Das Rheinische Schiefergebirge und die Kölner Bucht.
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zusammen das Reichsland Elsaß-Lothringen und werden von
einem kaiserlichen Statthalter verwaltet. ^
Im tief einschneidenden Moseltal liegt die starke Festung Metz^
mit zahlreicher Besatzung, 68000 E. Sie hat eine schöne Kathedrale.
In der Umgebung von Metz liegen die Orte: Vionville und Mars (ß)
la Tour, Gravelotte und St. Privat, wo am 16. und 18. Aug. 1870
blutige Schlachten geschlagen wurden. Moselabwärts liegt die Festung
Diedenhofen.
B. In Mitteldeutschland.
1. Das Rheinische Schiefergebirge
und die Kölner Bucht.
1. Das Rheinische Schiefergebirge, zu beiden Seiten des
Rheines, ist ein etwa 500 m hohes, mit einzelnen höheren Erhebun-
gen besetztes, teilweise reich bewaldetes Plateau. Es besteht vorwie-
geud aus den unteren Schichten des Devon (Vorkohlenzeit), das sonst
nirgends in Deutschland eine so weite Ausdehnung hat. Das Ge-
stein ist überwiegend ein grauer bis schwarzgrauer Tonschiefer, wo-
her auch der Name Schiefergebirge kommt. Das Klima ist rauh
(schneereiche Winter), der Boden steinig und wenig ertragfähig. Dürftige
Getreidefelder, Heidestrecken und Torfmoore wechseln miteinander ab.
Einen großen Gegensatz zu der rauhen Hochfläche bilden die
eingesenkten Flußtäler. Sie sind infolge der tiefen und vor Win-
den geschützten Lage vorzüglich zu Feld-, Obst- und Weinbau geeignet
und dicht bevölkert.
Die Bewohner des Rheinischen Schiefergebirges sind Franken,
im N. (Sauerland) Niederdeutsche. Am linksrheinischen Schieferge-
birge hat die preußische Rheinprovinz, am rechtsrheinischen Schiefer-
1 Im I. 1552 kamen Metz, Toul und Verdun, 1648 Elsaß zur Hälfte,
in der Revolution der Rest an Frankreich. 1681 wurde Straßburg durch Lud-
wig Xiv. weggenommen.
2 Metz, das schon vorrömische Mediomätrica, nach der Teilung der karo-
lingischen Lande (870) freie deutsche Reichsstadt, wurde im Westfälischen Frie-
den förmlich an Frankreich abgetreten.
4*
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen]]
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Extrahierte Personennamen: Metz
Extrahierte Ortsnamen: Elsaß-Lothringen Mitteldeutschland Devon Deutschland Rheinischen_Schiefergebirges Verdun Frankreich Westfälischen_Frie- Frankreich
Allgemeine Übersicht über die Schweiz.
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liegen um den Nienburger- und Genfer See. Die gemischten Kan-
tone sind: Freiburg und Wallis (französischdeutsch) und Graubünden
x/2 deutsch, 35 °/o Rätoromanen, 17 °/o Italiener). Der Kanton
Tessin ist italienisch. Der Religion nach sind % protestantisch (refor-
miert), 2/5 katholisch. Mittelpunkte der Reformierten waren einst Zürich
(Zwiugli) und Genf (Calvin). Die Katholiken wohnen namentlich im
Hochgebirge und im Süden. Für die Schulbildung ist sehr gut ge-
sorgt. Das Land hat 5 Universitäten, 3 deutsche (Basel, Bern, Zürich)
und 2 französische (Genf und Lausanne).
