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f 2. Peutschkands früheste Weschaffenßeit. Zur Zeit der Geburt Christi war Deutschland ein rauhes, unfruchtbares Land. Dunkle Wälder und ausgedehnte Sümpfe, oft alte, verlassene Flußläufe, bedeckten weite Strecken. Die Sonne vermochte nicht das Walddickicht zu durchgingen. Feuchte Nebel lagerten über der Erde und machten den Tag zur Nacht. Das Klima war rauh. — Auf dem urbar gemachten Boden wurden Gerste, Hafer, Flachs, Rüben und Rettiche angebaut. Der Wein wurde erst von den Römern eingeführt und heimisch gemacht. Der große Reichtum an edlen Metallen war noch unbekannt. Um den Besitz neu entdeckter Salzquellen führten heimische Stämme oft Krieg. Grasreiche Weiden boten Pferden und Rindern reichliche Nahrung. Den größten Reichtum bildeten jedoch die Wälder. In ihrem Dunkel bargen sie zahlreiche Jagdtiere, die längst verdrängt oder ausgerottet sind: Bären, Auerochsen, Elentiere und starke Raubvögel. Gegen sie zog der freie Deutsche in Zeiten des Friedens aus, um Mut und Kampflust zu stillen und für sich und die Seinen Nahrung und Kleidung zu beschaffen.
t 3. J)ie Niederlassungen. Zusammenhängende Dörfer oder gar Städte gab es in unserem Vaterlande noch nicht. Unsere Altvordern wohnten gern in einsamen Höfen, inmitten ihrer Ackerfelder. Solch ein umzäuntes oder von einem Wall umgebenes Gehöft war aus unbehauenen Baumstämmen erbaut, die Riffe und Öffnungen wurden notdürftig mit Sehnt und Moos ausgefüllt, die Dächer mit Schilf oder Stroh bedeckt. Das Innere bildete einen einzigen Raum ohne Zwischenwand. In der Mitte lag meist ein großer ausgehöhlter Stein, der den Herd, den geweihten Ort des deutschen Heimes, bildete. Am Herde war der Sitz der Hausfrau; über dem Herdfeuer gelobten sich die Freunde gern Treue; hier saß man auch im friedlichen Verein, um den Erzählungen der Alten zu lauschen. Fenster fehlten. Zum Entweichen des Rauches befand sich im Dache eine verschließbare Öffnung. Als äußerer Schmuck des Hauses fielen dem Fremden die Pferdeköpfe auf, die Überreste der dem Wodan geweihten Opfertiere.
Neben dem Wohnhause lagen gewöhnlich Speicher. Stallung und Keller. Um das Haus herum dehute sich das dem Freien gehörige Acker-, Wiesen- und Waldland aus. Die benachbarten Höfe schlossen sich zu einer Dorfgemeinschaft oder Markgenossenschaft zusammen. Das zwischen den Höfen gelegene herrenlose Weide- und Waldland wurde als Gemeinbesitz (Allmend) von allen benutzt; der Grundbesitz der einzelnen Familie, das Eigengut, hieß Allod.
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soweit kennen gelernt, daß sie die Unmöglichkeit ihrer Unterwerfung einsahen. Zu ihrer eigenen Sicherheit befestigten sie ihre Besitzungen am Rheine und an der Donau; zwischen beiden Flüssen errichteten sie einen mit Türmen und Gräben versehenen Grenzwall. — Hermann hörte nicht auf, an der Befestigung der Macht und Einigkeit der germanischen Stämme zu arbeiten, wurde aber früh von widerstrebenden Häuptlingen aus Eifersucht ermordet. So fand der Befreier Deutschlands, dessen Namen alle Vaterlandsfreunde stets feiern werden, ein schmachvolles Ende.
Iii. Germanen auf der Wanderung.
1. Kriedtiche Einwirkungen Woms. Innerhalb der erwähnten Befestigungslinie entstand eine Reihe blühender Städte. In ihnen fand römische Bildung allgemein Eingang. Die Ufer des Rheins wurden mit Reben bepflanzt, edle Obstarten und bisher unbekannte Gartenfrüchte angebaut. Handelsstraßen durchschnitten das Land. Durch ihre Handelsbeziehungen blieben auch die Deutschen jenseits des Grenzwalles mit den Römern unausgesetzt in Berührung. Vor allem aber trug der andauernde Söldnerdienst dazu bei, römische Art und römische Kriegskunst zu verbreiten, aber auch die Begehrlichkeit nach den Schätzen Italiens wachzuhalten.
