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1. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 23

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 23 — aber sie führen nur dann für kurze Zeit Wasser, wenn es einmal regnet (Trocken- täler oder Wadi). Das Regenwasser verdunstet natürlich rasch, doch dringt immerhin eiu Teil in die Erde ein und sickert hier allmählich weiter zu den tiefer liegenden Stellen der Wüste, wo es dann in Quellen oder erbohrten Brunnen wieder zutage tritt. Die Trockenheit der Sahara hat ihre Ursache in den Windverhältnissen. Im Winter ist die Wüste kälter als die Nachbargebiete, hat darum hohen Luftdruck, und die Winde Aiehen im allgemeinen uach den Rändern zu. Da aber die Mittelmeerländer dann ihre Regenzeit haben, empfangen wenigstens die n. Gebiete der Sahara einige Niederschläge. Im Sommer liegen die Verhältnisse umgekehrt. Die große Hitze erzeugt über der Sahara ein Niederdruckgebiet, das die Luft von allen Seiten her ansaugt. Aber die vom Mittel- meer wehenden Winde bringen keinen Regen, weil die hohe Wärme die Verdichtung des Wasserdampfes hindert; den Eintritt der feuchten Ozeanwinde wehrt eine an der Küste entlang ziehende kalte Strömung. Nur im S. dringen vereinzelte Tropenregen bis in die Wüste vor. Die Sahara ist die Ursprungsstätte gefürchteter Glut- und Sandwinde, die nicht nur die Wüste selbst, sondern auch die Nachbarländer heimsuchen. So sendet sie nach Ägypten den Chamfin, nach Oberguinea den Harmattan, nach Süditalien den Schi- rokko (Iii, S. 173). Den Sturm innerhalb der Wüste bezeichnen wir gewöhnlich mit dem in Arabien gebräuchlichen Namen Samum (von Sim^Gift). In der Regel kündet sich ein solcher Sturm schon einige Stunden vorher an. Von dem in der Ferne aufgewehten Sandstaub wird die Luft trübe, bleifarbig, und die Sonne verliert ihren Glanz. „Aber der Samum kann auch ohne solche Vorboten hereinbrechen. Plötzlich sieht man Staub- wölken emporsteigen. In allen Farben schillern sie, blau, rötlich, gelb. Sie türmen sich, wälzen sich übereinander. Pfeifend, heulend, alles vor sich hertreibend, tosen sie heran. Die ganze Lust ist verdunkelt, die Sonne dem Blick völlig entrückt. Ganze Sandwellen werden fortgewälzt, die Dünen scheinen auf ihren Spitzen zu rauchen. Man kann schließlich die Augen nicht mehr offen halten, man muß sich dem Schicksal ergeben. Längst haben auch die Kamele kehrt gemacht, um nicht die Sand- und Staubmassen ins Gesicht zu be- kommen; ohne Befehl knien sie nieder und ergeben sich in ihre Lage. Findet der Samum im Sommer statt, so steigert sich die Hitze auf 40 ja 50 °. Alles ist Finsternis und un- durchdringlicher Staub. Der Mensch selbst umhüllt sich den Kopf und alle gefährdeten Körperteile, um seine Haut vor den schmerzhaften Einflüssen zu behüten, welche die mit Heftigkeit geschleuderten groben Sandkörner und kleinen Kieselchen hervorbringen. Auch ihm bleibt nichts zu tun übrig, als zu warten und sich in sein Schicksal mit Geduld zu fügen" (v. Hellwald). Daß mitunter ganze Karawanen durch den Samum im Sande begraben und vernichtet würden, wie ältere Berichte erzählen, hat sich längst als [Fabel erwiesen. Doch kann ein solcher Sturm mittelbar den Untergang herbeiführen helfen, da er das Wasser in den Schläuchen zum Verdunsten bringt und mitunter Brunnen verschüttet. Eine in der Wüste nicht selten vorkommende Erscheinung ist die Luftspiegelung oder Fata Morgana. Infolge der Strahlenbrechung in den verschieden dichten Luft- schichten glaubt der Reisende in der Ferne, mitunter in der Luft schwebend, einen See oder eine grüne Oase zu sehen, die bei der Annäherung wieder verschwinden. „Die aufgeregte Phantasie manches Reisenden erzählt von Schlössern, lachenden Gärten, Blumen, Rossen und Reitern; andre, wie Rohlss, haben dergleichen nie wahrgenommen". Nachtigal be- richtet: „Ich sah öfters die Akazienbäume, die hin und wieder vorkommen, einzeln oder in Gruppen zerstreut, in der Luft schweben, etwas über den Boden erhoben, und felsige Teile

2. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 160

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 160 — wieder nach S. durch und vereinigte sich mit der Mündung des Jangtfekiang, wobei eine äußerst fruchtbare Landfläche von der Größe der Provinz Westfalen überschwemmt wurde. 1*/, Mill. Menschen sollen dabei umgekommen sein. Doch gelang es 1839, den Strom wieder in sein verlassenes Bett zurückzuleiten. Für den Verkehr ist der Hoangho ohne Bedeutung. Im Unterlaufe hindern Schlammbänke und Untiefen die Schiffahrt, im Gebirge aber ist seine Strömung zu reißend. Der Jangtfekiang übertrifft den Hoangho an Länge (3100 Km) und Wasserreichtum und ist der für den Verkehr wichtigste Strom Asiens. Er entspringt am Tanglagebirge in Tibet, beschreibt dann einen ebenso großen Bogen nach S. wie der Hoangho nach N., fließt zuletzt diesem gleichgerichtet und mündet bei Schanghai. Er führt durch die bevölkertsten Gegenden Chinas und ist 2900 km weit bis tief ins Innere des Landes schiffbar, und in seine weite Trichtermündung können selbst die größten Seeschiffe einlaufen. Klima. China liegt in gleicher Breite mit den Mittelmeerländern und der n. Sahara und reicht noch in die heiße Zone hinein. Sein Klima ist aber wesentlich verschieden von dem der genannten Länder: bedeutend kälter und feuchter, und während dort die Regenzeit im Winter ist, fällt sie hier in den Sommer. China steht klimatisch ganz unter dem Ein- slusse »der wechselnden Jahreszeitenwinde. Im Sommer, wenn die Sonne Jnnerasien erhitzt, weht der feuchtwarme, regenbringende Südostmonsun, im Winter dagegen der trockene, aus den eisigen Hochlandschaften Mittelasiens kommende Nordwestmonsun, der bis weit in den Frühling hinein abkühlend wirkt. Daher bestehen scharfe Gegensätze zwischen Sommer und Winter. Peking, das einen Grad südlicher als Neapel liegt, hat die Juliwärme Siziliens, aber die Winterkälte Südschwedens (Jahresmittel 11,7° wie das 6 Breitengrade nördlicher gelegene Lyon, Januar — 4,7, Juli 26 °). Selbst das bedeutend wärmere Süd- China wird noch stark von den kalten Winden beeinflußt und ist um 5—8 0 kälter, als es seiner Lage nach sein müßte. Die Niederschläge sind im S. reichlich, 120—130 cm, nehmen aber nach N. ab, so daß Nordchina für seine Breitenlage zu weuig Regen empfängt und oft unter Trockenheit zu leiden hat (Peking 62 cm). Zur Zeit des Monsunwechsels, im Frühjahr und Herbst, werden die chinesischen Küstenmeere oft von verheerenden Wirbelstürmen, Teifunen, heimgesucht, die mit uu- glaublicher Gewalt austreten. K. F. Kurz schildert einen solchen von ihm erlebten Teifun in der Bucht von Hongkong. „Gegen Morgen brach er herein, und dann lag das große Schiff einen ganzen Tag und eine lange Nacht dampfend vor beiden Ankern und kämpfte gegen die Wogen und den Sturm, um nicht losgerissen und gegen die Klippen getrieben zu werden. Man sah mit Ausnahme eines kleinen Umkreises um das Schiff herum nichts als ein Chaos von gelben, wasseruntermischten Wolken, erfüllt von einem betäubenden Klingen, Pfeifen und Brüllen, als wären alle Geister der Hölle losgelassen. In seltenen Zwischenräumen schien sich das Wüten der Natur beruhigen zu wollen, aber dann brach es immer von neuem herein, und wehrlos und untätig lag der Dampfer, dem Wüten der Elemente preisgegeben, vor seinen Ankern in der brodelnden Flut. Fortwährend kamen aus der gelben Dunkelheit treibende Trümmer von Häusern, gekenterte Dschunken, Ret- tungsboote mit dem Kiel nach oben und dazwischen Leichen mit verzerrten Gesichtern. Alles kam mit wilder Fahrt aus rasendem Nichts, trieb schnell an uns vorbei und ver- schwand wieder. Aber endlich war es vorüber. Die Anker hatten gehalten, der Lotse kam aus dem Hafen, und man gelangte, vorüber an einem Graus der Vernichtung, tiefer in die Bucht hinein zu einem geeigneten Ankerplatz. Fürchterlich war, wie bei jedem Teifun, die angerichtete Zerstörung. Wraks großer Schiffe und kleiner Boote, die Reste von Hunderten zerstörter chinesischer Dschunken, aus dem Wasser starrende Mäste und Schorn- steine bezeichneten den Weg durch die felsenumgebene Bucht. Ein Kreuzer war hoch zwischen

3. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 199

1890 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 199 — die Decke und mit dieser in den Saal hinabstürzen; die brennenden Balken, die Ziegeln und Kalktrümmer aber werden sicherlich viele Bur-gunden erschlagen; auch beginnt es dann im Saale selbst zu brennen. Dazu wird eine furchtbare Hitze und ein schrecklicher Rauch entstehen und den Burgunben Qual bereiten. Könnt ihr den armen Burgunden in ihrer Not irgend einen guten Rat geben? ... Ob ihr „Trost" (Hagen) ihnen nicht einen besseren erteilen wird? Nun wollen wir sehen, ob die Burgunden diese größte aller Nöte überstehen. Ii a. Zur Erläuterung: Geschah die Brandlegung so, wie wir es uns gedacht haben?.. Verlief der Brand des Hauses so, wie wir uns gedacht haben? (Herabfallen der brennenden Balken von Dach und Decke.) Wie war es mit den Qualen der Burgunden? Die Hitze quälte das Gesicht und die erhitzte Eisenrüstung auch den Körper; der Rauch quälte die Augen und Lungen; durch beides aber ward die größte Qual, der Durst, erzeugt. Das alles zusammen machte ihnen so schreckliches Wehe, daß manche sich den Tod wünschten. — Ausmalen des schauerlichen Nachtbildes. Wie half der „Trost der Nibelungen" in dieser Not? Er gab zwei gute Ratschläge. Durch den ersten Rat stillte er die Qualen des Durstes. Freilich war es ein schrecklicher Rat und ein grausiger Trank; aber die Not war größer als der Ekel vor dem Blut, das Blut war der einzige Trank, den es im brennenden Saal gab, und es erfüllte seinen Zweck so gut wie Wasser und Wein: es rettete die Verschmachtenden und erfrischte sie zu neuem Kampf So mußte das Blut der Toten den Lebenben neue Kraft zum Töten geben. Der zweite Rat war noch besser; bertn er rettete die Burgunben vor bein Erschlagenwerben durch die herabfallenden Balkentrümmer und vor dem Verbrennen im Saal. Die Hauptwucht der herabfallenden Decke mußte sich nach der Mitte des Saales zu richten, an den Wänben fiel nur weniges und mit geringerer Wucht. Das konnte durch die emporgehaltenen Schilbe vom Haupt abgewehrt werben und an den fchief nach vorn gehaltenen Schilbern ohne Schaben für die Schilbträger abgleiten. Die alimmenbert und lobernben Brande aber wurden von den Helden gleichfalls auf Hagens Rat in das massenhafte Blut getreten und baburch ausgelöscht. So bewahrte Hagens Rat die bebrängten Burgunben vor dem Feuer und vor der einstürzenden Decke und bewirkte, daß sie — wohl mit Ausnahme weniger Unglücklichen — die Not überstehen konnten. Freilich die Angst, den Schmerz und das Grausen der Branbnacht konnte auch Hagen seinen Genossen nicht abnehmen, das mußten sie ertragen und burchmachen in ihren Herzen. — Zusammenfassung. Überschriften: Kriemhilb läßt Feuer an den Saal legen. Die Not der Burgunben in dem brennenben Saal. Sinb nun die Burgunben aus aller Gefahr des Feuers gerettet ? Das ist erst der Fall, wenn das Holzwerk verbrannt ist, Decke und Dach eingestürzt und alle herabgestürzten Feuerbränbe gelöscht sinb. Dazu gehört aber wohl die Dauer der ganzen Nacht, und es fragt sich bah er, ob die Burgunben so lange die Qualen der Hitze, des Rauches, des Durstes (durch das Herabfallen der Decke ist auch ihre Blutquelle ver-

