Xi. über die uriternchtliche Verwertung der Stoffe.
279
wie andere Familien. Dagegen der Zar? Nach Mitteilungen der Presse er-
scheint er einmal bei der Armee, verteilt Heiligenbilder und reist dann wieder
ab. Beispiele von bewundernswertem Verantwortlichkeitsgefühl der Führer
und der Mannschaften unseres Heeres und unserer Flotte gibt es in großer
Fülle; so das Telegramm des Rommandanten aus Tsingtau: „Einstehe für
Pflichterfüllung bis aufs Äußerste."
Ein vorbildliches Beispiel für das Gefühl der Mitverantwortlichkeit
haben ferner die Mitglieder des Reichstags bekundet. Der 4. August
wird in der Geschichte des Reichstags immer ein Ehrentag sein. Der partei-
streit, der oft die Gemüter erhitzt hatte, schwieg, das Vaterland stand höher
als die Partei. Alle Parteien bewilligten die Rredite und zeigten durch die
Einmütigkeit der Beschlüsse, daß die Spekulation unserer Feinde auf innere
Uneinigkeit verfehlt war. wer von den Abgeordneten hätte auch vor seinen
Wählern die Verantwortung für die Folgen einer Verweigerung der Rredite
tragen wollen! Es ist gar nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn auch
nur eine Partei sich ihrer Pflicht gegen das Vaterland nicht bewußt gewesen
wäre. Das Gefühl der Mitverantwortlichkeit für die Geschicke des Reiches hat
die Abgeordneten bei ihren Entschließungen geleitet, und deshalb haben
sie so gehandelt, wie ihre Wähler, wie das deutsche Volk, dessen Vertreter
sie sich mit Stolz nennen dürfen, es erwartet haben. — Der Verlauf dieser
Tagung wird noch lange Zeit für die staatsbürgerlichen Belehrungen über
den Reichstag, die Wahlen, die Abgeordneten, die Entstehung und Ausführung
der Gesetze usw. den besten Ausgangspunkt bilden; sie zeigt nicht nur in der
denkbar besten weise, welche Verantwortung die Volksvertreter mit ihrenr
Mandat übernehmen, sondern auch, welche Verantwortung die Wähler bei
Abgabe ihrer Stimme haben.
Die in den beiden Tagungen des Reichstags und der Sitzung des
preußischen Landtags angenommenen Gesetze übertragen den Regierungen
eine Fülle von Vollmachten. Mit weichern Verantwortlichkeitsgefühl und
mit welchem Erfolge sie davon Gebrauch gemacht haben, zeigen viele Bei-
spiele aus denabhandlungen unter Iv, V, Viii und ganz besonders aus Viiiz.
Von dem gleichen Gefühl der Verantwortlichkeit haben sich die Ge-
meindeverwaltungen leiten lassen; kaum eine ihrer Sitzungen ist ver-
gangen, ohne daß wichtige Beschlüsse gefaßt worden wären, deren Zweck
die Verhütung oder die Beseitigung von Rotständen war, die der Rrieg im
Gefolge hat.
Dieses starke Verantwortlichkeitsgefühl der Beamten im Staat
und in den Gemeinden sowie der Bürger, die in den Organen der Selbst-
verwaltung tätig sind, ist unser Stolz und soll es immer bleiben. Von unsern
Schülern rücken viele in Beamtenstellungen ein; sie haben mit dafür zu sorgen,
daß der aus dem Gefühl der Verantwortlichkeit erwachsende Geist treuer
Pflichterfüllung unserm Volke erhalten bleibe.
wie stark dieser Geist der Mitverantwortlichkeit das ganze Volk durch-
drungen hat, zeigt die hervorragende freiwillige Betätigung besonders
auch der Frauen auf allen Gebieten der Rriegsfürsorge, wie in der Ab-
handlung „Rrieqshilfe" ausführlich gezeigt ist.
* 3 J ' Geo rg ~ E ck 3rt-1 nstitut
für internationale
Schulbuchicrschung
Braunschweifl
Schu Ibuchblbllolhek
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
Wirtschaftliche Kriegsrüslung Deutschlands
Die Rriegs-Notgese^e vom 5. August 1914 mit den Ausführungsverord-
nungen des Bundesrats und des preußischen pandelsminifters. Abgeschlossen
Lude September. Preis —,80 Mark.
