10. Wilhelm I., seit 1871 Deutscher Kaiser, 18611888. 49
Frankfurt a. M. Er setzte folgendes fest: 1. Das Elsa Friede zu auer Belfort und Deutsch-Lothringen mit Metz fallen Srantfurt" an das Deutsche Reich; 2. Frankreich zahlt in drei Jahren 5 Milliarden Frank ( 4 Milliarden Mark) Kriegskosten-entschdigung; 3. das Deutsche Reich und Frankreich schlieen einen gnstigen Handelsvertrag miteinander.
Frankreich lag tief gedemtigt am Boden, verbi sich aber in der Folgezeit immer mehr in den Gedanken an Vergeltung (Revanche). Das neue Deutsche Reich dagegen, weit fester begrndet als das alte, einigte zum ersten Male fast alle deutschen Stmme in seinen Grenzen. Es hegte nicht die Absicht, wie einst Napoleon I., in der Welt herrisch zu gebieten, sondern, allen Gromchten voran, nur den Frieden zu wahren und dessen Segnungen allen Vlkern zuteil werden zu lassen.
b) Wilhelms I. Regierung im Innern.
51. Die Verfassung des Deutschen Reiches enthlt Reichs-folgende Bestimmungen: Die Reichsgesetze gehen den ^Gesetz-Landesgesetzen vor und werden gemeinsam durch den Bundes- geung. rat und den Reichstag festgestellt. Der Bundesrat besteht aus den Vertretern der Bundesmitglieder, also der einzelnen deutschen Staaten, und zwar gibt Preußen als mchtigster Staat 17 Stimmen in dieser Versammlung ab, alle Staaten zu-sammen 58 Stimmen. Der Reichstag setzt sich aus 397 Abgeordneten des deutschen Volks zusammen. Sie werden alle fnf Jahre durch allgemeines und geheimes Stimmrecht in Wahl-kreisen von ursprnglich 100 000 Einwohnern gewhlt. Sie mssen unbescholten und mindestens 25 Jahre alt sein. Ein Reichsgesetz kommt also nur zustande, wenn Bundesrat und Reichstag einig darber sind.
Die Ausfhrung der Reichsgesetze liegt teils dem d) Ausfhrung Kaiser, teils dem Bundesrat, teils beiden gemeinsam der ew-ob. 1. Der Kaiser ist erblich und immer zugleich König von Preußen. Er beruft den Bundesrat und den Reichstag und schliet ihre Sitzungen. Er unterzeichnet die Gesetze. Er ist oberster Kriegsherr der deutschen Land- und Seemacht und schliet den Frieden. 2. Der Bundesrat erlt die Vor-schriften, wie die Gesetze ausgefhrt werden sollen. 3. Der Kaiser und der Bundesrat erklären gemeinsam den Krieg.
Jaenicke, Preuisch-deutsche Geschichte fr Quinta. 2. Aufl. 4
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52 12. Wilhelm El seit 15. Juni 1888.
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dazu bei, da sich die Gegenstze zwischen den nord- und sd-deutschen Stmmen immer mehr ausglichen. Seine Gemahlin war die knigliche Prinze Viktoria von England, mit der er in glcklichster Ehe lebte. Er hatte acht Kinder von ihr. Schon vor dem Regierungsantritt wurde er zum tiefsten Schmerze Deutschlands von einem tdlichen Hals bel ergriffen, das ihn zwang, in Italien (San Remo) Heilung zu suchen. Krank kehrte er heim, und nur 99 Tage waren ihm vergnnt, die Herrschaft zu führen. Als er nicht mehr sprechen konnte, schrieb er seinem Sohne, dem Kronprinzen Wilhelm, die Worte auf: Lerne leiden, ohne zu klagen."
