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1. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 31

1849 - Münster : Coppenrath
31 Quelle für den Tempeldienst lauteres Wasser zu schöpfen. Plötz- lich erlosch die Sonne, es erschien der Gott Mars und verstieß der Erschrockenen göttliche Kinder. Und als sie Mutter wurde von Zwillingssöstnen, Romulus und Remus, erschrak der Osteim und befastl, die Sünderin zu bestrafen mit istren Kindern. Die Mutter ließ er nach der ganzen Strenge des vestalischen Gesetzes lebendig begraben; die Kinder aber in einer Mulde nach der Tiber tragen, sie dort zu ersäufen. Zum Glück war der Fluß aus seinen Ufern getreten; zu dem eigentlichen Bette desselben konnte Keiner kommen. Daher setzten die königlichen Diener die Mulde vorn auf das seichte Wasser und gingen da- von. Nun trieb die Mulde mit den wimmernden Kindern auf den Wellen stin und ster. Allein die Götter selbst wachten über das Leben der ver- lassenen Kleinen. Das sinkende Wasser ließ endlich die Mulde auf dem Trocknen stesten. Auf das Gewimmer und Geschrei der Kinder kam ein Wolf sterbci und säugte sie; ein Specht, des Mars heiliger Vogel, brachte ihnen Speise. Dieses wun- derbare Schauspiel erblickte ein vorübergehender Hirt, mit Na- men Faustulus. Voll Mitleid hob er die Kleinen auf und brachte sie seinem Weibe, Acca Laurentia, zur Pflege. Hier nun, in der Hütte des Hirten, wuchs das wunderbar gerettete Brüderpaar zu rüstigen Hirtenknaben heran. Bald weideten sie friedlich ihre Heerden, bald verfolgten sie über Berg und Thal räuberische Menschen sowohl als Thiere, die ihren Heerden nach- stellten. So wuchs ihr Muth, und vor Kampflust fielen sie oft die Hirten des Numitor an. Diese, der häufigen Neckereien des wilden Brüderpaars und ihrer Raubgenossen müde, ergriffen endlich den Remus und führten ihn gefangen nach Alba zu ih- rem Herrn. Numitor ahnte bald, daß er seinen Enkel vor sich habe, und hielt ihn in Gewahrsam, bis Faustulus mit Romulus herbeieilte und das ganze Geheimniß aufdeckte. Freudig über- rascht beschlossen die beiden Brüder, sich an ihrem tyrannischen Oheim zu rächen. Mit einer Schar verwegener Gesellen dran- gen sie heimlich in die Stadt und überfielen und ermordeten den Amulius. Den verstoßenen Numitor aber setzten sie wieder in seine Herrschaft ein. Erkenntlich gegen solche Wohlthat er- laubte dieser seinen Enkeln, an dem Orte, wo sie als Hirten

2. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 99

1849 - Münster : Coppenrath
99 denbefehl ergehen, ihn zu verhaften. Allein durch die Freunde des Virginius wurde das Schreiben aufgefangen, und der Vater von der ganzen Sache benachrichtigt. Voll Bestürzung eilte die- ser nach Rom und erschien am andern Tage mit seiner Tochter in Trauerkleidern vor dem Richterstuhle des Appius. Dieser hörte nicht auf die Einrede des Vaters, er sprach sie seinem Clienten zu und gab den Lictoren Befehl, sie ihm zu überliefern. Da bat der verzweifelnde Vater um die einzige Erlaubniß, von seiner Tochter den letzten Abschied zu nehmen. Er schloß sie in seine Arme, trocknete ihre Thränen, ergriff von einer nahen Bude ein Messer und stieß es ihr in die Brust, mit den Wor- ten: „Gehe zu deinen Vätern, Virginia, noch rein und frei; der einzige Weg deiner Ehre!" Dann hielt er, wie einst Bru- tus, das von Blut rauchende Messer empor und rief: „Durch dieses Blut der Unschuld weihe ich deinen Kopf, Appius, den Göttern der Unterwelt!" Sogleich gab Appius den Lictoren Befehl, ihn zu verhaften. Sie aber wurden von der Menge zurückgeworfen, und Virginius stürmte, zur Rache aufrufend, mitten durch das Volk fort, hin nach dem Thore, hinaus zum Lager, und Tausende strömten ihm nach. Hier erregte er eine noch größere Bewegung, als er in der Stadt zurückgelassen hatte. Das empörte Heer brach sogleich nach Rom auf und lagerte sich auf dem Aventinus; die von der sabinischen Grenze zurückkeh- renden Legionen vereinigten sich mit ihm. Da kamen Abgeord- nete des Senates und warfen ihnen ihr Vergehen vor; verspra- chen aber Verzeihung, wenn sie ruhig auseinander gingen. Die- sen aber wurde kurz erwiedert: nur wenn das Decemvirat ab- geschafft würde, könne von Unterhandlung die Rede sein. Als der Senat schwankte, zogen die Heere und mit ihnen der größte Theil des Volkes abermals auf den heiligen Berg, wo die Frei- heit der Plebejer begründet worden war. Nun erst gaben die Patricier nach. Die Senatoren Valerius und Horatius, zwei Volksfreunde, wurden nach dem Berge geschickt, mit den Ausgewanderten zu unterhandeln. Diese verlangten: Herstellung des Tribunats und der Provokation, Amnestie für Alle, die zu dem Aufstande mitgewirkt hatten, endlich Auslieferung der Decemvirn, die lebendig verbrannt werden sollten. Die Gesandten bewillig- ten Alles; nur die Auslieferung der Decemvirn baten sie zu

3. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 184

1849 - Münster : Coppenrath
184 waltete Cato mit unerbittlicher Strenge sein Amt und verfolgte jede Pracht und Üppigkeit, so daß er sich den Haß der Vorneh- men zuzog. Er selbst wurde auf ihren Betrieb vier und vierzig Mal während seines Lebens angeklagt, aber jedesmal vom Volke freigesprochen, das in dem Feinde der Vornehmen seinen Freund verehrte und begünstigte. §. 44. Zweiter makedonischer Krieg gegen Perseus. (171 —168). Seit dem verhängnißvollen Tage bei Kynoskephalä hatte Philipp unablässig dahin gestrebt, die gesunkene Macht Makedo- niens wieder zu heben. Während des Krieges der Römer in Syrien gelang es ihm auch, sein Gebiet durch Eroberungen in Thessalien und Thracien zu vergrößern. Unter den eroberten Städten waren auch mehre, auf welche Eumenes, der König von Pcrgamus, Ansprüche machte. Und sofort wandte sich dieser an die Römer und erhob die bittersten Klagen über die Herrsch- sucht Philipp's und dessen kriegerische Plane. Die Römer for- derten den Philipp auf, die Eroberungen herauszugeben und sich wegen der angebrachten Beschwerden zu verantworten. Der Kö- nig gehorchte zwar; aber der Ausruf: „es sei noch nicht aller Tage Abend gekommen ')," den er in seiner Erbitterung ausstieß, zeigte deutlich sein Vorhaben, den Krieg zur rechten Stunde wie- der aufzunehmen. Sein Sohn, der junge liebenswürdige De- metrius, der mehre Jahre als Geißel zu Rom gelebt hatte, übernahm hier vor dem Senate die Vertheidigung des Vaters und wirkte nur mit Mühe Verzeihung für ihn aus. „Nur aus Achtung für den Sohn — erklärte der Senat — sei er bereit, dem strafwürdigen Vater zu vergeben." Und um den Samen der Zwietracht in die königliche Familie selbst auszustreuen und diese sicher zu verderben, gab man dem jungen Prinzen zu ver- stehen, ihm, und nicht seinem ältcrn Bruder Perseus habe man die Krone Makedoniens zugedacht. Seitdem faßte Perseus einen tödtlichen Haß gegen seinen Bruder und suchte auf alle Weise, den Nebenbuhler aus dem Wege zu räumen. Er ver- dächtigte ihn beim Vater als einen gefährlichen Freund und An- hänger der Römer, der sogar seinem eigenen Vater nach Krone J) Nondum omnium dierum solem occidisse. Liv. Xxxix, 26.

4. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 189

1849 - Münster : Coppenrath
189 Zerstörung Karthago's *);" Nasika aber, der unter ihm saß, im- mer dagegen: „Und ich für die Erhaltung Karthago's." Diese eine Frage hielt den Senat in fortwährender Spannung. Unterdessen hatten die Karthager, weil sie von Rom keinen Schutz erlangen konnten, das Recht der Nothwehr gebraucht und endlich selbst gegen den übermüthigen Nachbar die Waffen ergriffen, waren aber gänzlich geschlagen worden. Das war für die Römer genug, den letzten Friedensvertrag, nach welchem die Karthager keinen Krieg ohne ihre Erlaubniß führen durften, für gebrochen zu erklären; und ein 84,000 Mann starkes Heer setzte unter dem Consul L. Marcius Censorinus und Manius Manilius, nach Afrika über (149), mit dem geheimen Be- fehle, ohne Karthago's Zerstörung nicht heimzukehren. Die Kar- thager, welche eine so schreiende Ungerechtigkeit nicht geahnt hat- ten, suchten dem Verderben auszuweichen, und kamen mit demü- thiger Unterwerfung zuvor. Sie bewilligten Alles, was man von ihnen fordern würde. Der römische Senat versprach ihnen Freiheit, wenn sie 300 Kinder aus den ersten Familien als Gei- ßeln schicken und thuen würden, was die Consuln von ihnen ver- langten. Und sofort wurden die Kinder, unter dem Jammerge- schrei ihrer Eltern, nach Sicilien, wo die Consuln bereits ge- landet waren, eingeschifft. Und dennoch setzten die Consuln nach Afrika über, und forderten nun die Auslieferung der Kriegs- schiffe. Auch diese wurden ausgeliefert; die Römer verbrannten sie mit höhnendem Übermuthe vor den Augen des zitternden Volkes. Dann forderten sie wieder die Auslieferung aller Waf- fen und Kriegsgeräthe. „Ihr steht — sagten die Consuln — unter Rom's Schutz, sie sind daher für euch unnöthig." Ver- gebens beriefen die Karthager sich auf die Feinde, welche sie umringten. „Rom übernimmt es, euch zu schützen!" war die Antwort. Mit schweigender Angst gaben die Kartbager auch diese hin. Nachdem sie so entwaffnet und aller Vertheidigungs- mittel beraubt waren, kam der letzte und furchtbarste Befehl: „ausziehen mit Weib und Kind aus der Heimath und zwei Meilen vom Meere eine neue Heimath sich zu gründen, denn Karthago müsse zerstört werden." l) Caetcrum censeo, Carthaginem esse delendam Plm. h. n. Xv. 20

5. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 70

1849 - Münster : Coppenrath
70 nerva vollenden und denselben mit ehernen Götter- und Königs- bildern ausschmücken. In einem unterirdischen Gewölbe dieses Tempels wurden auch die sibillinischen Schicksalsbücher aufbe- wahrt, in deren Besitz der König auf folgende Art gekommen sein soll. Einst kam eine unbekannte Alte zu ihm und bot ihm neun Bücher zu einem außerordentlich hohen Preise an. Weil der König sie nicht so theuer bezahlen wollte, verbrannte sie drei derselben, kam dann zum Könige zurück und verlangte die vorige Summe für die noch übrigen. Wiederum abgewiesen verbrannte sie abermals drei und erneuerte nun das Anerbieten der drei letzten unter denselben Bedingungen. Das fiel dem Könige auf, und nun fragte er seine Auguren. Man erkannte die Bücher für die Orakel der Sibille von Cumä. Tarquin kaufte sie, und die Alte verschwand. Diese Bücher, welche als ein Kleinod in den Händen des Königs und nachmals in Verwahrung des Se- nats blieben, zog man bei Bedrängnissen und Gefahren zu Rathe und wußte darin jedes Mal die dienlichsten Orakelsprüche für das Interesse des Staates zu finden. Eines Tages setzte eine furchtbare Erscheinung im königli- chen Palaste die ganze Familie in Angst und Schrecken. Eine Schlange schlüpfte aus einer hölzernen Säule und raubte das auf den Altar gelegte Opferfleisch. Bange Ahnung beunruhigte den König, und er beschloß, das Orakel zu Delphi zu Rache zu ziehen. Er schickte zwei seiner Söhne mit kostbaren Weih- geschenken dahin, und gab ihnen seiner Schwester Sohn, den L. Junius Brutus, zum Begleiter. Dieser spielte, um sein Leben zu retten, die Rolle eines Blödsinnigen, seitdem sein älte- rer Bruder vom Könige war ermordet worden. Auch er brachte dem delphischen Gotte ein Weihgeschenk, seinen hölzernen Stab nämlich, der aber einen goldenen in sich schloß — ein Sinnbild seiner selbst! Als die Jünglinge den Auftrag des Vaters vollzogen hatten, trieb sie die Neugierde, das Orakel zu befragen, wer nach dem Vater in Rom regieren würde. Derjenige — war die Antwort — welcher zuerst die Mutter küssen wird. Die Brüder beschlos- sen, hierüber das Loos entscheiden zu lassen. Brutus aber hatte den Sinn des Orakels anders aufgefaßt. Er warf sich unter dem Scheine, als wäre er über etwas gestolpert, zu Boden und

6. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 90

1849 - Münster : Coppenrath
90 zweiflung auf das Höchste. Die Männer liefen mit den Waffen nach den Mauern, während die Weiber sich in den Tempeln vor den Altären der Götter weinend niederwarfen und um Rettung fleheten. Die römischen Matronen wurden endlich die Schutz- engel der Stadt. Sie wandten sich an Coriolan's Mutter, Ve- turia, und vermogten sie, mit seiner Gattin Volumnia und noch einigen vornehmen Frauen, zu ihm in's Lager zu gehen, um den letzten Versuch auf das Herz des Siegers zu machen. Coriolan empfing auch sie mit großer Ehrfurcht, jedoch mit dem Ent- schlüsse, keine ihrer Bitten zu bewilligen. Als aber seine alte Mutter, wie verzweifelnd, sich bittend und flehend zu seinen Fü- ßen warf, als Weib und Kinder weinend sich um seine Kniee schmiegten, da endlich siegte die Stimme der Natur über das Herz des erzürnten Siegers. Gerührt hob er die innig geliebte Mutter auf, und mit Thränen rief er an ihrem Halse: „O Mutter! Mutter! Rom hast du gerettet, aber deinen Sohn ver- loren!" Er entließ die Frauen, führte das Heer zurück uni> ward dafür von den getäuschten Volskern erschlagen Die Römer aber errichteten, zum Andenken der schönen That der Frauen, dem weiblichen Glücke einen Tempel, und zwar an der Stelle, wo diese den Helden erweicht hatten. §. 21. Spurius Äafstus und fein Ackcrgcfctz. 486. Kaum war jene Gefahr glücklich abgewandt, so erneuerte sich auch wieder der Kampf der Plebejer gegen die Patricier, der jetzt um so heftiger wurde, da jene ihre Macht bereits er- probt hatten. In den nächsten fünfzig Jahren jedoch gingen die Forderungen der Plebejer durchaus nicht auf Theilnahme an der Negierung und den Würden des Staates, sondern nur auf Zu- sicherung dreier gegen Mißbrauch deö Herkommens gerichteten Schutzmittel und zwar erstens: auf Bert Heilung von Acker- land, um gegen Hunger und Noth geschützt zu fein; zweitens: 9 Nach einer anderen Sage lebte er bis in's hohe Greiftnalter unter den Volskern, die ihm die Eroberung mehrer latinischcn Städte und einen ruhmvollen Frieden verdanken. — Übrigens ist wohl die ihrem Wesen nach richtige Geschichte des Coriolan später durch Dichtung und Sage vielfach ausgeschmückt worden. (adticu xai v/nvenut iog ¿voeßrjg xui dixaiog uv/]Q. Dionys Viii. 62.)

7. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 205

1849 - Münster : Coppenrath
205 kriegerische Tugend beruhete, ward vermißt. So lange die Vornehmen ihre großen Landgüter, die unter dem Namen Latifundien ganze Gegenden umfaßten, durch Clienten und Hörige bebauen ließen, war das Übel weniger fühlbar. Als sie aber mit unedler Habgier die Besorgung derselben ganzen Horden kriegsgefangener Sklaven überließen, die ihnen sicherer waren, weil sie nicht zum Kriegesdienste herangezogen wurden, und minder kostspielig, weil man sie schlechter halten konnte, da überstieg das Elend alles Maß. Nun konnten die armen Bür- ger nicht einmal als Taglöhner Arbeit auf dem Lande finden. Rom selbst wurde, besonders als nach Beendigung der großen auswärtigen Kriege die Legionen heimkehrten, mit müßigen und brodlosen Bürgern überfüllt, die fast nur von Spenden und Bestechungen lebten. Seitdem nämlich hier durch das gabini- sche und rassische Gesetz (138 und 136 vor Ehr.) an die Stelle der bisher mündlichen und öffentlichen Abstimmung bei den Wahlen eine geheime vermittelst Täfelchen getreten war, wurde der Einfluß der Vornehmen auf diese besitzlose, feile Menge noch größer als zuvor. Durch Bestechung, Stimmenkauf und Frei- lassung der Sklaven beherrschten sie die Wahlen und lenkten die Abstimmung nach ihren Wünschen. In'den übrigen Gegenden Italiens nahm die Zahl der Freigeborenen zusehends ab; dage- gen wimmelte es überall von Sklaven, die unter Aufsicht eines Zuchtmeisters auf den Gütern der Reichen arbeiteten. Ein so trauriger Zustand mußte auf die Dauer nothwendig eine völlige Auflösung des Staates herbeiführen. Daher ent- schlossen sich zwei edle, von der reinsten Liebe zu ihrem Vater- lande erfüllten Brüder, demselben durch Verbesserung der klägli- chen Lage des Volkes eine glücklichere Zukunft zu sichern. Es waren Tiberius Gracchus und Casus Gracchus, beide Söhne des Tiberius Sempronius Gracchus, eines edlen und tugendhaften Mannes, und der Cornelia, einer Tochter des groß- ßen Scipio. Sie hatten durch ihre Mutter, die ausgezeichnetste Frau ihrer Zeit an Bildung und Seelenadel, die beste Erziehung genossen, und verbanden mit den herrlichsten natürlichen Anlagen große Wissenschaft und hinreißende Beredsamkeit. Der ältere, Tiberius Gracchus, hatte als achtzehnjähriger Jüngling zuerst unter dem jüngere Scipio gedient und bei der

