug — miteinander ausmachten, sich in der Nacht friedlich zu vertragen und sich am andern Morgen dem zu ergeben, der Sieger geblieben wäre. Die armen Menschen waren durch Kälte, Hunger und schwere Blutarbeit bis auf den Tod ermüdet; manche hatten kein Brot, andere kein Wasser, und noch andere liefen vor Kälte wie unsinnig umher. Am bedauernswürdigsten waren aber die Verwundeten, die von Kälte erstarrt, die rauhe Novembernacht auf der feuchten Erde liegend zubringen mußten, ohne Verband, Labsal und Nahrung, und sehnlichst den Tod herbeiwünschten. Unmenschen von Knechten, Weibern und Soldaten vermehrten noch diese Martern, indem sie auf dem Schlachtfelde umherstreiften und den armen Verwundeten ihre wenigen Habseligkeiten nahmen, ja ihnen selbst die Kleider und das Hemde abrissen und gegen die jammernden Klagen der Unglücklichen taub blieben. Der König brachte die schaurige Nacht unter sehr trüben Gedanken in der Kirche eines nahen Dorfes (Elsnig) zu. Hier ließ er sich seine Wunden verbinden; dann setzte er sich auf die unterste Stufe des Altars und fertigte beim Scheine einer düstern Lampe die nöthigen Befehle zum morgen zu erneuernden Angriffe ab. Die Nacht wurde ihm und allen unendlich lang; er sehnte sich, die endliche Entscheidung des blutigen Kampfes herbeizuführen. Dann und wann mußten seine Leute draußen zusehen, ob es denn immer noch nicht dämmere. Ueberall hörte man Aechzen und Todesröcheln; alle Häuser und Scheunen lagen voll Schwerverwundeter, die zum Theil noch nicht einmal verbunden waren. Gegen Morgen trat Zieten in die Kirche, um dem König die Nachricht von dem erfochtenen Siege zu bringen. Ehe er aber noch zu Worte kommen konnte, überhäufte ihn Friedrich mit Vorwürfen über feinen verspäteten Angriff. Zieten schwieg ehrerbietig, bis Friedrich ausgescholten hatte; dann aber sprach er mit wenigen Worten seine gründliche Rechtfertigung aus: „Ew. Majestät, der Feind ist geschlagen; er zieht sich zurück." Nie hatte der König eine herrlichere Musik gehört, als diese Worte. Er hatte sich für besiegt gehalten und erfuhr nun plötzlich, daß er Sieger sei. Von Freude überwältigt, fiel er seinem braven General um den Hals und einige Minuten lang konnten beide vor Rührung kein Wort hervorbringen. Endlich eilte Zieten sehr beruhigt zu seinen Husaren zurück. „Hört,

