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Inhalt Raum/Thema: Europäische Geschichte
so
an Truppen fehlte, so behielt er Zeit genug dazu. — Mit
den Böhmen verbanden sich auch die Schlesier und Lausitzer,
und die Union schickte ihnen ein Hülfscorps unter dem
Grafen von Mannsfeld zu. Ehe aber die Feindseligkei-
ten wirklich ansingen, starb Kaiser Matthias (20. Marz
1619), und Ferdinand Ii. folgte ihm in der Negierung.
Jetzt brach Graf Thurn zuerst los, rückte in Mahren
ein, entsetzte die katholischen Beamten, verjagte die Jesui-
ten, als böse und falsche Practicanten und Auf-
rührer, und revolutionnirte das ganze Land. Schnell,
ehe Ferdinand es sich versah, stand er auch vor den
Thoren von Wien. Dem König war nicht wenig bange,
denn die Stadt war voll protestantischer Mißvergnügter,
die im Einverstandniß mit den Feinden standen, und jetzt
die Kühnheit hatten, eine Deputation von sechzehn Edel-
leuten an ihn abzuschicken, um seine Einwilligung zu ihrer
Bewaffnung und ihrem Beitritt zum böhmischen Bunde von
ihm zu ertrotzen. Einer von diesen Abgeordneten scheute
sich nicht, wie man erzählt, ihn bei den Knöpfen seines
Ramses zu packen, und ihn mit drohender Stimme zu
fragen, ob er bald unterschreiben werde? Aber eben in
dem entscheidenden Augenblicke schmetterten die Trompeten,
und der Hufschlag einer Menge Pferde ließ sich hören. Es
waren fünf hundert Kürassiere, die General Boucquoi,
Ferdinand's Feldherr, der indessen den Grafen Mannsfeld
geschlagen hatte, dem bedrängten Könige zu Hülfe sandte.
Die aufrührischen Edclleute entfernten sich nun auf das
schnellste aus der Burg. Die Wiener Studenten und 1500
Bürger ergriffen dagegen die Waffen für Ferdinand, und
benahmen dem Grafen von Thurn alle Hoffnung, sich der
Stadt zu bemeistern. Er mußte mit seinem Heere nach
Böhmen zurückkehren.
Ferdinand wurde nun zum deutschen Kaiser gekrönt;
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Extrahierte Personennamen: Mannsfeld Matthias_( Ferdinand_Ii Ferdinand Graf Ferdinand Ramses Mannsfeld Ferdinand Ferdinand
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einen trefflichen Gebrauch davon zu machen, und spielte
damit in dem neuen ungarischen Kriege von 1617 eine
glanzende Rolle, lud die vornehmsten Ofsiciere fleißig zu
sich an die Tafel, unterstützte sie mit Geld, ließ es seinen
Reitern an nichts fehlen, that sich allenthalben hervor durch
seine Klugheit, seinen Muth, seine Tapferkeit, und erwarb
sich die Liebe und das Zutrauen des gemeinen Mannes
und der Ofsiciere. So wurde er bei Hofe von einer sehr
rühmlichen Seite bekannt. Ferdinand Ii. ernannte ihn
sogleich nach seinem Regierungsantritt zum Obersten der
mährischen Miliz und hatte es nicht zu bereuen, denn vor-
züglich durch Wallenstein wurde Mansfeld vonbouc-
quoi geschlagen und der Kaiser aus seiner gefährlichen
Lage befreit. Zum Ersatz des Schadens an seinen Gütern,
die grvßtentheils in diesem Kriege zu Grunde gingen, erhielt
Wallenstein die Herrschaft Friedland in Böhmen mit
dem Titel eines Grafen; im Jahr 1623 wurde er sogar
zum Fürsten von Friedland, und weiterhin zum Herzog
erhoben.
