1844 -
Eßlingen
: Dannheimer
- Autor: Völter, Daniel
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Sarifragen, der ohne Kultur ist. Nach senkrechter Ausdehnung zerfällt die Flora
Europas in P flanz enregionen, von deinen spater die Rede fein wird.
8- 207.
Der Gürtel der immergrünen B ä u m e und des O e l b a u m s.
A. I m Allgemeine n h e r r sch t an d e n K ü st e n d e s M i ttelmee-
r e s eine große ll e b e r e i n st i m m u n g d e r Vegetation, gleichwie
des Klima's uitd des Bodens. Fast allenthalben erscheint der Kalk bald
in nackten Hügelreihen, bald mit wilden Oelbäumen, aleppifchen Fichten, Eichen,
Pistacien, Myrten und zahlreichen Cistusarten bedeckt. Nur an den S. Küsten,
wo noch wahres subtropiiches Klima herrscht, erscheint die Dattelpalme, wäh-
rend die Zwergpalme weiter gegen N. in Spanien und um Neapel verbreitet ist.
Tie aleppische Kiefer bewohnt die sandigen Steppen und Gestade des Meeres,
mit Eichen und Oliven abwechselnd, denen sich an den felsigen Küsten Myrten,
Pistacien und andere immergrüne Bäume zugesellen. Die ganze Flora bat über-
haupt eine ganz andere Physiognomie, als die Vegetation des N. Europa. Eine
große Menge von Bäumen und Sträuchern tritt im S. Europa mit steifen,
glänzenden Blättern aus, welche das ganze Jahr hindurch grün bleiben; viele
Kräuter und Sträucher sind mit zahllosen Stacheln und Dornen besetzt. Die
Flora des S. Europa hat über 300 holzartige Gewächse aufzuweisen, welche
größtentheils ihre Blätter den Winter hindurch behalten. — Zwar haben die
Bäume ebenfalls kleine unansehnliche Blüthen, tvie bei uns, aber die Sträucher
treten mit großen, prachtvollen Blumen auf, und wohlriechende Oele und Harze
erzeugen sich in ihren Organen. Noch im S. Spanien vegetiren mehrere dev
schönen tropischen Gewächse mit größter Ueppigkeit; die Banane ist am Guadal-
quivir häufig. Alle Orangen wachsen hier wie in ihrer Heimath. Zuckerrohr,
Kaffee, Indigo und andere berühmte Colonialwaaren können hier kultivirt
werden, doch scheinen die Bewohner zu faul zu sein. Der prachtvolle Ladanstrauch
(Oi8tu8 Ii»t1slnl6ru8 L.) findet sich nur im S. Spanien und Portugal, wo
er ausgedehnte Waldungen bildet, er koinmt aber weder in Italien noch in Griechen-
land vor. ■— Die saftigen Rasenflächen des mittlern Europa fehlen fast ganz;
immer grünende Laubhölzer mit glänzenden Blättern treten in Menge auf, Sträu-
cher mit herrlichen Blumen, wie Eisteen und eine große Anzahl von lilienarti-
gen Gewächsen erscheinen. Die große Familie der Ericeen, die Laurineen und
Myrten treten hier mit ihren schönen Repräsentanten auf, nemlich die
baumartige Ericee, der Loorbeerbaum und die Myrte. Schöne immergrüne
Eichen, Kastanien, Kirschloorbeerbäume, Granatbäume, Laurotinus, Erdbeerbäume,
Myrtendorn, Phillyräen, Rosmarin, Oleander, Meertrauben und noch viele an-
dere Sträucher und Bäume erscheinen hier mit ihrem glänzenden und immer-
grünen Laub.
B. D i e Kultur-Pflanzen. I. Von den Kultur-Pflanzen,
welche zur Nahrung dienen, baut man Reis, dessen Polargrenze 45"
N.br. ist, die Mohrenhirse, besonders Weitzen und Mais, wenig Hafer, Rog-
gen und Gerste; Kartoffeln, die Batate, welche in Portugal und Spanien bis
40" und 42" N.br. reicht; die Dattelpalme gedeiht bis 35" N.br. trefflich,
doch bringt sie in Spanien noch bis 39", in Sicilien bis 37" lind 38", ans
Corfu noch unter 39 Vr" N.br. reise Früchte; die Dattelpalme, welche nur
ihrer Blätterwegen gebaut wird, reicht in Spanien bis 41", in Frankreich und
in Italien zieht sie längs der Küste von Hiores bis Genua und geht in der
griechischen Halbinsel bis zur Polar-Grenze des Regens; der Kastanienbaum
wächst wild. 11. Unter d e n Kultur-Pflanzen, welche starke Ge-
tränke liefern, ist der Weinstock am wichtigsten. Er ist im ganzen Gür-
tel verbreitet, und liefert bis 39" N.br. die Liquerweme, zwischen 39" und
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1rü
Einfluß der tropisch«» Sonne und oceanischen Feuchtigkeit'eine Großartigkeit,
welche vielleicht die des tropischen Pflanzenwuchscs in Amerika übertrifft.
Bäume von mehr als 100' Höhe, Farrenkränter, welche so groß als unsere
Waldbaume werden, Bambusarten, deren Halme hohlen Baumstämmen glei-
chen und als Fässer, Eimer ». s. w. benutzt werden, finden sich hier in größter
Anzahl. So bilden z. B. die Hochwälder in Bengalen, besonders in den
Sunderbunds ein undurchdringliches grünes Geflechte, indem selbst Bäume
dicker als ein Mannsleib um andere' Bännie sich herumwinden und den erha-
bensten kräftigsten Hochwald überragen. Sogar einige Palinenarten 'werden
hier zu Kletterpflanzen. Auch die Berggehänge decken große Wälder aus gi-
gantischen Bäumen der mannigfaltigsten Laubholzarten bestehend. An den
Küstenebenen bestehen sie aus Kokospalmen, auf halber Höbe erscheinen an
den West-Ghats die Teakwaldungen und über denselben die Sandelholzbäume.