4. Die Geschichte. Zur Zeit Cäsars wohnten hier die kelti-
scheu Helvetier. Während der Völkerwanderung ließen sich Ale-
mannen (im W. Burgunder) im Lande nieder, welches in der Folge
.zum Deutschen Reiche gehörte. Im Mittelalter gab es neben den
mächtigen Herren des Landes (Grafen von Kybnrg, Habsburg, Bischof
von Basel usw.) zahlreiche freie Stadt- und Landgemeiuden. Von
diesen traten drei: Schwyz, Uri und Unterwalden, die sogenannten
Nrkantone, im Jahre 1307 zusammen, um ihre Freiheit gegen die
Übergriffe der Habsburger zu schützen (Tellsage). Später traten in-
folge glücklicher Freiheitskämpfe Luzern, Zürich, Glarns, Bern
und Zug dem Bunde der Eidgenossen bei und in der Folge weitere
fünf „Orte". Im Jahre 1648 wurde die Unabhängigkeit der Eid-
Genossenschaft vom Deutschen Reiche formell anerkannt. Im 19. Jahr-
hundert kamen dann noch neun Kantone, darunter die französischen
und der italienische, hinzu.
5. Staatliche Verhältnisse. Die Schweiz, ein republikaui-
scher Bundesstaat, besteht aus 22 Kantonen, welche zusammen
die Schweizerische Eidgenossenschaft bilden. Jeder Kanton hat seine
eigene Verfassung. Die gemeinsamen Angelegenheiten (Heerwesen, Ent-
scheidung über Krieg und Frieden, Bündnisse und Verträge, Verkehrs-
Wesen) ordnet die Bundesversammlung, bestehend aus den Ver-
tretern des Volkes (Nationalrat) und je zwei Abgesandten der ein-
zelnen Kantone (Ständerat). Die vollziehende Gewalt hat der Bun-
desrat, an dessen Spitze ein jährlich wechselnder Präsident steht.
Die Schweiz hält als neutraler Staat nur ein Milizheer. Die
Dienstzeit betrügt im 1. Jahre 2—3 Monate, später einige Wochen.
12*
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Das Rheinische Schiefergebirge und die Kölner Bucht.
artige Industrie ins Leben gerufen. Hier werden auch Eisenerze
gefunden und dazu kommt, daß auch das Siegen er Eisen lager nicht
allzuweit entfernt ist. Von da, aber auch von weiterher (Lothrin-
gen, Luxemburg, Schweden ?c.) werden die zur Verarbeitung nötigen
Eisenerze bezogen. Die bedeutendste der etwa 30 Fabrikstädte ist
Essen, 295000 E., mit der weltberühmten Gußstahlfabrik von Krupp,
welche Kanonen, Geschosse, Panzerplatten, Eisenbahnschienen, Rad-
reifen und Schiffswellen liefert. In der Nähe liegt das gewerbtätige
Mühlheim a. d. Ruhr, 113000 E.
Im östlichen Teil liegen die zu Westfalen gehörigen Städte
Hagen, 89000 E., mit Eisen- und Stahlindustrie, und Iserlohn,
Zi 000 E., mit Eisen- und Messing-Jndustrie. Nördlich Dortmund,
214000 E., die ansehnlichste, rasch angewachsene Stadt Westfalens
mit bedeutender Industrie (Steinkohlenzechen, Hüttenwerke, Bier-
brauereien). Bochum, 137 000 E., mit Eisen- und Stahlwerken,
westl. die Bochumer Gußstahlfabrik. Gelsenkirchen, 170000 E., mit
großen Kohlenbergwerken.
5. Die Kölner Bucht. Bei Bonn tritt der Rhein in die Nie-
derrheinische Tiefebene ein. Ein keilförmiger Einbruch derselben ist die
Kölner Bucht. Sie enthält fruchtbaren Boden und ist für Acker-
bau und Viehzucht sehr geeignet. Aber die Nähe der reichen Stein-
kohlenlager hat auch das gewerbliche Leben zu hoher Entwicklung
gebracht. Köln,' 516000 E., die größte Stadt am Rhein, ist in-
mitten der fruchtbaren Tieflandsbucht und nahe dem reichen Wasser^
netz der Niederlande gelegen. Zugleich ist sie von industriereichen
Gebirgen umgeben und von wichtigen Verkehrsstraßen durchkreuzt.