Eine vollständige Zusammenstellung der vom Reichstag in seiner Sitzung
vom 5. August 1914 angenommenen Gesetze nebst den dazu erlassenen Aus-
führungsbestiinmungen. Ein zweites Heft, abgeschlossen Ende Dezember,
erscheint in Kürze. Weitere Fortsetzungen folgen in kurzen Zwischenräumen.
Denkschrift über wirtschaftliche Maßnahmen aus Anlaß des
Krieges. Dem Deutschen Reichstage vorgelegt am 23. November 1914 nebst
Nachtrag vom 30. November. Preis 2,30 Mark.
Cext-Zusammenstellung der Anordnungen des Bundesrats
am Grund des Gesetzes vom August 1,91.4 über die Ermächtigung des
Bundesrats zu wirtschaftlichen Maßnahmen. (Reichstagsdrucksache vom 24. No-
veniber 1914 und Nachtrag vom 27. November.) preis —,70 Mark.
Die Denkschrift gewährt einen systematischen Ueberblick über die wichtigeren
gesetzgeberischen, verwaltungs- und anderen Maßnahmen, die in den ersten drei
Monaten vom Reich oder unter seiner Mitwirkung erlassen wurden, um einem
gedeihlichen Fortgang des Wirtschaftslebens die Wege zu ebnen.
Aus- und Durchfuhrverbote der wichtigsten kriegführenden und neutralen
Staaten während des Krieges 1914/15. Ini Aufträge des Handelsvertrags-
Vereins bearbeitet von Or. Franz Benjamin Schaeffer. 1914. Preis 2,— Mark.
Das wehrbeitragsgefetz mit den Ausführungsbeftimmungen für das
Reich und Preußen. Amtliche Ausgabe. Preis 1,— Mark.
Verordnung über den Kleinhandel mit Erdöl vom 20. No-
vember Ministerialerlaß betr. die Vermeidung ungerechtfertigter
L> Höhung der Petroleumpreise und eine fachgemäße Abgabe der verfügbaren
pelroleummengen. Folioblatt. Form. T 140. preis für 25 Stück 1,— M.,
postfrei 1,10 M.; für ioo Stück 3,50 M. usw.
Aussübrungsanweisung zu den Verordnungen des Bundes-
rats über Höchstpreise einschl. derjenigen für Getreide und
Aleie vom 28. Oktober \6 Folioseiten. Form. D 132. preis für
25 Stück 2,— Ist., postfrei 2,20 m. ; für 100 Stück 7,— m.. für 500 Stück 30.— in.
Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 28. Oktober }9j(^
über den Verkehr mit Brot. „Rriegsbrotplakat". Auf starkem
Papier gedruckt. 34x25 cm. Form. T 130. preis einzeln —,20 M., postfrei
—,25 M.; für 10 Stück 1,50 M., postfrei 1,60 Ist.; für 25 Stück 3,— M., für
100 Stück 9,— M., für 300 Stück 21,— Ist., für 500 Stück 30,— M.
Recht und Wirtschaft. Monatsschrift des Vereins „Recht und Wirtschaft"
bringt in jedem Hefte seit Ausbruch des Krieges zahlreiche wichtige Arbeiten
über Kriegsrecht und Kriegswirtschaft. Preis des Jahrganges 10,— Mark,
des Linzelbeftes 1,— Mark. Verzeichnisse der Kriegsartikel der Zeitschrift
stehen zur Verfügung.
(Karl Hey
nranns Verlag / Berlin U) 8 / Mauerstraße ^3
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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TM Hauptwörter (200): [T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]
Extrahierte Personennamen: August August August Franz_Benjamin_Schaeffer Franz Stück_9,—_M. Karl_Hey Karl
6h
E. Revenilow
zu bereichern und zu erweitern. Wohl in keinem Berufe findet sich eine
so vollkommene Vermischung von wissenschaftlicher, technischer und militäri-
scher Bildung, von Praxis und Theorie wie in der Marine; kein anderer
Beruf ermöglicht eine so vielseitige Verwertung aller Fähigkeiten, wenn ein
Seeoffizier oder Unteroffizier sich nur nach einer einzigen Seite hin besonders
tüchtig erweist, so findet sich immer ein Platz für ihn, auf dem er Zufrieden-
stellendes leistet und damit den Anforderungen seines Berufs entspricht.