Andere Waldbäume sind die verschiedenen Palmcnarten, Mango-, Firniß-,
wilde Muskatnuß-, Uakbäume, Myrobalanen, Bananen, Banyancn, wilde
Pfefferreben, Tamarinden, Elbenholzbäume, Lianen, Gumniiguttbäume, Myrten,
verschiedene Lvorbeerarten, baumartige Euphorbien, Agilaholz, Rosenbolz, Eben-
holz, Talgbäume in China, und viele andere, besonders auch solche, welche
von der größten Stärke, Schönheit, Feinheit und dem herrlichsten Duft sind.
Wo aber die tropischen Regen aufhören, ihr Uebermaaß von Wasser anszu»
schütten, wie aus den Plateauebenen Dekans, ini Tiefland des Indus, im tro-
pischen Arabien, da treten stachlige und dornige Gewächse ans; den größten
Theil des Jahres ist das Gras aus Mangel an Feuchtigkeit ganz aufgetrocknet;
selbst in der Regenzeit ist der Graswuchs nicht üppiger lind langer, als ge-
wöhnlich in Europa. Ja in Arabien sind die Berggehänge lind die Plateau-
ebenen meist öde und micft und nur in den engen Thälern, in den Wadys,
ist Vegetation. Eine Ausnahme bildet die Landschaft Jemen, deren Berg-
gehänge mit prachtvollen Waldungen bedeckt sind, die vornemlich zur Gattung
der Feige gehören.
B. Sehr zahlreich sind die Arten der angebauten Pflanzen. Die
Zeiten der Aussaat und der Erndte, jede mit ihren eigenthümlichen Kultur-
gewächsen, werden durch die Moussone bestimmt; sie weichen jedoch in verschie-
denen Gegenden etwas von einander ab. In Dekail z. B. gibt es dreierlei
Zeiten der Aussaat und dreierlei Erndten. Die erste Saatzeit Ende Mai und
Anfang Juni, nach Anfeuchtung des Bodens von den ersten Regenschauern der
periodischen Regen; die Zeit der Reife ist vor rein Ende der Regenzeit. Die
zweite Saatzeit Ende Juni und Anfang Juli, nach dem völligen Einsetzen des
Regenmousson; die Erndtezeit ist gegen Ende December und Anfang Januar.
Die dritte Saatzeit int September und Oktober, am Ende der Regenzeit; die
Frucht, nur vom Thau genährt, gibt die Erndte nach 4 bis 5 Monaten, k.
Die wichtigsten Kulturpflanzen, welche zur Nahrung dienen,
find Reis, Hirse, Sorghum, auf den höher» Gebirgen Waizen und Gerste.
Außerdem gibt es viele nährende Wurzeln: Uams, Bataten, Arum-Arten,
Tacca besonders auf den tropischen Inselgruppen. Die Fruchtbäume wachsen
theils wild, theils ohne viele Pflege. Die wichtigsten sind: Kokospalmen,
Palmyrapalmen, Betelnußpalmen. Brodfruchtbäume, Uakbäume, Kaschu-Nuß-
bäume, Mangobäume, Tamarinden, Bananen, indische Feigenbäume, Mangu-
stanen, Jambosen, Ananas, Pompelmusen, Rvsenäpfel, Cuftardäpfel, Guana-
birnen, Papayabäume, Edelfrüchte. Europäische Obstarten werden nur auf den
Nila-Giri Border-Jndiens angetroffen. Ii. Bo» den Kultur-Pflanzen,
welche Lurus-Nahrun gsstoffe liefern, bringt das tropische Asien eine
außerordentlich große Anzahl hervor. Die vorzüglichsten Gewürze sind aber
meist an gewisse Oertlichkeiten gebunden. Das Zuckerrohr ist ziemlich allge-
mein verbreitet. Der Kaffee gedeiht vorzüglich auf Malabar, Ceylon, Suma-
tra, Java und Luzon; in den Thälern und auf den terrassenartigen Absätzen
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Provinzeü, selbst in den Alpenlandschaften vvn Sse tschuan und Z)ün »an be- '
»rieben, und wildwachsend ist die Theepstanze in den Grenzgebieten Chinas
und Hinter-Jndiens gefunden worden, da wo Brahmaputra und Jrawaddi
einander benachbart sind. Das große Thal von Assam ist in neuester. Zeit ein
Land der Theekultur geworden, wie andere Gegenden Hinter-Jndiens, so na-
mentlich Cochin-China, sie bereits seit lange Zeit betreiben. Iii. Bon den
Kultur-Pflanzen, welche starke Getränke liefern, ist besonders
der Weinstock zu nennen, dessen Kultur charakteristisch ist für die subtropische
Zone. Seine Kultur ist in China auf einen Distrikt zwischen 38" und 40°
N.br. beschränkt, war aber in früheren Zeiten viel ausgebreiteter. Auch im
Lande der Turkommanen, in der großen und kleinen Bucharei wird die Rebe
angetroffen. Ausgebreiteter ist die Ktilttir der Weinrebe in Persien, denn ganz
Iran ist ein ergiebiges Weinland. Auch Syrien und Klein-Asien liefert treff-
lichen Wein, und in den niedrigern Gegenden des Plateaus von Armenien
und an den Nordgehängen dieser Berginsel trifft man gleichfalls die Weinrebe.
