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1. Theil 2 - S. 92

1827 - Leipzig : Fleischer
92 los. Ottokar stand jenseits der Donau, und hielt sich hier ganz sicher. Aber plötzlich sah er zu seiner großen Bestürzung das kaiserliche Heer über den reißenden Strom setzen. Das brachte ihn so aus der Fassung, daß er um Frieden bat, und die unrecht besessenen Lander herauszugeben versprach. Rudolph willigte gern ein, und Ottokar bat fußfällig um Verzeihung und hul- digte. Aber dem wilden Könige war nicht zu trauen. Darum behielt der Kaiser einen Theil des Heeres beisammen. Es zeigte sich auch bald, wie weise dies gewesen war. Denn schon ein Jahr nach jenem Frieden stand Ottokar wieder gegen den Kai- ser auf. Schnell war dieser wieder da, setzte über die Donau, und griff den König, ob dieser gleich ein weit größeres Heer hatte, bei Cistersdorf auf dem Marchfelde einige Meilen von Wien, an, 1278. Rudolph gerieth in dieser Schlacht in große Lebensgefahr. Ottokar hatte einen starken und tapfern Polnischen Ritter vermocht, den Kaiser in- der Schlacht aufzu- suchen und umzubringen. Der Pole erreichte ihn auch, griff ihn wüthend an, und stieß sein Pferd nieder. Rudolph wäre ^ verloren gewesen, hätte er sich durch seinen Schild nicht vor dem Zertreten geschützt. Endlich gelang es ihm, sich unter dem ge- tödteten Pferde hervorzuarbeiten, und hieb sich nun so lange mit dem Polen herum, bis ihm die Seinigen zu Hülfe kamen. So errettete die Vorsehung den braven Kaiser. Anders ging es mit Ottokar. Rudolph hatte seinen Rittern ausdrücklich befohlen, seines Feindes zu schonen. Dennoch jagten zwei Rit- ter auf ihn los, stachen ihm sein Pferd nieder, und da er um sein Leben flehte, rief der Eine; „du hast mir einst meinen Freund ohne Schuld getödtet: darum mußt du jetzt sterben." So durchrannte er ihn mit dem Schwerte, während der Andre ihm einen Hieb in den Hals versetzte. Dies war Ottokars Ende; sein Grabmahl ist noch in der erzbischöflichen Kirche von Prag zu sehen. Nach dem Siege fanden Rudolphs Leute un- ter den Leichen auch jenen Polen, zwar noch lebend, aber fürch- terlich zugerichtet. Sie fragten Rudolph, ob sie den Schelm nicht vollends tobten sollten. „Das wolle Gott verhüten!" ant- wortete der Kaiser, „es wäre doch Schade, wenn ein so tapfrer

