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1. Erdkundliches Lesebuch für die Oberstufe höherer Lehranstalten und Seminare - S. 7

1911 - Breslau : Hirt
Einleitung. 7 7. Wie die Lebensschicksale und der Einfluß der Außenwelt dem Charakter eines jeden Menschen ein eigenartiges Gepräge geben, so zeigen auch die einzelnen Erd- räume unter der verschiedenen Einwirkung von Luft und Wasser die denkbar größte Mannigfaltigkeit. Diese Verschiedenartigkeit des Bodens bedingt wiederum eine verschiedene Verteilung von Pflanze und Tier. Sie zu erkennen und zu begreifen ist Aufgabe der Pflanzen- und Tiergeographie. 8. Wichtiger noch ist die Kenntnis von den Beziehungen des Menschen zur Mutter Erde. In seiner körperlichen und geistigen Eigenart selbst ein Produkt seiner Heimat, wird der Mensch wiederum krast seiner Intelligenz und kulturellen Höhe zum Schöpfer der Kulturlandschaft. Die Anthropogeographie gibt uns von diesen Wechselbeziehungen zwischen Mensch und Erde Kunde. Die Aufgaben, die diese Wissenschaft zu lösen hat, sind so mannigfacher Art, daß eine Reihe von Seiten- difziplinen zu Gevatter gebeten werden mußten, so die Ethnologie oder Völker- künde, die Staatenkunde, die Wirtschafts- und Handelsgeographie. Literarischer Wegweiser. Die großen Entdeckungen, die während der letzten Dezennien in fernen Erdräumen gemacht worden waren, brachten eine Menge neuen Beobachtungsstoffes. Der internationale Güteraustausch verschaffte unserem Lande in steigendem Maße intime Beziehungen zu fremden Kulturelementen. Seitdem ist das Interesse für geographische Probleme in die breitesten Volksschichten ge- drungen, und zahlreiche populäre Werke suchen neuen geographischen Wissens- und Bildungsstosf dem Volke zu vermitteln. Freilich ist es für den Laien nicht leicht, aus der fast unübersehbaren Fülle der Werke die geeignete Wahl zu treffen. Ein kurzer Wegweiser soll darum auf gute und nutzbringende Literaturwerke aus allen Gebieten der geographischen Wissenschaft hinweisen: A. Über Fragen allgemein erdkundlicher Natur orientieren wohl Hand- bücher am bequemsten. Unter ihnen nimmt „H. Wagners Lehrbuch der Geographie" die erste Stelle ein. Einen vortrefflichen größeren Ausschnitt aus der allgemeinen Geographie bieten „A. Supans Grundzüge der physischen Erdkunde". Wer all- gemeine Erdkunde und Länderkunde gemeinsam einsehen will, greife zu „v. Seydlitz, Handbuch der Geographie", oder zu dem etwas ausführlicheren „Geogr. Handbuch vou Scobel". Kompendien dieser Art werden aber vielfach auf eingehendere Fragen nicht befriedigende Antworten geben; darum mögen hier noch einige spezielle Darstellungen genannt werden: „A. Penck, Beobachtung als Grundlage der Geographie"; „W. Trabert, Meteorologie" (G.-S.)*; „W. Köppen, Klimakunde" (G.-S.); „O. Krümmel, Der Ozean"; „I. Walther, Geschichte der Erde und des Lebens"; „Fr. Frech, Aus der Vorzeit der Erde" (N. u. G.); „W. von Knebel, Der Vulkanismus"; „F. Machacek, Gletscherkunde" (G.-S.); „F. von Nicht- Hofen, Vorlesungen über allgemeine Siedlungs- und Verkehrsgeographie"; „A.kirchhof, Mensch und Erde" (N. u. G.); „K. Hassert, Die Städte" (N. u.g.); „G. Buschan, Illustrierte Völkerkunde". — B. Die länderkundliche Literatur ist in der letzten Zeit ungeheuer angewachsen. Es kann daher hier nur eine ganz beschränkte Zahl mustergültiger Werke Berücksichtigung 1 Wiederholt werden in diesem Zusammenhang einzelne Bändchen aus den beiden bekannten Sammlungen wissenschaftlich-gemeinverständlicher Darstellungen „Aus Natur und Geisteswelt" (abgekürzt N. u. G.) und Sammlung Göschen (abgekürzt G.-S.) zitiert. Sie haben tüchtige Männer der Wissenschaft als Bearbeiter, sind vorzüglich ausgestattet und haben außerdem den Vorzug der Billigkeit.

