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junger, lebensfroher Fürst war ans Ruder gekommen. Jetzt folgte ein Fest dem andern. Joachim Ii. war ein streitbarer Held. Im Süi'fenfrtege hatte er feine Äorbeeren gewonnen, genau fo, wie^s ihm die Hähne durch ihr Krähen beim Auszug aus Berlin einst geweissagt hatten. Er war aber noch mehr ein Freund von glänzenden Feierlichkeiten. Die Bewohner von Alt-Kölln wußten von seinen Ritterspielen zu erzählen. Die prunkvollen Feste dieses Herrschers konnten daher nicht mehr in dem engen, finstern Schlosse zu Kölln abgehalten werden: ein Neubau erschien als dringende Notwendigkeit, und damit wurde Kaspar Theiß, ein berühmter Architekt aus Sachsen, beauftragt. Er löste würdig die ihm gewordene Aufgabe. Bald erhob sich an der Stelle der alten Zwingburg ein heiter-schöner Bau im Stile der deutschen Renaissance, den wir unter Zuhilfenahme der noch vorhandenen Reste und alter Abbildungen im Geiste uns wohl noch wiederherstellen können. Ein starker Turm lehnte sich an die Galerie, die den Palast mit dem auf dem heutigen Schloßplätze befindlichen, zweitürmigen Dome — dem leider verschwundenen schönsten Denkmal gotischer Architektur in Kölln — verband. Dann erblickte man das Vorderschloß, ein starkes, wehrhaftes Gebäude, an dessen hintere Front der „Wendelstieg" sich lehnte, ein Treppenhaus, „da man hinaufreiten konnte". In dem reich mit Altanen, verzierten Portalen und mit kleinen zierlichen Türmchen geschmückten Hinterschlosse befanden sich die prächtigen kurfürstlichen Gemächer. Das alles wurde von der hohen Schloßkapelle überragt. Reste' dieses Baues stehen noch heute an der Spreeseite des Königspalastes.
Oscar Schwcbcl (Die Sagen der Hohenzollern).
19. Die Burg Hohen-Ziatz.
Der Wetterhahn auf dem Giebel des Wohnhauses drehte sich in seinen verrosteten Angeln; der Mond sah durch die zerrissenen Wolken auf die alte Burg Hohen-Ziatz. Ein altes, verräuchertes Nest hätte es der Reisende bei Tage genannt. Auf einer Anhöhe, die aus den Sumpfwiesen vorragte, war es erbaut. Ringsum, wo die Gräben und Teiche aufhörten, zogen sich weite Föhrenwälder hin auf unebenem Boden, dessen Bestandteil, der helle weiße Sand, schon dicht neben dem schwarzen Moor-
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in der Nachmittagssonne glänzten, standen friedlich an die Huttenpfosten ober Bäume gelehnt. Räuber lachen und singen nicht so heitere Weisen, und die Lüderitze lagerten, wenn sie ausri ten, auch nicht in entlegenen Winkeln, zwischen Heibe und Moor wo Kaufleute nicht des Weges ziehen. Ja, ^är's zur Nachtzeit gewesen! Der Ort war verrufen; auf unheimliche Weiber hattest du schließen können, die ihre Tränke brauen, wo keiner es stehi . Aber es war noch heller Nachmittag, und ebenso hell schallte bisweilen ein frohes Gelächter herüber, untermischt mit anderem seltsamen Geräusch, wie Klatschen und Klopsen. Kurz, es war allerdings ein Lager, aber nicht von Kriegsknechten oder Wegelagerern, nicht von Kaufleuten und Zigeunern, welche die Einsamkeit suchen: es war ein Felblager, wo mehr Weiber als Mannet waren, und das Felblager war eine große Wäsche.
