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1. Lehrbuch der allgemeinen Geschichte für die unteren und mittleren Klassen höherer Unterrichtsanstalten - S. 97

1835 - Hannover : Hahn
97 Geistes. Sie ward sogar Kirchen- und Gesetzessprache. Erst als die aus der Vermischung des Germanischen mit dem Lateinischen und Keltischen hervorgegangenen neueren europäischen oder sogenann- ten romanischen Sprachen, wie das Italienische, Französische, Spanische, Portugiesische, Englische u. s. w. neben dem eigentlichen Teutschen in ihren Formen sich bestimmter durchgebildet hatten,^ ent- stand bei den germanisch-europäischen Völkern seit dem zwölften Jahrhunderte eine Nationalli tera tur. Insbesondere erreichte die Dichtkunst im zwölften und dreizehnten Jahrhunderte durch die Trou- badours in der Provence, noch mehr aber durch die sogenannten Minnesänger bei den Teutschen ihre schönste jugendliche Blüthe. Die vorzüglichsten der Minnesänger, zu denen auch viele Fürsten, insbesondere die edlen Hohenstaufen gehören, sind Heinrich von Veldeck, Harrmann von der Aue, Wolfram von Eschen- bach, Heinrich von Ofterdingen, Walther von der Vo- gelweide, Gottfried von Straßburg, Konrad von Würz- burg, der wahrscheinliche Herausgeber des herrlichsten der teutschen Nationalgedichte, des Liedes der Nibelungen. Die ganze Tiefe, Kraft und Erhabenheit des teutschen Gemü- thes tritt uns versinnlicht in jenen spitzbogigen, himmelanstrebenden Bauwerken entgegen, deren Styl mit Recht der teutsche, unpas- send der gothische beißt. Denn von Teutschland ging jene groß- artige Baukunst zunächst aus, wurde durch Teutsche in andere Län- der verpflanzt, und erreichte in unserm Vaterlande im dreizehnten und vierzehnten Jahrhunderte ihre höchste Vollendung. Hierher ge- hören die Kirchen zu Straßburg, zu der 1015 Bischof Werner den Grund legte, und deren Thurm nach dem Plane des großen Meisters, Erwin von Steinbach, seit 1277 erbaut wurde (vollendet 1439), zu Köln (seit 1248), Frei bürg, Wien u. s. w. Neben der Baukunst blühte auch seit dem zwölften Jahrhunderte die Malerei zugleich in Italien und Teutschland auf. In letzterm Lande war Köln ihr Hauptsitz, und wan Eyk Vervollkommnet der Öl- malerei. 8- 71. Die Hohenstaufen oder schwäbischen Kaiser. Nach dem Ausgange des fränkischen Kaiserhauses mithein- rich V. (1125) schien das in Schwaben und Franken herrschende Haus der Hohenstaufen am meisten Aussicht auf die teutsche Krone zu haben. Denn die Herzoge Friedrich von Schwaben und Konrad von Franken waren Schwestersöhne und Allodial-Erben Heinrichs V. Jenes durch wunderbare Größe und seltenes Mißge- schicks ausgezeichnete Geschlecht hatte seinen frühesten Sitz in dem schwäbischen Dorfe Büren, und führte seinen Namen von der Burg Hohenstaufen auf der rauhen Alp. Heinrich Iv. über-

