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1. Theil 2 - S. 52

1864 - Mainz : Kirchheim
52 Aber Wilhelm umarmte den Vater mit heißen Thränen, vergaß dessen Lehre nie und wurde ein braver Mann. 33. Der Gärtner und das Bäumchen. „O, Gärtner, möchtest du mir sagen, Warum ich den Verlust erlitt?" So sagt' ein Baum, den man beschnitt. Der Gärtner sprach: „Durch mein Bemüh'n Wirst du im Frühling' schöner blüh'n Und bess're Frucht im Herbste tragen." Wie manches Nehmen gibt; Wie manches Zögern eilet; Wie manches Zürnen liebt; Wie manch' Verwunden heilet. 34. Ein Tochter herz. In der Stadt Rheims in Frankreich lebte ein Kaufmann, Namens M or- tier. Er war ein durchaus rechtschaffener Mann, der bisher pünktlich bezahlt hatte und deßwegen das Vertrauen der Kaufmannschaft in hohem Grade be- saß. Mehrere Bankerotte in Paris brachten ihm aber plötzlich solch' heftige Schläge bei, daß er die Waaren, welche er von hier- und dorther bezogen, nicht bezahlen konnte, wenigstens nicht zu der ihm gesetzten Frist. Der ehrliche Mann war sich bewußt, daß er ohne seine Schuld in diese bedrängte Lage gerathen war. Er entschloß sich daher, nach Paris zu reisen, seine Bücher den Gläubigern offen zu legen und um theilwcisen Nachlaß oder längere Fri- sten zur Zahlung zu bitten. Die rückhaltlose und ehrliche Weise, wie er das that, konnte nur das Vertrauen in seine Denkungsart bestärken. Gern bewil- ligten ihm daher seine Gläubiger diese Frist, auch wohl ansehnliche Nachlässe, nur einer nicht und gerade der, welchem er am meisten schuldete. Dieser ver- langte ohne Schonung Geld, und jeder Versuch war vergeblich, ihn auf mil- dere Gesinnung zu bringen. Der Grund dieser Härte lag aber nicht in einer Gefühllosigkeit dieses Mannes, sondern darin, daß erst kürzlich ein betrüge- rischer Bankerott ihn um bedeutende Summen gebracht hatte. Die Art, wie er hinter das Licht geführt worden, war so nichtswürdig, daß er geschworen hatte, seine Ausstände auf's Strengste einzutreiben. Mit harten Worten ver- langte er die Zahlung seiner Schuld und ließ Mortier, als er sie nicht leisten konnte, ohne Weiterees in das Schuldgefängniß setzen. Als diese Nachricht nach Rheims kam, traf sie die schuldlos unglückliche Familie Mortiers, wie ein Blitzstrahl aus heiterem Himmel. Trostlos weinten Mutter und Kinder. Adeline, Mortiers älteste Tochter, war ein edles, from-