Von den Sandhöhen nach Mitternacht, bereu nackte Spitzen über das Heibegestrüpp vorblickten, konnte man es beutlich sehen. Der weiße, wollenbe Glanz kam von den an Seilen trocknenden Leinwanbstücken her, die der Witib dann und wann hoch aufblähte. Anbere große Stücke lagen zur Bleiche weithin zerstreut am Fließe, an den Hügelräuberu bis in den Walb hinein. Überall war Orbnung und das waltenbe Auge der Hausfrau sichtbar. Jeber — Mägbe, Knechte, Töchter, Verwandte und Freunde, bis auf die Hunbe hinab — schien sein besonberes Geschäft zu haben. Die begossen mit Kannen, die schöpften aus dem Fließe, die trugen das Wasser. Jene nestelten an den Stricken, die zwischen den Kiefernstämmen ausgespannt waren. Sie prüften die Klammern ; sie sorgten, daß die nassen Stücke sich nicht überschlugen. Dort hingen gewaltige Kessel über ausgebrannten Feuerstellen, und baneben stauben Tonnen und Fässer. Aber diese Arbeit schien vorüber; nur auf den einzelnen Waschbänken, die in das schilfige Ufer des Fließes hineingebaut waren, spülten noch die Mägde mit hoch aufgeschürzten Röcken und zurückgekrempelten Ärmeln. Es war die feinere Arbeit, die man bis zuletzt gelassen, die jede für sich mit besonderer Emsigkeit betrieb. Da gab es mancherlei Neckereien zwischen dem Schilfe. Wollte aber ein Mann in die Nähe dringen, so wurde er unbarmherzig bespritzt.
Die große Herbstwäsche war's der Frau von Bredow aus Hohen-Ziatz. „Der Winter ist ein weißer Manu", sagte sie; „wenn er ans Tor klopft, muß auch das Haus weiß und rein sein, daß der Wirt den Gast mit Ehren empfangen mag."
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wie wir sahen, fest auf dem Boden, wenn sie sah, daß alles im Schick war, so war sie doch wie das Wetter herunter, wo etwas außer Schick kam. Lange reden und zurechtweisen liebte sie nicht, und wo sie meinte, daß einer schwer hörte, da hielt sie auch die paar Worte noch für zuviel. Noch wußte der verdrossene Knecht nicht eigentlich, wie es gekommen; aber jetzt hörte er vortrefflich und verstand alles und rieb nur ein klein wenig das Ohr oder die Schulter. Eine so rührige Frau war die Frau von Bredow. Loben tat sie nicht viel, sie hielt's für Überfluß; denn daß jeder täte, wie er tun muß, hielt sie für Lohns genug; aber wem sie mal auf die Schulter klopfte, wenn sie durch die Reihen ging, dem war es wie ein Tropfen starken Weines, der nach langer Mattigkeit und Bangigkeit durch die Adern rinnt und die Glieder wieder stärkt.
So war es mit der Herbstwäsche am Lieper Fließ bestellt. Eine gute Stunde abwärts von der Burg war das Lager, und ein dichter Wald und ein tiefer, weiter Morast lagen dazwischen. Also mußte im Lager nicht allein gewaschen und gebleicht, sondern auch gekocht und gebettet, gesungen und gebetet und gewacht werden: alle Verrichtungen, wie es einer Stadt Art und Sitte ist. Das Gebet verrichtete am Morgen der Dechant für alle, wenn die Schelle über der Hütte der Edelfrau läutete. Das Waschen und Kochen geschah einen Tag wie den andern. Das Singen und Spielen machte sich von selbst, und für das Wachen sorgte die Frau von Bredow. Kein Zigeunerbub' hätte einen Strumpf von der Leine, kein Fuchs aus dem Korbe eilt Huhn stehlen dürfen.
Eine Woche weniger denn einen Tag dauerte schon die Wäsche. Vor dem Klopfen und Klatschen waren die Fische aus dem Fließ auf eine Meile entflohen. Von den hohen Kiefernstämmen, wo sie nisteten, hatten zu Ansang die Fischreiher mit ihren langen, gelben Schnäbeln neugierig herabgeschaut. Da gab es Jagd und Kurzweil für die jungen Burschen. Vor den Bolzen und Pfeilen, die durch ihre luftigen Burgen sausten, hielten die zähen Tiere aus. Selbst wenn der Pfeil einem den Flügel durchbohrte, wenn fein Herzblut hinabträufte, er gab in banger Todesangst nicht nach. Er krallte sich an dem Aste fest, bis die Bolzen wie der Hagel kamen und endlich Holz, Leib und Gefieder miteinander hinab stäubten und splitterten. Aber des
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so meinen wir es anch aufrichtig, um so mehr, ba wir hoffen, Ihr werdet Eurem Vetter La drüben, dem Gans von Putlitz, auf die Seele binden, daß er uns künftig ungeschoren läßt." — „Ja, dafür kann ich nicht stehen. Der Gans ist mein guter Vetter, aber er hat manche üble Gewohnheiten. Weiß er, wo etwas zu holen ist, was er gerade gebrauchen kann, so kann er das nicht lassen, er muß es haben, und sollte er auch ein paar Knechte darüber verlieren. Ich kenne das, habe es früher ab und zu auch wohl so gemacht; aber künftig soll guter Landfrieden zwischen mir und meinen Nachbarn sein, wenigstens gewiß und wahrhaftig so lange, wie ich da oben in Preußen bin."
