Autor: Pischon, Friedrich August, Wilmsen, Friedrich Philipp
Auflagennummer (WdK): 196
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Regionen (OPAC): Berlin
Geschlecht (WdK): koedukativ
und des Nachdenkens.
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Wer sich beschmutzt hat, muß sich waschen; wer ge-
sund bleiben will, muß mäßig essen und trinken; wer et-
was lernen will, muß fleißig und aufmerksam sein; wer
gut schlafen will, muß am Tage fleißig arbeiten, und we-
der zu viel essen, noch zu viel trinken; wer bei seinen Haus-
genossen beliebt sein will, muß dienstfertig, aufrichtig und
freundlich sein; wer etwas begreifen will, muß nachden-
ken; wer sich nicht verirren will, muß nach dem rechten
Wege fragen; wer fält werden will, muß essen; wer ge-
lobt sein will, muß sich anständig und vernünftig betra-
gen; wer seinen Aeltern Freude machen will, muß in der
Schule fleißig, zu Hause sittsam und gehorsam, und bei
ftemden Leuten artig sein; wer seine Kleider lange haben
will, muß sie schonen und reinlich halten; wer schnell nach
einem Orte hinkommen will, muß eilen, und nicht säumen.
Wer viel Geld einnimmt, kann auch viel Geld ausge-
den, oder er kann auch etwas ersparen. Wer ein Hand-
werk gelernt hat, kann sich selbst ernähren. Wer krank und
schwach ist, kann sich nicht selbst ernähren. Wer in der
Schule nicht fleißig und aufmerksam ist, kann nichts lernen.
Ich wohne in einem Hause, welches mehrere Stockwerke,
mehrere Stuben und Kammern, Küche und Keller und ei-
nen Boden hat. In großen Häusern haben mehrere Fami-
lien Wohnungen. Diejenigen sind meine Hausgenossen,
welche mit mir in Einem Hause wohnen. Ich gehöre zu
einer Familie, und diese Familie besteht aus meinen Ael-
tern, meinen Geschwistern und Verwandten.
Der, welchem ein Haus gehört, heißt der Wirth, oder
der Eigenthümer, oder auch der Besitzer des Hau-
ses. Wer kein eigenes Haus besitzt, muß sich in dem Hause
eines Andern eine Wohnung miethen. Er bezahlt nämlich
dafür, daß er in einem ftemden Hause wohnen darf, jährlich
ein _ gewisses Geld an den Eigenthümer des Hauses.
Dieses Geld wird das Micthsgeld, oder der Zins genannt.
Zu einer guten Wohnung gehören Helle, geräumige
und trokkene Stuben, luftige und geräumige Kammern,
bequeme und Helle Treppen. Die Küche, der Keller und
der Boden müssen ebenfalls geräumig und lustig sein. Solche
Häuser, deren Mauern und Wände bloß von Steinen auf-
geführt sind, werden massive Häuser genannt, und
sind die dauerhaftesten. Ein massives Haus kann einige
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Autor: Pischon, Friedrich August, Wilmsen, Friedrich Philipp
Auflagennummer (WdK): 196
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Geschlecht (WdK): koedukativ
6 I. Kurze Sätze zur Erwekkung der Aufmerksamkeit
hundert Jahre stehen, wenn es von Zeit zu Zeit gehörig
ausgebessert (reparirt) wird.
In manchen Häusern giebt es mich Wohnungen für
Thiere, oder Staste. Die Ställe haben selten Fenster,
und niemals Oefen. Warum nicht? In den Ställen findet
man auch nicht Stühle, Tische, Spinden oder Schränke.
Aber in manchen Ställen steht ein Bette. Für wen?
Ich bin ein Mensch, denn ich kann nach steiem
Willen oder willkührlich handeln; ich kann empfinden, be-
gehren, denken und sprechen. Ich habe schon Schmerz,
Freude, Mitleiden, Angst und Furcht empfunden. Auch
die Thiere können Vergnügen und Schmerz empfinden. Der
Hund freuet sich, wenn er seinen Herrn siehet; er wimmert
und heult vor Schmerz, wenn er von einem andern Hunde
gebissen worden ist. Ick) kann meine Freude und meinen
Schmerz durch Worte zu erkennen geben, ich kann sprechen;
das Thier kann nicht sprechen.