H. Die Organisation der Marine.
Den Oberbefehl über die Marine des Deutschen Reiches führt der
Deutsche Kaiser als allerhöchster Kriegsherr. Zm Unterschiede zur Armee
gliedert sich die deutsche Marine nicht in eine preußische, bayerische,
badische usw., sondern sie ist die Marine des Deutschen Reiches. Zn der
Kriegsflagge der deutschen Marine finden wir die deutschen Farben
schwarz-weiß-rot.
Der Kaiser bestimmt im Kriege wie im Frieden nach eignem Ermessen
die Tätigkeit der Marine und ihrer einzelnen Teile und verfügt auch über
die Organisation der Marinebehörden, wie er es für gut findet. Dagegen
liegt es nicht, wie man vielfach im Auslande glaubt, in der Macht des Kaisers,
ohne weiteres zu befehlen, wieviel und welche Schiffe gebaut werden sollen.
Alle Ausgaben für die Marine muß der Deutsche Reichstag bewilligen.
Was die Fachleute für die Marine als nötig erachten, wird jedes Zahr
schriftlich festgestellt, und zwar unter Aufsicht und nach Ermessen des Staats-
sekretärs des Reichsmarineamts, der ungefähr dieselben Funktionen hat,
wie für die Armee der Kriegsminister, für die Kolonien der Staatssekretär
des Kolonialamts: nämlich die Verwaltung in allen ihren Zweigen, pat
der Staatssekretär des Reichsmarineamts nach eingehenden Beratungen
mit den Seeoffizieren und Marinebeamten seiner Verwaltung festgestellt,
was er für nötig hält, dann legt er diese Zusammenstellung dem Reichs-
kanzler vor. Dieser zieht den Staatssekretär des Reichsschatzamis zu Rate,
und so wird innerhalb dieser hohen Regierungsbehörden zunächst die Ent-
scheidung getroffen. Zst das geschehen, so wird die Zusammenstellung,
welche man den Etat nennt, den Vertretern der deutschen Bundesstaaten,
dem Bundesrate, vorgelegt, und erst dann erfolgt die Vorlage an den Reichs-
tag. Der Deutsche Reichstag hat seit anderthalb Jahrzehnten in wachsendem
Maße die Notwendigkeit und den wert einer starken deutschen Flotte ein-
gesehen und in immer größer werdender Einmütigkeit für die Forderungen
der fachmännischen Autoritäten gestimmt. Das verdient heute, wo der große
Krieg begonnen hat, besonders anerkannt zu werden.
pat der Reichstag dann die Mittel bewilligt, so wird das Zahres-
programm planmäßig durchgeführt: neue Schiffe werden auf Stapel gelegt,
begonnene Bauten werden fortgesetzt, und im übrigen bekommt der ganze
große Organismus der Marine die Nahrungsmenge, die ihn für die Dauer
eines Zahres in Leben und Funktion erhält.
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff]]
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V. Krieg, Gewerbe und Handel
\35
V. Die xrivatwirtschastliche Organisation der Kriegswirtschaft.
Eine weitere wichtige Aufgabe ist gerade dem deutschen Kaufmann und
Industriellen, der mit dem Ausland geschäftlich verkehrt, angesichts der gröb-
lichen Entstellung erwachsen, die die französische und die englische Presse
den Ursachen des Krieges, der Kriegführung selbst sowie der wirtschaftlichen
Lage in Deutschland zuteil werden läßt. Die so verbreiteten, oft jeder
Mehrheit hohnsprechenden Berichte haben in der öffentlichen Meinung
des neutralen Auslandes schwere Verwirrung angerichtet. Ihre folgen
müssen auch den Geschäftsverkehr mit Deutschland beeinflussen. Um hier
eine Besserung anzubahnen und den Ruf des Deutschtums aufs neue zu
befestigen, bedarf es der ausgedehnten und umsichtigen Kleinarbeit des
einzelnen, hier wird sich besonders durch das geschriebene Mort, also durch
die Privatbeziehung eine Besserung herbeiführen lassen. Dazu ist besonders
der Kaufmann und Gewerbetreibende dank seiner tieferen Kenntnis der
Denkungsweife des Ausländers berufen.