Lange noch gingen die Reden hin und her; da stieß ein Schöppe den Bürgermeister an und zeigte auf die ungeheure Sanduhr, die am Ende der Tafel aufgestellt und eben bis auf das letzte Körnlein ausgelaufen war. Der Bürgermeister räusperte sich und redete dann zu seinen Gästen, nicht im Tone eines Hercn vom Hause, sondern eines demütig Bittenden: „Liebe Herren und ehrenhafte Ritter, wollt es euch gefallen lassen, die baltische Sitzung nun aufzuheben, sintemalen die elfte Stunde der Nacht herangekommen ist ui.d nach einer Satzung vom Jahre 1388 um die elfte Stunde jedes Gelage und alles Schlampampen aufhören soll. Eh' Ihr euch aber erhebt, nehmt in diesem Bccher einen Zehrpsennig auf die weite Reife mit. Es find sechzig Schock böhmischer Groschen darin, die euch wohl nütz und zu Diensten sein werden auf eurem Zuge zu den Deutsch-Herren; denn es heißt, der Gröschlein soll alldort kein Überfluß vorhanden fein." — „Hm! Hm!" meinte Dietrich von Quitzow, „das nehm' ich gern an. Ist ein tüchtig Stück Geld, sechzig Schock böhmischer Groschen; nun gebt her! Wir hoffen, es Euch in Güte zu vergelten."
Man stand auf, und während man sich nach alter Sitte küßte und die Hände schüttelte, traten die beiden Quitzows und Kaspar Gans von Putlitz zusammen und beredeten sich leise, riefen einen am Eingang des Saales wartenden Knecht heran, gaben ihm flüsternd Aufträge und mischten sich dann, als dieser das Rathaus verlassen hatte und zu Pferde fortsprengte, unter die froh erregten Bürger. Ruhig häkelten die Ritter ihre Schwerter und Dolche in ihren Gurt, schlugen ihre Mantel um die Schultern und setzten die mit kostbarem Pelzwerke verbrämten Baretts auf.
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Wir setzen uns gegen die Nürnberger, und wenn es drei Jahre nichts als Nürnberger vom Himmel regnete. Unsere Burgen sind fest, unsere Psaudgelder auf die Städte gut gesichert. Seht Euch vor, sage ich Euch!" — „Ei, ei, Herr Ritter, Ihr werdet doch uicht in Zorn und Ärgernis von uns scheiden nach so lustigem Feste! Doch wir sind jetzt am Walde, drum nehmt diesen Handschlag und ziehet in Frieden!" — „Nicht doch, Herr Bürgermeister, ich dächte, Ihr begleitet uns noch ein Weilchen! Seht nur, da halten meine Knechte, die mich erwarten, und die sich freuen werden, mit euch in den fühlen, schattigen Wald hineinzureiten."
Bestürzt ob dieser seltsamen Worte sahen die Berliner Bürger-aus den Troß der heranreitenden Knechte, die nicht zur friedlichen Begleitung, sondern zum Kampfe gerüstet schienen. Eilig wollten sie zurück, um schnell die schützenden Tore der Stadt zu gewinnen; aber die treulosen Ritter hatten ihnen schlau eine Falle gelegt. Kaltblütig zogen sie die Schwerter, verrannten den Fliehenden den Weg und hieben einige wehrlose Bürger nieder, die sich in den nahen Wald flüchten wollten. Rasch und geübt in solchen Räubereien, hatten die Knechte das Vieh aufgetrieben und die gebundenen Bürger in den Wald geschleppt, und langsam folgten ihnen die Ritter, während Dietrich lächelnd ans den Sack voll böhmischer Groschen klopfte und sich zusriedeu den Schnurrbart strich.
Weit von den Wällen Berlins herüber tönte noch immer der lustige Klang der Zinken und Trompeten in die laue Herbstnacht hinaus und rief den Rittern einen gut gemeinten Abschied nach; als aber die Flüchtlinge am Tor anlangten und das Geschehene erzählten, da verstummte die Musik, da erloschen die Fackeln, und Stadtknechte eilten hinaus, die Leichname der Erschlagenen zu ihren trostlosen Witwen und Waisen zu bringen.