8. Geschichte der Griechen für Gymnasien und Realschulen - S. 108

1873 - Münster : Coppenrath
108 Lurus in Athen berhand nahmen, zum Unendlichen heran. Zwar milderte Solon ihr trauriges Loos durch Gesetze, welche sie gegen grausame Behandlung und willkrliche Ermordung sicher stellte; dennoch bleibt es eine niederschlagende Bemerkung, da auch die so gepriesene Freiheit des ersten Staates des m-terthumes auf der Sklaverei einer ganzen Menschenklasse beruhete. Eben diese Sklaverei war hier, wie berall, wo sie herrschte, eine Hauptursache der drckendsten Armuth eines Thei-les der Bevlkerung und des fortwhrenden Ingrimmes der Armen gegen die Reichen. In Staaten, in welchen keine Sklaverei herrscht, fliet der Neichthum durch tausend Kanle befruchtend von oben nach unten. Der Reiche belebt und ermuntert die Gewerbthtigkeit der niederen Klassen, beschftiget den Migen, hilft dem rmeren empor, und vornehme und niedere Brger stehen so in vielfacher Verbindung mit einander. Wo aber Sklaverei herrscht, ist das Band zwischen dem vornehmen und niederen Brger wie abgeschnitten. Der Vornehme ver-langt nicht fr Geld des Armen Dienstleistungen, da er seine Sklaven hat; und der Arme hat den Vornehmen, der von den Segnungen seines Reichthums ihm nichts zuflieen lt. Daher waltete auch in den alten Staaten ein ewiger Kampf zwischen dem Neide der Armen und der Furcht der Reichen ob und fhrte oft gewaltsame Erschtterungen herbei. Von den Gesetzen des Solon im Einzelnen haben wir nur mangelhafte Kunde. Er erhob durch Anordnung der Te-stamente das Vermgen der Brger zu einem wahren Eigen-thume, verpflichtete jeden Brger vom achtzehnten bis zum vier-zigsten Jahre im Felde zu dienen und bis zum achtundfnfzigsten daheim das Vaterland zu schtzen; fr die Kinder der gefallenen Krieger sorgte der Staat. Bei ffentlichen Aufstnden verlangte er Theilnahme jedes Brgers an einer Partei, um so eine Vermittelung durch die Besseren herbeizufhren. Miggnger konnten gerichtlich belangt und bestraft werden; der Sohn war blo dann verbunden, seinen alten schwachen Vater zu ernhren, wenn ihn dieser eine Kunst oder ein Gewerbe hatte lernen lassen. Verschwender durften weder in den Volksversammlungen erscheinen, noch obrigkeitliche mter bekleiden. Auch war ihnen das Recht genommen, ihr eigenes Vermgen zu ver-

9. Geschichte der Griechen für Gymnasien und Realschulen - S. 139

1873 - Münster : Coppenrath
139 denn wohl vom Meere bis zur persischen Hauptstadt Susa sei. Und als Aristagoras unbefangen erwiederte, da die Reise drei Monate erfordern wrde, rief Kleomenes hastig: Freund von Milet, noch vor Sonnenuntergang entweiche aus Sparia!" und wandte finster dem Abenteurer den Rcken Aristagoras jedoch folgte als Flehender ihm nach in sein Haus und trat hier mit Anerbietungen von ansehnlichen Geldsummen hervor. Und vielleicht htte endlich der Spartaner gewankt, wre nicht Gorgo, des Knigs zehnjhriges Tchterchen, dazwischengetreten, mit den Worten: Vater, der Fremde wird dich noch bestechen, wenn du nicht weggehst!" Kleomenes ging. In Sparta ab-gewiesen ging der Milesier nach Athen, welches nun entschie-den die zweite Macht in Griechenland war. Hier traf er zu einer hchst gnstigen Stunde ein. Eben jetzt war von dem persischen Satrapen Artaphernes die ernste Mahnung gekommen, sofort den Hippias wieder aufzunehmen, oder die Folgen des Ungehorsams zu erwarten; und die ganze Stadt war entr-stet der eine so unerhrte Frechheit. In diesem Augenblicke der allgemeinen Aufregung trat der Milesier mit seinem An-trage auf. Er erinnerte: Milet sei eine Pflanmdt von Athen, und es sei billig, da die Mutter ihr Kind in der grten al-ler Segnungen, in dem Anrechte an die Freiheit, beschirme; es sei billig, da es durch diejenigen befreiet wrde, welche Gro-es vermgten." Sofort ging das Volk auf seinen Antrag ein und bewilligte zwanzig Kriegesschiffe, zu denen noch fnf Fahr-zeuge der Eretrier stieen, aus Anerkenntlichkeit gegen den Bei-stand, welchen die Milesier ihnen einst im Kriege gegen ihre Nachbaren, die Chaleidier, geleistet hatten. Mit dieser Hlfe versehen zog Aristagoras seine Truppen zusammen und segelte nach Ephesus. Hier wurden die Truppen ausgeschifft und sogleich vor Sarves, die Hauptstadt von Lydien und die Residenz des persischen Statthalters Artaphernes, gefhrt. berrascht zog sich dieser in die Burg zurck und mute von hieraus sehen, wie die reiche Stadt von den Griechen erobert und zerstrt wurde. Indem nmlich ein Grieche aus Bosheit ein Haus an-zndete, loderte die ganze Stadt, deren Huser grtenteils aus Holz erbauet und mit Rohr bedeckt waren, in Flammen auf (503 v. Chr.). Da aber verlieh Verzweiflung neuen Muth.