2. Theil 2 - S. 63

1864 - Mainz : Kirchheim
63 Herr Major mir schuldig: Drei und einen halben Monat Lobn, den Monat 6 Thaler, macht 21 Thaler. Seit dem ersten dieses an Kleinigkeiten ausge- legt 1 Thlr. 7 Gr. 9 Pf. Summa Summaruin 22 Thlr. 7 Gr. 9 Pf." — Gut, und es ist billig, daß ich diesen laufenden Monat ganz bezahle. Just. Die andere Seite, Herr Major — v. Tellheim. Noch mehr? (Liest.) „Was dem Herrn Major ich schul- dig: Au den Fcldscheer für mich bezahlt 25 Thlr. Für Wartung und Pstege während meiner Kur für mich bezahlt 39 Thlr. Meinem abgebrannten und geplünderten Vater auf meine Bitte vorgeschossen, ohne die zwei Beutepferde zu rechnen, die er ihm geschenkt, 50 Thlr. Summa Summarum 114 Thlr. Davon abgezogen vorstehende 22 Thlr. 7 Gr. 9 Pf. Bleibe dem Herrn Major schuldig 91 Thlr. 16 Gr. 3 Pf." — Kerl, du bist toll! Just. Ich glaube es gern, daß ich sie weit mehr koste. Aber es wäre verlorene Tinte, es dazu zu schreiben. Ich kann ihnen das nicht bezahlen, und wenn sie mir vollends die Liverei nehnten, die ich auch noch nicht ver- dient habe, — so wollte ich lieber, sie hätten mich in dem Lazarethe krepiren lassen. v. Tellheim. Wofür siehst du mich an? Du bist mir Nichts schuldig, und ich will dich einem von meinen Bekannten empfehlen, bei dem du es bester haben sollst, als bei mir. Just. Ich bin ihnen Nichts schuldig, und doch wollen sie mich ver- stoßen ? v. Tellheim. Weil ich dir Nichts schuldig werden will. Just. Darum? nur darum?— So gewiß ich ihnen schuldig bin, so gewiß sie mir Nichts schuldig werden können, so gewiß sollen Sie mich nun nicht verstoßen. — Machen sie, was sie wollen, Herr Major, ich bleibe bei ihnen; ich muß bei ihnen bleiben. v. Tellheim. Und deine Hartnäckigkeit, dein Trotz, dein wildes, unge- stümes Wesen gegen Alle, von denen du meinst, daß sie dir Nichts zu sagen haben, deine tückische Schadenfreude, deine Rachsucht-------- Just. Machen sie mich so schlimm, wie sie wollen, ich will darum doch nicht schlechter von miv denken, als von meinem Hunde. Vorigen Winter ging ich in der Dämmerung an dem Kanals und hörte Etwas winseln. Ich stieg herab und griff nach der Stintme, und glaubte ein Kind zu retten und zog einen Pudel aus dem Wasser. Auch gut, dachte ich. Der Pudel kam mir nach; aber ich bin kein Liebhaber von Pudeln. Ich jagte ihn fort, umsonst; ich prü- gelte ihn von mir, umsonst. Ich ließ ihn des Nachts nicht in meine Kammer; er blieb vor der Thüre aus der Schwelle. Wo er mir zu nahe kam, stieß ich ihn mit dem Fuße: er schrie, sah mich an und wedelte mit dem Schwänze. Noch hat er keinen Bissen Brod aus meiner Hand bekommen, und doch bin ich der Einzige, den er hört, und der ihn anrühren darf. Er springt vor mir het und macht mir seine Künste unbefohlen vor. Es ist ein häßlicher Pudel, aber

3. Theil 2 - S. 64

1864 - Mainz : Kirchheim
64 ein gar zu guter Hund. Wenn er es länger treibt, so höre ich endlich auf, den Pudeln gran zu sein. v. Tellheim (bei(Beite). So wie ich ihm! Nein, es gibt keine völligen Unmenschen!--------Just, wir bleiben beisammen. Just. Ganz gewiß! — Sie wollten sich ohne Bedienten behelfen? Sie vergessen ihrer Blessuren, und daß sie nur eines Armes mächtig sind. Sie können sich ja nicht allein ankleiden. Ich bin ihnen unentbehrlich, und bin-------ohne mich selbst zu rühmen, Herr Major — und bin ein Be- dienter, der — wenn das Schlimmste zum Schlimmen kommt — für seinen Herrn betteln und stehlen kann. L e s s i n g. 4t. Das Handelshaus Gruit. Wenn die Noth am größten, ist Gott am nächsten. Das Handelshaus Gruit von Steen war im Anfange des siebzehnten Jahrhunderts eines der angesehensten und reichsten in Hamburg. Aber der ver- heerende dreißigjährige Krieg machte seine traurigen Folgen zuletzt auch ihm fühlbar, itnd zwar um so mehr, je ausgebreiteter die Geschäfte des Hauses früher gewesen waren. Städte und Dörfer waren zu Hunderten verheert und ver- lassen, und bei der Unsicherheit der Straßen war es kein Wunder, daß der Handel stockte und vorzüglich der Absatz in das Innere von Deutschland gering war. Ein Kaufmann nach dem andern wurde unfähig zu zahlen und zog auch jenes Handelshaus in seine Verluste mit hinein. Dagegen wagte das große Seeschiff, sein Eigenthum, welches an der Mündung der Elbe lag, des Krieges wegen nicht auszulaufeu, und die gangbarsten Waaren mußten von den Hol- ländern zu außerordentlich hohen Preisen aus der zweiten Hand erkauft werden. Hermann Gruit, der Besitzer der Handlung, saß mit dem alten Jansen, einem erfahrenen Diener des Hauses, um's Jahr 1638 in der Schreibstube und verglich mit ihm die großen Bücher. „So thut es nicht länger gut!" sagte dieser endlich; „wir müssen es anders anfangen. Ueberlaßt mir auf ein Jahr das Schiff und so viel Geld und Nürnberger Waaren, als möglich, und laßt mich dann selbst nach der neuen Welt (Amerika) segeln; ihr wißt, ich bin in jüngeren Jahren schon zweimal dort gewesen und verstehe das Geschäft; mit Gott wird es mir gelingen." Die beiden Männer berathschlagten mit einander über diesen Einfall, und nachdem sie die mögliche Gefahr und den möglichen Vortheil auf das Beste erwogen hatten, kamen sie dahin überein, daß Jansen abreisen sollte. Vier Wochen später schritt Herr von Steen in seinem Rathsherrngewande, den alten Buchhalter neben sich, dem Hafen zu, wo eine große Menschenmenge der Ab- fahrt des stattlichen Schiffes harrte. Einige Handelsfreunde traten grüßend auf sie zu und äußerten bedenklich, sie wünschten, Herr Hermann möge bei die-