2. Wökkeröündnisse. Die Überzeugung, daß nur Einigkeit stark
rnacht, brach sich mehr und mehr Bahn. Schon nach zwei Jahrhunderten sind die zahlreichen Gaugenofsenschaften zu großen Völkerschaften verschmolzen. Von Wanderlust getrieben, verlassen einzelne ihre Wohnsitze, um sich neue zu erkämpfen. In die von den Germanen verlassenen Gebiete rücken die Slaven nach und dringen allmählich bis zur Elbe vor. Gegen Ende des dritten Jahrhunderts war Südwestdeutschland von den Alemannen, Mitteldeutschland (das Land an der Weser und Elbe) von den Sachsen und Thüringern, die Gegend am Niederrhein von den Franken, das Land zwischen der Weichsel und dem schwarzen Meere von den West-und Ostgoten bewohnt.
3. J)ie Kunnen. Im Jahre 375 drangen die Hunnen, ein
wildes Nomadenvolk, von Asien her in Europa ein. Es war ein
häßlicher Menschenschlag. Alle waren von kleinem, gedrungenem Körperbau, hatten eine braungelbe Gesichtsfarbe, schwarzes, struppiges Haar und kleine, stechende Augen. Durch Narben, die man den Kindern beibrachte, wurde der Bartwuchs verhindert. Von ihren
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Extrahierte Personennamen: Hermann Kriedtiche
Extrahierte Ortsnamen: Rheine Donau Deutschlands Rheins Italiens Mitteldeutschland Sachsen Asien Europa
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Rosse wiehern vor Kampfeslust. Über die Gefallenen hält der Aufseher oder Grieswärter eine Stange. Die Knappen eilen herbei, um ihrem Herrn neue Lanzen zu reichen oder die Gefallenen in Sicherheit zu° bringen und die ledigen Rosse einzufangen. Der Kampf erneuert sich, bis die Herolde und Spielleute das Zeichen zum Einstellen der Feindseligkeiten geben.
Nach Beendigung des Turniers, das oft mehrere Tage dauerte, wurden von den Preisrichtern die Sieger bestimmt. Wer die meisten Speere verstochen und die meisten Ritter überwunden hatte, dem überreichte eine Edeldame in feierlicher Weise den Preis oder Dank. War auch sein Wert gering, so ging doch dem Ritter die Ehre. der gefeierte Held des ^.ages zu sein, über allev. Sein Ruhm verbreitete sich weithin im Lande?)
t 5. Die Ritterburg. Um sich bei den unaufhörlichen Kriegen und Fehden gegen feindliche Überfälle zu sichern, zogen im Mittelalter die reichen Adligen aus den Dörfern entweder auf schwer zugängliche, von Sümpfen umgebene Inseln (Wasserburgen), oder auf steile Bergeshöhen. Ihre Wohnungen umgaben sie hier mit festen Mauern und Wallgräben; über letztere führte eine Zugbrücke, die nachts und in Kriegszeiten aufgezogen wurde.
Die Ritterburg hatte zunächst den Zweck, den Ritter und seine Familie zu schützen oder zu bergen. Die meisten Burgen, die dem niederen, unbemittelten Adel zum Aufenthalte dienten, waren schlicht und einfach gebaut. Sie bestanden oft nur aus aufgetürmten Steinmassen und sahen mehr auf Sicherheit als auf Behaglichkeit. In der engen aber festen Behausung fand der Ritter mit den Seinen oft nur mit Mühe und Not ein Unterkommen. Ansehnlich gebaut und geräumig eingerichtet waren dagegen die Burgen der reichen Ritter und Fürsten ans erlauchtem Geschlecht. Eine solche Burg krönte nicht selten den Gipfel eines weit ins Thal vorspringenden Felsens, der nur von einer Seite zugänglich war. Der Burgweg bot meist nur einem Reiter Platz und konnte von dem Wächter auf dem Wartturme überschaut werden. Die Thore waren stark befestigt. Über die Zugbrücke gelangte man in die Vorburg oder den Zwinger. Der innere Burghof wurde von den Wohngebäuden umgeben. Den letzten Zufluchtsort für die Belagerten bildete
*) Sinnbildliche Ausdrücke: In Schranken halten, in die Schranken fordern; ausgestochen werden; aus dem Sattel heben; auf den Sand setzen; den Preis davontragen; einem die Stange halten; sich die Sporen verdienen; etwas im Schilde führen; im Stiche lassen.