Für die in der Kriegswirtschaft so wichtige Rachrichtenversorgung des
neutralen Auslandes haben sich schon bald nach Kriegsbeginn viele Kreise
zu gemeinschaftlichem Vorgehen vereinigt. Auch auf vielen andern Ge-
lüsten machte sich früh das Bedürfnis zur einheitlichen Bearbeitung von
Fragen des Handels und Gewerbes geltend. Zahlreiche Interessenorgani-
sationen schufen besondere Ausschüsse, die sich mit den kriegswirtschaftlichen
Fragen ihres engeren Berufskreises befassen. Seine größte und wirksamste
Ausgestaltung erlebte der Gedanke in dem Kriegsausschuß der deutschen
Industrie mit dem Sitz Berlin, der schon acht Tage nach Kriegsausbruch
zustande kam. In ihm fanden sich die beiden bisherigen Zentralorganisationen
der deutschen Industrie, der Zentralverband Deutscher Industrieller,
der hauptsächlich die sogenannte schwere Industrie und die Großindustrie ver-
tritt, und der B n n d d e r I n d u st r i e l l e n, in dem mehr die mittleren und kleinen
Feinverarbeitungsunternehmer zusammengefaßt sind, die bislang in scharfem
Gegensatz zueinander gestanden hatten, zu einmütiger Arbeit zusammen,
und beide stellten ihre Beziehungen unverzüglich in den Dienst der gemein-
samen Sache. Der Kriegsausschuß der deutschen Industrie hat sich die Auf-
gabe gestellt, die Angestellten und Arbeiter in der Industrie systematisch
zu verteilen und das Angebot von Arbeitskräften zwischen Industrie und
Landwirtschaft auszugleichen, notleidende Kreise der Industrie, soweit es
durch Beteiligung an militärischer: und sonstigen staatlichen Lieferungen
möglich ist, zu beschäftigen, die Industrie in allen Fragen des Verkehrs,
des Ausfuhrgeschäfts sowie der Rohstoffversorgung, soweit für die einzelnen
Zweige der letzteren nicht besondere Kriegsorganisationen geschaffen sind,
zu beraten, und in allen Fragen des in- und ausländischen Zahlungsverkehrs,
des Nachrichtendienstes, sowie in Rechtsfragen Auskunft zu erteilen. Der
innige Zusammenhang zwischen Ausschuß und Regierung wurde dadurch
hergestellt, daß sich das Reichsamt des Innern sowie das preußische Mi-
nisterium für Handel und Gewerbe durch je einen Kommissar in ihm ver-
treten lassen.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Berlin
Raimund Kölner
W
Iii. Ebenso wichtig wie für die Wirtschaft ist der hochentwickelte Verkehr-
für das geistige Leben der Völker. Er erleichtert das Reisen und trägt
dadurch wesentlich zur Erweiterung des Gesichtskreises der Menschen bei.
Er verbreitet die Errungenschaften der Wissenschaft und Technik ebenso wie
die Runde von wichtigen Ereignissen rasch über die ganze Welt. Er ermöglicht
der presse, täglich eine nicht zu unterschätzende Menge Wissensstoff auch
dein ärmsten Großstadthaushalt und dem abgelegensten Bahnwärterhäuschen
zuzuführen. Ihm verdanken wir es, daß wir miterleben können, was sich
Bedeutsames in weitentlegenen Ländern vollzieht.
wie das wirtschaftliche und das geistige Leben, so wird auch jede andere
menschliche Betätigung aufs stärkste vom Verkehrswesen beeinflußt, so
das Familienleben (Aufrechterhaltung von Beziehungen zwischen vonein-
ander entfernten Familiengliedern), die sozialen Verhältnisse (Freizügigkeit),
das Rechtswesen (Vereinheitlichung des Rechts für größere Gebiete, z. B.
Ausdehnung des Reichsrechts auf die bürgerlichen Rechtsbeziehungen durch
das Bürgerliche Gesetzbuch), die Verwaltung (Stärkung der Zentralgewalt
durch die Möglichkeit jederzeitigen Eingreifens).
Vas Verkehrswesen hat zu einer Reihe von internationalen Verträgen
geführt (weltpostvertrag mit seinen Nebenabkommen, internationale Über-
einkommen über den Eisenbahnfracht- und den Telegraphenverkehr, sowie
unzählige Einzelverträge). Es hat auch zuerst sogenannte internationale
Verwaltungsgemeinschaften hervorgebracht rnit Ämtern, die nicht einem
bestimmten Staate, sondern der Gemeinschaft von verschiedenen Staaten
dienen (Internationale Bureaus des Weltpost- und des welttelegraphen-
vereins, Internationales Zentralamt für den Eisenbahntransport, sämtlich
in Bern).