4. Thüringer Sagen und Nibelungensage - S. 71

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 71 — furchtbarste. Gar mancher rief jammernd, daß er weit lieber im Kampfe gefallen wäre. Auch über brennenden Durst klagten viele Helden. Da sprach Hagen: „Wen der Durst quält, der trinh hier das Blut, das ist in solchen Nöten besser als Wem." Da kniete mancher Recke nieder bei den Wunden der Toten und trank das fließende Blut. Wie ungewohnt es ihnen auch war, es fchien ihnen gut und gab ihnen Kraft. Bald begann eine neue Not. Feuerbrände und glühende Balkentrümmer fielen von der ^eciv herab. Da stellten sich die Helden auf Hageus Rat an die Wände, hielten die Schilde übers Haupt und traten die Feuerbrände mit den Füßen in das Blut. In solchen Leiden verrann die Nacht. Doch endlich erlosch das Feuer. Sechshundert Burgunden standen noch lebend innerhalb der rauchgeschwärzten Mauern. Der junge Giselher sprach: „Ich glaube, es will tagen. Es hebt sich ein kühler Wind. Gott lasse uns noch liebere Zeit erleben! O Schwester, welch eine Hochzeit hast du uns angerichtet!" Ein anderer aber sprach: „Wir kommen nimmer lebend von hinnen. Darum bereitet euch zum Streit, daß wir mit Ehren fallen!" fm) Wie Wüdiger mit den Mrgunden stritt. 1. Am Morgen meldeten die hunnischen Späher der Königin, daß die Burgunden noch lebten. Die war sehr verwundert und erzürnt darüber und rief aufs neue die Hunnen zum Angriff. Auch Etzel gebot seinen Mannen neuen Streit. Wildes Kampfgeschrei und einen Hagel von Speeren bot man den Nibelungen zum Morgengruß. Die Königin ließ rotes Gold auf Schilden herbeitragen und bot ihren Recken reiche Gaben. Der Spielmann Volker stand an der Thüre und rief: „Wir sind noch hier, ihr Hunnen; nie sah ich Männer sich um Königsgold so begierig zum Tode drängen. Immer