Ja dieselbe wird noch im N. des Kaukasus kultivirt, im Gouvernement Astra-
chan und Saratow, wo die evangelische Brüdergemeinde Sarepta (unter 48°
42' N.br.) noch in einem großen Obst- und Weingarten liegt, lleberblickeu
wir nun die Verbreitung des Weinstocks in Asien, so sehen wir, daß derselbe
innerhalb der tropischen Zone nur sporadisch vorkommt (S. 8. 165 B. 111. S. 181.)
In der subtropischen Zone dagegen hat er einen sehr ausgedehnten Verbrei-
tungsbezirk, der noch in die gemäßigte Zone hineinreicht, indem die Polar-
grenze der Weinrebe mit einer Linie zusammenfällt, welche man von Sarepta
aus gegen die Nordküste des kaspischen Sees über Samarkand nach Hami,
vvn hier längs der Nordküste des Golfs von Petscheli bis an die Oftküste Koreas
ziehen kann. Iv. Von den Kultur-Pflanzen, welche allein zum
Luxus benützt werden, baut man Taback und Mohn, besonders in Per-
sien und Klein-Asien. V. Die Kulturp stanzen, welche das Ma-
terial zu Zeugstoffen liefern, sind die Baumn'ollen-, die Lein- und
die Hanfpslanze. Vi. Die Kultur-P flanzen, welche das Material
zu Farbestosfen liefern, sind der Krapp, besonders in Klein-Asien, die
Orseille, Orkanet besonders auf Kypern, der Safran, der Wegdorn besonders
in Persien u. a.
8. 168.
Das Pflanzenreich der Provinz des So in m erregen s.
A• Die wildwachsenden Pflanzen dieses Gebietes, welches einen
sehr großen Theil Asiens begreift, tragen eilten europäischen Typus. Dieselben
Waldbäume, tvelche das mittlere Europa charakterisiren und sich im Herbst
entlauben, besonders allsgedehnte Buchen-, Eichen-, und N,adelholzwälder bedecken
die untern uitd mittlern Negioneit der Bergländer, und zwischen den Wäldern
treten ausgedehnte Grasflächen auf. Wälder und Rasenflächen verschwinden
jedoch in den Steppengegenden des W. Sibiriens und Turans. Denn hier
finden sich sichte Gehölze nur an den Ufern der Flüsse, theilweise auch von
großen Rohr- und Schilsgebüschen -ersetzt; dagegen sind die baumlosen Salz-
steppen von den verschiedensten Salzpflanzen bedeckt. Ebenso nimmt di7 Schön-
heit lind die Größe der Waldbäume mit der Zunahme der absoluten Höhe uitd
. mit der geographischen Breite ab. Schon mit dem 60° 9t.br. hören die
Walobäunre auf große und ausgedehnte Wälder lind hochstämmige Bäume
zu bilden; jedoch geheit ntanche, wie die Weide, die Lerche, die Kiefer und die
Birke noch über jene Grenze hinaus und mögen etwa enden mit eitler Linie,
welche den Ob unter 66°, den Jenisei unter 67°, die Lena unter 68° und
die Kolyma unter 67° N.br. schneidet. Aber diese nördlichsten Bäume erhal-
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47° N.br. die starken Weine. Von den Weinsorten dieses Gürtels kommen
in den Handel die griechischen Weine (Malvasier-Weine, Cyper-Wein), die ita-
lienischen Weine (besonders die Thränen Christi oder Eacrymac Christi
und der sicilianische Wein von Marsala), die spanischen Weine (Malaga und
Leres) und die portugiesischen Weine (Portweine.) Ueberdieß liefern die Trauben Kan-
dia's, Griechenlands, Italiens, Spaniens und Portugals Korinthen und Rosi-
nen. 111. Die Kultur-Pflanzen, welche theils zum Lurus dienen,
theils das Material zu Zeug st offen und Farbestoffen liefern.
Der Taback wird besonders in der Türkei gebaut. Die Baumwollenstaude geht
bis 40° N.br. und wird in Griechenland, im S. Italien, in Sicilien und
im S. Spanien angepflanzt. Die Lein - und Hanfpflanze ist nicht sehr ver-
breitet. Waid, Indigo, Krapp, äch er Safran und gemeiner Safran wächst
in manchen Gegenden.
§. 208.
Der Gürtel der Kastanie, Eiche und Buche, des Weinstocks,
der nord-europäischen Ob st arten und des Getreides.
