Kteine Geographie
von
Elsaß-Lothringen.
§ L
Größe, politische Stellung undwcrmen.
Elsaß-Lothringen enthält 14,509 Uu Kilometer, mit
1,603,500 Einwohnern. ^ Dasselbe wurde infolge des
deutsch-französischen Krieges von 1870—1871 als
unmittelbares Reichsland dem deutschen Kaiserreiche
einverleibt.
Das Land zerfällt, seinem Namen nach, in ^zwei
Hauptteile: Elsaß und Lothringen.
Elsaß hat seinen Namen von seinen Bewohnern,
die von ihren Stammesgenossen jenseits des Rheines
Alisazen oder Elisazen genannt wurden, d. h.
die in der Fremde Wohnenden; das Land
hieß Elisaza, Elsaß. Die Ableitung von dem
Flusse Jll wird bestritten.
Lothringen, Lotharingen, hat seinen Namen
von Lothar Ii., einem Enkel Ludwigs des Frommen,
welchem diese Provinz nebst andern Landstrichen
zwischen der Maas und dem Rhein zufiel (855).
1 In runder Zahl.
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206 Die Landsknechte.
nie über 101 Mann betragen sollte. Nach allen Himmelsgegenden standen im äußersten Glied die mit Panzern und mit langen Spießen am besten ausgerüsteten Knechte; in dem gegen den Feind gerichteten ersten Gliede standen meist Doppelsöldner und die Mehrzahl der Hauptleute. Der Oberst schritt an jedem heißen Tage vor der ersten Reihe. Erst in späteren Jahrhunderten ward es üblich, daß die Befehlshaber, um der gemeinen Sache willen, ihre Person hinter den Reihen der Soldaten schirmten. Die hinter dem ersten Gliede stehenden Glieder streckten ebenfalls die laugen Spieße dem Feinde entgegen und schlossen so die Lücken des ersten Gliedes. Oft wurden die eisernen Spitzen der Spieße kreuzweise übereinander gehalten und so die Widerstandskraft verstärkt. Dann folgten andere Glieder mit aufrecht getragenen Spießen und Schwertern. Die Fähnlein nahm man zum größten Teil in die Mitte, einige aber wurden in der ersten Reihe getragen. An den beiden Flügeln, wohl auch in den Lücken des ersten Gliedes, waren die Hakenschützen aufgestellt. Im letzten Gliede marschierten gewöhnlich besonders starke Männer, welche kraftvoll vorwärts drängend, dem Ganzen den gehörigen Nachdruck gaben. In einer größeren Schlachtordnung pflegte mit einem solchen Viereck, mit einem solchen „Igel", der nach allen Seiten seine Stacheln kehrte, ein in ähnlicher Weise ausgestelltes Reitergeschwader zu wechseln.
Langsam, in wuchtigem Taktschritt bewegte sich der Haufen vorwärts, die vor der Front aufgefahrenen Geschütze, die meist nur einmal abgefeuert wurden, hinter sich lassend. Die Schläge der Trommel aber begleitete der Landsknecht mit den Worten: „Hüt dich, Baur, ich komm!"
Eine in den besseren Zeiten der Landsknechte nie versäumte Sitte war es, vor dem Beginn des Kampfes niederzuknieen und ein Gebet zu verrichten, wohl auch ein Lied zu fingen. Von ihren Gegnern sind die Landsknechte darum oft verhöhnt worden. Uralte Kriegssitte war es, wenn die Landsknechte nach verrichtetem Gebet eine Hand voll Erde rückwärts über sich warfen, gleichsam als thäten sie damit alles Irdische von sich ab und weihten sich dem Schlachtengeschick und dem Tode.
Bevor es zum eigentlichen Kampfe kam, traten oft vor den Reihen einzelne Kämpfer zum Zweikampfe auf; aber die Ehre des Zweikampfes vor der Schlacht war nur ehrlichen Gesellen gestattet, nicht Verrätern, die das Vaterland verlassen hatten und in den Reihen der Feinde standen, wie dies Georg Laugenmantel in der Schlacht von Pavia erfahren sollte. Hie und da hinderte wohl ein mißbilligendes Murren der Reihen einen geschätzten Hauptmann, mit einem für unwert gehaltenen Gegner sich zu messen. Ja es kam vor, daß ein prahlender Herausforderer durch eine rasche Kugel gedemütigt wurde.
