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Zweites Kap. Religion.
sondern der gemeinen Bürgerfeste oder Volksbelustigungen, dann von Kleidun-
gen, Speisen und Sitten auch der geringeren Klassen geben uns in anziehen-
den Bildern zu erkennen, wie damals die öffentlichen Bedürfnisse noch nicht
den Privatwohlstand verschlangen, wie noch des Bürgers blieb, was er durch
Emsigkeit errungen, und daß nicht blos erworben, sondern auch genos-
sen ward.
Zweites Kapitel.
Religion.
§. 1. Ausbreitung des Christenthums. Reich des Islam.
Noch immer — wiewohl in langsameren Fortschritten — breitete sich das
Christenthum aus; es erhielt jezt in Europa beinahe die vollständige Herr-
schaft. Nur im tiefen Norden verharrten noch einige finnische und lettische
Stamme beim Heidenthume. Die südlicheren Stämme der lezten, die Lit-
thauer und die Preußen, Livcn und Esthen horchten theils freiwillig,
theils gezwungen der christlichen Lehre. Dieselbe triumphirte abermals in den
spanischen Ländern durch den Eifer Ferdinand's des Katholischen,
des Besiegers und dann Unterdrückers der Mauren. Dagegen wich das Kreuz
im südöstlichen Europa dem furchtbaren Halbmonde der Osmancn.
Durch dieselben Osmanen ward im westlichen Asien die Herrschaft
des Islam befestigt. Fast alle Sultane — nach dem Beispiele ihres Ahn-
herrn Osman — waren Glaubenseiferer. Die Sunna erhielt durch sie
entschiedenen Sieg (s. oben S. 134). Das Hauptrcich der Schiiten wurde
Persien. Vergebens hatte Tinnir im Dienste Ali's gestritten und ge-
mordet, zur Rache Ho sein's Haleb unddamaskus mit Blut überschwemmt:
nach seinem Abzüge kehrte der alte Glaube wieder. Doch war durch Timur
die Lehre Mohammed's überhaupt in Asien bekräftigt, ja mächtig ausge-
breitet worden. Viele Stämme der Tataren und Mongolen brachte er
zur Verehrung des einen Gottes und seines Propheten, und in Indien
legte er den Grund zu den glänzendsten Eroberungen des Islam. Die Hoff-
nungen der Christen auf die Bekehrung der Mongolen, und was sie hin
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europa Persien Asien Gottes Indien
38
Erstes Kap. Von dem Reiche der Teutschen.
die Anhänglichkeit an den für rechtmäßig erkannten König, als wenn die
Rache von Privat-clcidigungcn der Anlaß war, erscheint der Sieg und der
Bund der Waldstädte; auch ist Wilhelm Tel!'s Geschichte durch die Wir-
kung, die der Glaube daran in den Gemüthern von Tausenden erzeugte,
und als allgemein wahre Darstellung eines freiheitstolzen Mannes weit
mehr, als durch den Umstand, ob sie 1308 wirklich geschehen, interessant
und selbst der Welthistorie angehörig. Endlich, wenn Fürstenthümer und
Königreiche troz Allem, was der rechtlichen Form ihrer Errichtung feh-
len mag, als bestehend heilig sind: so mag ein Freiheitsbund, wenn
in der Wirklichkeit festbcgründct und als wohlthätiges Gemeingut eines
Welttheils erscheinend, wohl nicht geringere Heiligkeit ansprechen, ob auch
einzelne Thatumstände seiner Entstehung so oder anders beschaffen seyen. Wir
werden später, bei der Darstellung des Wachsthums der schweizerischen Eid-
genossenschaft, mehr als einmal die Ungerechtigkeit der Mittel, wodurch
es geschah, trauernd bemerken müssen.
§. 10. Friedrich der Schöne.
Ungeachtet der Gefangennehmung seines Gegners, ungeachtet der Aner-
kenntniß fast aller Fürsten ward dennoch Ludwig seines Reiches nicht froh.