12. Wilhelm Ii. seit (5. Juni (888.
Wilhelm als 55. Kaiser Wilhelm Ii. wurde am 27. Januar 1859 $rms' geboren, besuchte das Gymnasium in Kassel und studierte in Bonn. Im Soldatenstand stieg er vor seiner Thronbesteigung bis zum Generalmajor auf. Er vermhlte sich am 20. Februar 1881 mit der Prinzessin Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein-Augustenburg ( 46, 1), die ihm sechs Shne und eine Tochter gebar. Der lteste Sohn, Kronprinz Friedrich Wilhelm, wurde am 6. Mai 1882 geboren.
a) Wilhelms Ii. friedliche Regierung.
Erwerbungen. Wilhelm Ii. regierte der 26 Jahre in Frieden. Er galt zwar zuerst allgemein als kriegerischer Fürst. Erst all-mhlich berzeugten sich Freunde und Feinde davon, da man ihm unrecht getan habe. Er vermied es offenbar, das Deutsche Reich ohne Not in auswrtige Streitigkeiten zu verwickeln, und unternahm zahlreiche Reisen zum Besuche fremder Hfe, um die freundlichen Beziehungen aufrechtzuerhalten. Auf friedlichem Wege erwarb er Helgoland von den Englndern, Kiau-tschou von den Chinesen, die Karolinen von den Spaniern und die Samoa-Jnseln von England und Amerika. Er selbst ging nach Jerusalem, um dort die Schutzherrschaft des Reiches der alle Deutschen zu verknden. Nur einmal be-teiligte er sich an einer auswrtigen Unternehmung. Als sich nmlich die fremdenfeindlichen Boxer in China erhoben und der deutsche Gesandte in Peking ermordet wurde, sandten alle
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54 12. Wilhelm Ii. seit 15. Juni 1888.
ihnen, Deutschland, sterreich-Ungarn und Italien, hatten sich schon vor vielen Jahren zu einem Dreibunde zusammen-getan. Dieser machte es sich zur Aufgabe, den Fri ed en in der Welt aufrechtzuerhalten. Dagegen schlssen die drei anderen Grostaaten, Frankreich, Rußland und England, spterhin einen Dreiverband in der Absicht, bei guter Gelegenheit der Deutschland und sterreich-Ungarn herzufallen und beide Staaten womglich zu vernichten. Denn Frankreich wollte fr seine Niederlagen in den Jahren 1870 und 1871 Rache an Deutschland nehmen. England frchtete die mchtig gewordene Kriegs- und Handelsflotte Deutschlands, die der englischen Herr-schaft zur See immer, gefhrlicher zu werden drohte. Rußland hate ebenfalls die gewaltige Macht Deutschlands und wollte Konstantinopel den Trken entreien. Es wute aber, da dies sterreich-Ungarn nicht zulassen wrde, weil dann Rußland die Donaumonarchie ganz umklammert htte. Also Rachsucht, Neid und Ha waren es, in denen sich die Grostaaten des Dreiverbandes zusammengefunden hatten. Sie wollten erst tchtig rsten und etwa im Jahre 1916 den Krieg beginnen. Aber da trat unerwartet ein Ereignis ein, das sie zu frherem Losschlagen zwang.
Die Serben nmlich, ein tapferes, aber vielfach noch un-gebildetes und rohes Volk, gingen mit dem Plane um, die fter-reichischen Landschaften Bosnien und Herzegowina gewaltsam an sich zu bringen. Sie stifteten daher fortwhrend Verschwrungen in diesen Gebieten an und lieen es sogar zu, da ein Mrder den sterreichischen Thronfolger (Franz Ferdinand) bei einem Manver meuchlings ttete. Dabei verlor auch die Ge-mahlin des edlen Fürsten ihr Leben. Alle Welt verabscheute die grausige Tat, und der alte, 84jhrige Kaiser Franz Joseph (f 1916) wurde aufs tiefste gebeugt. Trotzdem wollte er den Frieden erhalten. Er forderte nur, da die Serben fernerhin ihr abscheuliches Tun und Treiben abstellten. Diese benahmen sich aber auch weiterhin ungebrdig, weil sie wuten, da ihnen Rußland helfen werde. So blieb Franz Joseph nichts brig, als ihnen Ende Juli 1914 den Krieg zu erklären. Er htte nun gern den Krieg auf die beiden beteiligten Lnder beschrnkt. Dies war jedoch nicht mehr mglich. Denn Rußland stellte sich wirklich auf die Seite der Meuchelmrder aus Neid, da sich
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56 12. Wilhelm Ii. seit 15. Juni 1888.
asiatischen Besitz der Trkei ebenso wie Konstantinopel unter sich zu verteilen und Bulgarien wenigstens zu verkleinern.