Außer von der kriegerischen Tüchtigkeit und Tapferkeit der Massen der Landsknechte berichten die gleichzeitigen Quellen auch von mancher kühnen und heldenmütigen That eines Einzelnen. So wird Johann Harder gerühmt, der in der Schlacht von Ravenna die Fahne trug. Die Feinde
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Extrahierte Personennamen: Georg_Laugenmantel Johann_Harder Johann
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Die Soldaten des dreißigjährigen Krieges. 293
allernächsten Umgebungen dieser Standquartiere von 210 Pferden mochten nun wohl vor dem durchziehenden „schlechten Gesindlein, darunter mich Höllbuben" einigermaßen geschützt sein, wenn man ihm vorher erlaubt hatte, Thüringen, den Knrkreis und das übrige Meißner Land zu plagen und zu plündern.
Nicht einmal gegen die eigenen Leute konnten die Behörden das Land immer schützen. Mit lebendigen Farben schildern die ins Amt Leisnig gehörenden Ortschaften dem Kurfürsten von Sachsen die Aufführung seiner Landesverteidiger. Sie bezeichnen die Bedrückungen durch die Soldaten, welche sich zur bevorstehenden Musterung stellen wollen, als „unerträglich", und schreiben n. a.: „Wir werden dermaßen bedränget, daß wir auch kaum sicherlich zum Gotteshause gehen dürfen, wir werden von ihnen (wie denn den Sonntag vorm Christtage geschehen) mit bloßen Degen und Dolchen überlaufen. Ob man sie schon mit dem Amtsschösser bedränet, so reden sie doch die allerschändlichsten Worte auf ihn, wird also ein solch Gotteslästern und Schänden getrieben, daß es zu beklagen."
Am Musterplatze, wo an dem bestimmten Tage die Reuter und Knechte eintreffen follen, ist zu ihrem Empfange fchon alles vorbereitet. Wie das ungefähr geschah, zeigen die Ratschläge des General-Kriegs-Kommisfars von Grünthal vor der Musterung in Dresden im Jahre 1619. Da man zwölfhundert Knechte werben will, so muß man erwarten, daß ungefähr fünfzehn-hundert ankommen. „Denen giebt der Hauswirt, wo jede logiert find, nichts, außer auf je zwei Musketierer verfchafft er ein sauber Bett; die Gefreiten und Doppelföldner, fo ehrlich oder sonst fürnehm sind, wollen jeder allein ein Bett haben." Für Proviant wird am zweckmäßigsten von Obrigkeits wegen geforgt, alfo: daß man hinreichende Vorräte aufkauft, im ganzen schlachten und backen läßt und nun, ohne Gewinn zu nehmen, dem Volke einzeln verkauft. Grünthal führt fort: „An Getränke zu verschaffen: eine Anzahl guter Frankenwein, so rheinischer Wein genannt werden kann; ob der Eimer zu erlangen um neun Thaler, so könnte die Kanne gelassen werden um drei Groschen; böhmischer und Frankenwein zwei Groschen, Landwein einen Groschen; Zerbster, Freiberger Bier; gemein Bier aus Dresden oder der Umgegeud die Kanne drei Pfennige."
Der Hauptmann oder sonstige Befehlshaber, welcher mit dem Werbe-geschäst beauftragt war, hielt es für schimpflich, wenn er am Tage der Musterung seine Truppe noch nicht vollzählig hatte, es war ein Beweis von seiner geringen „Kundschaft"; fo wie es im Gegenteil für ehrenvoll galt, wenn man mit recht fchnmckem und verbuchtem Volke aufzog. Die Musterung geschah in Gegenwart des Kriegsherrn oder vor dazu verordneten Kommissarien. Es erfolgte dabei die Austeilung der Waffen und Montiernngsstücke, das Vorleseu der Bestallung oder des Artikel-Briefes und die Vereidigung der Mannschaften.