4. Theil 3 - S. 196

1880 - Stuttgart : Heitz
196 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg. Während dort alle edlere Gefühle des Menschen abgelegt waren und die Laster aller Art ungeschent getrieben wurden, keiner nach Gott fragte, ließ Gustav jedes Regiment täglich zum Morgen- und Abendgottesdienst einen Kreis um seinen Feldprediger schließen und unter freiem Himmel seine Andacht halten. Gotteslästerung, Raub, Spiel und Zweikämpfe waren streng verboten. In allen Tugenden ging Gustav selbst den ©einigen als Muster voran. Seine reine lebendige Gottesfurcht gab ihm in den schwierigsten Lagen Muth und Besonnenheit, und seine Soldaten hatten das feste Vertrauen, daß sie unter einem so frommen und verständigen König siegen müßten. Gleich dem gemeinsten Soldaten trug er jedes Ungemach des Krieges. In dem größten Gewirre der Schlacht achtele er auf jede Bewegung; nur verleitete ihn sein kühner Muth oft, sich in die furchtbarste Gefahr zu stürzen, wodurch er auch nachmals den Tod fand. Man sollte meinen, daß sich die evangelischen Stände Deutschlands über einen solchen Helfer in der Noth wohl gefreut und geeilt hätten, ihm mit Rath und That beizustehen. Aber gerade das Gegentheil. Sie faßten unter dem Vo.rgange des Kurfürsten Johann Georg von Sachsen in Leipzig einmüthig den Entschluß, sich nichts mit Gustav zu thun zu machen, — damit der Kaiser nicht zürnen möchte; indessen wollten sie ein Heer aufbringen, um sich dem Restitutionsedict so lange wie möglich zu widersetzen. Gustav trieb indessen die kaiserlichen Truppen in Pommern vor sich her; denn viele der Wallensteiner waren entlassen worden; aber noch beim Abzüge verübten diese fühllosen Menschen unter Torquato Conti die empörendsten Grausamkeiten an den wehrlosen Bewohnern, die ihnen doch so lange Quartier gegeben hatten.*) *) Am ärgsten ging es in Pasewalk zu. „Schon ausgezehrt durch die lange Einquartierung und so verödet durch die grausamste Hungersnoth, daß kaum noch der dritte Theil der Häuser bewohnt war, erhielt die Stadt von dem kaiserlichen Oberst Götze Befehl, noch 18,000 Thaler zu zahlen. Auf die Vorstellung der Unmöglichkeit erfolgte der Befehl zur Plünderung. Wie hungrige Wölfe stürzten die Soldaten in die Häuser; jede Frage wurde mit Säbelhieben begleitet, jeder Bissen Brots mit Blut bespritzt. Männern und Weibern-rissen sie die Kleider vom Leibe, und wer sich rührte, ward niedergestoßen. Der Bürgermeister, einige Rathsherren und die vornehmsten Bürger wurden krumm geschlossen, nach Garz geführt und hier mußten sie hungernd drei Tage und drei Nächte in regnigem Winterwetter auf kalter Erde unter freiem Himmel liegen. Beim Abzüge aus Pasewalk zündeten die Barbaren die Häuser an, spießten die mutterlos auf den Straßen umherirrenden Kinder auf ihre Piken und schleuderten sie jubelnd in die Flammen.

5. Theil 4 - S. 461

1880 - Stuttgart : Heitz
Der russisch-türkische Krieg 1877/78. Der Friede zu Berlin. 461 stützt, Plewna entsetzt und einen gemeinsamen Stoß gegen die Russen unternommen hätten, dann wäre ein Zurückdrängen derselben über die Donau nicht unwahrscheinlich gewesen. Die im Leben sich immer bestätigende Wahrheit, daß man das flüchtige Glück, wenn es naht, rasch an der Stirnlocke fassen müsse, ist im Kriege von noch schwererer Bedeutung. Die türkischen Feldherrn ließen den günstigen Augenblick vorübereilen; die Russen gewannen Zeit, ihre Verstärkungen heran zu ziehen. Auch drei rumänische Divisionen unter dem Oberbefehle des Fürsten Karl gingen über die Donau und vereinigten sich mit den russischen Fahnen. Aufs neue wurde zum Angriff geschritten. General Skobeleff nahm Lowatz, wo ihn im Juli das Kriegsglück verlassen hatte, am 3. September mit Sturm. Gewaltige Truppenmassen umringten Plewna und begannen am 7. September eine Kanonade auf die Redouteu und Feldschanzen, welche in entsetzlicher Heftigkeit vier Tage hindurch anhielt. Am 11. schritten die russischen Regimenter zum Sturm. Kaiser'alexander Ii. war anwesend; es war sein Namenstag, der mit der Einnahme Plewna's gefeiert werden sollte. Aber aller Eifer, sich vor den Augen des kaiserlichen Kriegsherrn auszuzeichnen, aller Löwenmuth und die erbittertste Tapferkeit errangen noch immer keinen Erfolg. Osman und sein standhaftes Heer schlugen alle Sturmangriffe ab; nur am Abende nahmen die Rumänen eine Redoute und Skobeleff zwei kleinere Erdwerke. Die Einnahme Plewna's aber war mißlungen; 16,000 Mann von den Russen und Rumänen bedeckten todt oder verwundet das Schlachtfeld. Es trat eine Pause oder vielmehr eine Wendung des Kriegsplanes ein. Daß Osmans neugeschaffene Festung in der bisherigen Weise des Anstürmens nicht zu nehmen sei, war am 11. September deutlich erkannt worden; eine regelmäßige Belagerung wurde beschlossen und die Leitung derselben dem General Todleben, berühmten Andenkens von Sebastopol her, anvertraut. General Gurko erhielt den Auftrag, mit einem ihm zugewiesenen Truppencorps die Belagerungsarmee gegen äußere Angriffe zu sichern. Wenn Osman ohne Hilfe blieb, dann mußte er endlich verloren sein. So ist es auch gekommen. Mehmed Ali, der Befehlshaber der türkischen Donauarmee, strebte wohl danach, den Marsch zur Befteiung Plewna's antreten zu können, aber seine Aufforderung an Suleyman, sich mit ihm zu diesem Zwecke zu vereinigen, blieb unerwiedert. In den Schlachten am Lom und au der Jautra,