Nun, da der Krieg in Deutschland wüthete, /aß
Wallenstein unbeschäftigt auf seinen Gütern, und brütete
über dem Gedanken, sich auch durch eine ehrenvolle Nolle
in demselben auszuzeichnen. Ihm schien es ein Leichtes, eben
so wie der Graf von Mansfeld und der Herzog von Braun-
schweig, ein zahlreiches Freicorps zu sammeln und es, wie
sie, auf Kosten der Feinde, durch Rauben und Plündern
zu nähren. Der Kaiser hatte weder Soldaten noch Geld;
ganz war der Krieg bis dahin von den katholischen Bun-
desgenossen geführt worden; es mußte ihm daher ein eigenes
Heer, das er nicht zu besolden brauchte, in seiner damali-
gen Verlegenheit höchst erwünscht kommen. Wallen stein
machte dem kaiserlichen Hofe seinen Antrag, aber nur unter ge-
wissen Bedingungen, unter denen die vornehmsten waren, daß
6 *
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Mansfeld Friedland Friedland Deutschland Mansfeld
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er 50,000 Mann werben, den unumschränkten Oberbefehl
über dieses Heer haben, und alle Ofsi'cierstellen bei demselben
allein sollte vergeben dürfen. Der Antrag wurde angenom-
men. Man wollte Anfangs nur einen Versuch mit 20,000
Mann machen. Wal len stein beharrte aber standhaft auf
50,000, denn fünfzig tausend, sagte er, könne er besser ernäh-
ren, als zwanzig tausend. Wirklich laßt sich mit einer großen
Menschenmenge mehr erpressen und durchsetzen, als mit
einer kleinen. Die kaiserlichen Minister haderten nicht lange
darüber; sie glaubten im Herzen nicht, daß er auch nur
10,000 Mann zusammenbringen würde. Allein zu Jeder-
manns Erstaunen hatte er bald schon in Böhmen allein
ein Heer von 22,000 Mann beisammen, denn sein Name
war bereits allen Kriegern wohlbekannt, und so strömten
ihm von allen Seiten Leute zu. Was ihm noch fehlte,
wollte er in Franken und Schwaben anwcrben lassen. Im
Herbst 1625 setzte sich das neue Heer in Bewegung und
drang in Niedersachsen ein. Furcht und Schrecken gingen
vor demselben her; es hauste arger als die Mansseldischen
und Braunschweigischen Banden. Ehe es die Elbe erreichte,
hatte es sich schon bis zu 30,000 Mann vermehrt. Wallen-
stein bemächtigte sich des Laufs der Elbe bei Dessau,
wollte sich aber nicht mit Lilly vereinigen, viel weniger
unter ihm dienen, und Ruhm und Schande mit Niemand
theilen. Den ersten Kampf mit ihm bestand der Graf
Mansfeld bei Dessau, wurde jedoch mit einem Verlust
von 8000 Mann geschlagen, und da er sich nach Ergän-
zung seines Verlustes nach Schlesien zog, um vereint mit
dem Fürsten von Siebenbürgen den Krieg in das vstreichische
Gebiet zu spielen, verfolgte ihn Wallcnstein von da durch ganz
Ungarn. Hierauf kehrte er zurück, griff die deutschen Staaten
des Königs von Dänemark an, besetzte das Herzogthum Meck-
lenburg , dessen Herzoge als Anhänger des dänischen Königs
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Vorstellungen gegen diesen harten Befehl; ein jahrlanger
Aufschub war Alles, was die protestantischen Fürsten erhal-
ten konnten. Nicht geringer schien für sie die Gefahr, von
dem Kaiser in ihrer jetzigen Hülflosigkeit ganz unterjocht zu
werden. W a l l e n st e i n war schon das Jahr vorher (1628)
mit dem Herzogthum Mecklenburg für sich und seine Erben
feierlich belehnt worden; eben, so wie die beiden Herzoge,
konnten auch andere Fürsten ihrer Lande beraubt werden-
Obgleich kein Feind mehr zu bekämpfen war, dauerten doch
die Werbungen fort; der Obergeneral hatte schon 160,000
Mann beisammen und suchte sein Heer immer noch mehr
zu vergrößern; dies deutete auf nichts Gutes. Große und
Kleine hatten unter dem Druck dieser wilden Krieger un-
säglich viel zu leiden. Wallenstein's Brandschatzungen
waren unerschwinglich. Fürsten, die nicht zahlen konnten,
mußten ihm ihre Aemter verschreiben, den Bauern, die kein
Geld hatten, wurde ihr Vieh weggctrieben und das Paar
Ochsen für zwei Thaler angerechnet. Viele übergaben mit
Thranen in den Augen den Offt'cieren, die die Brandschatzung
eintrieben, ihre fahrende Habe. Der Wille der Soldaten
war ein Gesetz für Bürger und Bauern. Die beste Kost
war diesen Schlemmern zu schlecht; sie quälten ihre Wirthe
bis auf den Tod, wenn nicht zur Entschädigung ein Gul-
den oder Thaler unter dem Teller lag. Was sie nicht essen
konnten, das verdarben sie muthwillig. Wer sich ihrem
Willen widersetzte, wurde unmenschlich ausgeprügelt, und
Vielen schnitten sie Nasen und Ohren ab. In der Trunken-
heit erstachen sie den Bauern das Vieh, zerschlugen ihnen
Oefen und Fenster, mordeten und brannten. Viele Land-
bewohner wurden rein ausgeplündert, vielen die Schuhe
von den Füßen, das Hemd von dem Leibe gerissen. An
manchen Orten wurde durch die tolle Wirthschaft der Sol-
daten der Mangel so groß, daß die Aermsten unter den
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Alle andern Fürsten stimmten ihm laut bei, und ließen nicht
nach, bis sich der Kaiser endlich bequemte, die Verabschie-
dung zu unterzeichnen.