2. Lehrbuch der allgemeinen Geschichte für die unteren und mittleren Klassen höherer Unterrichtsanstalten - S. 111

1835 - Hannover : Hahn
stärkeren Neger aus Afrika nach Amerika zu verpflanzen, nicht ahnend, daß er so zu dem schändlichsten Menschenhandel Anlaß gab. (1517). Doch ist der Blick auf die Folgen, welche die Entdeckung Ame- rika's für das Ganze hat, tröstend und erhebend, und läßt das Ein- zelne, wiewohl nicht ohne schmerzliches Gefühl der Erlösung, ver- gessen. Nicht nur ist Amerika selbst in der Gesittung und jeglicher (Entwicklung seitdem rasch vorangeschritten, auch Europa hat unend- lich gewonnen. Der Welthandel änderte sich und ward außeror- dentlich ausgedehnt; durch die vielen neuen, zum Theil höchst wohl- tätigen Produkte, besonders aber auch durch die Menge Goldes und Silbers, welches die neue Welt lieferte, änderte sich die ganze Le- bensweise und der Wohlstand der Europäer; die Bildung nahm insbesondere unter der niedern Klasse des Volkes zu, die seitdem durch die Kartoffeln gegen die drückendsten Nahrungssorgen gesichert ist; nicht nur einzelne Wissenschaften, wie Natur- und Erdkunde, schritten voran, sondern es wurde überhaupt dem menschlichen Geiste ein unendlicher Schauplatz neuer Thätigkeit eröffnet, auf dem er seine Kräfte üben und allseitig vervollkommnen kann. §• 81. Kunst und Wissenschaft. Mit dem Ausgange der Hohenstaufen war auch die Dicht- kunst in Teutschland gesunken. Denn die sogenannten Meifter- sänger, die wie die Handwerker eigene Zünfte bildeten, stehen in jeder Hinsicht den Minnesängern bei weitem nach, und gefielen sich nur in glatten Reimen. Die vornehmsten Zünfte waren zu Augsburg, Straßburg, vorzüglich aber zu Nürnberg, wo der Schuster Hans Sachs (ss 1576), der tüchtigste der Minnesän- ger, lebte. Besser gelang die didaktisch - salyrische Poesie, wie die Werke: Reineke der Fuchs von Heinrich von Alkmar (um 1490) und das Narrenschiff von Sebastian Brand (um 1500) beweisen. Desto herrlicher war die Dichtkunst bereits in Italien aufge- blüht durch die drei großen Geister, Dante Alighieri (göttliche Comödie, ch1321), Petrarca ('s 1374) und Boccaccio (-j-1375). In diesem Lande wurde zuerst auch wieder das Studium der alten Klassiker mit vieler Liebe betrieben, besonders seit sich dort nach der Eroberung von Constantinopel (1453) mehre griechische Gelehrte niedergelassen hatten. Von Italien aus verbreitete sieb das klassische Studium unter die übrigen abendländischen Völker, und wurde bald mit außerordentlichem Eifer betrieben, und dadurch ein feinerer Ge- schmack und regerer Sinn für Kunst und Wissenschaft überhaupt geweckt. .