2. Erdkundliches Lesebuch für die Oberstufe höherer Lehranstalten und Seminare - S. 62

1911 - Breslau : Hirt
62 B. Zur Länderkunde. des Norddeutschen Tieflandes, die Mittellinie seines ganzen schiffbaren Wassernetzes. Dessen Ausbau vollendete Friedrich der Große durch die drei märkischen Kanäle, welche unter Ausnutzung aller drei in der westlichen Mark konvergierenden Talzuge der Vorzeit die Verbindung Berlins mit Magdeburg, Hamburg, Stettin verkürzten, und durch den Bromberger Kanal zwischen Netze und Weichsel. Der Wirkungsbereich dieser Wasserstraßen griff an mehreren Stellen über die Grenzen des Staates hinaus. In viel gewaltigerem Maße aber taten dies, seit 1838 rasch sich mehrend und erweiternd, die eisernen Arme der 15 Schienenwege, welche das frei im Tiefland liegende Berlin zum Hauptzeutrum des europäischen Binnenverkehrs erhoben. Hier krenzen sich jetzt die Weltwege Paris—petersburg, London—odessa, Stockholm—rom, und auch die größte kontinentale Bahn der Welt, welche die ganze alte Erdfeste von Lissabon über Moskau bis Wladiwostok durchzieht, hat in Berlin eine Hauptstation. Insbesondere aber ist darauf Bedacht genommen, Berlin mit allen, auch den fernsten Lebenszentren des Reiches, speziell mit jedem wichtigen Seeplatz der deutschen Küsten in schnelle Verbindung zu bringen. Den vollen Wert erlangte dies Strahlenbündel nach Berlin zusammenschießender Linien erst, als nicht mehr jede in einem besonderen Bahnhof im Häusermeer Berlins ihr Ziel fand, sondern die 1877 vollendete Ringbahn in 36 km Länge die Stadt umspannte und durch ihr Inneres die Stadtbahn (12 km), eiue Hochbahn auf langem Viadukt, deu Lauf der Spree begleitete. Durch diese gewaltigen Verkehrsanlagen, im Verein mit den neuerdings ent- sprechend den hoch gesteigerten Anforderungen verbesserten Wasserwegen, hat Berlin eine Entwicklung genommen, die niemand vorausahnen konnte. Intelligenz und Arbeitskraft haben die von Natur keineswegs glänzenden, aber entwicklungsfähigen Anlagen der Artlichkeit ausgebildet, ihre Mängel so weit überwunden, daß der Fremde mit Überraschung hier nicht nur eine große imponierende, sondern auch eine schöne Stadt vorfindet. Rastlose Arbeit ist das Lebensprinzip, von dem die Entstehung und die Zukunft dieser Stadt abhängt. Manche Fremden, welche unter den Linden schlendern, die Wachtparade und das Zeughaus begaffen oder in Schlössern, Museen, Theatern den Kampf mit ihrer eigenen Langeweile führen, gehen weit irre, wenn sie Berlin als ein Schaustück staatlicher Zentralisation und des bunt aufgeputzten willenlosen Militaris- mus betrachten. Sie gewinnen keine Vorstellung von der freien Energie der Arbeit, welche in den breiten Schichten des Berliner Volkes pulsiert und in ihren Blutumlauf beständig neue, aus allen Teilen des Reiches hinzuströmende Elemente hineinzieht. Berlin ist die größte Industriestadt Mitteleuropas. Die Anfänge seiner industriellen Regsamkeit gehen bis in die Zeit zurück, als der Große Kurfürst die französischen Re- fugies hier ansiedelte, die ein wertvolles Pfropfreis westlicher Kultur auf dem kräftigen märkischen Stamme bildeten. Aber den großen Aufschwung brachte doch erst die neueste Zeit. Von den Erwerbtätigen Berlins sind 53 Prozent in der Industrie, 24 Prozent in Handel und Verkehr beschäftigt. Und zwar fallen von der Gesamtzahl der industriell tätigen 31 Prozent auf die Bekleidungsgewerbe, in denen Berlin all- mählich eine von der Pariser Führung unabhängige Stellung sich erwarb; 12 Prozent kommen auf Maschinenfabrikation, die nicht nur alle Zweige des praktischen Lebens versorgt, sondern auch iu der Herstellung wissenschaftlicher Präzisionsinstrumente sich einen Weltruf erwarb. In allen Stoffen, Eisen, Bronze, Leder, Holz, Papier, hat die Berliner Industrie einen hohen Rang erreicht und namentlich durch die Ökonomie und Intensität der Arbeit und die daraus entspringende Größe der Produktion eine Billig- keit der Erzeugnisse erzielt, die jedem Wettbewerb die Spitze bietet.