Ein Heereskörper gliederte sich zunächst in Compagnien oder Fähnlein und in Regimenter. Der'; Ausdruck Compagnie war bei den Reitern ge-
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464 Das deutsche Reichsheer.
sentierte der Soldat vor jedem gutgekleideten Mann, ja sogar vor Frauenzimmern von Stande das Gewehr, hielks dann mit der linken Hand und reichte mit der anderen den Hut hin für eine Gabe. Solcher sogenannten „Soldaten" hielten die Stände und Stündchen jedoch immer nur sehr wenige. Der Graf von Grehweiler hielt 14, der Graf von Grnmbach 12, der Fürst von Leiningen 22, der Fürst von Kybnrg 16, die Reichsstadt Worms 34 Mann. Im Frühlinge hatten diese Soldaten ihre Exerzierzeit; sie mußten einigemal hinaus in den gräflichen Garten oder auf eine Wiefe, um da das Gewehr zu präsentieren und zwei- bis dreimal mit Pulverpatronen zu feuern.
Die zu Friedenszeiten gehaltenen Truppen reichten nur bei wenigen Ständen zur Stellung des Kontingentes hin: bei einem Kriegsaufgebot mußten fast alle Chargen neu ernannt, überall mußte Mannschaft geworben werden. Ein panischer Schrecken entstand. In Snddeutschlaud, wo der Krieger ein ziemlich unbekanntes und verachtetes Geschöpf war, erregte schon das Wort „Soldat" Abfcheu; ganz anders, als in Preußen oder Sachsen.
Was an Kriegsvolk im Reiche tüchtig war, suchte und fand Dienst bei den größeren Territorialstaaten; den kleineren Ständen und damit den gemischten Regimentern fiel der Abhub zu. Um die Truppen zusammenzubringen, ließ man losen oder warb für Handgeld oder nahm mit Gewalt. Das Losen mit Würfeln war besonders in Schwaben und Franken gebräuchlich; traf das Los einen Reichen, fo wurde er meist für 200 oder 300 Gulden freigekauft, auch wohl au seiner Statt irgend ein Landstreicher, Deserteur oder Zigeuner eingestellt. Als im Februar 1757 die Mobilmachung der Kreistruppen bevorstand, schrieb die Frankfurter Reichsoberpostamtszeitung: „Die Kreise machen sich fertig, ihre Anteile von Truppen forderfamst ins Feld zu stellen, und es findet bei dieser Gelegenheit mancher Müßiggänger Brot, der sonst, dem Lande zur Last, noch länger den Bettelstab geführt hätte." Einige Städte, z. B. Ulm, befanden in den Revolutionskriegen sogar für gut, die Zuchthäuser zu öffnen und die darin Verwahrten als Soldaten ins Feld schicken. In Memmingen wurde am Anfang des 18. Jahrhunderts ein Schlosser verurteilt, mit dem Kontingent zwei Feldzüge zu thun, weil er „zu weit gegriffen" d. i. gestohlen hatte.
Die Werbung in der Landschaft selbst fand nur noch bei den geringeren Ständen statt. Das Handgeld wnrde nachher vom Ländchm eingetrieben, und der Bauer war froh, seinen Sohn dafür zu Haufe zu behalten. Die größeren Fürsten bedienten sich der Gewalt. Streifkommandos zogen in die Landesämter, „von da sie diejenigen Bauernkerls, welche die Dorfschultheißen als zu entbehrende Leute bereits schriftlich eingegeben, mit Gewalt abholten und unter die Miliz einrollierten". Es waren förmliche Jagden auf „Müßiggänger und entbehrliche Leute". Die Grafen von Salm, die von Grnmbach und Grehweiler fingen sogar die ersten besten Ackerleute auf dem Felde vom Pfluge weg und steckten sie unter, woraus endlose Ver-
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466 Das deutsche Reichsheer.
v
hatte ein anderes Kaliber als ein Stuttgarter; jedem Kreise, jedem Stande waren Kugeln seines besonderen Kalibers nachzufahren. Überdies hielt man gern mit der Artillerie zurück; sie bestand ja aus Wertstücken. Im siebenjährigen Kriege beschloß der oberrheinische Kreis, seinem Kontingente nicht die ganze Artillerie mitzugeben; denn die Geschütze könnten verloren gehen, und dann seien keine Mittel da, neue anzuschaffen.