Ich gehe aufrecht, kann meinen Kopf in die Höhe
richten, und ihn nach allen Seiten herumdrehen. Die Thiere
gehen zur Erde gebückt, und können den Himmel nicht an-
sehen. Ich kann sehen, hören, fühlen, schmekken und
riechen. Dies können die Thiere auch; sie haben, gleich
den Menschen, fünf Sinne. Manche Thiere können
sogar schärfer sehen und schärfer riechen, als die Menschen.
Ich weiß, daß ich meine Füße zum Gehen, meine Au-
gen zum Sehen, meine Ohren zum Hören, meine Zunge
zum Schmekken, meine Nase zum Riechen gebrauchen, und
daß ich an allen Theilen meines Körpers fühlen kann; aber
ein Thier weiß dies nicht.
Ich kann darüber nachdenken, wozu man Eisen,
Steine, Kalk, Holz und andere Dinge gebraucht; aber die
Thiere können nicht nachdenken. Ich kann begreifen,
warum ein Ding so sein muß, wie es ist; z. B. warum ein
Haus Fenster, Thüren und Schornsteine haben; warum
der Ofen von Thonerde, und nicht von Holz gemacht wird;
warum man die Pstanzen begießen und die Erde umgra-
den muß. Ich kann auch begreifen, warum der Tops einen
tenkel haben, und warum ein Messer vorn scharf, am
ükkcn aber glatt und stumpf sein muß. Ich weiß, warum
meine Schuhe von Leder, und nickt von Holz oder Blech
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
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und des Nachdenkens.
oder von Tuch gemacht sind, und warum ein Wagen gewöhn-
lich nicht mehr als vier Räder hat.
Ich kann einsehen, warum ich nicht immer thun darf,
was ich will; warum ich thun soll, was meine Aeltern und
Lehrer wollen; warum ich folgsam, fleißig und aufmerksam
sein soll. — Ich weiß, warum die Thüren hoch, die
Dächer schräge, die Keller gewölbt sind, warum die Küchen
einen Heerd von Steinen und nicht von Holz haben, und
die Straßen gepflastert sein müssen.
Ich bemerke, daß der Tisch und die Bank einander
ähnlich sind, und weiß auch, worin diese Aehnlickkeit
besteht. Ich bemerke, daß beide aus Holz gemacht sind,
beide sich durch den Gebrauch abnutzen, beide im Feuer
verbrennen (verbrennbar sind), und beide Füße haben. Aber
ich sehe auch ein, daß beide einander unähnlich oder von
einander verschieden sind; denn ich bemerke an dem einen
Manches, was an dem andern nicht ist, z. B. —
Die Rose ist der Nelke ähnlich; denn beide sind
Blumen; beide haben einen schönen Geruch und schöne
Farben; beide haben eine Wurzel, Blätter und Stengel;
4eide entstehen aus einer Knospe; beide blühen eine kurze
Zeit, und welken dann. Aber die Rose ist auch von der
Nelke verschieden; denn sie hat einen andern Geruch,
sie hat nur Eine Farbe, die Nelke aber ist gewöhnlich bunt.
An der Rose sind Stacheln, aber an der Nelke nicht. Die
Rose hat breite und nmde Blätter, die Nelke hat schmale
und längliche. Ich habe jetzt die Rose mit der Nelke ver-
glichen, ich habe aber auch beide von einander unter-
schieden. Dies können die Thiere nicht, denn sie haben
keinen Verstand.
Ich kenne allerlei Dinge, welche ich mit Aufmerksam-
keit betrachtet habe. Ich kenne eine Menge Pflanzen, welche
in dem Garten wachsen, z. B. Mohrrüben (Möhren),
Bohnen, Erbsen, Gurken, Weinstökke, Rettige, Salat-
kräuter, allerlei Arten von Kohl oder Kraut, Petersilie,
Schnittlauch, Salbei, Spargel, Psefferkraut. Ich kenne
das Unkraut, und weiß es von den nützlichen Pflanzen
zu unterscheiden.