W a l l e n st e i n stand damals mit einem Heere in
Schwaben, um die Fürsten zu Regensburg zu beobachten,
und nöthigenfalls dem Kaiser zu Hülfe zu eilen. . Jetzt
war die Frage, wie der Schwergcrcizte seine Entsetzung
aufnehmen würde. Zwei seiner Freunde übernahmen es,
ihm die Urkunde darüber nach Memmingen zu bringen, w-
er sein Hauptquartier hatte. Wider Erwarten blieb er ganz
ruhig und versprach, Gehorsam zu leisten. Er wußte schon
von Allem, und hatte es, wie er vorgab, in den Sternen
gelesen, denn er glaubte fest an die Sterndeuterek, und be-
schäftigte sich viel damit an der Seite eines genuesischen
Astrologen Seni, den er bei sich batte. Den Kaiser schien
er wegen seiner Entlassung mehr zu bedauern, als zu
hassen. Ihr könnt ihm sagen, sprach er zu den Abgeord-
neten, daß er mit der Abdankung meines Heeres den edel-
sten Stein aus seiner Krone stößt. — Er schrieb selbst an
Ferdinand, dankte ihm für sein bisheriges Vertrauen
und bat, ihn wenigstens in dem Besitz seiner Herzogtümer
zu schützen. Der Kaiser aber versprach nichts, als daß er
die Mecklenburgische Angelegenheit vornehmen wolle, und
forderte ihn auf, sich indessen aus seine Güter zu begeben.
Wal len st ein ging, und trug bittern Groll in der
Liefe seines Herzens mit sich fort.
*17* Gustav Adolf tit Deutschland.
| (I. 1630.)
Wahrend Kaiser Ferdinand Ii. auf der einen Sekte
durch Wallensteins Entlassung eine mächtige Stütze verlor,
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Gustav_Adolf Gustav Adolf Ferdinand_Ii Ferdinand
Extrahierte Ortsnamen: Schwaben Memmingen Deutschland
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rüstete sich gegen ihn auf der andern ein furchtbarer Feind.
König Gustav Adolf von Schweden, ein würdiger Enkel
Guftav's Wasa, fühlte sich nämlich durch geheime Auf-
forderungen zur Rettung der unterdrückten Religionsfreiheit
seiner protestantischen Glaubensgenossen in Deutschland be-
rufen. Er nahm sich ihrer um desto lieber und eifriger
gegen ihren Bedrücker an, da er selbst schon auf mancherlei
Weise von ihm war beleidigt worden. Ferdinand ver-
sagte ihm den Königstitel, hatte seine Gesandten mit Ge-
ringschätzung behandelt und seinen Feinden Hülfe zugeschickt.
Jetzt fand der König Gelegenheit, ihm dies Alles zu ver-
gelten. Er erschien nicht nur für die Protestanten allein,
sondern für ganz Deutschland wie ein rettender Engel, denn
die Macht der Fürsten war größtentheils gebrochen, ihre
Freiheit schwebte in Gefahr, und Ferdinand stand auf
dem Punkt, die kaiserliche Gewalt in dem Hause Oestreich
erblich zu machen.
Gustav Adolf war einer der größten Männer seines
Jahrhunderts und gleich achtungswerth als Landesregent
und als Krieger. Sein gewaltiger Geist bewohnte einen
gesunden, großen und starken Körper. Mit furchtbarem
Ernst wußte er Milde und bezaubernde Freundlichkeit, mit
Feldherrnweisheit persönliche Tapferkeit auf das schönste
zu vereinigen. Immer sah man ihn in den Gefechten, wo
die Gefahr am größten war. In einem achtzehnjährigen
Kriege mit den Polen, deren König, sein Oheim, Anspruch
auf den schwedischen Thron machte, hatte er sich Kriegs-
erfahrung erworben und sich ein Heer gebildet, mit dem er
es wagen konnte, den Wallensteinischen Räuberbanden ent-
gegenzutreten.