Der Troß wurde dadurch ungeheuer vermehrt, daß es für die einzelnen Kontingentsteile besonderer Fuhrwerke, besonderer Anstalten und Bedienungsmannschaften zur Verpflegung bedurfte. Jeder Stand hatte feine eigene Bäckerei, sein eigenes Hospital, und darin allein waren sie einig, daß alle nur erreichbaren Bequemlichkeiten mitgenommen werden müßten. Packpferde kannte man bei der Reichsarmee nicht; jeder Offizier hatte feinen Wagen, und ein Korps von 6000 Mann Reichstruppen nahm auf dem Marsche denselben Raum ein, wie ein Korps von 30 000 Preußen. Der Verbrauch an Vorspann für das Überflüssige war so groß, daß das Notwendige niemals rechtzeitig zur Stelle war. Und da jeder Stand im voraus von jeder Bewegung wissen mußte, um seine Verpflegungsmaßregeln zu treffen, fo konnte von Geheimhaltung der Operationen natürlich nicht die Rede fein. Die meist verheirateten Offiziere nahmen, wenn es zum Ausmarsche kam, auch ihre Gattinnen mit ins Feld und mit ihnen ein Gefolge von Kammermädchen n. dgl. Als einmal dem Kommandanten eines Kreiskontingents das schöne Geschlecht im Lager zu zahlreich wurde, erließ er den Befehl, daß die Offiziere „ihre Weiber und Töchter und sonstigen unnötigen Hausrat" nach Hause schicken sollten, „um die Preise der Lebensmittel durch sie nicht zu erhöhen und nicht unnötigen Wirrwarr im Lager anzurichten". Darob entbrannte großer Unwille bei Männern und Frauen, und der Befehl wurde — nicht vollzogen. Freilich hatte der Herr General selbst „feinen ganzen Hofstaat" bei sich.
Löhnung sendeten den Truppen die Kontingentsherren nach. Die Auszahlung fand aber so unregelmäßig statt, daß oft in ein und derselben Kompagnie das eine Kontingent hungerte, während das andere schwelgte.
Die gesamte Mundverpflegung und die Ausstattung mit Fourage, Holz und Lagerstroh war lediglich ein kaufmännisches Geschäft, bei welchem beide Teile ihren Vorteil suchten: die Kreistage, indem sie die Lieferung zu möglichst billigen Preisen in Accorb gaben, die Lieferanten durch möglichst hohe Preise und möglichst schlechte Lieferung. Obgleich die Lieferung nach Verträgen geschah, die der Kreis abgeschlossen hatte, so erfolgten doch Empfang und Zahlung von den Kontingenten, und die Lieferanten gaben solchen Ständen, welche nicht prompt zahlten, keinen Kredit. Nach der bittern Erfahrung von Roßbach forderte ein kaiserlicher Erlaß den Reichstag auf, bessere Anstalten zu treffen, „inmaßen sich ergeben, daß bei der am 5. huj. vorgefallenen Aktion ein großer Teil der Reichsarmee feit fünf Tagen kein Brot gehabt, mithin also selbsten zum Fechten untüchtig gewesen".
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Soldatenleben im 18. Jahrhundert. 469
viel als möglich zu verhindern, da sie das Reich entvölkerten und sonstige schlechte Folgen nach sich zögen. Aber der einzige deutsche Fürst, der thatsächlich gegen diese Wirtschaft auftrat, und zwar mit Worten und Werfen, der einzige, der sich zu einem sittlichen und nationalen Protest erhob, war Friedrich der Große. Er verbot den Durchmarsch der vermieteten Trnppen durch preußisches Gebiet und schrieb seinem Ansbachischen Vetter: „Ich gestehe Ew. hochsürstlichen Durchlaucht, daß Ich niemals an den gegenwärtigen Krieg in Amerika denke, ohne unangenehm berührt zu werden von der Gier einiger deutscher Fürsten, welche ihre Truppen einer sie gar nichts angehenden Sache opfern."