3. Erdkundliches Lesebuch für die Oberstufe höherer Lehranstalten und Seminare - S. 40

1911 - Breslau : Hirt
40 A. Zur Allgemeinen Erdkunde. der Völker. Denn im Mittelmeer war der Seeverkehr mit der allgemeinen Kultur und seine Geschichte mit ihrer Geschichte eng verbunden. Denen, welche ihn in der Hand hatten, brachte er Reichtum, Wohlleben und Macht und damit die Mittel zu innerem Fortschritt, zur Pflege von Kunst, Literatur und Wissenschaft und weiter- hin zur Ausbreitung der Kultur; denn der eigene Besitz an geistigen und technischen Errungenschaften konnte durch die Schiffahrt nach fremdem Boden verpflanzt werden. Voraussetzung für solches Emporblühen war es freilich/ daß die Zügel des Seever- kehrs sich an eine Küste hefteten, wo die wirtschaftliche Beherrschung eiues Hinter- landes eine terrestrische Ergänzung zu der maritimen Quelle der Kraft bot. Ab- gelegene Inseln konnten zu selbständiger Beherrschung des Handelsverkehrs nicht gelangen; so hoch auch im Bereich des Mittelmeeres die Seefahrer der laudferuen Balearen oder diejenigen von Malta und Lussin piccolo durch Geschicklichkeit hervor- ragten, haben sie doch nur anderen gedient. Genua und Venedig hingegen, obwohl zunächst nur Küstenstädte, denen andere an Bedeutimg gleichkamen, gediehen, unab- hängig von der Frage uachheriger politischer Beherrschung umgebender oder fernerer Landstriche, zu hoher Macht, weil jede dieser Handelsrepubliken ihren Sitz an einer Stelle natürlicher Konvergenz von Verkehrswegen aus großen und wichtigen Land- gebieten hatte und die Verbindung mit solchen überseeischen Punkten herzustellen wußte, wo die Radien des Landverkehrs ans andersgearteten Produktionsgebieten sich vereinigten. Der Vermittlung des Handels zwischen Orient und Okzident und dem Wirffamen Schutz, welchen sie den Handelsschiffen durch ihre Galeereuflotteu angedeihen ließen, verdanken beide ihre hohe Blüte und ihre wichtige Rolle. In der Geschichte eines jeden Gemeinwesens, welches zu irgendeiner Zeit eine hervorragendere Stellung im Seeverkehr erlangt hat, scheint es einen Zeitpunkt gegeben zu haben, wo das Verständnis für die Bedeutung des Meeres, als freien Weges für den Verkehr nach jeder erreichbaren Küste und als eines Mittels zur Er- langung einer nach irgendeiner Richtung beherrschenden Rolle über einen großen Bereich der Erdoberfläche, wie die Enthüllung eines großen Geheimnisses zum Be- wußtsein der Regierenden kam. Lange Perioden der Erwerbung der Seetüchtigkeit der Küstenbewohner durch beschwerlichen Betrieb des Fischfanges und des Kleiu- Verkehrs sind wohl in jedem Fall vorausgegangen. Überraschend schnell hat sich dann oft der Übergang zum Großverkehr und Weltverkehr in deu jeweiligen Greuzeu des Weltbildes der Zeit vollzogen. Kaum dürften die Phöniker die offene See im Mittelmeer bei ihrem ersten Ein- tritt herrenlos gefunden haben, da frühe ägyptische Nachrichten aus Freibeuterei vou entfernten Küsten her deuten. Ihre schwerfälligeren Handelsschiffe bedurften des Schutzes durch langgebaute Schnellruderboote. Leicht schaffte ihre Überlegenheit ihnen die unbedingte Handelsherrschaft. Die Karthager gingen über sie hinaus, indem sie systematischer Kolonien anlegten und eine stärker bewaffnete Seeherrschaft im westlichen Mittelmeerbecken begründeten. Mächtiger noch erwachte das Ver- ständnis für den Nutzen der Wasserwege bei den Griechen. Jahrhunderte hindurch erweiterte sich für sie die übersehbare Welt durch maritime Unternehmungen, ehe sie durch Mexanders^Züge zu Laude nach Osten anwuchs. Neben Handelsnieder- lassungen schufen sie Siedeluugskolonien, und bei ihnen entstand in der Mzyälrj cexxccg zum erstenmal der Begriff eines erweiterten Heimatlandes, dessen Be- nennung der Prototyp des Ausdrucks für die Weltteiche unserer Zeit geworden ist. Eine erhabenere Fassung erhielt er bei den Römern in dem Imperium Romanum, welches den rings um das Mittelmeer sich ausbreitenden und von dem einen Mittel-

4. Erdkundliches Lesebuch für die Oberstufe höherer Lehranstalten und Seminare - S. 76

1911 - Breslau : Hirt
76 B. Zur Länderkunde, Von den vier Städtereihen im Rheinbecken — zwei dicht am Rheinufer und zwei längs der Bergstraßen am Fuße der Gebirge — enthalten die Uferreihen in: oberen Teile wenige und meist unbedeutende Orte. Hier ist außer Hüningen nur Alt-Breisach am Kaiserstuhl zu nennen, in alten Zeiten Festung, der „Schlüssel des Deutschen Reiches", der die breit und bequem ins französische Rhonetal hinab- führende trouee de Beifort verwahren sollte; jetzt hat es dieses Amt an Neu-Brei- sach abgegeben. Eine größere Zahl ansehnlicher Städte aus älterer und ueuerer Zeit liegt mehr am Fuße der Gebirge. Auf der Ostseite liegt Frei bürg in der Mitte eines durch Schönheit und Fruchtbarkeit ausgezeichneten Busens der Rheinebene, den anmutige Berge umschließen, am Ausgange des Treisamtales, das durch die malerisch zer- klüsteteu Felswände des Höllentales in das Tal der Wutach und weiterhin zur Donau führt. Zur Vermittlung des Donau- und Rheiuverkehrs ist der Hauptort des ehe- maligen Breisgaues sehr vorteilhaft gelegen; jetzt ist es Sitz eines Erzbischoss und besuchte Universität, mit mehr als 60 000 Einwohnern der wichtigste Ort im süd- lichen Teile des Großherzogtums Baden. Baden-Baden, von frühzeitiger Be- dentung durch die Entdeckung seiner kräftigen Heilquellen, ist wegen der Anmut seines üppigen Tals einer der meistbesuchten Knrorte Deutschlands; die herrlichen Eichen, Platanen, Buchen und Ulmen, die dunklen Tannenberge, die gewaltigen Felsmassen und herrlichen Gebäude geben ein prachtvolles Landschastsbild, auf das die Trümmer des badischen Stammschlosses schwermütig niederschauen. Rastatt war früher als Festung berufen, die Rheinebene an der Stelle zu sperreu, wo das Gebirge dem Rhein am nächsten tritt. Karlsruhe, im Anfange des achtzehnten Jahrhunderts durch den Willen eines die Einsamkeit liebenden Fürsten ins Dasein gerufen, ist jetzt als Industriestadt emporgekommen und durch eine Technische Hochschule und eine Malerakademie eine Pflegestätte für Kunst und Wissenschaft. Auf der Westseite, wo die Iii die Richtung der Städtereihe bestimmen half, liegt im Sundgau die ehemalige freie Reichsstadt Mülhausen, einst in Blüte durch den Verkehr aus der alten Handels- straße, die sich von Besancon in Burgund nach dem Rhein hinzog und somit die Hau- delsstädte au der Rhone und dem Mittelmeere mit den rheinischen Märkten Mainz und Köln verknüpfte, jetzt mit 90 000 Einwohnern ein Hauptsitz der Weberei und Spin- nerei. Einen schönen Aufschwung nahmen auch seit ihrer Eingliederung in das Mutter- reich die alte freie Reichsstadt Kol mar, jetzt die Hauptstadt vom Oberelsaß und be- rühmt durch ihre Baumwollspiuuereien und mechauischen Werkstätten, und die gleichfalls ehemalige Reichsstadt Schlettstadt. Weiter abwärts, wo der Rhein nicht mehr so wild ist, erheben sich altangesehene oder jetzt wichtige Städte nahe am Ufer. Schon Straß bürg neigt sich ihm zu. Weiterhin finden wir in der Nähe des Stromes die Festung Ger Mersheim mit ihrem den Rheinübergang schützenden Brückenkopfe, jetzt Wassenplatz zweiter Linie hinter Metz und Straßburg. Das hochberühmte Speyer, eine der ältesten Städte Deutschlands, war im Mittelalter mit Worms Wiege des deutschen Bürgertums und Stammsitz der Fürsten ans den rheinfränkischen Konradinern, eine blühende freie Reichsstadt; die „Totenstadt des Reichs" ziert der erhabene Kaiserdom, eine Zierde des Vaterlandes durch die alte deutsche Kunst, von der er mit seiner edlen Einfach- heit, Großartigkeit und dem innigen Gleichmaße der Formen Zeugnis gibt, ehr- würdig durch die Geschicke des Vaterlandes, die dort auf acht Kaisergräbern ver- zeichnet sind, bedeutend durch die ueue deutsche Kunst, durch die er unter der Für- sorge des kuustliebenden Königs Ludwig I. vou Bayern eine der prächtigsten Kirchen,

