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1. Geographie von Mitteleuropa - S. 51

1912 - Regensburg : Manz
Das Rheinische Schiefergebirge und die Kölner Bucht. 51 zusammen das Reichsland Elsaß-Lothringen und werden von einem kaiserlichen Statthalter verwaltet. ^ Im tief einschneidenden Moseltal liegt die starke Festung Metz^ mit zahlreicher Besatzung, 68000 E. Sie hat eine schöne Kathedrale. In der Umgebung von Metz liegen die Orte: Vionville und Mars (ß) la Tour, Gravelotte und St. Privat, wo am 16. und 18. Aug. 1870 blutige Schlachten geschlagen wurden. Moselabwärts liegt die Festung Diedenhofen. B. In Mitteldeutschland. 1. Das Rheinische Schiefergebirge und die Kölner Bucht. 1. Das Rheinische Schiefergebirge, zu beiden Seiten des Rheines, ist ein etwa 500 m hohes, mit einzelnen höheren Erhebun- gen besetztes, teilweise reich bewaldetes Plateau. Es besteht vorwie- geud aus den unteren Schichten des Devon (Vorkohlenzeit), das sonst nirgends in Deutschland eine so weite Ausdehnung hat. Das Ge- stein ist überwiegend ein grauer bis schwarzgrauer Tonschiefer, wo- her auch der Name Schiefergebirge kommt. Das Klima ist rauh (schneereiche Winter), der Boden steinig und wenig ertragfähig. Dürftige Getreidefelder, Heidestrecken und Torfmoore wechseln miteinander ab. Einen großen Gegensatz zu der rauhen Hochfläche bilden die eingesenkten Flußtäler. Sie sind infolge der tiefen und vor Win- den geschützten Lage vorzüglich zu Feld-, Obst- und Weinbau geeignet und dicht bevölkert. Die Bewohner des Rheinischen Schiefergebirges sind Franken, im N. (Sauerland) Niederdeutsche. Am linksrheinischen Schieferge- birge hat die preußische Rheinprovinz, am rechtsrheinischen Schiefer- 1 Im I. 1552 kamen Metz, Toul und Verdun, 1648 Elsaß zur Hälfte, in der Revolution der Rest an Frankreich. 1681 wurde Straßburg durch Lud- wig Xiv. weggenommen. 2 Metz, das schon vorrömische Mediomätrica, nach der Teilung der karo- lingischen Lande (870) freie deutsche Reichsstadt, wurde im Westfälischen Frie- den förmlich an Frankreich abgetreten. 4*