Rastlos sezte Leopold von Oestreich den Krieg fort; und so tief war die
Erbitterung wider seines Bruders Feind in sein Gemüth gedrungen, daß der
sonst vielfach gerühmte Fürst, des teutschen Vaterlandes vergessend, eher dem
Ausländer als dem Baier die Herrschaft gönnte. Der Papst wurde emsigst
aufgereizt wider Ludwig, und der französische König eingeladen, die Krone
der Teutschen für sich zu nehmen. Weit edler der schöne Friedrich Selbst.
Als Ludwig, durch die Stärke seiner Feinde beängstigt, nach Trausniz
ritt, mit dem Gefangenen sich zu vergleichen; da entsagte Friedrich, um das
Geschenk der Freiheit, der Reichskrone, und versprach eigenen Beistand wider
Ludwig's Feinde, auch seine Tochter dem Sohne des Königs zum Weibe
(6. März 1323). Aber Leopold's Herz blieb unversöhnlich, der Papst drohender
als zuvor. Und da kehrte Friedrich, weil er den Frieden nicht herstellen
konnte, zurück zu Ludwig, um sein Gefangener zu seyn. Dieser aber, den
solche Tugend rührte, umarmt' ihn als Freund und Bruder, und theilte mit
ihm das Reich. Gemeinschaftlich sollt' cs von beiden Königen verwaltet wer-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm Friedrich_der_Schöne Friedrich Ludwig Ludwig Leopold_von_Oestreich Leopold Ludwig Ludwig Friedrich_Selbst Friedrich Ludwig Ludwig Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Ludwig Ludwig
L8 Erstes Kap. Von dem Reiche der Teutschen.
von Oestreich auf jenes Land erhoben worden. Damals that Albrecht, das
nähere Recht der obcrbaierischen Fürsten ehrend, auf seine Forderung
Verzicht.
Dagegen verlor das Haus Baiern um dieselbe Zeit die großen und rei-
chen Provinzen Holland, Seeland, Friesland und Hennegau, welche
durch K. Ludwig's Iv. Vermahlung mit der Erbin jener Länder an das-
selbe gekommen. Verbrechen und Unglücksfallc trübten die Regierung der
Söhne und Enkel Ludwig's; seine Urenkelin Jakobea, berüchtigt durch ihre
Leidenschaften und durch ihr Schicksal beklagenswerth, verlor all' ihr Land
durch die ungerechte Gewalt Philipp's, des mächtigen Herzogs von Bur-
gund, der durch seine Mutter aus demselben Hause stammte.
Noch ist von Si gismund's Zeit bcmerkenswerth, daß unter ihm die
Zigeuner in Europa erschienen. Zahlreiche Banden braungclbcr, schwarz-
haariger Menschen, unbekannter Abkunft und von seltsam klingender Sprache, ihrer
Aussage nach weit her aus Morgenland—- Viele nannten Aegypten —
über Ungarn kommend, durchzogen unstät, unter eigenen Häuptlingen, doch
in freier Natursitte, meist unter Zelten lebend, die Länder Europa's. Sie
wiesen Schuzbriefe vor von Kaiser und Papst — denn sie hatten Geld und
Kostbarkeiten, und nannten sich Christen; — aber die Eingeborenen scheuten
das Gesindel, welches den bürgerlichen Sitten fremd, bald auch den Eigen-
thumsrechten und der Ordnung der Gesellschaft feindselig erschien. Unerklärt
ist noch heute die Abstammung der Zigeuner und die Ursache, die sie in die
europäischen Länder warf. Große Gelehrte haben ihre Heimath in Multan
gesucht, von wannen sie bei den gewaltigen Erschütterungen Ostindiens, zu
welchen Tamcrlan's Eroberungen den Anstoß gegeben, über Mittcl-
und Vorder-Asien nach Europa gekommen seyen. 2oh. v. Müller scheint
geneigt, sie für böhmische Horden zu halten, deren Mundart damals den
Westeuropäern so fremd, als eine ostindische erklingen, und deren Zer-
streuung in die Länder eine Folge der Kriegsnoth und Verwilderung seyn
mochte. Auch daß die Franzosen sic bohémiens nennen, scheint dieser Hypo-
these günstig. Doch hat sie nicht^vielen Beifall gefunden.