Auch die Rriegführung hat sich durch das moderne Verkehrswesen
völlig verändert, wenn gesagt wird, daß der heutige Rrieg ein Rrieg der
Technik ist, so muß hinzugefügt werden, daß hierbei nicht an letzter Stelle die
Verkehrstechnik steht.
B. Die einzelnen Zweige des Verkehrswesens.
Ia. Infolge der großen Bedeutung, die das Verkehrswesen für jede Art
nrenschlicher Lebensbetätigung besitzt, hat ihm der Staat von jeher besondere
Aufmerksarnkeit zugewendet. — Die Römer legten ein großartiges Netz
von guten Landstraßen an (z. B. die via Appia von Rom nach Eapua,
im H. Jahrhundert v. Ehr. erbaut), das aber später verfiel. Rarl der Große
brachte vorübergehend neue Ordnung in die Verwaltung des Landstraßen-
wesens. Aber erst gegen Ende des Mittelalters und besonders zu Beginn
der neueren Zeit begann der Staat wieder für gute Landstraßen zu sorgen,
in jdreußen z. B. unter Friedrich dem Großen. — Napoleon I. schuf, ähnlich
wie die Cäsaren, für militärische Zwecke ein vorzügliches Straßennetz, Mit
der Verbreitung der Eisenbahnen ging die Bedeutung der Landstraßen zwar
verhältnismäßig zurück; absolut nimmt ihre Zahl aber auch jetzt noch zu.
Durch das Aufkommen des Fahrrades und besonders des Automobils haben
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
Extrahierte Personennamen: Raimund_Kölner Friedrich Friedrich Napoleon_I.
Extrahierte Ortsnamen: Eisenbahnfracht- Bern Rom Eapua
Vi. Krieg und Verkehr
149
sie wieder größere Bedeutung erhalten. Lfent liegt die Verwaltung des
Straßenwesens nur bei den Einzelstaaten, In Preußen hat der Staat im
Jahre (875 diese Aufgabe unter Gewährung einer entsprechenden Dotation
an die sdrovinzialverbände abgegeben.
b. Ebenso alt, wenn nicht älter als die Landstraße, ist die Wasserstraße
als Verkehrsweg. Die Entwicklung des Wasserstraßenverkehrs ist überall
abhängig von technischen Erfindungen und Verbesserungen gewesen. Die
allmähliche Vergrößerung der Fahrzeuge bis zu einem Schiffsraum von mehr
als 50 000 t (neue Riesendampfer der Amerikafahrt) hat eine verhältnis-
mäßige Ersparnis an Kraft zur Folge, da der Reibungswiderstand nicht
entsprechend dem Inhalt des fortzubewegenden Fahrzeugs wächst. Vor-
aussetzung für die Benutzung von größeren Schiffen ist die Verwendung von
stärkeren und immer sicherer arbeitenden Motoren (früher menschliche Kraft
durch Ruder, Wind mit Bilfe des Segels, etwa seit (800 Dampf als Antrieb
für Räder, seit (856 für Schrauben).
Das Meer, das früher die Völker und Erdteile trennte ((495 Entdeckung
Amerikas), verbindet sie jetzt in vieler Beziehung, besonders im Güterverkehr,
weil die Seefracht, wie überhaupt jede Schiffsfracht, wesentlich billiger ist
als die Eisenbahnfracht. Zu Wasser ist also ein Transport von Gütern auf
eine viel größere Entfernung wirtschaftlich möglich als zu Lande.
Ein Binnenwasserstraßenverkehr kam zunächst nur in Betracht auf
den von der Natur vorgezeichneten Linien, den schiffbaren Flüssen, die lange
Zeit die wichtigsten Verkehrswege waren. Um die Befahrung durch größere
Fahrzeuge zu ermöglichen, ist oft die Regulierung oder Kanalisierung eines
Flusses nötig. Der Bau vonkanälen beginnt im wesentlichen erst im (7.Jahr-
hundert ((669 baute der Große Kurfürst den Oder-Spree-Kanal). Gegen-
wärtig hat Deutschland ein ausgedehntes Kanalnetz. Nach dem preußischen
Gesetz von (905 soll dieses durch einen Rhein-Weser-Kanal mit Anschluß-
strecke nach Hannover ergänzt werden. Nicht vorgesehen ist darin die zur
Vollendung des Mittellandkanals fehlende Verbindung der Weser mit der
Elbe.
