Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Griechisch-römische Altertumskunde - S. 201

1910 - Münster i.W. : Aschendorff
201 wesentlich zur Abstrahierung der ursprnglichen Gestirngottheiten von ihrem Substrat beigetragen hat. Bei Homer ist diese Entwicklung in vollem (Bange, in der Volksreligion jedoch hat sich, wie die Tatsachen des Kultes lehren, das Bewutsein des astralen Charakters der betr. Gottheiten noch bis in die letzten Zeiten des Heidentums deutlich erhalten. Vor allem aber werden jetzt die religisen Mythen, von ihrem Kult und ihrer Heimat losgetrennt und z. T. nicht mehr verstanden, mehr ober minber zu profanen (Epen. Die Dichter dieser (Epen finden den Gegensatz jener verschobenen Bevlkerungsschichten vor. Die Helbenlieber vom Thebanischen kriege behandeln den Gegensatz der in Griechenland auf die Achmer stoenden Argiver. Die Bnger der jngern, auf dem Boben Kleinasiens, also im Gebiete der ausgeroanberten Bevlkerung entstanbenen Ilias lassen an die Stelle des Gegensatzes von Argivern und Achaiern im Mutterlande den der z. T. nach Kleinasien hinberverbrngten Achaier gegen die klein-asiatischen Troer treten, die (eine den Argivern durchaus stammver-wandte Bevlkerung) bort eben eingewandert und mit den Stmmen der ersten Schicht, den Darbanern u. a., zu einem Volke zu verschmelzen im Begriffe sinb; Homer kennt aber schlielich nur noch den Gegensatz zwischen Mutterland und Kleinasien, der in dieser Gestalt nie bestanden hat. Diesem Gegensatz entspricht die verschiedene Stellung-nhme der Gottheiten. Die den Troern freundlichen Götter Apoll, Artemis, Ares, Aphrodite sind argivisch-troische, während z. B. die achaiisch-pelas-gische Hauptgttin Pallas-Athene in Griechen wie Troern gleich treue Verehrer hat. Das Zusammenstrmen der verschiedensten Stammes-gtter, die in der Heimat jeweils die hchsten waren, auf dem Boden Kleinasiens fhrte zur Ausgestaltung eines Gtterstaates; diese Ein-und Unterordnung aber unter ein oberstes Gtterpaar Jeus und Hera*) mute den ursprnglichen Charakter der einzelnen notwendig verschieben. Dabei schwebte in letzter Linie der Gedanke vor, ein einheitliches Weltbild zu schaffen, das aber mit der Religion des griechischen Volkes nichts zu tun hatte. Den Gtterstaat im Sinne Homers erklrte die antike Auffassung daher mit Recht als Erfindung, weil sie am besten den groen Abstand zwischen dem durch das (Epos dem Volke aufgentigten Gtter-system und den im tglichen Kult wirksamen Lokalgottheiten empfand. Durch die Entwicklung, die das (Epos nahm, wurden allmhlich auch die alten, echten, kraftvollen Gttermythen der Volksreligion ent-wertet, die von Drachenkmpfen, Wahnsinn, Leiden, Selbstmorden u. a. gewaltigen Gtterschicksalen zu erzählen wuten. Derlei Dinge er-schienen den gebildeten jonischen Kaufleuten, dem Publikum der home-tischen Snger, deren Lieder darum nach einem Ausspruche Ulrichs v. Wilamovitz alles anbere eher als Volkspoesie waren, als Greuel und sind darum im Epos nur in vllig verblater Gestalt erhalten; sie muten der poetischen, rein menschlichen, fast weichlichen Auffassung, !) Hera, die urspr. mit Dionysos verbunden mar, ist erst bei Homer mit Jeus verschmolzen; Zeus dagegen ist Stammvater der Achaier, denen der Kern des Epos angehrt.