4. Theil 2 - S. 65

1864 - Mainz : Kirchheim
65 ser Ausrüstung nicht zu viel gewagt haben. Aber Jansen antwortete: „Lasset es euch nicht anfechten, ihr Herren; ich hoffe fest, wir sehen uns gesund und freudig wieder; denn ich traue auf das gute Sprüchwort: „„Gott verlaßt keinen Deutschen!"" Da donnerte der erste Signalschuß zur Abfahrt, und das Boot, welches den alten Jansen zum Schiffe führen sollte, batte eben gelandet. Noch einmal drückte er seinem Herrn die Hände; dann stieg er schnell ein und schiffte hin- über. Jetzt wurde der große Anker aufgewunden; der letzte Kanonenschuß wurde gelöset; alle Wimpel flaggten, und mit vollen Segeln flog das Schiff dahin, dem Meere entgegen. Drei Vierteljahre gingen vorüber, und kein Jansen kehrte zurück oder ließ auch nur Etwas von sich hören; wohl aber verbreiteten sich dunkle Gerüchte von deutschen Handelsschiffen, die in der Gegend von Neu-Amsterdam geschei- tert seien. Die Miene des Herrn Hermann Gruit wurde immer bedenklicher. Einen großen Verlust nach dem andern erlitt er durch den Fall mehrerer Hand- lungshäuser zu Braunschweig, Nürnberg, Augsburg und Ulm, und täglich noch trafen neue Unglücksbriese ein. Am Jahresschlüsse verglich er seine Bücher — und was er gefürchtet hatte, erwies sich als Wahrheit: die Schulden überstiegen sein Vermögen. Da legte er langsam die Feder weg. klappte leise das Buch zu und ging, schwer seufzend, aus der Schreibstube hinauf in das Familienzimmer. Dort kleidete er sich in seine volle Amtstracht als Rathsherr, küßte seine Frau und seine drei Knaben und ging mit der Aeußerung, daß heute Sitzung sei, hinunter. Die grüne Gaffe entlang schritt er dem Rathhause zu; ein Diener trug ihm das schwere Hauptbuch nach. Im Rathssaale legte er vor den er- staunten Amtsgefährten die Ehrenzeichen seiner Würde ab und erklärte seine Zahlungsunfähigkeit. Man kann denken, wie groß das Staunen Aller war, daß das große Haus Gruit von Steen zu zahlen aufhören müffe. Indeß überzeugten sie sich aus der genauen Ansicht der Bücher, daß Hermann an seinem Unglücke nicht schuld sei, und beschloffen, ihm noch eine halbjährige Frist zu gestalten, als die äußerste Zeit, in welcher man Jansen noch zurückerwarten könnte, wenn das Schiff nicht verunglückt wäre. Aber das halbe Jahr verfloß; es vergingen zwei Monate darüber — und Jansen war nicht gekommen. Herrn Hermanns Umstände aber hatten sich noch verschlimmert. Da drangen die schon durch die bewilligte Frist erbitterten Gläubiger so ungestüm auf die strenge Vollziehung des Gesetzes und die Ver- steigerung aller ihrem Schuldner gehörigen Sachen, daß die Obrigkeit der Ge- rechtigkeit ihren Gang lassen mußte. Alles wurde unter Riegel gelegt, und dem armen Gruit nebst seiner Familie blieb nur noch das kleine Stübchen, wo sonst der Hausknecht geschlafen, links am Haupteingange des Hauses. Die Versteigerung begann; sie geschah in dem geräumigen Schreibzim- mer, jenem Stübchen gegenüber; man konnte hier die laute Stimme des Aus- rufers deutlich hören. Mit jedem Niederfallen des Hammers fuhr es dem Herrn Kiesfer, Viertes Lesebuch. Ii. k