5. Erdkundliches Lesebuch für die Oberstufe höherer Lehranstalten und Seminare - S. 84

1911 - Breslau : Hirt
84 B. Zur Länderkunde. Germanen. Unter Drusus wurde es ein Hauptstützpunkt für ihre Kriegszüge gegen die streitbaren und tapferen Stämme der Kelten und seitdem überhaupt einer ihrer vor- nehmsten befestigten Waffenplätze am Rhein, der Hauptschlüssel zu Germanien und die Metropole des römischen Obergermanien; von hier erstreckten sich am Rhein hinab bis zum batavischeu Deltalande Kastelle, die zum Teil die Gruudlage der späteren deutschen Rheinstädte wurden. Nachher, als am Rhein die römische Herrschast zusammenbrach, als die Germanen ihre Eroberungen auf das linke Ufer ausdehnten, als dadurch das Tal des Rheins selbst mehr in die Mitte von Deutschland zu liegen kam, konnte Mainz natürlich nicht die frühere Wichtigkeit als Festung haben und tritt in dieser Eigenschaft für lauge Zeit in der Geschichte zurück. Dagegen ersah man mehr und mehr die Vorteile der Lage für Verkehr, Haudel und bequeme Verbindung mit dem inneren Deutschland. Mainz erhob sich allmählich zu eiuer freien Reichsstadt, bereit Bürgerschaft lebhafte Schiffahrt und Handel trieb; früher noch wurde es, ebeuso wie die anderen Haupt- orte der Römer, zu einer kirchlichen Hauptstadt, deren Sprengel beinahe halb Deutsch- laud umfaßte. Es bezeichnete die Mitte des klassischen Bodens von Deutschland im Mittelalter und wurde damals das „goldene Mainz", gerade wie die Stadt Rom mit diesen: ehrenden Titel als Haupt der Christenheit und erste Stadt Italiens aus- gezeichuet wurde. In neuerer Zeit, als die Franzosen auch in jenen Gegenden die Grenzen ihres Reiches dem Rhein näherten, mußte Mainz für sie eine erhöhte Wichtigkeit als fester Platz erhalten, denn von hier aus konnte der Übergang in die Mitte Deutschlands gesichert werden, von hier ans zogen Heerstraßen nach allen Richtungen in das Land hinein. Daher tat besonders Napoleon I. viel für die Befestigung von Mainz und beabsichtigte noch Größeres. Nach seinen: Sturze wurde denn auch eine noch stärkere Befestigung durch die deutschen Regierungen begonnen und nach den Kriegen 1866 und 1876 bedeutend erweitert, da die außerordentliche Wichtigkeit der militärischen Lage der Stadt, die im Jahre 1814 deutsche Bundessestuug geworden war, bei den wiederholten Erörterungen drüber anerkannt wurde. Ist nun auch Mainz seit der Zurückeroberung Lothringens von der deutschen Grenze weit weggerückt und in die zweite Linie der unseren Westen verteidigenden Bollwerke eingetreten, so hat es doch keineswegs von seiner Bedeutung als Festung und Waffenplatz eingebüßt. Es bietet gegenwärtig, nachdem ebenso wie in Metz, Koblenz und anderen Orten die Stadtwälle gefallen sind, außer seinem militärischen Treiben den Anblick einer von lebhaftem Schiffs-, Handels- und gewerblichem Ver- kehre belebten Stadt. Solche Unterstützung durch ihre Lage erhielt diese haudel- und wandelreiche Stadt, der Sitz des gewaltigen Winsried-Bonisatius, in der einst Arnold Walpod im Rate saß, Frauenlob sang, und von der Gutenbergs große Erfindung ausging. In ihr, kann man sagen, reden noch Mauern und Steine von der Lieblingsstadt des großen Drusus, von den römischen Legionen und deu heranstürmenden Barbaren, von den kaiserkürenden geistlichen Fürsten und dem Aussteigen und Sinken städtischer Freiheit, von den republikanischen Ohnehosen, als hier die Marseillaise und das Qa ira der Freiheitskrieger Eustiues erscholl, endlich von den stürmischen Zeiten, als hier das Rhein- und das Heckerlied in Begeisterung erklang. Welchen Wandel der Tinge hat dies bedeutungsvolle Stück deutscher Erde erlebt, wo läugs des breitsluteuden Stromes die vieltürmige Stadt mit ihrem majestätischen Dome und mit ihren weit vorge- schobenen Festungswerken emporsteigt, eingesaßt ringsum vou saftgrüner Landschaft!