Mit Sigismund erlosch das luxemburgische Kaiserhaus. Nach
ihm beginnt die fortlaufende Reihe der östreichischen Kaiser. Von
den neuen Verhältnissen, welche hiedurch sich bildeten, handelt die:
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Extrahierte Personennamen: Oestreich Albrecht Albrecht Jakobea Sigismund
Extrahierte Ortsnamen: Haus_Baiern Holland Seeland Friesland Hennegau Ludwig's Europa Ostindiens Europa
164
Fünftes Kap. Asien.
?)ucu geheißen), wiewohl in einigen Zeugungen noch kräftig, auch Mtiff
löblich regierend, ermattete dennoch in der Folge und erlag sofort dem Na-
tionalhassc der Chinesen. Nur eingeschläfert war derselbe durch die Klugheit
der mongolischen Kaiser, oder nicdergeschrcckt durch ihre Kraft gewesen:
sobald beides erniangcltc, brach er hervor mit Allgewalt. Ein Diener aus
einem Bonzcnklostcr, Tschu mit Namen, rief, als der Kaiser Schün-Ti
(der neunte seines Hauses), ein schwacher und schwelgerischer Mann, aus dem
Thron saß (von 1333 bis 1368), das chinesische Volk in die Waffen, zur
Endigung der fremden Herrschaft. Der Abfall ward, bald allgemein, die
mongolischen Häupter, unter sich selbst in Zwietracht, vertheidigten den
Thron nur wenig. Der Kaiser floh in die Mongolei (1368), seiner Vor-
fahren heimathliches Land. Von Karakorum aus beherrschte dann sein
Sohn, Bisurdar-Chan, die weite Steppe. Man heißt dieses Reich das
der nördlichen Uuen oder der Kalkas-Mongolen. Aber bald löste cs
sich auf durch innere Entzweiung und äußere Gewalt. Die Horden, in der
Wüste sich zerstreuend, kehrten zur Unabhängigkeit unter einzelnen Häuptern
»zurück; und die Chinesen, solcher Theilung sich freuend, unterwarfen sich
nach und nach die meisten Stämme. Also ward die beleidigte Majestät des
Kaiserreiches an den fremden Näubcrhorden gerächt.
In Sina selbst bestieg Tschu— nach seiner Erhöhung Hongwu oder auch
Ta-Tschu Iv. genannt, — der Befreier seines Volkes, den wohlverdienten
Kaiserthron. Die berühmte, mächtige, an guten Kaisern wenigstens vcrglei-
chungswcisc fruchtbare Dynastie, welche er stiftete, führte den Namen Ming.
Sie hat bis in die neueren Zeiten geherrscht (bis 1640).
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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Extrahierte Personennamen: Sina
Extrahierte Ortsnamen: Asien Mongolei Bisurdar-Chan
49
G ♦
Erstes Kap. Von dem Reiche der Teutschen.
ja er ermunterte durch eigenes Beispiel wie durch die Kraftlosigkeit seiner
Gcgenvcrftigungcn die Keckheit der Bösen. Während er sich des Schau-
gepränges der kaiserlichen Majestät erfreute und die Großen des Reiches zu
knechtischen Dienstverrichtungen um seine Person erniedrigte, befestigte er durch
Zulassung und Geseze die selbstständige Hoheit der Fürsten, und beförderte
die Auflösung des Reichsverbandcs. In Burgund ließ er zwar sich zum
Könige krönen (1363); aber er verwahrloste oder vergeudete dort, was noch
von Reichsrcchtcn übrig war, und machte ihre Wiedererwerbung dadurch fast
unmöglich, daß er den Dauphin Karl zum beständigenrcichsvikar in Arelat
ernannte.