Kriegsrstungen Die Zahl unserer Gegner war riesengro. Aber deshalb hatten wir doch keine Furcht. Jeder gute Deutsche, der die Waffen tragen konnte, eilte mit Freuden zu den Fahnen, um sein geliebtes Vaterland zu schtzen und zu verteidigen. Die Brger, welche daheim bleiben muten, arbeiteten wie im Frieden weiter. Auch sie glaubten fest an Deutschlands Sieg. Darum gaben sie voll Vertrauen dem Reiche ihr Geld hin, das zur Kriegfhrung vor allem ntig ist. Es wurden bis Ende 1917 etwa 73 Milliarden bewilligt. Der Kaiser selbst, seine sechs Shne, viele Fürsten und Prinzen zgerten nicht, allen voran die Strapazen der Feldzge auf sich zu nehmen.
Unsere Kriegsplne standen, soweit dies vorher zu berechnen war, lngst fest und wurden durch den Chef des General-ftabs (zuerst v. Moltke, Neffe des berhmten Feldmarschalls, dann v. Falkenhayn, endlich seit August 1916 v. Hindenburg mit seinem Stellvertreter, dem Ersten Generalquartiermeister Luden-dorff) zur Ausfhrung gebracht. Die Mobilmachung, welche viele Millionen von Soldaten auf die Beine brachte, verlief ohne jede Strung. Die Bahnzge verkehrten nach Westen und Osten pnktlich und ununterbrochen. Die Truppen erhielten seld-graue Uniformen, um sie dem Feinde schwerer erkenntlich zu machen. Die Kanonenfabrik von Krupp in Essen hatte heim-lich eine Rieftnkanone (42 cm) hergestellt, die von den Soldaten die Dicke Berta" genannt wurde. Sie war ein Schrecken sr die feindlichen Festungen. Dagegen erregten bei unseren Truppen die Gulaschkanonen" groe Freude. Denn es waren im-schuldige Feldkchen, die ihnen warmes Essen an die Front brachten. Zahlreiche Flieger, Zeppeline, Kraftwagen und -rder und Scheinwerfer dienten dazu, den Feind zu ersphen, und die Flugzeuge warfen auch Bomben auf die feindlichen Stellungen und Festungen.
Wun"s?V 59' Die Englnder faten alsbald den teuflischen Plan, ungerungs ^ auszuhungern. Ihre Flotte, die weit grer als die deutsche war, hielt alle Schiffe von unseren Ksten fern, so da wir keine Lebensmittel und andere Waren von auswrts be-kommen konnten. So wren wir wohl wirklich verhungert, wenn wir uns nicht auf andere Weise geholfen htten. Die Reichs- .
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Moltke August Krupp
12. Wilhelm Ii. seit 15. Juni 1888. 57
regierung regelte nmlich den Verbrauch des Getreides, des Mehls und der Kartoffeln, spter auch den des Fleisches,' fast aller anderen Lebens- und Futtermittel und der meisten Ge-brauchsgegenstnde (Kleidung, Schuhwerk usw.). Die erforder-lichen Anordnungen traf (seit Mai 1916) eine eigene Behrde, das Kriegsernhrungsamt. Die Feinde rgerten stch, als sie wahr-nahmen, da wir durchhalten" wrden. Sie rgerten sich aber noch mehr der unsere Unterseeboote (H-Boote), die an den englischen Ksten, im Mittelmeer, im Atlantischen Ozean, im Weien Meer und berall ttig waren. Denn diese kleinen und doch furchtbaren Schiffe strten ihren Handel so empfindlich,
da sie selbst in Not gerieten, und versenkten durch ihre Torpedos auch groe Kriegsschiffe. Leider mute der Verkehr des 2000 Tonnen groen Handelstauchbootes Deutschland"
unter Kapitn König, das wichtige Waren unbehelligt durch die englische Seesperre nach Amerika und von dort zu uns schaffte,
wieder aufhren, als jenes Land ebenfalls zu unseren Feinden bertrat.