5. Von Armin bis zu Otto dem Großen - S. 13

1892 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 13 — 10. Gelimer. Wo ist dein Reich, o Gelimer, das große Bandalenreich? Dein Heer, es irrt zerstrent umher; wo fliehst du hin so bleich? Und als er zu den Manrusiern kam, die hatten nicht Brot, nicht Wein; wie man dieähren vomfelde nahm, so mußten sie Speise sein. Aus einem Berge wohnet' er, da war an Wasser not, auch nahete der Griechen Heer und drohte rings mit Tod. Und einen Boten sandt' er hin zum Feind, als nah' er kam, und bat um eine Laute sür ihn, um ein Brot und einen Schwamm. Pharas, des Heeres Hüter, fragt: „Sonst sprach er nichts dabei? — Er soll sie haben; aber sagt, wozu will er die drei?" „Das Brot will esseu Gelimer, weil keines er gesehn, seitdem mit wunden Füßen er in die Berge mußte gehn. Den Schwamm mit Wasser will er dann, zu waschen die Augen sein; es kam schon lange kein Wasser daran, als seine Thränen allein. Die Laute soll ein Trost ihm sein in dieser schweren Zeit, drauf will er spielen und singen darein ein Lied von seinem Leid!" A. Kopisch. 11. Die Schlacht am Vesuv. Am Morgen begann die Schlacht. Allen sichtbar, den Schild vorhaltend und die Lanze zum Stoß vorstreckend, stand Tejas vor seinem Heere. Wenig Waffengenossen waren ihm zur Seite. Als die Römer den König erblickten, meinten sie, der Kampf werde sogleich ein Ende nehmen, wenn der Führer falle. Daher drangen

6. Von Armin bis zu Otto dem Großen - S. 26

1892 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
Karl der Große. 18. Der langobardische Spielmann. Als Karl vorhatte, den König Desiderius mit Krieg zu überziehen, kam ein langobardischer Spielmann zu den Franken und sang ein Lied folgendes Inhalts: „Welchen Lohn wird der em- pfangen, der Karl in das Land Italien führt auf Wegen, wo kein Spieß gegen ihn aufgehoben, kein Schild erklingen und kein Schaden den Seinen widerfahren soll?" Als das Karl zu Ohren kam, berief er den Mann zu sich und versprach, nach dem Siege ihm alles zu geben, was er fordern würde. Das Heer wurde zusammenberufen, und der Spielmann mußte vorausgehen. Er vermied Straßen und Wege und führte den König über den Abhang eines Berges, der bis auf den heutigen Tag der Frankenweg heißt. Wie sie von diesem Berg niederstiegen in die Ebene, sammelten sie sich schnell und fielen den Langobarden unerwarteter Weise in den Rücken. Desiderius floh nach Pavia, und die Franken überströmten das ganze Land. Da trat auch der Spielmann vor den König Karl und ermahnte ihn seines Versprechens. Der König sprach: „Fordere, was du willst!" Darauf antwortete er: „Ich will auf einen dieser Berge steigen und stark in mein Horn blasen; soweit der Schall in das Land hineintönt, soll das Land mit allen Männern und Weibern, die daraus wohnen, mir zum Lohn gegeben werden."

7. Von Armin bis zu Otto dem Großen - S. 30

1892 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 30 - ermatteten Franken mußten anfs neue kämpfen. Da fielen sie vom größten bis znm geringsten, einige dnrch den Speer, andere durch das Schwert, andere dnrch die Streitaxt und wiederum andere durch die Pfeile und Wurfspieße. Darauf zogen sich die Mauren eine Strecke Zurück. Roland aber war noch nicht gefallen, sondern als die Heiden sich zurückzogen, forschte er nach, wie es mit den Seinen stände. Da erblickte er einen Mauren, der kampfesmüde sich in den Wald zurückgezogen hatte und dort ausruhte. Sogleich ergriff ihn Roland und band ihn mit vier starken Stricken an einen Baum. Dann stieg er auf eine Anhöhe, um sich nach den Feinden umzusehen, und als er ersannt hatte, daß ihrer viele in der Nahe waren, stieß er in sein gewaltiges Horn, um die Franken zu rufen, die etwa noch leben und sich verloren haben möchten. Da versammelten sich ungefähr hundert um ihn, und mit diesen stieg er wieder hinab ins Thal Ronceval. Als er zu dem Mauren kam, den er vorher gefesselt hatte, band er ihn los, erhob die entblößte Klinge seines Schwertes über das Haupt des Mauren und sprach zu ihm: „Wenn du jetzt mit mir kommst und mir den Marsilies zeigst, so sollst du das Leben behalten; wenn aber nicht, so mußt du sterben." So ging denn der Maure voran, und Roland folgte ihm, und kr Maure zeigte ihm bald in der Ferne unter den Reihen der Mauren den Marsilies, der aus einem Rotfuchs saß und den runden Schild schwang. Da ließ Roland seinen Gefangenen entweichen ; er betete zu Gott und stürzte sich dann mit feiner kleinen Schar auf die Mauren. Einer von diesen kam zu ihm heran, der war größer und stärker als die andern; aber Roland faßte fein Schwert und spaltete ihn mit einem Hiebe vom Scheitel an, also daß rechts und links ein halber Maure vom Pferde niedersank. Da erfaßte Schrecken die andern; sie eilten davon und ließen Marsilies mit wenigen Begleitern dort im Felde allein. Roland aber vertraute auf Gott und drang in die Reihen der Mauren,