2. Theil 2 - S. 77

1827 - Leipzig : Fleischer
77 spät. Die meisten wurden umgebracht, viele ertranken im Nil, der Ueberrest mußte sich den Saracenen zu Gefangenen erge- den- Unter den letzteren befanden sich auch der unglückliche König, seine Frau Margarethe, und zwei seiner Brüder. Wel- cher Jammer unter den Gefangenen herrschte, laßt sich leicht denken. Nur Ludwig behielt heitern Muth, weil sein fester Glaube an die alles leitende Vorsehung Gottes ihn nie verta- gen ließ. „Des Herrn Wille ist geschehn," rief er; „der Name des Herrn sey gelobt!" Nun suchte der Sultan— Moat- tam hieß er -— schwere Bedingungen von dem Könige zu erpressen, und da dieser sie einzugehen sich weigerte, drohte man ihm mit der Folter, den übrigen aber mit dem Tode. Nichts erschütterte des braven Ludwigs Muth. Endlich einigte man sich dahin, daß Ludwig für seine Person die Stadt Da- miette herausgeben, für sein Heer aber eine Million Goldstücke bezahlen sollte, wovon der Sultan, durch Ludwigs edles Be- nehmen gerührt, ihm den 5ten Theil erließ. Aber ehe noch der Vertrag vollzogen wurde, ereignete sich ein Vorfall, der den König und seine Unglücksgefährten schaudern machte. Vor seinen Augen nämlich fielen die Mamelucken, ein Haufen krie- gerischer Soldaten, die der Sultan in seinen Diensten hatte, und die mit ihm unzufrieden waren, über Moattam her, und mordeten ihn auf gräßliche Weise. Mit noch blutigen Händen und Schwertern traten sie vor Ludwig, und einer rief: „was giebst du mir dafür, daß ich deinen Feind tödtete, der dich, wenn er länger gelebt, gewiß umgebracht hätte?" Und als der König sich schaudernd wegwandte, fuhr er fort: „ich werde dich aus deiner Gefahr befreien; aber erst schlage mich zum Ritter." — „Nur wenn du ein Christ wirst," antwortete Ludwig, „will ich das thun, dich mitnehmen und dir Lohn geben." — Während dessen berathschlagten die andern Mörder, ob man nicht am besten thue, alle Gefangenen zu ermorden. Welche Tage für den König! Dennoch weigerte er sich standhaft, und hatte die Freude, daß man nicht weiter in ihn drang, sondern den Vertrag des Sultans bestätigte. Aber hier trat ein neues Hinderniß unerwartet ein. Die Einen verlangten nämlich, der König sollte bei der Beschwörung

3. Theil 2 - S. 139

1827 - Leipzig : Fleischer
139 geradezu Nachlässigkeit verwarfen, und ihm sagten, er habe sich nun schon seit 15 Jahren nicht in den Reichslandcn sehen las- sen; sie würden ^daher nun ohne ihn beschließen, was sie für das Beste hielten. Wahrend diese Vorwürfe des Kaisers Gemüth noch be-» schäftigten, wurde er von einer andern Seite noch mehr geäng- stigt. Ein Haufen Soldaten, den Friedrich verabschiedet, aber noch nicht ganz bezahlt hatte, schwärmte plündernd um Wien herum. Die Oestreicher, die mit Friedrich längst schon sehr un- zufrieden waren, verlangten, er solle die Leute bezahlen, und dem Unwesen dadurch ein Ende machen. Aber Friedrich hatte dazu nicht Geld genug, und begehrte von den Wienern einen Beitrag von 6000 Gulden. Das schlugen ihm diese rund ab, und da nun die Räubereien fortdauerten, so empörten sie sich unter ihrem Bürgermeister Holzer, und belagerten den Kaiser in seiner Burg. Alb recht, dessen Bruder, hatte sich mit die- sem nie vertragen können, und war überhaupt ein böser Mensch. Kaum hörte er von der Roth Friedrichs, so eilte er geschwind herbei, hetzte die Bürger noch mehr auf, und kündigte ihm förmlich den Krieg an. Friedrich hatte nur 200 Mann bei sich. Aber er zeigte dies Mal eine seltene Standhaftigkeit, vertheidigte sich zwei Monate lang, und rief von der Mauer den ungetreuen Bürgern laut zu: „hier will ich mich vertheidi- gen, und sollte das Schloß mein Gottesacker werden!" Er schickte schnell nach Regensburg, wo die Fürsten gerade versam- melt waren, und bat um Hülfe; diese wurde ihm auch sogleich versprochen; aber ehe sie ankam, wäre er gewiß verloren ge- wesen, hätte ihm nicht Georg Podiebrad, obgleich sonst sein Feind, in der größten Roth beigestanden. Er zog mit einem Heere nach Wien, und brachte eine Vermittelung zu Stande. Der schändliche Albrecht starb zum Glück bald darauf; sonst hätte er seinem Bruder gewiß noch viel zu thun gemacht. Zwei und zwanzig Jahre darauf wurde Friedrich abermals in seiner Residenz angegriffen. Der König Matthias von Un- garn fing mit ihm Krieg an, gerade zu der Zeit, wo auch die Türken bis Steiermark, Kärnthen und Krain vorgedrungen wa- ren. Der Kaiser, dem es immer an Geld, also auch an Soida-

