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1. Theil 3 - S. 228

1880 - Stuttgart : Heitz
228 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg. endlich wurde die Hungersnoth so groß, daß viele vor Hunger starben, andere den Kalk von den Wänden kratzten und Leichen verzehrten, und eine Ratte einen Gulden, ein Ei einen Thaler und ein Hundeviertel sieben Gulden kostete. Man vermißte sogar acht Kinder, die vermuthlich von den Hungerleidenden verzehrt worden waren. Endlich übergab der Commandant die entvölkerte Stadt (19. Dec. 1638) und als nun die ausgehungerten Bürger und Soldaten aus den Thoren strömten, sich der langentbehrten Freiheit zu erfreuen, ließ der edle Herzog Brot und Suppe unter sie austheilen. Man erzählt, ein Soldat habe sich ihm gegenübergesetzt, ihn immer angesehen, und da man ihn gefragt, warum er nicht esse, die Antwort gegeben: er könne sich an dem großen und frommen Helden nicht satt sehen. — Dieser Bernhard starb schon sieben Monate darauf, erst 35 Jahre alt, in Neuenburg am Rhein (4 Meilen nördlich von Basel), man glaubt an Gift, welches Richelieu ihm habe reichen lassen. Denn nachdem er mit diesem, der durchaus verlangte, daß Breisach den Franzosen überliefert werden solle, einen heftigen Streit gehabt, erkrankte er plötzlich; es zeigten sich schwarze Flecken auf seinem Körper und er selbst war der Meinung, daß der Cardinal ihn habe vergiften lassen. Als er seinen Tod nahe fühlte, ließ er seinen Waffengefährten, General Rosen, an sein Bett kommen, sprach ein frommes Gebet und sagte: „Mein treuer Freund in Noth und Gefahr, fasse du meinen letzten Pulsschlag auf; du weißt, was er sagt. Dein Arm hat mir im Streite wider die Feinde redlich geholfen; lege ihn unter mein Haupt, damit ich zuletzt noch darauf ruhe!" Nicht lange vorher war Kaiser Ferdinand Ii. gestorben (1637), und die Kurfürsten wählten seinen vorerwähnten Sohn zum Kaiser, der sich Ferdinand Iii. nannte und von 1637—1657 regiert hat, kein ausgezeichneter, aber ein im ganzen lobenswerter Mann. Unter den großen schwedischen Feldherrn ist noch zu nennen Leonhard Torstenson, der nach Bauers Tode den Oberbefehl des schwedischen Heeres erhielt. In der Natur dieses Mannes war ein merkwürdiger Gegensatz. Während sein Körper durch Gichtschmerzen so mitgenommen wurde, daß er selten zu Pferde steigen, nicht ohne Krücke gehen konnte und sich in einer Sänfte tragen lassen mußte, arbeitete in seinem Kopfe ein so lebendiger, kräftiger Geist, daß er seinen Feinden mehr als.jeder andere zu thun machte und mehr als einmal mit beispielloser

