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1. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 144

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
144 Schleimklumpen, die zu Tausenden und Millionen auf fast jeder Scholle überall in diesem grenzenlosen Meere leben, das wir als das Reich des Todes zu betrachten geneigt sind. Die Mutter Natur hat eine merk- würdige Fähigkeit, überall Leben hervorzurufen; selbst das Eis hier ist ein fruchtbarer Boden für sie. Als die Sonnenstrahlen auf die Oberfläche des Eises größere Macht ausübten und den Schnee schmolzen, so daß sich Tümpel bildeten, waren aus ihrem Grunde bald gelblichbraune Flecken zu sehen, so klein, daß man sie anfänglich kaum bemerkte. Tag für Tag nahmen sie an Größe zu und schmolzen, wie alle dunkeln Gegenstände die Wärmestrahlen absorbierend, allmählich das darunter liegende Eis,- wobei sie runde, oft mehrere Zentimeter tiefe Löcher bildeten. Diese braunen Flecken waren die erwähnten Algen und Diatomeen. Sie ent- wickelten sich im Lichte des Sommers rasch und pflegten den Boden der Löcher mit einer dicken Schicht zu erfüllen. Doch gab es nicht nur Pflanzen; das Wasser war auch von Schwärmen von kleinen Tierchen be- lebt, meist Infusorien und Flagellaten, die sich von den Pflanzen nähren. Ja, ich fand sogar Bakterien; also selbst diese Regionen sind nicht frei von ihnen! (Donnerstag, 27. September.) Ich habe beschlossen, daß von morgen an, so lange das Tageslicht anhält, jeder täglich zwei Stunden, von 11 bis 1 Uhr, sich im Schneeschuhlaufen üben foll. Es ist dies not- wendig. Wenn etwas passieren sollte, das uns zwingt, den Rückweg über das Eis zu nehmen, so befürchte ich, daß einige von unserer Schar, so ungeübt, wie sie jetzt sind, ein großes Hindernis für uns bilden würden. Mehrere von ihnen sind Läufer ersten Ranges; fünf oder sechs würden ebenfalls bald Vergnügen daran finden, wenn sie es lernten; hätten sie einen weiten Marsch zu machen und wären ohne Schneeschuhe, so würde es mit uns allen vorbei sein. — Von da ab pflegten wir regel- mäßig in corpore aufs Eis zu gehen. Abgesehen davon, daß es eine gute Übung war, war es auch ein großes Vergnügen; jeder schien gute Fortschritte zu macheu, und alle gewöhnten sich an den Gebrauch der Schneeschuhe auf diesem Terrain, obwohl sie auf den Unebenheiten zwischen den Eishügeln oft genug zerbrachen; wir flickten und nieteten sie dann zu- sammen, um sie bald wieder zu zerbrechen. (Sonntag, 14. Oktober.) Ich lese von den unendlichen Leiden, die frühere Polarforscher auf jedem Grade, ja auf jeder Minute ihres nördlichen Kurses auszustehen gehabt haben; es erweckt innerlich beinahe ein Gefühl der Verachtung für uns, die wir hier warm und behaglich auf dem Sofa liegen und unsere Zeit mit Lesen und Schreiben, Rauchen und Träumen

2. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 148

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
148 Ii. Erdkundliches Lesebuch Magen Steine enthielt, und zwar Granit und Hornblendeschiefer mit Granaten. Bidlingmaier und Vahsel gingen auf die Schollen zu magnetischen Messungen hinaus, mußten aber scharf im Auge behalten werden, weil das Eis lebhaft trieb und seine Lagen verschob, so daß es gegen 1 Uhr mittags schon Schwierigkeiten hatte, sie zurückzuholen; ich selbst lotete und fand 3080 in. Daran schlössen sich Schöpf- und Tem- peraturserien, welche die von früher her bekannte Wärmeschichtung im Wasser des südlichen Eismeers derart bestätigten, daß unter der kalten Oberflächenschicht in schnellem Übergang eine wanne Unterschicht folgt, deren Temperatur dann gegen den Boden hin zunächst schnell und dann immer allmählicher abnimmt bis zu etwa —0,3° am Boden, i Das Wetter war herrlich, doch die Sonne blendete so stark, daß wir die Schnee- brillen gebrauchen mußten. Die Bodenprobe hatte ausfallenderweise viel Globigerinen und verhältnismäßig wenig Diatomeen.2 Die Gesteins- partikel darin hatten meistens Geschiebeform, ihrem glazialen Ursprung getreu; dazwischen aber fanden sich auch scharfkantige Brocken, die vul- kanisch sein konnten. Durch das Treiben des Eises waren wir allmählich so blockiert, daß wir uns wenig bewegen konnten. Nur in Nw. sahen wir eine offene Bucht und beschlossen, den Weg dorthin zu forcieren. Es ging sehr müh- sam hindurch; doch die Schollen waren verhältnismäßig nicht groß und wichen aus, wenn der „Gauß" sich in die Ritzen dazwischen hinein wühlte. Auch waren sie vielfach morsch, zerbrachen leicht und lösten sich schließlich in einen etwa 100 in breiten Streifen eines schwammigen Eises auf, wel- cher keine Schwierigkeiten mehr bot. Um 10 Uhr abends hatten wir das offene Wasser erreicht. Der folgende Tag sollte uns den endgültigen Einzug ins Eis bescheren. Auffallend war, daß das Plankton hier anderen Charakter hatte; Diatomeen waren fast verschwunden, Copepoden 3 erschienen. Auch Albatrosse umschwärmten das Schiff gleich wie Sterna, Kaptaube und Prion,1 die sich ans offene Wasser halten. Wir verfolgten im Laufe des Vormittags sw. Kurse und passierten der Reihe nach ver- schiedene Zungen von lockerem Scholleneis; sie lösten sich von den fest- liegenden Scholleneismassen los, in denen wir an den vorigen Tagen weiter östlich gestanden hatten. Wir verfolgten den Rand der kompakten Masse 1 Vgl. die Verhältnisse im Nördlichen Eismeer, S. 137. — 2 Diatomeen sind sehr kleine, kieselgepanzerte Algen; Globigerinen wie Foraminiferen und Radiolarien gehören zu den Rhizovoden, winzigen Urtierchen, die aus jedem Teil ihrer Sckleim- Masse Würzelchen wie Füße vorstrecken und zurückziehen können und meist in zierlichen Kieselpanzern stecken. — 8 Kleine Krebse. — i Taubensturmvogel; Sterna s. S. 97.

3. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 180

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
180 Ii. Erdkundliches Lesebuch. Fremdenstrom ihre Flur berührt. Dieser das Gebirge suchende Verkehr mildert ein wenig den bedeutenden Abstand, der in den wirtschaftlichen Ver- Hältnissen die Bewohner der Berge von den weit günstiger gestellten Sie- delungen des Senkungsfeldes trennt. Nur ein Zug des Naturbildes verbindet beide Naturgebiete zu gleichem Verhängnis: die verheerende Kraft der gewöhnlich unscheinbaren, aber nach kräftigen Güssen furchtbar anschwellenden Gewässer. Wie der Fort- schritt der Besiedelung nach aufwärts sie bisweilen über die Höhengrenze natürlicher Lebensfähigkeit hinausgeführt hat, so sind nach einer Zeit, die hochwasserfreie, sichere Lagen für ihre Wohnplätze wählen konnte, spätere Geschlechter in notgedrungener Verwegenheit an die Bäche selbst herab- gestiegen und haben oft erst durch deren Einschränkung sich selbst die Grund- läge einer Heimstatt zu schaffen sich erkühnt. Aber schon die ursprüngliche Dorfanlage der mittelalterlichen deutschen Kolonisation hat ihre Häuser- zeilen derartig an den Dorfbächen aufgereiht, daß die Berührungsflächen des Hochwassers mit den Siedelungen um Vielfaches größer wurden, als es bei einer fester geschlossenen, rundlichen Dorsanlage hätte geschehen können. Diese starke Bebauung der Talsohlen beschränkt auch eins der Abwehrmittel, die Anlage von Staubecken zur Aufspeicherung des Hoch- wassers und planvoller Verwertung dieser Wasservorräte im Dienste der Industrie, noch bestimmter, als es die Natur allein tut, auf den Berg- rahmen der Grafschaft; selbst in ihm sind die dafür geeigneten Örtlichkeiten spärlich genug. Auch diese Aufgaben der Gegenwart lassen den Unterschied der wirt- schaftlichen Kraft des Gebirges und des tiefer liegenden mittleren Kernes der Grafschaft deutlich erkennen. Er wird großenteils gebildet durch Senkungsfelder. Ihr Vorteil gegenüber dem Bergrahmen ruht nicht allein in der geringeren Meereshöhe, der milderen Temperatur, den mäßigeren Niederschlägen, sondern mit dem bedeutenden Alter dieser klima- tischen Vorrechte steht auch eine günstigere Bodenbeschaffenheit in ursäch- licher Verbindung. Die abtragende Wirkung der Atmosphäre hat auf den Höhen des Bergkranzes die einst auch hier in weiter Ausdehnung entwickelte Kreideformation bald vollständig beseitigt, bald wenigstens so weit, daß ihre tonreicheren oberen Lagen verschwunden und hauptsächlich die Bänke des Quadersandsteins erhalten geblieben sind; dagegen hat die in tiefere Lage herabgesunkene Mitte der Grafschaft eine viel geringere Abfpülung erfahren; die dem Pflanzenleben reichere Nährstoffe bietende oberste (senone) Abteilung der Kreideformation, die sogenannten Schichten von Kieslingswalde, sind nicht nur bei diesem Dorfe, sondern auch sonst in

4. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 65

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
65 Hauptstätten der Arbeitsteilung und dadurch der Arbeitsbesserung, der Erfindungen. Steinkohlenreiche Striche werden große Städte erwachsen lassen; denn sie sind der natürliche Boden der die Menschheit am stärksten verdichtenden Maschinenindustrie; durch die Ausfuhr in kohlenleere Gegen- den verteuern sich die Kohlen zu sehr, namentlich bei Landtransport. Alle Siedlungsanlage und Stadtblüte uuterliegt geographischen Bedingungen, größtenteils auch die menschliche Gesundheit: Krankheiten wie Gelbes Fieber sind räumlich umgrenzt, folglich geographisch beeinflußt. Selbst der Be- stand der Staaten ist nur dann von Dauer, wenn sich das Staatsgebiet einem durch seine Natur einheitlichen Landraum anschmiegt; denn nur in einem solchen hängen die Bewohner, selbst bei ungleicher Abstammung, durch ähnliche Bedürfnisse und Bestrebungen näher zusammen und ver- langen deshalb naturgemäß nach einheitlichem, staatlichen Schutz; darum fallen so oft Länder, Nationen und Staatsgebiete räumlich miteinander zusammen, und deshalb neigen Staatengebilde, die aus verschiedengearteten Landräumen und uneinheitlichen Völkern durch geschichtliche Entwicklungen zusammengeschweißt sind, ungleich mehr zu Zerfall als die von Natur in sich zusammenhängenden. Dauernd ist das Leben der Menschheit an geographische Bedin- gungen geknüpft. Wir haben uns vor den schädlichen zu schirmen, sollen die segensreichen durch Umsicht und Tatkraft verwerten. In der Vervoll- kommnung dieser Doppelkunst wurzelt alle materielle Kultur, diese Er- nährerin auch der geistigen Entwicklung. § 17. Entwicklung des Welthandels. Der wechselseitige Verkehr unter den Völkern wird hauptsächlich Vorbe- dadurch hervorgerufen, daß ihre Länder gemäß ihrer veschiedenen Natur und sie selbst gemäß ihrer verschiedenen Betriebsamkeit ungleichartige Handel. Güter erzeugen, deren Austausch Sache des Handels ist. Der ruhige Verkehr unter den Menschen wäre aber unmöglich ohne den Frieden, der zunächst nirgends bestand, weil jeder in dem Fremden nur einen Feind sah; folglich setzt der Verkehr gleichwie die Vervollkommnung der Ver- kehrsmittel höhere Gesittung voraus. Deshalb ist das Bedürfnis zum Handel zu den verschiedenen Zeiten ungleich entwickelt gewesen, hat auch nicht die gleichen Waren betroffen. Der Wert des jährlichen Gesamt- Umsatzes im Welthandel wird jetzt auf 125 Millionen Mark geschätzt. Im Altertum beschränkte sich der lebhaftere Völkerverkehr wesent- Handel im lich auf die Länder um das Mittelmeer und auf Sw.-Asien. Zwei Altertum, Lampe, Erdkunde, Heft 4, k

5. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 72

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
72 I Zibritz der Allgemeinen Erdkunde. Halbinsel, wenn man von einer zur anderen unserer beiden Meeresküsten gelangen will, läßt die deutschen Ostseehäfen somit weit schneller als bisher vom Kanal und der Nordsee aus anfahren und gestattet in Kriegszeiten unserer Kriegsflotte freie Bewegung längs unserer ganzen Doppelküste, ohne daß dänische Sunde durchfahren werden müssen. 2. Asien. Vorderindien. Vorderindien allein hat durch die englische Regierung ein großes Eisenbahnsystem empfangen. Bombay als Hauptausfuhrhafen steht mit den beiden anderen wichtigsten Handelsplätzen Kalkutta und Madras in Schienenverbindung. Netzartig ziehen sich bereits gewaltig lange Schienen- wege über Dekan und Ceylon, dichter noch über das flache Hindostan, das nicht nur hierin der Po-Ebene Italiens ähnelt. Auch für die Heeres- bewegungen im Kriegsfall ist es wichtig, daß das ganze Indus- und Gangesgebiet von Eisenbahnen durchzogen wird bis zur Festung Peschawar am Fuß der Randgebirge von Afghanistan. ^Asien^ Außerdem hat nur noch das russische Asien mehrere wichtige Eisenbahnlinien aufzuweisen. Die Jsthmusbahn durch Trauskau- kasien über Tiflis nach Baku verknüpft die pontischen mit den kaspischen Schiffahrtslinien und findet ihre wichtige Fortsetzung in der trans- kaspischen Eisenbahn. Diese geht aus vom kaspischen Gestade schräg gegenüber von Baku, zieht genau in der Richtung des Kaukasuskammes am Fuß des nordpersischen Randgebirges nach So., biegt dann nach No. um, durchzieht die Merw-Oase, überschreitet den Amu, wendet sich von Buchara im Bogen ostwärts nach Samarkand und von dort mit einem No.-Zweig nach Taschkent, mit einem längeren O.-Zweig zwischen den Tienschan- ketten gegen den Nordfuß der Pamirplatte hin bis zum kleinen Orte Andidschan. Sie erschließt also Turan von der kaspischen Westseite her, wohin kein Flußtal leitet. Ein zweites Mal wird Turan noch unmittelbarer an das russische Eisenbahnnetz angeschlossen, indem von Taschkent eine vornehmlich militärischen Zwecken dienende Strecke, dem Sir folgend, um das N.-Ufer des Aralsees herum nach Orenburg geleitet ist. Bedeu- tungsvoller noch ist die transsibirische Eisenbahn, die das Eisenbahn- netz des europäischen Rußland durch Südsibirien an das ostasiatische an- schließt. Sie führt über Omsk und Jrkutsk nach der Mandschurei, durch- mißt sie gegen So. bis nach Wladiwostok und entsendet innerhalb der Mandschurei einen s. Zweig nach Port Arthur am Gelben Meer. Das ist die längste aller Eisenbahnen der Erde, eine ostfestliche Pazifiebahn, an die das nun endlich gleichfalls im Ausbau begriffene chinesische Eisenbahn- system anwächst. Die Fahrt von Petersburg nach Wladiwostok (10 200 km)

6. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 126

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
126 Ii. Erdkundliches Lesebuch. ab. Jeder sorgt nur für seinen Lebensunterhalt. Ehrgeiz und Wetteifer. Vorwärtsbewegung existieren nicht. Da es aber keinen Stillstand gibt, so schreitet das Volk auf denselben Bahnen stetig zurück, auf denen seine Vorfahren fortgeschritten sind. 2. April. Die alte Fahrstraße geht in nw. Richtung fort. Es ist eine der alten Kaiserstraßen, welche von Peking aus nach verschiedenen Teilen des Reiches angelegt waren. Früher, als noch die Kaiser selbst zu reisen pflegten, waren in bestimmten, sehr kurzen Entfernungen Stationen für Pferdewechsel und Unterkunft; Flüsse und kleine Wasserrisse waren über- brückt und die Straßen in guter Ordnung. Jetzt sieht man die Ruinen der zum Teil wahrhaft großartigen Brückenbauten, und die Stationen sind verschwunden; man erblickt nur noch in kurzen Abständen massive, kubische Bauten von etwa 4 Metern im Geviert mit einer steinernen Galerie und einem Wachthaus auf der oberen Fläche. Sie sind mit großen Kalksteinquadern verkleidet und, wiewohl meist in Ruinen, doch nicht ganz vernichtet. Sie dienten dazu, bei der Ankunft des Kaisers Kanonen abzuschießen. Sechs Kaiscrreisen sollen auf dieser Straße ge- macht worden sein. Heute war das Fahren eine Tortur. Es ging meist über Karren- felber1 von Kalkstein, das Fuhrwerk blieb in ewigem Stürzen und Stoßen. Wären die Wagen nicht so massiv gebaut, so könnten sie das nicht eine halbe Stunde aushalten; und doch geschieht fast alle Beförderung von Fracht auf Schiebkarren. Die Leute ächzen und schwitzen unter der schweren Arbeit. Die Last ist 299 — 399 Pfund und die Reibung be- trächtlich. Dazu noch das ncm plus ultra von holprigen Straßen. Es braucht hier meist zwei Mann zu einem Karren, und ist der Wind günstig, wie heute, so wird ein Segel aufgespannt. Mich dauern oft die armen Leute, die so schwere Arbeit für wenig Lohn tun müssen. Allein, sie kennen nichts Besseres und scheinen ganz glücklich dabei zu sein. — Die Oberfläche ist hügelig, die Hügel sind gerundet und steigen bis 199 m über die Flußbetten an. Bis Sintai bestehen sie ans Konglomerat und sind öde; hinter diesem Ort beginnt Ton und mit ihm eine schöne Land- schaft, das fruchtbarste, reichste Gebiet, das ich bis jetzt in Schantung gesehen habe. 5. Aprii. Das Tal von Tai-ngan-su ist sehr fruchtbar und zählt viele große Ortschaften, die das Gepräge des Wohlstandes tragen. Die Stadt liegt 1 Karren sind mehrere Meter tiefe Rinnen, manchmal geradezu Schluchten, welche namentlich durch den schmelzenden Schnee in Kalksteinflächen eingefressen sind. Besonders häufig sind sie nahe der Schneegrenze in den n. Kalkalpen.

7. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 128

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
128 Ii. Erdkundliches Lesebuch. Der Fuhrmann hält die Deichsel und gebraucht alle seine Kräfte zum Hemmen und Lenken. Solche Flächen sind bis 15 m lang. Ich suchte an dem Schutte vergeblich nach Gletscherspuren: auch am härtesten Gestein waren keine Kritzen bemerkbar. Die Wasser in dem Talweg fließen anfangs südlich, dann erreicht die Straße eine Wasser- scheide, ungefähr 40 m über Tai-ngan, und nun bleibt das Gefälle nördlich. Schon ehe man den Gneisboden verläßt, erweitert sich das Tal, der Boden wird fruchtbarer, die Ortschaften sind größer und zahl- reicher, das Betteln ist zu Ende. Das Tal wendet sich nach Norden. Links besteht das Gebirge sortdauernd aus kristallinen, rechts aus Sediment-Formationen; die Grenze ist ganz scharf. Der landschaftliche Charakter ist dadurch außerordentlich pittoresk, und wäre ich Aquarellmaler, so würden sich mir hier Gegenstände zu schönen Darstellungen bieten, nan-fil In Tsi-nan-fu angelangt, bekam ich ein leidlich gutes Quartier mit April, einem besonderen Hofraum, der neugieriges Volk abhält. Die Wohnung ist mitten in der Stadt an einer belebten Straße. Merkwürdig ist die geringe Breite der Straßen, in Anbetracht daß Tsi-nan-fu das Zentrum eines bedeutenden Handels und Verkehrs ist, der auf Karren, Packtieren, Schiebkarren und Scheiisis* geschieht. Schon gestern bei unserer Einfahrt mußten wir mehrmals lange anhalten, um den vor uns aufgestauten Strom ablaufen zu lassen. Zwei Strömungen von Fahrzeugen neben- einander sind unmöglich, daher müssen die nach einer Richtung ziehenden an bestimmten Stellen anhalten, um den Gegenzug passieren zu lassen. Da alle Bewegungen in langsamem Tempo vor sich gehen, so erscheinen die Straßen sehr lebhaft. Kaufläden mit den verschiedensten Waren, die zur Schau gestellt sind, und langen Aushängeschildern drängen sich zu beiden Seiten und wechseln mit Restaurants, Garküchen, Teehäusern, Werkstätten usw. Die Straßen sind mit großen Steinen gepflastert, die Häuser sind niedrig, der Anblick einförmig wie in den meisten chinesischen Städten. Wie Peking ist auch diese Stadt reich an großen Bäumen, die beim Überblick einer größeren Strecke wohltätig ins Auge fallen. Die innere Stadt ist durch eine zweite Mauer von den Borstädten geschieden. Nachdem ich durch längere Zeit fast nur die Physiognomie der Land- bevölkerung gesehen hatte, fiel es mir hier auf. eine große Anzahl echt südchinesischer Gesichter zu sehen. Der Kaufmannsstand vornehmlich ist ein anderer Menschenschlag als der Tagearbeiter und Landbewohner. Diese haben etwas, was wir als mongolisch oder tartarisch bezeichnen 1 Tragstühle.

8. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 130

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
130 Ii. Erdkundliches tesebuch. 9. April. Heute früh machte ich einen Ausflug uach dem Hwanghö, der in seinem neuen Bett 6 km von Tfi-nan-fu fließt. Das Dorf Lo-kou, wo ich ihn erreichte, ist der Schiffahrtsplatz für diese Stadt und besteht wesentlich aus großen, soliden Häusern reicher Kaufleute und Spediteure. Der Ort hat dadurch einen substantiellen Charakter, und Tsi-nan-fu er- scheint ihm gegenüber als ein großer Kleinhandelsplatz. Der Hwanghö ist hier ein nngefähr 250 m breiter Strom mit gelbem, sedimentreichem Wasser. Die Strömung beträgt etwa 21f2 Knoten.^ Die Ufer stehen rund 7 in über dem jetzigen Wasserniveau; bei Hochwasser soll der Fluß das ganze Bett erfüllen und zuweilen seine Ufer überschreiten. Die größte Überschwemmung war vor mehr als zehn Jahren, eine kleinere vor drei Jahren. Ich sah ein ganz neu erbantes Dorf auf erhöhten! Grund, 3 lmi vom Fluß abliegend, und hörte, daß die Bewohner sich aus dem über- schwemmten Grund dorthin geflüchtet hatten. Es lagen hier viele Fluß- schiffe, keine einzige Dschunke. Diese Flußschiffe fahren angeblich noch 500 Ii2 weiter stromabwärts bis Tie-mönn-kwan, wo die Waren auf Seeschiffe umgeladen werden. Die Lente sagten, der Strom bei Lo-kön sei tief und behalte die gleiche Tiefe bis Tie-mönn-kwann, was freilich mit den Schiff- fahrtsverhältnissen nicht stimmt. Der Hwangho steht mit dem Großen Kanal nach N. und S. in Verbindung, und die Schiffahrt auf diesem soll bis Tientsin offen sein. Die Ebene bei Tsi-nan-fn ist sehr fruchtbar. Sie besteht aus fein- geschichtetein Alluvium von trocknem und lockerem, glimmerigem Lehm. Sie ist ein wahrer Garten: die Saaten stehen üppig, Gemüse und Obstbau blühen, soweit man davon in China sprechen kann. Sehr merkwürdig war ein scheinbar vertrocknetes Wasserbett von 120 m Breite. Der Fußsteig führte am Rande hin, und es war ver- lockend, aus dem Stanb ans den scheinbar harten Grund zu gehen. Der Führer warnte uns, ihn zu betreten, da wir darin versinken würden. Es klang absurd; aber er hatte es kaum gesagt, so sah ich schon Splingaert 3 neben mir einsinken und mußte ihn herausreißen. 1 Die an der Loggleine befestigten Erkennungsmarken, mit deren Hilfe man beim Ablauf der Leine die Schnelligkeit des Schiffes feststellt. 2l/a Knoten würden nahezu 5 km in der Stunde sein; etwas rascher geht der Rhein bei niedrigem Mittel- wasser an Kehl bei Straßburg vorüber. — 2 10 Ii — 1 Stunde Weges, d.h. ans schwierigem Gelände eine kürzere Strecke als auf leichtem, im Durchschnitt etwa 11i —1/2 km. — 3 Ein junger belgischer Vlaeme, der bereits einige Jahre in der Mongolei und in China weilte und geläufig chinesisch sprach. Seit der Schantungreise, bei der er zum ersten Male v. Richthofen begleitet, blieb er bei ihm. Später heiratete er eine Chinesin, trat in den Staatsdienst und brachte es zu einflußreichen Stellungen.

9. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 131

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
Berichte von Lntdeckungs- und Forschungsreisen, s. Serdinand V. Richthofen. Ich machte eineil Abstecher nach den Kohlenfeldern von Putsüen. Die 12. April. Franziskaner von Tsi-nan-fu haben dort einen Schacht. Der größte Betrieb ist gegenwärtig 3 H westlich. Ein Versnch, die dortigen Verhältnisse zu untersuchen, schlug vollständig fehl. Schon mehrfach habe ich die Er- fahrung gemacht, daß Fremde dort am schlimmsten daran sind, wo viele Arbeiter zusammen sind. Hier trafen wir eine größere Zahl als an irgend einem früher besuchten Orte. Kaum waren wir bei den Gruben erschienen, so umringten uns in dichtem Knäuel weit über tausend Arbeiter. Sie streckten die Hälse, die hinteren drängten auf die vorderen, und diese lagen in der Tat aus uns. Mit Mühe bewegten wir uns von der Stelle nach einem Verwaltungshaus, wo wir Informationen erwarteten. Aber die Menschenmenge drängte nach, und mehr und mehr wurden gewaltsam durch die Tür in das Haus gepreßt, so daß wir Gefahr liefen, Gewalt brauchen zu müssen, um nicht buchstäblich in dem kleinen Raum erdrückt zu werden. Wir mußten das Haus wieder verlassen und bewegten uns als Zentrum des Knäuels langsam von der Stelle. Es war wahrhaft schmerzvoll, am Boden Pflanzenabdrücke liegen zu sehen und nicht einmal die Hand danach ausstrecken zu können. Denn schon warnten uns zwei oder drei Ver- nünftige, die sich uns als Freunde zugesellt hatten, daß Gefahr drohe, und zogen uns an den Röcken fort, da jede Minute Verzögerung die bis dahin unschnldige Aufregung zum lauten Toben und zu Gewalttätigkeiten steigern konnte. Es blieb nichts übrig, als ihnen zu folgen, mit uns die immer lauter werdende Menge. So kamen wir im benachbarten Dorf an, wo unsere Freunde uns plötzlich in ein großes Portal zogen. Die Menge drängte nach, aber nur wenige waren eingedrungen, als es mit Anstrengung gelang, die festen Tore zu schließen und zu verriegeln. Draußen tobte die Menge fort und versuchte, die Tore zu erbrechen, aber vergebens, und nach und nach verzog sich der größere Teil. Wir befanden uns in der Residenz eines reichen Grubeneigentümers, der uns sehr artig behandelte. Bis Tschang-schan folgten wir heute der Straße nach Tschifu; von 13. April, dort gingen wir südlich ab, um im Siau-fu-Tal aufwärts nach Po-schan zu gehen. Die erste Strecke Weges ist interessant. Ostlich von Tschang- schan-hsien erhebt sich mitten aus der Ebene ein großes verzweigtes Ge- birge mit starren Gipfeln zu 600 m Höhe. Der höchste Gipfel wird hier der Tschang-schan genannt. Die Berge find felsig und wild, mit schroffen Graten und steinigen Abhängen, obwohl kühne Felsformen fehlen. Nach- dem die Straße den Ostfuß des Tschang-schan verlassen hat, betritt sie eine weite Verebenung, in der mehrere Kreisstädte gelegen sind. Schon diese Anhäufung großer Städte und die Kleinheit der Verwaltungsdistrikte be- 9*