4. Theil 2 - S. 174

1827 - Leipzig : Fleischer
174 Mitte! ersonnen. Bonifacrus 8., ein Papst der um das Iahe 1300 lebte, hatte ein Jubeljahr ausgeschrieben d. i. wer in diesem Jahre nach Rom wallfahre, und dort die Ver- gebung seiner Sünden erkaufe, solle von aller Strafe des Him- mels frei seyn. Dies sollte alle hundert Jahre wiederholt wer- den. Es fand sich eine so ungeheure Menschenmenge ein, daß die folgenden Papste dies treffliche Mittel, zu recht vielem Gelde zu kommen, alle 50, hernach alle 30, und zuletzt alle 25 Jahre wiederholten.^) Aber ein noch einträglicheres Mittel, das arme Volk um sein Geld zu bringen, war der Ablaß. Der Beichtvater hatte zwar, nach der Meinung der Kirche, das Recht, den Beichtenden ihre Sünden zu vergeben; aber Gott behielt sich doch noch einige Strafe vor. Wenn diese nicht in diesem Leben gebüßt würde, so müßte der Sünder nach dem Tode im Fegefeuer so lange brennen, bis die Schuld ausgetilgt sey. Wer nun aber auch jene von Gott -sich vorbehaltene Strafe los seyn wollte, brauche nur den Ablaß zu kaufen, d. i. er bekam einen Zettel, für den er eine bestimmte Summe bezah- len mußte, und wodurch ihm die Erlassung von Strafe zuge- sichert wurde. Um nun dem Volke den Kauf der Ablaßzettel recht leicht zu machen, schickte er Leute herum, die ihn recht un- verschämt anpreisen mußten. Auch konnte man Zettel bekom- men, durch welche man vom Fasten und von geleisteten Gelüb- den entbunden wurde, und die Eclaubniß erhielt, gestohlenes Gut zu behalten oder Gewaltthätigkeiten auszuüben. Das dafür gelöste Geld kam nach Rom: nur dann und wann ließ der Papst auch diesen oder jenen Fürsten an dem Gewinn Antheil nehmen. So erlaubte der Papst dem Kurfürsten von Sachsen den Verkauf des Ablasses auf zwanzig Jahre, damit von dem Ertrage die abgebrannte Stadt Freiberg wieder aufgebaut würde; den vierten Theil aber behielt sich der Papst vor. Gegen diese und viele andre Mißbräuche hatten sich dann und wann fromme und verständige Männer aufgelehnt. Die Albigenser, Wiklef, Huß und andere sind schon genannt worden- *) *) Selbst ln unfern Tagen, 1825, ist vom Papst Leo 12. ein solches Jubeljahr gehalten, aber freilich nicht so stark wie in jenen Jahr- hunderten des Aberglaubens benutzt worden.