5. Theil 2 - S. 271

1864 - Mainz : Kirchheim
t 271 Nebenflüsse bis hinauf in die Schluchten der Berge und im.sande der Ebene; denn die Flüsse bringen es aus den Erzadern der Berge mit. Der ganze Molddistrikt Zeigte sich in einer Ausdehnung von 800 englischen Meilen in die Länge und von 100 Meilen in die Breite, und es ist nicht zu zweifeln, daß er sich noch viel weiter ausdehne. Alles strömte dem Goldlande zu; die Ar- beiter liefen vom Felde weg; die Matrosen verließen ihre Schisse. Bald waren die nahe gelegenen Oerter und Inseln ohne Bewohner. Von den vereinigten Staaten zogen ganze Scharen dorthin; von New-Uork allein gingen in kurzer Zeit 70 Schisse mit Auswanderern ab. Ganze Karavanenzüge bereiteten sich, den ungeheuren Weg zu Lande zu machen. Selbst von China kamen Schisse an. Dieser Ueberfluß an Gold änderte dort plötzlich alle Verhältnisse, und es fiel in seinem Werthe bedeutend, während andere Gegenstände stiegen. So gaben die Goldgräber gern für eine Flasche Branntwein oder für einen Beu- tel Tabak 15—20 Thaler Gold; 1 Pfund geräuchertes Rindfleisch kostete bis 2 Dollars*), Roggen, Gerste, Erbsen, Bohnen 10 Dollars der Scheffel, ein Pferd 100—300 Dollars. Der Tagelohn stieg bald auf 16—20 Dol- lars, und ein von Spekulanten dahin gebrachtes eisernes Haus wurde augen- blicklich für 1000 Dollars monatlich vermiethct. Das Gold ist von der feinsten Art und kommt in verschiedener Menge vor. Mancher findet täglich für 120—150 Thaler. Einer las in 1/i Stunde aus einer Felsenritze 2l/2 Pfund Gold. Ein Anderer, der einen Reisenden be- gleitete, wusch während einer Ruhezeit Goldsand aus und hatte in 5 Minuten etwa für 3 Thaler. Ganze Goldklumpen von 10—12 Pfund Schwere gehören nicht zu den Seltenheiten. Ja, ein Goldgräber war so glücklich, einen Klum- pen zu finden, dessen Werth zu 11,000 Thalern angeschlagen wurde. Man darf aber nicht glauben, daß es so ohne Mühe in Empfang genommen werden könne: es verlangt vielmehr manche schwere Arbeit. Die Leute holen mit einer Hacke den Schlamm vom Grunde des Wassers herauf oder graben den . Ufersand dicht am Rande des Stromes aus und waschen denselben in hölzer- nen oder zinnernen Schüsseln oder in größeren trogähnlichen Maschinen. Dadurch bewirken sie, daß beim wiederholten Umrühren der leichtere Sand und die erdigen Theile oben schwimmen. Den untern Goldsand legen sie aus ein Tuch oder Brett zum Trocknen und blasen dann den leichten Staub mit einem Blasebalge weg. Man sucht nur einige Fuß tief; nachdem aber das Land sich dem Bunde der vereinigten Staaten angeschlossen hat, werden ge- wiß auch bergmännische Anstalten und Amalgamirwerke eingerichtet werden. Dann wird freilich auch wohl das Glück der Freiheit, Gold zu suchen, auf- hören, dieses Scheinglück, bei welchem oftmals die gesummten Reichthümer durch den theuren Lebensunterhalt wieder verschlungen wurden, und bei dem *) Ein Dollar = 2 fl,.30 kr. » 4*