2. Griechisch-römische Altertumskunde - S. 288

1910 - Münster i.W. : Aschendorff
288 c) die ltesten Snger, die dieses Ereignis verherrlichten, waren diesem historischen Ereignisse rtlich und zeitlich nahe. Nach diesen Ergebnissen darf man wohl in berechtigtem Stolze mit E. Bodensteiner (Bltter fr das Gymnasialwesen, herausg. vom bairischen Gymnasiallehrer-Verein, Mnchen 1903, S. 419) sagen: Das zweite Mal haben die Deutschen Troja erobert". 64. Iv. Die Beziehungen zwischen der sog. mykenischen und der homerischen Kultur. Zunchst lassen sich manche Unterschiede feststellen: 1. Die homerische Kultur ist lange nicht so prachtliebend wie die mykenische. 2. Whrend wir bei Homer Leichenverbrennung haben, finden wir in der mykenischen Periode die Leichen mit goldenen Gesichtsmasken bedeckt und aufs prchtigste bestattet. 3. Homer erwhnt nicht die Opfergruben fr den Totenkult. 4. Homer kennt keine Grabstelen mit Steinskulpturen. 5. Bei Homer ist das Eisen sehr gebruchlich, während es unter den mykenischen Funden so selten ist (nur 2 eiserne Fingerringe), da man fast sagen knnte, es fehle ganz. 6. Ebenso tritt die bei Homer so oft erwhnte Heftnabel (negrti), ein Geschenk des Nordens, erst ganz gegen das Ende der mykenischen Periode auf. 7. Die mykenische Kunst kennt ebensowenig wie die lteren Bestandteile der Ilias den jonischen runden Metallschild, sondern nur den groen 8-frmigen Schild aus Rindsfell, den sog. Turmschild (vergl. Reichel, Homerische Waffen. 2. Aufl., Wien 1901). Wenn wir also auch nicht, wie es wohl geschieht, die homerische Kultur mit der mykenischen schlechthin sich decken lassen, (es lag ja zwischen der mykenischen Bltezeit und der Abfassung der homerischen Gedichte die sog. dorische Wanderung, wodurch die ganze Kultur einen Rckschlag erlitten hatte), so haben doch beide Kulturepochen manche Berhrungspunkte, und gar manche Seite des homerischen Kulturlebens hat durch die in Mykene, Tiryns, Troja usw. festgestellte mykenische Kultur eine ganz neue Beleuchtung erfahren. Die aufflligste und wichtigste bereinstimmung zwischen den mykenischen Funden und Homer ist wohl die, welche die eingelegte Arbeit der Dolchklingen und die goldenen Becher aus Amyklai zeigen. Nur in der mykenischen Kultur sind bisher derartige Arbeiten, ganze Bilder aus verschiedenen Metallen hergestellt, zu Tage gekommen, und gerade von ihnen hat Homer noch eine ganz klare Anschauung gehabt; denn er beschreibt eingehend, wie auf dem Schilde des Achilles dargestellt sind Weingrten mit blauen Trauben an silbernen Stcken, von einem Graben aus Blaustahl und von zinnernem Zaune umgeben, und wie Jnglinge goldene Schwerter an

3. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 147

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
bis zum Ende des Zwischenreiches. 147 9. Die ritterliche Minnedichtung.*) a) Der lyrische Minnegesang. a) Eindringen der fremden Poesie. Wie das Rittertum der Kreuzzugszeit seine Heimatsstätte im südlichen und westlichen Frankreich, sowie in dem normannischen England hatte und von da aus nach Deutschland gekommen ist, so kam mit ihm auch die Dicht- und Tonkunst aus jenen Ländern. Die Vermählung Friedrichs I. mit'^Beatrix, der Erbin von Burgund und Provence, und seines großen Gegners Heinrichs des Löwen mit der britischen Königstochter Mathilde erleichterte der fremden Kunst den Eingang in die deutschen Lande; unter dem Schutz und der Begünstigung beider fürstlichen Geschlechter, der Hohenstaufen und Welfen, verbreitete sie sich rasch im Süden wie im Norden. Die von den Häuptern der beiden Herrscherhäuser gepflegten Keime des kunstreichen Gesanges gingen dann, mit neuen Gaben vermehrt, an ihre Erben über, indem sowohl Heinrich Vi. als die Gegenkönige Otto und Philipp das überkommene Gut in treue Obhut nahmen und ausbildeten, bis es endlich, von Friedrich Ii. und seiner Umgebung zu üppiger Blüte getrieben, zuerst in der proven-calischen Heimat hinstarb und in Deutschland dem verwilderten Einfluß der kaiserlosen Zeit erlag. ß) Die deutschen Minnesänger. Von den letzten Jahrzehnten des 12. Jahrhunderts bis an das Ende des dreizehnten währte die Blütezeit des deutschen Rittergesanges. Die Mehrheit der Dichter, „an Reden reich, an Sinn erlesen", gehörte dem Herrenstande, dem höheren und niederen Adel an; nur eine geringe Zahl werden durch die Bezeichnung „Meister" als Leute bürgerlicher Abkunft mit gelehrter Bildung eingeführt. Viele Fürsten waren nicht bloß Gönner und Förderer der Dichtkunst, sie verfaßten auch selbst Minnelieder. Es ist bekannt, daß fast alle Glieder des hohenstaufischen Hauses, von dem sechsten Heinrich bis auf den jugendlichen Konradin, der heiteren Kunst oblagen. Ein ähnliches Bestreben gab sich in anderen Gegenden unter dem Fürstenstande kund. In Thüringen wetteiferten die Grafen von Henneberg mit dem Thüringer Hof auf der Wartburg in ^Gunstbezeigungen gegen die Dichter (f. S. 140). Herzog Heinrich von Anhalt 1252), der mit Irmengard, einer Tochter des gesangliebenden Landgrafen Hermann, vermählt war, hat in seiner Jugend die Klänge der Minne angestimmt; sein Neffe war Heinrich „der Erlauchte" von Meißen, als Kriegsmann, Sängerund Streiter im prachtvollen Turnier gefeiert, und Johann von Brabant, ein *) Nach G. Web er, Geschichte der deutschen Litteratur. 11. Aufl. Leipzig. 1880. 10*

4. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 344

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
344 Zustände des deutschen Volkes heilige» Berge Golgatha und Sinai, den Garten Gethsemane. Oft waren auch diese Orte in verschiedenen Stockwerken eines Gerüsts angeordnet. Von Scenenveränderung, Auf- und Abtreten der Personen wußte man nichts; alle Darsteller verweilten auf der Bühne, die während des ganzen Spiels unverändert blieb. Das Kostüm'war den Mitwirkenden freigestellt und daher oft phantastisch. Die Zuschauer nahmen auf Gerüsten und an den Fenstern der am Markt liegenden Häuser Platz. Damit wurde der Verweltlichung der Bühne vorgearbeitet, aber auch die Spiele trugen durch manche Scenen dazu bei so durch die Art der Darstellung der Juden, welche namentlich in den Osterspielen lächerlich gemacht wurden, und durch die komischen Figuren der Teufel, verbunden mit plumpen Witzen und sogar Unflätereien. In diesen Formen haben sich die „Spiele" durch ganz Deutschland verbreitet. Aber wie der ernsten Passionszeit der ausgelassene Fasching vorausging, so traten den Mysterien die Fastnachtsspiele zur Seite. Vermummte junge Leute zogen in Gruppen umher und gaben in Bürgerhäusern kleine Scenen zum besten, dramatisierte Vorgänge aus dem täglichen Leben, besonders gern in den Formen einer Gerichtsverhandlung. Diese Weihnächte und Osterspiele dauerten in ihrer alten Form im 16. Jahrhundert fast nur in den katholischen Ländern wie Bayern und Österreich fort, aber die Fastnachtfpiele erhielten sich auch unter protestantischer Bevölkerung, und an Stelle jener traten hier Ausführungen biblischer Geschichten, vermengt mit Stoffen aus dem griechischen und römischen Altertum oder aus der Legende. Es waren entweder wirkliche Volksschauspiele oder Schulkomödien nach dem Muster der lateinischen Komiker. Diese Stücke wurden nicht von Berufsschauspielern, sondern von Bürgern und Schülern aufgeführt und gewöhnlich in der geräumigen Vorhalle der Rathäuser. Die Dichter waren meist Geistliche und Lehrer. Alle diese Veranstaltungen dienten zur Unterhaltung der städtischen Bevölkerung, außerdem aber ergötzte sie sich an dem bunten Treiben, welches durch Gauklerbanden hervorgerufen wurde, wie es schon in früheren Jahrhunderten geschehen war und bereits erzählt worden ist. (S. S. 141). I

5. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 354

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
354 Zustände des deutschen Volkes Von nicht geringer Bedeutung für das bürgerliche Leben war auch das Fortleben der Singschulen, in denen der Meistergesang weiter gepflegt wurde. Diese Vereine von schlichten Bürgern und Handwerkern haben das unbestreitbare Verdienst, daß sich die Bewohner der Städte in jener Zeit sehr vor dem rohen und zum Teil zuchtlosen Adel auszeichneten. Jeder Meistersänger war zum frommen, sittlichen Leben, zu strengster Rechtlichkeit verpflichtet, und es ist natürlich, daß, jemehr das Ansehen der Genossenschaft zunahm, desto größer auch der Einfluß ihres reinen Lebens auf ihre Mitbürger werden mußte. Auch auf die geistige Bildung der Städte wirkte die Genossenschaft vorteilhaft, die Beschäftigung mit der Kunst, war sie auch noch so handwerksmäßig, mußte den schlichten Handwerker geistig erheben, seinen Verstand schärfen und vor allen ihn für höhere Verhältnisse des Lebens empfänglich machen. Der fprachgewaltigste und neben Hans Sachs der bedeutendste deutsche Dichter des 16. Jahrhunderts war Johann Fischart in Straßburg, der seinen Spott gegen alles richtete, was ihm ungesund und verderblich erschien. In seinen Satiren ist das ganze Volksleben seiner Zeit mit allen hervorragenden Namen und Erscheinungen abgespiegelt. 5. Die Wissenschaft. Unter dem Einfluß der Humanisten, der Reformatoren wie auch der Jesuiten nahmen die Hochschulen einen bedeutenden Aufschwung, und das Bildungsbedürfnis in weiteren Kreisen führte zur Gründung einer Anzahl neuer. So entstanden und zwar auf protestantischem Boden Marburg, Königsberg, Jena, Helmstädt. Altdorf bei Nürnberg und Gießen. Auch Söhne adeliger Familien suchten jetzt häufiger als früher eine gelehrte Bildung sich anzueignen, und groß war die Zahl derer, die trotz des Glaubensunterschiedes die italienischen Hochschulen oder die in Paris besuchten. Auch wurden im 16. Jahrhundert auf Betreiben der Reformatoren wie der Jesuiten Schulen verschiedener Art gegründet, auch Mädchenschulen, letztere wurden von Witwen oder früheren Nonnen geleitet. Eine wahre Umwälzung brachte die neue Bildung auf dem Gebiete der Astronomie hervor, indem Nikolaus Eoppernicus aus Thorn (1473—1543) nachwies, daß die Sonne unbeweglich im Mittelpunkt der Welt steht und die Erde sich um sie dreht. Mit dieser Ansicht hatte er die ganze mittelalterliche Weltanschauung aus den Angeln gehoben und wurde deshalb von seiner eigenen, der katholischen Kirche, nicht weniger als von der strenggläubigen protestantischen ' y:

6. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 537

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
Friedrichs des Großen. 537 des Landes verwies. Trotzdem war Wolff unausgesetzt dafür thätig, daß seine freiere Auffassung von den religiösen Dingen weiter verbreitet wurde. Wir wissen bereits, daß Friedrich der Große als Kronprinz seine Werke eifrig studierte und ihn später in sein früheres Amt wieder einsetzte. Während Wolff in Deutschland seine Ansichten zu verbreiten suchte, drangen auch von Frankreich und England neue Ideen ein, die das große Rätsel des Lebens, „Ursprung, Wesen, Zweck und Ziel aller Dinge" nicht mehr auf dem Wege des Glaubens, sondern aus dem des vernünftigen Denkens ergründen zu können glaubten. In dieser Richtung hatte sich nicht nur Friedrich Ii. seine Welt- und Lebensanschauung gebildet, sondern auch viele andere gelehrte Männer, die dafür in Wort und Schrift eintraten und den Kampf gegen die Verfechter der alten Lehre aufnahmen. Wie Wolff zu Anfang der Regierungszeit Friedrich Ii. die Gemüter mächtig aufregte, so übte später die Weltanschauung des Philosophen Immanuel Kant in Königsberg (1724—1804) einen nicht geringeren Einfluß auf alle gebildeten Zeitgenossen aus, indem er nachwies, daß übersinnliche Dinge niemals durch die menschliche Vernunft begriffen werden könnten, aber andrerseits den bedeutsamen Satz aufstellte: so zu handeln, als ob der Wille des Handelnden Naturgesetz werden müsse. Es wäre jedoch ein Irrtum, wenn man glauben wollte, daß um das Ende des Jahrhunderts die Aufklärung bereits vieles in den Hütten der Armen, zumal auf dem Lande gebessert hätte. In den Dörfern waren allerdings Schulen, aber häufig genug war der Lehrer ein früherer Bedienter des Gutsherrn, ein armer Schneider oder Leineweber, der sich so wenig als möglich von seinem Handwerk trennen wollte, vielleicht seine Frau den Unterricht besorgen ließ. Noch hing der Landmann treu an seiner Kirche; in den Hütten der Amen wurde viel gebetet und gesungen, häufig war fromme Schwärmerei. Zumal in den Gebirgslandschaften, wo die Industrie sich massenhaft in ärmlichen Hütten festgesetzt hatte, unter Holzarbeitern, Webern und Spitzenklöpplern des Erzgebirges und der schlesischen Bergthäler war ein frommer, gottergebener Sinn lebendig. Inzwischen hatte sich aber auch in der deutschen Dichtung ein ganz neuer Geist Bahn gebrochen. 2. Deutsche Dichter zur Zeit Friedrichs des Großen. Der König hatte in Leipzig mit zwei deutschen Dichtern gesprochen, die er als die größten ihres Vaterlandes bezeichnete; der eine war Gottsched, der andere, der jenen bei dem König ausstach, Christian Fürchtegott Geliert (1715—1769), Professor und Prediger in Leipzig. Friedrich schätzte Gottsched wegen seiner Anlehnung an die von ihm bewunderten Franzosen; zu Geliert zog ihn die Verwandtschaft der Fabeln desselben mit denjenigen Lafontaines hin, und er erklärte Geliert für den vernünftigsten unter allen deutschen Gelehrten. Geliert war auch weiterhin bekannt durch seine geistlichen Lieder und Briese und genoß in hohen und höchsten Kreisen großes Ansehen. Den Ruhm Friedrichs des Großen priesen Gleim (1719-1803), Rammler und Ewald von Kleist in ihren Gedichten. Auch Klopstock hatte Friedrichs Thaten anfangs begeistert besungen, später aber wandte er sich anderen Stoffen zu. Ganz auf dem Boden der Franzosen seiner Zeit stand anfänglich Christoph Martin Wieland (1733 —1803), mit seinem „Oberon" kam er jedoch schon den Dichtern der zweiten Blütezeit nahe. Alle diese Männer stellte der Sachse Gotthold Ephraim L e s s i n g in den Schatten. Lessing hat, obwohl vom König Friedrich nicht beachtet, die Siege und Thaten desselben in dem ersten echt deutschen Schauspiel „Minna von Barnhelm" verewigt und

7. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 237

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Erläuterungen. Agentie >! (Einzahl Agens) — die bewirkenden, tätigen Kräfte bei einem sich absoielenden Vorgange. Aggstein. Auf Aggstein hausten die Kuenringer, die schlimmsten unter allen Strompiraten der Donau. Aja Sophia (gr. Hagia Sophia), die ehemalige Sophienkirche in Konstantinopel, unter Justinian I. von 532/37 zu Ehren der gött- lichen Weisheit erbaut; seit 1453 eine türkische Bioschee (Gebetshaus). Sie ist ein Meisterwerk byzantinischer Baukunst, eine mächtige Kuppelkirche, die den Zentralbau mit dem Langhausbau vereinigt. Äußerlich ein einfacher Backsteinbau, aber im Innern prunkhaft ausgestattet durch reiche Gliederung und glanzvollen Schmuck der Wände mit buntem Marmor, Edelmetallen und herrlichen Mosaiken. Alexander der Große (336—323 v. Chr.) kämpfte siegreich gegen die illyrischen und thrakischen Völker im Norden von Makedonien. Er überschritt den Balkan und setzte mittels Einbäumen und andern primitiven Fahrzeugen über die Donau, ohne jedoch weiter in die Steppe einzudringen. Allmers Hermann, Dichter und Schriftsteller, geb. 11. Febr. 1821. zu Rechtenfleth bei Bremen, gest. 9. März 1902. Der Marschen- dichter Allmers ist vornehmlich durch die beiden Werte: „Marschen- buch" und „Römische Schlendertage" bekannt und berühmt geworden. In seinem „Marschenbuch" stellt er die mannigfaltigen Züge feiner heimatlichen Scholle mit einer Wahrheit und Klarheit dar, als wäre er ein wissenschaftlicher Forscher, und wieder offenbart er ein so feines Verständnis für die Sprache, in der die Gestalten seines Heimatlandes zum Herzen reden, für das geistige Element, das tief in dem Erschauten und Gehörten liegt, wie es nur ein echter Dichter vermag. Die Schilderung ist stets von plastischer Anschaulichkeit und die Sprache kraftvoll und reich.