5. Theil 2 - S. 215

1827 - Leipzig : Fleischer
215 der trä geiohann Friedrich aufgebrochen. Cr hatte, weil er von dem Verrathe seines Vetters Moritz nichts ahnte, diesem während seiner Abwesenheit sein Land anvertraut. Moritz mußte, wenn er sein Bündniß mit dem Kaiser nicht zu früh verrathen wollte, den drückenden Auftrag annehmen. Das Bundesheer war stärker als das kaiserliche. Karl hatte sich bei Ingolstadt verschanzt, und Schärtlin erbot sich, das Lager zu erstürmen. Aber dazu waren die Bundeshäuptec nicht zu bringen. Sie begnügten sich, es drei Tage lang zu beschießen; dann zogen sie plötzlich wieder ab, so daß der Kaiser selbst kaum seinen Augen traute. Noch hatte der Krieg kaum angefangen, und doch wa- ren sie seiner schon vom Herzen überdrüssig; sie baten den Kai- ser um Frieden, und da dieser ihn nicht bewilligen wollte, so zogen sie wieder nach Hause, weil der Winter vor der Thürs war, und Johann Friedrich die Nachricht bekommen hatte, daß ihm Moritz treuloserweise sein Land größtentheils weggenommen habe. Das Einzige, was dem Kurfürsten gelang, war, daß er nicht nur schnell Moritzen heraustrieb, sondern diesem nun selbst sein Land bis auf einige Städte zur Wiedervergcltung wegnahm. Karl ließ das Bundesheer ruhig ziehen, und wandte sich zuerst gegen die Städte in Schwaben, die sich sämmtlich unter- warfen, und die kaiserliche Gnade mit schweren Strafgeldern erkaufen mußten. Im Jahre 1547 aber zog er nach Sachsen, die. angedrohte Strafe an dem Kurfürsten und dem Landgrafen zu vollziehen. In Cger vereinigte er sich mit Ferdinand und Moritz, und stand am 22. April nicht weit von Meißen, wo sich der Kurfürst befand, ehe dieser von seiner Annäherung et- was gemerkt hatte. Nun aber ging er auf das rechte Elbufer, brannte die Brücke hinter sich ab, und zog sich längs des Stro- mes bis gegen Mühlberg hinab. Ihm folgte Karl auf dem linken Ufer. Der Kurfürst war so sorglos, ob er gleich viermal weniger Leute hatte als der Kaiser, daß er so gut als nichts that, den Uebergang der Kaiserlichen zu wehren. Als am Abende vor der Schlacht Karl mit Ferdinand und Moritz an der Elbe hin ritt, und sie überlegten, wie man wohl hinüber- setzen könnte, brachte Herzog Alba einen Müllcrburschen herbei, der sich erbot, ihnen eine Stelle zu zeigen, an welcher man

6. Theil 2 - S. 250

1827 - Leipzig : Fleischer
250 beschloß er, diesem die Erbfolge von Böhmen und Schlesien zuzuwenden. Um dies nuszurichten, wollte er sich der List be- dienen. Leopold mußte unter der Hand Truppen werben. Diese brachen plötzlich 1610 in Böhmen ein, und gingen gerade auf Prag los. Ganz Böhmen gcrieth darüber in Schrecken, und rüstete sich zur Gegenwehr. Auch Matthias drang sogleich in Böhmen ein, um' die Passauer zu vertreiben. Nun wurde dem Kaiser bange. Ec ließ sie, ehe Matthias anlangte, wieder ab- ziehen. Aber damit waren die Böhmen und Matthias noch nicht zufrieden. Jene bemächtigten sich des Schlosses, und be- setzten es mit Wachen, so daß Rudolph nicht einmal in den Garten gehen konnte. Als Matthias ankam, sah Rudolph wohl ein, daß er der Absetzung nicht entgehen könnte. Er be- rief daher einen Landtag, und erklärte: „aus brüderlicher Liebe zu Matthias wünsche er, daß dieser jetzt schon zum Kö- nige von Böhmen erklärt und gekrönt werde." Das ließen sich die Stände gefallen, nachdem ihnen der neue König ihre alten Rechte und Freiheiten feierlich bestätigt hatte. Auch die Schle- sier und Lausitzer wurden nun ihrer Pflichten gegen Rudolph entlassen, und an Matthias gewiesen. Dieser setzte dem Kaiser ein bestimmtes Iahrgeld aus, und wies ihm auf Lebenszeit vier Herrschaften an. Als Rudolph den Vertrag unterschrieben hatte, zerbiß er die Feder mit den Zähnen, und warf wüthend seinen Hut auf die Erde. Aber der ohnmächtige Zorst half dem Armen nichts, als daß er sein Leben abkürzte. Er starb schon im Januar 1612. Matthias wurde nun auch zum Kaiser gewählt. Es ist nicht zu leugnen, daß sein Betragen gegen seinen Bruder nicht löblich gewesen war. Daher führte er auch keine glückliche Re- gierung; der Fluch seines unglücklichen Bruders lastete auf ihm. Auch hat er nicht viel besser als Rudolph regiert, so daß er wieder durch sein Beispiel zeigte, daß es leichter>sey zu tadeln, als besser zu machen. Er war kränklich, träge und sorglos. Die Spannung zwischen den Religionspartheien wurde immer größer, und von den Kanzeln herab hörte man nicht de Lehren der Tugend und Menschenliebe, sondern Scheltworte gegen die Andersdenkenden- Die Evangelischen im Oefterrcichischen sahen