Sie hat in der Neuzeit einen großen, modern ausgestatteten Hafen
bekommen und ist jetzt der wichtigste Handelsplatz im nordwestlichen
1 Die ursprüngliche Ansiedelung der germanischen Ubier wurde i. I. 51
nach Chr. zur Kolonie erhoben und zu Ehren der hier geborenen Tochter des
Germanicus Colonia Agrippina genannt. Karl d. Gr. erhob das im 4. Jahrh.
gegründete Bistum Köln zum Erzbistum. Der Reichtum der Kölner Bürger
verschaffte (um die Wende des 12. Jahrh.) die Mittel zur Errichtung hervor-
ragender Bauten. Um 1400 erreichte die Malerei in Köln eine hohe Blüte
(Altkölner Malerschule im Museum). Bis 1794 freie Reichsstadt, wurde die Stadt
.4815 preußisch.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe]]
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Extrahierte Personennamen: Krupp Hagen Karl_d Karl
Die Oberrheinische Tiefebene und ihre Randgebirge. 47
führte von Gallien nach den Kastellen an der Donau (Nancy-
Paß von Zabern—straßburg —Pforzheim—ulm). In der Ebene war
nur hier die Reihe der Sümpfe durch ein festes Ufer unterbrochen und
ein passender Übergang ermöglicht. Zu diesen Verkehrswegen (heute
zahlreiche Eisenbahnen und zwei Kanäle, Rheiwrhone- und Rhein-
Marne-Kanal) kam in neuerer Zeit noch eine Durchquerung des
Schwarzwaldes, die Schwarzwaldbahn. Durch Anlegung der neuen
Befestigung ist das Stadtgebiet auf das Doppelte erweitert und mit
schönen Gebäuden bereichert worden.
Weiter nordwärts, in der Pfalz, schiebt sich höher gelegenes-
Land bis ans Ufer, weshalb sich hier mehrere Städte am Flusse
selber bilden konnten: Germersheim, eine Festung zum Schutze des
Rheinüberganges, Speier/ 23000 E., die ehrwürdige Hauptstadt
des Kreises. Der Dom (gegründet 1030) ist eine der größten und*
schönsten romanischen Kirchen (8 deutsche Kaiser ruhen in seinen Ge-
wölben). Ludwigshafen a. Rh.,^ 83000 E., ist eine neuere Stadt
und der wichtigste bayerische Rheinhafen, ein Hauptknotenpunkt der
pfälzischen Eisenbahnen. Es hat bedeutende Fabriken, namentlich die
größte chemische Fabrik der Welt (Anilin und Soda).
Weiter flußabwärts liegt (in Hessen) das alte, gewerbetätige
Worms, 47 000 E., die einstige Hauptstadt der Burgunder. Sein
Dom ist einer der schönsten romanischen Bauten. Lutherdenkmal.
Am Fuße der Haardt liegen die ehemalige Bundesfestung Landau
i. Pf. und die Weinorte: Neustadt a. d. Haardt, Mittelpunkt des
pfälzischen Weinhandels, Deidesheim, Dürkheim.
10. Das Nordende der Oberrheinischen Tiefebene. Der nörd-
liche Teil der Oberrheinischen Tiefebene, das Mainz - Frankfurter
Becken, einschließlich der Wetterau, ist gleichfalls ausgezeichnet durch.
fruchtbaren Boden, sehr mildes Klima und landschaftliche Schönheit.
In ihm vereinigen sich auch zahlreiche Verkehrswege, vor allem die-
jenigen, welche dem Rhein und dem Maine folgen.
Mainz, 111000 E., an der Mündung des Maines in den
1 Schon Römerstadt, frühzeitig (610) Bistum, dann bedeutende Handels-
und Reichsstadt, 1689 von den Franzosen niedergebrannt.
