— 23 —
aber sie führen nur dann für kurze Zeit Wasser, wenn es einmal regnet (Trocken-
täler oder Wadi). Das Regenwasser verdunstet natürlich rasch, doch dringt
immerhin eiu Teil in die Erde ein und sickert hier allmählich weiter zu den tiefer
liegenden Stellen der Wüste, wo es dann in Quellen oder erbohrten Brunnen
wieder zutage tritt.
Die Trockenheit der Sahara hat ihre Ursache in den Windverhältnissen. Im Winter
ist die Wüste kälter als die Nachbargebiete, hat darum hohen Luftdruck, und die Winde
Aiehen im allgemeinen uach den Rändern zu. Da aber die Mittelmeerländer dann ihre
Regenzeit haben, empfangen wenigstens die n. Gebiete der Sahara einige Niederschläge.
Im Sommer liegen die Verhältnisse umgekehrt. Die große Hitze erzeugt über der Sahara
ein Niederdruckgebiet, das die Luft von allen Seiten her ansaugt. Aber die vom Mittel-
meer wehenden Winde bringen keinen Regen, weil die hohe Wärme die Verdichtung des
Wasserdampfes hindert; den Eintritt der feuchten Ozeanwinde wehrt eine an der Küste
entlang ziehende kalte Strömung. Nur im S. dringen vereinzelte Tropenregen bis in
die Wüste vor.
Die Sahara ist die Ursprungsstätte gefürchteter Glut- und Sandwinde, die nicht
nur die Wüste selbst, sondern auch die Nachbarländer heimsuchen. So sendet sie nach
Ägypten den Chamfin, nach Oberguinea den Harmattan, nach Süditalien den Schi-
rokko (Iii, S. 173). Den Sturm innerhalb der Wüste bezeichnen wir gewöhnlich mit dem
in Arabien gebräuchlichen Namen Samum (von Sim^Gift). In der Regel kündet sich ein
solcher Sturm schon einige Stunden vorher an. Von dem in der Ferne aufgewehten
Sandstaub wird die Luft trübe, bleifarbig, und die Sonne verliert ihren Glanz. „Aber
der Samum kann auch ohne solche Vorboten hereinbrechen. Plötzlich sieht man Staub-
wölken emporsteigen. In allen Farben schillern sie, blau, rötlich, gelb. Sie türmen sich,
wälzen sich übereinander. Pfeifend, heulend, alles vor sich hertreibend, tosen sie heran.
Die ganze Lust ist verdunkelt, die Sonne dem Blick völlig entrückt. Ganze Sandwellen
werden fortgewälzt, die Dünen scheinen auf ihren Spitzen zu rauchen. Man kann schließlich
die Augen nicht mehr offen halten, man muß sich dem Schicksal ergeben. Längst haben
auch die Kamele kehrt gemacht, um nicht die Sand- und Staubmassen ins Gesicht zu be-
kommen; ohne Befehl knien sie nieder und ergeben sich in ihre Lage. Findet der Samum
im Sommer statt, so steigert sich die Hitze auf 40 ja 50 °. Alles ist Finsternis und un-
durchdringlicher Staub. Der Mensch selbst umhüllt sich den Kopf und alle gefährdeten
Körperteile, um seine Haut vor den schmerzhaften Einflüssen zu behüten, welche die mit
Heftigkeit geschleuderten groben Sandkörner und kleinen Kieselchen hervorbringen. Auch
ihm bleibt nichts zu tun übrig, als zu warten und sich in sein Schicksal mit Geduld zu
fügen" (v. Hellwald). Daß mitunter ganze Karawanen durch den Samum im Sande
begraben und vernichtet würden, wie ältere Berichte erzählen, hat sich längst als [Fabel
erwiesen. Doch kann ein solcher Sturm mittelbar den Untergang herbeiführen helfen, da
er das Wasser in den Schläuchen zum Verdunsten bringt und mitunter Brunnen verschüttet.