6. Erdkundliches Lesebuch für die Oberstufe höherer Lehranstalten und Seminare - S. 85

1911 - Breslau : Hirt
9. Die Oberrheinische Tiefebene und ihre Randgebirge. 85 In ethnographischer Beziehung umfaßt die Oberrheinische Tiefebene einen Teil der schwäbisch-fränkischen Gaue des alten deutschen Landes und in politischer Teile des Schweizer Kantons Basel und in Deutschland Teile vom Elsaß, oon Bayern, Baden, Hessen und Preußen. Durch die Größe und Regelmäßigkeit ihrer Form, die Fruchtbarkeit des Bodens, die frische Rührigkeit ihrer Bevölkerung und durch die Menge altehrwürdiger und zu neuer Blüte sich entwickelnder Städte ist sie die schönste und anziehendste aller Beckengestaltungen des alten Deutschland, und durch ihre geschichtlichen Erinnerungen behauptet sie vor den meisten anderen Abschnitten nn- seres Vaterlandes, ja vor den meisten Flußtälern unseres ganzen Erdteils den Vor- rang. Diese großen Erinnerungen umfassen nahe an zwei Jahrtausende, innerhalb deren sie ein Hauptschauplatz weltgeschichtlicher Ereignisse und insbesondere auch der Entwicklung des deutschen Volkes war. Gerade hier tummelten sich von jeher die Eroberer und Völker, vou deu Zeiten Ariovists und Cäsars bis zu dem Cäsar der Neu-- franken und seinen Gegnern; Kelten und Germanen, Römer und Hunnen, Schweden und Spanier, Russen und Franzosen versuchten sich hier gegeneinander und düugteu mit ihrem Blute das Land, das, oft verwüstet, immer wieder zu neuer Blüte sich erhob. Hier gingen die großen weltgeschichtlichen Völkerzüge über den Rhein und ließen ihre Spuren zurück, wie denn das herrliche Land selbst stets ein Zankapfel der Völker war. An diesen Rheinufern blühten die Reiche der Burgunder und Nibelungen auf und später Deutschlands schöne Pfalzgrasschaft. An ihnen erwuchsen jene Städte des Reichs, die Blüte deutschen Lebens, in deren Mauern entscheidende Reichs- und Kirchenversammlungen gehalten, Kaiser gewählt, gekrönt und in die Gruft gesenkt, Künste und Wissenschuften gepflegt, bedeutsame, die ganze Zivilisation umgestaltende Erfindungen (z. B. die Buchdruckerkunst in Straßburg und Mainz) gemacht und Handelsgeschäfte im großartigsten Maßstabe betrieben wurden. Noch ragen als Zeugen einer gewaltigeu Vergangenheit die hohen Dome mit ihren Türmen und Zinnen ehrfnrchtgebietend ins weite Land hinein; vou deu Berghöhen schauen ernste Ruinen zur Erde herab und reden von dunklen Sagen uralter, kaum zu ergründender Tage oder vou jener großen Zeit, wo diese Gaue uoch der Mittelpunkt des Deutschen Reiches waren, wo sich alle Macht und Kraft, aller Reichtum, alle Kuust des deut- schen Volkes hier verdichtet hatte. Das alles ist anders geworden, aber das schöne Land ist geblieben und erlebt, mit Stolz können wir es sagen, zu unserer Zeit im neuen Reich eine neue, herrliche Blüte.