Auf dem Felde wächst Roggen, Weizen, Gerste, Ha-
fer, Flachs, Hans und Kohl; auch Linsen, Bohnen, Erb-
sen und Kartoffeln wachsen auf dem Felde, und. werden
daher Feldfrüchte genannt.
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8 I. Kurze Sätze zur Erwekkung der Aufmerksamkeit
In den Baum gärten wachsen Birnen, Acpfel, Pflau-
men (Zwetschen), Kirschen, Aprikosen, Pfirsiche und Nüsse.
Zwischen den Bäumen stehen allerlei Stauden und Sträu-
cher. Daran wachsen Johannisbeeren, Stachelbeeren, Brom-
beeren, Himbeeren u. a. m. Alle diese Früchte kann man
essen (sie sind essbar und gesund), wenn sie reif sind. Un-
reife Früchte find schädlich.
Die Bäume versorgen uns nicht nur mit ihren saftigen
Früchten, sondern sie erfreuen uns auch im Frühling durch
ihre schneeweißen und rosenrothen Blüthen, erquikken uns an
heißen Sommertagen durch ihren Schatten, und wärmen
uns im Winter durch ihr Holz.
Der Baum steht fest, weil er eine starke Wurzel
hat, welche tief in die Erde hinein gehet. Aus der Wurzel
steht der Stamm, welcher mit einer festen Rinde, wie
mit einem Kleide umgeben ist. Um die Spitze des Stam-
mes herum sitzen die Ae sie, und an den Acstcn sitzen die
Zweige, an den Zweigen die Blätter und die Früchte.
Im Anfange des Frühlings sind noch keine Blätter und
keine Früchte an den Zweigen zusehen, sondern nur Knos-
pen. Diese brechen endlich auf, und daraus entstehen
dann Blüthen und Blätter. Aus den Blüthen entstehen die
Früchte. Die Blätter zieren den Baum, und schützen die
Früchte vor der brennenden Sonne. Wenn ein Baum seine
Blatter verliert, ehe die Früchte reif sind, so verdorren
oder vertrocknen die Früchte.
Wenn die Rinde eines Baumes beschädigt ist, so wird
der Baum krank, und stirbt endlich ab. Darum ist es sehr
unrecht, und verdient harte Strafe, wenn Kinder aus
Muthwillen in die Rinde der Bäume schneiden, oder die
Rinde abreißen. Ich will nie einen Baum beschädigen; aber
ich will mich über einen gesunden und blühenden Baum freuen.
Die Thiere haben nicht einerlei Gestalt; es ist ein
großer Unterschied zwischen einem Hunde, einem Sperling,
einem Hecht, einem Frosch, einer Spinne und einer Schnekke.
Der Hund hat vier Füße, und säugt seine Jungen; er ge-
hört daher zu den vierfüßigen Säugethieren. Der
Sperling hat nur zwei Füße, er legt Eier und ist gefiedert;
er gehört deswegen zu den Vögeln. Der Hecht hat keine
Füße und keine Flügel; er hat auch keine Haare, wie der
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9
und des Nachdenkens.
Hund, und keine Federn, wie der Sperling, sondern
Schuppen. Er kann nicht gehen, wie der Hund, und nicht
fliegen, wie der Sperling, aber er kann schwimmen, d. h.
sich im Wasser schnell von einem Orte zum andern bewegen.
Dazu gebraucht er die Flossfedern und den Schwanz. Er
gehört zu den Fischen, und lebt nur im Wasser.
Der Frosch hat zwar vier Füße, aber seine Hinterfüße
sind lang, und er gebraucht sie weniger zum Gehen, als
zum Schwimmen Er kann auch nicht gehen, sondern nur
hüpfen oder springen. Er lebt im Wasser und auf dem
Lande, und gehört zu den Amphibien.