A. D ie wildwachsenden Pflanzen. Sobald man die Nordgrenze
des ersten Gürtels überschritten hat und sich jenseits der Pyrenäen, der Alpen
und des Balkan befindet, so ändert sich die Physiognomie des Landes, eine
Verschiedenheit, welche durch die Verschiedenheit der Baumvegetation und die
Vertheilung der Baumgruppen in Beziehung zu den Feldern und Wiesen hervor-
gerufen wird. Das häufige Auftreten unserer herrlichen Wiesen, die großen
Haiden mit Erica vulgaris bedeckt, neben der sich der Wachholder, der wilde
Rosmarin, die Rosmarin-Haide und hie und da einige kleine Weiden erheben,
und die großen Wälder von Laubhölzern mit zarten, hellgrünen Blättern,
neben den Massen der gesellig stehenden Kiefer, das ist der Grundzug in der
Vertheilung unserer Zone im Großen und Ganzen. Die Wälder unserer Laub-
hölzer verlieren im Winter ihre Belaubung, und die Mistel grünt alsdann hie
und da in den schattenlosen Kronen; Erde und Bäume bedecken sich zu dieser
Zeit mit Schnee und nur das dunkle Grün der Nadelhölzer zeigt alsdann, daß
die Vegetation nicht ganz erstorben ist. Aber im Frühlinge, beim Wiederer-
wachen unserer nordischen Vegetation, entwickelt die Natur einen Reiz, welcher
selbst der heißen Zone abgeht; diese hellgrüne, frische Belaubung unserer schö-
nen Laubhölzer, wie sie tm Monate Mai erscheint, möchte in keiner andern
Zone wieder zu finden sein. Unsere Wälder sind arm gegen die üppige Ve-
getation der heißen Gegenden; statt glanzender Tillandsien, wie sie in der Tro-
penzone erscheinen, werden die Rinden unserer Waldbäume mit Usneen, Ra-
malinen und andern Laubflechten und Moosen überzogen. Statt der Lianen
der Aequatorialzoue schlingt sich in unsern Laubwäldern die Lonicera Peri-
clymemum auf die Krone der niedern Bäume hinauf, und nur der Epheu
bekleidet die Stamme, wo unter tropischem Himmel die duftenden Orchideen,
die glänzenden Aroideen und die zahlreichen Farrenkräuter in großen Massen be-
festiget sind. Der Hopsen ist noch die bedeutendste Schlingpflanze unseres Gür-
tels. An Gesträuchen hat unsere Zone einen großen Reichthum, die haupt-
sächlichsten derselben sind mit großen und schönen Blüthen versehen. Unsere
zahlreichen Rosen, unsere Rubusarten, unser Schneeball gehören zu den ausge-
zeichneten Pflanzen nördlicher Gegenden. Die wichtigsten Waldbäume dieses
Gürtels sind Buchen, Hainbuchen, Eichen, Eschen, Linden, Ulmen, Kiefer, Roth-
tannen u. a. Nadelhölzer. Die Blichen enden im britischen Archipelagus bei
56° Nbr., auf der skandinavischen Halbinsel in der norwegischen Grafschaft
Laurvig bei 59° 12' Nbr., bei Gothenburg unter 57° 42' Nbr. und bei Kalmar
bei 564 40' Nbr., in Ost-Preußen unter 54°, in Rußland sinkt ihre Polar-
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fern, erreicht der Weinstock seine Polargrenze in der Mitte unseres Gürtels.
Dieselbe beginnt im W. Frankreich bei Bannes unter 47° 407 erreicht das
Thal der Sarthe bei Mans unter 48°, überschreitet das Seine-Thal zwischen
Louviersund Andelis unter 49° 207 trifft die Svinine bei Montdidier unter 49° 40'
und Trier unter 49" 457' In Deutschland schneidet sie 1 St. unterhalb Bonn
den Rheiü in 50° 467 folgt der rechten Thalwand des Rhein aufwärts bis Frankfurt,
dem N. Ufer des Main und springt von hier bis gegen Witzenhausen unter 51° 20'
gegen N. ; N. vom Thüringer - und Franken - Wald, dein Erzgebirge und
den Sudeten wird die Weinkultur als landwirthschaftliches Gewerbe nur an
einigen Stellen betrieben, so an den Ufern der Unstrut und Saale und im Elbe-
Thal bis Meißen unter 51° 10'; von hier geht die Polargrenze über Schmiede-
berg, Wittenberg bis Berlin unter 52° 30', von ivo sie in So. Richtung'
wieder herabsinkt zur Oder über Guben, Krossen, Grüneberg, Züllichau und
Vomst unter 52" 107 Von hieraus erleidet die Polargrenze eine starke Aequa-
torial-Biegung, indem sie in Ungarn anr S. Abhang der Karpathen zwischen
dem 48° und 49° hinzieht. In der Bukowina sind einige ansehnliche Wein-
pflanzungen zwischen 47° und 48°, und in Siebenbürgen sind zahlreiche Hügel
mit Reben bedeckt. In der Moldau wird der Weinbau bis über Jassy .hinaus ge-
trieben. Im S. Rußland scheint die Weingrenze eine polare Biegung zu ma-
chen und gegen 49° bis 50° zu reichen, bis sie sich bei Sarepta an der Wolga
unter 48° 42' an die asiatische Polargrenze des Weinstocks anschließt. (S. §.
167. 8. Ih. S. 184). In unserem Gebiet liegen die Gürtel der starken
Weine zwischen 39° und 47», der angenehm säuerlichen zwischen 49° und 50°,
der sauren zwischen 50° und der Polargrenze. Die Weinsorten, welche aus
unserm Gebiete in Handel kommen, sind die französischen Bordeaux-, Cham-
pagner-, Burgunver-Weine, der Hermitage, Roussillon und Muskateller, die
deutschen Rhein-Weine, die Weine, welche in den Nebenthälern des Rhein
wachsen, die Weine der österreichischen Alpenlandschaften, die Donau-Weine,
und die Weiiie Böhmens und Mährens, endlich die ungarischen Weine, wo-
runter besonders der Tokayer. Der jährliche Totalertrag der europäischen Wein-
kultur beträgt 6. 121,410,000 Eimer. Außer dem Wein liefern die nord-
europäischen Obstsorten den Cyder und den Most. Aus ihnen, so wie aus dem
Wein und aus manchen Getreidearten wird viel Branntwein bereitet. Iii. Die
Kultur-Pflanzen, welche theils zum Luxus dienen, theils das
Material zu Zeug st offen und Färb e n st offen liefern. Der Taback
gedeiht in vielen Gegenden des S. Theils unseres Gürtels. Die Lein- und
Hanfpflanze bilden wichtige Kulturen. Der Gartenmohn, der Krapp, der
Wau u. a. werden an manchen Orten gebaut.
§. 209.
Der Gürtel der Kiefer und Birke, des Roggens, Hafers und
der G e r st e.