55. Solbatenleben im 18. Jahrhundert.
(Nach: H. Schenbe, Aus den Tagen unserer Großväter. Berlin, 1873. @.225—256. Prof. K. Biedermann, Deutschland im 18. Jahrhundert. Leipzig, 1880. Bd. I,
S. 185 — 205.)
pie Umwandlung der Söldnertruppen, wie wir sie noch im dreißigjährigen Kriege heute auf dieser, morgen auf jener Seite der Kämpfenden ihre Haut buchstäblich zu Markte tragen sehen, zu regelmäßigen und stehenden Heeren war eine notwendige Folge des im Zeitalter Ludwigs Xiv. sich ausbildenden fürstlichen Absolutismus. Französische Einrichtungen dienten allen europäischen Armeen zum Muster, französische Bezeichnungen bürgerten sich im Kriegswesen des gesamten Abendlandes ein, französische Ingenieur- und Festungskunst war überall maßgebend.
Was in den größeren Staaten bei allen Übertreibungen und Auswüchsen doch immer einen ernsten Zweck und bedeutungsvollen Hintergrund hatte, sofern das Militär für Zwecke des Staates, wenn auch lediglich nach dem Gutbefinden des Fürsten verwendet wurde, das war in den kleinen Staaten beinahe nichts als ein kostbares Spielzeug, eins von denen vielen Luxusmitteln, mit denen die kleinen Höfe prunkten, ohne wirklichen Nutzen für das Volk, umsomehr aber eine Last und oft sogar eine Quelle der Entsittlichung desselben. Während in Brandenburg unter dem großen Kurfürsten die Armee beinahe schon die Hälfte aller Landeseinkünfte aufzehrte, stieg in mancher deutschen Miniaturmonarchie dieses Verhältnis bis zum Stillstand des gesamten Staatsbetriebes.
Bis zu welchen Karikaturen die fürstliche Soldatenleidenschaft ausarten konnte, belegt unter vielen anderen seiner Standesgenossen Markgraf Karl von Baden-Durlach, der Gründer von Karlsruhe, der sich nicht mit einer Trabantengarde männlichen Geschlechts begnügte, sondern sich mit einem förmlichen Amazonenkorps umgab, das, aus den stattlichsten seiner Unter-thaninnen rekrutiert, in Gewehrexerzitien und Paradeschritt seine übrigen Soldaten beschämt haben soll. Ein anderer deutscher Fürst ließ seine Sol-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_der_Große Friedrich H._Schenbe K._Biedermann Ludwigs Karl_von_Baden-Durlach Karl
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Berlin Deutschland Leipzig Ludwigs_Xiv Brandenburg Karlsruhe
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478 Soldatenleben im 18. Jahrhundert.
daß sich der Soldat darin kaum zu rühren vermag, und die Hemden, die nicht selten von der Frau Kapitän eigenhändig genäht werden, schrumpfen zu unglaublicher Kürze zusammen. Und doch müssen die Leute die Sachen Jahr und Tag, gewöhnlich über die gesetzmäßige Frist hinaus tragen, in und außer dem Dienst.
Die Ausrüstung für den Krieg war eine durchaus veraltete, mit einer Menge von Überflüssigkeiten beladene. Während die Franzosen bereits bivouakieren, führen Preußen und Österreicher noch Zelte mit ins Feld. Ein ungeheurer Troß folgte der Armee, der eine unglaubliche Menge von Gepäck für die Offiziere mitschleppte. Der Kompagniechef der Infanterie, der Artillerie und der Pontoniere erhält fünf, der der Füsiliere und Jäger i>rei Packpferde, jeder Subalternoffizier eins, was für das preußische Heer eine Anzahl von mehr als 9000 Packpferden und nahezu 3000 Knechten erfordert. Der gesamte Troß der Armee braucht über 33 400 Pferde und nahezu 12000 Knechte. Das Packpferd eines Lieutenants hat folgende Gegenstände zu tragen: einen dreißig Pfund schweren Packsattel und auf demselben einen Koffer mit den Uniformstücken und der Wäsche des Offiziers, das viereckige doppelte Zelt, einen Feldtisch, einen Feldstuhl und das Feldbett, eine Feldkrippe, einen Eimer, zwei Pfähle, Putzzeug, Sichel, Fouragierleiueu, einiges Kochgeschirr, Futter für zwei Pferde auf drei Tage, das Gepäck und die Lebensmittel des Packknechts, auch wohl des Offizierburschen, und über dies alles eine weite grauzwillichene Decke.