10. Abriß der Allgemeinen Erdkunde, Erdkundliches Lesebuch - S. 133

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
Berichte von Cntdeckungs- und Forschungsreisen. 0. Sribtjof Nansen. 133 nicht mehr. Überhaupt ist etwas dem europäischen Landleben Ahnliches in China nicht zu finden. Das kleinste Dorf ist städtisch: die Häuser stehen eng zusammen und schließen die schmale Fahrstraße ein. Es gibt Kram- lüden, Bäcker, Garküchen usw., kurz, jedes Dorf ist wie ein aus einer Kleinstadt herausgeschnittenes Stück. Trotz des engen Znsammenwohnens haben zahlreiche Schweinefamilien, Hühner und Hunde ohne Zahl bei den Menschen Platz. Das intime Verhältnis, das zwischen den Chinesen und diesen Haustieren besteht, gewährt ihnen auch in der kleinsten Hütte Raum. Mit der Bevölkerung waren wir in den letzten Tagen sehr zufrieden. 24. April. Die Leute haben im allgemeinen einen sanften, liebenswürdigen Charakter und sind arbeitsam, daher haben auch die Dörfer hübsche Häuser trotz des armen Bodens. Wir kamen an manchen Ort, wo Fremde vorher noch nicht gewesen waren. Daß die Leute von Neugierde geplagt waren, ist natürlich; aber sie benahmen sich durchaus anständig, so daß ich sie immer nur ungern aus dem Zimmer verdrängte, wohin es sie mächtig zog. Wir trafen einige ganz intelligente Männer. Man sieht hier sehr viele alte Leute: Greise von mehr als 90 Jahren lassen sich zu uns fahren, um einmal die fremden Eindringlinge gesehen zu haben. Noch ist uns nichts gestohlen worden, obwohl viel Gelegenheit dazu gewesen ist. Trotz dieser guten Eigenschaften aber sind die Leute hier ebenso schmutzig wie in an- deren Gegenden. Die Odeurs, welche einem beim Eintritt in ihre Woh- nungen empfangen, sind grauenhaft und erregen sofort Übelkeit. Die Kleidung ist freilich reinlicher und ordentlicher als anderswo. Manche sinifizierte Europäer sind der Ansicht, daß die Gerüche Chinas gesund seien, ja, daß der Schmutz ihrer Wohnungen der Gesundheit förderlich sei. Die vielen alten Leute, die man sieht, widerlegen diese Behauptung nicht, wenigstens was die Chinesen selbst betrifft. Ich glaube, daß ich und mancher andere mit mir einen einmonatlichen Aufenthalt in einem chinesi- schen Hause der gewöhnlichen Klasse nicht überleben würde; denn der Ekel würde einen langsamen Hungertod herbeiführen. 6. Fridtjof Nansens Während der Drift im Polarmeer, Frühjahr und Sommer 1894. Ich habe während der ganzen Dauer unserer Drift * dem Eise große Aufmerksamkeit gewidmet, nicht nur in bezug auf seine Bewegung, sondern 1 Fridtjof Nansen, In Nacht und Eis. 3 Bände. Leipzig, F. A. Brockhaus. Bd I ©.365 ff (Auswahl.) — 2 Die Fram verließ Norwegen im Sommer 1893, fror Ende September n. der Neusibirifchen Inseln ein, trieb durch das Polarmeer inmitten der Eismasfen bis Mitte August 1896 und war nicht ganz 2 Wochen später in Tromsö.
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TM Hauptwörter (200)200

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