2. Theil 4 - S. 90

1880 - Stuttgart : Heitz
90 Neueste Geschichte. 2. Periode. Frankreich. manche krochen grinsend und gefühllos ins Feuer hinein, und verbrannten elendiglich. Andere fand man hinter Gemäuer, in Scheunen, selbst in Backöfen todt, weil ihnen die Kraft gefehlt hatte, weiter zu gehen. Um todte Pferde herum war man sicher, Leichen zu finden; manche hielten noch das Messer in der Hand, mit welchem sie sich Stücke abgeschnitten hatten. Von Theilnahme war auch die letzte Spur verschwunden. Vergebens streckten die Hingesunkenen, denen die Kraft zum aufstehen fehlte, die Hände nach. den Vorübergehenden aus, welche sie lieber umkommen ließen, ehe sie sich einen Augenblick verweilt hätten. Die Kälte nahm von Tage zu Tage fürchterlicher zu und die Verzweiflung löste allen Gehorsam auf. Soldaten von allen Regimentern liefen durcheinander. Pferde hatte die Reiterei längst nicht mehr, Stiefeln und Schuhe sah man nur noch bei wenigen; mit Stücken von Tornistern, Hüten und Kleidern hatten die meisten sich die Füße umwunden. Unzählige hatten die Füße, Hände, Ohren und Nasen erfroren, bei manchem hatte der Brand schon die Glieder geschwärzt, und so wüthend machte sie der Hunger, daß selbst Menschenfleisch von einigen gegessen wurde. Vor Wilna kamen am 9. December von der ganzen großen Armee von 480,000 Mann, die auf Moskau gezogen waren, kaum noch 40,000 Mann an. Zuletzt warfen fast alle die Waffen weg; auch dem Tapfersten war jetzt der Muth gesunken. Bis an den Niemen verfolgten die Kosacken sie unaufhörlich. Von dem großen Heere fanden sich hier nur 1000 Bewaffnete, 9 Geschütze und 20,000 Waffenlose, elende mit Lumpen bedeckte Jammergestalten. Langsam zogen sie durch Polen und Deutschland; wenige sahen ihr Vaterland wieder. Ueber, den Rest der großen Armee erhielt der Vicekönig Eugen den Oberbefehl und sammelte die zerstreuten Schaaren bei Magdeburg. Das war das schauderhafte Ende des mit so großen Hoffnungen unternommenen russischen Feldzugs! 124. Krieg der Verbündeten gegen Frankreich, 1813 und 1814. Das Mißgeschick, welches die französische Armee in Rußland betroffen hatte, und in welchem man allgemein ein Strafgericht Gottes über den Hochmuth des Kaisers,Napoleon erkannte, wurde für ganz Europa ein Signal zur Wiedererhebung aus der schmachvollen Unterdrückung. Preußen, welches am tiefsten gedemüthigt

3. Theil 2 - S. 36

1880 - Stuttgart : Heitz
36 Mittlere Geschichte. 1. Periode. Franken. heben, geschweige schwingen kann. Aller kostbaren, besonders ausländischen Tracht war er ein großer Feind, und es ärgerte ihn immer, wenn seine Hofleute mit der deutschen Kleidung nicht zufrieden, waren; diese Narrheit hatten also die Deutschen schon damals an sich, das Fremde dem Einheimischen vorzuziehen. Einmal führte er sie gut an. Sie hatten nämlich aus Italien kostbare Mantels mit rothen und braunen Streifen und mit Vogelfedern besetzt, mitgebracht; andere trugen Pelze aus Rattenfellen und anderm weichen Pelzwerk, Karl dagegen keinen andern als seinen Schafpelz. Nun stellte $arl einmal eine Jagd an, und als jeder aufs Schönste geschmückt erschienen war, befahl er, daß keiner eher weggehen dürfe, bis er etwas erlegt hätte. Es war ein rauher Tag und regnete heftig; die -schönen Kleider wurden von der Nässe durchweicht, von Dornen und Aesten zerrissen und vom Blute der wilden Thiere besudelt. Als sie nun nach Hause kamen, befahl Karl scherzhaft, daß keiner vor dem Schlafengehen seinen Pelz ausziehen dürfe, damit er besser auf dem Leibe trockne. Die armen durchweichten Höflinge machten ein saures Gesicht; aber was half es? dem Kaiser mußte gehorcht werden. Sie gingen ans Feuer und wärmten und trockneten sich so gut wie es gehen wollte. Da sie sich aber am Abend auszogen, waren die schönen Kleider ganz verdorben, und alle seufzten, daß ihnen der eine Tag so viel Geld gekostet habe. Am andern Tage befahl Karl, daß sie in denselben Kleidern wieder bei ihm erscheinen sollten. Sie kamen; aber wie sahen sie aus! Es war wirklich ein jämmerlicher Aufzug. Da ließ Karl seinen Pelz herbringen, wie er ihn ausgezogen hatte, rieb ihn vor. ihren Augen aus, und siehe da! er sah so gut wieder aus, wie vor der Jagdpartie. „Ihr Narren!" sprach Karl, „wo gibt es wohl ein besseres Pelzwerk? und das kostet mir nur einen Gulden, eure dagegen viele Pfunde Silbers!" Alle standen beschämt da und schlugen die Augen nieder. Ob sie sich aber nun auch Schafpelze haben machen lassen, wird nicht erzählt. In seiner Familie lebte er so glücklich und heiter, wie ein guter Bürgersmann. Selbst auf seinen Kriegszügen mußten ihn oft seine Frau und seine Kinder zu Pferde begleiten, und hatte er Frieden, so letzte er sich recht im Kreise seiner Familie. Aber er hatte» vielen häuslichen Kummer. Fünf Frauen starben ihm nacheinander, die letzte, Luitberga, schon 800, kurz vor seinem Zuge nach Italien, in Tours, und von seinen Söhnen überlebte ihn nur einer. Von seiner Tochter Emma erzählt.man folgendes Ge-

