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1. Das Mittelalter - S. 120

1857 - Koblenz : Baedeker
120 Die Nationallitteratur der germanischen Völker. Erweiterung der Kenntnisse zum Zwecke hatte, theils eine besondere nationale, vorzugsweise poetische, für das Volk und in den Lan- dessprachen, die seit dem 9. Jahrhundert allmälig eine festere Gestalt gewannen, sowohl bei den germanischen als den romanischen Völkern. A. Die Nationallitteratur der germanischen Völker. a) Die Dichtungen der Skandinavier, unter denen die Isländer durch ihre Abgeschiedenheit von dem übrigen Europa die Reinheit ihrer Sprache und Volksthümlichkeit am längsten bewahrt haben, waren: 1) priesterliche, meist mythologischen Inhalts, und zwar entweder die ganze Mythologie in allgemeinen Zügen umfassend, oder sich auf einzelne Sagenkreise und Gottheiten beschränkend. 2) Hel- denlieder. Diese sowohl als die priesterlichen Dichtungen sind ge- sammelt in der Edda. 3) Skaldengesänge, welche fast ausschließlich geschichtliche Stoffe behandeln, aus dem 8.— 11. Jahrhundert. Eine christliche Dichtung entwickelte sich hier erst seit dem 14. Jahrhundert. b) Die Angelsachsen hatten ebenfalls schon frühe eine reich- haltige Litteratur. In der Poesie erscheint die epische Form als die vorherrschende und der Inhalt ist theils volksthümlich (wie im Beo- wulf), theils kirchlich; unter den Prosagattnngen gedieh die Kanzel- beredsamkeit zu einer frühen und schönen Blüte. In Wales hatte sich die gälische Sprache und mit ihr ein reicher Schatz von Helden- liedern und Stammsagen erhalten, die durch Barden fortgepflanzt wurden. Unter diesen Barden ist der berühmteste Ossian, der die Thaten und Leiden seines Vaters, des Königs Fingal, besang. e) Die deutsche Litteratur hat von allen neuern Litteraturen die frühesten schriftlichen Denkmäler aufzuweisen. Zwar sind die ältesten Volkslieder der heidnischen Germanen, welche sie zum Lobe ihrer Götter und Helden, theils vor der Schlacht, theils beim Mahle zu singen pflegten, gänzlich untergegangen, und von der rei- chen Volksdichtung, welche die an die Völkerwanderung geknüpfte deutsche Heldensage (die gothische, fränkische, burgundische und hunni- sche) behandelte, hat sich nur das Hildebrandslied als ein Bruch- stück erhalten. Dagegen sind von den frühen Versuchen der Geist- lichen, das Christenthum durch Verbreitung christlicher Schriften in der Volkssprache fester zu begründen, noch mehrfache Ueberreste vorhanden, theils in Prosa, namentlich die schon aus dem 4. Jahrh.