Eine in der Wüste nicht selten vorkommende Erscheinung ist die Luftspiegelung
oder Fata Morgana. Infolge der Strahlenbrechung in den verschieden dichten Luft-
schichten glaubt der Reisende in der Ferne, mitunter in der Luft schwebend, einen See oder
eine grüne Oase zu sehen, die bei der Annäherung wieder verschwinden. „Die aufgeregte
Phantasie manches Reisenden erzählt von Schlössern, lachenden Gärten, Blumen, Rossen
und Reitern; andre, wie Rohlss, haben dergleichen nie wahrgenommen". Nachtigal be-
richtet: „Ich sah öfters die Akazienbäume, die hin und wieder vorkommen, einzeln oder in
Gruppen zerstreut, in der Luft schweben, etwas über den Boden erhoben, und felsige Teile
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Extrahierte Personennamen: Beughasi Kusra
Extrahierte Ortsnamen: Marokko Algerien Tripolis Timbuktu Tripolis Kordofan Sudans Senegal Niger Sahara Algerien Tunis Frankreich England Frankreich England Nubien Italien
— 53 —
größten Teile Bantuneger. In ihrer Körperbildung, in Lebensweise, Sitten
und Gebräuchen unterscheiden sich diese nicht wesentlich von den Sudannegern.
Was ihre zahlreichen Stämme zu einer Völkerfamilie vereint und jenen gegen-
über abgrenzt, ist hauptsächlich die Sprache. Trotz der großen Verschiedenheit,
die zwischen den einzelnen Bantusprachen besteht, zeigen doch alle eine weit--
gehende Übereinstimmung in ihrem grammatischen Bau. Kennzeichnend ist
insbesondere der große Reichtum an Vorsilben, die sowohl der Beugung als der
Bildung neuer Wörter dienen. U-ganda heißt z. B. ein Land am Norduser
des Viktoriasees, Wa-ganda heißen seine Bewohner, M-ganda bezeichnet den
einzelnen Mann, Ki-ganda die Sprache des Landes usw. — Die Kongoneger
gliedern sich in eine Menge von kleinen Völkerschaften, die in ihrem Wesen und
ihrer Beschäftigung oft erhebliche Unterschiede zeigen. Die meisten leben vom
Ackerbau und haben wohlbestellte Felder, andere treiben hauptsächlich Viehzucht
oder Jagd und Fischfang.
Zerstreut sitzen zwischen den Kongonegern verschiedene Zwergvölker. Sie erreichen
nur eine Größe von 1.25—1,45 m, haben sehr kurze Beine und einen verhältnismäßig
langen Oberkörper und eine bedeutend hellere Hautfarbe als die Neger. Sie wohnen in
kleine Stämme zersplittert in den schwer zugänglichen Waldlandschaften in Höhlen und
Grashütten und leben fast ausschließlich von der Jagd. Sie sind kriegerisch und hinterlistig
und führen als Hauptwaffe den Bogen, mit dem sie aus dem Versteck vergiftete Pfeile
auf ihre Feinde abschießen. Häufig stehen sie auch mit ihren Nachbarn, den ackerbauenden
Negern, in freundschaftlichem Verkehr und tauschen ihre Jagdbeute gegen Feldfrüchte ein.
Die bekanntesten unter deu Zwergvölkern find die Akka an den Stanleyfällen und die
Wambutti am Arnwimi. Über ihre Herkunft gehen die Ansichten der Forscher noch
auseinander. Die einen halten sie für die Reste einer Urbevölkerung Afrikas, andere
sehen in ihnen verkümmerte, entartete Neger, noch andere halten sie für Verwandte der
Buschmänner.
Die Bevölkerung des Kongobeckens ist in den letzten Jahrzehnten stark zusammen-
geschmolzen. Durch Sklavenjagden, die hier von Arabern und Jndiern betrieben wurden,
sind dichtbesiedelte Gegenden in menschenleere Einöden verwandelt worden. Der bekannte
Afrikareisende Wißmann kam auf seiner ersten Reise nicht weit vom Äquator in eine
Gegend, die sich durch besondere Schönheit und Fruchtbarkeit auszeichnete. Sie war wohl
angebaut und ziemlich dicht von einem friedlichen, glücklichen Volke besiedelt, das in
großen Dörfern wohnte. Vier Jahre später kam Wißmann wieder dorthin. „Als wir
uns den Ortschaften näherten", berichtet er, „wunderten wir uns, daß sich niemand blicken
ließ, uns zu bewillkommnen. Wir betraten den tiefen Schatten der mächtigen Palmen;
zur Rechten und Linken waren die Aushaue, wo unsere Freunde gewohnt hatten; hohes
Gras hatte überwuchert, was uns früher das Herz erfreute. Die Ernten waren zerstört,
alles in eine Wüste verwandelt. Todesstille herrschte. Wir suchten vergeblich nach den
friedlichen Hütten, den Heimstätten des Glücks. Ein verkohlter Pfahl hier und dort, ein
paar Bananenbäume war alles, was noch davon zeugte, daß Menschen hier gewohnt hatten.