4. Theil 2 - S. 181

1880 - Stuttgart : Heitz
Die heilige Hedwig. 181 Geschäft, zur Ausbreitung der Religion mitzuwirken. Nach den Begriffen jener Zeit glaubte man dies am besten durch Erbauung von Kirchen und Klöstern zu erreichen. Daher stiftete sie deren mehrere, die zum Theil erst 1809 bei der Einziehung der Klöster eingegangen sind, deren Gebäude aber noch stehen. Von äußerlicher Pracht war sie keine Freundin. Selbst schon in der Jugend trug sie weder schimmernde oder modische Kleider, noch Schmuck, und in ihren späteren Jahren zog sie nur abgetragene Kleider an, und zwar von schlechtem Zeuge, damit sie sich in der Demuth übe und sich nicht an Bequemlichkeiten gewöhne. Zuletzt ging sie gar barfuß, selbst im kältesten Winter, und da geschah es nicht selten, daß ihre Füße bluteten und blutige Spuren im Schnee zurückließen. Doch trug sie die Schuhe unter dem Arme, zog sie aber nur dann an, wenn sie Leuten, denen sie Rücksichten schuldig zu sein glaubte, begegnete. Als ihr Beichtvater, der Abt zu Leubus, hörte, daß sie barfuß gehe, entsetzte er sich und suchte ihr das auszureden; ja er überreichte ihr sogar ein paar neue Schuhe, und bat sie, dieselben zu tragen. Das versprach sie auch. Als er aber nach Verlauf eines Jahres erfuhr, daß sie immer noch barfuß gehe, warf er ihr ungehalten ihren Ungehorsam vor. „Lieber Herr," sprach sie sanft, „erzürnet Euch doch nicht; ich habe sie ja recht oft getragen." Sie meinte nämlich, unter dem Arme; denn sie waren noch ganz neu. In dergleichen Bußübungen ließ sie sich überhaupt nichts vorschreiben. So trug sie einen Gürtel von Pferdehaaren, den ihr einst ein Templer geschenkt hatte, um den bloßen Leib, und den legte sie trotz allem Zureden eines von ihr sonst sehr geachteten Mönches nicht ab. Auch waren alle Bitten ihrer Kinder, sich doch nicht so zu peinigen, vergebens. So lange ihr Gatte noch lebte und mit ihr an einem Tische speiste, suchte sie ihre strenge Lebensart vor ihm zu verbergen, um ihn nicht zu betrüben; sie, zerschnitt das ihr vorgelegte Fleisch in kleine Stücke, aß aber nichts davon, weil die Thoren das für einen hohem Grad von Heiligkeit hielten, wenn man sich des Fleisches enthielte. Gab es nun gerade bloß Fleischspeisen, so stand sie ganz hungrig von der Tafel auf. Ihr Küchenzettel war der einfachste von der Welt: Sonntags, Dienstags und Donnerstags Fische und Milchspeisen; Montags und Sonnabends Erbsen oder Bohnen; Mittwochs und Freitags Brot und Wasser. Späterhin trieb sie es noch ärger; da genoß sie nichts als trockene Fische und grobes Brot, und trank kaltes Wasser dazu. Nur Sonntags und Feiertags aß sie auf An-