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$reimb und Feind. Seitdem der Geist Gustav Adolfs von ihnen gewichen war, sanken sie zu zuchtlosen, unmenschlichen Horden herab. Nachdem die Schweden im Bunde mit den Franzosen noch einige Vorteile errungen hatten, endeten die Feindseligkeiten, weil die Kräfte aller Kämpfenden erschöpft waren.
•f 11. Ter westfälische Friede. 1648. Lange Jahre unterhandelten die kaiserlichen Räte über den Frieden, und zwar zu Münster mit den Franzosen, zu Osnabrück mit den Schweden und den deutschen Protestanten. Frankreich erhielt das Elsaß, ausgenommen die Reichsstädte (darunter Straßburg), Schweden besonders Vorpommern mit Stettin und den Odermündungen. Brandenburg, das durch Erbvertrag auch Anspruch aus Vorpommern hatte, wurde durch die Bistümer Magdeburg, Halberstadt, Minden und Kammin entschädigt, •vsedem Reichsfürsten wurde völlige Selbständigkeit eingeräumt; er konnte sogar Bündnisse eingehen und nach anßen selbständig Krieg führen. Mit dieser Bestimmung sank das Reich zu einem losen Staatenbunde herab. Die kaiserliche Macht wurde zum Schatten, zumal die Fürsten auch bei allen wichtigen Angelegenheiten besragt werden mußten.
In Bezug auf die Religion wurde bestimmt, daß die drei christlichen Bekenntnisse gleichberechtigt seien. Das kaiserliche Wiederherstellungsgesetz wurde also aufgehoben, der Augsburger Religionsfriede erlangte neue Gültigkeit und wurde auf die Reformierten ausgedehnt. Im Besitz der Evangelischen sollten alle geistlichen Güter bleiben, die sie mit Beginn des Jahres 1624 besaßen. Die Landesherren genossen unumschränkte Glaubensfreiheit; es wurde ihnen das Recht zuerkannt, die Religion ihres Landes zu bestimmen. Andersgläubige sollten von den Landesherren geduldet, d. h. nicht zur Änderung ihres Bekenntnisses gezwungen werden. Beim Glaubenswechsel des Hofes durfte den Unterthanen nicht der gleiche Wechsel zugemutet, dav Recht der Auswanderung mußte ihnen zugestanden werden.
Xxii. Leben und Zustände im Reiche während des dreißigjährigen Krieges, sowie vor und nach demselben.