A. Die wildwachsenden Pflanzen. Die Wälder dieses Gür-
tels bestehen meistens ans Tannen und Kiefern; hin und w'icder findet man
schöne Birkenhölzer. Als Sträucher, im S. Theil des Gürtels sogar als
Bäume, treten noch die Espe, die Erle und die nordische Eller auf; sie bilden aber
nie größere Wälder, sondern die Einfassungen derselben an niedrigi-norten und die
Waldsäume an den Wiesenrändern. Mit ihnen gedeihen vereinzelt weit gegen N. bis
an die Küstenländer der nördlichsten Fjorde Skandinaviens die Eberesche, welche noch
zu Tornea schöne Bäume bildet, als Strauch aber noch aufden Felsen des Nord-Caps
herumkriecht, eben so der Faulbaum (Prunus padus), eine Zierde der lapp-
ländischen Wälder. Auch der Wachholder reicht als Strauch bis Lappland
und fast noch bis an die Felsen des Nord-Caps. Zu den niedern Sträu-
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krankenden Gewächse, welche unsere Treibhäuser einschließen, gewähren nur ein
schwaches Bild von der Majestät der Tropenvegetation. Aber in der Ausbil-
dung unserer Sprache, in der glühenden Phantasie des Dichters, in der vor-
stellenden Kunst der Maler ist eine reiche Quelle des Ersatzes geöffnet. Aus
ihr schöpft unsere Einbildungskraft die lebendigen Bilder einer erotischen Natur.
Im kalten Norden, in der öden Heide kann der einsame Mensch sich aneig-
nen, was trt den fernsten Erdstrichen erforscht wird, und so in seinem Innern
eine Welt sich schaffen, welche das Werk seines Geistes, frei und unvergänglich,
wie dieser ist.
§- 67.
Die wichtigsten Kultur-Pflanzen.
Wie die wildwachsenden, so tragen auch die angebauten Pflanzen nicht
wenig zur Charakteristik der Vegetation der Landschaften bei. Die wichtigsten
Kultur-Pflanzen sind folgende:
A. Kultur-Pflanzen, welche zur Nahrung dienen. I.
Kultur-Pflanzen, die man ihrer Körner oder Früchte wegen
baut: Gerste (Hordeum vulgare L.), Roggen (Secale cereale), Hafer
(Avena sativa), Weitzen (Triticum vulgare), Spelt oder Dinkel (Tri-
ticum Spelta), Buchweitzen (Polygonum fagopyrum), Reis (Oryza
sativa), Sorghohirse oder Mohren-Hirse (Sorghum vulgare), mehrere
Hirse-Arten (Panicum), mehrere Eleusine-Arten (Eleusine coracana et
stricta), Teff (Poa abyssinica), Mais oder türkischer Weitzen (Zea mai's),
Quinoa (Chenopodium Quinoa). Ii. Kultur-Pflanzen, w elche
man wegen ihrer Knollen-Wurzeln baut: Kartoffel (Solanum
tuberosum), die Wurzeln verschiedener Arum-Arten (Caladium esculen-
tum), Taeea (Tacca pinnatifida), Saumfarrn (Pteris esculenta), Uams-
pflanze oder Jgname (Oioscorea alata), Batate oder Camote (Conv olvulus
Batatas), Manioc oder Caffave (ckanipha oder Jatropha Manihot), Pfeil-
wurz (Maranta arundinacea), Arracatscha (Arracacha esculenta), Oca
(Oxalis tuberosa), Nelumbium (delumbium speciosum). 111. 33 ä um e,
welche man ihrer Früchte wegen, die zum allgemeinen Nah-
rungsmittel dienen, anbaut: Brodfriichtbaum (Artocarpus incisa),
Pandanus (Pandanus odoratissimus), Banane oder Pisang (Musa pa-
radisiaca und M. sapientum), Kokosnußbaum (Cocos nucilera), Dat-
telpalme (Phoenix dactylifera), Mauritius-Palme (Mauritia flexuosa),
Sago-Palm (Sagus farinifera), Kastanienbaum (Castanea vesca).
B. Die Kultur-Pflanzen, tv el ch e Luru s-N a h ru n g ssto ffe
liefern: Zuckerrohr (Saccharum officinarum), Kaffee (Colfea arabica),
der Theestrauch (Thea chinensis), Cacao (Theobroma Cacao), Vanille
(Epidendrum Vanilla L.), Pfeffer (Piper nigrum), Znnmtbaum (Lau-
rus cinnamomum), Cassia (Laurus Cassia), Gewürznelken (derkelch der
noch ungeöffneten Blüthen von Myrtus cariophyllus), Nelken-Pkesser oder
Jamaika-Pfeffer (die Frucht von Myrtus Pimenta), Muskatennußbaum
(Myristica moschata), Ingwer (die Wurzel von Amomum), Ginseng-
Kraftwurz (Panax quinquefolium).
C. Die Kultur-Pflanzen, welche starke Getränke liefern:
der Weinstock (Vitis vinifera), Palmwein liefern: die Oel-Palme (Eiais
guineensis), Phoenix sylvestris, die Nipa-Palme, die Iächerweinpalme
(Borassus flabelliformis), die Wein- oder Königspalme (Cocos butyra-
cea) ; andere geistige Getränke bereitet man aus Reis, aus der Wurzel der Uanres-
Pflanze und einiger Arum-Arten, aus den nord-europäischen Getreide-Arten u. s. w.
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D. X ie Kullu r - Psla n z en, rvelche allei» z » ni L u t u 3 beniìtzt
lucrbcn: Taback (Nicotiana), Betel (die Nnfl der Betel-Arecapalme, Areca
catecliu), Kaschu (das Produckt der Acacia Gatecbu), Opium (aus dem
Gartenmohn, Papaver somniferum bereitet), Cocapflanze (Er^tbroxvlon
Enea Lam.).
E. D i e Kultur-P flange», welche das Material zu Zeug-
stoffen liefern: Leinpflanze (Einum usitatissimum), Hanspflanze(Can-
nabi« sativa), neuseelàndischer Flachs (Phormium tenax), Banmwollen-
Pflanze (Gossipium mit verschiedenen Arte»).
