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1. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 182

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 182 — Ii a. Darbietung des Stoffes. Noch von zwei Kreuzzügen berichtet uns die Geschichte, die von dem frommen Franzofenkönig Ludwig dem Heiligen unternommen wurden. Der erste richtete sich gegen Ägypten (warum hierher?), scheiterte aber durch Hungersnot und Seuchen; der König selbst wurde gefangen genommen und mußte sich mit 800 000 Goldstücken loslösen. Der zweite wandte sich zunächst gegen den Fürsten von Tunis, den Vasallen des ägyptischen Königs, scheiterte aber gleichfalls an einer Seuche, die auch den König hinwegraffte. Bald danach wurde der edle Tote vom Papste heilig gesprochen. Wohl eine halbe Million Menschen hatten diese beiden Kreuzzüge gekostet. Indessen sah es im heiligen Lande schlimm aus. Die Züge neuer Pilgerscharen wurden immer kleiner und seltener, während die Türken immer neuen Nachschub aus dem Innern Asiens erhielten. Dazu führten die Christen unter einander Krieg, indem die Templer erst mit den Johannitern, dann mit den deutschen Rittern und den Dienstleuten des Kaisers Friedrich kämpften und ihnen schließlich Tyrus und Jerusalem entrissen. Aber ihre Freude dauerte nicht lange. Eine wilde Söldnerschaar des ägyptischen Sultans, des Nachfolgers von Alkainil, zog gegen das schlecht befestigte Jerusalem heran; die erschrockenen christlichen Einwohner verließen größtenteils die Stadt, wurden aber von den Feinden eingeholt und niedergemetzelt oder als Sklaven weggeschleppt. Ebenso erging es den in der Stadt Zurückgebliebenen; das Blut betender Priester spritzte über das Grabmal Christi, und das Kreuzesbanner verschwand für immer von den Mauern und Türmen der heiligen Stadt. Das geschah 15 Jahre nach Friedrichs Ii. Kreuzzug (1244). Vierundzwanzig Jahre später erstürmte ein Heer des ägyptischen Sultans die gewaltigen Mauern von Antiochien, mordete an 17 000 Christen, führte hunderttausend in die Sklaverei und vernichtete dann die herrliche Stadt mit Feuer. Und schon 47 Jahre später (1291) toste der letzte Kampf um das letzte Bollwerk der Christen im Morgenlande, um Akkon. Der Sultan von Ägypten war mit einem gewaltigen Heer herangezogen. Tag und Nacht wurde heiß gerungen; die Mauern wurden an vielen Stellen zugleich untergraben, berannt und beschossen. Da verließen die meisten Bürgers- und Kriegsleute mit Frauen, Kindern und Schätzen die bedrängte Stadt und retteten sich zu Schiff nach der Insel Cypern. Und so blieben zum letzten Kamps noch 12 000 Mann, Ritter und Knechte. Sie denken nicht an Übergabe, sondern weihen sich durch Gebet und heiliges Abendmahl zum Tode. Die Türken dringen durch eine breite Bresche herein, die Christen sperren den Weg durch ihre Leiber und Schwerter, jagen die Feinde zurück und führen rasch eine Notmauer auf. Am nächsten Tag eröffnen die Muselmänner nach heißem Kamps von neuem die Bresche und dringen zugleich durch mehrere Thore in die Stadt. Ein schrecklicher Straßenkampf erhebt sich; die Türken morden zu Tausenden Wehrlose und Bewehrte, aber auch Tausende von den Siegern fallen noch unter den furchtbaren Streichen der Ritter,

2. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 34

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 84 — Sachsen, schimpflicher Vertrag mit den Empörern, Niederreißung der Burgen — kurz: Sieg der ausrührerischen^Sachsen über den König, oder Ausbruch und Verlauf der Empörung. Dritter Abschnitt: Der Sieg Heinrichs über die Empörer. Wie König Heinrich doch noch über die Sachsen siegte. Wie ist das möglich nach solcher Demütigung und nach der Zerstörung der Burgen? Es ist nur möglich, wenn die Fürsten und Bischöfe des Reiches ihren Lehnseid halten, auf des Kaisers Gebot ihre Dienstmannen rüsten und so dem Kaiser ein mächtiges Reichsheer zuführen. Aber gerade das wollten sie ja nicht, wie wir eben gesehen haben. Nun, ich will euch erzählen, wie es doch dazu kam. Die Bauern, die bei der Harzburg wohnten, hatten keine Ruhe, so lange noch oben in der Burg ein Stein auf dem andern stand. Besonders das Münster und das Domherrenhaus war ihnen ein Ärgernis. Kaum waren die Burgmannen abgezogen, so stürmten die Bauern in hellen Haufen den Berg hinauf und zerstörten oben alles bis auf den Grund. Was sie Wertvolles fanden, raubten sie, darunter auch den königlichen Schatz. Das Münster wurde in Brand gesteckt, die Altäre zerschlagen, die Reliquien der Heiligen aus den Schreinen gerissen, die heiligen Gefäße geraubt. Selbst die Gräber der Toten schonten sie nicht. Die Gräber wurden aufgebrochen und die modernden Gebeine umhergeworfen; es waren die Gebeine von Heinrichs Bruder und Sohn. Zuletzt wurde alles dem Erdboden gleich gemacht. Zur Erläuterung: Hinweis auf die blinde Wut der Bauern, die sie an leblosen Dingen auslassen, bloß weil diese an den verhaßten König erinnern; ferner auf den Bruch des Vertrages, der nur auf Zerstörung der Burgen lautete. Ihre That ist als Kirchenschändung zu bezeichnen (Frevel an den heiligen Gebäuden, Altären, Reliquien, Gefäßen, Gräbern). Zusammenfassung: Die Kirchensckändung. Wißt ihr nun, warum der Kaiser zuletzt doch ein Reichsheer zum Kampfe gegen die Sachsen erhielt? Die Fürsten und Bischöfe sowie ihre Dienstmannen waren über den Vertragsbruck und die Kirchenschändung sehr entrüstet; sie fürchteten wohl auch, daß ihre Bauern sich ebenso gegen sie selbst erheben würden, wenn der Frevel der Sachsen ungestraft bliebe; darum weigerten sie sich nicht mehr, dem Kaiser ihre Mannschaften zu einem Reichskrieg zuzuführen. So war es auch. Der Kaiser war außer sich vor Schmerz und Zorn über den Frevel der Sachsen. Er wandte sich an den Papst Gregor und forderte Kirchenstrafen gegen die Kirchenschänder, aber umsonst. Er bot das Reichsheer auf, und siehe die Fürsten und Bischöfe folgten dem Gebot, alle Stämme stellten ihre Mannschaften, und bald war ein stattliches Ritterheer an der Unstrut versammelt, voll Kampfeslust und Zuversicht. Die Sachsen rüsteten sich zum Widerstände, aber sie waren kleinmütig und verzagt; ihr Heer sammelte sich an der Unstrut, (bei Langensalza). In zwei starken Tagemärschen führt der König seine 'Reiter bis an den

3. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 76

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 76 — Schar in der Lombardei? Wer kam sicherlich auch zu ihm? (Der Gegenpapst). Warum blieben ihm die Thore verschlossen? (Die Römer hielten es wider sein Erwarten mit Gregor). Warum wagte Heinrich keinen -sturm? Wann zog er ab (Ende Juni) und warum? ^ welcher Stimmung wird Heinrich zurückgezogen sein? (Niedergeschlagen^ denn fern Plan war völlig mißglückt). Warum zog er nur ors in die Lombardei? (Größeres Herr zu neuem Feldzug). Schon im nächsten Winter brach Heinrich mit einem größeren Heere nach Rom auf. Vergeblich setzte er den Römern in einer Bot-(vergl. Lesebuch!) auseinander, daß er für die Gerechtigkeit streite, Hudebrand aber ^ für das Unrecht. Die Thore blieben verschlossen. Heinrich mußte die Stadt einschließen und belagern. Und als er bei Beginn des Sommers wieder wegzog, ließ er einen großen Teil seines Heeres m einer hochgelegenen Burg bei Rom zurück. Von hier aus machten die Kneger fortwährend Streifzüge und verwüsteten die Felder der Römer. (Erläuterung). §um dritten Male führte Heinrich ein Heer gegen Rom. Die Kampfe wurden häufiger und heißer. In der Stadt mangelte es an Jcahrimg, den Bürgern sank der Mut, und sie wurden lässig im Wach- dienst. So kam es, daß einmal an einer Stelle der Mauer die Posten gänzlich fehlten. Als einige Soldaten das merkten, führte Heinrich die Seinen rasch zum Sturm. Sie schafften rasch Leitern herbei, überstiegen die Mauer, rissen eine breite Lücke in die Mauer, durch die die Masse des Heeres nachströmte. Aber es war nur der päpstliche Stadtteil ant rechten Tiberufer, den Heinrich erobert hatte. Hier war die Peterskirche und die feste Engelsburg, die der Papst selber verteidigte; die eigentliche Stadt Rom lag aus dem andern Ufer des Tiber. Der Papst verkündete von neuem feierlich den Bannfluch über Heinrich und feine Anhänger; aber Heinrich erhob gleich daraus seinen Gegenpapst auf den Stuhl des heiligen Petrus. Im Sommer verließ Heinrich Rom, nachdem er eine Besatzung in den eroberten Stadtteil gelegt hatte. (Erläuterung). 3um vierten Mal bedrängte Heinrich im nächsten Winter die Stadt Rom. Hunger, Sorge und Angst herrschten in der belagerten Stadt. Die Bürger flehten unaufhörlich den Papst an, daß er doch nachgebe und sie aus ihrer Not erlöse. Gregor blieb fest und starr. Da beschlossen die Bürger, sich selber zu helfen. Sie öffneten dem König ein Thor. Ohne Kampf zog Heinrich mit seiner Gemahlin und dem Gegen-papft in Rom ein, jubelnd vom Volke begrüßt.' Am Palmsonntag wurde Wipert feierlich zum römischen Bifchof geweiht, und am ersten Mtertag fetzte der neue Papst dem König Heinrich und seiner Gemahlin im St. Peters Dom die Kaiserkrone auf. Nun begann Heinrich mit aller Macht die Engelsburg zu belagern, und die Römer halfen ihm dabei. Gregors Bedrängnis wuchs von Tag zu Tag. Zur Erläuterung: Wie gewann Heinrich endlich den Sieg und wie benutzte er ihn? Ausmalung der Papstweihe und der Kaiser-

4. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 10

1890 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 10 — Schwur zu veranlassen. Er bestimmt, daß der Graf sein Anrecht au deu Berg beschwören soll. Damit aber eiu Meiueid möglichst verhindert werde, muß derselbe zwölf ehrbare Eideshelfer beibringen. Ludwig denkt nicht darau, wie genau man es mit einem Eide nehmen muß, und eine wie große Sünde der Meineid ist. Er scheut sich nicht, einen falschen Eid zu schwören, ja er verleitet auch noch seine Ritter dazu. Ludwig tragt so doppelte Schuld, wenn auch die Schuld der Ritter dadurch nicht geringer wird; sie dursten sich nicht verführen lassen. Als nun der Tag der Entscheidung gekommen war, kamen auf den Berg: der Richter mit feinen Begleitern, die Kläger und der Beklagte mit dem beiderseitigen Gefolge. Der kaiserliche Richter stellte sich auf einen erhöhten Punkt, auf der einen Seite desselben standen die Herren von Frankenstein mit ihren Rittern, auf der andern Ludwig mit den feinigen. Die Mienen aller Anwesenden zeigten die gespannteste Erwartung. Es entstand eine feierliche Stille. Der Richter forderte in würdevoller Weise den Grafen auf, er solle, wenn ihm in Wahrheit der Berg gehöre, den Schwur leisten. Da zogen Ludwig und die zwölf Ritter ihre Schwerter, steckten sie, damit es recht überzeugend aussehe, in die hinausgeschaffte Erde und schwuren, mit der linken Hand an dem Kreuzgriffe, die rechte hoch emporhaltend, daß der Graf auf das Seine baue. So war deuu der Meineid geschworen, und nur, weil Ludwig den Berg zur Erbauung einer Burg gern besitzen wollte, also aus Habsucht. Der Richter muß nun dem Grafen den Berg zusprecheu. Die Herren von Frankenstein waren über die Lüge und den Betrug auf das heftigste erbittert, aber sie mußten sich doch dem Spruche des kaiserlichen Gerichtes fügen und ihr Anrecht ausgeben Alles schien dem Rechte gemäß zugegangen zu sein. Aber es schien auch nur so. Ludwig hatte den Berg durch einen Schein des Rechtes an sich gebracht, und das ist eine Sünde. Ludwig baut aber ohne Sorge, in leichtsinniger Freude über das Gelingen seines Planes, weiter. Dabei begünstigte ihn auch noch das Glück. Im folgenden Jahre entstand infolge einer Mißernte eine große Hungersnot. Die armen Leute wußten nicht, woher sie das tägliche Brot nehmen sollten, und Jammer urtd Elend sah man in allen Dörfern. Da waren die Leute froh, als sie hörten, sie brauchten die Burg nicht umsonst zu bauen, sondern der Gras gebe den Arbeitern aus seinen großen Vorräten Korn und Hafer. Man drängte sich zu der Arbeit, und schon nach drei Jahren, im Jahre 1070, mar die Burg fertig. Eine schönere Burg gab es nicht weit und breit. Ludwig aber nannte sie „Wartburg": vielleicht, so erzählte man sich, weil er dort auf feine Diener gewartet hatte; vielleicht, weil er gedacht hatte: „Wart' Berg, du sollst mir eine Burg werden'." Es war Ludwig unlieb, daß die Stadt Eisenach so weit ab von dem Burgberg lag, denn dadurch war z B bei einem feindlichem Angriff die gegenseitige Hülfeleistung erschwert. Darum ließ er die Häuser von den Bewohnern abbrechen und nahe am Berg wieder aufbauen (die Städte waren damals viel einfacher als heutzutage). Die Mauern der

5. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 11

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 11 — 10. Heinrich von Hflerdingen und Klingsor. Weil aber Klingsor noch immer feine Anstalt zur Reise machte, so wurde dem Sänger bange, und er sprach: „Meister, ich fürchte, ihr laßt mich im Stiche, und ich muß allein und traurig meine Straße ziehen und werde zur bestimmten Zeit die Wartburg nicht erreichen; dann bin ich ehrlos und darf zeitlebens nimmermehr nach Thüringen." Klingsor sagte lächelnd: „Sei unbesorgt: wir haben starke Pferde und einen leichten Wagen und wollen den Weg kürzlich gefahren haben." Heinrich konnte vor Unruhe abends nicht schlafen; da gab ihm der Meister einen Trank ein, daß er in tiefen Schlummer sank, legte ihn auf eine lederne Decke und sich daneben und befahl seinen Geistern, daß sie ihn schnell nach Eisenach im Thüringer Lande tragen und daselbst im besten Wirtshaus niedersetzen sollten. Die Geister thaten, wie ihnen befohlen war, und brachten noch in selbiger Nacht den Meister mit seinem Gefährten gen Eisenach in den Hellegrevenhof, der zu Eisenach am St. Georgenthor liegt, zur linken Hand, wenn man aus der Stadt geht. Als nun der Tag anbrach, erwachte Heinrich; er hörte die Glocken zur Frühmesse läuten und sprach verwundert: „Mir ist, als hätte ich diese Glocken schon mehr gehört, und bäucht mich, daß ich zu Eisenach wäre." Der Meister sprach: „Dir träumt wohl!" Heinrich aber stand auf und sah sich um; da merkte er, daß er wirklich in Thüringen wäre. „Gott sei Lob," rief er, „daß wir hier sind! das ist Hellegrevenhaus, und hier sehe ich St. Georgen-thor und die Leute, die davor stehen und über Feld gehen wollen." Sobald die Ankunft der beiden Gäste auf der Wartburg kund wurde, befahl der Landgraf, sie ehrlich zu empfangen. Es vergingen einige Tage, ehe die Meister fangen und Klingsor richtete. Eines Abends faß er im Garten des Hellegrevenhofs, und viele