a) Kriegs- und Soldatenleöen. Zur Zeit des dreißigjährigen Krieges hatten die Fürsten noch keine stehenden Heere. Wenn ein Krieg drohte, ließ man die Werbetrommel rühren. Die geworbenen Soldaten fragten nicht danach, wem sie dienten, wenn ihnen nur der verheißene Sold pünktlich gezahlt wurde. Wegen des hohen
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolfs Gustav Adolfs
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Schweden Frankreich Schweden Stettin Brandenburg Magdeburg Halberstadt Minden
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bürg nur noch als Geldquelle an. Gegen eine hohe Geldsumme verpfändete er die Mark an seinen Vetter Jobst von Mähren, die Neumark verkaufte er sogar an den deutschen Orden. Der neue Herr ließ seinen Statthaltern allen Willen, wenn sie für ihn nur recht viel Geld von den Bewohnern des Landes erpreßten. Das Raubhandwerk blühte ärger denn je zuvor. — Da war es ein Glück, daß jede Gemeinde sich selbst verwaltete und nur die allgemeinen Angelegenheiten von dem Landesherrn geordnet wurden. Durch engen Zusammenschluß und gegenseitige Unterstützung wendeten die Städte das Schlimmste von dem Lande ab. Die meisten großen Städte standen mit der Hansa in Verbindung. Handel und Gewerbe und der Wohlstand der Bürger hoben sich trotz der Not der Zeit. Allmählich erwarben die Städte alle Rechte und verteidigten sie mit Waffengewalt. Einzelne Orte, wie Berlin-Kölln, durfte nach dem verbrieften Rechte der Markgraf nicht mit bewaffnetem Gefolge betreten. — Der Schrecken der Bürger und Bauern waren aber die Raubritter. Besonders Dietrich und Hans von Quitzow, die mehr als zwanzig Raubburgen ihr eigen nannten, verheerten im Bunde mit den benachbarten Fürsten das Land. Die Fehden hörten nie auf. Von dem üblen Rufe. den die Mark genoß, zeugt das bekannte Wort, „wem etwas abhanden gekommen sei, der solle es nur in der Mark suchen." — Als Jobst im Jahre 1411 starb, übertrug Sigismund die Verwaltung des unglücklichen Landes seinem erprobten Freunde, dem Burggrafen Friedrich Vi. von Hohenzollern. Mit dem Erscheinen der Hohenzollern in der Mark trat eine entschiedene Wendung zum Besseren ein, geordnete Zustände kehrten wieder.
V. Die Begründung der Hohenzollernherrschast in der Mark.
t a) Ariedrich I. 1415—40.
l. Abstammung. Nicht fern von der Burg Hohenstaufen liegt auf der schwäbischen Alb das Ahnenschloß der Hohenzollern.*)
„Es steht ein Schloß im Schwabenland,
Auf festem Grund gebaut,
Der Hohenzollern wird's genannt,
Weil weit ins Land man schaut."
(.Preußens Hohenzollern" von Frege).
*) Gedicht: „Zwei Berge Schwabens" von Karl Gerok.
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Extrahierte Personennamen: Jobst_von_Mähren Neumark Hans_von_Quitzow Jobst Sigismund Friedrich_Vi Friedrich Karl_Gerok Karl
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stammes hatte der König durch die schroffe Behandlung des Sachsenherzogs gegen sich ausgereizt. Um die sächsischen (Großen im Zaume zu halten und das gefürchtete Volk zu überwachen, hielt sich Heinrich meist in Sachsen auf. Von der Harzburg aus beherrschte er das Land; hier wurde auch der Herzog Magnns gefangen gehalten. In die neu errichteten Burgen legte Heinrich sogar fränkische Besatzung. Mißmutig ertrugen die Sachsen die Last der königlichen Hofhaltung. Zuletzt verschworen sich die sächsischen Großen gegen ihn. In dem Aufstande wurde er in der Harzburg eingeschlossen und entkam mit kleinem Gefolge nur unter dem Schutz der 9t,acht und der Führung eines treuen Jägers.
In einer anberaumten Fürstenversammlung zeigte es sich, daß die deutschen Großen an keine ernstliche Unterstützung des Königs dachten; sie ergriffen vielmehr einen Vorwand und sagten ihm die Treue auf. Verwirrung und Abfall herrschten im ganzen Reiche. Von den Fürsten verlassen, fand Heinrich Beistand bei dem deutschen Bürgertum. Die Bürger von Worms griffen zu den Waffen, verjagten ihren Bischof und seine Ritter, zogen dem Könige gerüstet entgegen, boten ihm ihre Hilfe an und baten ihn, bei ihnen zu
wohnen. Dem Beispiele der Stadt Worms folgten andere. Das
war der Bürger Dank für den Schutz des Königtums.
Als Heinrich von Worms aus das Reichsheer gegen die Sachsen aufbot, fand.er nur wenig Unterstützung. Er mußte daher nachgeben und gestatten, daß seine Burgen in Sachsen niedergerissen wurden. Von der tapfer verteidigten Harzburg sollte nur die Ringmauer abgebrochen werden, der prächtige Palast also stehen bleiben.