6. Theil 2 - S. 249

1864 - Mainz : Kirchheim
249 Versenden in's Ausland; vollkommen süß und schmackhaft werden sie aber erst im Monate Mai. Mitten unter den reifen Früchten erscheinen schon wie- der die neuen Blüthen und verbreiten weit umher ihren Balsamduft. — Der Feigenbaum wächst in Portugal oft wild aus nackten Felsen und aus Mauern ohne alle Erde hervor. Er wird im guten Lande so groß, wie unsere Birn- bäume. Die Bauern bringen die Feigen zum Verkaufe in die Städte, wo die Handelsleute ungeheure Haufen davon zur Versendung aufschütten. Sie lassen sie getrocknet in kleine Körbe drücken, wovon jeder 28. Pfund hält, und so kommen sie in den Handel. — In den mittlern Provinzen Portugals ist der Oelbaum so häufig, daß man zuweilen ganze Tagreisen macht, ohne einen an- dern Baum anzutreffen. Seine Früchte sind zwar kleiner, als die spanischen Oliven; aber sie geben ein besieres Oel. Auch der Oelbaum wächst an vielen Orten wild, wie der Feigenbaum. Man pfropft ihn, wie unsere Obstbäume; er trägt aber sehr spät, oft erst im fünfzehnten Jahre. Werden daher in einem Kriege die Oelbäume niedergehauen, oder erfrieren sie, was jedoch selten der Fall ist, so entsteht ein ungeheurer Schaden. Im Dezember und Januar wer- den die Oliven reif, und dann schlägt man sie mit Stangen ab. Man preßt sie sogleich aus oder läßt sie auch eine Zeit lang liegen und gähren, damit man desto mehr Oel bekomme. Dieses Oel dient den Portugiesen statt But- ter und Schmalz zur Zubereitung ihrer Speisen, und man versichert, daß, wenn zuweilen die Hausfrauen ihre Schlüssel verlegen, wie das denn auch in Portugal der Fall ist, sie in der Geschwindigkeit Oel aus der Lampe in die Pfanne gießen und ihre Speise damit schmälzen. Noch ein Hauptprodukt Portugals ist der Wein, der in diesem warmen Lande außerordentlich gut wird. Er ist meistens roth; zwar gibt es auch wei- ßen ; aber der rothe schnieckt besser. Die weinreichsten Gegenden sind hier am obern Duero. In ganz Portugal wird der Wein nicht gekeltert; sondern die Trauben werden mit den Füßen zerstampft. Auch wird der Most nicht in den Keller gelegt, sondern mit dem stärksten Branntweine vermischt und über der Erde in den Magazinen gelassen, wo er vergährt. Dies ist die Ursache, daß die portugiesischen Weine alle schwer und stark, nicht leicht und fein sind, wie die französischen. Sie werden meistens von der Stadt Porto oder Oporto aus versendet; man nennt sie daher: „Portweine." Reich ist also Portugal an guten Weinen und edlen Früchten; desto är- mer aber ist es an Getreide. Nur in der nördlichen Hälfte baut man hinläng- lichen Vorrath ; in der südlichen muß jährlich sehr viel vom Auslande gekauft werden. Die Portugiesen sollen hieran größtentheils selbst Schuld sein; denn sie sind ein träges, unthätiges Volk, das sich nur höchstens zu solchen Arbeiten bequemt, die wenig Anstrengung erfordern. Sogar ihre meisten Schuhmacher, Schneider und andere dergleichen nothwendige Arbeiter sind Ausländer, die sich theuer bezahlen lasten. Zum Wassertragen, Lasttragen, Packen u. s. w. miethet man Galizier, die jährlich in großer Menge in die portugiesischen Städte kommen und sich viel Geld verdienen, indeß die ärmeren Portugiesen,