7. Erdkundliches Lesebuch für die Oberstufe höherer Lehranstalten und Seminare - S. 100

1911 - Breslau : Hirt
100 B. Zur Länderkunde. ist die Lage der den Boden bebauenden Bevölkerungskreise fast überall in Italien, einer der Krebsschäden des schönen Landes. Während so die Weidewirtschaft und der Großgrundbesitz an und für sich sehr fruchtbare Laudschasteu entvölkern, sind ge- wisse Gebirgslandschaften bei geteiltem Besitz übervölkert. Wenn auch örtlich Viehzucht vorherrscht, so ist Italien doch ein vieharmes Land, wie das seinem Klima und seiner Pflanzenwelt entspricht. Denn dem Süden fehlen die saftigen Wiesen, welche das Rind liebt, nur Schafe und Ziegeu finden dort die ihnen zusagende Nahrung. Nur im Po-Lande wird bedeutende Rinderzucht betrieben und Butter, namentlich aber die berühmten Käse, Parmesan, Gorgonzola usw., in Menge gewonnen und von Mailand aus iu den Handel gebracht. Aber selbst die Schaf- zncht deckt nicht den eigenen Bedarf Italiens an Wolle. Daß Italien an inneren Schätzen arm sein muß, suchten wir schon früher zu er- klären. In der Tat ernährt der Bergbau uur einen geringen Prozentsatz der Be- wohner. Obenan steht die Schwefelgewinnung im Tertiär Siziliens, die, noch immer eine Art Raubbau, etwa 35 000 Arbeiter beschäftigt und kärglich entlohnt. Ihr Wert erreicht 40 Millionen Lire jährlich. Die volle Verwertung des altberühmten, in nn- erschöpflichen Mengen dicht am Meeresufer anstehenden Eisens von Elba leidet unter dem völligen Mangel an Steinkohlen im Lande selbst. Die Gewinnung von Silber und Kupfer im toskanischen Erzgebirge, auf welcher die berühmten Metallarbeiten der alten Etrnsker beruhten, von Blei, Zink und anderen Erzen, namentlich im füd- lichen Sardinien, wo jetzt der Bergbau durch fremden Unternehmungsgeist im Auf- blüheu ist, erreicht noch nicht den Wert des sizilischen Schwefels. Doch ist der Berg- bau Italiens in aufsteigender Bewegung. Dazu kommt der Reichtum au Steinen, welcher den Steinban im ganzen Lande so wesentlich gefördert und italienische Stein- arbeiter zu überall geschätzten und gesuchten gemacht hat. Die Marmorgewinnung von Massa, Carrara und Serravezza beschäftigt allein 8000 Arbeiter und gibt einen jährlichen Ertrag vou 20 Millionen Lire. > I Dafür, daß Italien Steinkohlen entbehrt, ist seine immer mehr aufblühende Gewerbtätigkeit schou heute bedeutend. Ihr Hauptsitz ist das Po-Land, wo sie sich durchaus bodenständig besonders durch Verwertuug der Triebkräfte der Alpen- gewässer entwickelt hat. Vielfach drängen sich in den Alpentälern die großgewerb- lichen Anlagen, und die elektrische Kraftübertragung verheißt hier noch eine große Zukunft. Seiden- und Wollenspinnerei und -Weberei, also durchaus bodenständige Erwerbszweige, stehen obenan, erstere allein beschäftigt etwa 200 000 Menschen. Ihnen reiht sich die Verarbeitung der Baumwolle au, die während des amerikanischen Bürgerkrieges im Süden im großen gezogen wurde und iu Sizilien heute wieder Boden Zugewinnen scheint. Die Gegenwart des italienischen Handels-und Seeverkehrs, die italienische Handelsflotte von heute, obwohl sie zu den ersten Europas gehört, bleibt weit hinter der Vergangenheit zurück. Wichtig ist aber die Fischerei. Die auf Edelkorallen liegt ganz in italienischen Händen und liefert einem eigenartigen Zweige des vaterländischen Kunstgewerbes den Rohstoff. Doch hat die Entwicklung des Verkehrs in Italien rafche Fortschritte gemacht durch Schaffung von Verkehrswegen, an denen es dem Süden fast ganz fehlte. Was die Kulturstaaten Europas im Laufe von Jahrhunderten geschaffen haben, das mußte, wenigstens im ehemaligen Kirchenstaate und im Königreich Neapel, wo man geflissentlich bemüht gewesen war, den Verkehr zu unterbinden, in Jahrzehnten nachgeholt werden. Besaß doch Sizilien 1863 erst 9 km Straßen, und besuchte ich dort noch 1875 eine Stadt von 20 000 Einwohnern, die noch von keiner fahrbaren Straße erreicht wurde!

8. Erdkundliches Lesebuch für die Oberstufe höherer Lehranstalten und Seminare - S. 101

1911 - Breslau : Hirt
11. Italien, eine länderkundliche Skizze. 101 Volksdichte und Siedelungskunde. Für ein vorwiegend ackerbauendes Land ist Italien mit 108 Köpfen auf das Quadratkilometer sehr dicht bevölkert, einzelne Gegenden um so dichter als andere, kaum minder fruchtbare, die völlig menschenleer sind. Das nur ackerbauende Sizilien hat 127 Köpfe auf 1 qkm, Kompanien 183 und die zugleich gewerbtätige Provinz Mai- land gar 390. Menschenleere Einöden schafft in Italien Großgrundbesitz im Bunde mit Malaria. Letztere verlangsamt die natürliche Volksvermehrung und erschwert den Anbau und selbst den Verkehr ganzer Landschaften. Sind doch von den 69 Pro- vinzen Italiens nur 6 malariafrei! Auf gewissen Eisenbahnlinien in Sardinien, Sizi- lien, Kalabrien und Toskana müssen alle Beamten besser genährt, höher besoldet und für die Nacht nach gesunden Stationen gebracht werden. Aber auch damit wird die Sterblichkeit unter denselben nur auf 12-|-% herabgedrückt. In dem unglücklichen Cofenza, das im Durchschnitt einmal im Jahrhundert von Gruud aus durch Erdbeben zerstört wird, kommen auf 1000 Mann Besatzung jährlich 1500 Erkrankungen! Viele, viele Millionen kostet die Malaria dem Staat alljährlich. Dennoch ist die natürliche Volksvermehrung eine günstige und die Zunahme der Bevölkerung trotz der stetig wachsenden Auswanderung eine beträchtliche. Die Art zu wohueu weicht in Italien von derjenigen aller Länder Europas, bis auf einen Teil von Spanien, insofern ab, als kleine Siedelungen, Dörfer in deutschem Sinne, in größeren Teilen Italiens unbekannt sind. Selbst in rein ackerbauenden Gegenden bilden Anhäufungen der Menschen nach Tausenden, wo man also in Deutsch- land von Städten sprechen würde, die Regel. Nur einige Landschaften des Nordens, Venetien, die Emilia, Toskana, wo nur 50—55% der Einwohner in geschlossenen Ortschaften beisammen wohnen, machen eine Ausnahme. Aber auch dort gibt es weniger Dörfer als verstreute Einzelhäuser oder Einzelhöfe. Im größten Teile Siziliens sind Dörfer in nnferm Sinne unbekannt. Die mehr als 3 Millionen Bewohner der Insel verteilen sich, von einer sehr geringen Zahl von Bergwerken und Meier- Höfen abgesehen, auf rund 500 Ortschaften, die demnach im Durchschnitt 6000 Ein- wohner haben müßten. In der Provinz Girgenti wohnen von ihren 312 000 Be- loohnem nur 4000 außerhalb großer geschlossener Ortschaften, wohl meist auf den Schwefelbergwerken, und es zählt diese Provinz 16 Städte von 8—20000 Einwohnern. Die rein ackerbauende apnlische Provinz Bari hat bei 679 000 Einwohnern 15 Städte von 15—58000 Bewohnern. Es ist klar, daß dieses gedrängte Wohnen, weit weg von den zu bebauenden Feldern, große Nachteile hat, auch seheu wir allenthalben, daß sich in den letzten Jahrzehnten in Süditalien, seit die öffentliche Sicherheit eine bessere geworden ist und der Verkehr sich belebt, mehr und mehr die Neigung geltend macht, sich wieder inmitten der Felder, an den Verkehrswegen, namentlich den Eisen- bahnen, an der Küste, niederzulassen. Es entwickeln sich wieder kleine, verstreute Siedelungen, und die ungünstig gelegenen größeren Mittelpunkte beginnen zu ver- öden. Es wäre eben durchaus irrig, dieses gedrängte Wohnen der Menschen in wenigen, weit voneinander entfernten großen Ortschaften überall und durchaus aus der Landesnatur herzuleiten. Natürlich feste Lage, gute Häsen, Quellen, Freiheit der Ortlichkeit vom Fieber und ähnliche Ursachen kommen gewiß in Betracht, in erster Linie geben aber geschichtliche Vorgänge die Erklärung dieser Erscheinung. In den endlosen Fehden und Kriegen, welche Italien im Mittelalter und bis in die neueste Zeit heimgesucht haben, drängten sich die Menschen an den natürlich festen Punkten zu gemeinsamer Abwehr zusammen, namentlich konnten sich an den Küsten Süd-