2. Geographie von Mitteleuropa - S. 179

1912 - Regensburg : Manz
Allgemeine Übersicht über die Schweiz. 179 liegen um den Nienburger- und Genfer See. Die gemischten Kan- tone sind: Freiburg und Wallis (französischdeutsch) und Graubünden x/2 deutsch, 35 °/o Rätoromanen, 17 °/o Italiener). Der Kanton Tessin ist italienisch. Der Religion nach sind % protestantisch (refor- miert), 2/5 katholisch. Mittelpunkte der Reformierten waren einst Zürich (Zwiugli) und Genf (Calvin). Die Katholiken wohnen namentlich im Hochgebirge und im Süden. Für die Schulbildung ist sehr gut ge- sorgt. Das Land hat 5 Universitäten, 3 deutsche (Basel, Bern, Zürich) und 2 französische (Genf und Lausanne). 4. Die Geschichte. Zur Zeit Cäsars wohnten hier die kelti- scheu Helvetier. Während der Völkerwanderung ließen sich Ale- mannen (im W. Burgunder) im Lande nieder, welches in der Folge .zum Deutschen Reiche gehörte. Im Mittelalter gab es neben den mächtigen Herren des Landes (Grafen von Kybnrg, Habsburg, Bischof von Basel usw.) zahlreiche freie Stadt- und Landgemeiuden. Von diesen traten drei: Schwyz, Uri und Unterwalden, die sogenannten Nrkantone, im Jahre 1307 zusammen, um ihre Freiheit gegen die Übergriffe der Habsburger zu schützen (Tellsage). Später traten in- folge glücklicher Freiheitskämpfe Luzern, Zürich, Glarns, Bern und Zug dem Bunde der Eidgenossen bei und in der Folge weitere fünf „Orte". Im Jahre 1648 wurde die Unabhängigkeit der Eid- Genossenschaft vom Deutschen Reiche formell anerkannt. Im 19. Jahr- hundert kamen dann noch neun Kantone, darunter die französischen und der italienische, hinzu. 5. Staatliche Verhältnisse. Die Schweiz, ein republikaui- scher Bundesstaat, besteht aus 22 Kantonen, welche zusammen die Schweizerische Eidgenossenschaft bilden. Jeder Kanton hat seine eigene Verfassung. Die gemeinsamen Angelegenheiten (Heerwesen, Ent- scheidung über Krieg und Frieden, Bündnisse und Verträge, Verkehrs- Wesen) ordnet die Bundesversammlung, bestehend aus den Ver- tretern des Volkes (Nationalrat) und je zwei Abgesandten der ein- zelnen Kantone (Ständerat). Die vollziehende Gewalt hat der Bun- desrat, an dessen Spitze ein jährlich wechselnder Präsident steht. Die Schweiz hält als neutraler Staat nur ein Milizheer. Die Dienstzeit betrügt im 1. Jahre 2—3 Monate, später einige Wochen. 12*

3. Geographie von Mitteleuropa - S. 61

1912 - Regensburg : Manz
Das Rheinische Schiefergebirge und die Kölner Bucht. artige Industrie ins Leben gerufen. Hier werden auch Eisenerze gefunden und dazu kommt, daß auch das Siegen er Eisen lager nicht allzuweit entfernt ist. Von da, aber auch von weiterher (Lothrin- gen, Luxemburg, Schweden ?c.) werden die zur Verarbeitung nötigen Eisenerze bezogen. Die bedeutendste der etwa 30 Fabrikstädte ist Essen, 295000 E., mit der weltberühmten Gußstahlfabrik von Krupp, welche Kanonen, Geschosse, Panzerplatten, Eisenbahnschienen, Rad- reifen und Schiffswellen liefert. In der Nähe liegt das gewerbtätige Mühlheim a. d. Ruhr, 113000 E. Im östlichen Teil liegen die zu Westfalen gehörigen Städte Hagen, 89000 E., mit Eisen- und Stahlindustrie, und Iserlohn, Zi 000 E., mit Eisen- und Messing-Jndustrie. Nördlich Dortmund, 214000 E., die ansehnlichste, rasch angewachsene Stadt Westfalens mit bedeutender Industrie (Steinkohlenzechen, Hüttenwerke, Bier- brauereien). Bochum, 137 000 E., mit Eisen- und Stahlwerken, westl. die Bochumer Gußstahlfabrik. Gelsenkirchen, 170000 E., mit großen Kohlenbergwerken. 5. Die Kölner Bucht. Bei Bonn tritt der Rhein in die Nie- derrheinische Tiefebene ein. Ein keilförmiger Einbruch derselben ist die Kölner Bucht. Sie enthält fruchtbaren Boden und ist für Acker- bau und Viehzucht sehr geeignet. Aber die Nähe der reichen Stein- kohlenlager hat auch das gewerbliche Leben zu hoher Entwicklung gebracht. Köln,' 516000 E., die größte Stadt am Rhein, ist in- mitten der fruchtbaren Tieflandsbucht und nahe dem reichen Wasser^ netz der Niederlande gelegen. Zugleich ist sie von industriereichen Gebirgen umgeben und von wichtigen Verkehrsstraßen durchkreuzt. Sie hat in der Neuzeit einen großen, modern ausgestatteten Hafen bekommen und ist jetzt der wichtigste Handelsplatz im nordwestlichen 1 Die ursprüngliche Ansiedelung der germanischen Ubier wurde i. I. 51 nach Chr. zur Kolonie erhoben und zu Ehren der hier geborenen Tochter des Germanicus Colonia Agrippina genannt. Karl d. Gr. erhob das im 4. Jahrh. gegründete Bistum Köln zum Erzbistum. Der Reichtum der Kölner Bürger verschaffte (um die Wende des 12. Jahrh.) die Mittel zur Errichtung hervor- ragender Bauten. Um 1400 erreichte die Malerei in Köln eine hohe Blüte (Altkölner Malerschule im Museum). Bis 1794 freie Reichsstadt, wurde die Stadt .4815 preußisch.

