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1. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 112

1902 - Leipzig : Poeschel
112 Europa. Gewächse ebenso wie die Flüsse den Regenmangel am schwersten em- pfinden würden. Der regenarme Herbst, der das ostdeutsche Binnen- land auszeichnet, kommt der Wein- und Obstkultur sowie dem Hopfen- bau dieser Gegend sehr zugute. Der größte Teil der Ströme des Deutschen Reichs gehört dem Gebiete der Nord- und Ostsee, der kleinere dem Gebiete des Schwarzen Meeres an. Zu dem Eutwässerungsgebiete der Nord- see gehören — durch Rhein, Ems, Weser, Elbe und Eider — etwa 55°/o seiner Fläche, zu dem Entwässerungsgebiete der Ostsee — durch Trave, Warnow, Oder, Persante, Weichsel, Pregel, Memel — 35°/o, und zu dem Entwässerungsgebiete des Schwarzen Meeres durch die Donau nur 10°/«. Dadurch, daß über die Hälfte seines fließenden Wassers der Nordsee zugeht, wird das Deutsche Reich durch einen weiteren bedeutsamen Faktor in das Welt- verkehrsleben größten Stils hineingezogen. Von den größeren Stromgebieten gehören nur diejenigen der Weser und Ems dem Reiche allein. Die Gebiete des Rheins, der Elbe, der Oder und des Pregel gehören ihm aber zum größten Teile. (Vergl. § 54 ff.) Die Schiffahrtsstraßen des Reiches haben eine Gesamtlänge von 12 500 1cm (ziemlich so viel als diejenigen Frankreichs, aber kaum ein Drittel von denjenigen Rußlands und nur etwa drei Achtel von denjenigen des Mississippi-Systems!). § 59. b) Bevölkerungsverhältnisse. Von den 56,4 Mill. Be- wohnern des Reichs sprechen nahezu 53 Mill. (94°/°) das Deutsche als ihre Muttersprache, die Bevölkerung ist also hinsichtlich ihrer Nationalität eine ziemlich einheitliche. Polen giebt es in Schlesien, Posen und Preußen etwa 3 Mill. (einschließlich Ma- snren und Kassuben); Franzosen, namentlich bei Metz, 250 000; Dänen, in Nordschleswig, 140 000; Litauer, in Ostpreußen, 120 000; Wenden, in der Lausitz, 70 000; und Tschechen, in den Sudeten, 20 000. Die Zahl der Juden, die nur bei ihrem Kultus eine fremde Sprache gebrauchen, beträgt ungefähr 620 000. Ausländer halten sich gegen 500 000 im Reiche auf. Der Gegeufatz zwischen Oberdeutschen und Niederdeutschen ist bei weitem kein so scharf ausgesprochener wie der zwischen Nord- und Südfranzosen, Großrussen und Kleinrussen oder Engländern und Schotten. Noch mehr aber gehen die niederdeutschen Stämme der

2. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 122

1902 - Leipzig : Poeschel
122 Europa. b) Frankfurt: Frankfurt (62000 E.), an der Oder, aus einem alten Flußübergange und Stapelorte seiner Zeit zu einer wichtigen Hansa- und Meßstadt erwachsen, handelt in Tuch, Leder, Rauchwaren und fertigt Maschinen, Papier, Cigarren und Tonwaren. — Die Festung Küstrin (16000 E.), an der Warte und Oder, treibt Schiffahrt und Handel mit Landesprodukten; Lands- berg (34 000 E.) an der Warte, ebenso und Maschinen-, Leder- und Tuch- sabrikation; Guben (33 000 E.), an der Lausitzer Neiße, sowie der Eisen- bahnknoten Kottbus (39 000 E.), an der Spree, Tuch- und Zeugweberei. Auch Krossen, Sommerfeld (12 000 E.), Forst (32000 E.), Sprem- berg (11000 E.) und Sorau (16000 E.) beteiligen sich an der hoch ent- wickelten Wollverarbeitung der Provinz, letztgenannte Stadt auch an der Leinweberei. § 63. 2. Pommern, 30 000 qkm und 1,6 Mill. E., besitzt unter allen Provinzen die geringste Volksdichtigkeit. Es ist eine reine Ackerbau- und Viehzuchtprovinz, bei Pyritz, an der Oder, Ucker, Peene, Stolpe und auf Rügen mit vorzüglichem Boden und ohne allen Bergbau, aber durch die lange Küste mit starker Fischerei und bedeutendem Seehandel. Regierungsbezirke (3) und Städte: a) Stettin: Stettin (211000 E.), zum größten Teile an dem linken Ufer der Oder, die bis hierher Seeschiffe von 6 m Tiefgang zuläßt, von der bedürfnis- und erzeugnisreichen Reichshauptstadt nur 120 km entfernt, ist Regierungshauptstadt und Hauptsitz des Handels und der Industrie. Im Mittelalter ein weniger hervorragendes Mitglied der Hansa, ist es gegen- wärtig der bedeutendste deutsche Ostseehafen, mit Dampferverbindungen nach allen Ost- und Nordseehäfen sowie auch nach transozeanischen Häfen. (Schiff- fahrtsbewegung 3 Mill. Tonnen.) Haupthandelsartikel sind: Getreide, Spiritus, Kolonialwaren, Wein, Fische ?e.; Hauptindustrieerzeugnisse: Schiffe (Vulkan- werfte!), Maschinen, Zement, Leder, Zucker, Spiritus, Bier, Chemikalien. — Swinemünde (10000 E.), an der tiefsten Odermündung, ist sein befestigter Vorhafen, für Schiffe von größerem Tiefgange; Heringsdorf und Zinno- witz, auf der Insel Usedom, sowie Misdroy, auf Wollin, Seebäder. — Auch Anklam (15 000 E.), an der Peene, ist als Seehafen wichtig; Stargard (27 000 E), an der schiffbaren Jhna, durch Gewebsindustrie und Getreide- Handel. b) Kösliu: Köslin (20 000 E.) ist wichtig als Produktenmarkt (Gänse- brüste!); Kolberg (20 000 E.) als See- und Fischereihafen sowie als See- bad; Stolp (27 000 E.) als Seehafen und durch Holz- und Bernstein- industrie. c) Stralsund: Stralsund (31000 E.) mit gutem Hafen, einst die vierte Stadt des Hansabundes, treibt Seehandel nach Schweden und Däne- mark; ähnlich die Universitätsstadt Greisswald (23000 E.); Putbus,

3. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 123

1902 - Leipzig : Poeschel
Die einzelnen Staaten: Das Deutsche Reich. 123 Saßnitz u.a., auf Rügen, sind beliebte Seebäder, letzteres mit lebhaftem Dampferverkehr nach Stettin. 3. Westpreußen, 26 000 qkm und 1,6 Mill. E., eine der kleinsten Provinzen, ist vorwiegend Ackerland, mit starkem Pferde- bestände, aber ohne Mineralproduktion und mit schwacher Industrie. Die Lebhaftigkeit des Verkehrs dankt sie ihrem Weichsel- ströme und der Küste. Das Eisenbahnnetz ist dünn, jedoch wird die Provinz von einer europäischen Hauptbahn (Berlin-Petersburg) durchschnitten. Regierungsbezirke (2) und Städte: a) Danzig: Die Festung Danzig (141000 (£.), an dem zugänglichsten Weichselarme und an der Motlau, die Schiffe von 4 in Tiefgang zuläßt, die natürliche Ausgangspforte des Weichselgebiets, hatte bereits im frühesten Mittelalter hohe Bedeutung. Später war es ein Vorort des Hansabundes, und daß es Jahrhunderte lang den Zankapfel zwischen dem deutschen Orden, Polen, Pommern und Brandenburg bildete, vermochte seine Handelsblüte nicht zu hemmen. Im modernen Verkehre ist es einer der ersten Ostseehäfen (Schiffahrtsbewegung einschließlich derjenigen seines Vorhafens Neu fahr- w äff er 1,3 Mill. Tonnen). Hauptartikel des Handels (namentlich nach England) sind Getreide, Holz und Kolonialwaren. Die Industrie ist hervor- ragend in Schiffsbau, Schiffsbedarf und Müllerei- Von der alten Handels- blüte zeugen originelle Bauten (Artushof, Marienkirche, Rathaus), die an Nürnberg erinnern. — Elbing (53000 E.), an der Mündung der Elbing und des Oberländischen Kanals in das Frische Haff, treibt Seehandel in Getreide, Holz, Pferden sowie Schiffsbau (Schichauwerste!), Maschinen- und Tabakindustrie. — Die alte Residenz der Hochmeister des deutschen Ordens Marienburg (11000 E.) an der Nogat, mit ihrem schönen Schlosse, ist wichtig als Stromübergang und Eisenbahnkreuzung; ebenso Dirschau (13000 E.), an der Weichsel, mit berühmter Eisenbahnbrücke. b) Marienwerder: Graudenz (33 000 E.) ist ebenfalls durch feine Weichselbrücke (1200 in lang) ausgezeichnet und desgleichen Th orn (30000 E.), unterhalb der Drewenzmündung und an der russischen Grenze; beide Städte auch durch Stromschiffahrt und Produkten- bezw. Grenzhandel. 4. Ostpreußen, 37 000 qkm und nahezu 2 Mill. E., ist ebensalls vorwiegend Acker- und Viehzuchtland mit 16 °/o von den Pferden Preußens. An Mineralien gewinnt man nur Bernstein (int Samlande). — Die Fischerei ist bedeutend, steht aber hinter der pommerschen zurück. In der Industrie (Textil- industrie) steht die Provinz über Westpreußen, im Handel und Ver- kehr aber infolge des russischen Abschließungssystems darunter.

4. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 127

1902 - Leipzig : Poeschel
Die einzelnen Staaten: Das Deutsche Reich. 127 Unstrut, sowie Langensalza (12000 E.), durch Woll- und Baumwollindu- strie; Nordhausen (29 000 E.), an der „Goldenenaue", durch Branntwein- sabrikation (50 Fabriken!). c) Magdeburg: Aschersleben (27 000 E.) hat Zucker-und Chemikalien- fabriken und Braunkohlengruben; Quedlinburg (23000 E.), große Gärtnereien und Sämereikulturen; Halber st adt (43000 E.) Tabak-, Zucker-, Leder- und Maschinenfabriken; Staßsurt (20000 E.), an der Bode, das gewaltigste Steinsalzbergwerk Europas (erst 1839 erbohrt), das vor allen Dingen Kali- salze produziert. Daher auch die hochentwickelte chemische Industrie der Stadt und Provinz (Staßsurter Brom!) — Schönebeck (16 000 E.), an der Elbe, besitzt ebenfalls eine wichtige Saline und chemische Fabriken. — Magdeburg (230 000 E.), an einem Hauptknie, einer Flußteilung und dem Flämingdurch- bruche der Elbe, war fchon in der Zeit Karls des Großen wichtiger Handels- platz mit lebhaftem Verkehr in die slavischen Gebiete. Als Hansastadt trat es in enge Verbindung mit dem Norden, und auch der dreißigjährige Krieg zerrüttete seine Blüte nur vorübergehend. Besonders bedeutend ist heute sein Handel in Feldsrüchten, Spiritus, Wein, Kolonialwaren, Konserven (Sauer- kraut) und seine Industrie in Zucker, Maschinen, Gußstahl (Gruson-Werk!), Tabak, Cigarren und baumwollenen Geweben. Schiffahrtsverbindungen unter- hält Magdeburg mit Hamburg, Dresden, Berlin, Stettin, Breslau?c. Außer- dem ist es Eisenbahnknotenpunkt ersten Ranges, starke Festung und Regie- rungshauptstadt. — Stendal (22 000 E.) ist Eisenbahnknoten und Fabrik- stadt in Maschinen und Baumwolle; Salzwedel, an der schiffbaren Jetzel, in Leinwand und Strumpfwaren; Burg (22 000 E.), östlich von der Elbe, in Tuch. — § 65. 8. Schleswig-Holstein, gegen 19 000 qkm und 1,4 Mill. E., hat ziemlich viel Unland (Sumpf- und „Ahlboden"), aber auch fette Nordseemarschen, und seine Getreideernte sowie sein Pferde- und Rinderbestand und seine Fischerei (Austern, Sprotten) sind be- deutend. Das Waldkleid ist sehr gelichtet und die Bergwerks- Produktion null. Dank seiner günstigen Verkehrslage zwischen beiden deutschen Meeren und am Kaiser-Wilhelms-Kanäle sind In- du strie und Handel aber trotzdem höher entwickelt als in Pom- mern und Ost- und Westpreußen. Regierungsbezirk Schleswig: Kiel (108 000 E.), an der großen, tiefen und wohlgeschützten Kieler Förde, die den besten Naturhafen Deutschlands bildet, unterhält namentlich regelmäßige Dampferverbindungen mit Korsör und Kopenhagen und handelt mit Getreide, Holz, Vieh, Fischen (Kieler Sprotten!), Kohlen und Wein. Außer den großen Marinewerkstätten, die es als deutscher Ostseekriegshasen besitzt, sind wichtig seine Maschinenfabriken, Schiffswerfte, Brauereien und Mühlen. — Das Dorf Neumühlen besitzt das größte Mühlenwerk des Kontinents. Eckernförde treibt Fischerei;

5. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 130

1902 - Leipzig : Poeschel
130 Europa, Nordseehäfen und Süddeutschland zu erklären ist. Das Eisenbahn- netz ist dichter als in allen nördlichen und östlichen Provinzen. Regierungsbezirke (2) und Städte: a) Kassel: Kassel (106000 E.), in der ausgedehntesten Talgegend des hessischen Berglandes, an der schiffbaren Fulda und in der Kreuzung zahl- reicher Straßen des norddeutschen Berglandes, hat bedeutende Industrie in Maschinen, Metallwaren, Leder (Handschuhe) und Handel in Jndustrieerzeug- nissen, Fellen, Lein, Kolonialwaren und Landesprodukten. Eschwege, am Anfangspunkte der Werraschiffahrt, erzeugt Leder und Gewebe; Fulda (17 000 E.) am Anfangspunkte der Fuldaschiffahrt, Gewebe; die Universitäts- stadt Marburg (18000 E.) Töpferwaren („Marburger Geschirr"); Hanau (30 000 E.), am Main, Gold- und Silberwaren, Gußwaren, Lederartikel, Zigarren. b) Wiesbaden: Frankfurt (288 000 E.), am Main, in der Nordostecke der oberrheinischen Ebene, an den natürlichen Hauptverkehrsstraßen nach Bayern, Österreich, Sachsen und Thüringen (durch das Regnitz- und Main- tal!), sowie an der bequemsten Psorte in das nördliche Binnendeutschland und nach der Nordsee (durch die Wetterau), ist politisch und kommerziell seit dem Beginn der deutschen Geschichte eine überaus wichtige Stadt. Nicht nur zogen auf den angegebenen Straßen die deutschen Fürsten herbei, um hier ihren Kaiser zu wählen oder um über die Angelegenheiten des Reiches zu tagen (Kaiserkrönungsstadt bis 1795, Sitz des deutschen Bundestages bis 1866!), auch die Waren strömten hier in bedeutender Menge zusammen, um aus der altberühmten Messe ausgetauscht zu werden. Heute ein Hauptknotenpunkt des deutschen Eisenbahnnetzes, ist sein Handel wie seine Industrie noch im steten Steigen, und besonders das deutsche Geld-, Bank-, Wechsel-, Transit- und Speditionsgeschäft hat in der Stadt einen Hauptsitz. Bedeutend ist auch der Handel in Fellen, Häuten, Kohlen, Metallen, Wein. Die Industrie bezieht sich infolge des alten Reichtums der Frankfurter in erster Linie auf Luxus- artikel, daneben aber auch auf Maschinen, Chemikalien, Fleischwaren. Bauten, wie der Römer, der Saalhof, der Bahnhof, das Palmenhaus, das Senken- bergfche Museum und die Markthallen spiegeln die alte und neue Handels- blüte Frankfurts deutlich ab. Sachsenhausen, links vom Main, ist das eigentliche Fabrikviertel Frankfurts, das in großartigem Maßstabe Maschinen, Metallwaren, Chemikalien erzeugt; ähnlich Bockenheim (19 000 E.) sowie Höchst mit seinem großartigen Farbwerke. — Wiesbaden (86 000 E.), am Taunus, durch Salz- und Schwefelquellen (Kochbrunnen!) seit der Römerzeit einer der besuchtesten Badeorte, und bis 1866 Residenz der Herzöge von Nassau, treibt starken Mineralwasserhandel; ähnlich die anderen Taunusbäder: Homburg vor der Höhe, Niederselters, Schwalbach, Schlangen- bad, Soden und Ems; letzteres, im Lahntale, ebenso wie Weilburg, auch Bergbau. Am Südhange des Taunus liegen in der berühmtesten Weinbergs- gegend Deutschlands: Aßmannshausen, Rüdesheim, Geisenheim,

6. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 100

1902 - Leipzig : Poeschel
100 Europa. Tieflandstrom mit langsamem Gefäll, durch Ufersümpfe und starke Niederschläge wasserreich und ebenfalls ohne lange andauerndes Wintereis. Hindernisse eines höher entwickelten Schiffahrtslebens auf ihr waren bisher die geringe Produktivität ihrer Uferländer sowie die Gespaltenheit des Reiches (Preußen und Hannover!). Erst in der neuesten Zeit wurde der Anfang zu besserer Verwertung des Stromes gemacht, und gegenwärtig ist derselbe 200 km weit für ziemlich große Kähne (von 1 m Tiefgang), und 100 km sogar für große (1,50 m) schiffbar. Bis Leer können mit der Flut Seeschiffe von 4 m Tiefgang gelangen. Durch die neuen Kanalverbindungen mit der Lippe und Ruhr (Dortmunder Kanal) und mit der Jade (Ems-Jadekanal) wird die Bedeutung der Ems sehr erhöht, und durch die geplante Ver- bindung mit der Weser und Elbe (Mittellandkanal) sowie durch die Trockenlegung der Usersümpfe würde dies noch mehr der Fall werden. 3. Die Weser entspringt auf dem Thüringer Walde (600 m hoch) und wird vom Hessischen, Niederrheinischen und Thüringer Berglande her durch beträchtliche Nebenflüsse verstärkt (Fulda mit Eder; Aller mit Ocker und Leine). Bis Minden hat sie starkes Gefäll, und ihre Wasserführung ist eine außerordentlich wechselnde (wie 1:70). Schiffbar ist sie oberhalb Bremen nur sür ziemlich große Kähne, oberhalb Minden für kleine (von 3/4 m Tiefgang). Eine künstliche Verbindung mit den Nachbarströmen sehlt ebenfalls, und der Oste-Hammekanal, für kleine Kähne, verbindet die Unter- weser nur mit der Elbmündung. Von den Nebenflüssen sind schiffbar: die Fulda von Hersfeld, die Hunte von Oldenburg, die Aller von Celle und die Leine von Hannover an. Die Uferländer sind nur zum Teil reich. 4. Die Elbe hat ihre wichtigsten Quellflüsse (Moldau und Elbe) auf dem Böhmerwald und Riesengebirge, empfängt aber auch große Wassermassen vom Erz- und Fichtelgebirge (Eger, Mulde und Saale mit Elster), vom Thüringer Berglande (Unstrut und Bode) und vom Norddeutschen Tieflande (Havel mit Spree fowie Elde). Da nur ein Drittel ihres Laufes im Gebirgslande liegt, sind die Gesälls- Verhältnisse viel günstiger als bei der Weser. Da die Wasserfülle stark wechselt (an der Havelmündung wie 1:30), hat sie aber als Schiffahrtsstrom nicht eine so hohe Qualität wie der Rhein. Aus ähnlichen Gründen wie bei den anderen westdeutschen

7. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 103

1902 - Leipzig : Poeschel
Die Staaten von Mitteleuropa: Allgemeines. 103 ländischen Seen (Drewenzsee, Geserichsee) sowie mit der Weichsel (bei Thorn) in Verbindung setzt. 8. Der Pregel, ein reiner Tieslandstrom, wird durch Angerapp (aus Spirding- und Mauersee) und Alle verstärkt. Besonders die Alle und der untere Pregel (von Jnsterburg) bilden eine gute Wasserstraße; ebenso die De im e, die sich bei Tapiau nordwärts abzweigt, um in das Kurische Haff zu münden. Bis Königsberg gelangen Seeschiffe von 4 m Tiefgang. 9. Die Memel (russisch Niemen) ist ebenfalls ein reiner Tief- landstrom und hat ziemlich gleichmäßigen Wasserstand, aber auch lange anhaltendes Wintereis. Von Tilsit ist sie eine ausgezeichnete Schiffahrtsstraße, die die Weichsel und Oder an Tiefe (1,5 m) über- trifft. Von ihren beiden Mündungsarmen Ruß und Gilge ist ersterer der tiefere. § 55. 10. Die Donau steht zwar an Lauflänge und Größe des Stromgebietes der Wolga nach, übertrifft dieselbe aber an Wasser- fülle. Obwohl die Quellen der eigentlichen Donau (Brege, Brigach und Abfluß des Schloßbrunnens von Donaueschingen) am Schwarz- walde (800 m hoch) gelegen sind, so ist der Strom doch fast in einem noch höheren Grade wie der Rhein ein Abfluß des Alpengebirges. Freilich ist er bei weitem nicht in dem- selben Grade ein Kulturstrom wie dieser. Soweit die Donau dem Deutschen Reiche angehört (bis Passau), ist sie ein Schiffahrtsstrom von geringer Qualität. Dadurch, daß sie in Deutschland beständig dem Alpengebirge entlang läuft und be- trächtliche deutsche Mittelgebirge (Jura und Böhmerwald) in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft hat, münden zahlreiche wilde Ströme in sie ein (aus den Alpen: Jller, Lech mit Wertach, Isar mit Ammer, Inn mit Salzach; vom Jura: Wernitz und Altmühl; vom Böhmer- wald: Nab und Regen), die bei ihren Hochwassern große Mengen von Gebirgsschutt in ihr aufhäufen und ihr sehr ungleichmäßiges Gefäll und sehr unregelmäßige und veränderliche Tiefe geben. Von Ulm an schiffbar, ist sie doch in Deutschland nirgends mit mittleren (metertiesen) Kähnen zu befahren. Besser als die Donau selbst ist die Altmühl nebst dem Donau-Mainkanale (Ludwigskanal) schiffbar. Der von den Alpengletschern der Bernina und Selvretta gespeiste wasserreiche Inn ist sehr wild und bietet

8. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 138

1902 - Leipzig : Poeschel
138 Europa. und waldbedeckt, in seiner „Unterherrschaft" am Harze fruchtbares Hügelland, liefert Eisen, Salz, Getreide, Porzellan, Wollgewebe ?c. Die Residenz Rudolstadt (12 000 E.) ist auch Haupt-Industriestadt; Frankenhausen Salinenstadt. Das Fürstentum Schwarzburg-Gondershausen, 862 qkm und 81 000 E., ist noch fruchtbarer als Schwarzburg-Rudolstadt. A r n st a d t (14 000 E.) treibt Industrie und Handel in Leder, Wollwaren, Gärtnereiprodukten, Getreide und Holz; Sondershausen, die Residenz, Getreidehandel. § 69. Das Herzogtum Anhalt, 2300 qkm und 316 000 E., in der fruchtbaren Magdeburger Elbniederung, baut viel Getreide und Zuckerrüben sowie Steinsalz (mehr Kalisalze als die Provinz Sachsen) und Braunkohlen. Im Harz (um Balleustedt und Harz- gerode) fördert es auch Bleierz. Sonst erzeugt es Zucker, Chemi- kalien, Maschinen und Metallwaren. Der Handel ist durch die Ver- kehrsliuie Hamburg-Leipzig lebhast. Dessau (51 000 E.), die Residenz, an der Mulde, Z erb st (17 000 E.), östlich der Elbe, Kothen (22000 E.), an der Kreuzung der wichtigsten Eisen- bahnen, Bern bürg (34 000 E.), an der schiffbaren Saale, wetteifern in den genannten Industriezweigen mit einander. —Leopoldshall, bei Staßsurt, ist bedeutend durch sein Salzbergwerk und durch seine chemische Industrie. Das Herzogtum Braunschweig, 3670 qkm und 464000 E., liegt teils östlich, teils nördlich und westlich vom Harz und ist meist srucht- bares, hügeliges Ackerland (Braunschweiger Börde!), so daß sein Getreidebau bedeutend und sein Bauernstand sehr wohlhabend ist. An Wald ist es im Harz und Wesergebirge reich, und ebenso an Braunkohlen, Eisen und Blei. Die Industrie ist besonders im Zucker-, Maschinen- und Chemikalienzweige bedeutend. Der Handel und Verkehr wird durch die Verkehrslinie vom Niederrhein nach Berlin sehr gefördert. Die Residenz Braunschweig (128000 E.), an der Ocker und in der reichsten Ackergegend, war einst Quartierstadt der Hansa und Hauptvermitt- lerin des Handels zwischen Bremen-Hamburg und dem Vinnenlande. Heute ist ihre Maschinen-, Jute-, Zucker-, Tabak-, Konserven- und Chemikalienindustrie, sowie ihr Getreide-, Woll- und Fleischwarenhandel und ihr Bankwesen bedeu- tend. Ihre Messen sind zurückgegangen. — Wolfenbüttel (18000 E.), an der Ocker, liefert Metallwaren und Konserven; Holzminden, an der Weser, Sandstein; Blankenburg (Rübeland und Hüttenrode?) Eisenwaren und Kalkstein.

9. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 105

1902 - Leipzig : Poeschel
Die Staaten von Mitteleuropa: Allgemeines. 105 1890 hat man die acht Felsenschwellen, die hier quer im Strome liegen und förmliche Katarakte hervorrufen, durch Sprengung teil- weise beseitigt. Sonst ist namentlich eine 70 km lange Strecke bei Raab (Gönyö) durch ihre Kiesbänke und Untiefen und durch ihre Widerspenstigkeit gegen die Regulierung berüchtigt. Der niedrigste Wasserstand auf den Untiefen von Gönyö und im Eisernen Tore fällt übrigens gerade in die Monate, wo die Verschiffung der Ernte auf dem Strome statthaben sollte (August bis November). — Von rechts her empfängt die Donau noch: Morawa, Jsker und Jantra, und dadurch fallen auch Serbien und Bulgarien in ihr Verkehrsgebiet. — Unterhalb des Eisernen Tores ist die Donau durch ihre Tiese ein sehr guter Schiffahrtsstrom, sie verliert diese Eigenschaft aber noch einmal dadurch, daß sie vor ihren drei Mün- düngen — Kilia, Sulina und Chedrile (St. Georgsmündung) — Sandbarren aufgehäuft hat, die größeren Seeschiffen den Eingang wehren. Bisher hat man nur den kleinsten Mündungsarm (Sulina) vermittelst Durchstiches seiner Barre 3 m tiefen Seeschiffen geöffnet, so daß dieselben bis Galatz gelangen können. Für die Österreichisch-Ungarische Monarchie hat die Donau auf die angegebene Weise bisher mehr die Bedeutung einer großen Binnenhandelsstraße als die einer Welthandelsstraße gehabt. 11. Der Dnjestr, gleich der Weichsel ein wasserreicher Karpaten- abstuß, fällt nur mit dem dritten Teile seines Laufes in das öfter- reichifch-ungarifche Staatsgebiet und ist von der Strymündung für kleine Fahrzeuge schiffbar. 12. Die Etsch entspringt an der Reschenscheideck und empfängt ihr Hauptwasser aus den Ötztaler und Ortler Fernern, sowie (durch die Eisack) von den Hohen Tauern. Als wilder Alpenstrom hat sie für die Schiffahrt nur einen sehr beschränkten Wert. 13. In noch höherem Grade gilt das von dem Ticino (Tessin), dem wichtigsten Nebenstusse des Po, der dem St. Gotthard entströmt und in seinem Oberlaufe der Schweiz angehört; sowie von der Rhone, die ihre Quellen ebenfalls am Gotthard (Galenstock) hat, sich zu dem großen (550 qkm) Genfer See erweitert, aber durch ihre berühmte Flußschwinde (Perte clu Rhone) beim Juradurchbruche an der schweizer Grenze wieder gänzlich unschiffbar wird.