8. Allgemeine Weltgeschichte - S. 33

1910 - Münster in Westf. : Aschendorff
Homer und die homerische Frage. 33 Auf Sizilien wurde eine Reihe von Kolonien gegrndet, von denen die wichtigsten waren: Megara, Selinus, Katana, Akragas (latei-nisch: Agrigenturn), Gela. Zankle, das spter nach der Niederlassung der aus ihrer Heimat flchtigen M'essenier Messana hie, und Syrakus, das an Gre und Reichtum alle anderen bertraf. An der Kste Unteritaliens, das von der Menge der griechischen Pflanzstdte hernach Grogriechenland" (Graecia magna) genannt wurde, lagen Rhegion. Messana gegenber, Kroton. Sybaris (dessen Bewohner, die Sybariten", wegen ihrer Schwelgerei berchtigt waren), Kyme (Cumae). das spartanische, durch Handel und Industrie bedeutende Tarent. Neapel (die an Stelle des alten Parthenope gegrndete Neustadt"), Thnrii und Lokri. Die 3. Periode der griechischen Kolonisation hat zum Zweck Haupt-Abritte schlich die Sicherung des eroberten Landes. Zu derartigen Ko-Kolomsa-lonien gehren u. a. die Kleruchien der Athener nach Lemnos. Euba. t,on-Amphipolis. die dorische Grndung in Potida (die beiden letzteren auf der Chalcidice). ebenso die Grndung von Stdten durch Alexander den Groen. Brner und die homerifche Frage. 31. Wenngleich die homerischen Gedichte die Zeit vor der dorischen Wanderung zum Hintergrunde haben, so drfen wir sie doch auch als ein Spiegelbild der Kultur nach der dorischen Wanderung ansehen, einerseits weil der Dichter aus den Begriffen und Vorstellungen seiner Zeit heraus schafft und anderseits weil beide Zeitabschnitte in kultureller Beziehung einander nahe stehen. Schon vor Homer hat es epische Gesnge gegeben, in den Home-rtfchen Dichtungen ist eine Reihe solcher in den Liedern behandelten Einzel- $uttunflen. sagen verknpft und jedesmal um einen Haupthelden gruppiert, in der Jlias um den tapferen Achilles, in der Odyssee um den vielgewaudten und listigen Odysseus. Die Jlias entrollt uns ein Gemlde aus der Belagerung Trojas. die besungenen Ereignisse beginnen mit dem Streite zwischen Achilles und Agamemnon und umfassen einen Zeitraum von wenigen Wochen des letzten Kriegsjahres; nur drei Tage werden aus-fhrlicher geschildert. Die Odyssee erzhlt uns in mrchenhafter Aus-fchmckuug die Irrfahrten und die Heimkehr des Odyfseus und umfat 40 Tage. Alle antiken Nachrichten der Homer sind unhistorisch, so diea^P-rwn Angaben der seinen Geburtsort. die home- Sieben Städte behaupten, da ihnen entstamme Homeros: ruche Frage. Smyrna, Rhodos, Kolophon, Salamin ') Jos. Argos, Sithen."2) J) Salamis auf Cypern. 2) Epigramm aus Gellius, Noctes Atticae; Variationen dieser Verse nennen noch andere Städte wie Chios, Kyme, Pylos, Jthaka. o Weltgeschichte fr die Oberstufe b. Stubienanst. 1. Bd.