Noch unrühmlicher benahm er sich in Italien, dem Schauplaze so vie-
ler Großthaten seiner Vorfahren im Reiche. Er ging dahin (1334) mit
einem Heere von 30,000 Mann, empfing in Mailand — durch Vergünstigung
der Vis conti's, die ihn als Werkzeug eigener Größe brauchten — die
lombardische und in Nom die Kaiserkrone. Aber — gemäß geheimen
Vertrages mit dem Papste — nicht Eine Nacht durfte er in den Mauern
dieser Stadt der Cäsarn weilen, und der Spott des Volkes begleitete ihn bis
an die Alpen. Was er an Ehre verlor, das suchte er durch Geld zu er-
sezcn, und er verkaufte Freiheit an Städte, Gewalt an Tyrannen, Titel und
Ehren an Jedermann um baares Geld. Berühmte Schriftsteller haben die
Klugheit dieses Verfahrens gepriesen; wir können es nicht anders als
schändlich nennen.
§. 17. Verschiedene Merkwürdigkeiten.
In den Zeiten dieses Kaisers erlitt Europa, außer den gehäuften
liebeln des Krieges und der neu einrcißenden Barbarei, noch vielfältige na-
türliche Bedrängniß. Die Geschichtschreiber jener unglücklichen Tage erzählen
uns von lang anhaltenden zerstörenden Erdbeben, von Hungers noth,
zumal aber von einer über dem ganzen Erdtheil wüthenden, unerhört schreck-
lichen Pest (1347 ff.). Es scheint, daß dieselbe, wie die meisten großen
Sterblichkeiten, welche die Geschichte uns aufbewahret, aus Aegypten ge-
kommen und, auf einem doppelten Wege gegen Aufgang und Niedergang sich
ausbreitend, bis an's morgenländische wie bis an's atlantische Meer
tödtend geschritten sey. Ihre Symptome waren furchtbar. Der Mensch be-
kam eine Beule und starb binnen drei Tagen in großer Qual. Der rohe
v. Rvtteck, allgcm. Geschichte. Vi. 4
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Burgund Arelat Italien Mailand Europa
1
Oc streich i sch e Kaise r. L9
Iv. Abtheilung
der teutschen Geschichte.
Oestreichische Kaiser.
§. 23. Albrecht Ii.
Kaiser Sigismund, wie zur Vergütung der früher wider Oestreichs
verübten Feindseligkeit, hatte Albrecht V. seine einzige Tochter, Elisabeth,
zum Weibe und damit das Erbrecht auf zwei Kronen, Ungarn und Bö-
heim, auch den näheren Anspruch auf die dritte, das Kaiserthum, gege-
den. Schon waren die inneren Verhältnisse Teutschlands und die Rechte der
Stände dermaßen befestigt, daß ein mächtiger Kaiser nicht mehr gefährlich
schien. Dagegen erkannte man die Nothwendigkeit, einen durch Hausgut Ge-
waltigen zu erkiesen, damit er aus eigenen Hilfsquellen die Würde des Thro-
nes handhabe, die Einigkeit des Reiches erhalte und selbes wider äußere
Feinde schirme. Also ward, ohne einigen Widerspruch, Albrecht, das
Haupt des Hauses Oestreich, der als teutscher König der Zweite heißt, zu
Sigismund's Nachfolger erwählt (18. März 1438). Schon hatte Ungarn ihn
als König erkannt, und Böhmen wurde nach schwachem Widerstände der
Utraquisten (oder Kalixtiner) dazu gezwungen.