Die Spinne (Kanker) hat acht Füße, und kein rothes
und warmes, sondern kaltes weißliches Blut. Ihr Leib
hat mehrere Einschnitte oder Kerben. Sie gehört zu den
Insekten. — Die Schnekke hat keine Füße, und kann
nur kriechen. Sie hat auch kaltes weißliches Blut, und
gehört zu den Würmern.
Fast jedes Thier hat eine besondere Stimme. Die
Fische, die Würmer und die Insekten scheinen keine Stimme
zu haben. Die angenehmste Stimme hat der Mensch. Ich
habe gehört, wie die Nachtigall und die Lerche singt, der
Storch klappert, der Hund bellt und knurrt, die Ziege
mekkert, das Schaaf blökt, der Pfau schreit, das Ferkel
quikt, die Maus pfeift, das Pferd wiehert, der Schwan
zischt, der Frosch quakt und die Grille zirpt.
Die Thiere haben von Natur eine warme Kleidung.
Einige sind mit starken Haaren, oder mit Wolle, andere
mit Federn, noch andere mit Schuppen, einige mit Borsten
oder Stacheln, oder mit einer knöchernen Schale bedeckt.
Die wilden Thiere, welche in den Wäldern leben, und
sich vor dem Menschen fürchten, suchen sich selbst ihre
Nahrung. Die zahmen Thiere werden von den Menschen
gefüttert. Ihre Nahrungsmittel sind sehr verschieden. Ei-
nige bringen andere Thiere um (würgen sie), und fressen
sie dann auf; diese heißen Raubthiere. Andere fressen
todte Thiere, wenn sie auch schon in Fäulniß gerathen sind
(Aas); noch andere leben von Gras, Kräutern, Wurzeln,
Knospen, Blättern, Holz, Blumensästen, Körnern, Spreu,
und sogar von giftigen Pflanzen.
Ochsen, Kühe, Schaafe, Pferde und Ziegen fressen
Gras und Kräuter; Hunde und Katzen fressen Fleisch; Hüh-
ner und Gänse Korn, besonders Gerste. Die Bienen näh-
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10 I. Kurze Sätze zur Erwekkung der Aufmerksamkeit
ren sich von Blumensäften; die meisten Würmer von Wnr
¿ein 5 die Raupen von Blättern.
Die äußeren Glieder der Thiere sind sehr verschieden.
Einige haben Arme und Beine, nämlich die Affen; andere
haben weder Arme, noch Beine, noch irgend ein anderes
hervorstehendes Bewegungswerkzeug, wie die Schlangen
und Würmer. Einige haben zwei, andere vier, noch an-
dere sechs oder acht, ja einige sogar mehr als hundert Füße.
Der Kellerwurm, ein Insekt, hat 14 Füße. Einige haben
Flügel, andere Flossen, noch andere Fühlhörner und Fühl-
fäden. Ich weiß einige Thiere zu nennen, weiche Fühl-
hörner, und einige, welche Fühlfäden haben.
Einige Thiere haben außerordentlich scharfe Sinne.
Die Raben und die Hunde haben einen überaus scharfen
Geruch, und der Adler hat ein bewundernswürdig scharfes
Gesicht. An einigen Thieren, z. B. an dem Regenwurm,
bemerkt man gar keine Sinnenwerkzeuge, keine Ohren, keine
Augen und keine Nase.
Die Thiere schlafen, wenn sie ermüdet sind, und einige
schlafen mit offenen Augen, z. B. die Hasen; andere im
Stehen, z. B. die Pferde; manche nur am Tage, weil sie
des Nachts auf Raub ausgehen, z. B. die Eulen, und
verschiedene wilde Thiere. Einige Thiere schlafen den gan-
zen Winter hindurch, und wachen nicht eher auf, als bis
die Luft warm wird.
Jedes Thier hat Feinde, gegen die es sich wehren,
oder in Sicherheit setzen muß; aber jedes Thier weiß sich
auch gegen seinen Feind zu schützen, wenn es angegriffen
wird. Durch Beißen, Ausschlagen mit den Hinterfüßen,
Stoßen, Stechen, Laufen oder Verkriechen wissen sie ihre
Feinde abzuwehren, oder sich vor ihnen in Sicherheit zu
setzen. Einige, die im Wasser leben, wissen das Wasser
trübe zu machen, wenn sie verfolgt werden; andere ver-
treiben durch einen Gestank, den sie von sich geben, ihre
Feinde; noch andere stellen sich todt, oder rufen durch ängst-
liche Töne Hülfe herbei.