Eine besondere Bedeutung haben im Kriege die Kanäle, die eine Land-
enge oder Balbinsel durchschneiden und so zwei Meeresteile miteinander
verbinden, wie der etwa (oo km lange Kaiser-Wilhelm-Kanal zwischen
Nord- und Ostsee ((895 eröffnet). Der Suezkanal ((869 eröffnet) hatte
durch die Verkürzung der Fahrtenlänge, die er bewirkte, eine Umwälzung
in den Weltschiffahrtsverbindungen zur Folge.
Die gewaltigen Aufgaben, die der Schiffahrtsverkehr stellt (Regulierung,
Kanalisierung, Kanal- und Hafenbanten) übersteigen die finanziellen Kräfte
einer Einzelperson. Vielfach sind sie von Aktiengesellschaften übernommen
worden; im allgemeiner: kann sie jedoch nur der Staat (bei Hafenbauten auch
die Stadt) in einer dem allgemeinen Interesse entsprechenden Weise lösen. —
3n Deutschland unterliegen nach Artikel 4 Nr. 8 und 9 der Reichsverfassung
die Herstellung von Wasserstraßen für die Landesverteidigung und den all-
gemeinen Verkehr, ferner die Flößerei und der Schiffahrtsbetrieb auf den
mehreren Staaten gemeinsamen Wasserstraßen, sowie der Zustand der
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung]]
Extrahierte Ortsnamen: Preußen Amerikas Deutschland Rhein-Weser-Kanal Hannover Ostsee Deutschland
\do
Raimund Köhler
letzteren, endlich die Seeschiffahrtszeichen der Gesetzgebung und Beauf-
sichtigung des Reiches. Die wasserbauarbeiten sind vorwiegend Sache der
Einzelstaaten.
Die Entwickelung der deutschen Seeschiffahrt in den letzten Jahrzehnten
zeigen folgende Zahlen:
¡m Gesamtzahl Rauminhalt . .
der im deutschen Küstengebiet ein- und aus- mit einem Rauminhalt von
3a{,re geladenen Handelsschiffe Dampfer
(875 87 558 (2 722 7(0 Reg.t.*) (7 (89 7 (82 06s Reg.t.
ly08 2(5(34 54 524 889 „ „ (39 059 4« 696 O48 „ „
Ha. Don einem Postwesen iln modernen Sinne, d. h. einer dem all-
gemeinen Publikum gegen Entrichtung bestimmter Gebühren zur Verfügung
stehenden Einrichtung für die Beförderung von Nachrichten, Personen und
Gütern, kann man erst in der neueren Zeit sprechen. Meist befindet sich die
Postverwaltung von vornherein in den fänden des Staates. Nur im heiligen
Römischen Reich Deutscher Nation wurde das Postwesen von Anfang an als
erbliches Reichslehen der Familie von Taxis übertragen: 1(545 wurde
Graf Leonhard von Taxis durch Karl V. zum erblichen General-
postmeister ernannt. Einige Landesfürsten aber beanspruchten das Post-
regal für sich, richteten eigene Landesposten ein und wußten ihre Einsprüche
gegenüber der Taxisschen Post aufrechtzuerhalten. Zm Jahre 486? ging
das Taxissche Postwesen gegen eine Entschädigung von drei Millionen Talern
auf Preußen über.
Nach der deutschen Reichsverfassung (Artikel 48) wird das Postwesen
für das gesamte Gebiet des Deutschen Reiches als einheitliche Staatsverkehrs-
anstalt verwaltet. Ausgenommen sind hiervon Bayern und Württemberg.
Diese Teilung des deutschen Postwesens in drei Verwaltungen wird bei
Württemberg weniger empfunden, seitdem dieser Staat keine eignen Post-
wertzeichen mehr ausgibt.
Oberste Behörde der deutschen Reichspostverwaltung ist das Reichs-
postamt mit einem Staatssekretär an der Spitze. Zhm unterstehen als
höhere Provinzialbehörden die Oberpostdirektionen, deren es 4( im
Reichspostgebiet gibt (Bayern und Württemberg nicht mitgerechnet).