Der Krieg wurde von unsern Gegnern beraus grausam Grausamkeit und ungerecht gefhrt. Sie verwendeten Dumdum- ber3efnbe' geschosse, so genannt nach einer indischen Stadt bei Kalkutta,
in der es viele Waffenfabriken gibt. Diese Geschosse zerfetzten die Leiber der Soldaten und lieen nur schwer eine Heilung zu. Die Englnder stellten gefangene Deutsche vor ihren Reihen auf, damit diese zuerst getroffen wrden oder unser An-griff berhaupt unterbleiben sollte. Die Russen trieben aus dem-selben Grunde ganze Scharen ihrer eigenen Leute, Greise,
Frauen und Kinder, vor sich her. Wehe unsern armen Soldaten,
die in Gefangenschaft geraten waren. Sie wurden erbrmlich be-handelt und bekamen kaum satt zu essen. Da wir aber weit mehr Gefangene machten, erwiderten wir bisweilen die Hrte unserer Feinde, bis diese die belstnde abgestellt hatten. Zu den grten Scheulichkeiten gehrten wohl die Beschieung sried-licher offener Städte (z. B. Karlsruhe und Freiburg) durch Bombenabwrfe und die Weigerung der Englnder, im Seekriege schiffbrchige Deutsche zu retten. Wenig freundlich benahmen sich auch die Amerikaner gegen uns, obwohl sie noch neutral waren, d. h. keiner der beiden Kriegsparteien angehrten. Sie lieferten schon damals unseren Gegnern fr viele Milliarden Ge-
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Extrahierte Ortsnamen: Atlantischen_Ozean Deutschland Amerika Kalkutta Karlsruhe Freiburg
58 12. Wilhelm Ii. seit 15. Juni 1888.
schtze und Geschosse und verlngerten dadurch die Dauer des furchtbaren Krieges.
2. Die Kriegsjahre 1914 und 1915.
$er efthd,e 60. Wir hatten gleich zu Anfang eine beraus schwere
Kriegsschauplatz. ,r r f Y... _ . . 1 '
mmtansche Aufgabe zu losen. Denn wir muten gleichzeitig nach W e st e n und nach O st e n hin kmpfen. Dort fielen wir Belgien. 1914. zunchst in B e l g i e n ein. Schon am 7. August 1914 erstrmte General v. Emmich die Festung Ltt ich. Dann wurde die Hauptstadt Brssel besetzt und auf die Hauptfestung des Landes, Antwerpen, losmarschiert. Sie galt als uneinnehm-bar, da sie durch einen zwiefachen Grtel von Forts und durch knstliche berschwemmungen geschtzt wurde. König Albert und sein Heer glaubten sich daher ganz sicher hinter ihren Mauern. Aber er kannte noch nicht die Kraft der dicken Berta" und die Tchtigkeit unserer Soldaten, die alle Ausflle der Besatzung blutig zurckschlugen und dann nach zwlf Tagen der Belagerung die bergabe der Stadt erzwangen. Leider war der König mit dem grten Teile seiner Truppen vorher entkommen. Er zog sich an die Kste zurck und vereinigte sich dort mit Englndern und Franzosen.
Frankreich. Inzwischen waren schon sieben deutsche Armeen in Frank-reich eingerckt. Der franzsische Generalissimus Josfre eilte ihnen mit gewaltigen Streitkrften entgegen, um sie durch starke Gegenangriffe aufzuhalten. Aber es ntzte ihm nichts. Der bayrische Kronprinz Rupprecht warf sie nach mehrtgigem Kampfe in der Lothringer Schlacht (zwischen Metz und dem Wasgau) am 21. August siegreich zurck.