6. Theil 4 - S. 10

1880 - Stuttgart : Heitz
Neueste Geschichte. 1. Perioden Frankreich. allen nichts und war unbesorgt auf die Jagd gegangen. Eilig rief man ihn bei der ersten Nachricht zurück. Die Weiber verlangten vor die Nationalversammlung geführt zu werden. Maillard und 12 Weiber wurden eingelassen, verlangten Brot für Paris und wurden nur dadurch beruhigt, daß man ihnen Hülfe versprach. Dann zerstreuten sich die Weiber, betranken sich und suchten die Soldaten vom Könige abwendig zu machen. Jetzt rieth man dem Könige, ungesäumt zu fliehen und ein Land zu verlassen, wo er seines Lebens nicht mehr sicher war. Aber er blieb unbewegt; gerade jetzt, meinte er, sei er seinem verirrten Volke am nöthigsten. Auch die Königin erklärte, den König nicht verlassen zu wollen. O, wären sie doch geflohen! — Erst gegen Mitternacht kam Lafayette mit dem großen Haufen an. Er hatte diese Menschen schwören lassen, dem Könige treu zu bleiben und vor der Wohnung desselben Achtung zu hegen. Auch blieb anfangs alles ruhig, und um 12 Uhr des Nachts meldete Lafayette dem Könige, er könne sich ruhig schlafen legen; er stehe für die Erhaltung der Ruhe. Aber um 5 Uhr des folgenden Morgens (6. October 1789) begann der Aufruhr durch die Straßen von Versailles furchtbar zu heulen. Drei Haufen Weiber und Meuchelmörder drangen nach dem Schlosse. Es gelang ihnen, durch ein Seitenthor, wo treulose Soldaten die Wache hatten, einzudringen, und nun stürmten sie, unter den gräßlichsten Verwünschungen, nach dem Zimmer der Königin. Die adeligen Gardes du Corps, welche an diesen Tagen die einzigen Treuen waren, suchten vergebens die Rotte aufzuhallen. Sie wurden ermordet, wo man sie fand. Die Königin wurde eiligst geweckt, und hatte kaum Zeit, sich ein Nachtkleid umzuwerfen und nach dem Zimmer des Königs zu flüchten, als schon die Mörder vor der Thüre anlangten, sie aufsprengten und wüthend nach ihrem Bette zustürzten, in welchem sie die Unglückliche zu finden hofften. Vor Wuth, daß sie ihnen entkommen war, durchbohrten sie ihr Bette und eilten mit schrecklichem Ge-brülle nach des Königs Zimmer. Hier aber wurden sie von den pariser Bürgersoldaten aufgehalten und zuletzt aus dem Schlosse getrieben. Ihre Wuth wandte sich nun gegen die Gardes du Corps, die auf dem Schloßhofe vor den Augen des Königs ermordet wurden. Ein scheußlicher Mensch, mit einer hohen Mütze und einem langen Barte, that sich darin vor allen andern hervor. Er ging mit aufgestreiften Aermeln-umher und hackte den Ermor-