9. Allgemeine Weltgeschichte - S. 35

1910 - Münster in Westf. : Aschendorff
Die homerische Kultur. 35 einfach-schlichte Auffassung, die ruhige und doch immer lebendige Darstellung, hinter die der Dichter stets anspruchslos zurcktritt, die Mannigfaltigkeit der Heldencharaktere wie der Gttergestalten, die eben-inige, wohltnende Sprache haben die Bewunderung aller Zeiten in gleichem Mae erregt, und die Annahme ist wohl berechtigt, da Homer wie kein zweiter Dichter ans den Bildungsgang aller Kulturvlker einge-wirkt hat. Zuffclnde in der ersten Bcilfte des griechifchen Mittelalters: Die homerifche Kultur. 32. Die Verbnde und Geschlechter, die in die Vorzeit^*t5*tess hinaufreichen, finden wir in ihrer Bedeutung bei Homer: die aus dem Kreis der Verwandten hervorgegangenen Phratrien und die Phylen, d. f. die Einzelstmme, die in eine grere Volksgemeinde aufgegangen sind. Das Privateigentum ist bei Homer schon ausgebildet; ob allerdings nicht der Grund und Boden Gemeinbesitz gewesen und nur fr den Fürsten Privateigentum ausgesondert gewesen, ist zweifelhaft. Wir finden fchon fnbij*e die Scheidung der Stnde in Adlige, kleine Bauern, die zumeist Hrige te eum9' der Adligen waren, und Sklaven. Allerdings sind die Stnde nicht schroff gegeneinander abgeschlossen, vielmehr verkehrt der Hhere mit dem Niederen ungezwungen. Die Sklaven, durch Krieg, Raub oder Kaus ge-wonnen, sind treue Diener ihrer Herren, wie der gttliche Sauhirt". Angt8um der Spitze der Stmme stehen erbliche Könige, die von Zeus abstammen; wir haben also ein Knigtum von Gottes Gnaden. Sie stehen zu ihrem Volke in einem patriarchalischen Verhltnis. Ihr Abzeichen ist das Zepter, ein langer Stab, wie die Priester, Seher und Herolde ihn tragen, ober prchtiger geschmckt. Ihre Befugnis ist, wie die des iudogerrna-uifchen Knigtums berhaupt, eine dreifache: eine kriegerische, richterliche, priesterliche. Die Mittel zum kniglichen Aufwand boten das Krongut {isjiievos), Ehrenanteile an Opfern und Beute und besondern Gaben. Neben dem König steht ein Waffenadel, der in festen Burgen wohnt. Der Adel. Seine Macht grndet sich auf den Grundbesitz. Er bildet den Beirat des Knigs. Die Volksversammlung der ganzen Gemeinde hat nur geringe Bedeutung. In derselben treten die Adligen mit dem Zepter in der Hand als Redner auf, das Volk gibt lediglich durch Zuruf seine Meinung kund. Die Hauptttigkeit bildet Ackerbau und Viehzucht. Diejenigen, die kein Land besitzen, fristen als Tagelhner (Theten) ein kmmerliches Leben. Was man an Gerten und Kleidung gebraucht, wird meist im eigenen Hause angefertigt, fremde Erzengnisse brachte der phnizische Kauf-mann. Der wenig entwickelte Handel war Tauschhandel, das Stck Vieh der bliche Wertmesser. Daneben stieg der Wert der Edelmetalle wie des Goldes. Wir finden die Ansnge von besonderen Berufen. Als 3*