É. Die K u l t u r - P s l a n z e n, w e l ch e das Material * u Farbe-
ftoffen liefern: Waid (Isatis tinctoria), Jndigopsianze (Indigofera
tinctoria und anil), Fàrberrothe oder K> app (Rubia tinctorum), Orse ille
(Roccella tinctoria Dee ), Orkanet oder Alkanna (Aned.usa tinctoria),
Brasilienholz (Eaesalpinia echinata Eam.), Sappauholz (Eaesalpinia
8appan), Gelbholz liefern der Papier - Maulbeerhaum (Rroussonetia tin-
ctoria), die Quercitron-Eiche (tzuercus tinctoria) und der Orleanbaum
(Rixa orellana), Wau (Reseda luteola), gemeine Gelbwurz (Ourcuma
longa), àchter Safran (Orocus sativus), gemeiner Safran (Oartbamus
tinctorius), Wegdor» (Rlramuus inksctorius), rothes Sandelholz (Ptero-
carpus Santalinus), weihes Sandelholz (8antalum album), Aloe-Holz
(von Aquilaria Agaloclia).
Siebente Abtheilung.
Die allgemeinen physikalischen Verhältnisse deö Thierreiches.
8. 68.
Die Ein (Heilung des Thierreiches.
Oke» hat das Thierreich, von dem gegen 49,000 Gattungen beschrieben
sind, nach den wesentlichen Merkmalen aus folgende Art geordnet und bestimmt:
A. Erstes Land: Eingeweidethiere. I. Kreis: Gallertthiere:
1. Klasse: Infusorien; 2. Klasse: Polypen; 3. Klasse: Quallen. Ii. Kreis:
Schaalthiere: 4. Klasse: Muscheln; 5. Klasse: Schnecken; 6. Klasse:
Kracken. Iii. Kreis: Ringelthiere; 7. Klasse: Würmer; 8. Klaffe:
siügellose Insekten; 9. Klaffe: geflügelte Insekten.
R. Zweites Land: Fleischthiere. Iv. Kreis: bloße Fleisch-
thiere: 10. Klasse: Fische; 11. Klasse: Amphibien; 12. Klasse: Vögel.
V. Kreis: Sinnenthiere: 13. Klasse: Säugethiere.-
§. 69.
Der Einfluß der geographischen Breite und Länge auf die
Bertheilung und Verbreitung der Thiere.
A. Auf die Bertheilung und Verbreitung der Thiere
wirkt die geographische Breite und die davon hauptsächlich ab-
hängenden klimatischen Verschiedenheiten und vegetativen
Verhältnisse. Große Wärme und Feuchtigkeit vermehren den Pflanzen-
wuchs und seine üppige Entwicklung, und letztere ist stets von einer großen
Fülle der Thierformen begleitet. Darum erreicht das Thierreich innerhalb der
Tropen seine höchste Stufe der Entwicklung und nimmt von da aus gegen die
1844 -
Eßlingen
: Dannheimer
- Autor: Völter, Daniel
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Jemens, «ns Höhen von 1500' bis 2000' wird die Kultur des Kaffeebaumes
betrieben, der hier und jenseits des rothen Meeres, im süd-abyssinischen Hoch-
lande Käffa seine Hcimath hat (vgl. §. 120. S. 140); Jemen ist zugleich das
Vaterland des Balsams. Der Zimmtloorbeer (Gauru8 Ca88ia) wird beson-
ders in Malabar, auf Ceylon, Sumatra, Java, Borneo lind auf den Molukken
angetroffen, während dagegen der Zimmtbaum (Laurus cinnaniomum) auf
die S. W. Hallte des Gestades und auf das bergige Binnenland Ceylons,
sowie auf die trockenen Sanddistrikte Nw. von der Stadt Facfon in Cochin-
China zwischen 15° und 16° Nbr. beschränkt ist. Der Pfeffer (Piper ni-
grum) ist auf die heiße Zone Asiens beschränkt; die Küste Malabar scheint
seine Heimath zu sein; außerdem wird er noch angetroffen auf der malayischen
Halbinsel, in Siam, auf Sumatra und Borneo. Die Gewürznelken (Cario-
phyllus aromaticus L.) haben auf den Molukken ihre Heimath, von wo
aus sie auch in andere Tropenlander verpflanzt worden sind. Der Mußkat-
nußbaum (Myristica moschata) ist gleichfalls ein Söhn der Molukken,
hat aber auch in Sumatra u. a. O. eine zweite Heimath gefunden. Der ge-
meine Ingwer (Amomum zingiber) und der Block-Ingwer (A. zerumbet)
sind in -Ostindien und China zu Hause. Iii. Von den Kulturpflanzen,
welche starke Getränke liefern (vgl. §. 67. C. S. 103.), trifft man
alle im tropischen Asten. E? ist aber ru bemerken, dctß der Weinstock nur an
einigen Orten vorkommt, weil nur wenige Oertlichkeiten der tropischen Zone
die für fein Gedeihen günstigen Temperaturverhältnisse darbieten; jedoch werden
seine Früchte nirgends zur Bereitung des Weins benützt. In Vorder-Jndien
wächst die Rebe auf dem Tafellande von Mysore und Malva, ferner gedeiht
sie auf den Gebirgen Cochin-Chinas und stellenweise auf Sumatra, Java, Moa
(O. von Timor), Mindanao und Layte. Iv. Was die Kulturpflanzen
betrifft, die nur zum Luxus benützt werden, so hat namentlich Ost-
Indien und China eigenthümliche Arten der Tabackspflanze. Der Betel, eine Zusam-
mensetzung der Betelnuß mit den Blättern des Betelpfeffers wird von den Völ-
kern Ostindiens und der angrenzenden Südste-Jnseln, so wie von einem Theil
der Chinesen zum Kauen gebraucht. Wildwachsend findet man die' Betel-
Arecapalme auf den Sunda-Jnseln und Philippinen, wird aber auch gebaut
namentlich auf Ceylon, auf der Küste Malabar, auf'sumatra und den Phi-
lippinen, und ebenso der Betelpfeffer (Piper betle). Auch Kaschu, das
Produkt der Acacia Catechu, und Gambir von der Strauchpflanze Nauelea
Gambir wirv ähnlich gebraucht, wie der Betel. Jener Baum kommt am zahl-
reichsten in Vorder-Jndien und in Birma vor; Nauelea Gambir aber bildet
eine der ausgedehntesten Kulturen in den Malayen-Ländern zu beiden Seiten
der Malacca-Straße. Der Gartenmohn (Papaver somniferum). deren
Kapsel einen Saft liefert, aus dem das Opium bereitet wird, wächst wild
auf dem Plateau von Persien und Klein-Asien, wird besonders in Vorder-
Jndien angebaut. V. 'Die Kultur-Pflanzen, welche das Mate-
rial zu Zeugstoffen liefern. Die Leinpflanze wird in Ost-Indien ktil-
tivirt und der Hanf hat wahrscheinlich in Indien oder Persien seine H^ma h.