Ebenso schlecht erging es den Franzosen und den Englndern unter ihrem Marschall French [srmtsch] am 1. September in der groen Schlacht zwischen Reims und Verdun [werbng]. Hier fhrte unser Kronprinz Wilhelm die deutschen Truppen zu einem glnzenden Siege, zu dem ihn der anwesende Kaiser herzlich beglckwnschen konnte. Generaloberst v. Kluck trieb dann die Franzosen bis an die M a r n e und fast bis vor die Tore von Paris. Viele Sperrforts und Festungen hatten sich schon in seinem Rcken ergeben. Der Prsident der Republik, Po in-care [pomigkore], flchtete mit seiner Regierung nach Bordeaux [Bort)o]. Aber Kluck war doch zu schnell vorgegangen. Er konnte
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60 12. Wilhelm H. seit 15. Juni 1888.
Provinz und erfllten sie mit Rauben und Morden, mit Sengen und Brennen. Die unglcklichen Bewohner wichen scharenweise nach den westlichen Provinzen aus, die zurckgebliebenen aber wurden aufs grausamste behandelt und teilweise in Gefangen-fchaft geschleppt. Unser Kaiser befahl sofort, die entsetzliche Not seiner Ostpreuen mit allen Krften zu mildern. Zum Glck nahte schon der Retter in der hchsten. Not.
Hindenburg. Dies war der Generaloberst, sptere Generalfeldmarschall Paul v. Hindenburg. Er wurde am 2. Oktober 1847 zu Posen geboren und stammte eigentlich aus dem uralten Ge-schlechte der Ben eck endo rff, das wie Bismarcks Familie zu-erst in der Altmark angesessen war. Dieses Geschlecht gelangte spter nach Westpreuen und verband sich dort mit der Familie Hindenburg. Der kleine Paul besuchte die untersten Klassen des evangelischen Gymnasiums in Glogau und die Kadetten-Huser in Wahlstatt (bei Liegnitz) und Berlin. Anfang 1866 trat er in das 3. Garderegiment zu Fu ein, das damals in Danzig in Garnison lag. Er machte die Kriege 1866 und 1870/71 mit und zeichnete sich durch groe Tapferkeit aus. Da er sich immer mit militrischen Dingen beschftigte, kam er in den Generalstab und wurde Lehrer an der Kriegsakademie in Berlin. Von 1903 an kommandierte er acht Jahre lang das 4. Armeekorps (in Magdeburg). Er befand sich schon im Ruhestande, als ihn der Kaiser zum Fhrer einer Armee im Osten berief. Seine schnsten Eigenschaften sind Flei, Festigkeit und Herzensgte. Als er in Glogau die Quinta verlie, stand in seinem Schul-zeugnis: Sein Betragen war, einige Plauderhaftigkeit ab-gerechnet, gut." Er hat sich dies gemerkt. Denn er wurde ein schweigsamer Mann wie Moltke. Hindenburg nahm alle Truppen, die er in Ostpreuen vorfand, zusammen und strzte sich zunchst auf diejenige russische Armee, welche vom Narew (rechts zur Weichsel) her angerckt war und deshalb Narew-
Schlacht bei Armee hie. Er schlug Ende August 1914 bei Tannen-
sanmm&erg. er g Tage lang auf sie los, trieb sie von dort in die Smpfe und Wlder der Preuischen Seen und machte 93 000 Mann zu Gefangenen. Es war ein herrlicher Sieg der den fast doppelt so starken Feind. Denn dieser hatte auch fast alle Kanonen ver-loren. Darauf wandte sich Hindenburg gegen die zweite russische Armee, die aus der Gegend von Wilna her aufgebrochen war und
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62 12. Wilhelm Ii. seit 15. Juni 1888.
Galizien (bei Limanowa) siegreich waren, so zerschellte der russische Plan, durch Schlesien nach Deutschland einzudringen, vollstndig.