10. Geschichte der Griechen für Gymnasien und Realschulen - S. 160

1873 - Münster : Coppenrath
160 zu vertheidigen, die brigen Griechen aber ihrem Schicksale zu berlassen. Vergebens riefen die bedrngten Athener die Hlfe Spartas an; vergebens stellten sie vor, sie htten zum Schutze der allgemeinen Sache des Vaterlandes die Hauptabwehr gen Artemisium geschickt, und es sei unbillig, da man sie jetzt, wo das Ungewitter gegen sie selbst heranstrme, so ganz ohne Hlfe lasse. Allein alle Vorstellungen scheiterten an der kalten Selbst-sucht der Spartaner. Bestrzung herrschte in ganz Athen. Es schien unmglich, die Stadt gegen die heranwogenden Heeres-massen zu vertheidigen; und sie verlassen, galt fr Gottlosigkeit. Zweimal nach einander hatte man nach dem Orakel zu Delphi geschickt; allein auch der Gott schien nicht mehr retten zu kn-nen. Die erste Antwort war hchst trostlos, die zweite hchst dunkel und wenig ermuthigend: Athen solle Schutz hinter hol-zernen Mauern suchen." Viele verstanden unter denselben die Burg, welche vormals mit einer hlzernen Umzunung umgeben war. Inmitten der allgemeinen Nathlosigkeit und Aufregung ward Themistokles der Detter. Vielleicht hatte er selbst das Orakel erkauft, dessen Lsung er so schnell und so khn zu sin-den wute. Die hlzernen Mauern, versicherte er, seien nichts anderes, als die Schiffe; diese seien von dem Gotte selbst zur Rettung bestimmt; darum mgten sie die Stadt verlassen und diese besteigen. Er berzeugte seine Mitbrger, da nicht Hau-ser, nicht Mauern die Stadt ausmachten, sondern die Brger; wo diese sind setzte er hinzu da ist auch die Stadt; die Rettung dieser ist auch die eigentliche Rettung der Stadt selbst." Und auf des Themistokles Rath faten die Athener den hoch-herzigen Entschlu, Habe und Gut, ja das Vaterland selbst zu verlassen, um es schner wieder zu gewinnen und die Frei-heit zu erhalten. Nicht die lauten Klagen der zurckbleibenden Greise, welche ans aberglubischem Vorurtheile die Burg nicht verlassen wollten, konnte sie wankelmthig machen: getrosten Muthes verlieen sie die alte, theuere Heimath, das Grab ihrer Vter, die Wiege ihrer Kinder und fuhren von bannen einem gefahrvollen und milichen Kampfe entgegen. Weiber und Kin-der wanderten nach den benachbarten Ksten und Inseln aus, wo man ihnen eine freundliche Zufluchtssttte gewhrte; die ganze waffenfhige Mannschaft begab sich auf die Schiffe.
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