4. Geographie von Mitteleuropa - S. 47

1912 - Regensburg : Manz
Die Oberrheinische Tiefebene und ihre Randgebirge. 47 führte von Gallien nach den Kastellen an der Donau (Nancy- Paß von Zabern—straßburg —Pforzheim—ulm). In der Ebene war nur hier die Reihe der Sümpfe durch ein festes Ufer unterbrochen und ein passender Übergang ermöglicht. Zu diesen Verkehrswegen (heute zahlreiche Eisenbahnen und zwei Kanäle, Rheiwrhone- und Rhein- Marne-Kanal) kam in neuerer Zeit noch eine Durchquerung des Schwarzwaldes, die Schwarzwaldbahn. Durch Anlegung der neuen Befestigung ist das Stadtgebiet auf das Doppelte erweitert und mit schönen Gebäuden bereichert worden. Weiter nordwärts, in der Pfalz, schiebt sich höher gelegenes- Land bis ans Ufer, weshalb sich hier mehrere Städte am Flusse selber bilden konnten: Germersheim, eine Festung zum Schutze des Rheinüberganges, Speier/ 23000 E., die ehrwürdige Hauptstadt des Kreises. Der Dom (gegründet 1030) ist eine der größten und* schönsten romanischen Kirchen (8 deutsche Kaiser ruhen in seinen Ge- wölben). Ludwigshafen a. Rh.,^ 83000 E., ist eine neuere Stadt und der wichtigste bayerische Rheinhafen, ein Hauptknotenpunkt der pfälzischen Eisenbahnen. Es hat bedeutende Fabriken, namentlich die größte chemische Fabrik der Welt (Anilin und Soda). Weiter flußabwärts liegt (in Hessen) das alte, gewerbetätige Worms, 47 000 E., die einstige Hauptstadt der Burgunder. Sein Dom ist einer der schönsten romanischen Bauten. Lutherdenkmal. Am Fuße der Haardt liegen die ehemalige Bundesfestung Landau i. Pf. und die Weinorte: Neustadt a. d. Haardt, Mittelpunkt des pfälzischen Weinhandels, Deidesheim, Dürkheim. 10. Das Nordende der Oberrheinischen Tiefebene. Der nörd- liche Teil der Oberrheinischen Tiefebene, das Mainz - Frankfurter Becken, einschließlich der Wetterau, ist gleichfalls ausgezeichnet durch. fruchtbaren Boden, sehr mildes Klima und landschaftliche Schönheit. In ihm vereinigen sich auch zahlreiche Verkehrswege, vor allem die- jenigen, welche dem Rhein und dem Maine folgen. Mainz, 111000 E., an der Mündung des Maines in den 1 Schon Römerstadt, frühzeitig (610) Bistum, dann bedeutende Handels- und Reichsstadt, 1689 von den Franzosen niedergebrannt. ^ Einst eine Rheinschanze und Brückenkopf der Festung Mannheim, von Ludwig I. angelegt.