3. Lehrbuch der allgemeinen Geschichte für die unteren und mittleren Klassen höherer Unterrichtsanstalten - S. 31

1835 - Hannover : Hahn
31 mitten unter großen Entwürfen zu Babylon 323. Mit seinem Tode zerfiel sein Werk; nach langen blutigen Streitigkeiten unter seinen Generalen gingen aus seinen Eroberungen mehre Reiche her- vor, wie das der Seleuciden in Syrien und Mittelasien; das der Ptolemäer in Ägypten; Pergamus in Kleinasien; Make- donien in Europa u. A. Alexanders Heereszug nach Asien hatte übrigens für die Fort- bildung des menschlichen Geschlechtes die wichtigsten Folgen; jetzt erst wurden die Völker des Morgen- und Abendlandes durch gegen- seitigen Austausch ihrer Kenntnisse und Erfahrungen, durch Verkehr und Handel enger miteinander verbunden; durch ganz Asien hin wurden griechische Städte gegründet, und dadurch griechische Kultur und Sprache verbreitet. So muß auch das, was nichts als die Frucht ehrgeiziger Eroberer zu sein scheint, in der Hand Gottes als ein Erziehungsmittel für das menschliche Geschlecht dienen. §. 24. Die Literatur der Griechen. Kein Volk des Alterthums zeichnete sich so sehr in allen Zwei- gen des menschlichen Wissens und der Kunst aus als die Griechen. Durch die Werke, die wir hierin von ihnen besitzen, sind sie heute noch in Vielem unsere Lehrer, und verdienen unsere Bewunderung und unfern Dank. Außer Homer, dem Vater der griechischen Dichtkunst, zeichneten sich hierin aus: Hesiod als Lehrdichter; Aschylus, Sophokles und Euripides als Tragiker; Aristo- phan es als Lustspieldichter; Pi ndar als erhabener Odendichter u. A. Der Vater der Geschichtschreibung ist Herodot von Hali- karnaß; der größte hierin Thucydides, auf den Tenophon folgt. Alle diese lebten vor oder um die Zeiten des peloponnesischen Krieges. In der bildenden Kunst lieferten die herrlichsten Werke Phidias, der Freund desperikles, Praxiteles; in dermah- lerei: Polygnotus, Zeuxis, Apelles. Der größte der Red- ner ist Demosthenes, der Athener; dem sein Gegner Äschines, und Jsokrates nachstehen. Iii. Periode. Von den Zeiten Alexanders des Großen bis auf Christus, oder vom Untergange des persischen Weltreiches bis auf die Erscheinung des Christenrhums. 323 vor Chr. — §. 25. Italiens Lage und früheste Bewohner. Die Halbinsel Italien, in ihrer jetzigen natürlichen Begrän- zung von den Alpen bis zu der Meerenge von Sicilien sich erstrek-

4. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 147

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
bis zum Ende des Zwischenreiches. 147 9. Die ritterliche Minnedichtung.*) a) Der lyrische Minnegesang. a) Eindringen der fremden Poesie. Wie das Rittertum der Kreuzzugszeit seine Heimatsstätte im südlichen und westlichen Frankreich, sowie in dem normannischen England hatte und von da aus nach Deutschland gekommen ist, so kam mit ihm auch die Dicht- und Tonkunst aus jenen Ländern. Die Vermählung Friedrichs I. mit'^Beatrix, der Erbin von Burgund und Provence, und seines großen Gegners Heinrichs des Löwen mit der britischen Königstochter Mathilde erleichterte der fremden Kunst den Eingang in die deutschen Lande; unter dem Schutz und der Begünstigung beider fürstlichen Geschlechter, der Hohenstaufen und Welfen, verbreitete sie sich rasch im Süden wie im Norden. Die von den Häuptern der beiden Herrscherhäuser gepflegten Keime des kunstreichen Gesanges gingen dann, mit neuen Gaben vermehrt, an ihre Erben über, indem sowohl Heinrich Vi. als die Gegenkönige Otto und Philipp das überkommene Gut in treue Obhut nahmen und ausbildeten, bis es endlich, von Friedrich Ii. und seiner Umgebung zu üppiger Blüte getrieben, zuerst in der proven-calischen Heimat hinstarb und in Deutschland dem verwilderten Einfluß der kaiserlosen Zeit erlag. ß) Die deutschen Minnesänger. Von den letzten Jahrzehnten des 12. Jahrhunderts bis an das Ende des dreizehnten währte die Blütezeit des deutschen Rittergesanges. Die Mehrheit der Dichter, „an Reden reich, an Sinn erlesen", gehörte dem Herrenstande, dem höheren und niederen Adel an; nur eine geringe Zahl werden durch die Bezeichnung „Meister" als Leute bürgerlicher Abkunft mit gelehrter Bildung eingeführt. Viele Fürsten waren nicht bloß Gönner und Förderer der Dichtkunst, sie verfaßten auch selbst Minnelieder. Es ist bekannt, daß fast alle Glieder des hohenstaufischen Hauses, von dem sechsten Heinrich bis auf den jugendlichen Konradin, der heiteren Kunst oblagen. Ein ähnliches Bestreben gab sich in anderen Gegenden unter dem Fürstenstande kund. In Thüringen wetteiferten die Grafen von Henneberg mit dem Thüringer Hof auf der Wartburg in ^Gunstbezeigungen gegen die Dichter (f. S. 140). Herzog Heinrich von Anhalt 1252), der mit Irmengard, einer Tochter des gesangliebenden Landgrafen Hermann, vermählt war, hat in seiner Jugend die Klänge der Minne angestimmt; sein Neffe war Heinrich „der Erlauchte" von Meißen, als Kriegsmann, Sängerund Streiter im prachtvollen Turnier gefeiert, und Johann von Brabant, ein *) Nach G. Web er, Geschichte der deutschen Litteratur. 11. Aufl. Leipzig. 1880. 10*

5. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 344

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
344 Zustände des deutschen Volkes heilige» Berge Golgatha und Sinai, den Garten Gethsemane. Oft waren auch diese Orte in verschiedenen Stockwerken eines Gerüsts angeordnet. Von Scenenveränderung, Auf- und Abtreten der Personen wußte man nichts; alle Darsteller verweilten auf der Bühne, die während des ganzen Spiels unverändert blieb. Das Kostüm'war den Mitwirkenden freigestellt und daher oft phantastisch. Die Zuschauer nahmen auf Gerüsten und an den Fenstern der am Markt liegenden Häuser Platz. Damit wurde der Verweltlichung der Bühne vorgearbeitet, aber auch die Spiele trugen durch manche Scenen dazu bei so durch die Art der Darstellung der Juden, welche namentlich in den Osterspielen lächerlich gemacht wurden, und durch die komischen Figuren der Teufel, verbunden mit plumpen Witzen und sogar Unflätereien. In diesen Formen haben sich die „Spiele" durch ganz Deutschland verbreitet. Aber wie der ernsten Passionszeit der ausgelassene Fasching vorausging, so traten den Mysterien die Fastnachtsspiele zur Seite. Vermummte junge Leute zogen in Gruppen umher und gaben in Bürgerhäusern kleine Scenen zum besten, dramatisierte Vorgänge aus dem täglichen Leben, besonders gern in den Formen einer Gerichtsverhandlung. Diese Weihnächte und Osterspiele dauerten in ihrer alten Form im 16. Jahrhundert fast nur in den katholischen Ländern wie Bayern und Österreich fort, aber die Fastnachtfpiele erhielten sich auch unter protestantischer Bevölkerung, und an Stelle jener traten hier Ausführungen biblischer Geschichten, vermengt mit Stoffen aus dem griechischen und römischen Altertum oder aus der Legende. Es waren entweder wirkliche Volksschauspiele oder Schulkomödien nach dem Muster der lateinischen Komiker. Diese Stücke wurden nicht von Berufsschauspielern, sondern von Bürgern und Schülern aufgeführt und gewöhnlich in der geräumigen Vorhalle der Rathäuser. Die Dichter waren meist Geistliche und Lehrer. Alle diese Veranstaltungen dienten zur Unterhaltung der städtischen Bevölkerung, außerdem aber ergötzte sie sich an dem bunten Treiben, welches durch Gauklerbanden hervorgerufen wurde, wie es schon in früheren Jahrhunderten geschehen war und bereits erzählt worden ist. (S. S. 141). I

6. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 354

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
354 Zustände des deutschen Volkes Von nicht geringer Bedeutung für das bürgerliche Leben war auch das Fortleben der Singschulen, in denen der Meistergesang weiter gepflegt wurde. Diese Vereine von schlichten Bürgern und Handwerkern haben das unbestreitbare Verdienst, daß sich die Bewohner der Städte in jener Zeit sehr vor dem rohen und zum Teil zuchtlosen Adel auszeichneten. Jeder Meistersänger war zum frommen, sittlichen Leben, zu strengster Rechtlichkeit verpflichtet, und es ist natürlich, daß, jemehr das Ansehen der Genossenschaft zunahm, desto größer auch der Einfluß ihres reinen Lebens auf ihre Mitbürger werden mußte. Auch auf die geistige Bildung der Städte wirkte die Genossenschaft vorteilhaft, die Beschäftigung mit der Kunst, war sie auch noch so handwerksmäßig, mußte den schlichten Handwerker geistig erheben, seinen Verstand schärfen und vor allen ihn für höhere Verhältnisse des Lebens empfänglich machen. Der fprachgewaltigste und neben Hans Sachs der bedeutendste deutsche Dichter des 16. Jahrhunderts war Johann Fischart in Straßburg, der seinen Spott gegen alles richtete, was ihm ungesund und verderblich erschien. In seinen Satiren ist das ganze Volksleben seiner Zeit mit allen hervorragenden Namen und Erscheinungen abgespiegelt. 5. Die Wissenschaft. Unter dem Einfluß der Humanisten, der Reformatoren wie auch der Jesuiten nahmen die Hochschulen einen bedeutenden Aufschwung, und das Bildungsbedürfnis in weiteren Kreisen führte zur Gründung einer Anzahl neuer. So entstanden und zwar auf protestantischem Boden Marburg, Königsberg, Jena, Helmstädt. Altdorf bei Nürnberg und Gießen. Auch Söhne adeliger Familien suchten jetzt häufiger als früher eine gelehrte Bildung sich anzueignen, und groß war die Zahl derer, die trotz des Glaubensunterschiedes die italienischen Hochschulen oder die in Paris besuchten. Auch wurden im 16. Jahrhundert auf Betreiben der Reformatoren wie der Jesuiten Schulen verschiedener Art gegründet, auch Mädchenschulen, letztere wurden von Witwen oder früheren Nonnen geleitet. Eine wahre Umwälzung brachte die neue Bildung auf dem Gebiete der Astronomie hervor, indem Nikolaus Eoppernicus aus Thorn (1473—1543) nachwies, daß die Sonne unbeweglich im Mittelpunkt der Welt steht und die Erde sich um sie dreht. Mit dieser Ansicht hatte er die ganze mittelalterliche Weltanschauung aus den Angeln gehoben und wurde deshalb von seiner eigenen, der katholischen Kirche, nicht weniger als von der strenggläubigen protestantischen ' y:

7. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 537

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
Friedrichs des Großen. 537 des Landes verwies. Trotzdem war Wolff unausgesetzt dafür thätig, daß seine freiere Auffassung von den religiösen Dingen weiter verbreitet wurde. Wir wissen bereits, daß Friedrich der Große als Kronprinz seine Werke eifrig studierte und ihn später in sein früheres Amt wieder einsetzte. Während Wolff in Deutschland seine Ansichten zu verbreiten suchte, drangen auch von Frankreich und England neue Ideen ein, die das große Rätsel des Lebens, „Ursprung, Wesen, Zweck und Ziel aller Dinge" nicht mehr auf dem Wege des Glaubens, sondern aus dem des vernünftigen Denkens ergründen zu können glaubten. In dieser Richtung hatte sich nicht nur Friedrich Ii. seine Welt- und Lebensanschauung gebildet, sondern auch viele andere gelehrte Männer, die dafür in Wort und Schrift eintraten und den Kampf gegen die Verfechter der alten Lehre aufnahmen. Wie Wolff zu Anfang der Regierungszeit Friedrich Ii. die Gemüter mächtig aufregte, so übte später die Weltanschauung des Philosophen Immanuel Kant in Königsberg (1724—1804) einen nicht geringeren Einfluß auf alle gebildeten Zeitgenossen aus, indem er nachwies, daß übersinnliche Dinge niemals durch die menschliche Vernunft begriffen werden könnten, aber andrerseits den bedeutsamen Satz aufstellte: so zu handeln, als ob der Wille des Handelnden Naturgesetz werden müsse. Es wäre jedoch ein Irrtum, wenn man glauben wollte, daß um das Ende des Jahrhunderts die Aufklärung bereits vieles in den Hütten der Armen, zumal auf dem Lande gebessert hätte. In den Dörfern waren allerdings Schulen, aber häufig genug war der Lehrer ein früherer Bedienter des Gutsherrn, ein armer Schneider oder Leineweber, der sich so wenig als möglich von seinem Handwerk trennen wollte, vielleicht seine Frau den Unterricht besorgen ließ. Noch hing der Landmann treu an seiner Kirche; in den Hütten der Amen wurde viel gebetet und gesungen, häufig war fromme Schwärmerei. Zumal in den Gebirgslandschaften, wo die Industrie sich massenhaft in ärmlichen Hütten festgesetzt hatte, unter Holzarbeitern, Webern und Spitzenklöpplern des Erzgebirges und der schlesischen Bergthäler war ein frommer, gottergebener Sinn lebendig. Inzwischen hatte sich aber auch in der deutschen Dichtung ein ganz neuer Geist Bahn gebrochen. 2. Deutsche Dichter zur Zeit Friedrichs des Großen. Der König hatte in Leipzig mit zwei deutschen Dichtern gesprochen, die er als die größten ihres Vaterlandes bezeichnete; der eine war Gottsched, der andere, der jenen bei dem König ausstach, Christian Fürchtegott Geliert (1715—1769), Professor und Prediger in Leipzig. Friedrich schätzte Gottsched wegen seiner Anlehnung an die von ihm bewunderten Franzosen; zu Geliert zog ihn die Verwandtschaft der Fabeln desselben mit denjenigen Lafontaines hin, und er erklärte Geliert für den vernünftigsten unter allen deutschen Gelehrten. Geliert war auch weiterhin bekannt durch seine geistlichen Lieder und Briese und genoß in hohen und höchsten Kreisen großes Ansehen. Den Ruhm Friedrichs des Großen priesen Gleim (1719-1803), Rammler und Ewald von Kleist in ihren Gedichten. Auch Klopstock hatte Friedrichs Thaten anfangs begeistert besungen, später aber wandte er sich anderen Stoffen zu. Ganz auf dem Boden der Franzosen seiner Zeit stand anfänglich Christoph Martin Wieland (1733 —1803), mit seinem „Oberon" kam er jedoch schon den Dichtern der zweiten Blütezeit nahe. Alle diese Männer stellte der Sachse Gotthold Ephraim L e s s i n g in den Schatten. Lessing hat, obwohl vom König Friedrich nicht beachtet, die Siege und Thaten desselben in dem ersten echt deutschen Schauspiel „Minna von Barnhelm" verewigt und