Bleichende Schädel am Weg und an Stangen geklammerte Knochenhände sagten uns,
was geschehen war, seit wir hier waren". Wißmann traf auch auf einen Zug gefangener
Sklaven. „Hunderte waren zu 10, zu 20 mit langen Ketten und Halsringen verbunden.
Bei Schwächeren, Weibern und Kindern, bei denen Flucht ausgeschlossen war, hatte man
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— 193 —
der letzteren eine Tochter der europäischen ist, so ist Europa eine Tochter von Asien. Ehe
man noch wußte, daß ein Festland Europa als Anhängsel des großen asiatischen Kontinentes
vorhanden sei, vielleicht ehe noch ein Hirt oder Jäger über den Ural und die Wolga vor-
gedrungen war, blühten im Morgenlande schon Weltreiche, herrschten mächtige Könige in
prächtigen Palästen und großen Städten über Millionen von Untertanen, forschten schon
Weise in den Geheimnissen der Sterne, ließen schon Priester zu Ehren der Götter ober-
und unterirdische Tempelhallen bauen, kämpften schon Völker mit Völkern aus Leben
und Tod."
3. Asien ist die Geburtsstätte der wichtigsten Religionen. Hier sind die
erhabensten heidnischen Religionen entstanden, die Lehre des Zoroaster, der Brahmaismus
und der Buddhismus, die auf ihre Bekenner, die Hauptkulturvölker Asiens, den größten
Einfluß ausgeübt haben. Aber auch die drei monotheistischen Religionen, die den Glauben
an einen Gott lehren, haben hier ihre Heimat: das Judentum, das Christentum und der
Islam.
4. Asien ist die Heimat unsrer wertvollsten Haustiere und Kultur-
pflanzen. Pferd, Esel, Rind und Schaf sind von dort zu uns herübergekommen, ebenso
unsre wichtigsten Getreidearten, Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Reis, die edleren Obstarten,
Äpfel, Kirschen, Aprikosen, Psirsische, Apfelsinen, Zitronen, der Wein, und wertvolle Faser-
stoffe, Flachs und Hanf. Noch heute versorgt es den europäischen Markt mit sehr wert-
vollen Erzeugnissen, die in nnserm Erdteil gar nicht oder nur in geringen Mengen hervor-
gebracht werden können: Baumwolle, Seide, Gewürzen (Pfeffer, Zimt, Gewürznelken) und
anregenden Genußmitteln (Tee und Kaffee).
So gilt in der Tat das Wort: Ex Oriente lux — Aus dem Osten kommt das
Licht — nicht bloß von dem Aufgang der Sonne, sondern auch von der Kultur, die von
Asien her ihren Weg nach W. genommen hat. Aber auch kulturschädigende Ein-
flüffe sind von Asien ausgegangen. Mehrmals sind rohe Völkerschaften, Hunnen,
Madjaren, Mongolen und Türken, in Europa eingebrochen und haben die hier bestehende
höhere Kultur vernichtet. Merkwürdig ist ferner, daß die Völker Asiens in ihrer Kultur
über eine gewisse Höhe nicht hinausgekommen sind, daß vielmehr eine Stockung, ein Still-
stand, ja ein Rückfall in frühere Barbarei eintrat, während sich in Europa die Keime der
Bildung zu ungeahnter Blüte entfalteten. So ist denn jetzt eine Rückströmnng eingetreten.
Asien ist aus dem gebenden ein empfangender Erdteil geworden, und vor allem in Japan,
aber auch in China und Indien, regt sich neues, an der Kultur Europas entzündetes
Leben. Die Völker erwachen zu neuem Streben und neuer Tatkraft. Freilich zur
Bildungshöhe Europas wird sich Asien als Ganzes nie emporschwingen. Dazu fehlen die
Vorbedingungen. Der hohe Norden läßt eine dichtere Besiedlung, die Voraussetzung jeder
höheren Kultur, nicht zu. Die Steppen und Wüsten Hochasiens und Arabiens werden
stets nur Nomadenhorden zu beherbergen vermögen. In Indien und der Indischen Insel-
welt wirkt das heiße Klima erschlaffend. So bleiben Japan und China und vielleicht
einige Gebiete Vorderasiens, die in Zukunft voraussichtlich mit Europa wetteifern werden.