5. Geographie von Bayern - S. 45

1905 - Regensburg : Manz
Staatsverfassung. Staatsverwaltung. 45 setzgebuug und Besteuerung teil. Mitglieder der I. Kam- mer sind: Die Königlichen Prinzen, die Häupter der früher reichsständigen Adelsfamilien, hohe geistliche und weltliche Würdenträger und die vom König ernannten Neichsräte. Die Mitglieder der Ii. Kammer werden alle 6 Jahre vom Volke gewählt. 3. In jedem Kreise besteht ein Land rat, der sich jedes Jahr in der Kreishauptstadt versammelt und die gemeinsamen Angelegenheiten des Kreises zu beraten hat. 4. Als Glied des Deutschen Reiches hat Bayern im Bundesrate 6 Stimmen und wählt das Volk 48 Ab- geordnete in den Reichstag. § 10. Staatsverwaltung. 1 Das Gesamt - Staatsministerium bildet die oberste vollziehende Behörde des Königreiches. Es teilt sich in sieben Staatsministerien, welche nach ihren Geschäftskreisen folgende Titel führen: 1) Das Staatsministerium des Königlichen Hauses und des Äußer n. 2) Das Staatsministerium der Justiz. 3) Das Staatsministerium des Innern. 4) Das Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten. 5) Das Staatsministerium der Finanzen. 6) Das Kriegsministerium. 7) Das Staatsministerium für Verkehrsange- legenheiten. 2. In jedem der 8 Kreise besteht eine Königliche Regierung, welcher die unmittelbaren Städte, die Be- zirksämter, Rentämter, Forstämter, Bauämter?c. unter- stellt sind.

6. Geographie von Bayern - S. 44

1905 - Regensburg : Manz
44 Beschreibung des Königreiches Bayern. den. — Die Farbwarenindustrie (Nürnberg, Lud- wigshafen :e.). 5. Der Handel Bayerns ist lebhaft. Er wird her- vorgerufen durch einen großen Reichtum von Natur- und Gewerbserzeugnissen und gefördert durch gute Ver- kehrswege (Straßen und Flüsse), namentlich aber durch ein ausgebreitetes Eisenbahnnetz. Der erste Fabrik- und Handelsplatz in Bayern ist Nürnberg. Wichtige Bahnlinien sind namentlich: 1) Mim- che« — Regensburg—hof; 2) München—ingolstadt — Nürnberg; 3) Ulm—augsburg—münchen—rosenheim —Salzburg (und Kufstein); 4) Passau—regensburg— Nürnberg—würzburg—aschaffenburg. Die Hauptknotenpunkte sind München und Nürnberg. § 9. Staatsverfassung. 1. Das Königreich Bayern ist nach der Berfas- snngs-Urkunde vom 26. Mai 1818 eine eingeschränkte oder konstitutionelle Monarchie. Das Oberhaupt des Staates ist der König. Seine Person ist heilig und unverletzlich. Die Krone ist erblich in dem Mannes- stamme nach dem Rechte der Erstgeburt. Der Köuig hat die vollziehende Gewalt; in seinem Namen leiten die von ihm ernannten Minister die Staatsgeschäfte. 2. Nach der Verfafsungs-Urkunde besteht für den ganzen Staat ein Landtag. Dieser teilt sich in die Kammer der Reichsräte und in die Kammer der Abgeordneten. Beide Kammern haben an der Ge-