L. Schneider (Bilder aus Berlins Nächten).
22. Das Kreuz am Kremmer Damm.
In der Nähe der kleinen nüttelmärkischen Stadt Kremmen zieht sich die Landstraße nur als ein schmaler Pfad — als ein hoher Damm durch das elsenbewachsene, sumpfige Luch hin. In alter Zeit befand sich hier einer der vielumstrittenen Pässe, die nach Pommern führten. Noch weiß es das Volk recht wohl,
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in der Kirche der grauen Brüder vom Orden des heiligen Franziskus zu Berlin. Düster brennen auf dem Altar die Kerzen. Tiefe Dämmerung herrscht in dem Gotteshause. Die Wappenschilder an den Wänden sind nicht mehr zu erkennen, und um die gedrungenen Säulen schweben Wolken von Weihrauch. Durch die Kirche zieht jedoch auch der Geruch welkenden Eichenlaubes, mit dem jene drei Särge überreich geschmückt sind, die dort vor dem Altar stehen. Dort im hohen Chor aber ist der Boden aufgedeckt. Wir Micken in dunkle Grüfte hinein. Zur Seite in den geschnitzten Chorstühlen aber sitzeu die Mönche. Und vor den Altarstufen stehen in düsterem Schweigen Ritter und Geistliche; ihnen voran, dicht an der Gruft, ein hoher Herr, dessen edle Züge von tiefem Schmerze sprechen: es ist Friedrich von Hohenzollern. Jetzt ist der Segen gesprochen, das dumpfe „de profundis“ ist verklungen, die Särge werden eingesenkt. Friedrich wirft noch einen Eichenzweig hinab; dann spricht er ein Gebet und wendet sich ab. Die schweren Grabesplatten schließen sich über deu Grüften. Zur Seite des Chores aber, neben einer wehklagenden rnater dolorosa, befestigt ein Ritter ein Banner; es zeigt den roten Greifen von Stettin. Graf Hans von Hohenlohe hat es in heißer Schlacht den Pommern abgerungen.
Oskar Schwebet (Die Sagen der Hohenzollern).
23. Des ersten Hohenzollern Gruß an die Mark.
(Eine Landschaft in der Nähe der Stadt Brandenburg. Im Hintergründe die Havel: an dieser erheben sich die Türme der Stadt. Auf einer Anhöhe das schwarz und weiße Zelt des Hohenzollern Friedrichs I. Ter Tag graut.) Friedrich (blickt auf Strom und Stadt):
An diesem Strom ward Brandenburg geboren; —
Mark Brandenburg, so blick' ich dir ins Herz.
Sie haben mich gewarnt vor diesem Lande und sagten mir, sein Herz sei rauh und wild. —
Du aber hast mich an dies Land gewiesen, allmächt'ger Gott! Aus meiner eignen Brust nehm' ich das Herz voll Willen, Kraft und Liebe und pflanze es in dieses Landes Boden wie einen Samenkern, der Früchte treibt;
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Extrahierte Ortsnamen: Berlin Stettin Brandenburg Brandenburg Brandenburg
daß niemand künftig mehr zu scheiden wisse, was Brandenburg empfing von Hohenzollern und Hohenzollern Brandenburg verdankt. —
Du Land des Sandes, du — verhöhnt, verachtet von denen, die in Reichtums Armen ruhn, — hier beug' ich dir mein Knie, —
(läßt sich ans ein Knie nieder)
mit meinen Handen
ergreif ich dich, —
(greift an den Bodcn und hebt eine Handvoll Sand auf) und hier, wo nur das Auge, das schlummerlose, beines Gotts und meines auf uns heruiedersieht, wo nur das Ohr des ewig wachen Gottes mich vernimmt, schwör' ich dir Treue, Brandenburger Land!
Ja, du bist arm! dich schmücken nicht Gebirge, nicht üpp'ger Wiesen Saft und schwellend Grün; — in deinen Söhnen nur, in deinen Töchtern ruht all dein Reichtum; — schenke mir dein Volk! Märkische Erde, dir vermähl' ich mich.