^ Einst eine Rheinschanze und Brückenkopf der Festung Mannheim, von
Ludwig I. angelegt.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
Staatsverfassung. Staatsverwaltung. 45
setzgebuug und Besteuerung teil. Mitglieder der I. Kam-
mer sind: Die Königlichen Prinzen, die Häupter der
früher reichsständigen Adelsfamilien, hohe geistliche und
weltliche Würdenträger und die vom König ernannten
Neichsräte. Die Mitglieder der Ii. Kammer werden
alle 6 Jahre vom Volke gewählt.
3. In jedem Kreise besteht ein Land rat, der sich
jedes Jahr in der Kreishauptstadt versammelt und die
gemeinsamen Angelegenheiten des Kreises zu beraten hat.
4. Als Glied des Deutschen Reiches hat Bayern
im Bundesrate 6 Stimmen und wählt das Volk 48 Ab-
geordnete in den Reichstag.
§ 10. Staatsverwaltung.
1 Das Gesamt - Staatsministerium bildet
die oberste vollziehende Behörde des Königreiches.
Es teilt sich in sieben Staatsministerien, welche nach
ihren Geschäftskreisen folgende Titel führen:
1) Das Staatsministerium des Königlichen
Hauses und des Äußer n.
2) Das Staatsministerium der Justiz.
3) Das Staatsministerium des Innern.
4) Das Staatsministerium des Innern für
Kirchen- und Schulangelegenheiten.
5) Das Staatsministerium der Finanzen.
6) Das Kriegsministerium.
7) Das Staatsministerium für Verkehrsange-
legenheiten.
2. In jedem der 8 Kreise besteht eine Königliche
Regierung, welcher die unmittelbaren Städte, die Be-
zirksämter, Rentämter, Forstämter, Bauämter?c. unter-
stellt sind.
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung]]
TM Hauptwörter (200): [T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung]]
44 Beschreibung des Königreiches Bayern.
den. — Die Farbwarenindustrie (Nürnberg, Lud-
wigshafen :e.).
5. Der Handel Bayerns ist lebhaft. Er wird her-
vorgerufen durch einen großen Reichtum von Natur- und
Gewerbserzeugnissen und gefördert durch gute Ver-
kehrswege (Straßen und Flüsse), namentlich aber durch
ein ausgebreitetes Eisenbahnnetz.
Der erste Fabrik- und Handelsplatz in Bayern ist
Nürnberg.
Wichtige Bahnlinien sind namentlich: 1) Mim-
che« — Regensburg—hof; 2) München—ingolstadt —
Nürnberg; 3) Ulm—augsburg—münchen—rosenheim
—Salzburg (und Kufstein); 4) Passau—regensburg—
Nürnberg—würzburg—aschaffenburg.
Die Hauptknotenpunkte sind München und
Nürnberg.
§ 9. Staatsverfassung.
1. Das Königreich Bayern ist nach der Berfas-
snngs-Urkunde vom 26. Mai 1818 eine eingeschränkte
oder konstitutionelle Monarchie. Das Oberhaupt
des Staates ist der König. Seine Person ist heilig
und unverletzlich. Die Krone ist erblich in dem Mannes-
stamme nach dem Rechte der Erstgeburt. Der Köuig
hat die vollziehende Gewalt; in seinem Namen leiten
die von ihm ernannten Minister die Staatsgeschäfte.
2. Nach der Verfafsungs-Urkunde besteht für den
ganzen Staat ein Landtag. Dieser teilt sich in die
Kammer der Reichsräte und in die Kammer der
Abgeordneten. Beide Kammern haben an der Ge-
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung]]
TM Hauptwörter (200): [T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr]]
Der Mensch.
103
2. Verschiedene Vögel werden durch den Wechsel
der Jahreszeiten zur Wanderung bestimmt; man nennt
sie Zug- oder Wandervögel. ^
§ 5. Der Mensch. / j
1. Der Mensch ist imstande, in jedem Klima zu
wohnen; er ist daher auch über die ganze Erde der-
breitet. Die Zahl der Menschen, welche ein bestimmtes
Gebiet bewohnen, ist seine Einwohner- oder Be-
Völkerungszahl. Die Gesamtsumme der Einwohner
eines Gebietes ist seine absolute Bevölkerungszahl;
aus der relativen Bevölkerungszahl entnehmen wir,
wie viele Menschen durchschnittlich auf 1 qkm eiues
Gebietes leben.