Zu all diesen Mißstünden kam noch eine sehr mangelhafte Bewaffnung, die viel mehr auf einen blendenden Augenschein, als auf Brauchbarkeit berechnet war. Die Gewehre des Fußvolkes haben eine gerade Schäftung und einen kleinen Kolben, damit sie sich um so besser senkrecht tragen lassen; man hat ihnen daher den noch heute nicht vergessenen Spottnamen „Kuhsüße" beigelegt. Der Lauf ist spiegelblank poliert, so daß sicheres Zielen zur Unmöglichkeit wird. Die Schlösser sind von riesigem Umfange und versagen nicht selten den Dienst. Alle Verbindungsteile des Gewehres sind gelockert, „damit bei den verschiedenen Griffen der gehörige Schlag herauskommt". Das Exerzitium ist steif, jede Bewegung schleppend und plump. Viel mehr als auf rasche Manövrierfähigkeit sieht man auf Exaktheit der Griffe am Gewehr, und alle „hundert und acht Griffe muß das Bataillon auf ein gewisses Kommando hinter einander durchmachen" können.
So war das preußische Heer beschaffen, als es den Kämpfen des Jahres 1806 entgegenging.
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Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
84 Die ersten städtischen Ansiedelungen in Deutschland.
Übung empor, Speier verehrt den Frankenkönig Dagobert als Wiederhersteller, über die Königsburg in Worms hat die Sage ihr buntes Gewebe ausgebreitet, auch Straßburg im Lande der Alemannen erstand aus gänzlicher Zertrümmerung erst wieder als Burg der Frankenkönige. Ebenso war Regensburg längst schon zeitweilig der feste Lagerplatz durchwandernder Stämme gewesen, ehe die Bayernherzöge dauernd ihren Sitz daselbst aufschlugen.
Zwar ist nicht jede deutsche Stadt auf diese Weise entstanden, nicht einmal alle Römerstädte sind so zu neuem Leben erweckt worden, eins aber bleibt feststehende Thatsache, daß die Germanen durch ihre Heerkönige mit Dem städtischen Zusammenleben versöhnt worden sind.
Um die Pfalz herum bildeten sich alsbald mehrere Ringe von Bewohnern. In der Halle und im Hofe hauste das königliche Gesinde, nicht kriegerisches allein, sondern auch friedliches, dessen stetige Arbeit den Lagerplatz in eine bleibende Wohnstätte umschuf. Während die Burgmannen auf den Türmen und an den Thoren machten, die unmittelbaren Begleiter des Königs, seine Mannen und Knaben, mit ihrem Heere ans- und wieder ein-zogen und das Hausgesinde für die nächsten Bedürfnisse, für Küche, Keller und Kammer sorgte, verpflanzte das Hofgesinde: Ackerknechte, Mägde und Hirten unter ihren Aufsehern altdeutsches Bauernleben in die Ruinen der Römerstadt, denn von dem Königshofe aus wurden auch die weitläufigen Ländereien bewirtschaftet, die nach Kriegsrecht dem Könige durch das Los zugefallen waren. Zu den Pfalzbewohnern gehörten aber auch eine Menge leibeigener Handwerker: Schmiede, welche die Wirtschaftsgeräte des Gutes und die Waffen des königlichen Gefolges in gutem Stande erhielten, Lederarbeiter, Pelzbereiter, Holzschnitzer und vor allem Weberinnen, die in besonderer Werkstätte die Kleidung der Hosleute fertigten. Dazu gesellten sich Gärtner, Fischer, Fährleute und wem sonst die allmählich fortschreitende Teilung der Arbeit zu einer besonderen Geschicklichkeit verhalf.