63* Dafr versuchten die Russen zum zweitenmal, Oft-i9i5. Preußen in ihren Besitz zu nehmen. Ihr nrdlicher Flgel hatte sich von den schweren Niederlagen im August und September 1914 wieder erholt und einen Teil dieser Provinz unter schrecklichen Verheerungen wirklich besetzt. Erst im Februar 1915 hotte Hindenburg so viele Truppen beisammen, da er hier einen krftigen Gegensto wagen koqnte. Er vereinigte seine Armeen unter den Generalen v. Eichhorn und v. Below und lieferte dem Feinde die furchtbare neuntgige Winter-s ch l a ch t i n M a s u r e n. Der Kaiser war selbst zur Stelle und wurde von den siegreichen Truppen auf dem Marktplatz in Lyck jubelnd begrt. Die Russen, weit der die Grenze gejagt, lieen 100000 Mann als Gefangene, 300 Geschtze und unbersehbares Kriegsgert in unseren Hnden. Ostpreuen war zum zweiten-mal vom Feinde befreit. Russische Horden, die dann noch M e m e l berfielen, wurden in kurzer Zeit zurckgeworfen. Seit-dem blieb der deutsche Boden von den Russen verschont.
intensan . 64, ie sterreicher und Ungarn hatten in den ersten "ms.a e"' Kriegsmonaten einen groen Teil Serbiens erobert. Aber sie zogen dann freiwillig von dort ab, weil die Bewohner dieses Landes durch Hunger und Seuchen genug geschwcht waren. Dazu kam, da unsere Bundesgenossen ihre Krfte besser in Galizien und Ungarn brauchen konnten. Die Russen boten nmlich seit Mitte Januar 1915 alles auf, um der die Kar-Paten nach Ungarn einzudringen und den Serben Hilfe zu bringen. Die Gebirgskmpfe in Schnee und Eis, die sich hier entspannen, waren grauenvoll und dauerten mehrere Monate. Aber sie hatten fr die Russen doch keinen Erfolg. Die Tapfer-keit und Ausdauer der deutschen Truppen, die an der Seite der Bundesgenossen auch hier die furchtbarsten Strapazen auf sich nahmen, waren unberwindlich. Der russische Durchsto der das Gebirge milang.
Mackensens Er wurde vollends unmglich gemacht durch Mackensen, @ai"8i9i5. den sich Erzherzog Friedrich fr den Krieg in Galizien er-beten hatte. Mackensen bernahm die Fhrung aller Truppen in Westgalizien. Ehe sichs die Russen versahen, durchbrach er am
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm August Mackensen Friedrich Friedrich Mackensen
12. Wilhelm Ii. seit 15. Juni 1888. 63
1. Mai 1915 mit aller Macht ihre Stellungen bei Gorlice [gorlitze], erstrmte im folgenden Monat Przemysl sprscho-rnfchl] und besetzte Lemberg. Er erhielt fr diese Grotaten den Rang eines preuischen Generalfeldmarschalls.
65. Wie Mackensen in Galizien, so drang Hindenburg Vordringen gleichzeitig in die russische Provinz Kurland ein. Beide un^jubnfl Feldherren hatten aber einen gemeinsamen Plan in Aussicht ge- Polens, isis. nommen. Sie wollten die russischen Festungen und Streitkrfte in Polen von Sden und Norden her umklammern. Dies war ein kriegerisches Unternehmen von ungeheuerer Schwierigkeit.
Unter furchtbaren Kmpfen wurden die Festungen an der Weichsel, am Njemen und am Bug zu Falle gebracht, darunter besonders Warschau, vor dem man schon einmal im ersten Kriegsjahr gestanden hatte. Aber die Russen hielten sich auch tapfer. Sie wichen immer weiter nach Osten aus, namentlich in die schrecklichen Rokitnosmpse, und leisteten ver-zweifelten Widerstand. Der Zar stellte sich jetzt selbst an die Spitze seiner Armeen, um sie noch mehr anzufeuern. Aber es nutzte ihm nichts mehr. Ende September 1915 hatten wir im Osten eine Linie erreicht, die etwa von Riga der Dnaburg sdlich bis Czernowitz [tschemwitz] verlief. Ein neuer Ver-such der Russen, von Ostgalizien und Bessarabien her West-wrts vorzudringen, milang Januar 1916 vollstndig.