Geologisches. Die Mannigfaltigkeit der Bodengestalt und der Küstenumrisse Asiens
ist in seiner erdgeschichtlichen Entwicklung begründet. Der gewaltige Hochlandsgürtel, der
den Erdteil in seiner ganzen Breite durchzieht, ist Faltenland. Nach W. hin bilden die
großen Faltengebirge Mittel- und Südeuropas seine Fortsetzung. Karpaten und Alpen
liegen in der Richtung des Hindukusch und des Kaukasus, das Dinarische Gebirge steht in
Zusammenhang mit den Ketten Kleinasiens und ist von diesen erst durch den Einbruch des
Ägäischen Meeres getrennt worden. Die Faltenzüge Asiens beschreiben große Bogen,
besonders die des Südrandes. Mehrmals, in Armenien, im Hindukusch, an der Wurzel
Fick, Erdkunde. Iv. Band. i?
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Asien Europa Asiens Asien Asien Europa Asiens Europa Japan China Indien Europas Europas Asien Hochasiens Arabiens Indien Japan China Vorderasiens Europa Asiens Kaukasus Asiens Armenien
— 140 —
die Zucht der Kokospalme, die überall die Küstenebenen bedeckt (A. 16,4 Mill. Mk.x
Andere wichtige Erzeugnisse sind Kakao (13 Mill. Mk.), Zimt. Arekanüsse,
Kautschuk, Tabak, Baumwolle, Zuckerrohr usw. Von Bodenschätzen enthält die
Insel besonders Graphit, wofür Ceylon jetzt die erste Bezugsquelle der Erde
ist (A. 14 Mill. Mk.), und Edelsteine.
Die wichtigsten Städte sind Kolombo (160000 E.), ein Hauptanlegeplatz für die
nach Ostasien und Australien fahrenden Dampfer, und Point de Galle (peunt b'gef,
40000 E.).
b) W. von Vorderindien liegen die Inselgruppen der Lakkadiven und Malediven,
14000 Koralleneilande, die aber zusammen nur 7700 qkm einnehmen. Nnr 500 sind be-
wohnt. Die Haupterzeugnisse sind Kokosnüsse und Kaurimuscheln, die in großen
Mengen nach Ostasrika ausgeführt werden, wo sie als Münzen dienen.
2. Hinterindien.
(2*/g Mill. qkm, 4 mal so groß wie das D. R., 45 Mill. E., 20 auf 1 qkm.)
Das Land. Hinterindien wird vom Bengalischen und Südchinesischen
Meere begrenzt, die durch die Straße von Malaka miteinander in Verbin-
dung stehen, und gehört sast ganz der heißen Zone an. Die Küstenentwicklung
und Gliederung ist bedeutend reicher als bei Vorderindien. Ähnlich der Balkan-
Halbinsel, besteht Hinterindien aus einem n. breiten und einem s. schmalen Teile,
der keulenförmigen Halbinsel Malaka. An der Westseite befindet sich der
Busen von Martaban, von O. her greifen die großen Busen von Siam
und von Tonking tief ins Land ein. Auch die Bodengestaltung ist von der
Vorderindiens gänzlich verschieden. Kein dem Himalaja ähnliches Hochgebirge
scheidet das Land vom Rumpfe des Erdteils. Vielmehr wird die Halbinsel in
ns. Richtung von fünf mächtigen Gebirgsketten durchzogen, die als Ausläufer
der Gebirge Mittelasiens anzusehen sind. Im N. eng aneinandergedrängt, treten
sie nach S. hin fächerförmig auseinander. Sie erheben sich bis zu Höhen von
3990—4500 m, tragen aber keinen ewigen Schnee. Die mittlere H^uptkette,
die mau auch wohl als das Rückgrat der Halbinsel bezeichnet hat, durchzieht
auch Malaka und erreicht eine Länge von 3000 km. Sie wird mehrfach von
tiefen Senken durchsetzt, deren niedrigste aus der nur 70 km breiten Landenge
von Kra bis auf 76 in herabgeht.
Zwischen den Gebirgszügen verlausen große Längstäler, die sich nach dem
Meere hin zu ausgedehnten Ebenen weiten und von wasserreichen Flüssen dnrch-
strömt werden: vom Zr^wadi, Saluen, Menam und Mekong, zu denen dann
noch der in den Busen von Tonking mündende Songka kommt. Trotz ihrer
Größe — der Mekong hat die dreifache Länge des Rheins — sind sie aber
bis auf den Jrawadi und den Unterlauf des Menams wegen ihres starken Ge-
fälles wenig zur Schiffahrt geeignet. Mit Ausnahme des Saluen bildet jeder
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— 143 —
Venedig" bezeichnet hat. Viele Hütten stehen sogar auf Flößen, die im Strome verankert
sind. Ein besonderes Gepräge erhält die Stadt durch den Buddhismus. „Aus dem Meere
niedriger Häuser erheben sich überall Tempel (Pagoden), deren goldglänzende Türme im
Scheine der Sonne einen wahrhaft großartigen Anblick gewähren (Abb. 28 und 29). Aber
das Innere der Stadt ist sonst wenig einladend, die Straßen sind schmutzig und übelriechend,
die Häuser aus Holz und selbst Bambusgeflecht unansehnlich".