10. Geschichte des Mittelalters - S. 14

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
14 Die germanische Vorzeit. nebst den Tüchern im einsamen See von Sklaven gebadet, die nach der Arbeit der Göttin zum Opfer gebracht wurden. ^Ees- Die Götter wurden nicht in Tempeln, sondern aus Bergen oder len ' in Hainen, besonders unter uralten Eichen und Linden verehrt. Opfer waren Feldfrüchte und Tiere oder auch Menschen (besonders Kriegsgefangene). Die Priester bildeten keinen abgeschlossenen Stand. Gottbegeisterten Fraueu legte man die Gabe der Weissagung bei. Die hohen Feste („Hochzeiten") wurden im Anschluß au die Wendepunkte der Jahreszeiten gefeiert. 7. Schriftwesen und Kunst. Schon in der ältesten Zeit hatten die Kunst. Westgermanen religiöse Lieder, die beim Gottesdienst oder bei besonderen feierlichen Gelegenheiten von einem tanzenden Chor gesungen wurden („laikaz“ vgl. ahd. „leich“), daneben gab es eine hochentwickelte weltliche Dichtung, die die Stammeshelden und hervorragende Helden (Ar-minius) feierten. Aber auch Segen- und Zaubersprüche, Rätsel und Sprichwörter wurden in dichterische Form gebracht. Fahrende Sänger zogen schon in sehr frühen Zeiten von Hof zu Hof (vergl. Beowulf), aber einett besonderen Sängerstand (Barden) hat es nicht gegeben. Die dichterische Form ist der Stabreim. Von den Götter- und Heldenliedern ist uns nichts erhalten, sie pflanzte» sich durch mündliche Überlieferung fort. Schrift.' Schon früh besaßen die Deutschen eine Schrift. Die ältesten uns erhaltenen Schriftdenkmäler zeigen die Runenschrift; diese ist eine Umgestaltung des lateinische» Alphabets der Kaiserzeit; da die Buchstaben meist in Holz eingeritzt (writan = schreiben; vgl. to write) wurden, so wurden die runden Züge in eckige planmäßig umgeformt, z. B. P in |>. Dieses Rnuenalphabet, das im 4. Jahrhundert überall bekannt ist, wird feit dem 6. Jahrhundert durch das lateinische Alphabet verdrängt. Iii. Die Völkerwanderung. Arsachen. H 7. Ursachen und Vorboten der Völkerwanderung. Landnot hatte die Germanen veranlaßt, neue Gebiete zu erobern. Als die Römer diesem Streben einen Damm entgegensetzten, suchten sie den Boden wirtschaftlich stärker auszunutzen, utn die wachsende Bevölkerung zit' ernähren. Ein Teil des Bevölkerunbzüberschusses fand auch im römischen Heere und römischen Reiche Unterkommen. Trotzdem hatte sich gegen Ende des '2. Jahrhunderts die Bevölkerung so vermehrt, daß das Land nicht mehr ausreichte, besonders nicht bei den Ostgermanen, die noch ein halb nomadisches Leben führten. Landnot mag oft auch innere Kriege herbeigeführt Haben. Die ihres Landes beraubte Völkerschaft mußte dann versuchen, im römischen Reiche angesiedelt zu werden, denn im Osten drängten die Slawen. Mm die Mitte des 2. Jahrhunderts stießen die Goten an der Wanderung. Weichsel entlang nach Südosten vor; diese Bewegung pflanzte sich fort
   bis 10 von 11 weiter»  »»
11 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 11 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 5
2 0
3 1
4 6
5 0
6 0
7 0
8 0
9 3
10 0
11 0
12 0
13 0
14 1
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 2
27 1
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 1
38 0
39 0
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 9
46 1
47 0
48 0
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 7
2 18
3 21
4 19
5 5
6 5
7 2
8 0
9 10
10 0
11 2
12 0
13 20
14 7
15 1
16 7
17 18
18 0
19 0
20 3
21 5
22 21
23 2
24 4
25 16
26 1
27 2
28 4
29 0
30 0
31 2
32 0
33 4
34 3
35 11
36 1
37 5
38 1
39 4
40 2
41 7
42 4
43 90
44 0
45 12
46 3
47 6
48 2
49 1
50 5
51 0
52 9
53 1
54 10
55 3
56 2
57 1
58 2
59 5
60 2
61 4
62 1
63 1
64 2
65 21
66 2
67 1
68 8
69 3
70 11
71 6
72 4
73 0
74 1
75 3
76 5
77 6
78 1
79 1
80 1
81 1
82 4
83 3
84 4
85 0
86 0
87 6
88 0
89 4
90 0
91 11
92 34
93 1
94 4
95 15
96 0
97 2
98 5
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 16
1 1
2 0
3 7
4 0
5 0
6 0
7 0
8 1
9 3
10 2
11 0
12 0
13 1
14 0
15 4
16 1
17 0
18 0
19 3
20 0
21 0
22 12
23 5
24 1
25 1
26 0
27 1
28 0
29 18
30 0
31 0
32 1
33 3
34 1
35 1
36 0
37 4
38 0
39 4
40 0
41 1
42 0
43 6
44 0
45 1
46 1
47 4
48 0
49 0
50 4
51 4
52 8
53 1
54 39
55 0
56 0
57 2
58 3
59 8
60 0
61 5
62 3
63 2
64 0
65 4
66 0
67 3
68 0
69 0
70 0
71 1
72 3
73 2
74 35
75 0
76 1
77 0
78 0
79 4
80 5
81 15
82 26
83 0
84 0
85 2
86 0
87 0
88 2
89 0
90 0
91 35
92 0
93 0
94 0
95 4
96 0
97 4
98 1
99 1
100 5
101 0
102 3
103 3
104 1
105 8
106 3
107 1
108 7
109 0
110 2
111 6
112 2
113 0
114 0
115 36
116 0
117 0
118 0
119 1
120 19
121 0
122 0
123 7
124 1
125 0
126 0
127 11
128 1
129 1
130 0
131 4
132 0
133 1
134 0
135 0
136 97
137 1
138 2
139 1
140 0
141 0
142 5
143 1
144 3
145 5
146 1
147 1
148 2
149 2
150 0
151 1
152 1
153 0
154 5
155 0
156 0
157 4
158 0
159 0
160 0
161 0
162 9
163 10
164 1
165 9
166 17
167 11
168 3
169 4
170 0
171 3
172 152
173 93
174 0
175 6
176 2
177 5
178 0
179 1
180 0
181 6
182 0
183 39
184 1
185 0
186 0
187 1
188 1
189 0
190 21
191 1
192 1
193 0
194 3
195 1
196 11
197 0
198 0
199 13