7. Theil 2 - S. 34

1864 - Mainz : Kirchheim
34 er einmal wiederkäme, so gehöre ihnen ja doch ein Theil für ihre Mühe. Allein der Mann schüttelte dazu den Kops und sagte immer: „Frau ! laß du mich nur warten. Das Geld bleibt bei Heller und Pfennig beisammen, bis ich den Juden auskundschafte und cs ihm zustelle. Da hätte ich einen schönen Gewinn, wenn ich für das lumpige Gold mein gutes Gewissen weggäbe. Nein, das thut dein Heinrich nicht. Wenn er gleich arm ist. so ist er doch redlich und wird fleißig arbeiten; dann wird Gott ihm und seinen Kindern auch Brod bescheren." Endlich kam einmal Abends ein Wagen vor des Bauers Hausthüre, und bei diesem war auch der Jude, den der Bauer gerettet hatte. Mit frohem Gesichte trat er in die Stube und sagte: „Gott sei mit euch, liebe Leute, kennt ihr mich noch?" „Ach!" rief der Bauer, „Gott sei Dank, daß ich euch wieder sehe. Ich habe schon lang auf euch gewartet!" Der Jude siel ihm in die Rede, nahm ihn bei der Hand und sagte: „Lieber Freund! verzeihet mir, daß ich euch im Verdacht hatte, als wenn ibr mir niein Geld genommen hättet. Ich habe mich heimlich, so oft ich auf den Jahrmarkt reiste, bei den Leuten hier erkundiget, ob man nicht merke, daß ihr reicher geworden wäret, ob ihr eure Schulden bezahlt oder euch ein besseres Haus gebaut hättet. Aber ich hörte immer, daß ihr noch eben so arm wäret, als vorher. So vergingen zwei Jahre, und nun konnte ich gewiß denken, daß ihr mir mein Geld nicht genommen hättet. Nun verzeiht mir, und nehmt noch einmal meinen herzlichen Dank an, daß ihr mich gerettet habt. Da bringe ich auf meinem Fuhrwerke einige Sachen, die ich euch als einen kleinen Beweis meiner Dankbarkeit geben will." So sprach der dankbare Jude und holte von seinem Wagen Zeuge zu Kleidern und allerhand andere Sachen, die der Bauer wohl brauchen konnte, wie auch eine schöne Summe Geld, die er auf den Tisch legte. — Der ehrliche Bauer stand ganz erstaunt da und sagte: „Lieber Freund, euer Geld ist wirk- lich in meinem Hause. Ihr habt vielleicht von andern Leuten gehört, daß ich es auf meinem Miste gefunden habe, und habt vielleicht gedacht, daß ick es für mich behalten wollte. Aber, bei Gott! ich hätte es euch schon lang ge- bracht, wenn ich gewußt hätte, wo ihr wohnet. Nun hier ist es; zählet es selbst; es wird noch Alles beisammen sein." — Der Jude erstaunte noch mehr über die Ehrlichkeit dieses Mannes und bat ihn, dieses Geld auch zu behalten. Der Bauer that es nicht. Nur die andern Geschenke, die ihm der Jude mitgebracht hatte, behielt er, um ihn nicht zu betrüben. Und nun be- zahlte er seine Schulden und baute sich ein neues Häuschen, in welchem ihn der Jude allemal besuchte, so oft er durchreiste. Da freuten sich denn die guten Leute mit einander, wenn sie an die wunderbare Begebenheit dachten, wo- durch sie Freunde wurden.