3. Französisch-Hintcrindien oder Judo-China (800000 qkm, 17 Mill. (£.,
21 auf 1 qkm) besteht aus der Kolonie Nieder-Kochinchina, dem Mündungs-
gebiete des Mekong, und den Schutzstaaten Kambodscha, Annam und Tonking.
Wirtschaftlich am wertvollsten sind die Niederungen von Nieder-Kochinchina und
Abb. 28. Buddhatempel in Bangkok.
Tonking, die gewaltige Ernten von Reis liefern, der meist nach China versandt
wird. (A. 1911: 94 Mill. Mk.). Andre Ausfuhrerzeugnisse sind Baumwolle,
Zimt, Pfeffer, Zucker, Tabak, Häute, Zinn usw.
Die französische Regierung hat bedeutende Summen auf die Hebung des Landes
verwendet. In Nieder-Kochinchina sind große Kanäle angelegt worden, teils um Sumpf-
gebiete zu entwässern, teils um Land für den Reisbau zu gewinnen. Die^Länge der
Eisenbahnen betrug 1911 bereits 2400 km, und große Hafenanlagen erleichtern den Aus-
landverkehr. Die Hauplstadt von Nieder-Kochinchina, Saigon (ßaigong, 65000 E.), ist
in ihrem europäischen Teile reich an modernen Prachtbauten aller Art, schönen freien
Plätzen und schattigen Baumgängen. An der Ostküste Annams Hue (50000 E.), in
Tonking Hanoi (140000 E.).
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Extrahierte Ortsnamen: Venedig Kambodscha Bangkok China Saigon Ostküste_Annams_Hue Tonking_Hanoi
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(@. 134). Das Tiefland enthält Erdöl, und die benachbarten Inseln Bangka
und Biliton haben reiche Zinnlager, die hauptsächlich von Chinesen aus-
gebeutet werden. — Die bedeutendsten Städte sind Palembang (60 000 E.)
in der so. Niederung und Padang (35 000 E.) an der Westküste.
J b) Java (122 000 qkm, 30 Mill. E., 219 auf 1 qkm) ist zwar die
kleinste, aber die schönste, fruchtbarste und an Erzeugnissen reichste unter den
großen Sundainselu, „die Perle in der Krone der Niederlande". Sie ist
1100 km lang, 55—200 km breit und größtenteils gebirgig. Sie enthält
121 Feuerberge, darunter 5 noch tätige, und ist das vulkaureichste Gebiet der
Erde. Neun dieser Berge ragen über 3000 m empor. An vielen Stellen
finden sich heiße Quellen, Schlammsprudel und Gasquellen, und häufig auf-
tretende Erdbeben zeugen von den unterirdischen Gewalten. Die Insel ist von
geradezu beispielloser Fruchtbarkeit und aufs vorzüglichste angebaut. Sie liefert
an Ausfuhrerzeugnissen mehr als die ganze übrige Indische Inselwelt, besonders
Rohrzucker, der in der Ausfuhr an erster Stelle steht, Reis, Kaffee. Tee,
Tabak, Baumwolle, Judigo, Vanille, Kakao, Pfeffer, Kokosnüsse usw. In
nenrer Zeit hat man in den höheren Gebirgslagen mit gutem Erfolg den in
Amerika einheimischen Fieberrindenbaum, aus dem das bekannte Fiebermittel
Chinin gewonnen wird, angepflanzt. Die Insel wird nach allen Richtungen
hin von wohlgepflegten Landstraßen und Eisenbahnen (3850 km) durchzogen,
so daß die Erzeugnisse leicht an die Küste geschafft werden können.
Von der außerordentlichen Fruchtbarkeit Javas zeugt auch die zahlreiche Bevölkerung,
die an Dichte der der Nheinprovinz nahekommt. Die Hauptstadt und der erste Handelsplatz
ist Batavia (140000 E.). Von den Bewohnern sind etwa 3000 Europäer, 30000 Chinesen.