7. Theil 4 - S. 283

1880 - Stuttgart : Heitz
Eroberung von Delhi. 283 Fußartillerie waren 34 europäisch und von 13 Compagnien reitender Artillerie 9 europäisch. Aber der Heldenmuth der britischen Oberoffiziere, so wie die Standhaftigkeit der europäischen Truppen sah nicht auf die Zahl der Feinde. Mit einem Häuflein von etwa 2000 Mann europäischer und 5000 Mann indischer Truppen, ohne alles Belagerungsgeschütz, machte sich General Barnard auf den Weg, um das von 260 Kanonen vertheidigte Delhi wieder zu erobern. Der Erfolg entsprach nicht völlig der Kühnheit des Unternehmens; aber die Standhaftigkeit führte endlich doch zum Siege. Nach blutigen Kämpfen und vielfachen Opfern — Barnard und nach ihm eine Reihe anderer Generale erlagen den Mühsalen oder den Kugeln des Feindes — ward das so furchtbare Delhi durch den General Wilson (am 20. September) erobert, die Rebellen verjagt, darunter der König, welcher bald darauf gefangen genommen wurde, und die Einwohnerschaft zum großen Theil niedergemetzelt. Diese Grausamseit war eine, wenn auch nicht entschuldbare, doch erklärliche Rache für die Bestialität, mit welcher die Indier alle Europäer, die unglücklicherweise in ihre Hände sielen, behandelten. Die Grausamkeiten, welche von ihnen verübt wurden, übersteigen allen Glauben, obwohl sie leider nur zu sicher bewahrheitet werden, und sind zum Theil der Art, daß sie hier gar nicht geschildert werden können. Einem von diesen Kannibalen gelang es jedoch, die andern durch seine Wildheit zu überragen und eine fluchwürdige Berühmtheit zu erlangen: es ist dies der muhamedauische Häuptling Nana S.ahib, welcher Kauupur zum Schauplatz seiner Schändlichkeiten machte. Das Fort bei dieser Stadt hielt der General Hngh Wheeler besetzt, nach dessen Tode die vom Hunger gepeinigte Besatzung capitulirte. Nana Sahib gelobte, ihr freien Abzug gestatten zu wollen und leistete aus den Koran den Schwur, daß er das Leben der Verwundeten, der Frauen und Kinder, so wie der unbewaffneten Engländer schonen wollte. Kaum aber war er in den Besitz des Forts gelangt, als er die Truppen niederhauen und jeden Europäer — darunter 240 Frauen und Kinder — zy Tode martern ließ. General Havelock, eine der glänzendsten Heldengestalten dieses Krieges, kam zu spät, um Entsatz zu bringen; allein er besiegte das Ungeheuer Nana Sahib in drei blutigen Treffen und