In ihrem Übermut kannten die Sachsen jedoch keine Grenzen. Auch von der stattlichen Harz bürg ließen sie keinen Stein auf dem anderen; sie zerstörten die Kirche, ja sogar die Gebeine des königlichen Sohnes und Bruders rissen sie aus den Gräbern. Gegen solche Gewaltthat lehnte sich das ganze Volk auf. Alle Reichsstände mißbilligten den Frevel und stellten dem Könige ihre Streitkräfte zur Verfügung. Bei Hohenburg an der Unstrut kam es zur Schlacht (1075). Die Sachsen wurdeu gänzlich geschlagen. Den Fürsten, die auf ihren flüchtigen Rossen entkommen waren, blieb nichts anderes übrig, als sich auf Gnade und Ungnade zu ergeben. Der König führte sie gefangen nach Süddeutschland und Burgund. In Sachsen aber ließ er seine Burgen wieder aufbauen.
4. Beim Papste verklagt. Die Sachsen riesen die Hilfe des Papstes an. mit dem der König damals wegen wichtiger Machtfragen im Streite
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich_von_Worms Heinrich
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waren die Wirkungen eines Krieges verderblicher als die des dreißigjährigen. Das Land lag verwüstet, weite Strecken erschienen als Einöden und Brandstätten. Die Einwohnerzahl war auf den vierten Teil gegen früher herabgesunken, der Wohlstand vernichtet, Handel und Wandel auf lange Zeit gelähmt. Alle Stände und alle Zweige des öffentlichenlebens hatten unter denschrecken des Krieges schwer gelitten.
1. Der Bauernstand. Im Laufe des 16. Jahrhunderts war der Bauernstaud wieder erstarkt und wohlhabend geworden; die lange Friedenszeit hatte auch ihm, dem eigentlichen Nährstand, Segen gebracht. Er hatte seinen hübschen Hausrat, seinen Sparpfennig in der Truhe, reichliches Vieh auf der Weide und im Stalle. Jetzt lagen die meisten Dörfer in Asche, der Viehstand war eingegangen, das Feld verwachsen und stellenweise zu 'Wald geworden. Wie der Weinbau in der Pfalz und in Thüringen, so war der Hopfenbau Böhmens völlig vernichtet. Eine große Zahl von Dörfern war ganz von der Erde verschwunden; sie blieben nach dem Kriege als „wüste Marken" liegen. Von anderen stand nur noch die Kirche, und auch diese war uur als Ruine vorhanden. — Der Bauer war in seinem Wohlstände und Lebensmut gebrochen. Bei den unaufhörlichen Drangsalen war es kein Wunder, daß er wild und grausam wurde. In dem Soldaten sah er seinen natürlichen Feind. Hatte er die Übermacht, so kannte auch er keine Schonung. Es dauerte lauge, bis die vom Heere auf den Bauernstand übergegangene Verwilderung wieder wich und deutschem Fleiß und deutscher Sitte Platz machte.
2. Das Bürgertum. Das Leben in den Städten hatte sich im Laufe des 16. Jahrhunderts weiter entwickelt. Mit der Wohlhabenheit war die Neigung zu Aufwand und Luxus gestiegeu, so daß die Landesherren und Magistrate mit Verordnungen gegen diese Unsitte vorgehen mußten. Im Reformationszeitalter blühten Handel und Gewerbe, Kunst und Wissenschaft. Der Deutsche war im Auslande geachtet. Wie hatte sich das alles in dem Jahrhundert des großen Krieges geändert! Wohin man blickte, schaute man nur Elend. Die kleinen Städte teilten das Geschick der Dörfer; die größeren, festeren überdauerten wohl den Krieg, aber ihr Wohlstand war vernichtet. Geängstigt durch häufige Belagerungen, erschöpft durch Brandschatzungen und Kriegskontributionen, entvölkert durch Hunger, Krankheit und Pest — so traten sie in die lange herbeigesehnte Friedenszeit ein. Viele Häuser, ja ganze Straßen lagen in Trümmern. Da städtische Steuern auf dem Grundstücke lasteten,
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Großen. Durch Grausamkeit gelangte der Markgraf Gero zum Ziele. Einst ließ er dreißig wendische Häuptlinge, die er in seine Burg gelockt hatte, ermorden. Der erregte Aufstaud wurde mit Gewalt unterdrückt. Da die Nachfolger Ottos meist in Italien beschäftigt waren, gelang es den Wenden, sich wieder frei zu machen. Noch über anderthalb Jahrhunderte herrschte seitdem das Heidentum im Havellande.