Die tiefgelegene, ungesunde Altstadt, die nach dein Muster holländischer Städte angelegt ist
und von vielen Kanälen durchzogen wird, ist der Sitz des Geschäftsverkehrs und der Wohnplatz
der ärmeren Bevölkerung. Die vornehmere Welt wohnt in dem höher und gesünder ge-
legenen Neubatavia mit der Gartenvorstadt Weltevreden (Wohlzufrieden), dem Wohnsitz
der Europäer. „Hier haben die holländischen Kaufleute und Beamten ihre Wohnhäuser und
Villen, hier befinden sich die großen Gasthöfe, hier die Klubs und Parkanlagen, Still und
vornehm liegen die schönen, weißschimmernden Bauten im dunkeln Grün hoher Fruchtbäume
und indischer Feigen." 58 km landeinwärts, von frischer Bergluft umweht, Buitenzorg
(beutensorg), d. h. Ohnesorge, der Erholungsort der Europäer, mit einem großen Botanischen
Garten, „einem Wunder der Tropen und einzig in seiner Art." Eine zweite bedeutende
Handelsstadt ist Surabaja (150000 E.), im Innern liegt Surakarta (120000 E.).
In der Sundastraße, die Java von Sumatra trennt, liegt eine Anzahl vulkanischer
Inseln, von denen eine, Krakatau, durch eine der furchtbarsten Ausbrüche, die man kennt,
berühmt geworden ist. Der 800 m hohe Feuerberg hatte 200 Jahre lang geruht, bis er
1883 wieder in Tätigkeit geriet. Nachdem er eine Zeitlang gewaltige Mengen von Rauch
und Asche ausgespieen hatte, erfolgte plötzlich eine uugeheuere Explosion, deren gewaltige
Donnerschläge bis Ceylon und Westaustralien, d. h. über eine Fläche von mehr als der
Größe Europas, gehört wurden. Der Vulkan war in der Mitte durchgeborsten und seine
eine Hälfte nebst dem größten Teile der 33 qkm großen Insel bis zu einer Tiefe von
10*
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Extrahierte Personennamen: Ohnesorge Surakarta
Extrahierte Ortsnamen: Padang Niederlande" Amerika Buitenzorg Sumatra Ceylon Westaustralien Europas
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Lama, eine Verkörperung Buddhas, der göttliche Verehrung genießt und in der
Hauptstadt Lhasa in einem prächtigen Palaste wohnt. Unter ihm stehen zahl-
reiche Mönchspriester, Lamas, die allein 1f8 der Bevölkerung ausmachen und in
3000 über das Land zerstreuten Klöstern in stiller Abgeschiedenheit leben. Der
ganze Gottesdienst besteht in äußerlichem Formelkram: feierlichen Umzügen,
Wallfahrten, Herleiern von Gebeten, ohrenbetäubender Musik usw.
Staatlich gehört Tibet seit alter Zeit zu China, doch ist die Abhängigkeit nur lose.
Am Hofe des Dalai Lama lebt stets ein hoher chinesischer Beamter, der die Hoheitsrechte
wahrnimmt. Neuerdings haben auch die Engländer Einfluß gewonnen. Das bis dahin
Abb. 30. Die Residenz des Dalai Lama bei Lhasa.
Fremden streng verschlossene Land ist seitdem dem Handel geöffnet. — Die Hauptstadt
Lhasa (30000 E.) liegt an einem Nebenflüsse des Brahmaputra, 3600 in hoch. Bonden
Bewohnern sind 18000 Mönche. Lhasa ist die heilige Stadt der Buddhisten, die von weither
nach hier Wallfahrten unternehmen. Das eigentliche Heiligtum ist der Wohnsitz des Lamas,
1 km w. der Stadt. Er besteht aus einer Anhäufung von Tempeln, Klöstern und Palästen,
die eine steil aufsteigende Felsmasse krönen (Abb. 30). Ungläubigen war das Betreten der
Stadt streng verboten, und die Engländer, die sie 1904 besetzten, waren die ersten Europäer,
die genauere Kunde über Lhasa brachten.
2. Das Hanhai.
Allgemeines. Das Hanhai, der n., größere Abschnitt Mittelasiens, liegt
bedeutend niedriger als Tibet (800 —1500 m) und ist vorwiegend eben. Doch
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Ortsnamen: Buddhas Lhasa Tibet China Lhasa Lhasa Lhasa Lhasa Mittelasiens Tibet
— 155 —
haben, sind sie sanft und gesittet geworden. Sie gliedern sich in zahlreiche
Stämme, die unter erblichen Fürsten oder Khanen stehen. Das Land gehörte
bisher zu China. Die Abhängigkeit war aber nur lose und beschränkte sich im
wesentlichen darauf, daß die Khane dem Kaiser eine Abgabe an Schafen, Kamelen
und Tierhäuten zahlten, wofür sie dann Geschenke von viel höherem Werte er-
hielten. Infolge der letzten Wirren in China aber hat sich die Mongolei für
unabhängig erklärt, und nun scheint Rußland seine Hand darauf legen zu
wollen.