Nur kurze Zeit besaß das Reich diesen vortrefflichen Fürsten. Vortrefflich
war er nach dem Urtheile aller Zeitgenossen und nach der Ehrfurcht, die er
selbst den Feinden einflößte. Sein Hausland Oestreich dankte ihm die so
viele Klugheit als Kraft heischende Handhabung des Landfriedens und die
Früchte davon, Ordnung und bürgerliche Wohlfahrt. Seine ererbten Reiche er-
kannten in ihm den gütigen und gerechten Fürsten, den unerschrockenen Bcschüzer
der äußeren Sicherheit wie der inneren Ruhe. Auch Teutsch land hatte er die
Segnungen des Friedens und der bürgerlichen Ordnung zugedacht. Auf dem
Reichstage zu N ü r n b e r g überreichte Kasparschlik, sein weiser Kanzler, einen
wohl durchdachten Entwurf zur Herstellung des Landfriedens in dem mehr als
alle andere Länder Europa's durch die Wuth der Befehdungen geplagten Reiche.
Die Eintheilung desselben in sechs Kreise, jeder unter einem Kreishauptmanne,
sollte die Handhabung der Gcscze und der Ordnung sicher stellen, das An-
sehen der Reichsstädte sollte der Stimme des Friedens eine wirksamere
L
___Jj
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Albrecht_Ii Albrecht Sigismund Albrecht_V. Albrecht_V. Albrecht Albrecht Oestreich Oestreich
Erster Zeitraum
der neueren Geschichte.
(Siebenter Zeitraum der gesummten Weltgeschichte.)
Geschichte von der Cntdeckung Amerikas
bis zum
westphälischen Frieden.
Vom Jahre Christi 1492 bis 1648.
Erstes Kapitel.
Vorläufiger Ueberblick.
I. Quellen.
8- *
Vergleichung der neueren mit den alten Geschichtschreibern.
Wir treten nunmehr in eine reiche Gallerte historischer Erinnerungen.
Theils haben die Ereignisse der neueren Zeit ihre Spuren kenntlich in dieje-
nigen Verfassungen und Lebens-Verhältnisse eingedrückt, welche noch
jezt bestehen, oder vor Kurzem bestanden, und reden also zu uns mit tausend
lebendigen Zungen: theils mehrt sich jezt — begünstigt zumal durch die stei-
gende Kultur und durch die unermüdliche Büchcrpresse — die Zahl der todten
Denkmale und jene der treuen Schrift; die lezteren insbesondere in Urkun-
den, Gesezen, Staatsschriften, Friedensschlüssen und viclnamigen Volkerverträgeu.
Auch tritt ein ansehnlicher Chor von Schriftstellern auf, in deren mehre-
ren bereits wieder ein klassischer Geist weht, wiewohl minder lebenskräftig,
als in den goldenen Tagen Griechenlands und Roms. Zwar waren es die
großen Alten, an deren Vorbild sich die Meisten dieser neueren Zeit erhoben
— ja denen sie oft noch mehr, als ihre Aufgabe erlaubte, nachstrebten —;
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TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
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Extrahierte Ortsnamen: Amerikas Christi Griechenlands Roms
48
Zweites Kap. Entdeckung Amerika S
die Kruft der Vegetation jich fort, und vcrgleichungsweise nur sehr wenige
Strecken — die kalten Polarländer ausgenommen — zeigen Nacktheit lind Dürre.
Wenden wir unseren Blick aus dat- animalische Reich, so finden wir
in den niederen Ordnungen desselben eine gleich überschwängliche Lebcns-
fülle. Von ^nickten und Gewürmcrn, von tausendgcstaltigcni Ilngcziefcr und
Alnphiblcn ijt der Boren bedeckt und die Lust erfüllt.
Weite und jonft herrliche Länder sind völlig unbewohnbar für den Men-
schen, oder werden ein qualvoller Rusen halt durch die unbeschreibliche Menge
der kriechenden und fliegenden, meist häßlichen und giftigen Unthiere. Da-
gegcn zeigt in Hervorbringung der edleren Thiergattungen die amerikanische
Natur viel weniger Kraft, als jene der alten Welt. Zwar Vögel mit glän-
zendem Gefieder doch meist stumm — bevölkern die Wälder; aber die
stolzen Löwen, Tiger und Elephanten der alten Welt erscheinen hier nur in
schwacher Nachbildung als Cuguars, Jaguars und Tapirs, das edle Schiff
der Wüste, das hohe Kaineel, wird höchst dürftig ersezt durch das kleine,
schwache Lama, und viele rer nüzlichstcn Haus- und Lastthicre mangeln oder
mangelten zur Zeit der Entdeckung ganz.