Schon im Oktober 1915 konnten unter solch gnstigen Eroberun Umstnden deutsche und sterreichisch-ungarische Truppen unter Montenegros! Mackensen von Rußland nach Serbien geschafft werden, um 1915 und 1916-endlich auch dieses Land nach Gebhr zu zchtigen. Da sich den Mittelmchten inzwischen Bulgarien angeschlossen hatte,
wurde der Angriff von Norden und Osten her gleichzeitig unter-nommen. In kurzer Zeit fielen die beiden Hauptstdte Bel-g r a d und N i s ch in die Hnde der Verbndeten, Anfang Januar 1916 auch Montenegro mit Cetinje. Die Verbandmchte brachten den Serben zwar von Saloniki her Hilfe, aber sie reichte nicht aus und kam viel zu spt. Sie setzten sich nun in Saloniki, das doch den Griechen gehrte, unter Bruch der griechischen Neutralitt fest, zogen dort noch weitere gewaltige Truppenmassen zusammen und hofften, wenigstens die Ver-bindung zwischen Berlin und Konstantinopel zu stren, aber diese Erwartung tuschte sie vllig. Denn alsbald vereinigten sich
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64 12. Wilhelm Il seit 15. Juni 1888.
unsere Truppen mit denen unfrei Verbndeten in Mazedonien und leisteten dem Verbandheere unter dem franzsi-fchen General Sarrail gemeinsam den hartnckigsten Wider-stand. Griechenland, das unsre Feinde entsetzlich knebelten, um es aus ihre Seite zu ziehen, dankte schlielich König Konstantin, ein Schwager unsers Kaisers, zugunsten seines zweiten Sohnes zeitweilig ab. Das arme Land mute sich seitdem (Juni 1917) erst recht dem Willen des Vierverbands fgen.
66. Gleich bei Beginn des Weltkrieges gingen unsere Auslandskreuzer auf die Jagd nach feindlichen Schiffen. Die Auslandskreuzer hatten im Frieden die Aufgabe, das deutsche Ansehen in den fremden Erdteilen aufrechtzuerhalten. Sie wurden jetzt vom Kriege berrascht und konnten nicht mehr in die Heimat zurckkehren, da ihnen berall feindliche Kriegsschiffe auflauerten. Aber sie kannten keine Furcht. Die Gben" und die Breslau" beschossen die Nordkste Afrikas, durchbrachen dann ein starkes Geschwader der Englnder vor Messina und retteten sich endlich durch die Dardanellen ins Schwarze Meer, wo sie noch manche khne Tat gegen die Russen vollfhrten. Einen furchtbaren Schrecken verbreitete die Emden" im Indischen Ozean. Sie bohrte mit unglaublicher Khnheit eine Menge Handels- und Kriegsschiffe unserer Gegner in den Grund, wurde jedoch (9. November 1914) von einem australischen Grokreuzer zur Ergebung gezwungen und ihre Mannschaft ge-fangen genommen. Nur etwa 50 Mann unter dem Kapitn-leutnant v. Mcke hatten sich vorher auf einer kleinen Insel aus-geschifft und sich dadurch gerettet. Mcke kaperte den hollndi-schen Dreimaster Ayesha" [ajescha] und brachte seine Leute unter den ungeheuerlichsten Gefahren glcklich bis nach Kon-stantinopel. Im ganzen wurden von unseren Auslandskreuzern 67 Schiffe versenkt. Sie hatten einen Wert von 135 Millionen Mark.
Di erste In Ostasien standen noch unsere Panzerkreuzer Scharn-
Seeschlacht. ^// ^ n e i s e n au". Ihr tapferer Fhrer, Graf Spee, vereinigte diese mit drei kleinen Kreuzern (Nrnberg", Leipzig", Dresden") und besiegte damit am 1. November 1914 eine mindestens ebenso starke englische Flotte bei Santa M a riaan der Kste von Chile. In den nchsten Wochen wurde
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Konstantin Mcke Graf_Spee