8. Theil 2 - S. 214

1864 - Mainz : Kirchheim
214 Glück dabei hat, als der andere, so gibt es unter ihnen Reiche und Arme. Sie ziehen aus einer Gegend in die andere, um Weideplätze für ihre Herden zu suchen, und darum wohnen sie nicht, wie wir, in festen Häusern, sondern in Hütten oder Zelten, die sich schnell ab- brechen und schnell zusammensetzen lassen. — Gesittete Völker nennt man diejenigen, welche das Feld bauen und allerlei Handwerke und Künste verstehen, durch Wissenschaften und Gesetze gebildet sind, also auch mehr Verstand und mehr Kenntnisse haben, als die wilden Hirtenvölker. Sie wohnen in leiten Häusern, welche aus dauerhalten Materialien erbaut lind, und da sie bei dem Feldbaue, bei ihren Künsten und Gewerben nicht ohne Unterstützung sein kön- nen, so bauen sich mehrere Familien nahe bei einander an, und so entstehen allmählig Dörfer und Städte. Unter ihnen gibt es verschie- dene Stände, d. h. ein Jeder verwaltet einen Beruf in der bürger- lichen Gesellschaft, oder er hat ein Gewerbe, das er betreibt. ♦Die- jenigen, welche ein und dasselbe Gewerbe treiben oder gleichen Berus haben, machen zusammengenommen einen Stand oder eine Abtheilung aus. Man theilt die Stände gewöhnlich kurz in den Nährstand (Ackerbauer, Bürger, Kaufleute), den Lehrstand (Geist- liche, Gelehrte, Lehrer), den Wehrstand (Soldaten) und den Beam- tenstand (Angestellte bei den Gerichten, Kassen, der Polizei, Verwal- tung, den Ministerien etc.) Gesittete Völker haben Oberherren oder Begierende, deren Befehlen oder Verboten sie gehorchen. Diese Oberherren heissen entweder Kaiser, oder Könige, oder Fürsten, Herzoge, Grafen u. s. w.; man nennt sie auch wohl Regenten, d. h. regierende Herren. Diejenigen, welche ihren Befehlen oder Gesetzen gehorchen, heissen Unterthanen, und Alle zusammengenommen ma- chen einen Staat aus. In andern Ländern wieder find die Staatsein- richtungen (Regierungen) anders: statt eines Königs stehen mehrere aus den Belten des Volks Gewählte an der Spitze, welche jedoch von Zeit zu Zeit wechseln und von ihrem Haushalten Rechenschaft geben müssen. Bald heissen diese Senat, bald Rath, bald Vorort, bald Kongress u. s. w. Immer aber steht wieder Einer an der Spitze dieser Mehreren, welcher lie leitet. Dieser heisst Präsident, Statt- halter, Vorsteher u. s. w. Endlich gibt es noch gewisse Staatseinrich- tungen, in denen es neben diesen noch einen auserwählten Rath des Volkes gibt, ohne welchen nicht Gesetze gegeben, Geld bewilligt und Krieg und Frieden beschlossen werden können: Kammer oder Par- lament genannt. Merket noch, dass man die erste Verschiedenheit, von wel- cher wir sprachen, die nach Gestalt, Hautfarbe, Gesichtszügen, Bil- dung des Schädels und der Haare, auch Racen-Unterfchiede nennt und danach 5 Menschenstämme unterscheidet: 1) die kauka-

9. Das Altertum - S. 21

1883 - : Kirchheim
Kriegerkaste. Rechtspflege. Ackerbau. 21 ihnen verboten, und so gab es eine unendliche Menge von Geboten und Verboten für sie, aber ihr Ansehen war auch um so größer. Die Kriegerkaste war sehr zahlreich und in verschiedenen Teilen des Landes angesiedelt, ein Gewerbe durften sie nebenbei nicht treiben. Das Fußvolk trug Helme und Schilde, und focht mit Lanzen, krummen Messern und als Bogenschützen. Statt der Reiterei dienten die Streitwagen, von denen herab mit Bogen gefochten wnrde. Die Könige finden wir immer auf Streitwagen dargestellt, vielmals größer als die anderen Krieger, um ihre Würde anzudeuten. Sie regierten das Land durch Statthalter, die sie wählten, aus welcher Kaste sie wollten. Der oberste Gerichtshof aber bestand aus 30 Priestern. Bei den Strafen suchte man besonders dasjenige Glied leiden zu lassen, mit dem gesündigt war. Wer den Feinden Geheimnisse verraten hatte, dem wurde die Zunge ausgeschnitten. Falschmünzern und denen, die unrichtige Maße und Gewichte verfertigten oder Siegel verfälschten, auch Schreibern, welche in die öffentlichen Bücher etwas Falsches eintrugen oder von dem Eingetragenen etwas löschten und dergl., wurden beide Hände abgehauen. Wer einen andern fälschlich anklagte, erlitt die Strafe, welche jenen getroffen haben würde, wenn er schuldig gewesen wäre. Aus Meineid stand Todesstrafe. Stand jemand einem andern nicht bei, wenn er ihn anf der Landstraße traf und sah, daß man ihn ermorden oder ihm Gewalt anthun wollte, und er hätte ihn retten können, so mußte er das Verbrechen wenigstens dem Richter anzeigen. Wer einen Menschen absichtlich mordete, mußte sterben. Eltern, welche ein Kind töteten, mußten den Leichnam drei Tage und drei Nächte im Arme halten, indem eine Polizeiwache dabei stand. Man wollte bei ihnen Reue und Leid erwecken. Kinder jedoch, die ihre Eltern töteten, wurden erst grausam gemartert und dann verbrannt. Besonders merkwürdig war es mit dem Diebstahl. Wer das Gewerbe eines Diebes treiben wollte, der mußte sich beim Diebeshauptmann in eine Liste einschreiben lassen und sich verpflichten, ihm sogleich seine That zu bekennen und das Gestohlene vorzuzeigen. Diesem Diebeshauptmann reichte dann auch derjenige, dem etwas weggekommen war, ein Verzeichnis der gestohlenen Sachen ein, es mußte dabei Ort, Tag und Stunde angegeben sein, wo und wann sie weggekommen waren. Gegen Bezahlung eines Vierteils von dem Werte der Gegenstände wurden diese dann dem Eigentümer zurückgegeben. Ackerbau trieben die Ägypter mit Sorgfalt, wobei sie wegen des Nils wenig anstrengende Mühe hatten, da der Schlamm