8. Theil 2 - S. 3

1880 - Stuttgart : Heitz
Justinian. Gelimer. Belisar. 3 wäre. Da beschloß ein kräftiger griechischer Kaiser, Justinian, der um das Jahr 550 regierte (527-^-565), Italien wiederzuerobern, und es gelang ihm auch nach 'vielen und harten Kämpfen (536—555) durch seine beiden großen Generale Belisar und Narses; denn ein so großer Gesetzgeber auch der Kaiser war, so suhlte er doch, daß er kein geschickter Feldherr fei, und blieb daher klüglich zu Hause. Aber nicht allein das ostgothische Reich in Italien warf er über den Haufen, sondern er hatte vorher schon auch das vandalische Reich in Nordafrika erobert (534). Einige Züge ans diesem vandalischen Kriege sind merkwürdig. Der König der Vandalen, Gelimer, war vor dem tapfern Belisar ins rauhe Atlasgebirge geflohen. Hier fehlte es ihm an Allem, während Belisar in der Hauptstadt Karthago seinen Einzug hielt. Gelimer wurde end-. lich von einem griechischen Unterfeldherrn (Pharas) gar eng eingeschlossen. Da redete ihm dieser zu, sich dem Kaiser zu ergeben. „Wäre es nicht besser," schrieb er ihm, „daß du bei den Griechen betteln gingest, als daß du bei den Vandalen verhungerst? Füge dir doch nicht selbst größeres Uebel zu, als deine Feinde dir zufügen wollen." — Der König gab ihm die Antwort: „Ich will nicht der Sklave eines ungerechten Feindes sein, den ich mit keinem Worte beleidigt hatte und der mich doch mit Krieg verfolgt. Er ist ein Mensch wie ich; auch ihn kann noch, wie mich jetzt, die Hand des Unglücks ergreifen. Mehr kann ich nicht schreiben; die Größe meines Unglücks raubt mir die Gedanken. Lebe wohl! Ich bitte dich, sende mir eine Cither, ein Brot und einen Schwamm. Mit dem Brote will ich meinen quälenden Hunger stillen, mit dem Schwanke meine Thränen trocknen und mit der Cither meinen Gram zerstreuen." Er erhielt das Verlangte ; aber seine Noth nahm immer mehr zu; zuletzt sah er, wie seine eigenen Verwandten verhungerten, und nun erst ergab er sich. Als er mit dem Sieger Belisar zusammentraf, schlug er ein lautes Gelächter aus. Man sah ihn verwundert an und glaubte, er habe den Verstand verloren; er aber sprach: „Ich bin von königlichem Geblüt, selbst König gewesen, habe gelebt in Pracht und Ueberfluß, und nun? — Nun bin ich halb verhungert, ein elender Gefangener! Muß ich da nicht über die Eitelkeit und Vergänglichkeit aller menschlichen Hoheit lachen?" — Als man ihn nach Eonstantinopel brachte, in die kaiserliche Rennbahn führte und er vor Justinian, der im kaiserlichen Schmucke auf dem Throne saß, niederknieen sollte, ließ er keine Thräne fallen, keine Seufzer hören; aber er biß die Lippen

9. Theil 2 - S. 259

1880 - Stuttgart : Heitz
Karl Vii. Das Mädchen von Orleans. 259 den Graf Dunois machte, die halb verhungerten Einwohner von Orleans mit Lebensmitteln zu versehen. Ein Haufe Soldaten war versammelt, den Zug nach Orleans zu beschützen. Vorher befahl die Jungfrau, daß alle Soldaten beichten mußten; dann trieb sie alles schlechte Weibsgesindel aus dem Lager und führte Zucht und Ordnung wieder ein. Jetzt schrieb sie an die Anführer der Engländer, die vor Orleans standen, und befahl ihnen, sogleich die Belagerung aufzuheben und Frankreich zu verlassen. „Gebt heraus," ließ sie ihnen sagen, „die Schlüssel aller der Städte, die ihr bezwungen wider göttliches Recht. Die Jungfrau kommt vom Könige des Himmels, euch Frieden zu bieten oder blutigen Krieg. Wählt! denn das sage ich euch, damit ihr's wißt: das schöne Frankreich ist nicht für euch beschieden!" — Die Engländer lachten. „Nun," sagten sie, „Karl muß doch schon sehr in Noth sein, daß er zu den Weibern seine Zuflucht nimmt." — Aber im Herzen war ihnen ganz anders zu Muthe. Abergläubisch waren sie so gut wie die Franzosen und dachten voll Angst daran, wo das Alles noch hinauswolle. Der Zug mit den Lebensmitteln brach auf; die Jungfrau führte ihn an mit der weißen Fahne, und sie sehen und die Waffen wegwerfen war bei den Engländern Eins. Ohne Schwierigkeit wurden die Vorräthe in die Stadt geschafft; Johanna selbst, die nun das Mädchen von Orleans genannt wurde, hielt ihren Einzug in die befreite Stadt, deren Einwohner sie als ihre Retterin empfingen. Man richtete ihr eine gute Wohnung ein bei dem Schatzmeister des Herzogs von Orleans, nahm ihr die Rüstung ab — denn sie war den ganzen Tag. zu Pferde und unter den Waffen gewesen, und daher müde — und setzte ihr eine treffliche Mahlzeit vor. Aber mäßig wie sie war, rührte sie nichts davon an; sie nahm nur eine silberne Schale, füllte sie mit Wasser und Wein und schnitt einige Stückchen Brod hinein. Mehr aß sie nicht. Im englischen Lager war Alles wie verwandelt. Die Engländer waren so fest überzeugt von ihrer himmlischen Sendung, daß sie nicht gegen sie fechten wollten, und gleich die Flucht ergriffen, sobald sie sich nur mit ihrer Fahne zeigte. Daher ließen sie nun auch die Franzosen in die Stadt und aus derselben ziehen, wie diese nur wollten. Die Franzosen, die sich bisher furchtsam hinter den Mauern verkrochen hatten, griffen nun selbst die Engländer an und nahmen ihnen eine Schanze nach der andern weg. Bei dem einen Angriffe wurden die Franzosen zurückgeschlagen; nur Johanna wollte nicht weichen und war schon ringsum von Feinden