9. Erdkundliches Lesebuch für die Oberstufe höherer Lehranstalten und Seminare - S. 177

1911 - Breslau : Hirt
20. Gesamtbild der Wirtschaft der Union und ihrer Hauptteile. 177 vorhanden und reichen weit über den Eigenbedarf hinaus. In der Gewinnung von Kohlen und Eisen, Gold und Kupfer behauptet die Union feit längerer Zeit den ersten Rang, in Silber wetteifert es mit Mexiko, in Petroleum mit Rußland, in Zink mit Deutschland, in Quecksilber mit Spanien. Wesentlicher Mangel herrscht eigentlich nur in Zink und Edelsteinen, aber diesen teilt es mit vielen anderen mineralreichen Ländern. Den Gesamtwert der Mineralprodukte bemißt man zu 6 Milliarden Mark. Tie Rohproduktion des Pflanzenreichs ist nur durch klimatische Verhältnisse eingeschränkt. Demnach fehlen nur die Gewächse der heißfeuchten Tropenzone, und diese, wie Kassee und Tee, Rohseide, Kautschuk und Chinarinde sowie die edelsten Holzarten, gehören zu deu ständigen Hauptgegeuständen der Einfuhr. Reis und Rohr- zncker werden gebaut, aber nicht in genügenden Mengen. Besonders schmerzlich berührt die Amerikaner der hohe Betrag der Zuckereinfuhr, und dieser Umstand hat bei der vielumstrittenen Erwerbung der bekannten Zuckerländer Hawai, Portorico und der Philippinen einet: beträchtlichen Einfluß gehabt. Im übrigen verfügte der Staat ttrfprünglich über herrliche Wälder von gewaltiger Ausdehnung und mit zahl- reichen Nutzhölzern fowie über große und ausgezeichnete Weideflächen. Der Anbau der meisten klimagemäßen Kulturgewächse wird mit höchstem Erfolge betrieben. In Baumwolle, Mais und Tabak übertrifft die Union alle Erdteile und alle Einzelländer, in Weizen und Hafer ringt es mit Rußland um die Siegespalme, in Südfrüchten mit Italien und Spanien, in Hopfen mit Süddeutschland. In der Zucht der Obstarten der kälteren gemäßigten Zone, namentlich von Äpfeln, hat sie neuerdings so beträcht- liche Fortschritte gemacht, daß sie den europäischeil Markt damit zu beschicken vermag. Gemüse baut man m größerer Vielseitigkeit als irgendwo anders. Die Gewinnung von Kartoffeln, früher nicht sehr erheblich, greift mehr und mehr um sich, ebenso die der Gerste, während die Roggenknltnr nicht in die Höhe kommen will und der Buch- weizeu Neigung zum Rückgange zeigt. Den Gesamtwert einer Jahresernte an Feld- früchten bewertet man zu 15 Milliarden Mark, und mit dieser Summe ragt die Union weit über alle anderen Staaten der Erde hinaus. Tie Rohproduktion des Tierreichs wies bis vor kurzem alle Hauptzweige in großer und größter Ausdehnung aus. Von diesen ist die Jagd, die früher sehr an- sehnliche Erträge abwarf, in neuerer Zeit mit dem Fortschreiten der Besiedeluug und der in ihrem Gefolge auftretenden erbarmungslosen Ausrottung zahlreicher Wild- tiere stark zurückgegangen, aber sie trägt doch noch mancherlei zur Ernährung der Bevölkerung wie zur Gewinnung von Fellen und Pelzen bei. Von. großer Bedeutung dagegen ist nach wie vor die Fischerei, ueuerdiugs teilweise gehoben durch eine plan- mäßig betriebene Fischkultur. Die Fischerei erstreckt sich sowohl auf dw angrenzenden Meeresteile als auch auf die Binnengewässer und liefert nach Menge und Güte hervor- ragende Erträge, die teilweise, wie in Austern und Lachs, weit über den Bedarf des Landes hinausgehen. Auch gehört die Union zu den wenigen Ländern der Erde, die noch den Fang von Waltieren und Seerobbett betreiben. Die Viehzucht, em alter Betrieb aus der Kolonialzeit, ist in neuerer Zeit zu einem staunenswerten Um- sänge gedieheu. In der Zahl der Schweine und der Rinder, der Maultiere und des Geflügels übertrifft die Union alle Länder der Erde, an Schafen steht sie nur hinter Australien und Argentinien, an Pferden nur hinter Rußland zurück. Bei der Schaf- zucht hat man aber mehr die Gewinnung von Fleisch als von Wolle im Auge, daher gehört die Union nach Menge und Güte uicht zu den ersten Wolländern. Auch die Edelzucht von Haustieren kann sich nicht mit der der fortgeschrittenen Länder Europas messen; planmäßig betrieben wird sie nur mit Pserden in Kentucky. Ein bemerkens- Lerche, Erdkundl. Lesebuch. 12