2. Nach der Lebensweise der Menschen unter-
scheidet man: 1) Wilde Völker. Sie ziehen unstät
herum, wohnen in Höhlen, einfachen Hütten :c. und
leben von der Jagd au.f Land- und Wassertiere, von
Wurzeln und dergleichen. 2) Hirtenvölker oder
Nomaden. Sie wandern umher, wohnen unter Zel-
ten und leben von der Milch und dem Fleisch ihrer
Tiere. 3) Kulturvölker. Diese haben feste Wohn-
sitze und treiben Ackerbau, Gewerbe, Handel :e.
3. Die Menschen, durch gleiche Abstammung und
Sprache zu Völkern verbunden, vereinigen sich auf
höherer Gesittungsstufe zu gesetzlich geordneten Gemein-
Wesen oder Staaten. Ihrer Verfassung nach sind
die Staaten entweder Monarchien (von einem Fürsten
regiert) oder Republiken (Freistaaten).
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
TM Hauptwörter (200): [T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat]]
52
Aufruhr in Münster. Bernhard Rothmann.
Wirklich trat der Stadtrat mit dem Domkapitel und mit dem Bischof über diese Forderungen in Unterhandlung und gab zu erkennen, daß er die Gesinnung der Bürgerschaft teile; aber nach dem kläglichen Ausgang des Bauernaufruhrs hielt er es für besser, einen Vergleich zu schließen, infolgedessen alles beim Alten bleiben sollte. Indes gärte unter den Bürgern ein Geist der Unruhe, der zwei Jahre darauf (1527) zu einem neuen Ausbruche kam. Die Beisitzer eines geistlichen Gerichts, welches in der Vorhalle des Domes seine Sitzungen hielt, wurden von einigen Hauptgegnern des Kirchentums überfallen und unter Geschrei und Mißhandlungen von ihren Stühlen vertrieben. Der Rat war furchtsam und erst auf wiederholtes Drängen des Fürstbischofs wurden die Rädelsführer verhaftet, was jedoch ihre Genossen so wenig erschreckte, daß sie das Gefängnis erstürmten und die Befreiten unter Trompeten- und Pfeifenklang durch die Stadt führten. Nur aus Rücksicht auf den Bischof wurden die strafbarsten der Rebellen auf einige Zeit aus der Stadt gewiesen. Einen derselben, den Tuchhändler Bernhard Knipperdolling, einen Mann aus reicher angesehener Familie, aber von so schlechter Gesinnung, daß er nachmals der Catilina von Münster genannt wurde, ließ der Fürstbischof auf einer Reise festnehmen, gab ihn aber nach kurzer Haft wieder frei, und zwar auf Verwendung des Domkapitels, welches sich durch die Drohungen der Volkspartei schrecken ließ.