8. Lehrbuch der allgemeinen Geschichte für höhere Unterrichtsanstalten - S. 68

1872 - Hannover : Hahn
68 worden. Uebervlkerung und Unternehmungsgeist fhrten inde auch in den nchstfolgenden Jahrhunderten immer neue Schaaren der das Meer, wodurch allmhlich auf allen Inseln und Ksten des Mittelmeeres griechische Kolonien entstanden. Die ltesten erhoben sich unter dem glcklichen Himmelsstriche an der Westkste Kleinasiens und auf den nahe liegenden Inseln in so groer Anzahl, da die einzelnen je nach dem Stamme, von dem die Grndung zunchst ausging, unter den landschaft-lichen Namen Aeolis, Ionia und Doris zusammengefat wurden. Zu den hervorragendsten der schnell aufblhenden klein-asiatischen Pflanzstdte gehrten: unter den otischen Kyme, Mytilene auf der Insel Lesbos, Smyrna u. a.; unter den ionischen Milet, durch Gewerbeflei, ausgebreitete Schifffahrt und Handel alle andern berragend; ferner Ephesus, berhmt durch seinen Dianentempel (von Herostratus niedergebrannt 356 vor Chr., bald aber noch prachtvoller wieder aufgebaut), Phoka, die Insel Samos u. a.; unter den dorischen Halikarna, die Insel Nhodus u. a. 2) Seit dem achten Jahrhundert verbreiteten sich die Griechen auch der die westlichen Lnder des Mittelmeeres. Im untern Italien bten die dortigen hellenischen Pflanzstdte, darunter Ta-rent, Kroton, Sybaris, Rhegium u. a., durch Zahl und Macht solchen Einflu, da dieser Theil Italiens ganz grcisirt und spter Gro griechenland genannt wurde. Auf der Insel Sicilien wurde das von ausgewanderten Korinthern (um 735) gegrndete Syrakus die mchtigste aller griechischen Pflanzstdte im Westen, neben ihm Agrigent, Segesta, Messana u. a. An der gallischen Kste gehrte Massalia und an der nord-afrifanischen Kt;reite (zwei griechische Grndungen gegen Ende des siebenten Jahrhunderts) zu den reichsten Handelsstdten des Alterthums. 3) Diese ausgebreitete Kolonisirung bte auf die Entwickelung des griechischen Volksthums groen Einflu. Vor allem waren es die kleinasiatischen Pflanzstdte, welche, durch ihre glckliche Lage begnstigt, frher als das Mutterland selbst in der Bildung voranschritten und fr dieses die Wiege hherer Geisteskultur wurden. In Ionien lebte Homer, der Vater der griechi- 900 sehen Poesie und Literatur (um 900). Durch seine ewig Herr* .Chr. lichen Gedichte, die Iliade und Odyssee, welche sich auf den $,omer- trojanischen Sagenkreis beziehen, bte er den grten Einflu auf die Bildung des griechischen Volkes, und auf den Kunstgeschmack der gesatnmten Nachwelt. Von seinen Lebensumstnden wissen wir nichts; sieben Städte (mit dem meisten Rechte Chios und Smyrna) stritten sich um die Ehre, sein Geburtsort zu heien. 4) In Ionien blhte auch zuerst die griechische Phi-

9. Lehrbuch der allgemeinen Geschichte für höhere Unterrichtsanstalten - S. 22

1872 - Hannover : Hahn
- 22 schrieben, welche die uralte Sprache der arischen Inder ist, und als Quelle zum Verstndnis spterer aus ihr hervorgegangener indischer Volkssprachen, so wie auch des Persischen, Griechischen, Lateinischen, Deutschen U.a., d. i. der Wurzeln und Bildungsformen der groen indogermanischen Sprachfamilie, be-trachtet werden mu. Zur Zeit als Alexander der Groe seinen Eroberungszug nach Indien unternahm (327 v. Chr.) scheint das Sanskrit als lebende Volkssprache aufgehrt zu haben und wurde seitdem in den Schulen der Brahmanen als heilige Sprache erhalten. 7) Die Beda (Veda bedeutet Wissen) gelten als das ge-offenbarte Wort Brahma's, und sind die Quelle aller indischen Weisheit. Das Lernen und Erklren der Veda ist darum die wichtigste Beschftigung der Brahmanen. Sie bestehen aus vier Sammlungen, die Gebete, Hymnen, Lehren, Mythen u. A. enthalten. Die Abfassung ihrer ltesten Bestandtheile geht wohl der das Jahr 1500 v. Chr. hinauf; sie gehren daher zu den ltesten Denkmlern menschlicher Kulturentwickelung. Das sogen. Gesetzbuch Menu's wurde nach der Sage der Inder von Brahma selbst seinem Enkel Menu oder Manu, d. i. dem ersten Menschen, mitgetheilt, und von diesem den Nachkommen berliefert. Diese Sammlung, die etwa um 650 v. Chr. abgeschlossen war, enthlt Gesetze und Vorschriften der das ffent-liehe und Privatleben, der Kultus, Ehe, Erziehung u. f. w. 8) Auerdem besitzen die Inder eine sehr reiche poetische Litern-tur. Zur alten Sanskrit-Literatur gehren zwei umfangreiche epische Gedichte: Mahabharata, das den gegenseitigen Vernichtungs-kmpf zweier Frstengeschlechter, und Ramayana, das die Eroberung Indiens durch den gttlichen Helden Rama schildert. Unter den zahlreichen dramatischen Dichtungen der Inder zeichnet e sich das Drama Sakuntala von Kalidasa, einem Dichter aus nachchristlicher Zeit, als eines der schnsten Erzeugnisse der Dichtkunst vor andern aus. Von den Wissenschaften haben die Inder besonders die mathematischen, namentlich die Algebra, als deren eigentliche Erfinder sie gelten drfen, gepflegt. Unsere sogen, arabischen Dezimalziffern gehren ursprnglich den Indern an, von denen sie zu den Arabern und durch diese zu den Vlkern Europa's gekommen sind. . 10. Babylonier und Assyrer. a) Das alte Reich von Babylon. 1) Im vordem Westasien ist das ehemals gesegnete Stromland zwischen und an den beiden Flssen Euphrat und Tigris der lteste Sitz civilistrter Staaten. Dies Stromgebiet, Mesopotamien