7. Theil 2 - S. 231

1827 - Leipzig : Fleischer
231 besondere Könige. Nun geschah aber, daß zu Ende des 14ten Jahrhunderts in Dänemark und Norwegen eine sehr kluge und unternehmende Königin regierte, welche Margaretha hieß. Sie hatte die Freude, daß die Schweden ihren Pflegesohn, den jungen Herzog Erich von Pommern, zum Könige wählten, und nun gab sie 1397 ein Gesetz, welches man die calmari- sche Union nennt, wonach künftig alle drei Länder unter einem und demselben Könige stehen sollten. Aber es zeigte sich bald, daß diese Vereinigung nicht zweckmäßig war, und da Erich nicht die Liebe seiner Unterthanen sich zu erhalten verstand, so setzten ihn die Dänen ab, und wählten 1448 einen neuen König aus dem Hause Oldenburg, Christian 1. Dieses Haus regiert noch heute auf dem Throne von Dänemark- Auch die Schweden setzten endlich den elenden Erich ab. Anfangs schlossen sie sich an Dänemark an; da aber hier das Haus Oldenburg auf den Thron kam, so wählten sie einen ein- heimischen Großen zum Könige. Da dieser starb, begnügten sie sich 50 Jah-e lang, von 1470 — 1520, mit einem Reichsvorste- her aus der Familie des letzten Königs; denn die schwedischen Großen waren zu stolz, um einen ihres Gleichen als König anzu- erkennen. Die drei Reichsvorsteher, welche in jenen 50 Jahren regierten, hießen Sten Sture 1., ein ausgezeichneter Mann, und Stifter der Universität Upsala, Suante Nielsson Sture, und Sten Sture 2. Dieser Sten Sture 2. hatte unter dem schwedischen Adel einen Todfeind, den Erzbischof von Upsala, Gustav Trolle, einen Mann von ungemessenem Ehrgeize, und da es zwischen bei- den bald zu einem offenen Kriege kam, so wandte sich der be- drängte Erzbischof an den König von Dänemark, Christian 2-, der seit 1513 regierte, und ein Enkel jenes Christian 1. war. Mit Freude hatte dieser verschlagene Mann die Uneinigkeit in Schweden bemerkt, und insgeheim den Erzbischof zu noch größe- rem Hasse gegen Sture gereizt, in der Hoffnung, dadurch auch den schwedischen Thron zu gewinnen. Dies Mal gelang ihm sein Plan. Die Parthei Trolle's rief ihn ins Land. Christian bemäch- tigte sich in einigen Feldzügen Schwedens, Sten Sture verlor in einer unglücklichen Schlacht durch eine Kanonenkugel das Leben,