10. Das Altertum - S. 31

1883 - : Kirchheim
König Moris. Seine Bauten. Das Labyrinth. 31 Wie hoch sich aber die Kosten dieses Baues belaufen haben müssen, läßt sich ungefähr aus der auf der Pyramide selbst gemachten Angabe ermessen, welche allein für die von den Arbeitern verzehrten Rettige, Zwiebeln und Knoblauch 1600 Silbertalente (1 Tal. — 4125 Mk.), also auf mehr als 6 Millionen Mark in Ansatz bringt. Nun nehme man noch den Bedars an Eisen und Arbeitsgerät, an Kleidung und für die vollständige Beköstigung der Arbeiter. Die der Höhe nach zweite Pyramide wird dem Bruder und Nachfolger des Chufu, dem Schafra (Chefren) zugeschrieben, die erste, weit niedriger aber auch weit schönere enthält den Namen Menkera (Myfermos); dieser soll des Chnsns Sohn gewesen sein und nach Schafra regiert haben. Nicht minder bewunderungswürdig find die Werke eines Königs, den die Griechen Möris nennen. In Oberägypten links vom Nil hatte sich in den dunklen Zeiten der Vergangenheit ein besonderer Staat gebildet, dessen Hauptstadt das „Huu-derthorige" Theben war und den etwa 2000 Jahre v. Chr. Möris beherschte. Dieser ließ einen großen See ausgraben in welchem das Wasser durch einen Kanal aus dem Nil hineingeleitet wnrde. Sechs Monate floß das Wasser ans dem Nil in den See und sechs Monate wieder aus dem See in den Nil. Ungefähr in der Mitte des Sees standen zwei Pyramiden jede 300' über dem Wasser, und ans jeder derselben saß ein Koloß auf einem Throne. Der See diente znr Regelung der Nilüberschwemmungen, um entweder das überflutende Wasser des Nil aufzunehmen oder dem Wassermangel durch den im See gesammelten Wasservorrat abzuhelfen. Dazu waren künstliche Vorrichtungen mit Schleußeu gemacht. Der Kaual führte durch ein ödes Thal (jetzt Fajnm) und sch ns dasselbe, durch die vom See ausgehende Bewässerung zu einer blühenden Landschaft um. Und noch jetzt nach so vielen Jahrtausenden ist das Thal eine der fruchtbarsten Gegenden Ägyptens. Durch solche großartige Wasserwerke wurden der Wüste fruchtbare Landstrecken abgewornrnen und daselbst wurde eine Stadt angelegt, die Krokodilstadt genannt. Nicht weit davon wurde ein ungeheurer Reichspalast gebaut; er sollte für alle Landschaften des ganzen Ägyptenlandes einen Vereinigungspunkt bilden; hier sollten sich die Priester aller Bezirke versammeln um den Götter ihre Opfer darzubringen. Die Griechen nannten das Gebäude das Labyrinth und ein alter Schriftsteller erzählt davon: „Ich habe das Labyrinth selbst gesehen; es ist über alle Beschreibung. Es hat zwölf bedeckte Höfe deren Eingänge ein-
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TM Hauptwörter (200)200

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