2. I)ie Wenden. Schon äußerlich unterschieden sich die Wenden von ihren deutschen Nachbarn; denn sie waren nur von mittlerer Größe und hatten dunkle Augen und dunkles Haar. Unter ihren inneren Eigenschaften werden besonders ihre Gastfreundschaft und Tapferkeit gerühmt. Im Gegensatz zu den Deutschen wohnten sie in zusammenhängenden Ortschaften. „In den Fischerdörfern an der Spree und Havel hin, in den Sumpfgegenden, die kein anderes Material kannten als Elsen und Eichen, waren die Ansiedlungen wahrscheinlich Blockhäuser, wie man ihnen bis diesen Tag in den Spreewaldgegenden begegnet; auf dem Feldstein-übersäten Barnim-Plateau richteten sich, wie noch jetzt vielfach in den dortigen Dörfern geschieht, die Wohnungen höchst wahrscheinlich aus Feldstein auf; in fruchtbaren Gegenden aber, wo der Lehm zu Tage lag. wuchs das Lehm- und das Ziegelhaus auf, denn die Wenden verstanden sich sehr wohl auf die Nutzung des Lehms und sehr wahrscheinlich auch auf das Ziegelbrennen". Viele Namen unserer Ortschaften weisen auf ihren wendischen Ursprung hin. — Gern bauten sich die Wenden an schiffbaren Gewässern an; Handel und Fischerei waren ja neben der Jagd ihre Hauptbeschäftigungen. Außerdem trieben sie Ackerbau, Vieh- und Bienenzucht, auch verstanden sie die Kunst zu weben.
„Sie spinnen,
Haben Linnen,
Sie regeln
Den Fluß und das Wehr,
Und mit Schiffen und Segeln Sind sie zu Hause auf offnem Meer."
Die Wenden verehrten viele gute und böse Götter, denen sie, abweichend von unseren Vorfahren, Tempel bauten. Ein dem dreiköpfigen Triglaff geweihtes Heiligtum stand z. B. auf einem Berge bei Brandenburg. Triglaff war der Herr des Himmels, der Erde und der Unterwelt. Zum Zeichen, daß er die Sünde der Menschen übersah und verzieh, war sein Angesicht verhüllt. Die Wenden verfertigten ihre Götzenbilder aus Erz und Gold oder schnitzten sie in
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neue Mittel schuf. Die Geschlechter mußten arbeiten im Schweiße ihres Angesichts, daß sie den Sand bändigten und festigten, den der Wind unter der Pflugschar fortwehte. Die Askanier waren alle bestrebt, das Glück und den Wohlstanb der Mark zu förbem. Als ste in das slavische Laub kamen, fanben sie zwischen Moor und Seen, in den Brüchen und dem Sanbe nur wenbische Blockhäuser und Lehmhütten. Sie bauten ba schöne Klöster, Dome mit gewaltigen Türmen von Granitquabern und Mauersteinen. Gegen achtzig Klöster sollen den Assaniern ihren Ursprung verbankt haben. Die meisten würden mit reichem Grunbbesitz ausgestattet. Vor allem förbernb wirkten die Klöster auf eine bessere Gestaltung des Lanb-baues. Für die Hebung der Wissenschaft und Volksbilbung leisteten dagegen die Klöster der Mark nichts Bebeutenbes, weil die Mönche selbst zumeist seine höhere Bilbnng besaßen. Unter den märkischen Klöstern stehen die Cistercienserklöster Lehnin und Chorin, die Grabstätten der askanischen Markgrafen, in erster Linie. Wie für Choriu, so war Lehnin das Mutterkloster auch für alle märkisch-lausitzischen Kloster.
Unter der Herrschaft der Askanier erblühten weiterhin reiche und für die bamalige Zeit mächtige Städte mit deutschen Freiheiten und beutschem Gewerbfleiß, beren Handel weit über Land und über die Meere ging. Die Flüsse waren daher mit reich belabenen Kähnen, die Straßen von Wagen und Karren mit Kaufmannsgütern angefüllt. Unter den Städten, die bamals aufblühten, stnb besonbers zu nennen: Branbeuburg, Havelberg, Spanbau, Berlin-Kölln, Frankfurt.