8. Theil 2 - S. 233

1827 - Leipzig : Fleischer
233 un- wurde von Christian heimtückifcherweife nebst fünf schwedi- schen Reichsräthen gefangen genommen, und nach Dänemark als Geißel geführt. Hier mußte er anfangs in einem engen Gefäng- nisse schmachten; dann aber nahm ihn einer seiner Verwandten, Namens Banner, zu sich, indem er sich mit einer Summe von 6000 Rlhlr- für den Jüngling verbürgte. Während er hier sich aufhielt, vollendete Christian die Unterwerfung Schwedens. Mit verbissener Wuth hörte Gustav den Tod Skure's, und den Fall Stockholms. Der Boden brannte ihm unter den Füßen; er hielt es für einen Verrath an feinem Vateclande, länger hier zu ver- weilen, und für eine größere Schuld, als undankbar gegen Ban- ner zu handeln, dem er ja, wenn sein Plan gelänge, die Bürg- schaft vielleicht wieder ersetzen konnte. Er verschaffte sich Bauer- kleider, schloß sich an einige deutsche Viehhändler an, die Ochsen aus Jütland geholt hatten, und half ihnen als Knecht das Vieh weitertreiben. So kam er unerkannt nach Lübeck. Sogleich be- gab er sich aufs Rathhaus, gab sich zu erkennen, und bat um Schutz. Lübeck war noch immer das Haupt der Hanse, und mir Christian in feindlichem Verhältniß; denn er hatte den Handel dev Hanse beschrankt, und den hanseatischen Schiffen den Eingang in dänische Häfen verboten. Um so bereitwilliger war man, den schwedischen Flüchtling zu unterstützen. Während man noch be- rathschlagte, traf auch Banner in Lübeck ein; er war jenem nach- gereist, und verlangte seine Auslieferung. Die Rathsherrn glaub- ten, ihm diese nicht verweigern zu dürfen, und eben wollte schon Banner mit Erichson abziehen, als der Bürgermeister Broms sich des letztem annahm. „Klugheit wie Rechtlichkeit," sprach er, „verpflichten uns gleich stark, den nicht zu verlassen, der un- sere Hülfe in Anspruch nimmt." Banner wurde also abgewiesen, und nachdem Erichson sieben lange Monate hatte warten müssen, erhielt er endlich ein Schiff, welches ihn nach Schweden brachte. Zunächst eilte er nach Calmar, und entdeckte sich dem schwedischen Eommandanten. Dieser aber war so in Furcht vor Christian befangen, daß er jenem andeutete, sofort die Stadt zu verlassen; sonst müsse er ihn an den König ausliefern. Erichson wanderte daher in Bauernkleidern weiter, und da die Dänen ihm schon auf der Spur waren, so mußte er sich am Tage im Walde

9. Theil 2 - S. 240

1827 - Leipzig : Fleischer
240 Abel.' Erichsoy erwiederte: „ich danke euch, meine theuren Lands- leute, für eure Liebe. Was geschehen ist, habe ich nicht allein gethan, und Jeder von euch Hütte an meiner Stelle dasselbe verrichtet. Die beste Belohnung ist mir euer Vertrauen; die Krone aber schlage ich aus guten Gründen aus. Wühlt jeman- den, der älter ist als ich." Die Versammlung Hütte durch nichts unangenehmer überrascht werden können, als durch diese Erklä- rung. Viele, vergossen Thränen, fielen auf die Knie, und fleh- ten ihn an, das Vaterland doch nun nicht zu verlassen. Nach vielen Weigerungen willigte er endlich ein, und nun erfolgte ein allgemeines Freudengeschrei. Von da an hat er bis 1560 ruhmwürdig regiert. Auch war er es, der die Reformation in Schweden entführte. Noch ist kurz zu erzählen, was aus dem Tyrannen Christian 2. geworden sey. Nachdem er aus Schweden zurückgekommen war, und überall Haß und Verachtung fand, suchte er sich durch einige gute Gesetze und Einrichtungen wieder bei seinem Volke in Gunst zu setzen. Aber man kannte ihn schon. Zu- gleich ließ ihm seine Habsucht keine Ruhe, und er streckte seine Hände nach Holstein, welches seinem Oheim Friedrich gehörte, und nach dem reichen Lübeck aus. Da beschlossen endlich einige geistliche und weltliche Reichsrüthe einen entscheidenden Schritt zu wagen. Sie erklärten im December 1522 auf einer Ver- sammlung in Wiborg, ihm nicht mehr gehorchen zu wollen, und riefen Friedrich von Holstein zu ihrem Könige aus. Zu- dem war Christian in Rom hart verklagt worden, weil er in Stockholm zwei Bischöfe habe hinrichten lassen. Der Papst, ohnedies schon mit ihm wegen seiner Neigung für die Refor- mation unzufrieden, schickte einen Legaten nach Koppenhagen. Christian wich dem Ungewitter dadurch aus, daß er alle Schuld auf den Erzbischof Slagheck wälzte. Dieser wurde sogleich, zu Jedermanns Freude, ins Gefängniß geworfen, nach einigen Wochen aber das Urtheil an ihm vollzogen. Unter dem Freu- dengeschrei eines zahlreich versammelten Volks wurde er, noch ganz in Sammt und Seide gekleidet, aus dem Gefängnisse nach dem Richtplatze geführt, und in den um ihn lodernden Flam- men entfloh ihm unter den peinlichsten Qualen seine schuld- *