Die größeren Städte liegen sämtlich in den Randgebieten. Nrga (50000 E.) im
N. ist eine den Mongolen heilige Stadt, in der ein Vertreter des Dalai Lama wohnt.
Maimatschin, in der Nähe der russischen Grenzstadt Kjachta, ist wichtig für den Verkehr
mit Rußland.
V. Astasien.
Übersicht. Ostasien umfaßt das ö. von Mittelasien gelegene Gebiet von der
Undabncht am Ochotskischen Meere bis zum Busen von Tonking in Hinter-
indien. Die Grenze gegen die Nachbarlandschaften, die nicht überall scharf be-
stimmt ist, wird im N. durch das Staniwoigebirge gebildet, reicht im W. bis
zum Chingangebirge, bis zum Knie des Hoangho bei Lan und zum Ostabfall
der Tibetanischen Gebirge und fällt gegen Hinterindien ungefähr mit der staat-
lichen Grenze zusammen. Es lassen sich vier natürliche Gebiete unterscheide«:
die Mandschurei mit dem Amurbecken, das eigentliche China, die Halbinsel
Korea und das Jnselreich Japan.
Der Ausbau Ostasiens wird durch zwei Umstände bestimmt: 1. durch die großen
Brnchlinien, die das Land von N. nach S. durchziehen, und 2. durch den ö. verlaufenden
Ast des Kwenlun, den Tsinlingschan (S. 150), der bis Shanghai zieht, dort abbricht und
wahrscheinlich wieder auf der Insel Hondo auftaucht. Die Bruchlinien erzeugen Staffeln,
in denen das Land treppenförmig mit aufgebogenen Rändern in langen Streifen gegen das
Meer abfällt. Die innerste, wichtigste Bruchlinie zieht vom Staniwoi- durch den Rand des
Chingangebirges nach China hinein, an Peking vorüber zum Hoangho, über den Tsinlingschan
nach Jtschang am Jangtsekiang und weiter bis zum Songka in Tonking. Sie scheidet das
höhere gebirgige und hochflächenartige Land im W. von dem bis 1800 m tiefer gelegenen
Lande im O. Nach F. von Richthofen ist das Land n. vom Tsinlingschan nach £)., s.
davon nach S.-O. gezerrt. Dadurch sind, den drei Hauptbruchlinien entsprechend, drei
Reihen von Gebirgsbogen entstanden, die Ostasiens Umrisse beherrschen und den Gegensatz
zwischen Land und Meer schaffen, den man als girlandenartige Anordnung bezeichnet hat.
Die innere Bogenreihe wird durch die bereits angeführten Grenzen gegen Hochasien gebildet.
Die zweite Reihe entspricht im wesentlichen dem Verlauf der Küsten, die dritte setzt sich aus
den Jnselreihen der Kurilen, der Japanischen und Liukiuinseln zusammen, die im Verein
mit Kamtschatka von Alaska bis Südchina eine fast ununterbrochene Vorpostenkette des
größten Festlandes gegen den größten Ozean bilden. Zwischen den Gebirgsbogen liegen
Becken. Sie erheben sich teils nur wenig über den Wasserspiegel und bestehen dann aus
Ablagerungen der Flüsse, wie das Mandschurische und das Chinesische Tiefland: teils bilden
sie flache Überspülungen des Festlandssockels, wie das Gelbe und das Ostchinesische Meer
mit nur 200 m Tiefe, oder tiefe Bruchselder, wie das bis 3500 m hinabreichende Japanische
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Extrahierte Personennamen: Nrga
Extrahierte Ortsnamen: China China Kjachta Mittelasien Hinter-
indien Hinterindien China Korea Japan Ostasiens Shanghai China Peking Songka Tonking Ostasiens Kamtschatka Alaska Südchina
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wieder nach S. durch und vereinigte sich mit der Mündung des Jangtfekiang, wobei eine
äußerst fruchtbare Landfläche von der Größe der Provinz Westfalen überschwemmt wurde.
1*/, Mill. Menschen sollen dabei umgekommen sein. Doch gelang es 1839, den Strom
wieder in sein verlassenes Bett zurückzuleiten. Für den Verkehr ist der Hoangho ohne
Bedeutung. Im Unterlaufe hindern Schlammbänke und Untiefen die Schiffahrt, im Gebirge
aber ist seine Strömung zu reißend.