5. Theil 2 - S. 21

1880 - Stuttgart : Heitz
Chlodwig. Dazu waren die meisten so unthätig, daß sie lieber nur für ihr Vergnügen sorgten und die Regierung Andern überließen. (Darum nennt man sie auch: Les rois faineans, d. i. königliche Schlafmützen.) Diese andern waren die Majores domus oder Haus-meyer. So nannten sich diejenigen unter den Hofbeamten, die am meisten in Ansehen standen und bald die ganze Gewalt an sich rissen. Glücklicherweise für das Land waren die Majoresdomus fast lauter kräftige Männer, welche weit besser regierten, als die schwachen Könige, die sich um nichts bekümmerten, gethan haben würden. Ein solcher Majordomus war auch jener Karl Martell, der die Araber so tüchtig zurückschlug. Er hatte einen Sohn, .Pipin den Kleinen (741—786). Aber sein Verstand war nicht klein, so wenig wie seine Körperkraft. Von dieser erzählt man, wie er einst bei einem Thiergefecht einem Löwen, der aus den Nacken eines Büffels gesprungen war, mit starkem Arme aus einen Hieb nicht nur den Kops abhieb, sondern noch tief in den Hals des Büffels traf. Dieser Mann, der für den König Childerich Iii. regierte, glaubte, es sei die Zeit gekommen, wo er zum Besitze der königlichen Macht auch den Titel derselben fügen dürfe. Um aber ferner neuen Würde mehr Ansehen und Recht zu geben, suchte er den Beistand des Papstes, ohne zu berücksichtigen, wie.sehr er die Anmaßungen der römischen Bischöfe dadurch unterstütze. Er schickte also nach Rom mit der Anfrage: „Ob derjenige, welcher den Namen des Königs führe, oder derjenige, welcher die Last der Regierung trage, König zu sein verdiene?" Der Papst entschied günstig für Pipin, und in Uebereinstimmung mit den vornehmsten Franken setzte dieser also den unfähigen Merowinger ab, steckte ihn in ein Kloster (St. Omer bei Calais) und wurde unter freudigem Zurufe des versammelten Volkes als König der Franken auf den Schild erhoben. Die Begebenheit fällt in das Jahr 752. Er und seine Nachkommen werden von seinem Vater Karl Martell Karolinger genannt. Die Franken waren zwar längst Christen, aber manche andere Völker in Deutschland waren noch dem finstern Heidenthume er- mutt) und zum Frieden bestimmten Weibe werden sann, wenn es seinen Leidenschaften den Zügel schießen läßt. Fredegunde, die als die schändlichste erscheint, starb (597) eines natürlichen Todes: Brunehild dagegen wurde auf Befehl eines Sohnes der Fredegunde im achtzigsten Jahre ihres Lebens, nach mehrtägigem Foltern, mit einem Arme, einem Beine und den Haaren an den Schweif eines wilden Pferdes gebunden und so zu Tode geschleift.

6. Theil 2 - S. 62

1880 - Stuttgart : Heitz
62 Mittlere Geschichte. 2. Periode. Deutschland. gab man ihm einen Helm, einen Schild und eine Lanze, und führte ihm ein Pferd vor, das er fröhlich umhertummelte. Familiennamen hatte man anfangs noch nicht. Ein Jeder führte einen Taufnamen: Peter, Otto, Friedrich, Lothar u. s. w. Der Zuname richtete sich nach feinen Verhältnissen. War er ein Edelmann, so nannte er sich nach seinem Schlosse. Hieß dieses z. B. Falkenburg und der Ritter Hugo, so wurde er Hugo von Falkenburg genannt. So sind viele Namen unserer adeligen Familien entstanden, nur daß jetzt säst gar keine mehr das Stammschloß besitzt, welches ihr den Namen gegeben hat. Mit den Bürgern hatte es eine ähnliche Bewandtniß. Da diese aber kein Schloß hatten, so erhielten sie ihre Namen entweder von ihrer Beschäftigung (z. B. Müller, Bäcker, Kretschmer, Gärtner, Schneider, Schuster, Krüger), oder von gewissen Eigenthümlichkeiten (z. B. Breitkops, Spitznas, Breitenbauch, Groß, Klein, Klug, Kurz u. s. w.). Diese Namen bezogen sich zwar anfangs nur auf Den, welcher sie bekommen hatte, wurden aber nach und nach Familiennamen. Die feierlichen Waffenspiele der Ritter nannte man Turniere. Vermuthlich sind sie in Frankreich entstanden. In Deutschland soll Heinrich der Vogler sie zuerst eingeführt haben; doch ist nicht gewiß, ob die Waffenübungen, die er anordnete, wirklich Turniere waren. Die dabei stattfindenden Gebräuche und Gesetze sind nicht immer dieselben gewesen; gewöhnlich hatten sie folgenden Verlauf. Wenn ein Fürst oder sonst ein Vornehmer ein Turnier geben wollte, so schickte er lange vorher Einladungen an benachbarte Fürsten umher und ließ durch Herolde im ganzen Lande, zuweilen selbst im Auslande das Turnier ankündigen und den Tag bestimmen. Dann fanden sich zur bestimmten Zeit viele Ritter ein, alle herrlich gerüstet, gepanzert vom Kopf bis auf die Füße; selbst die Pferde waren mit eisernen Blechen bedeckt und mit köstlichen Decken und andern Zierrathen behängt. Auf dem Schilde hatte jeder ein Abzeichen, welches er immer führte, und welches alle, die zu seiner Familie gehörten, beibehielten, einen Löwen, Elephanten, Adler, Steinbock, ein Pferd, einen Engel u. dgl. Daraus sind die Wappen entstanden. Da aber viele Familien Seitenlinien hatten, so hatte jede noch ein besonderes, sie bezeichnendes Kleinod auf dem Helme: einen Adlerflügel, ein Paar Ochsenhörner, einen Pferdekopf u. s. w., Alles von Erz. Am Tage vorher mußte jeder seinen Namen bei den Wappenrittern angeben, und wenn er nicht eine fürstliche Person oder sonst schon ein bekannter Ritter war, seinen Adel beweisen;