2. Das Alterthum - S. 159

1873 - Coblenz : Baedeker
Die griechischen Götter. §. 55. 159 2. Bd. §. 2. A.), den höchsten, unsichtbaren Gott ohne Bild und Tempel, ja ohne persönlichen Namen, denn Zevg ist ursprünglich identisch mit Qsog (= Himmel, .Aether). Dieser Monotheis- mus konnte sich aber in seiner Lauterkeit nicht erhalten, als die Nation sich in verschiedene Stämme spaltete1) und diese ihre eigenthümlichen Vorstellungen von dem höchsten Wesen ausbildeten und an besondere Localitäten knüpften. Aus den verschiedenen Seiten des göttlichen Wesens, die man bisher durch Beinamen bezeichnet hatte, wurden neue, selbständige Wesen und dies führte nothwendig zum Polytheismus, der durch die Vervielfältigung der Lebensbeziehungen und durch die Berührung mit den Fremden und ihren Göttern fortwährend weiter ausgebildet wurde. Auch schuf man die personiflcirten Naturmächte allmählich zu Vertretern sittlicher Ideen um. Diese neuen Götter werden als höhere menschliche )Vesen gedacht, erscheinen unter menschlicher Gestalt und werden auf Zeus unter der Form der Abstammung (Theogonie) zurückgeführt, eine Vor- stellungsart, welche vorzugsweise die Dichter (Homer und Hesiod) und die Künstler ausgebildet haben. Doch sind keineswegs alle Schöpfungen der Poesie und der Kunst auf dem Gebiete der Religion Gegenstände des Cultus geworden, vielmehr ist die Mythologie des Cultus und der Dichtersage wohl zu unterscheiden. Die Götter wurden unterschieden in die der Oberwelt oder des Himmels (ol avco, ol vtccitoi, ol ovqcivlol) und die der Unterwelt oder auf und unter der Erde und im Wasser (ol xcctco, oi x&ovioi, xatax&ovloi, oi d-alocooiol). Die himm- lischen Götter bewohnen den in den Aether hineinragendeu Berg Olympus (daher 'Olvfxtcioi), eine Vorstellung, die wahrschein- lich durch die ältesten Dichter in Pierien am Fusse des Olympus ausgebildet wurde. Auf dem obersten Gipfel thront Zeus, auf den Abhängen und in den Schluchten des Berges sind die Paläste der übrigen Götter. Die chthonischen Götter (Demeter und ihre Tochter Persephone und der letztem Gemahl Pluton) wohnen in den Tiefen der Erde, welche eben so wohl das Bild des Ursprungs als des Unterganges der Dinge ist. Zu den Erdgöttern gehört auch Dionysos als Symbol der üppigen Vegetation der Erde (s. ') G. F. Schoemann, griech. Alterthümer, 2. Bd. S. 122, Anm. 1. scliliesst aus dem Umstande, dass das System von zwölf Göttern nicht blos hei den Griechen, sondern auch bei den Etruskern, Sabinern und Römern vorkommt, auf die Entstehung des Polytheismus in der gemeinsamen asiatischen Heimat.

3. Das Alterthum - S. 14

1877 - Leipzig : Baedeker
14 Geographie von Phnizien. Colonien der Phnizier. , 8. 9. Weltreligionen (Judenthum, Christenthum und Islam) sind semitischen Ursprungs. Bei den unvermischten Semiten (Israeliten und Arabern) findet sich vorzugsweise der Begriff der unmittelbaren gttlichen Offen-barnng; sie haben keine Mythologie und daher kein nationales Epos und Drama, sondern nur lyrische und didaktische Poesie; sie pflegen mehr die realen Wissenschaften, als die abstracten, und der Entwicklung der plastischen Kunst (Sculptur und Malerei) steht (im entschiedenen Gegensatze zum Heidenthum) das Verbot jeder Abbildung des hchsten Wesens entgegen. a. Die Religions- und Staatsverfassung s. S. 8. b. Die von einem religis-patriotischen Geiste durchdrungene Litteratur der Israeliten besteht in geschichtlichen Bchern und in Poesien, theils lyrischen, wie die Psalmen David's und Salomes hohes Lied, theils lyrisch-didaktischen, wie das Buch Hiob, die Klagegesnge und Weissagungen der 4 greren (Jesaias, Jeremias, Ezechiel, Daniel) und 12 kleineren Propheten. Rein didaktisch sind die Sprche Salomo's, eine umfassende Sammlung religiser Sentenzen. Ii. Die Phnizier. . 8. Geographie von Phnizien. Der schmale Kstensaum, welcher den Mittlern Theil des syrischen Gestades ausmacht, hat keine bedeutende Entwickelung, aber doch einzelne Buchten, welche zur Anlage groer Handelsstdte dienten, wie Tyrus (bestehend aus der Altstadt und der gegen-ber dem Festlande gelegenen Jnselstadt), Sidon, Berytus und Ardus. ? 9. Colonien der Phnizier. Kein Volk der alten Welt hat so weite und so entfernte Lnder-gebiete colonisirt, wie die Phnizier. Die Veranlassung dazu war: a) um der bervlkerung und den daraus entstehenden politischen und socialen Uebelstnden vorzubeugen, b) indem bei wirklich ausbrechenden inneren Unruhen die schwchere Partei freiwillig oder gezwungen auswanderte; c) das Vordringen der Völker aus dem mitt-lern Asien, namentlich die Eroberungszge der Assyrier und Babylonier; d) um sich mit entfernten, besonders nncultivirten Lndern einen regelmigen Verkehr zu sichern. Zahlreich, aber meist schon frh (durch das Zusammentreffen mit den Griechen) wieder verlassen waren die phnizischen Nieder-lassungen auf den Inseln im stlichen Becken des Mittel-

4. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 147

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
bis zum Ende des Zwischenreiches. 147 9. Die ritterliche Minnedichtung.*) a) Der lyrische Minnegesang. a) Eindringen der fremden Poesie. Wie das Rittertum der Kreuzzugszeit seine Heimatsstätte im südlichen und westlichen Frankreich, sowie in dem normannischen England hatte und von da aus nach Deutschland gekommen ist, so kam mit ihm auch die Dicht- und Tonkunst aus jenen Ländern. Die Vermählung Friedrichs I. mit'^Beatrix, der Erbin von Burgund und Provence, und seines großen Gegners Heinrichs des Löwen mit der britischen Königstochter Mathilde erleichterte der fremden Kunst den Eingang in die deutschen Lande; unter dem Schutz und der Begünstigung beider fürstlichen Geschlechter, der Hohenstaufen und Welfen, verbreitete sie sich rasch im Süden wie im Norden. Die von den Häuptern der beiden Herrscherhäuser gepflegten Keime des kunstreichen Gesanges gingen dann, mit neuen Gaben vermehrt, an ihre Erben über, indem sowohl Heinrich Vi. als die Gegenkönige Otto und Philipp das überkommene Gut in treue Obhut nahmen und ausbildeten, bis es endlich, von Friedrich Ii. und seiner Umgebung zu üppiger Blüte getrieben, zuerst in der proven-calischen Heimat hinstarb und in Deutschland dem verwilderten Einfluß der kaiserlosen Zeit erlag. ß) Die deutschen Minnesänger. Von den letzten Jahrzehnten des 12. Jahrhunderts bis an das Ende des dreizehnten währte die Blütezeit des deutschen Rittergesanges. Die Mehrheit der Dichter, „an Reden reich, an Sinn erlesen", gehörte dem Herrenstande, dem höheren und niederen Adel an; nur eine geringe Zahl werden durch die Bezeichnung „Meister" als Leute bürgerlicher Abkunft mit gelehrter Bildung eingeführt. Viele Fürsten waren nicht bloß Gönner und Förderer der Dichtkunst, sie verfaßten auch selbst Minnelieder. Es ist bekannt, daß fast alle Glieder des hohenstaufischen Hauses, von dem sechsten Heinrich bis auf den jugendlichen Konradin, der heiteren Kunst oblagen. Ein ähnliches Bestreben gab sich in anderen Gegenden unter dem Fürstenstande kund. In Thüringen wetteiferten die Grafen von Henneberg mit dem Thüringer Hof auf der Wartburg in ^Gunstbezeigungen gegen die Dichter (f. S. 140). Herzog Heinrich von Anhalt 1252), der mit Irmengard, einer Tochter des gesangliebenden Landgrafen Hermann, vermählt war, hat in seiner Jugend die Klänge der Minne angestimmt; sein Neffe war Heinrich „der Erlauchte" von Meißen, als Kriegsmann, Sängerund Streiter im prachtvollen Turnier gefeiert, und Johann von Brabant, ein *) Nach G. Web er, Geschichte der deutschen Litteratur. 11. Aufl. Leipzig. 1880. 10*

5. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 344

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
344 Zustände des deutschen Volkes heilige» Berge Golgatha und Sinai, den Garten Gethsemane. Oft waren auch diese Orte in verschiedenen Stockwerken eines Gerüsts angeordnet. Von Scenenveränderung, Auf- und Abtreten der Personen wußte man nichts; alle Darsteller verweilten auf der Bühne, die während des ganzen Spiels unverändert blieb. Das Kostüm'war den Mitwirkenden freigestellt und daher oft phantastisch. Die Zuschauer nahmen auf Gerüsten und an den Fenstern der am Markt liegenden Häuser Platz. Damit wurde der Verweltlichung der Bühne vorgearbeitet, aber auch die Spiele trugen durch manche Scenen dazu bei so durch die Art der Darstellung der Juden, welche namentlich in den Osterspielen lächerlich gemacht wurden, und durch die komischen Figuren der Teufel, verbunden mit plumpen Witzen und sogar Unflätereien. In diesen Formen haben sich die „Spiele" durch ganz Deutschland verbreitet. Aber wie der ernsten Passionszeit der ausgelassene Fasching vorausging, so traten den Mysterien die Fastnachtsspiele zur Seite. Vermummte junge Leute zogen in Gruppen umher und gaben in Bürgerhäusern kleine Scenen zum besten, dramatisierte Vorgänge aus dem täglichen Leben, besonders gern in den Formen einer Gerichtsverhandlung. Diese Weihnächte und Osterspiele dauerten in ihrer alten Form im 16. Jahrhundert fast nur in den katholischen Ländern wie Bayern und Österreich fort, aber die Fastnachtfpiele erhielten sich auch unter protestantischer Bevölkerung, und an Stelle jener traten hier Ausführungen biblischer Geschichten, vermengt mit Stoffen aus dem griechischen und römischen Altertum oder aus der Legende. Es waren entweder wirkliche Volksschauspiele oder Schulkomödien nach dem Muster der lateinischen Komiker. Diese Stücke wurden nicht von Berufsschauspielern, sondern von Bürgern und Schülern aufgeführt und gewöhnlich in der geräumigen Vorhalle der Rathäuser. Die Dichter waren meist Geistliche und Lehrer. Alle diese Veranstaltungen dienten zur Unterhaltung der städtischen Bevölkerung, außerdem aber ergötzte sie sich an dem bunten Treiben, welches durch Gauklerbanden hervorgerufen wurde, wie es schon in früheren Jahrhunderten geschehen war und bereits erzählt worden ist. (S. S. 141). I

6. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 354

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
354 Zustände des deutschen Volkes Von nicht geringer Bedeutung für das bürgerliche Leben war auch das Fortleben der Singschulen, in denen der Meistergesang weiter gepflegt wurde. Diese Vereine von schlichten Bürgern und Handwerkern haben das unbestreitbare Verdienst, daß sich die Bewohner der Städte in jener Zeit sehr vor dem rohen und zum Teil zuchtlosen Adel auszeichneten. Jeder Meistersänger war zum frommen, sittlichen Leben, zu strengster Rechtlichkeit verpflichtet, und es ist natürlich, daß, jemehr das Ansehen der Genossenschaft zunahm, desto größer auch der Einfluß ihres reinen Lebens auf ihre Mitbürger werden mußte. Auch auf die geistige Bildung der Städte wirkte die Genossenschaft vorteilhaft, die Beschäftigung mit der Kunst, war sie auch noch so handwerksmäßig, mußte den schlichten Handwerker geistig erheben, seinen Verstand schärfen und vor allen ihn für höhere Verhältnisse des Lebens empfänglich machen. Der fprachgewaltigste und neben Hans Sachs der bedeutendste deutsche Dichter des 16. Jahrhunderts war Johann Fischart in Straßburg, der seinen Spott gegen alles richtete, was ihm ungesund und verderblich erschien. In seinen Satiren ist das ganze Volksleben seiner Zeit mit allen hervorragenden Namen und Erscheinungen abgespiegelt. 5. Die Wissenschaft. Unter dem Einfluß der Humanisten, der Reformatoren wie auch der Jesuiten nahmen die Hochschulen einen bedeutenden Aufschwung, und das Bildungsbedürfnis in weiteren Kreisen führte zur Gründung einer Anzahl neuer. So entstanden und zwar auf protestantischem Boden Marburg, Königsberg, Jena, Helmstädt. Altdorf bei Nürnberg und Gießen. Auch Söhne adeliger Familien suchten jetzt häufiger als früher eine gelehrte Bildung sich anzueignen, und groß war die Zahl derer, die trotz des Glaubensunterschiedes die italienischen Hochschulen oder die in Paris besuchten. Auch wurden im 16. Jahrhundert auf Betreiben der Reformatoren wie der Jesuiten Schulen verschiedener Art gegründet, auch Mädchenschulen, letztere wurden von Witwen oder früheren Nonnen geleitet. Eine wahre Umwälzung brachte die neue Bildung auf dem Gebiete der Astronomie hervor, indem Nikolaus Eoppernicus aus Thorn (1473—1543) nachwies, daß die Sonne unbeweglich im Mittelpunkt der Welt steht und die Erde sich um sie dreht. Mit dieser Ansicht hatte er die ganze mittelalterliche Weltanschauung aus den Angeln gehoben und wurde deshalb von seiner eigenen, der katholischen Kirche, nicht weniger als von der strenggläubigen protestantischen ' y:

7. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 537

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
Friedrichs des Großen. 537 des Landes verwies. Trotzdem war Wolff unausgesetzt dafür thätig, daß seine freiere Auffassung von den religiösen Dingen weiter verbreitet wurde. Wir wissen bereits, daß Friedrich der Große als Kronprinz seine Werke eifrig studierte und ihn später in sein früheres Amt wieder einsetzte. Während Wolff in Deutschland seine Ansichten zu verbreiten suchte, drangen auch von Frankreich und England neue Ideen ein, die das große Rätsel des Lebens, „Ursprung, Wesen, Zweck und Ziel aller Dinge" nicht mehr auf dem Wege des Glaubens, sondern aus dem des vernünftigen Denkens ergründen zu können glaubten. In dieser Richtung hatte sich nicht nur Friedrich Ii. seine Welt- und Lebensanschauung gebildet, sondern auch viele andere gelehrte Männer, die dafür in Wort und Schrift eintraten und den Kampf gegen die Verfechter der alten Lehre aufnahmen. Wie Wolff zu Anfang der Regierungszeit Friedrich Ii. die Gemüter mächtig aufregte, so übte später die Weltanschauung des Philosophen Immanuel Kant in Königsberg (1724—1804) einen nicht geringeren Einfluß auf alle gebildeten Zeitgenossen aus, indem er nachwies, daß übersinnliche Dinge niemals durch die menschliche Vernunft begriffen werden könnten, aber andrerseits den bedeutsamen Satz aufstellte: so zu handeln, als ob der Wille des Handelnden Naturgesetz werden müsse. Es wäre jedoch ein Irrtum, wenn man glauben wollte, daß um das Ende des Jahrhunderts die Aufklärung bereits vieles in den Hütten der Armen, zumal auf dem Lande gebessert hätte. In den Dörfern waren allerdings Schulen, aber häufig genug war der Lehrer ein früherer Bedienter des Gutsherrn, ein armer Schneider oder Leineweber, der sich so wenig als möglich von seinem Handwerk trennen wollte, vielleicht seine Frau den Unterricht besorgen ließ. Noch hing der Landmann treu an seiner Kirche; in den Hütten der Amen wurde viel gebetet und gesungen, häufig war fromme Schwärmerei. Zumal in den Gebirgslandschaften, wo die Industrie sich massenhaft in ärmlichen Hütten festgesetzt hatte, unter Holzarbeitern, Webern und Spitzenklöpplern des Erzgebirges und der schlesischen Bergthäler war ein frommer, gottergebener Sinn lebendig. Inzwischen hatte sich aber auch in der deutschen Dichtung ein ganz neuer Geist Bahn gebrochen. 2. Deutsche Dichter zur Zeit Friedrichs des Großen. Der König hatte in Leipzig mit zwei deutschen Dichtern gesprochen, die er als die größten ihres Vaterlandes bezeichnete; der eine war Gottsched, der andere, der jenen bei dem König ausstach, Christian Fürchtegott Geliert (1715—1769), Professor und Prediger in Leipzig. Friedrich schätzte Gottsched wegen seiner Anlehnung an die von ihm bewunderten Franzosen; zu Geliert zog ihn die Verwandtschaft der Fabeln desselben mit denjenigen Lafontaines hin, und er erklärte Geliert für den vernünftigsten unter allen deutschen Gelehrten. Geliert war auch weiterhin bekannt durch seine geistlichen Lieder und Briese und genoß in hohen und höchsten Kreisen großes Ansehen. Den Ruhm Friedrichs des Großen priesen Gleim (1719-1803), Rammler und Ewald von Kleist in ihren Gedichten. Auch Klopstock hatte Friedrichs Thaten anfangs begeistert besungen, später aber wandte er sich anderen Stoffen zu. Ganz auf dem Boden der Franzosen seiner Zeit stand anfänglich Christoph Martin Wieland (1733 —1803), mit seinem „Oberon" kam er jedoch schon den Dichtern der zweiten Blütezeit nahe. Alle diese Männer stellte der Sachse Gotthold Ephraim L e s s i n g in den Schatten. Lessing hat, obwohl vom König Friedrich nicht beachtet, die Siege und Thaten desselben in dem ersten echt deutschen Schauspiel „Minna von Barnhelm" verewigt und