6. Von Armin bis zu Otto dem Großen - S. 62

1892 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 62 — der König dies hörte, brach er sogleich gegen die Feinde auf, nahm aber nur wenige Sachsen mit sich, weil ein neuer Krieg mit den Slaven drohte. Unterdessen hatten die Ungarn schon das ganze Bayernland überschwemmt. Niemals waren sie so zahlreich gewesen als jetzt, so daß sie sagten: „Unsere Rosse werden die deutschen Flüsse und Seen austrinken und mit ihren Hufen die Städte zerstampfen. Wenn nicht die Erde sich aufthut, uns zu verschlingen, wenn nicht der Himmel über uns zusammenstürzt — wer will uns besiegen!" Sie waren unter gräßlichen Greuelthateu, raubend und plündernd, sengend und brennend vorgedrungen bis zum Lech, dem alten Grenzfluß zwischen Bayern und Schwaben, und belagerten die Stadt Augsburg, die damals nur von niederen Mauern ohne Türme umgeben war. Aber der Bischos Ulrich ließ in der Nacht die dem Sturme vorausging, die Mauern ausbessern und neue Befestigungen anlegen, (während er die Nonnen anwies, im Zuge durch die Stadt zu gehen. Er selbst wachte fast die ganze Nacht im Gebet, und als das Frührot sich zeigte, las er die Messe und stärkte die Krieger mit dem Bibelwort: „Und ob ich schon wanderte im finsteren Thal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab tröstet mich." — Kaum begann der Glanz der strahlenden Sonne die Gefilde zu beleuchten, so drangen die Ungarn von allen Seiten in unzähliger Menge gegen die Stadt heran. Sie führten allerhand Werkzeuge mit sich, um die Mauern zu zertrümmern. Da ertönte plötzlich eine Trompete, und sofort ließ das Heer der Ungarn vom Sturme ab und scharte sich um seinen Feldherrn. Dieser hatte soeben erfahren, König Otto ziehe mit seinem Heere heran, deshalb gab er vorerst die Erstürmung der Stadt auf und eilte jenem entgegen. In der Nähe von Augsburg hatte Otto sein Heer gesammelt. Am 9. August gebot er ein Fasten zu Ehren des heiligen Märtyrers Laurentius, denn am folgenden Tage, dem Laurentiusfeste,