Bei diesen Ereignissen war die Gärung nicht ohne Einfluß, in welche die von Witten> berg ausgegangene Reformation die Gemüter versetzt hatte. Als nun im Jahre 1529 der Kaplan Bernhard Rothmann an der Kirche St. Mauritz, dicht vor den Toren der Stadt, lutherische Grundsätze in seinen Predigten vorzutragen begann, strömte die Menge derer, welche der Neuerung hold waren, dahin. Um weitern Fortschritten zuvorzukommen, beschloß die Stiftsgeistlichkeit, Rothmann Mittel an die Hand zu geben, aus einer katholischen Universität nochmals Theologie zu hören, und sandte ihn zu diesem Behufe mit einem anständigen Reisegelde, welches sie für ihn zusammenbrachte, nach Köln; Rothmann aber ging nach Wittenberg und von da nach Straßburg und der Schweiz. Nach Jahresfrist kehrte er zurück und erhielt trotz einiger Schwierigkeiten, die man ihm machte, seinen vorigen Posten wieder. Nun nahm er gegen die Geistlichen, welche seine Grundsätze nicht teilten, einen gebieterischen und drohenden Ton an. Als der Franziskaner Johann von Deventer am Lambertustage 1531 im Dome über das Fegfeuer gepredigt hatte, richtete Rothmann sogleich an ihn ein heftiges Schreiben, worin er ihn einen verschmitzten Buben und Feind des Kreuzes Christi, einen Schüler des Satans schalt und die Mönchskutte für einen Schlupfwinkel aller Irrlehren und aller Gottlosigkeiten erklärte. Mit dem Wachstum feiner Partei wuchs seine Kühnheit. Dem Verbote des Bischofs, der ihm das Predigen untersagte, leistete er keinen Gehorsam, sondern forderte feine Gegner heraus, ihm aus der Schrift zu beweisen,, daß er Irrlehren verkündige, und ließ ein Glaubensbekenntnis in 30 Artikeln erscheinen, welche die wesentlichsten Grundsätze der Reformatoren enthielten. Der Bischof entsetzte ihn hierauf seiner Stelle und entzog ihm das Geleit, was zur Folge hatte, daß Rothmann von feinen Anhängern in die Stadt geholt und zur Lambertuskirche geführt wurde. Als ihm der Pfarrer die Öffnung der Türe verweigerte, stieg er auf eine am Beinhause befindliche Kanzel und hielt über die evangelischen Freiheiten und die Ausrottung des Gottesdienstes eine feurige Predigt. Nach Anhörung derselben drang das Volk in die Kirche und in andere Gotteshäuser und zerschlug Bilder und Altäre. Dies geschah am 28. Februar 1532.
Am 24. März übergab der Bischof Friedrich von Wied, der schon im November 1530 unter Vermittlung des Kölner Erzbischofs Hermann von Wied und des lutherischen Kurfürsten von Sachsen sein Bistum für 40,000 Gulden verkauft und niemals die bischöf-
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
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Extrahierte Personennamen: Bernhard_Rothmann Bernhard_Knipperdolling Bernhard_Rothmann Mauritz Rothmann Rothmann Johann_von_Deventer Johann Rothmann Rothmann Friedrich_von_Wied Friedrich Hermann_von_Wied
Extrahierte Ortsnamen: Witten Wittenberg Straßburg Christi Sachsen
Änderung der Reichsverfassung. 243
Das Bestreben, das Reich in Umfang und Macht zu schmälern, brachte noch eine ausdrückliche Anerkennung der schweizerischen Unabhängigkeit zuwege. Stillschweigend wurde ferner die Lösung der Niederlande aus dem Reichsverbande zugestanden, da im Jahre 1647 auch der König von Spanien in Münster mit den freien Niederlanden einen Frieden schloß und seiner Anerkennung ihrer Unabhängigkeit Vonseiten des Reiches keine Einrede entgegengesetzt wurde. Dabei wurden den freien Niederländern die nördlichen Striche von Flandern, Brabant und Limburg, die sie erst erobert hatten, abgetreten, sie galten unter den Namen „Generalitätslande" als gemeinschaftlicher Besitz der vereinigten Lande. Unerledigt blieb das Verhältnis Lothringens, das infolge der Verwicklung seines Herzogs in den französisch-spani-
Ansicht des Reichssaales in Regensburg während einer Versammlung
der Reichsstände.
sehen Krieg von den Franzosen besetzt worden war und ihnen jetzt ungeachtet der vom Herzog dem Kaiser geleiteten Dienste preisgegeben wurde.