Der Jangtfekiang übertrifft den Hoangho an Länge (3100 Km) und Wasserreichtum
und ist der für den Verkehr wichtigste Strom Asiens. Er entspringt am Tanglagebirge in
Tibet, beschreibt dann einen ebenso großen Bogen nach S. wie der Hoangho nach N.,
fließt zuletzt diesem gleichgerichtet und mündet bei Schanghai. Er führt durch die bevölkertsten
Gegenden Chinas und ist 2900 km weit bis tief ins Innere des Landes schiffbar, und in
seine weite Trichtermündung können selbst die größten Seeschiffe einlaufen.
Klima. China liegt in gleicher Breite mit den Mittelmeerländern und der n. Sahara
und reicht noch in die heiße Zone hinein. Sein Klima ist aber wesentlich verschieden von
dem der genannten Länder: bedeutend kälter und feuchter, und während dort die Regenzeit
im Winter ist, fällt sie hier in den Sommer. China steht klimatisch ganz unter dem Ein-
slusse »der wechselnden Jahreszeitenwinde. Im Sommer, wenn die Sonne Jnnerasien erhitzt,
weht der feuchtwarme, regenbringende Südostmonsun, im Winter dagegen der trockene,
aus den eisigen Hochlandschaften Mittelasiens kommende Nordwestmonsun, der bis weit in
den Frühling hinein abkühlend wirkt. Daher bestehen scharfe Gegensätze zwischen Sommer
und Winter. Peking, das einen Grad südlicher als Neapel liegt, hat die Juliwärme
Siziliens, aber die Winterkälte Südschwedens (Jahresmittel 11,7° wie das 6 Breitengrade
nördlicher gelegene Lyon, Januar — 4,7, Juli 26 °). Selbst das bedeutend wärmere Süd-
China wird noch stark von den kalten Winden beeinflußt und ist um 5—8 0 kälter, als es
seiner Lage nach sein müßte. Die Niederschläge sind im S. reichlich, 120—130 cm, nehmen
aber nach N. ab, so daß Nordchina für seine Breitenlage zu weuig Regen empfängt und
oft unter Trockenheit zu leiden hat (Peking 62 cm).
Zur Zeit des Monsunwechsels, im Frühjahr und Herbst, werden die chinesischen
Küstenmeere oft von verheerenden Wirbelstürmen, Teifunen, heimgesucht, die mit uu-
glaublicher Gewalt austreten. K. F. Kurz schildert einen solchen von ihm erlebten Teifun
in der Bucht von Hongkong. „Gegen Morgen brach er herein, und dann lag das große
Schiff einen ganzen Tag und eine lange Nacht dampfend vor beiden Ankern und kämpfte
gegen die Wogen und den Sturm, um nicht losgerissen und gegen die Klippen getrieben
zu werden. Man sah mit Ausnahme eines kleinen Umkreises um das Schiff herum nichts
als ein Chaos von gelben, wasseruntermischten Wolken, erfüllt von einem betäubenden
Klingen, Pfeifen und Brüllen, als wären alle Geister der Hölle losgelassen. In seltenen
Zwischenräumen schien sich das Wüten der Natur beruhigen zu wollen, aber dann brach
es immer von neuem herein, und wehrlos und untätig lag der Dampfer, dem Wüten der
Elemente preisgegeben, vor seinen Ankern in der brodelnden Flut. Fortwährend kamen
aus der gelben Dunkelheit treibende Trümmer von Häusern, gekenterte Dschunken, Ret-
tungsboote mit dem Kiel nach oben und dazwischen Leichen mit verzerrten Gesichtern.
Alles kam mit wilder Fahrt aus rasendem Nichts, trieb schnell an uns vorbei und ver-
schwand wieder. Aber endlich war es vorüber. Die Anker hatten gehalten, der Lotse kam
aus dem Hafen, und man gelangte, vorüber an einem Graus der Vernichtung, tiefer in
die Bucht hinein zu einem geeigneten Ankerplatz. Fürchterlich war, wie bei jedem Teifun,
die angerichtete Zerstörung. Wraks großer Schiffe und kleiner Boote, die Reste von
Hunderten zerstörter chinesischer Dschunken, aus dem Wasser starrende Mäste und Schorn-
steine bezeichneten den Weg durch die felsenumgebene Bucht. Ein Kreuzer war hoch zwischen
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Extrahierte Personennamen: K._F._Kurz
Extrahierte Ortsnamen: Westfalen Asiens Tibet Schanghai Chinas China China Mittelasiens Peking Neapel Siziliens Lyon China Nordchina Peking Hongkong