Alle diese Psalzbewohner waren unfreie Leute und gehörten gleichsam Zur Familie des Königs. Sie aßen fein Brot, sie erhielten von ihm Gewand und Gerät, sie wohnten unter seinem Dache, oder wenn sie sich eine eigene Hütte bauten, so rückten sie dieselbe so nahe als möglich an den Hof ihres Herrn, denn auf anderem Grund und Boden als dem des Königs ihr Heimwesen zu gründen, war ihnen nicht gestattet. Von Lohn, von eigenem Verdienst konnte nicht die Rede fein, kaum von einer eigenen Wirtschaft, denn was sie hatten, gehörte dem König, und was sie brauchten, erhielten sie vom Hofe. Sie standen unter königlichem Schutze und wurden von ihrem Herrn bei Gericht vertreten, aber sie waren auch königlichen Aufsehern untergeordnet und mußten sich gefallen lassen, daß diese eine hofrechtliche Gewalt über sie ausübten. Ihr Herr konnte sie züchtigen, gefangen fetzen, ja verschenken oder verkaufen. Demungeachtet war diese Unfreiheit keine gleichmäßige und starre; sie milderte sich ab nach verschiedenen Graden bis zur völligen Freilassung. Schon früh gab es Leibeigene und
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294 Die Soldaten des dreißigjährigen Krieges.
bräuchlich, Fähnlein beim Fußvolk. Eine Reitercompagnie bestand gewöhnlich aus 100 Pferden, und außer dem zum Befehl gehörigen Personal unterschied man: Junker, Einspännige und Jungen, letztere auch Aufwärter genannt. Wie nämlich früher der Ritter mit seinen Knappen erschien, so
zog auch im 17. Jahrhundert der Ritterbürtige, weuu er auch für seine
Person nur als gemeiner Reiter im Compagnie- oder Regiments-Verbande Sold nimmt, doch wiederum mit einem oder mehreren in seinem besonderen Solde steheudeu Begleitern auf. Der „Junker" giebt ihnen Pferd und
Rüstung, besoldet sie nach einem Privatübereinkommen, zieht aber vom
Kriegsherrn sowohl seinen eigenen sowie den für seine Aufwürter berechneten Sold; letztere find zugleich seine Dienerschaft und auch außer dem Dienst möglichst in seinem Gefolge. Dieses Junkerverhältnis war für den Adligen der erste Anlauf zu einer Carriere im Kriegsdienst. Diejenigen, welche nicht in diesem, dem Lehuswesen nachgebildeten Verhältnisse stehen, heißen „Einspännige , selbst wenn sie, was manchmal der Fall ist, noch ein zweites Pferd stellen, also einen Aufwärter haben. Oft waren in einer Compagnie von hundert Pferden zwanzig bis dreißig Adlige.
Ein Fähnlein zu Fuß sollte in Sachsen, außer deu Befehlshabern, aus dreihundert Mann bestehen: „zwanzig knrze Wehren, achtzig Piken und zweihundert gute, erfahrene Musketiere." Die Waffen werden ans den kurfürstlichen Zeughäusern verabreicht, und ihr Betrag wird allmählich am Solde abgezogen. Wird das Fähnlein aufgelöst, so siud die Waffen dem Landesherr» „in gutem Zustande um ein Billiges" zu überlassen.
Die Compagnien oder Fähnlein bleiben entweder für sich bestehend, um für besondere Zwecke verwendet und bald diesem, bald jenem höheren Befehlshaber untergeordnet zu werden, oder sie treten in den Regimentsverband. Im ersteren Falle heißen sie Freieompagnien oder Freifähnlein. Ein Regiment zu Fuß bestaud gewöhnlich aus zehn Fähnlein oder 3000 Mann, ein Reiterregiment aus zehn Compagnien oder 1000 Pferden.
Mehrere Regimenter, Freieompagnien und Freifähnlein, die dazu gehörige Artillerie, die Wirtschastsbeamteu, gewöhnlich auch noch Abteilungen von Landvolk, Schanzgräbern re. bildeten zusammen eine „Armada". Wie bei dem einzelnen Fähnlein drei Abstufungen im Befehl vorkommen: Hauptmann, Leutnant, Wachtmeister; beim Regiment ebenso: Oberst, Oberstleutnant, Oberstwachtmeister, so finden sich bei der Armada die drei Würden des General, Generalleutnant und Generalwachtmeister. Der gesamten Kavallerie stand gewöhnlich der Feldmarschall vor.