10. Theil 2 - S. 285

1880 - Stuttgart : Heitz
Schlacht bei Granson. 285 zu ihm und ließen ihm vorstellen, daß ja ihr ganzes Land nicht so viel werth sei, als die silbernen Zäume seiner Pferde. Alles vergebens; Karl Hatte sich einmal in den Kopf gesetzt, die Rheinländer von den Qellen des Flusses an zu besitzen. Er drang in die Schweiz ein und belagerte Granson. Ungeduldig, wie er war, forderte er die Schweizer auf, ihm die Thore zu öffnen. „Wenn ihr mich aufhaltet, soll euer Lohn der Galgen sein!" — Es wurde ihm abgeschlagen. Darüber ergrimmte er, und als sie sich endlich ergaben, ließ er Einige widerrechtlich an Bäume hängen und Andere, an Stricke gebunden, so lange durch den See schwemmen, bis sie ertranken. Sonst war Karls Gemüth nicht so böse; aber jetzt war er verstimmt und kannte nun kein Erbarmen. Aber die That war abscheulich und dieser Tag der letzte seines Glücks. Jetzt zogen die Schweizer herbei, so viele ihrer beisammen waren, und griffen die Burgunder an. Vorher fielen die frommen Helvetier nieder auf die Kniee, breiteten die Arme aus und beteten zu Gott um Sieg. Da glaubten die Burgunder, sie flehten um Gnade und schlugen ein lautes Gelächter auf. Aber Karl empfand bald, daß es noch die alten Schweizer waren. Viele seiner besten Leute wurden erschlagen. So kam der Nachmittag heran. Plötzlich beleuchtete die Sonne die schimmernden Waffen eines neuen Heeres, welches sich auf den Bergen zeigte. „Was für ein Volk ist das?" fragte Karl einen gefangenen Schweizer. „Das erst," antwortete dieser, „sind die wahren alten Schweizer vom hohen Gebirge, die Männer, welche die Oestreicher schlugen!" — In diesem Augenblicke ertönte drei Mal der Uri-Stier, das lange Horn der Urner, welches sie in ihren Thälern, wie in der Schlacht, zu blasen pflegen, und wunderbar erklang das Waldhorn der Unterwaldner, daß es Karl durch Mark und Seele drang. „Ei," rief er bedenklich aus, „was wird aus uns werden? Schon die Wenigtzn haben uns so ermüdet." Und so war es auch. Die Burgunder verloren die Schlacht bei Granson, und eine überschwängliche Beute fiel den Siegern in die Hände; denn so eilig ging die Flucht, daß Karl sein ganzes Lager im Stiche lassen mußte. Alle seine kostbaren Zelte, sein reich mit Edelsteinen besetzter Hut, sein Prachtschwert, dessen Griff von Diamanten, Rubinen, Saphiren, Hyacinthen und Perlen glänzte, sein reiches Silbergeschirr, und andere Sachen von hohem Werthe wurden von den Schweizern erbeutet. Aber so unbekannt waren diese Leute mit den Luxuswaaren, daß sie die silbernen Teller für zinnerne,
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