7. Theil 2 - S. 186

1880 - Stuttgart : Heitz
186 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. sammen, und als einmal ein kranker, mit Ungeziefer behafteter Bettler zu ihr kam, legte sie seinen Kopf auf ihren Schooß, schor ihm die Haare ab und wusch ihn. Alle Jahre einmal ließ sie die sämmtlichen Aussätzigen und Krätzigen um sich versammeln, um ihre Hände und Füße zu waschen und sogar ihre Wunden zu küssen. Einmal war eine große Hungersnoth im Lande; da öffnete sie ihre Kornspeicher und theilte täglich unter 900 Arme Lebenomittel aus. Auch stiftete sie ein Hospital am Fuße der Wartburg, zu dem sie täglich hinabstieg, um die Armen und Kranken mit eigenen Händen zu pflegen. Bei diesen Werken der Wohlthätigkeit fühlte sie sich übrigens überaus glücklich; denn ihr Mann war mit ihr zufrieden und liebte sie über Alles. Aber endlich kamen die Tage des bittersten Jammers. Kaiser Friedrich Ii. unternahm einen Kreuzzug; viele Fürsten und Herren begleiteten ihn, und Konrad von Marburg setzte dem Landgrafen so lange zu, bis er versprach, mitzuziehen. Als er mit den Edeln und Rittern seines Landes auszog, begleitete ihn die gute Elisabeth mit gepreßtem Herzen zwei Tage lang. Endlich kam der Augenblick der Trennung, vielleicht für das ganze Leben. Ganz aufgelöst in Schmerz hing sie an ihm, bis man sie halb mit Gewalt von ihm trennte. In tiefer Schwermut!) schwankte das arme Weib in ihr ödes Schloß zurück. Landgraf Ludwig kam nur bis Otranto int Neapolitanischen. Hier befiel ihn ein Fieber und er starb. Als diese Nachricht nach der Wartburg kam, hob Elisabeth die gefalteten Hände zum Himmel und rief: „Nun ist die Erde, und Alles, was sie enthält, todt für mich!" Dann sprang sie auf, und von wildem Schmerze ergriffen, lief sie bewußtlos durch die langen Gemächer des Schlosses, bis eine Mauer sie aufhielt. Regungslos blieb sie stehen, bis man sie hinwegführte. Auf diesen harten Schlag folgten bald mehrere. Ihre Feinde, die nun Keinen mehr zu fürchten hatten, brachen gegen die schutzlose Frau los und brachten es dahin, daß der Bruder ihres verstorbenen Mannes, Heinrich Raspe, sie aus dem Schlosse vertrieb. Sie nahm in unendlichem Grame ihren vierjährigen Knaben und ihre dreijährige Tochter an die Hand, und das kleinste ihrer Kinder, ein Mädchen von zwei Jahren, ans den Arm, und so wanderte sie die Wartburg hinab.*) Wo sollte sie nun hin? Denn *) Im Dome von Breslau zeigt man ihren bei diesem herben Gange geführten Wanderstab, in dem man noch die Bisse der Hunde sicht, die sie beißen wollten