Für das Seelenheil der Trnppen war bei Protestanten und Katholiken durch Anstellung von Feldkaplanen, durch regelmäßigen Gottesdienst, durch Ermahnung zu allem Guten in den Bestallungen oder Artikelbriefen und durch das Gerichtspersonal gesorgt. Aber alle diese Veranstaltungen fruchteten wenig. Für die Gesundheitspflege gab es Regimentsärzte und Compagniefeldscherer. Die Verproviantierung der Truppen mit Speise und Trank und die Beschaffung des Futters für die Pferde geschah freilich auch im
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Entwickelung des deutschen Postwesens. 415
der Ober-Auditeur verlas das Urteil, und der Soldat, der ohne Waffen erschienen war, mußte niederknien. Darauf trat der Fähnrich vor, schwenkte dreimal die Fahne über dem Soldaten, und der Hauptmann rief: „Nunmehr stehe wieder auf als ein ehrlicher Soldat." Damit war der Angeklagte wieder in den früheren Zustand der Ehrlichkeit zurückversetzt, in Hamburg aber, wo niemand einer gleich feierlichen Ehrlicherklärung sich rühmen konnte, erhielt er von der Zeit an den Beinamen: „der einzige ehrliche Mann in Hamburg".
Ähnlich verfuhr noch in späterer Zeit der Amtmann in Ritzebüttel mit einem Bauernsohne, der, weil er sich, ohne es zu wissen, mit dem Scharfrichterknecht bei einer Flasche Wein gütlich gethan und sogar Brüderschaft mit ihm getrunken hatte, von seiner ganzen Familie und dem ganzen Dorfe ausgestoßen war und in der Wildnis umher irrte. Auch über ihm ließ der Amtmann die Fahne schwenken, und dann sprach er, indem er ihm die Hand reichte: „Stehe auf, mein Sohn, als ein ehrlicher Mann und bleibe fortan der Ehre eingedenk, die dir jetzt widerfahren, damit du dereinst als ehrlicher Mann vor Gott treten kannst." Auch eineu Becher Wein trank darauf der Amtmann dem Bauerufohne noch zu, und der kurz vorher noch allgemein Geächtete wurde nun im Triumphzuge in sein Heimatsdorf zurückgeführt.
48. Entwickelung des deutschen -Postwesens.
(Nach: Fr. Jlwof, Das Postwesen iu seiner Entwickelung vou den ältesten Zeiten bis aus die Gegenwart. Graz, 1880. S. 21—70. G. Schäfer, Geschichte des sächsischen Postwesens. Dresden, 1879. S. 1 — 128. M. Iähns, Roß und Reiter. Leipzig, 1872. Bd. Ii, S. 125 — 127.)
c^ttte staatliche, für die Bevölkerung nutzbare Anstalt zur Beförderung von Briefen, Sachen und Personen gab es im Mittelalter noch nicht. Der Landesfürst forgte nur für die Fortschaffuug feiner Hof- und Regierungskorrespondenz. Schriftliche Mitteilungen anderer Art kamen zu einer Zeit, wo die Kenntnis des Schreibens noch nicht wie heute Gemeingut des Volkes und das geistige Leben der Nation überhaupt noch wenig entwickelt war, selten vor, so daß der Mangel einer Beförderungsanstalt weniger empfunden wurde. Erst mit dem Auffchwuuge von Handel und Gewerbe und dem Emporblühen von Kunst und Wissenschaft entwickelte sich ein regeres Verkehrsleben, welches, je mehr es an Ausbreitung gewann, in um so größerem Maße das Bedürfnis geregelter, schneller und sicherer 'Versendnngs-Gelegenheiten hervorrief.
In der karolingischen Zeit war für den Briefverkehr selbst hoch und dem Hofe nahe stehender Privaten schlecht gesorgt. Alkuin sendete die zahlreichen Briefe, welche er an den Erzbischof Arno von Salzburg schrieb, meist durch einen Kleriker von Tours nach Salzburg, während Arno zur
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TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
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Extrahierte Personennamen: Jlwof Alkuin Arno_von_Salzburg Arno