Von den verschiedenen Arten der Baumwollenpflanze findet man die baum-
artige (Gossypium arboreum) in Ost-Indien; die gelbe (G. religiosum)
und G. Nankings welche die ächte Nanking-Wolle liefert, wächst wild in
China und Ost-Indien. Vi. Die Kultur-Pflanzen, wecke das Ma-
terial zu Farbestoffen liefern. Die Indigopflanze (Indigofera) ist
nur in den Ländern der heißen und subtropischen Zone zu finden. Die eine
Art, die wahre Indigopflanze (I. tinctoria) ist in Indien zu Hause, wird
aber auch auf Java und Luzon gebaut. Der Krapp (Rubia tinctorum)
hat.seine Heimath in Indien, Klein-Asien und den S. Ländern Europas. Die
gemeine Gelbwurz (Curcuma longa) ant» der gemeine Safran (Carthamus
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- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
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- Inhalt: Zeit: Geographie
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tinctorius) ist gleichfalls in Indien zu Hause, so wie das rothe Sandelholz
(kteroeurpus Santalinus). Verbreiteter ist das weiße Sandelholz (Santa-
lum album), das nicht zum Färben dient, sondern wegen seines Wohlge-
ruches äußerst geschätzt ist. Es wächst vorzüglich in Malabar und auf Timor. -
Auch das Aloe-Holz (Aquilaria Agalocha) wird in allen Ländern zwischen
China und Indien vom Aequator bis 24° N.dr. gefunden.
§. 166.
Das Pflanzenreich des regenlosen Gebietes.
A. Auf den Hochflächen des hinter-asiatischen Hochlandes, des Plateaus
von Iran und Arabien treffen wir eine sehr dürftige Vegetation.
Waldungen fehlen beinahe gänzlich; nur an den Ufern der Ströme, am Fuße
und an den Abhängen der Plateauketten Hinter-Asiens finden sich europäische Wald-
bäume. Zum Theil steigen sie sehr hock hinauf. Aus den Plaleanebenen West-
Tübets trifft man noch den harzigen Lebensbaum, die Hagenbuttenrose, das
Seelenholz, die Johannisbeer - und Stachelbeergebüsche an geschützten Felsen, viel
Tama-Buschwerk als Brennmaterial gebraucht bis 15,900'. Dagegen finden
sich hier, besonders ans den Tafelflächen Hinter-Asiens eigenthümliche Gras-
arten und Futterkräuter, die auf dem magersten, trockensten Kiesboden doch
mit fleischigen Wurzeln und Blättern außerordentlich n.chrend sind, zumal in
West-Tübet eine Art Laserpitium, die Hauptweide der Heerden. Den Quellen-
mangel in diesem Lande ersetzen gewisse schwammartige Moosarten, Eispflan-
zen genannt, weil sie auf den dürrsten Flächen die Feuchtigkeit sammeln und
den Einwohnern oft als Wasserquellen dienen, aber wie Eisgewächse aussehen.
Arzneigewächse fehlen nicht. Zweierlei Arten von Rhabarber (Rheum un-
dulatum) und Rheum australe Don. oder Rheum Emodi Wallich
wachsen in West-Tübet und um den Khu-Khu Noor in einer Höhe von 12,000'
bis 14,000', bis wohin sich auch noch Tamariskengesträuch, Blumen und aro-
matische Triften erheben. Die Ginseng-Kraftwurz (Panax quinquefolium)
trifft man auf dem Tafellande der Tartarei, auf dem Himälaha, in China
und Japan wild an; bei den Chinesen und Japanern steht dieses Gewürz
wegen seiner vorgeblich außerordentlichen, die Lebenskräfte erhöhenden Eigen-
schaften in großem Ansehen.
R. D ie angebauten Pflanzen. Auf den Hochflächen West-Tübets
kann nur ein kärglicher Ackerbau getrieben werden bis 13,500'; Weitzen, Ger-
stenarten und Luzernklee geben die Hanpternte. Dagegen baut man in den
tiefeingeschnittenen, wärmeren Thälern Ost-Tübets Reis, mehrere Gerstenarten,
Gemüse, Farbekräuter; Edelfruchtbäume oder europäische Obstarten und Wein-
trauben gedeihen vortrefflich. Ebenso kommen in den Thälern vor Ost-Tur-
kestan unter dem Einflüsse der gesteigerten Sommerwärme Gewächse fort, welche
sonst nur südlicheren Himmelsstrichen angehören, so die Dattelpalme, Traube,
Granate, Melone, die Baumwolle und der Maulbeerbaum. Und auch der
Stepz»enboden Irans und Arabiens verwandelt sich in die herrlichsten Kultur-
landschaften, wenn er bewässert werden kann. In solchen Oasen trifft man die
herrlichsten Obstwälver, Edelfruchtbäume und Weintrauben; Baumwolle, Ta-
back und verschiedene Getreidearten gedeihen in reichster Fülle, und die Rosen-
bäume'erreichen eine Vollkommenheit, wie sonst nirgend in der Welt.