8. Theil 1 - S. 20

1880 - Stuttgart : Heitz
20 Alte Geschichte. 1. Periode. Aegypter. Obelisken. samirer nahmen dann die Eingeweide heraus, füllten den Leib mit Specereien aus, nähten ihn zu, salbten ihn 30 Tage lang mit Cedernöl und legten ihn zunächst noch 70 Tage lang in Salpeter. Sodann wurde er rein abgewaschen, mit langen Binden weißer Leinwand (Byssus) umwunden, und zuletzt noch mit Gummi und andern Salben überstrichen. So'konnte er nicht verwesen. Man legte ihn in einen dem Körper genau anpassenden Sarg, der oben die Gestalt des Kopfes hatte, zog über das Gesicht eine Art lederner Kappe, ans welche das Gesicht des Verstorbenen schön, zuweilen mit Gold, gemalt wurde, und setzte ihn nun bei. Oft behielt man die so vor der Verwesung bewahrten Todten bei sich, und hatte auf diese Art den süßen Trost, diejenigen um sich zu wissen, die im Leben der Familie theuer gewesen waren. Man nahm sie auch wohl zu Mahlzeiten mit sich, setzte ihnen Essen vor, und Einer pflegte dem Andern zu sagen: „Iß, trink und sei fröhlich, aber bedenke, daß du auch bald so sein wirst wie dieser." — So umständlich und kostbar, wie eben beschrieben ist, wurden freilich nicht alle Todte einbalfamirt, alle jedoch wurden durch Salzwasser vor der Fäulniß bewahrt. Viele solcher Mumien hat man noch übrig,*) viele schlummern gewiß noch in den bis jetzt uneröffneten Grabhöhlen bei Theben und anderwärts. Das Fleisch ist bis jetzt bei einigen ganz schwarz und so von dem Gummi und Erdharz durchdrungen, daß es damit gleichsam eine Masse ausmacht und steinhart ist; andere sind braun und die Haut fühlt sich wie Leder an. Andere Ueberreste des ägyptischen Kunstfleißes sind die Obelisken. Es sind vierseitige, schlank in die Höhe steigende, oben pyramidalisch endigende Spitzsäulen, aus einem einzigen Steine von Granit gehauen und von verschiedener Höhe. Man hat sie von 50 bis 180 Fuß Höhe, also höchstens wie ein mäßiger Stadtthurm. Was sie aber vorzüglich merkwürdig macht, ist, daß diese großen Spitzsäulen aus den Steinbrüchen, in denen man sie aus den Felsen losmeißelte und sorgfältig abglättete, bis zu der Stelle, an der man sie aufstellen wollte, hingeschafft werden mußten. Man grub dazu einen Kanal aus den nach Osten gelegenen Steinbrüchen, *) Ein eigenthümliches Gefühl erregt es, wenn man hört, daß eine Zwiebel, welche eine Mumie in der Hand hielt, zum Treiben gebracht worden ist. Auch hat man Weizenpflanzen aus Samenkörnern gezogen, die in einem Mumiensarge gefunden worden waren.

9. Theil 1 - S. 76

1880 - Stuttgart : Heitz
76 Alte Geschichte. 1. Periode. Griechen. die Dauer nicht möglich, und nach und nach wurde doch Einer reicher, der Andere ärmer. Ganz abweichend von der gewöhnlichen Weise wurden die spartanischen Kinder erzogen; Lykurg wollte sein Volk vor Allem zu abgehärteten, tapfern und mäßigen Menschen bilden. In allen Ländern gehören die Kinder den Aeltern an; in Sparta war das. anders; da gehörten sie dem Staate. Wenn ein Kind geboren war, so wurde es von den Volksvorstehern besichtigt; war es gesund und stark, so wurde es behalten, um es groß zu ziehen; war es aber schwächlich, so trug man es vor die Stadt nach einem benachbarten Berge und zerschmetterte es, indem man es in einen tiefen Schlund hinunterwarf. Die Erhaltenen wurden zwar den Aeltern gelassen, aber nur bis ins siebente Jahr. Dann nahm man sie ihnen wieder und gab sie in die öffentliche Erziehungsanstalt, wo alle Knaben aus allen Ständen mit einander lebten. Einer wurde da gehalten wie der andere, und kein Vater hatte nun noch ein Recht über seinen Sohn, der unter den Aufsehern stand. In dieser Anstalt wurden sie an Mäßigkeit, Arbeit und Ertragung von Schmerzen gewöhnt; sie mußten sich mit sehr einfachen Speisen begnügen, wurden oft in Finsterniß und Einsamkeit allein gelassen, um alle Furcht ihnen abzugewöhnen; man schor ihnen den Kopf kahl (erst wenn sie erwachsen waren, durften sie die Haare wachsen lassen), ließ sie schlechte und kurze Kleider tragen, auf einem harten Lager schlafen. Dabei waren der Nahrungsmittel, die sie bekamen, so wenige, daß sie fast gezwungen waren, sich umzusehen, wo sie Andern Speise wegnehmen könnten. Der Diebstahl war ihnen aber nicht nur erlaubt, sondern man lobte sie sogar deshalb, weil Lykurg glaubte, daß der Verstand dadurch geschärft würde. Aber ertappen durften sie sich dabei nicht lassen: sonst setzte es Schläge, weil sie es einfältig angefangen hätten. Alle Jahre an einem bestimmten Tage wurden sie gegeißelt, nicht zur Strafe, sondern um sie abzuhärten, und wenn ihnen auch das Blut den Rücken herunterlief, so weinten sie doch nicht; ja es war eine vorzügliche Ehre, wenn sie keine Miene dabei verzogen, sondern recht fröhlich dabei aussahen. — Da man damals Künste und Wissenschaften in Griechenland noch nicht kannte, so wurden die Knaben und Jünglinge fast nur zu körperlichen Uebungen, zum Ringen, Laufen, Springen, Werfen u. s. w. angehalten. Sonst lernten sie nur noch Musik und Gesang und wurden zum Gehorsam gegen die Vorgesetzten und zür Bescheidenheit gegen ältere