10. Grundzüge der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 140

1902 - Leipzig : Poeschel
140 Europa. und ein dünnbevölkerter Landwirtschaftsstaat, wird von den Eisen- bahnlinien Berlin-Stralsund und Stettin-Lübeck durchschnitten. Der Bahnkreuzungspunkt Neubrandenburg und die Residenz Neu- strelitz handeln mit Landesprodukten. Die Freie Stadt Lübeck, 298 qkm und 97 000 E., besitzt meist ausgezeichnetes Marschland. Lübeck (82 000 E.), an der Trave, durch die künstliche Vertiefung des Flusses Seeschiffen von 4 m Tiefgang nahbar, spielte in den Zeiten, wo der Schwerpunkt des deutschen Kulturlebens in der Westhälfte des gegenwärtigen Reichs lag, und wo die Gestadeländer der Ostsee ein freies und ergiebiges Kolonisationsfeld bildeten, eine ähnliche dominierende Rolle unter den deutschen Hasenstädten, wie heute Hainburg (als Haupt des Hansabundes!). Für den transozeanischen Handel ist es durch die geringe Tiefe feines Hafens und durch die Entlegenheit vom offenen Ozeane weniger geeignet, und da die wirt- schaftliche Blüte Deutschlands sich mittlerweile auch über den Osten ausgebreitet hat, so ist es sogar auch von Stettin, Danzig, Königsberg-Pillau und Kiel be- züglich seiner Schiffahrtsbewegung (1,1 Mill. Tonnen) überflügelt worden. Einen großen Teil seiner Beziehungen zu Dänemark, Schweden und Rußland hat es sich aber erhalten. Seine Industrie bezieht sich auf Schiffsausrüstung, Ma- fchinen, Tabak, Leder; sein Handel auf Getreide, Wein, Eisen, Kohlen, Zünd- Hölzer. Seine alte Blüte bekunden die schöne Marienkirche und das alte Rathaus. Der Vorhafen ist Travemünde. § 70. Die Freie Stadt Hamburg, 415 qkm und 768 000 E., steht bezüglich ihrer Volkszahl noch vor dem Großherzogtum Mecklen- bnrg-Schwerin, und ihr Gebiet ist meist fruchtbares Marschland (die Vierlande!). Die Handelsflotte der Freistadt (602 000 Tonnen) ist viel bedeutender als diejenige Preußens und macht gegen 30 °/o von der ge- samten Reichsslotte aus. Hamburg (mit Vororten 706 000 E.) hat für einen Welthandelsplatz ersten Ranges eine ungemein günstige Lage. Die Elbe hat sich bei Hamburg in die Norder- und Süderelbe und in mehrere Nebenarme geteilt, und wäh- rend sie ober- und unterhalb von Marschen (früher häufig überschwemmtes Sumpsland) eingesäumt ist, tritt hier die „hohe Geest" der Lüneburger Heide und des holsteinischen Landrückens unmittelbar an den Strom heran. Dadurch war ein bequemer Übergang, zugleich aber auch guter Baugrund sür Harburg und Hamburg gegeben. Hamburg wurde als Bollwerk und Bistumsitz durch Karl den Großen mit einer wichtigen kulturhistorischen Mission bei der Unter- werfung Holsteins betraut. Der in zahlreiche Arme geteilte Strom, der in dem heutigen Stadtgebiete Hamburgs noch die — ebenfalls in mehrere Arme gespaltenen — Nebenflüsse Bille und Alster aufnimmt, begünstigte aber auch das Gedeihen einer zahlreichen Fischer- und Seefahrerbevölkerung. Als Hansastadt nahm Hamburg neben Lübeck und Bremen eine hervorragende Stelle ein,
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