7. Geographie von Bayern - S. 103

1905 - Regensburg : Manz
Der Mensch. 103 2. Verschiedene Vögel werden durch den Wechsel der Jahreszeiten zur Wanderung bestimmt; man nennt sie Zug- oder Wandervögel. ^ § 5. Der Mensch. / j 1. Der Mensch ist imstande, in jedem Klima zu wohnen; er ist daher auch über die ganze Erde der- breitet. Die Zahl der Menschen, welche ein bestimmtes Gebiet bewohnen, ist seine Einwohner- oder Be- Völkerungszahl. Die Gesamtsumme der Einwohner eines Gebietes ist seine absolute Bevölkerungszahl; aus der relativen Bevölkerungszahl entnehmen wir, wie viele Menschen durchschnittlich auf 1 qkm eiues Gebietes leben. 2. Nach der Lebensweise der Menschen unter- scheidet man: 1) Wilde Völker. Sie ziehen unstät herum, wohnen in Höhlen, einfachen Hütten :c. und leben von der Jagd au.f Land- und Wassertiere, von Wurzeln und dergleichen. 2) Hirtenvölker oder Nomaden. Sie wandern umher, wohnen unter Zel- ten und leben von der Milch und dem Fleisch ihrer Tiere. 3) Kulturvölker. Diese haben feste Wohn- sitze und treiben Ackerbau, Gewerbe, Handel :e. 3. Die Menschen, durch gleiche Abstammung und Sprache zu Völkern verbunden, vereinigen sich auf höherer Gesittungsstufe zu gesetzlich geordneten Gemein- Wesen oder Staaten. Ihrer Verfassung nach sind die Staaten entweder Monarchien (von einem Fürsten regiert) oder Republiken (Freistaaten).

8. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 52

1910 - Regensburg : Manz
52 Aufruhr in Münster. Bernhard Rothmann. Wirklich trat der Stadtrat mit dem Domkapitel und mit dem Bischof über diese Forderungen in Unterhandlung und gab zu erkennen, daß er die Gesinnung der Bürgerschaft teile; aber nach dem kläglichen Ausgang des Bauernaufruhrs hielt er es für besser, einen Vergleich zu schließen, infolgedessen alles beim Alten bleiben sollte. Indes gärte unter den Bürgern ein Geist der Unruhe, der zwei Jahre darauf (1527) zu einem neuen Ausbruche kam. Die Beisitzer eines geistlichen Gerichts, welches in der Vorhalle des Domes seine Sitzungen hielt, wurden von einigen Hauptgegnern des Kirchentums überfallen und unter Geschrei und Mißhandlungen von ihren Stühlen vertrieben. Der Rat war furchtsam und erst auf wiederholtes Drängen des Fürstbischofs wurden die Rädelsführer verhaftet, was jedoch ihre Genossen so wenig erschreckte, daß sie das Gefängnis erstürmten und die Befreiten unter Trompeten- und Pfeifenklang durch die Stadt führten. Nur aus Rücksicht auf den Bischof wurden die strafbarsten der Rebellen auf einige Zeit aus der Stadt gewiesen. Einen derselben, den Tuchhändler Bernhard Knipperdolling, einen Mann aus reicher angesehener Familie, aber von so schlechter Gesinnung, daß er nachmals der Catilina von Münster genannt wurde, ließ der Fürstbischof auf einer Reise festnehmen, gab ihn aber nach kurzer Haft wieder frei, und zwar auf Verwendung des Domkapitels, welches sich durch die Drohungen der Volkspartei schrecken ließ. Bei diesen Ereignissen war die Gärung nicht ohne Einfluß, in welche die von Witten> berg ausgegangene Reformation die Gemüter versetzt hatte. Als nun im Jahre 1529 der Kaplan Bernhard Rothmann an der Kirche St. Mauritz, dicht vor den Toren der Stadt, lutherische Grundsätze in seinen Predigten vorzutragen begann, strömte die Menge derer, welche der Neuerung hold waren, dahin. Um weitern Fortschritten zuvorzukommen, beschloß die Stiftsgeistlichkeit, Rothmann Mittel an die Hand zu geben, aus einer katholischen Universität nochmals Theologie zu hören, und sandte ihn zu diesem Behufe mit einem anständigen Reisegelde, welches sie für ihn zusammenbrachte, nach Köln; Rothmann aber ging nach Wittenberg und von da nach Straßburg und der Schweiz. Nach Jahresfrist kehrte er zurück und erhielt trotz einiger Schwierigkeiten, die man ihm machte, seinen vorigen Posten wieder. Nun nahm er gegen die Geistlichen, welche seine Grundsätze nicht teilten, einen gebieterischen und drohenden Ton an. Als der Franziskaner Johann von Deventer am Lambertustage 1531 im Dome über das Fegfeuer gepredigt hatte, richtete Rothmann sogleich an ihn ein heftiges Schreiben, worin er ihn einen verschmitzten Buben und Feind des Kreuzes Christi, einen Schüler des Satans schalt und die Mönchskutte für einen Schlupfwinkel aller Irrlehren und aller Gottlosigkeiten erklärte. Mit dem Wachstum feiner Partei wuchs seine Kühnheit. Dem Verbote des Bischofs, der ihm das Predigen untersagte, leistete er keinen Gehorsam, sondern forderte feine Gegner heraus, ihm aus der Schrift zu beweisen,, daß er Irrlehren verkündige, und ließ ein Glaubensbekenntnis in 30 Artikeln erscheinen, welche die wesentlichsten Grundsätze der Reformatoren enthielten. Der Bischof entsetzte ihn hierauf seiner Stelle und entzog ihm das Geleit, was zur Folge hatte, daß Rothmann von feinen Anhängern in die Stadt geholt und zur Lambertuskirche geführt wurde. Als ihm der Pfarrer die Öffnung der Türe verweigerte, stieg er auf eine am Beinhause befindliche Kanzel und hielt über die evangelischen Freiheiten und die Ausrottung des Gottesdienstes eine feurige Predigt. Nach Anhörung derselben drang das Volk in die Kirche und in andere Gotteshäuser und zerschlug Bilder und Altäre. Dies geschah am 28. Februar 1532. Am 24. März übergab der Bischof Friedrich von Wied, der schon im November 1530 unter Vermittlung des Kölner Erzbischofs Hermann von Wied und des lutherischen Kurfürsten von Sachsen sein Bistum für 40,000 Gulden verkauft und niemals die bischöf-

9. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 243

1910 - Regensburg : Manz
Änderung der Reichsverfassung. 243 Das Bestreben, das Reich in Umfang und Macht zu schmälern, brachte noch eine ausdrückliche Anerkennung der schweizerischen Unabhängigkeit zuwege. Stillschweigend wurde ferner die Lösung der Niederlande aus dem Reichsverbande zugestanden, da im Jahre 1647 auch der König von Spanien in Münster mit den freien Niederlanden einen Frieden schloß und seiner Anerkennung ihrer Unabhängigkeit Vonseiten des Reiches keine Einrede entgegengesetzt wurde. Dabei wurden den freien Niederländern die nördlichen Striche von Flandern, Brabant und Limburg, die sie erst erobert hatten, abgetreten, sie galten unter den Namen „Generalitätslande" als gemeinschaftlicher Besitz der vereinigten Lande. Unerledigt blieb das Verhältnis Lothringens, das infolge der Verwicklung seines Herzogs in den französisch-spani- Ansicht des Reichssaales in Regensburg während einer Versammlung der Reichsstände. sehen Krieg von den Franzosen besetzt worden war und ihnen jetzt ungeachtet der vom Herzog dem Kaiser geleiteten Dienste preisgegeben wurde. ^ Noch wichtiger als die Gebietsveränderungen war die Veränderung der Reichsver-safsnng. Der westfälische Friede tat einen entscheidenden Schritt zur Auflösung des Reiches in eine Anzahl voneinander unabhängiger Staaten. Jus-.0. rs gab das den Reichsständen neu beigelegte Recht, auch mit Auswärtigen Büud-*l ^'E^ßen, sofern sie nicht gegen Kaiser und Reich oder gegen den Landfrieden und den westfalischen Frieden gerichtet seien, vielfache Veranlassung, den Vorteil des Reiches über dem Sondernutzen zu vergessen. Dem Kaiser blieb nur die Leitung der Beratungen in Angelegenheiten des Reiches und die durch das Reichskammergericht und den Reichshofrat zu übende Rech^pflege. Der Abnahme kaiserlicher Gewalt entsprach die Steigerung et fürstlichen Macht in den einzelnen Gebieten. Dazu trug in der Folge die im Laufe 16*

10. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 347

1910 - Regensburg : Manz
Die Marquise von Pompadour. Die unumschränkte Gebieterin. 347 zu begeben; doch der Arm der göttlichen Gerechtigkeit war schon erhoben; kurz darauf starb Chateauroux plötzlich. Es währte nicht lange, fesselte den ohnmächtigen Willen des unglücklichen Königs die Gemahlin des Finanzpächters d'estioles so, daß alle Höflinge es ratsam fanden, sich vor ihr zu beugen. Keine wichtige Stelle im Königreiche wurde ohne ihre Einwilligung vergeben. Sie erhielt den Titel „Marquise von Pompadour". Der Glanz ihrer Lebensweise, die Menge ihrer Landgüter und Lustschlösser, die Summe ihrer Einkünfte stieg mit jedem Jahre; jede ihrer Launen wurde befriedigt. In herzloser Schamlosigkeit wünschte sie sogar unter die Ehrendamen der Königin aufgenommen zu werden, wozu nur die Gemahlinnen der Prinzen und Pairs berechtigt waren. Der König stimmte zu und der Tag der Einführung wurde festgesetzt. Die Zeremonie bestand darin, daß die Erlesene von der Königin und dem Kronprinzen umarmt wurde und sich dann auf einen Armstuhl niederließ. Die Königin war zu gutmütig, um in dem empörenden Augenblicke eine Miene zu verziehen, aber der Dauphin erlaubte sich, indem er ihr die Wange zum Kusse hinreichte, die Zunge herauszurecken. Die Maitresse war wütend, als man ihr den Schimpf hinterbrachte. Sie ruhte nicht eher, als bis der Prinz nach Meuton verwiesen wurde, und die Bedingung seiner Rückkehr war eine öffentliche Abbitte. Er erklärte bloß, er habe das nicht getan, was man ihr erzählt, worauf sie erwiderte, sie habe es auch nicht geglaubt. Bald darauf verlangte sie, zur Dame du Palais erhoben zu werden, und es geschah. Wie ekelig, wenn sie auf einem Throne dasaß und den Eintretenden, die ehrfurchtsvoll stehen bleiben mußten, Audienzen erteilte, während hinter ihr ein Ritter vom Ludwigsorden, ihr Haushofmeister, stand! Der französische Nationalcharakter zog diese Vorgänge ins Lächerliche. Aber es bekam den Spöttern schlecht. Mancher wanderte für einen witzigen Einfall in die Bastille. Die Marquise blieb unumschränkte Gebieterin. Sie nahm Geld aus den Staatskassen, setzte Minister ein und ab: alle Persönlichkeiten, die den König zunächst umgaben, waren ihre Kreaturen und durften nichts tun oder sagen, als was sie ihnen vorschrieb. Ludwig empfand diese Abhängigkeit schwer, aber er hatte jede männliche Kraft verloren, sich ihr zu entziehen. Indes jtrengte das Kebsweib alle Erfindungsknnst an, immer neue Zerstreuungen für ihn zu ersinnen. Sie erregte die Baulust in ihm, errichtete eine Porzellausabrik in Vincennes, bezahlte die Dichter und Musiker für neue Opern und Schauspiele und übernahm selbst am Hofe Rollen bei denselben; sie führte die jährlichen öffentlichen Kunstausstellungen in den Montesquieu. Nach dem Stich von Aug. St. Aubin. Onckens Allg. Gesch. (Zeitalter Friedrichs d. Gr. I. S. 87). Historischer Verlag Baumgärtel, Berlin.
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