Die Pflugschar nehme ich in meine Hände; du sollst mir fruchtbar werden, dürrer Sand: wo Stahl gepflügt, da werden Männer wachsen; wo Pflicht geschenkt, wird Dankbarkeit empfangen; wo Liebe sät, wird Treue auferstehn.
(Die Svnne steigt langsam hinter den Türmen Brandenburgs empor; Friedrich erhebt sich, breitet die Arme dem Lichte entgegen)
Und sieh, du nahst, von taubeschwerter Wimper abschüttelnd Nacht und Dunkel, heil'ges Licht.
Dich grüß' ich, erster Tag auf märf'scher Flnr.
Dich schick' ich vor mir her als meinen Boten in jede Hütte und in jedes Herz.
Dein Gang sei Freude, Trost sei dein Geschenk, Verheißung dein Panter und Hohenzollern der Morgengruß, der Brandenburg erweckt.
(Aus der Stadt erhebt sich das Geläute der Frühglocken.)
(Zu den Vertretern des brandenbnrgischen Adels und der Städte):
Wißt denn und hört es alle:
Nicht Menschen-Willkür, Gottes Wille schickt mich, des Gottes, der die Menschen-Tränen zählt.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Panter
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fangen hatten, in dem er ihnen bei Strafe der Acht verboten hatte, den Burggrafen anzugreifen. Infolgedessen hatten sie es vorgezogen, von ihrem Angriffsplan auf Friedrich abzustehen. Ebensowenig wußte er, daß die übrigen Hauptburgen des widerspenstigen Adels zur selbeu Zeit belagert wurden. Es sollte verhindert werden, daß die Besatzungen einander zu Hilfe zögen. Vielleicht — so hoffte Dietrich — trete plötzlich Tauwetter ein, und Friedrich müsse zurück.
5. Am Morgen belehrte ihn schon ein Blick auf die Fenster, daß die Kälte noch zugenommen hatte. Im Laufe des Vormittags ließ er wieder den Burgvogt rufen. Er erteilte ihm Anweisung, was im Falle einer Beschießung durch „Donnerbüchsen" zu tun sei. Dietrich hielt es für möglich, daß Friedrich sich im Besitze solcher Donnerbüchsen befinde; doch fürchtete er sie nicht, da die Einfassungsmauer der Burg zehn Fuß dick war.
Da erdröhnte plötzlich ein Krach, der die Fenster ertlirren und die Wände des Hauses erbeben machte, und fast zu gleicher Zeit stürzten mit Geprassel Schutt und Steine auf den Fußboden. Die Vorderwand des Zimmers zeigte eine große Öffnung, ebenso die Hinterwand. Von dem Hügel stieg hinter Verschanzungen eine bläuliche Wolke empor.
Von einer so furchtbaren Wirkung einer Donnerbüchse hatte Dietrich nie etwas gehört. Er war blaß geworden, und erst nach einigen Minuten vermochte er wieder zu sprechen. Er ging hinunter nach dem Bucghose.
6. Mit jenem Schusse war die Beschießung der Burg angekündigt, die nun erfolgte. Ein ganzes Konzert von Donnerstimmen ließ sich vernehmen; darin hielt die Büchse, die sich zuerst hatte hören lassen und die von Zeit zu Zeit dazwischen donnerte, den Grundton. Gleichzeitig arbeiteten die Wurfgeschosse der Belagerer. Schwere Steine und brennende Teertonnen wurden geschleudert. Ein Stall wurde von einer Teertonne getroffen, und das Strohdach stand im Nu in Flammen. Ein Teil der Mannschaft hatte mit dem Löschen zu tun. Es gab Getötete und Verwundete; man vernahm durcheinander Flüche, Wehrufen, Ächzen. Dietrich befand sich unter seinem Kriegsvolk und hatte wieder so viel Fassung gewonnen, daß er alles Erforderliche mit Umsicht anordnete. Aber nie hatte er den Schluß eiues Tages so herbeigewünscht wie heute.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
3. So bauen weiter sie der Väter Hufen und leben still, die Männer in der Mark.
Doch wenn des Vaterlandes Trommeln rufen, dann sind sie da und kämpfen löwenstark.
„Sieg oder Tod!" so tönt's aus ihrem Sande.
Lieb Heimatland, wie wurdest du so groß!
Ja, mitten drin im Brandenburger Laude, da ragt es hoch, das deutsche Kaiserschloß!
Eugen Trowitzsch.