Am 23. Juni 1630 schiffte er sich mit nicht mehr als
15,000 Mann ein, wahrscheinlich in der falschen Hoffnung,
daß sich sogleich alle protestantischen Fürsten mit ihrer
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Polen
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Macht ihm anschließen würden. Am 4. Julius landete er
bei der kleinen Insel Rüden am Ausfluß der Peene. Sein
kleines Heer war vollkommen gut gezogen und von dem
besten Geiste belebt. Als er es an das Land gebracht hatte,
knieete Gustav, mit Vertrauen zu Gott erfüllt, vor den
Augen aller seiner Krieger nieder und betete, Alle ahmten
sein Beispiel nach, und beteten mit ihm. Er nahm jetzt
die Inseln Usedom und Wollin weg, ging auf Stettin, die
Hauptstadt des Herzogthums Pommern los, und beredete
den Herzog mit Güte und Ernst, sie ihm zu übergeben.
So weit war Gustav Adolf schon gekommen, als
die Nachricht von seiner Landung in Regensburg anlangte,
wo Kaiser Ferdinand noch im Fürstenrath saß, und nach
Wallenfteins Abdankung für Lilly das Diplom als
Generalissimus des kaiserlichen und des ligistischen Heeres
ausfertigen ließ. Er meinte, er habe nun wieder ein
kleines Fein dl mehr bekommen, und ließ sogleich ein
stolzes Schreiben an Gustav Adolf aufsetzen, worin er
sich über seinen unziemlichen Einfall in Deutschland und
über sein Einmischen in Sachen beschwerte, die ihn nichts
angingen; und ihm den wohlmeinenden Rath gab, bald
wieder umzukehren. Doch sagte Ferdinand nicht, wie
einst Wallenstein gesagt hatte, er wolle ihn nach Haus
peitschen. *)
Der König kehrte sich an nichts und setzte seine Unter-
nehmungen fort. Er hätte unter keinen glücklicheren Um-
ständen erscheinen können. Wallen stein war von dem
Kriegsschauplatz abgetreten und sein Heer zum Theil auf-
*) Wallensteins Truppen hatten schon gegen Gustav Adolf in
Polen gefochten und ferne Feinde gegen ihn unterstützt; Gustav
Adolf hatte dagegen die Besatzung der Festung Stralsund gegen
Wallenstein verstärkt.
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Extrahierte Personennamen: Julius Gustav Gustav Ernst Gustav_Adolf Gustav Adolf Ferdinand Ferdinand Lilly Gustav_Adolf Gustav Adolf Ferdinand Ferdinand Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav
Adolf Gustav Adolf
Extrahierte Ortsnamen: Wollin Stettin Regensburg Wallenfteins Deutschland Polen
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Inhalt Raum/Thema: Europäische Geschichte
Wirklich schien nichts den Schweden widerstehen zu
können. Ein fester Platz nach dem andern wurde in Pom-
mern und im Mecklenburgischen von ihnen erobert. In
Wien erregte aber so viel Waffenglück nicht die geringste
Unruhe. Man spottete nur darüber; man nannte den
schwedischen Eroberer den Winterkönig, die Schnee-
majestat, und man hoffte, sie werde bald schmelzen, so-
bald sie sich weiter gegen Süden wagte. Als aber der
Winterkönig ansing, ganze kaiserliche Regimenter zusammen-
zuhauen , da verstummten die Spötter.
Gustav Adolf drang nach Ablauf des Winters in
die Mark Brandenburg vor, die Lilly gegen ihn zu ver-
theidigen suchte. Hier erfuhr er, daß dieser General die
schwedische Besatzung zu Neu-Brandenburg, die sich schon
auf gute Bedingungen ergeben hatte, plötzlich habe über-
fallen und zu Stücken hauen lassen. Für diese schändliche
Treulosigkeit nahm er blutige Rache an der kaiserlichen Be-
satzung der Stadt Frankfurt, die er am 13. April , mit
stürmender Hand einnahm. Keinem, der um sein Leben
bat, wurde Quartier gegeben; Allen brüllten die ergrimmten
Schweden zur Antwort entgegen: Neubrandenburger
Quartier! und hieben sie nieder.
Vergeblich bemühete sich Lilly, den König aus der
festen Stellung zu verdrängen, die er nach dieser Eroberung
an der Oder genommen hatte. Daher verließ er diesen
Strom, ging über die Elbe und belagerte die Stadt
Magdeburg.
Gern wäre ihm Gustav Adolf sogleich nachgeeilt,
um diese reiche und wichtige Stadt zu retten: er traute
aber nicht dem Kurfürsten von Brandenburg, und verlangte
von ihm, zu seiner Sicherheit, die Festungen Küstrin und
Spandau. Dazu wollte sich der Kurfürst nicht eher ver-
stehen, als bis der König mit seinem Heere vor den Thoren
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Extrahierte Ortsnamen: Wien Brandenburg Neu-Brandenburg Frankfurt Magdeburg Brandenburg Spandau
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Inhalt Raum/Thema: Europäische Geschichte
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anzutretcn. Sb allen fl ein wollte nichts davon hören.