10. Theil 1 - S. 212

1880 - Stuttgart : Heitz
212 Alte Geschichte. 3. Periode. Römer. Bald kam es zu einer zweiten Schlacht bei Ascnlurn, östlich von Neapel, die Pyrrhus wieder, aber nur mit genauer Noth gewann. „Noch einen solchen Sieg," rief er, als er das Schlachtfeld mit feinen Todten bedeckt sah, „und ich bin gänzlich verloren?" — Nun über wurde Fabricins Conful und griff die Sache gleich thätiger an. Gewiß hätte auch nun Pyrrhus unterliegen müssen, wäre er nicht den Römern immer sorgfältig aus; gewichen. Einmal erhielt Fabricins einen Brief von unbekannter Hand: er war von dem Leibarzte des Königs, der ihm ganz insgeheim meldete, er fei bereit, dem Pyrrhus ein Giftpulver beizubringen , wenn ihm die Römer eine gute Belohnung gäben. Sogleich packte Fabricins den Brief wieder zusammen und schickte ihn geraden Weges an den König. Wie erfchrack dieser, als er feinen Inhalt las! Aber voll Verwunderung rief er aus: „Was für ein Mann ist dieser Fabricins! Eher würde die Sonne aus ihrer Bahn treten, als dieser Mann vom Wege der Redlichkeit weichen!" — Der Arzt wurde, wie er es verdient hatte, hingerichtet. Gern wäre Pyrrhus dem weitern Kriege mit den Römern ausgewichen und nahm daher eine Aufforderung ftcilifcher Griechen, ihnen gegen die Karthager zu helfen, mit Freuden an. Allein er war auch hier nicht glücklich, und als er nach einigen Jahren nach Italien zurückkehrte, kam es zu einer dritten Schlacht mit den Römern bei Beneventum, die Pyrrhus — verlor. Denn die Römer hatten gemerkt, daß die Elephanten sich vor dem Feuer fürchteten, und der Consnl Curius Dentatus*) hatte daher eine Maschine erfunden, mit welcher sie eine Art großer • Wurfspieße schleuderten, die hohl und inwendig mit Pech und andern brennbaren Stoffen angefüllt waren. Sobald es nun zum Treffen kam, flog ein ganzer Hagel davon auf die Elephanten; die Pfeile blieben mit den vorn angebrachten Widerhaken in der Haut der Thiere hängen; diese wurden scheu, machten gleich rechts um und liefen *) Von Manius Curius Dentatus' Genügsamkeit und Rechtlichkeit erzählt man folgendes Beispiel: Unter seinem ersten Konsulate kamen einst Abgesandte der Samniter zu ihm, um ihn zu bitten, einen Frieden zwischen diesem Volke und Rom zu vermitteln. Sie boten ihm für diesen Dienst eine bedeutende Summe und zweifelten an deren Annahme um so weniger, da er am Heerde saß und sich selbst Rüben kochte, also augenscheinlich sehr arm war. Er wies aber ihr Geld kalt zurück, indem er sprach: „Wer so wenig Bedürfnisse hat, wie ich, braucht so viel Geld nicht. Ich will lieber über reiche Leute herrschen, als selbst reich sein."
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