Sie sind den örtlichen Postdienststellen (Postämtern, Bahnpostämtern, Post-
agenturen, Posthilfsstellen) ihres Bezirks unmittelbar vorgesetzt. Seit (876
ist mit der Postverwaltung die Telegraphenverwaltung vereinigt. Der
Telegraphen- und Fernsprechbetrieb wird meistens durch die Postanstalten
mit versehen; auch die selbständigen Telegraphen- und Fernsprechämter sind
den Oberpostdirektionen untergeordnet.
Der wichtigste Geschäftszweig der Post ist heute noch die Beförderung
von Briefsendungen (Briefe, Postkarten, Drucksachen, Geschäftspapiere,
Warenproben). Daneben gewinnt der pakeiverkehr eine immer steigende
volkswirtschaftliche Bedeutung (dank dem billigen 50 Pf.-Porto für Fünf-
Ailo-Pakete). Dagegen geht der Personenpostverkehr immer mehr zurück;
') ( Registerton ----- 2,83(5 cbm.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht]]
TM Hauptwörter (200): [T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten]]
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]
Extrahierte Personennamen: Raimund_Köhler Philipp_Reis Philipp
Raimund Köhler
Ferner gestattet Artikel 41,, daß im Interesse der Verteidigung Deutschlands
oder im Interesse des gemeinsamen Verkehrs kraft Reichsgesetzes Eisenbahnen
auch gegen den Widerspruch der Bundesglieder, deren Gebiet die Eisenbahnen
durchschneiden, angelegt werden, von dieser Befugnis ist bisher niemals
Gebrauch gemacht worden. Wohl aber haben bei dem Bau einzelner Bahnen
militärische Gründe mitgewirkt (strategische Bahnen).
Dem Reiche steht endlich auch die Kontrolle über das Eisenbahntarif-
wesen zu. Auf Grund freier Vereinbarung zwischen den Eisenbahnver-
waltungen (nicht auf Grund reichsgesetzlichen Zwanges) haben wir jetzt ein
im ganzen einheitliches Tarifwesen sowohl für den Güter- als auch für den
Personen- und Gepäckverkehr.
Die Aufsichtsbefugnisse des Reiches über das Eisenbahnwesen werden
ausgeübt durch das Reichseisenbahnamt in Berlin. Das preußische Eisen-
bahnwesen untersteht dem Ministerium der öffentlichen Arbeiten. Unter
ihm stehen die Eisenbahndirektionen, von denen es in jdreußen 20 gibt;
dazu kommt die preußisch-hessische Eisenbahndirektion in Mainz. Unter
diesen höheren fdrovinzialbehörden sind als höhere Lokalbehörden zur Über-
wachung des Dienstes und zur Ausführung der Verwaltungsanordnungen
Ämter verschiedener Art vorhanden (Betriebs-, Maschinen-, werkstätten-
und Verkehrsämter), denen wiederum die äußeren Dienststellen (Bahnhöfe,
werkmeistereien, Güterabfertigungen usw.) untergeordnet sind.
Iv. Das Luftverkehrswesen in seinen beiden Zweigen, der Luft-
schiffahrt und denr Flugwesen, hat in der: letzten zwanzig Jahren einen
gewaltigen Aufschwung genommen, wenn ihm auch eine allgemeine ver-
kehrsfördernde Bedeutung zunächst noch nicht zukommt. Eine kaum ge-
ahnte Wichtigkeit haben diese modernen Verkehrsmittel aber im jetzigen
Kriege erhalten.
C. Die Verwendung der Verkehrsmittel
für Ariegs^wecke.
Ia. Das Eisenbahnwesen hat am meisten von allen modernen Ver-
kehrsmitteln das Leben der Gegenwart und die heutige Kultur beeinflußt
und umgestaltet. Eine ebenso starke Einwirkung hat es auf den Krieg
ausgeübt. Ein Kampf von Millionenheeren gegeneinander, wie wir ihn
jetzt erleben, ist undenkbar ohne Eisenbahnen. Die Mobilmachung voll-
zieht sich um so schneller und sicherer, je dichter das Eisenbahnnetz ist;
in um so kürzerer Zeit kann der einzelne Mann zur Stelle sein und um so
sicherer können die Regimenter nach dem Aufmarschgebiet befördert werden,
wegen des dichteren Eisenbahnnetzes sind, abgesehen von anderen Ur-
sachen, die westmächte in der Schnelligkeit der Mobilmachung Rußland
unbedingt überlegen.