7. Von Armin bis zu Otto dem Großen - S. 47

1892 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 47 — Haufen geteilt, durchstreiften sie auf ihren schnellen Pferden das Land; plötzlich brachen sie aus den Wäldern hervor und überfielen die wehrlosen Ortschaften. Sie erschlugen die Männer, die sich wehren konnten, setzten sich auf die Leichname der Erschlagenen und tranken einander ihr Blut zu; sie rissen den Gefangenen das Herz aus dem Leibe und verschlangen es, weil sie dies für ein kräftiges Gesundheitsmittel hielten. Sie banden die Frauen und Mädchen mit den Haaren und Zöpfen zusammen und trieben sie vor sich her; sie erwürgten die Kinder vor den Augen ihrer Eltern und zerschmetterten sie an den Wänden. Wiederum bezeichneten Rauchwolken und Feuerschein am Himmel die Straßen, welche der furchtbare Feind zog. Wiederum flüchteten sich die armen Leute in undurchdringliche Wälder, auf Berge, in Felsenklüfte, in verborgene Höhlen. Es schien, als ob Sachsen gänzlich verwüstet werden sollte. Schon der Anblick dieser Feinde erfüllte die Deutschen mit Abscheu und Widerwillen. Sie^waren von niederem Wuchs, sie hatten in dem braunen, häßlichen Gesicht funkelnde, tiefliegende Augen, der Kopf war bis auf drei Zöpfe kahl geschoren, ihre Sprache klang rauh und ganz unverständlich. Sie waren bekleidet mit Tierhäuten und wohnten auf ihren Pferden. Wie gespensterhafte Wesen, aber nicht wie Menschen sahen sie aus. Im Kampfe blieben sie fast immer Sieger, Denn so unbändig sie sonst waren, im Kriege gehorchten sie strengster Zucht. In einzelnen Scharen jagten sie wild auf ihren Rossen daher. Ihre i, Hauptwaffe war der Pfeil, den sie mit größter Sicherheit auch im Dahinstürmen von dem hörnernen Bogen entsandten. Bald griffen sie an, bald flohen sie, um durch plötzliches Wenden den Gegner, der schon zu siegen geglaubt hatte, in Verwirrung zu bringen und völlig zu schlagen. Der König befand sich in der Pfalz Werla, . Denn er konnte einem fo wilden Volke gegenüber mit seinem an solchen Krieg

8. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 37

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 37 — Mailand unterthünigen Orte. Auch die vier letzten von ihren 2000 Burgen, die der Kaiser noch nicht erobert hatte, mußten sie ihm jetzt übergeben. Jetzt kam das Hauptfeldzeichen der Stadt, der Fahnenwagen, Carroccio (sprich Carrotschio) genannt. Das war ein mächtiger, aus Balken gezimmerter, mit eisernen Klammern verbundener Wagen, auf dem ganze Scharen stehen und kämpfen konnten. In seiner Mitte erhob sich ein gewaltiger Mastbaum, der oben ein goldenes Kreuz und gleich darunter die Fahne mit dem Bilde des h. Ambrosius trug. Der Mast senkte sich vor dem Kaiser, und Friedrich löste die Fahne ab. Da fielen alle Mailänder vor dem Kaiser nieder, erhoben die Kreuze und baten weinend um Gnade. Die Männer um den Kaiser waren zu Thränen gerührt, aber Barbarossa blieb kalt und unbewegt, keine Miene änderte sich in seinem strengen Antlitz. Mit fester Stimme sprach er: „Nach dem Gesetze habt ihr euer Leben verloren; ich will es euch schenken, und löse auch die Reichsacht, aber ich will dafür sorgen, daß ihr künftig nie wieder solche Verbrechen begehen könnt." Mit dieser Drohung entließ der Kaiser die jammernden Mailänder. 5. Auf dem Reichstag zu Pavia wurde über das Schicksal Mailands beraten. Die Gesandten der lombardischen Städte verlangten: „Mailand soll den Becher der Trübsal, den es andern Städten gereicht hat, jetzt selber leeren. Es werde zerstört wie es die Nachbarstädte zerstörte!" Und so wurde der Beschluß gefaßt-„Mailand soll wüste und leer fein. Alle Einwohner verlassen binnen acht Tagen die Stadt und bauen sich an vier Flecken an, deren jeder vom andern zwei Meilen entfernt ist!" Furchtbar war der Jammer der Mailänder bei dieser Botschaft, herzzerreißend das Schauspiel, als der unübersehbare Zug von Männern, Weibern und Kindern, beladen mit der Habe, die sie noch schleppen konnten, die Vaterstadt verließ. Gleich darauf zog Friedrich Barbarossa an der Spitze seines Heeres in die Stadt ein, und zwar durch eine breite Lücke der Mauer, die die Mailänder hatten machen

9. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 38

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 38 — müssen. Sodann übergab er die Stadt den Lombarden zur Plünderung und Zerstörung. Bei der Plünderung wurden sogar die Kirchen nicht verschont. Nur die Reliquien ließ der Kaiser ausliefern und schenkte sie seinen Bischöfen; so kamen z. B. damals die Gebeine der heiligen 3 Könige nach Köln. Nun arbeiteten die Lombarden mit Feuer, Hebebaum und Brecheisen, und zwar mit einer solchen Wut, daß nach einer Woche nur etwa der sünszigste Teil der Stadt noch stand. Dann wurden die Türme niedergerissen und der Wallgraben angefüllt; nur die riesigen Quadern der Mauer, die noch aus der Römerzeit stammte, trotzten lange der Zerstörungswut. Über den wüsten Boden zog man den Pflug und streute Salz in die Furchen. Zuletzt standen nur noch die Kirchen, einige Paläste und ein Stück der Mauer. Mailand war ein Trümmerhaufen, aber noch die Steine sprachen von der alten Herrlichkeit der Stadt und von dem Zorn Barbarossas. Und die Welt erschrak, als sie die Kunde von dem Untergange Mailands vernahm. 17. Siegeslied der Deutschen beim Einzug in Mailand. 1. Nun lasset die Posaunen tönen. Nun breitet froh die Fahnen aus, Laßt durch Lombardenlüste dröhnen Des Deutschen Sieges Jubelbraus! Denn unser Kaiser Barbarossa, Der Held, that einen großen Schlag; Seit jener Nacht in Schloß Canossa Ist dies der erste große Tag. 2. Dies Lied soll durch die Alpen klingen Bis Deutschland wie ein Lustorkan,

10. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 68

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 68 — und außerdem einen fast eben so großen Troß von Knechten und Mönchen, Frauen und Kindern, Spielleuten und Abenteurern. Zuerst führte Alexius die Kreuzfahrer gegen die Stadt Nieäa, die ihm der Sultan von Ikoninm vor kurzem entrissen hatte. Die Pilger schlugen den zur Hilfe eilenden Sultan blutig zurück und belagerten dann die Stadt. Aber als sie zum entscheidenden Sturm vorrückten, wurden plötzlich die Truppen des griechischen Kaisers eingelassen und die Thore rasch wieder geschlossen. Dafür hatte nämlich Alexius heimlich den Belagerten die mildeste Behandlung versprochen. So waren die Kreuzfahrer um den Lohn ihrer Kämpfe betrogen. Sie gerieten darüber in solchen Grimm, daß der Kaiser, um sie zu besänftigen, große Geldsummen und kostbare Schätze unter sie verteilen mußte. Nun zogen die Kreuzfahrer südostwärts weiter, schlugen ein türkisches Heer von 150 000 Reitern aufs Haupt und marschierten dann zwar ohne Kampf, aber unter schweren Leiden und Entbehrungen über Jkoninm bis zur Südostecke von Kleinasien. Hier erhoben sich schon böse Streitigkeiten unter den Pilgerfürsten, indem der eine diese, der andere jene Stadt als Hauptstadt eines neuen Fürstentums für sich begehrte. So kam das Kreuzheer, noch mächtig genug, im Herbste an die Stadt Antiochien, die den Zug länger als ein Jahr aufhalten sollte. Antiochien, zu jener Zeit eine der größten und schönsten Städte des Morgenlandes, war für die damalige Kriegskunst uneinnehmbar; denn die haushohen Stadtmauern waren so breit, daß ein Viergespann daraus fahren konnte, und wurden durch 450 Türme geschützt. Sie wurde von einem tapferen türkischen Fürsten beherrscht und verteidigt. Die Kreuzfahrer lagerten sich bei der Stadt und genossen nach so langer Entbehrung den Reichtum des paradiesischen Landes; aber die Schwelgerei war so groß, daß bald der schrecklichste Mangel eintrat. Und als nun noch der Winter mit seinen Regengüssen kam, da brach im christlichen Lager eine Pest ans,
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