Erst nach langem Strauben und unter sehr harten Bedin-
gungen ließ er sich bewegen, die Wünsche seines Herrn
zu erfüllen (1631 December). Man hatte ihm kein Heer
zu übergeben; in wenigen Monaten schuf er sich eins,
denn kaum hatte sich das Gerücht von seiner neuen Rü-
stung verbreitet, so eilten aus allen Gegenden der östreich'-
schen Monarchie Schaaren von Soldaten herbei, und mehr-
ten sich bis zu einer Zahl von 40,000 Mann. Er rückte
damit in Böhmen ein, eroberte Prag und verjagte die
Sachsen. Hierauf vereinigte er sich mit dem Kurfürsten
von Baiern, und nun hatte er ein Heer von 60,000 Mann
unter seinen Befehlen, womit er gegen Gustav Adolf
anrückte, der bereits bis München vorgedrungen war. Bei
seiner Annäherung zog sich der König unter die Mauern
von Nürnberg und suchte sich da zu halten. Walle n-
stein nahm dagegen eine feste Stellung bei Zirndorf, die
der König vergeblich zu erstürmen suchte. Er war jetzt
gesonnen, den Kurfürsten von Baiern und den Kaiser in
ihren eigenen Landern anzugreifen; Wallen stein fiel
aber in Sachsen ein und nöthigte ihn, dem Kurfürsten
seinem Bundesgenossen, zu Hülfe zu eilen.
In der Gegend von Naumburg erreichte Gustav
Adolf den Feind, zu Anfang des Monats November
1632. Da er aber zu schwach war, es mit ihm aufzu-
nehmen, verschanzte er sich in Naumburg, und quartirte
wegen der eingetretenen strengen Kalte sein Fußvolk in die
Stadt, die Reiterei aber auf das Land. Wallen stein
glaubte, der König habe die Winterquartiere bezogen und
sey nicht gesonnen, in diesem Jahre noch etwas Wichtiges
zu unternehmen. Er fand daher kein Bedenken, den Ge-
neral Pappenheim mit sechs Regimentern Reiterei und
eben so viel Fußvolk abzusenden, um die Moritzburg bei
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Adolf Gustav Adolf
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Inhalt Raum/Thema: Europäische Geschichte
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lischen Volkes: Oekensio pro populo anglico, die ihm
von dem Parlamente eine Belohnung von 1000 Pfund
einbrachte.
Erst jetzt brachen die Verhängnisse wider ihn los.
Durch anhaltendes Studiren und stechende Kopfschmerzen,
über die er von Jugend auf klagte, verlor er das Licht
seiner Augen und wurde so blind, wie Homer. Durch die-
ses große Unglück ließ er sich aber nicht an der Verwal-
tung seines Amtes und noch weniger an seinen literarischen
Beschäftigungen hindern. Im Gegentheil, sein Geist wirkte,
tiefer in sich selbst zurückgezogen, kräftiger noch als vorher,
und seine Phantasie spielte ungehinderter. Dies war aber
nicht seine einzige Prüfung. Er verlor nach Cromwell's
Tode bei der Zurückkehr Karls Ii. seinen Posten und
kam in Gefahr, auch sein Leben zu verlieren. Seine Ver-
theidigungsschrift pro populo anglico wurde von Henkers-
hand verbrannt; dem Verfasser schien wenigstens das Beil
des Henkers zu drohen; er mußte sich sorgsam verborgen
halten: aber siehe da, es erschien die Vergcssenheitsacte;
er war in derselben nicht ausgenommen und durfte nun
wieder frei umherwandeln.
In Ruhe vollendete er nun um das Jahr 1665 sein
Heldengedicht. Es erschien in zwölf Büchern; da cs aber
das Werk eines Unbekannten war — man kannte ja
Milton gar nicht als Dichter -— so machte cs nur wenig
Aufsehen, und selbst der Buchhändler, der cs druckte,
hatte so wenig Glauben daran, daß er dem Verfasser
nicht mehr als zehn Pfund Sterling dafür bezahlen wollte.
Erst nach zwanzig Jahren machten Addisson und andere
geschmackvolle Kunstrichter die Engländer aufmerksam auf
den Schatz, den sie befaßen, auf den Reichthum an Dich-
tungen, die reizenden Gemälde unschuldiger Liebe, die
lebendigen Schilderungen, die herrlichen Gleichnisse, die
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