10. Lehrbuch der allgemeinen Geschichte für höhere Unterrichtsanstalten - S. 166

1872 - Hannover : Hahn
166 seine Stelle, und bekleidete seinen Sohn, einen Jngling mit dem bedeutungsvollen Namen Romulus Augustulus, mit dem Purpur. Gegen diese erhob sich dann der Rugier Odoaker, Anfhrer eines aus deutschen Sldnern bestehenden Heerhaufens in Italien. Er nahm den Orestes gefangen und lie ihn hinrichten, und verwies dessen Sohn gegen einen Iahrgehalt auf das Land-476 gut des Lucullus nach Campanien (476). n. Chr. Odoaker nahm den Titel Patriems romanus an, und Ww herrschte als König der Deutschen mit Kraft und Einsicht der Italien bis zur Ankunft der Ostgothcn daselbst (493). So unscheinbar verschwand nach 1220 Jahren seit Grndung der Stadt das einst so gewaltige Reich der Rmer. . 79. Die Literatur der Rmer. 1) Die Sprache der Rmer, das Lateinische, ist eine Schwester des Griechischen und hat erst in den letzten Zeiten der Republik, besonders durch Cicero, und in den zwei ersten^Iahr-Hunderten der Kaiserherrschaft durch eine grere Anzahl Schrift-steller ihre hchste Ausbildung als Schriftsprache erhalten. Mit der Ausbreitung der Herrschaft der Rmer der die Halbinsel und der Einverleibung ihrer Bewohner in den rmischen Staatsverband ist auch das Lateinische nach Verdrngung anderer altitalischer Mundarten allmhlich die herrschende Sprache in Italien ge-worden. Die eigentliche Volkssprache, (die sog. lmgua vulgaris), die unter der Kaiserherrschaft rasch auch der die Provinzen sich verbreitete, wurde dann die Grundlage zu den sich bildenden sog. romanischen Sprachen, insbesondere dem Italienischen. 2) Bei der vorherrschend praktischen Richtung des rmischen Polksgeistes begann in Rom eine Literatur im eigentlichen Sinne erst im 3. Jahrhundert vor Chr. sich auszubilden, nachdem die Rmer mit den Griechen in nhere Berhrung gekommen waren und von diesen die Elemente hherer Geistesbildung erhielten. Die Literatur der Rmer hat sich daher in der Mehrheit ihrer Zweige, besonders der Poesie, nach griechischen Mustern und unter deren Emfluy ausgebildet. Nur in der B er e d sa m kei t, G e fch i ch tfch rei b u n g und Rechtswissenschaft hat sich der rmische Geist in semer eigenthmlichen Kraft erwiesen. , 3) An der Spike der rmischen Literatur steht Llvlus An-dronikus austarent, der um 240 v. Chr. als Kriegsgefangener nach Rom gebracht wurde, wo er dann als Freigelassener btc Odyssee in's' Lateinische bersetzte, ebenso ein griechisches Drama, das er in Rom zur Auffhrung brachte. Diesem Vorgnger folgte bald in der zweiten Hlfte des dritten Jahrhunderts v. Chr. eme Reihe dramatischer und epischer Dichter, wie Nvius, Ennius,
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