Mil großer Sorgfalt pflegen und nähren die Thiere ihre
Jungen. Ehe diese noch geboren sind, haben sie schon ein
weiches, warmes und sicheres Lager für sie bereitet. Ei-
nige Thiere, wie z. V. die Hunde, Katzen, Pferde, Kühe
und Ziegen, bringen lebendige Junge zur Welt, und säugen
sie an ihren Brüsten, daher sie Säugethiere genannt
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11
und des Nachdenkens.
werden. Die Vögel und die Fische legen Eier, aus welchen
nach einiger Zeit, vermittelst der Wärme, die Jungen entstehen.
Die Vögel leben in der Luft, und haben eine leichte Be-
kleidung von Federn; andere Thiere leben im Wasser, und
diese sind meistentheils mit schleimigen Schuppen bekleidet,
wie die meisten Fische; noch andere leben unter der Erde,
wie die Hamster, Maulwürfe, Ratten, Mäuse und Würmer,
und biefe haben entweder eine Bedekkung von Haaren, oder
eine glatte dehnbare Haut. In sehr kalten Ländern haben
die Thiere eine vorzüglich warme Bekleidung.
Die Säuget hiere haben eine sehr verschiedene Be-
dekkung. Ihre Haut ist entweder mit Haaren, oder mit
Wolle, oder mit Borsten, bei einigen auch mit Stacheln,
Schuppen oder Schilden bewachsen.
Der Nutzen, welchen die Säugethiere den Menschen ge-
währen, ist unbeschreiblich groß. Ohne Schaafe, Ochsen und
Kühe würden wir nicht leben können; denn das Schaaf muß
seine Wolle hergeben, damit wir uns Kleider machen können;
das Fleisch des Ochsen (Rindfleisch) ist unser kräftigstes Nah-
rungsmittel, und seine Haut ist uns unentbehrlich, weil dar-
aus das Leder gemacht wird, wovon der Schuhmacher die
Schuhe und Stiefeln verfertigt. Der Ochse ist in vielen
Ländern bei der Bebauung des Akkerö unentbehrlich, denn
er zieht den Pflug. Die Kuh giebt uns Milch, woraus
Butter und Käse, zwei vorzügliche Nahrungsmittel, gemacht
werden. — Auch die Pferde sind überaus nützlich zum Rei-
ten, Fahren und Pflügen, und die Esel sind in bergigen
Ländern unentbehrlich, weil sie so starke und unermüdete
Lastträger sind.
Eben die Dienste, welche uns Pferde und Ochsen leisten,
leistet in kalten Ländern das Rennthier, und in heißen
Ländern das Kameel.
Die Vögel erfreuen uns durch ihren Gesang, dienen
uns zur Speise, und sind uns noch auf mancherlei Weise
nützlich; theils durch ihre Federn und Eier, theils dadurch,
daß sie todte Thiere verzehren, viele schädliche Thiere ver-
tilgen, und besonders die Frösche, Schlangen und Eidech-
sen, welche sich so sehr vermehren, wegfangen und vermin-
dern. Es giebt Hausvögel oder hühnerartige Vögel,
Wasservögel oder Schwimmvögel, Sumpfvögel, Sing-
vögel, Waldvögel und Raubvögel. Ich weiß einen
Autor: Pischon, Friedrich August, Wilmsen, Friedrich Philipp
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12 I. Kurze Sätze zur Erwekkung der Aufmerksamkeit
Hausvogel, einen Wasservogel, vier Singvögel, einen Sumpf
Vogel und einen Raubvogel zu nennen.
Die Fische sind dein Menschen als Nahrungsmittel
sehr nützlich. Es giebt Länder, deren Einwohner das ganze
Jahr hindurch oft einzig und allein von Fischen leben. Auch
der Thran der Häringe und die Haut mancher Fische ist
sehr brauchbar.