2. Die Wenden in der Mark.
i.
Die Wenden bildeten den am meisten nach Westen vorgeschobenen Stamm der großen slawischen Völkerfamilie. Hinter ihnen nach Osten und Südosten saßen die Polen, die Südslawen, die Groß- und Kleinrussen.
Die Wenden rückten etwa um 500 in die halbentvölkerten Lande zwischen Oder und Elbe ein. Sie fanden hier noch die zurückgebliebenen Reste der alten Semnonen, jenes großen germanischen Stammes, der vor ihnen das Land zwischen Elbe und Oder innegehabt und es im Laufe des fünften Jahrhunderts verlassen hatte. Nur Greise, Weiber, Kinder waren teilweis zurückgeblieben und kamen in Abhängigkeit von den vordringenden Wenden. Diese wurden nunmehr der herrschende Stamm und gaben dem Lande sein Gepräge, den Dingen und Ortschaften ihre wendischen Namen. Als nach drei-, vier- und fünfhundert Jahren die Deutschen zum ersten Male wieder mit diesem Lande „zwischen Elbe und Oder" in Berührung kamen, fanden sie, wenige Spuren ehemaligen deutschen Landes abgerechnet, ein völlig slawisches, d. h. wendisches Land vor.
Das Land war wendisch geworden, ebenso die östlicheren Landstriche zwischen Oder und Weichsel. Aber das westliche Wendenland war doch die Hauptsache. Hier, zwischen Oder und Elbe, standen die berühmtesten Tempel, hier wohnten die tapfersten und mächtigsten Stämme.
Dieser Stämme, wenn wir von kleineren Gemeinschaften ab-
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— 109 —
geträumt! Aber mit einer solchen Nase träume da einer! Wetter, mir wächst ein Kürbis im Gesicht, — also das war der Dersflinger!? O Rolf, Rolf, Rolf, das ist wieder eine Geschichte, wie sie nur uns beiden passieren kann! O Korporal Kok, wenn es nur dem großen Marschall Wrangel nicht ebenso ergeht wie uns zweien!"
Es hatte allen Anschein, daß das wohl der Fall sein könne. Um diese Zeit nämlich war an dem Havelübergang, von Genthin her, ein Reiter mit großem Gefolge von, wie es sich anließ, hohen Offizieren, die alle ihre Pistolen auf den Sattelknopf gestützt hatten, mit einem mächtigen Gefolge von Wachen, Trompeten und Standarten erschienen und hielt, nach der Stadt hinüberhorchend. Dort hörte das Feuer allmählich auf, und einzelne Reiter sprengten von ihr wieder zurück: die zweite Zugbrücke mußte demnach auch genommen sein. Und einer dieser Kavaliere näherte sich dem hohen Befehlshaber, riß den Hut ab und neigte sich bis auf die Mähne seines Gauls. „Kurfürstliche Durchlaucht, wir haben Rathenow, wir haben den Wangelin und den Weg zum Rhin!"
„Der Brandenburger! Der Brandenburger auch!" ächzte der schwedische Mann an der Brüstung zwischen dem Pfahlwerk der Brücke, und ohne die Antwort kurfürstlicher Durchlaucht abzuwarten, kroch er über den Rand, rutschte die Böschung hinab, glitt in das Weidengebüsch der Havelinsel und fand daselbst trotz Nebel, Betäubung, Aufregung und Blutverlust noch zwei von den Dragonerpferden der Wachtabteilnng des Korporal Kok, angstvoll an ihren Strängen zerrend. Im nächsten Moment schon saß der brave Alte im Sattel des einen Tieres und jagte über den Werder hin, links ab. Da die Passage auf Rathenow von dem Generalfeldmarschall Derfflinger jetzt vollständig frei gemacht war, so ging der Marsch der sechstausend vom Rhein her zu Hause anlangenden brandenburgischen Reiter über die Brücken. Der Werder, über den die Obersten Kanne und Kanowsky zuerst an die Stadt gelangten, war wieder leer. Der Nebel hatte sich allmählich in einen feinen Regendunst verwandelt, und der sumpfige Boden dröhnte nur wider von dem Stampfen einiger verwundeter Pferde, die wie Geistererscheinuugeu durch den grauen Dunst taumelten, strauchelten und schossen.
Die Furt, welche die Dragoner des Derfflingers erst mit einiger Mühe gefunden hatten, kannte der Korporal Sven von
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