§. Io. Der Menseh. Herkunft der Amerikaner.
Ucbcrhaupt aber sind die meisten Pflanzen und Thiere Amerika's von
einer eigenen, diesem ihrem Coiitincnt zugebildeten Natur und Gestalt, theils
ganz andere Geschlechter und Arten darstellend, als in der alten Welt vor-
handen. theils wenigstens durch wesentlich verschiedene Eigenheiten unter den
Familien, denen sic sonst angehören, sich auszeichnend. Wir mögen anneh-
men. daß die meisten Thiergeschlcchter Amerika's in diesem Lande einhei-
misch und mit Nichten dahin durch Einwanderung oder Verpflanzung aus
einer anderen Hciniath gelangt seyen. Werten wir dasselbe auch von den
amerikanischen Menschen sagen? —
Die Völker dieses Welttheils stellen sich, einige kleine Varianten bei
Stämmen, deren besondere Abkunft zu Tagt liegt, ausgenommen, als insge-
sammt einer Raec angchörig und, obschon über alle Klimate und Zonen
dieses langgestreckten Continciites verbreitet, dennoch in allen Hauptcharaktcren
unter sieh ähnlich und gleichförmig, dabei wesentlich verichieten von allen
Naccn der alten Welt dar. Vom nördlichen Polarkreis bis in die Nahe des
südlichen, in der kalten, gemäßigten, und beißen Zone erblicken wir da über-
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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80
Zweites Kap. Entdeckung Amcrika's
res mit dichtem Eis bedeckte Meerenge, leitete und leitet noch die wilden Jä-
ger des Tschnktschen- Landes in den benachbarten amerikanischen Kontinent,
und weiter südlich bilden die in weitem Bogen von den japanischen In-
seln und von Kamtschatka in Asien bis zur Halbinsel Alaska in Amerika
sich hinziehenden Inseln und Inselgruppen, die kurilischen, die aleuti-
schcn und Fuchs-Inseln, eine fortlaufende, von der Natur gebaute Brücke
der Uebersicdlung. Viele auffallende Aehnlichkciten der Sprache, der Sitten
u. s. w. zwischen den Stämmen des nordöstlichen Asiens und des nordwest-
lichen Amerikas und die unter den Völkern tei neuen Welt weitverbreiteten
Sagen *) und Denkmale von Einwanderungen aus nordwestlich gelegenem
Lande; endlich die (ungeachtet der bunten Verschiedenheit der zahllosen ameri-
kanischen Sprachen dennoch bei vielen, selbst im Innersten des Kontinents
und in den südlichsten Regionen herrschende) zu erkennende Uebereinstimmung
in charakteristischen Grundlautcn und Namen mit den Sprachen der asiati-
schen Zunge, erheben jene Wahrscheinlichkeit zur Gewißheit. Es läßt sich
nicht bezweifeln, daß mehrere Ströme der Auswanderung auö Hochasicn,
aus der Munga lei und Tun gufi en, wohl auch aus Japan und den
Kurilen über Amerika sich ergossen. Auch Stämme der Finnen, Ost-
jakcn und Perini er sind über die Behringsstraße bis Grönland, ja —
wie die charakteristischen Züge der Pu eich es zu beweisen scheinen — bis
Chili gezogen. Diese Bewohner eines der südlichsten Theile von Amerika,
wie die Esquimaux im tiefsten Norden, zeigen nämlich die auffallendste
Aehnlichkeit mit den Samojeden, während der vorherrschende Charakter
aller anderen amerikanischen Völker der mongolische ist. Es mag
übrigens dieses Geschlecht der Esquimaux auch in westlicher Richtung nach
dem Nordosten Amerika's gekommen seyn; so wie normannische Aben-
teurer denselben Weg dahin in späterer Zeit gefunden; und Nichts hindert
die Annahme, daß auch andere europäische und auch afrikanische
Schwärme, daß auch sinesische und malay'sche Seefahrer in verfchie-
•) Selbst die kan adischen Völker, wie die Chippewäer, lagen, dast ihre Vorfahren
weit her von Westen, von wannen eine böse Nation sie vertrieben, gekommen seyen. Sie
hätten ein langes, mit Inseln und Eisschollen angefülltes Meer sibersezt, der Winter hätte sie
allenthalben auf ihrem Zuge begleitet, endlich hätten sie nahe ani Kupferflusse gelandet. Die
Mus ko hg es, die Delawares u. N. haben ähnliche Sagen. Von den Sagen der Mexi-
kaner reden wir unten.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
Extrahierte Ortsnamen: Kamtschatka Asien Alaska Amerika Asiens Amerikas Japan Amerika Amerika Esquimaux
81
und des Wasserweges nach Ostindien.