§. 167.
Das Pflanzenreich der Provinz des Winter- und Herbst rege ns.
A. Die Länder, welche innerhalb der Provinz des Winter- und Herbstregens
liegen (S. §. 163. C. I Ii S 178.179)sind durch ihre immergrünenwald-
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b ä u m e charakterisirt. Zu denselben gehören z. B. die Azerolbäume (Oralaekus
^^arolus), die Wallnuß- und Erdbeerbäume, die Loorbeerarten, Pistazien,
Terebinthen, immergrüne Eichen, bäum- und strauchartige Rhamnus, Cedernwach-
bolder, mehrere Arten von Pinien und Fichten u. a. Dieselben bilden au den
Berggehängeu, welche den oceanischen Einflüssen ausgesetzt sind oder von den
Vergwasseru reichlich bewässert werden, die ausgedehntesten Waldungen, wie z. B.
an den Abhängen des Taurus, an den Randgebirgen Armeniens und Klein-
Asiens, am Libanon imi> am Westrande von Iran. An diesen Bergketten
nehmen die immergrünen Bäume die untern Regionen ein, während in den
höhern Regionen europäische Waldbäume auftreten, über welchen sich sodann
die trefflichsten Alpenweiden ausbreiten. In üppigster Fülle tritt aber der
Pflanzenwuchs in diesem Gebiet an den Nordgehängen der Elbursketten tu
Iran auf, welche mitten in dem trocknen Kontinentalklima Asiens mit Hitze
und Feuchtigkeit überfüllt sind, während dagegeit der O. Theil des Nordrandes,
der Ost- und Südrand Irans kahl und baumlos ist. Diese Waldlosigkeit
trifft man auch im Tiefland des Euphrat und Tigris, denn man steht daselbst
außerhalb der angebauten Gebiete nur Grasungen, Tamarlskengesträuch, Distel-
gewächse , Salzpflanzen und Mimosen oder einzelne Eichenwälder. Und atlch
im syrischen Berglande ist durch die Rohheit der Eroberer die vormalige grü-
nende Bedeckung der Höhen und Berggehänge zerstört. Die genannten immer-
grünen Baume Bvrder-Astens treten auch in der subtropischen Zone Chinas
und Japans auf, aber dort mischen sich unter dieselben noch eigenthümliche
Baumformen, so die Stoffbäume (Broussonetia papyrifera), Kampferbäume
(Laurus camphora), Seifenbäume (Sapinclus saponaria), chinesische
Bohnenbäume (Gleditsia macrocanta) u. a: In der ganzen subtropischeit
Zone sind überdieß noch die Maulbeerhaine von großer Wichtigkeit für die
Zucht der Seidenraupe.
B. Was die angebauten Pflanzen betrifft, so ist die subtropische
Zone der Gürtel, in welchem europäische und tropische Getreidearten, sowie
die Edelfruchtbäume hauptsächlich kultivirt werden. I. Die Kultur-Pflan-
zen, welche zur Nahrung dienen. Tne vorzüglichsten Getreidearten
sind Reis, Mais, Weitzen, Gerste, Hirse und Eleusine; in China trifft man
überdieß noch die Sagopalme, die Erdnuß und viele Wasserpflanzen, worunter
besonders die Lotusblume. Ferner baut man in diesem Gürtel Gurken, Me-
lonen, Kürbisse, Zwiebeln, Schminkbohnen, Linsen u. s. w. In der subtro-
pischen Zone gedeihen auch die feinsten Ostsorten und die trefflichsten Edel-
früchte (Citronen, Orangen, Pomeranzen, die Mandelgewächse, wie Pfirsiche,
Aprikosen, Mandelbäume, die Feigen u. a.), die Oelbäume liefern ein aus-
gezeichnetes Produkt. Jedoch ist die Kultur alle dieser Gewächse besonders
in den Nandgcbirgen des vorder-asiatischen Tafellandes, in Syrien, sowie in
Mesopotamien und Babylonien hauptsächlich auf die bewässerten Thalgebiete
beschränkt, Kulturgebiete, welche wahren Paradiesen gleichen. Ii. Von den
Kultur-Pflanzen, welche Lurus-Nahrungs st offe liefern, ist das
Zlickerrohr, besonders aber der Theestrauch zu nennen, dessen Kultur sich aber'
nur auf einige Distrikte der subtropischen Zone Cbinas und auf einige an-
dere Gebiete Hinter-Asiens beschränkt. Der Thee (Thea chinensis, Tscha
oder Sah der Chinesen) komnlt nur von Einer Species und es sind nnr.bezeichnun-
gen eigenthümlicher Bereitungsarten, wenn man von schwarzem und grünem Thee
spricht. Der Distrikt des grünen Thee's liegt zwischen 29° linfe 31"Nbr. im N.
Theil der Provinz.tsche klang und in Ngan Hai; der des schwarzen Thees begreift die
innern Gegenden der Provinz Fu stau zwischen 27° und 28° N.br. Ein Bo-
den, der zerfallenden, grobkörnigen Granit oder auch Schiefer zur Unterlage
tmd ein wenig Dammerde hat, sagt dem Theestrauch am meisten zw, und er
erträgt Temperatur-wechsel« die zwischen — 1° und -ff' 27° schwanken. Doch ist
die Theekultur nicht auf diese Distrikte beschränkt, sie wird auch in andern