Auch unter den Amphibien giebt es verschiedene
welche den Menschen zur Nahrung dienen, besonders die
Schildkröten und die Frösche.
Die Insekten werden uns vorzüglich dadurch sehr
nützlich, daß sie eine große Menge Unkraut theils im Keim
erstikken, theils vertilgen, wenn es aufgewachsen ist. Auch
verzehren sie das Aas, oder die todten Thiere, welche sonst
die Luft verderben würden. Verschiedene Insekten sind ess-
bar, z. B. die Krebse und die großen Heuschrckkcn. Von
den Bienen erhalten wir den süßen Honig und das nützliche
Wuchs. Manche Insekten geben schöne Farben. Die spa-
nischen Fliegen sind ein vortreffliches Heilmittel.
Unter den Würmern sind auch verschiedene essbar,
z. B. die Anstern. Die Muschelschalen werden von den
Künstlern auf mancherlei Weise verarbeitet, besonders die
Perlenmutter. Der so nützliche Badeschwamm ist das Ge-
häuse eines Wurmes. Die Blutige! sind ein sehr wirksames
Heilmittel.
Die Thiere, deren Häute sehr brauchbar sind, weil
Leder daraus gemacht wird, sind folgende: Ochsen, Kälber,
Schaafe, Pferde, Schweine, Ziegen, Hirsche, Rehe und
Esel. Auch aus der Haut eines Fisches, welcher der Sä-
gefisch heißt, wird Sohlenleder gemacht. Das Leder, wel-
ches aits Ochsenhäuten gemacht wird, heißt Rindleder, und
das, was aus Pferdehäuten gemacht wird, heißt Rossleder,
weil man die Pferde auch Rosse nennt. Den zahmen Schwei-
nen wird die Haut nicht abgezogen, sondern nur den wilden.
Alte Bücher sind gewöhnlich in Schweinsleder eingebunden.
Aus der Eselshaut macht der Pergamentmacher schönes
Pergament, worauf man mit Bleistift schreiben, und das
Geschriebene wieder auslöschen kann.
Wenn die Felle oder Häute der Thiere dicht mit
weichen wolligen Haaren bewachsen sind, so werden Pelze
daraus gemacht. Wie heißt der Mann, welcher die Pelze
Autor: Pischon, Friedrich August, Wilmsen, Friedrich Philipp
Auflagennummer (WdK): 196
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Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
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und des Nachdenkens.
13
macht? Sind die Haare zu kurz, so kratzt man sie ab, und
gebraucht sie zur Verfertigung der Hüte.
Zu den Thieren, deren Fleisch gegessen wird, gehören
folgende: Ochsen, Kälber, Hammel, Lämmer, Schweine,
Ziegen, Hirsche, Nehe, Hasen, Hühner, Gänse, Enten,
Puter, Tauben, Krammetsvogel, Lerchen, Fasanen, Reb-
hühner u. a. m. Auch das Blut und die Milch einiger
Thiere gehören zu den Nahrungsmitteln der Menschen, be-
sonders die Milch der Kühe, Schaafe und Ziegen. In man-
chen Ländern wird auch Pferdemilch getrunken und Pferde-
fleisch gegessen. Die Eselsmilch ist sehr gesund, und wird so-
gar als ein Heilmittel bei manchen Krankheiten gebraucht.
Zur Speise dienen dem Menschen die Früchte der Bäume
und Stauden, und die Wurzeln und Blätter vieler Pflanzen
und Kräuter, z. B. die Wurzeln der Petersilie und des
Sellerie, die Zukkerwurzeln, die Blätter der Kohlpflanzen,
des Sauerampfers, des Spinats und der Salatpflauzen.
Der Mensch soll mit den Speisen nicht bloß seinen Hun-
ger stillen, sich sättigen, sondern sie sollen ihm auch gut
schmekken, er soll sich mit Vergnügen sättigen. Darum
hat Gott so gütig dafür gesorgt, daß es Dinge giebt, wo-
mit man die Speisen würzen, das heißt, ihnen einen
Wohlgeschmack geben kann, und einige dieser Gewürze sind
fast überall im Ueberfluß vorhanden.