Ju der Bevölkerung des Laubes waren Wenben und Deutsche Überall gemischt. Die Deutschen überragten die Wenben weit an Bilbnng; mit ihrer Herrschaft erlangten beshalb beutsche Sitte, beutsches Recht und das Christentum überall die Oberhanb.
Den deutschen Kriegern, die ihm das Land hatten erkämpfen helfen, gab Albrecht der Bär die durch langjährigen Krieg veröbeten Strecken zur Bebauung, den gemeinen Kriegsleuten gegen Zins, den Rittern gegen die Verpflichtung zu fernerem Kriegsbienste. Den wenbischen Abel behanbelte Albrecht aus gleichem Fuße mit dem deutschen; allmählich entston den zwischen beiben Familienverbinbungen. Diese wohlbemessene Vermischung des beiberseitigen Volkstums erleichterte den wenbischen Eblen die Annahme beutscher Sitten. — Den Kern der deutschen Bevölkerung bilbeten die ackerbauenben und gewerbtreibenben Krieger. Zu ihnen gesellten sich die Ansiebler, die aus den Ruf von den Vorteilen biefer Nieberlaffung aus allen Gegenben Deutsch-
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revier. wurde in einen öffentlichen Park umgewandelt. Die Fasanerie bildete den Anfang des zoologischen Gartens. Allmählich gewann Berlin das Ansehen einer europäischen Hauptstadt. Der Dönhoffsplatz und der Gendarmenmarkt wurden mit neuen palastartigen Gebäuden besetzt; den Wilhelmsplatz schmückte Friedrich Ii. mit den Standbildern der Helden des siebenjährigen Krieges. Neben den königlichen Bauten zu gewerblichen und militärischen Zwecken entstanden zur Förderung des Handels die königliche Bank und die Seehandlung.
Unter Friedrich Wilhelm Ii. wurde (an Stelle des von Friedrich Wilhelm I. errichteten Pallisadenzannes) eine massive Mauer angelegt. Sie wurde 1802 vollendet und erhielt nenn Thorbauten. Die Namen der Thore haben sich zum größten Teil erhalten, während man diese selbst mit der Befestigungsmauer bei der Eingemeindung der nördlichen Vororte (1861) entfernte.
Xiii. Deutschland im 18. Jahrhundert.
a) Zustände im Weiche. — Wandlungen.
1. Die Landesfürsten. Mit der im westfälischen Frieden anerkannten Selbständigkeit aller deutschen Fürsten vollzog sich eine Umgestaltung des staatlichen und gesellschaftlichen Lebens. Fast alle zu Ende des 15. Jahrhunderts geschaffenen Einrichtungen verloren ihre Bedeutung. In allen Gebieten des Reiches entwickelte sich die unumschränkte fürstliche Gewalt, weshalb man diese Zeit als die „Zeit der Fürstenmacht" bezeichnet. Die Landstände (Adel, Geistlichkeit, Geschlechter) verloren das wichtige Recht der Steuer-bewilligung; ja sie wurden allmählich ganz beseitigt oder waren ausübende Werkzeuge der fürstlichen Gewalt.
Die meisten deutschen Fürsten ahmten nicht nur die selbstherrliche Herrschergewalt Ludwigs Xiv., sondern auch seine glänzende Hofhaltung nach. Mit der Verschwendung, die die Pracht der Festlichkeiten, der Bauten 2c. in sich schloß, ging die Bedrückung des treuen, fleißigen Volkes Hand in Hand. Mehr noch als die größeren Länder hatten darunter die kleineren zu leideu. Die geistlichen Höfe wetteiferten iu der Verschweuduug und Leichtfertigkeit mit den übrigen. Wenn wir die Regierung der Fürsten aus dem Hanse Hohenzollern, die zumeist alle Einkünfte zum Besten der Gesamtheit verwandten, mit der vieler anderer deutscheu Fürsteu vergleichen, so treten ihre hohen Verdienste erst ins rechte Licht. Zum Heile der Unterthanen
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich Wilhelm_I. Ludwigs_Xiv. Ludwigs_Xiv.