^ Noch wichtiger als die Gebietsveränderungen war die Veränderung der Reichsver-safsnng. Der westfälische Friede tat einen entscheidenden Schritt zur Auflösung des Reiches in eine Anzahl voneinander unabhängiger Staaten. Jus-.0. rs gab das den Reichsständen neu beigelegte Recht, auch mit Auswärtigen Büud-*l ^'E^ßen, sofern sie nicht gegen Kaiser und Reich oder gegen den Landfrieden und den westfalischen Frieden gerichtet seien, vielfache Veranlassung, den Vorteil des Reiches über dem Sondernutzen zu vergessen. Dem Kaiser blieb nur die Leitung der Beratungen in Angelegenheiten des Reiches und die durch das Reichskammergericht und den Reichshofrat zu übende Rech^pflege. Der Abnahme kaiserlicher Gewalt entsprach die Steigerung et fürstlichen Macht in den einzelnen Gebieten. Dazu trug in der Folge die im Laufe
16*
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier]]
Die Marquise von Pompadour. Die unumschränkte Gebieterin.
347
zu begeben; doch der Arm der göttlichen Gerechtigkeit war schon erhoben; kurz darauf starb Chateauroux plötzlich.
Es währte nicht lange, fesselte den ohnmächtigen Willen des unglücklichen Königs die Gemahlin des Finanzpächters d'estioles so, daß alle Höflinge es ratsam fanden, sich vor ihr zu beugen. Keine wichtige Stelle im Königreiche wurde ohne ihre Einwilligung vergeben. Sie erhielt den Titel „Marquise von Pompadour". Der Glanz ihrer Lebensweise, die Menge ihrer Landgüter und Lustschlösser, die Summe ihrer Einkünfte stieg mit jedem Jahre; jede ihrer Launen wurde befriedigt. In herzloser Schamlosigkeit wünschte sie sogar unter die Ehrendamen der Königin aufgenommen zu werden, wozu nur die Gemahlinnen der Prinzen und Pairs berechtigt waren.
Der König stimmte zu und der Tag der Einführung wurde festgesetzt. Die Zeremonie bestand darin, daß die Erlesene von der Königin und dem Kronprinzen umarmt wurde und sich dann auf einen Armstuhl niederließ. Die Königin war zu gutmütig, um in dem empörenden Augenblicke eine Miene zu verziehen, aber der Dauphin erlaubte sich, indem er ihr die Wange zum Kusse hinreichte, die Zunge herauszurecken.
Die Maitresse war wütend, als man ihr den Schimpf hinterbrachte. Sie ruhte nicht eher, als bis der Prinz nach Meuton verwiesen wurde, und die Bedingung seiner Rückkehr war eine öffentliche Abbitte. Er erklärte bloß, er habe das nicht getan, was man ihr erzählt, worauf sie erwiderte, sie habe es auch nicht geglaubt. Bald darauf verlangte sie, zur Dame du Palais erhoben zu werden, und es geschah. Wie ekelig, wenn sie auf einem Throne dasaß und den Eintretenden, die ehrfurchtsvoll stehen bleiben mußten, Audienzen erteilte, während hinter ihr ein Ritter vom Ludwigsorden, ihr Haushofmeister, stand!
Der französische Nationalcharakter zog diese Vorgänge ins Lächerliche. Aber es bekam den Spöttern schlecht. Mancher wanderte für einen witzigen Einfall in die Bastille. Die Marquise blieb unumschränkte Gebieterin. Sie nahm Geld aus den Staatskassen, setzte Minister ein und ab: alle Persönlichkeiten, die den König zunächst umgaben, waren ihre Kreaturen und durften nichts tun oder sagen, als was sie ihnen vorschrieb. Ludwig empfand diese Abhängigkeit schwer, aber er hatte jede männliche Kraft verloren, sich ihr zu entziehen. Indes jtrengte das Kebsweib alle Erfindungsknnst an, immer neue Zerstreuungen für ihn zu ersinnen. Sie erregte die Baulust in ihm, errichtete eine Porzellausabrik in Vincennes, bezahlte die Dichter und Musiker für neue Opern und Schauspiele und übernahm selbst am Hofe Rollen bei denselben; sie führte die jährlichen öffentlichen Kunstausstellungen in den
Montesquieu.
Nach dem Stich von Aug. St. Aubin. Onckens Allg. Gesch. (Zeitalter Friedrichs d. Gr. I. S. 87). Historischer Verlag Baumgärtel, Berlin.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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