10. Erdkundliches Lesebuch für die Oberstufe höherer Lehranstalten und Seminare - S. 172

1911 - Breslau : Hirt
172 B. Zur Länderkunde, 20. Gesamtbild der Wirtschaft der Union und ihrer Hauptteile. Von A. Oppel. („Wirtschaftsgeographie der Vereinigten Staaten von Nordamerika." Halle 1907, Gebauer-Schwetschke Druckerei und Verlag m. b. H.) Bei der Betrachtung des Erwerbslebens eines Gebietes kann mmt von verschie- denen Gesichtspunkten ausgehen, unter denen für unseren Zweck naturgemäß der geographische und der wirtschaftliche in erster Reihe stehen, während andere wie der technische, der soziale und uational-politische nur gestreift werden können. Bei dem geographischen Gesichtspunkt nimmt die Ortlichkeit, bei dem wirtschaftlichen der Umkreis der das Erwerbsleben ausmachenden Tätigkeiten das Hauptinteresse in An- spruch. Vom geographischen Standpunkte aus zerfällt, wie aus den Darleguugen des ersten Kapitels hervorgeht, der Staatskörper der Union (ohne Alaska) in zwei Haupt- teile: den Osten und den Westen, denen vermöge ihrer voneinander abweichenden Naturbeschaffenheit verschiedenartige wirtschaftliche Aufgaben zugewiesen sind. Dazu gesellt sich als eiue Art Anhängsel das pazifische Küstenland. Der Osten, der bis an den Fuß des Felsengebirges reicht, ist zwar hauptsächlich für Waldausbeute, Fischerei, Pflanzenbau und Tierzucht veranlagt, aber er gibt vermöge seines Reichtums an Kohle und Eisen, an Kupfer und Blei, au Zink und Petroleum die beste Gelegenheit zu Bergbau und industrieller Tätigkeit. Dadurch, daß er auf drei Seiteu voni Wasser begreuzt ist: im Osten vom Atlantischen Ozean, nn Süden vom mexikanischen Golf, im Norden von den Großen Seen, ist er ausge- zeichnet für Verkebrsentwickluug uach innen und außen begabt und wird darin wiederum durch die großartigen Lager von Kohle und Eisen, welche die für die Ver- kehrsmittel nötigen Rohstoffe liefern, in hervorragendster Weise unterstützt. Der Osten würde somit ein Wirtschaftsgebiet von idealer Vollenduug sein, wenn er mehr Edel- metalle: Gold und Silber besäße als er hat. Mit diesen wichtigen Naturschätzen ist der trockene gebirgige und verkehrsschwierige Westen ausgerüstet, deu wir vou dem Ostfuße des Felseugebirges bis an den Kamm der pazifischen Hauptgebirgskette: Sierra Nevada von Kalifornien und Kaskaden- gebirge rechnen, im übrigen aber fehlen fast alle Vorausfetzuugeu für eiue selbständige Wirtschaftsentwickluug. Wertvoll wird er daher durch Angliederung an den Osten, dem er anderseits eben durch seiueu Reichtum an Edelmetallen eine notwendige Er- gänzung gewährt. Das pazifische Küstenland, von der pazifischen Hauptgebirgskette bis zum Stillen Ozean reichend, ist eine kleine Welt für sich, ein wirtschaftlicher Mikrokosmos des Gesamtstaates, denn er vereinigt in sich alle wesentlichen Eigenschaften und läßt kaum eiueu erustlicheu Wunsch unerfüllt. In seinen Gebirgen besitzt das pazifische Küstenland fast alle überhaupt besteheudeu mineralischen Stoffe und ungeheure, höchst wertvolle Waldungen; in seinen Flüssen wimmelt es von Fischen. Tie Tal- ebenen und Berglehnen tragen Wiesen und Weiden für Viehhaltung, eignen sich aber auch zu verschiedenartigem Pflanzenban, namentlich zur Gewinnung von Edelobst und Südfrüchten. Tie mannigfaltigen Rohstoffe aller drei Naturreiche bilden die Voraussetzung für die zukünftige Entfaltung der Industrie, die Küste öffnet sich mehr- fach für den Außenverkehr. Unter allen größeren Teilen der Union würde sich das pazifische Küstenland am besten für die Organisation eines selbständigen Staates
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