8. Die neuere Zeit - S. 271

1872 - Coblenz : Baedeker
Geographie. Romanische Litteratur. §. 65. 27 f Auffassung und beredte Darstellung als durch umfassende Gelehrsam- keit und gründliche Forschung hervor. e) Die Geographie, deren Gebiet durch die zahlreichen Reisen, namentlich die zu wissenschaftlichen Zwecken unternommenen, fortwährend erweitert wurde, erreichte eine wesentliche Vervoll- kommnung durch ihre stets engere Verbindung mit Astronomie und Naturkunde, ward aber erst durch C. Ritter 1859) zur eigent- lichen Wissenschaft erhoben. 5. Litteratur. Bis um die Mitte des 17. Jhdrts. erlebte die romantische Poesie des Mittelalters eine fernere Blüte bei den romanischen Völkern: den Italienern, Spaniern und Portugiesen. Das Zeit- alter Ludwig’s Xiv. brachte die Entwickelung der neuclassischen Poesie, besonders des Drama, in Frankreich nach dem Vorbilde und der Theorie der Alten und mit entschiedenem Einflüsse auf England und Deutschland. Die deutsche Litteratur hat fast zuletzt einen neuen und selbständigen Aufschwung genommen, ist dagegen auch, wenigstens in wissenschaftlicher Beziehung, namentlich in Geschichte und Philosophie, die reichste und reifste geworden. a) Die schon im 14. Jhdrt. mit Dante begonnene Blüte der italienischen Poesie dauerte fort bis gegen Ende des 16. Jhdrts. und zeigte sich besonders im romantischen Epos, welches durch Ariosto’s (f 1533) Orlando furioso und Torquato Tasso’s (f 1595) G-erusalemme liberata, bei eigentümlicher Verschiedenheit beider Meisterwerke, seine höhere Vollendung erhielt. b) In Spanien blühte die Dichtkunst bis gegen Ende des 17. Jhdrts. Unter den zahlreichen Dichtern dieser Nation nehmen den ersten Rang ein: Cervantes de Saavedra (•{• 1616) durch seinen satirischen Roman Don Quixote, Lope de Vega (f 1635) als fruchtbarster dramatischer Dichter (von 2200 Stücken?) undoalde- ron de la Barca (f 1687), welcher dem Nationaldrama die höchste Entwickelung gab. c) In Portugal feierte Luis de Camoens (f 1579) in seinem Epos os Lusiadas die Grossthaten seiner Nation in Ostindien. d) Unter den drei grossen Culturvölkem Mittel- und West- Europas gingen die Engländer1) in der Entwickelung der litte- rarischen Bildung den Franzosen und Deutschen voran. Schon unter Elisabeth erreichte die dramatische Poesie durch William Shakes- peare (f 1616) ihre höchste Blüte. Seine durchaus ursprüngliche *) *) Hettner, H., Geschichte der Litteratur im 18. Jhdrt. 4 Bde. 1856 ff.
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