Die Gewürze, welche bei uns häufig wachsen und
gefunden werden, sind: Salz, Salbei, Majoran, Thymian,
Dill, Petersilie, Zwiebeln, Kümmel und Körbel. Die aus-
ländischen Gewürze sind: Baumöl, Zukker, Pfeffer, Zimmt,
Muskatennüsse und Muskatenblüthe, Nägelein, Ingwer und
Kardamomen. Auch der Essig gehört zu den Gewürzen.
Man hat Bieressig und Weinessig.
Nächst dem Brote sind die Kartoffeln das allge-
meinste und wohlfeilste Nahrungsmittel. Man kann sie
auf mancherlei Art, auch als Mehl und Stärke benutzen,
und sie lassen sich den ganzen Winter hindurch in Kellern
und Gruben aufbewahren. Auch als Viehfutter sind sie
sehr brauchbar.
Es giebt mancherlei Arten von Erde, z. B. Sand
Lehm, Thon, Kreide, Kalk. Den Sand gebraucht der
Maurer, um ihn mit Kalk zu vermischen. Den seinen Sand
Autor: Pischon, Friedrich August, Wilmsen, Friedrich Philipp
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14 1. Kurze Sätze zur Erwekkung der Aufmerksamkeit
streut man auf die nasse Schrift, damit sie trockne, auch
bestreut man die Stuben damit. — Den Lehm gebraucht
der Töpfer, wenn er einen Ofen setzen will; auch zum
Bauen wird er gebraucht. Die Bauerhäuser haben gewöhn-
lich Lehmwände. Die Scheunen und Ställe haben einen
Fußboden von festgestampftem Lehm. Der Thon wird von
dem Töpfer zu Töpfen, Schüsseln, Näpfen und Krügen ver-
arbeitet. — Die Kreide wird zum Schreiben und Malen,
der Kalk zum Bauen gebraucht.
Die Steine werden auf mancherlei Weise benutzt. Ei-
nige, welche Sandsteine heißen, werden zum Mahlen oder
Zermalmen des Korns in der Mühle gebraucht, und daher
Mühlsteine genannt, wenn sie behauen und abgerundet sind.
Andere gebraucht man zum Schleifen der Messer, Scheeren,
Beile und Degen; noch andere zum Bauen und Pflastern
der Straßen, besonders die Kalksteine, Sandsteine und Kiesel-
steine; auch den Marmor, welcher sehr schön aussieht, wenn
er geschliffen und polirt ist. Einige kostbare und vorzüglich
schöne Steine dienen den Menschen zum Schmuck, und diese
heißen Edelsteine. Der Diamant ist ein Edelstein, und
zwar ein sehr nützlicher Edelstein; denn man kann Glas da-
mit zerschneiden, und er ist dem Glaser unentbehrlich.
Zu den nutzbarsten Steinen gehört der Feuerstein
oder Kreidekiesel. Er wird besonders als Flintenstein ge-
braucht, aber auch zur Verfertigung des Glases in den Glas-
hütten. Auch der Schiefer gehört zu den brauchbarsten
Steinen. Er wird zum Dachdekken, aber auch als Schreib-
material, und als Werkzeug zum Schreiben gebraucht
(Griffelschiefer).
Der Krystall hat den Glanz und die Farbe des schön-
sten weißen Glases. Die Namen der vorzüglichsten Edel-
steine sind folgende: Diamant, Chalcedon, Karneol, Achat,
Jaspis, Chrysopras, Granat, Hyacinth, Rubin, Smaragd,
Topas, Sapphir.
In der Erde findet man Gold, Silber, Kupfer, Eisen,
Zinn, Blei, Steinkohlen, Torf, Steinsalz, Edelsteine,
Schwefel. — Aus Gold, Silber und Kupfer macht man
Münzen oder Geld. Dukaten, Louisd'ore und Karolinen
sind Goldmünzen.
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]