10. Theil 2 - S. 313

1827 - Leipzig : Fleischer
313 Daß der Kaiser diese Gewalttat nicht ungestraft lassen würde, konnten die Stände wohl denken. Daher sorgten sie ge- schwind für ihre Sicherstellung, ernannten 30 Directoren zur Verwaltung des Landes, besetzten das Schloß mit ihren Solda- ten, und nahmen die Beamten in Eid und Pflicht. Auch wur- den die Jesuiten, die man, wohl mit Recht, als Unheilstifter be- trachtete, aus dem Lande gejagt. Dann schrieben sie an den Kai- ser, um ihren Schritt zu rechtfertigen: „sie wären aus erhebli- chen Ursachen gezwungen gewesen,'wider einige Zerstörer des ge- meinen Nutzens, die sie um ihren Majestätsbrief hätten bringen wollen, rechtmäßig zu verfahren; er werde gewiß deshalb mit ihnen zufrieden seyn." Das war ec aber keineswegs. Im Ge- gcntheil entsetzte er sich über ihre Kühnheit, und hätte gleich Truppen gegen sie marschiren lasten, wäre er nicht theils träge und furchtsam gewesen, und hätte er andern Theils hinlängliche Soldaten gehabt. Darum zog er gelinde Seiten auf, und er- mahnte sie zur Ruhe und llntcrwerfung. Aber die Stände trau- ten seinen Worten nicht, besonders da sie wußten, daß sein Vet- ter, der Erzherzog Ferdinand, gerathen hatte, sogleich Gewalt gegen sie zu gebrauchen. „Gott selbst," sprach dieser, „hat die Böhmen mit Blindheit geschlagen, damit sie durch diese erschreck- liche That zeigten, daß ihr Betragen nicht aus Gott, sondern aus dem Teufel sey. Demnach halte ich dafür, d^aß nichts übrig bleibe, als zu den Waffen zu greifen." 2. Der Pfalzgraf Friedrich 5. Das geschah auch wirklich. Matthias rüstete ein Heer; aber noch ehe es in Böhmen eindringen konnte, machten schon die Truppen der Stände einen Einfall in Oestreich. Die Schle- sier und die Lausitzer traten auf ihre Seite, und selbst die Stände in Oestreich machten Miene, sich mit ihnen zu vereinigen. Bei dem allen war Keiner mehr zu bedauern als der Kaiser. So wie er cs 9 Jahre vorher mit seinem Bruder Rudolph gemacht hatte, fast eben so machte cs nun der andere Bruder, Maximilian, und sein Vetter Ferdinand mit ihm. Wer könnte hier die göttliche Vergeltung verkennen! Sie führten ohne Weiteres seinen besten Freund und Rathgeber, den Cardinal Clcsel, einen heimtücki-
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