Gewaltig ist die Aufgabe, die der Eisenbahnverwaltung bei der Mobil-
machung zufällt. In glänzender weise ist sie in Deutschland gelöst worden,
trotzdem eine große Zahl von Beamten und Arbeitern der Eisenbahn zu der:
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Extrahierte Personennamen: Raimund_Köhler
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Eisenbahnver- Güter- Berlin Mainz Deutschland
198
Georg Bernhard
Gerichten gestattete, Zahlungsaufschübe zu gewähren, wurde vom
Bundesrat unter dem 6. August eine Bekanntmachung über die Ver-
längerung der Fristen aus dem Wechsel- und Scheckrecht erlassen,
durch die es den Wechselgläubigern ermöglicht wurde, den Bezogenen von
wechseln und Schecks eine Nachfrist von 30 Tagen zu gewähren, ohne daß
sie der ihnen durch das Wechselrecht eingeräumten Vorteile verlustig gingen.
Nun zeigte sich aber bald eine andere Schattenseite. Gerade dadurch, daß
vielfach sowohl durch die Gesetzgebung als auch in den Zeitungen den
Fabrikanten die Verpflichtung zur Kreditgewährung und den Gläubigern
die Pflicht zu notwendigen Stundungen gepredigt worden war, machten
sich bei manchen Schuldnern ganz sonderbare Zdeen über die Pflicht
zur Zahlung von Schulden in Kriegszeiten geltend. Selbst
solche Leute, die durchaus ihren Verpflichtungen nachkommen konnten,
hielten es für angebracht, ihre Schulden nicht zu bezahlen, um statt dessen
lieber mit ihrem vorhandenen Geld im Einblick auf etwa später sich heraus-
stellende Notstände hauszuhalten. Zwar hatten von vornherein die handels-
korporationen, die auf die Notwendigkeit der Kreditgewährung hinwiesen,
auch gleichzeitig die Kaufleute darauf aufmerksam gemacht, daß es selbst-
verständlich Ehrenpflicht dessen, der zahlen könne, sei, auch wirklich zu zahlen.
Aber man fand es doch bequemer, auch ohne staatliches Moratorium sich
eine Art von Privatmoratorium zu verschaffen. Es war deshalb nicht
ungerechtfertigt, daß am 28. Oktober der Minister für Handel und
Gewerbe wiederum die Hilfe der Handelsvertretungen, aber nunmehr
nach der andern Seite, gegenüber den Schuldnern, in Anspruch nahm. Zn
seinem Erlaß teilte der Minister mit, daß verschiedene an ihn gelangte Ein-
gaben und mancherlei sonstige zu seiner Kenntnis gelangte Tatsachen er-
kennen lassen, „daß sich nicht alle Schuldner genügend darüber klar sind, daß
sie durch Säumnis in der Erfüllung ihrer Pflichten nicht nur einzelne Personen,
sondern durch die Hemmungen, die auf diese weise dem Wirtschaftsleben
entstehen, auch das Gemeinwohl schädigen". Zm übrigen handelte es sich
bei jenen Schuldnern, die auf diese weise zu Schuldigen wurden, durch-
aus nicht etwa nur um kleine Gewerbetreibende, die ihre Existenz auf dem
Spiele sahen, sondern vielfach um recht große Firmen, die natürlich in
dieser kritischen Situation wie alle Welt im Lande unter dem Mangel von
Bargeld litten, die auf der andern Seite aber jederzeit durch Kreditinan-
spruchnahme die Mittel sich beschaffen konnten, um ihre Lieferanten zu
bezahlen, hauptsächlich waren es solche Firmen, die nach oft jahrzehnte-
langer Tradition nicht gewöhnt waren, mindestens nicht in der Form von
Wechselakzepten, Kredite in Anspruch zu nehmen, und die nun nicht ge-
nügende wirtschaftliche Einsicht besaßen, um zu erkennen, daß in einer so
anomalen Zeit eine jahrzehntelang hochgehaltene Tradition gering wog ge-
genüber der Verpflichtung, die ihnen gegenüber der Allgemeinheit zustand.
3. Allmählich ivar es durch die Tätigkeit der Behörde77, der Reichsbank,
der Handelsvertretungen und einzelner einsichtiger Kaufleute i7n Lande
gelungen, die Wirtschaftstreibenden an de7r Gedanken zu gewöhnen, daß
es sich auch unter dem Kriegszustände in wirtschaftlicher Beziehung leben
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TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung]]