denen Zeiten an verschiedene Punkte des neuen Kontinents getrieben, durch
gesonderte Fortpflanzung oder durch Vermischung mit den Eingeborenen den
Grund zu einigen der auffallendsten Varianten in dem sonst gleichförmigen
Gemälde der amerikanischen Stämme gelegt haben.
Wer dieses Alles als unläugbar anerkennt, und gleichwohl theils wegen
der vielen Eigenheiten und der großen Zahl der amerikanischen Sprachen,
theils wegen der besonderen Charaktere der Amerikaner in Körperbau und
Farbe die Grundmasse derselben als ihrem Welttheile eingeboren, und
welche blos einzelne Vermischungen mit Ausländern erfahren, betrachtet,
vergißt, daß, wenn selbst spätere Einwanderer sich also akklimatisiren konn-
ten, daß zwischen ihrer und der Ureinwohner Gestalt und Farbe aller Unter-
schied nach Jahrhunderten verschwand (denn auch dort, wo man — wie in
Mexiko — die wiederholte Einwanderung asiatischer Stämme als erwiese-
nes historisches Faktum kennt, ist die Kupferfarbe und jeder andere Charakter
der amerikanischen Menschennatur herrschend), die Verwischung einiger asia-
tischer Züge bei den in grauester Vorzeit hinübergekommenen Stämmen und
die Aufdrückung des dem amerikanischen Boden eigenthümlichen Stempels auf
ihre Nachkommen aufhöre, als Wunder zu erscheinen. Er vergißt, daß in
den dem Ursprünge unseres Geschlechtes näher liegenden Zeiten die Glieder
der einen jugendlichen Menschenfamilie noch bildsamer, den klimatischen Ein-
drücken offener, als ihre späteren, mit solchen Eindrücken bereits tief bezeich-
neten Nachkommen seyn mochten; er vergißt endlich, daß die von allen Spra-
chen des alten Continentes vielfach abweichenden Laute der amerikanischen
Zungen nichts weiter beweisen, als daß die Einwanderung schon in uralten
Zeiten, von noch unkultivirtcn, noch höchst dürftige Sprachen redenden Stäm-
men geschehen, daß also die Fortbildung derselben, die Schaffung der
neuen Worte wie der Ideen das Geschäft der einzelnen, durch Jagd und
Barbarei von einander abgeschiedenen, daher in der Gedankenmittheilung auf
die nächsten Angehörigen beschränkten Geschlechter gewesen seyn mußte.
§. 11. Ihr Zustand zur Zeit der Entdeckung. Im Allgemeinen.
Wenn es die Aufgabe der Weltgeschichte ist, den fortlaufenden Zustand
des Menschengeschlechtes nach den verschiedenen Stufen seiner Fortbildung und
deren Gründen kennen zu lehren (vgl. B. I. Einleitung in die Weltgeschichte);
1° muß dieselbe wohl mit hohem Interesse den Blick auf die zur Zeit der
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TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]