8. Von Armin bis zu Otto dem Großen - S. 33

1892 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 33 — einer Mannen. Ganelon aber ward des Verrats überwiesen und m die vier wildesten Pferde des fränkischen Heeres gebunden, die hn elenh’ z'ch zerrissen. So v 0uhlt uns der Mönch Turpiu die Sage von Roland :td dem Ende des Verräters Ganelon; aber die beglaubigte Gerichte erzählt uns nichts von Ganelon, und wir wissen nicht, ob gelebt hat oder nicht. Das Andenken an Roland lebt außer in diesen Sagen auch '.och in anderen fort. Wo der grüne Rhein das Gebirge verläßt, 'as in grauer Vorzeit seine Gewässer von Bingen bis ein das Ziebengebirge durchbrochen haben sollen, unsern von Bonn, liegt ein Ort, Nolandseck genannt. Auf einem steilen Berge steht da l noch ein alter Fensterbogen, der einst zu Rolands Burg gehört lj haben soll, die auf diesem Felsen stand. Von da schaut man r hernieder auf die schöne Insel Nonnenwerth im breiten Spiegel des Rheins, und gegenüber liegt die jähe Wand des Drachenfelsen wo einst der Drache die Jungfrau bewachte und dafür von dem Helden Siegfried den Tod erleiden mußte. Hinter dem Dracheu-felsen aber ragen die sechs andern Kuppen des Siebengebirges hervor. Aber noch in einer andern Weise ist uns das Andenken Rolands und zwar im Sachsenlande erhalten. In vielen Städten des Landes, das einst die alten Sachsen bewohnten, findet man gewaltige Steinbilder, die man Rolande nennt. Es sind riesenhafte Männergestalten, mit Waffen geschmückt; die Rechte hebt hoch das Schwert empor, und die Linke deckt mit dem Schilde die Brust. Von allen der berühmteste ist der Roland von Bremen, der auf dem Markte steht. Roland der Ries' am Rathaus zu Bremen, steht er ein Standbild standhaft und wacht. Rückert. Staude u. Göpfert, Lesebuch. 3 r A j i

9. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 11

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 11 — einigen anderen Gebannten, sämtlich barfuß und in härenen Büßerhemden vor dem Burgthor von Canossa, zwischen der dritten und zweiten Mauer, und begehrte Einlaß. Aber das Thor blieb trotz seines dringenden Flehens und trotz der bitteren Külte geschlossen. Und so stand denn der König barfuß, im Büßergewaud und saftend den ganzen Tag im Schnee vor dem Burgthor und wartete auf den Spruch des Papstes. Dasselbe geschah am folgenden Tage, aber das Thor blieb geschlossen, und Gregors Herz blieb unbewegt. Und so mußte Canossa auch noch den dritten Tag dies klägliche Schauspiel sehen. Aber schon war von allen Burgbewohnern der Papst der einzige, der ohne Mitleid den Kaiser in solcher Erniedrigung schauen konnte. Man bestürmte ihn mit Bitten und Thränen, sich durch Heinrichs Not erweichen zu lassen, man warf ihm unerhörte Hartherzigkeit vor, ja man schalt ihn einen grausamen Tyrannen. Endlich gab der Papst nach. Die beiderseitigen Freunde machten einen Vertrag, wodurch sich Heinrich verpflichtete, seinen Streit mit den Fürsten nach dem Rate des Papstes zu schlichten und ihm auch auf seinen Wunsch freies Geleit nach Deutschland zu gewähren; unter dieser Bedingung wollte Gregor den Bann lösen. Als die Freunde Heinrichs diesen Vertrag im Namen des Königs auf Reliquien beschworen hatten, ließ der Papst das Thor der Burg öffnen, und der König trat mit den anderen Gebannten ein. Bald standen sie vor den Augen des gewaltigen Priesters und warfen sich unter Thränen vor ihm zu Boden. Auch die Begleiter des Papstes weinten laut, und sogar dem eisernen Gregor wurden die Augen naß. Er hörte das Schuldbekenntnis des Königs und seiner Genossen und erteilte dann den Reuigen die Lossprechung und den apostolischen Segen. Dann erhob er sie und führte sie in die Burgkirche. Hier sprach er ein feierliches Dankgebet, reichte allen Losgesprochenen die Lippen zum Kuß und hielt

10. Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg - S. 41

1893 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 41 — trafen auf siebenhundert lombardische Reiter, die auf Kundschaft ausgeritten waren, warfen sich sofort mit jauchzendem Kriegsruf auf den Feind und jagten ihn in die Flucht. Nun erkannte wohl der Kaiser die Übermacht der Feinde, aber er hielt es für unrühmlich dem Kampf auszuweichen, und stürmte mit seiner gesamten Ritterschaft den Fliehenden nach. Die lombardische Reiterei, die im Vordertreffen stand, konnte den furchtbaren Anprall der deutschen Ritter nicht aushalten und zerstreute sich in wilder Flucht. Aber der Siegeslauf der Deutschen wurde bald gehemmt. Sie stießen nämlich auf das auserwühlte Mailänder Fußvolk, das sich um den Carroccio geschart hatte und fest entschlossen war, keinen Fuß breit zu weichen, sondern entweder zu siegen oder zu sterben. An dieser lebendigen Mauer, aus der tausende von Speeren herausragten, prallte der Ansturm der Rosse ab. Der Kampf Mann gegen Mann begann. Aber die deutschen Ritter waren auf diesen Kampf mit dem verachteten Fußvolke nicht eingerichtet; denn ihr Lanzenstoß war nnr wirksam durch den Anritt, und ihr Schwert konnte den Gegner gar nicht erreichen. Von ihren Schildern gedeckt und mit vorgestreckten Lanzen rückten jetzt die Mailänder zum Angriffe vor. Die Streitrosse sanken von den Speeren durchbohrt nieder, und gar mancher Ritter folgte ihnen. Der Bannerträger des Kaisers sank, und mit dem Banner schwand die Siegeszuversicht. Stundenlang schwankte der erbitterte Kampf; der Kaiser stritt allen voran, in seiner glänzenden Rüstung überall sichtbar. Da wurde er durch einen heftigen Lanzenstoß aus dem Sattel geworfen, man sah ihn sinken; der Ruf: Der Kaiser ist tot! setzte die Deutschen in Schrecken und Verwirrung. Aber der Kaiser raffte sich wieder empor und gab das Zeichen zum Rückzug. Der Rückzug wurde zur Flucht, und noch mancher Deutsche fiel unter den Händen der siegreichen Verfolger. Doch die meisten retteten sich im Schutze der einbrechenden Nacht über den Ticino und weiter nach Pavia. Das kaiserliche Lager mit allem Gepäck,
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