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1. Bd. 6 - S. 204

1846 - Braunschweig : Westermann
204 Zweites Kap. Religion. sondern der gemeinen Bürgerfeste oder Volksbelustigungen, dann von Kleidun- gen, Speisen und Sitten auch der geringeren Klassen geben uns in anziehen- den Bildern zu erkennen, wie damals die öffentlichen Bedürfnisse noch nicht den Privatwohlstand verschlangen, wie noch des Bürgers blieb, was er durch Emsigkeit errungen, und daß nicht blos erworben, sondern auch genos- sen ward. Zweites Kapitel. Religion. §. 1. Ausbreitung des Christenthums. Reich des Islam. Noch immer — wiewohl in langsameren Fortschritten — breitete sich das Christenthum aus; es erhielt jezt in Europa beinahe die vollständige Herr- schaft. Nur im tiefen Norden verharrten noch einige finnische und lettische Stamme beim Heidenthume. Die südlicheren Stämme der lezten, die Lit- thauer und die Preußen, Livcn und Esthen horchten theils freiwillig, theils gezwungen der christlichen Lehre. Dieselbe triumphirte abermals in den spanischen Ländern durch den Eifer Ferdinand's des Katholischen, des Besiegers und dann Unterdrückers der Mauren. Dagegen wich das Kreuz im südöstlichen Europa dem furchtbaren Halbmonde der Osmancn. Durch dieselben Osmanen ward im westlichen Asien die Herrschaft des Islam befestigt. Fast alle Sultane — nach dem Beispiele ihres Ahn- herrn Osman — waren Glaubenseiferer. Die Sunna erhielt durch sie entschiedenen Sieg (s. oben S. 134). Das Hauptrcich der Schiiten wurde Persien. Vergebens hatte Tinnir im Dienste Ali's gestritten und ge- mordet, zur Rache Ho sein's Haleb unddamaskus mit Blut überschwemmt: nach seinem Abzüge kehrte der alte Glaube wieder. Doch war durch Timur die Lehre Mohammed's überhaupt in Asien bekräftigt, ja mächtig ausge- breitet worden. Viele Stämme der Tataren und Mongolen brachte er zur Verehrung des einen Gottes und seines Propheten, und in Indien legte er den Grund zu den glänzendsten Eroberungen des Islam. Die Hoff- nungen der Christen auf die Bekehrung der Mongolen, und was sie hin

2. Bd. 6 - S. 38

1846 - Braunschweig : Westermann
38 Erstes Kap. Von dem Reiche der Teutschen. die Anhänglichkeit an den für rechtmäßig erkannten König, als wenn die Rache von Privat-clcidigungcn der Anlaß war, erscheint der Sieg und der Bund der Waldstädte; auch ist Wilhelm Tel!'s Geschichte durch die Wir- kung, die der Glaube daran in den Gemüthern von Tausenden erzeugte, und als allgemein wahre Darstellung eines freiheitstolzen Mannes weit mehr, als durch den Umstand, ob sie 1308 wirklich geschehen, interessant und selbst der Welthistorie angehörig. Endlich, wenn Fürstenthümer und Königreiche troz Allem, was der rechtlichen Form ihrer Errichtung feh- len mag, als bestehend heilig sind: so mag ein Freiheitsbund, wenn in der Wirklichkeit festbcgründct und als wohlthätiges Gemeingut eines Welttheils erscheinend, wohl nicht geringere Heiligkeit ansprechen, ob auch einzelne Thatumstände seiner Entstehung so oder anders beschaffen seyen. Wir werden später, bei der Darstellung des Wachsthums der schweizerischen Eid- genossenschaft, mehr als einmal die Ungerechtigkeit der Mittel, wodurch es geschah, trauernd bemerken müssen. §. 10. Friedrich der Schöne. Ungeachtet der Gefangennehmung seines Gegners, ungeachtet der Aner- kenntniß fast aller Fürsten ward dennoch Ludwig seines Reiches nicht froh. Rastlos sezte Leopold von Oestreich den Krieg fort; und so tief war die Erbitterung wider seines Bruders Feind in sein Gemüth gedrungen, daß der sonst vielfach gerühmte Fürst, des teutschen Vaterlandes vergessend, eher dem Ausländer als dem Baier die Herrschaft gönnte. Der Papst wurde emsigst aufgereizt wider Ludwig, und der französische König eingeladen, die Krone der Teutschen für sich zu nehmen. Weit edler der schöne Friedrich Selbst. Als Ludwig, durch die Stärke seiner Feinde beängstigt, nach Trausniz ritt, mit dem Gefangenen sich zu vergleichen; da entsagte Friedrich, um das Geschenk der Freiheit, der Reichskrone, und versprach eigenen Beistand wider Ludwig's Feinde, auch seine Tochter dem Sohne des Königs zum Weibe (6. März 1323). Aber Leopold's Herz blieb unversöhnlich, der Papst drohender als zuvor. Und da kehrte Friedrich, weil er den Frieden nicht herstellen konnte, zurück zu Ludwig, um sein Gefangener zu seyn. Dieser aber, den solche Tugend rührte, umarmt' ihn als Freund und Bruder, und theilte mit ihm das Reich. Gemeinschaftlich sollt' cs von beiden Königen verwaltet wer-

3. Bd. 6 - S. 58

1846 - Braunschweig : Westermann
L8 Erstes Kap. Von dem Reiche der Teutschen. von Oestreich auf jenes Land erhoben worden. Damals that Albrecht, das nähere Recht der obcrbaierischen Fürsten ehrend, auf seine Forderung Verzicht. Dagegen verlor das Haus Baiern um dieselbe Zeit die großen und rei- chen Provinzen Holland, Seeland, Friesland und Hennegau, welche durch K. Ludwig's Iv. Vermahlung mit der Erbin jener Länder an das- selbe gekommen. Verbrechen und Unglücksfallc trübten die Regierung der Söhne und Enkel Ludwig's; seine Urenkelin Jakobea, berüchtigt durch ihre Leidenschaften und durch ihr Schicksal beklagenswerth, verlor all' ihr Land durch die ungerechte Gewalt Philipp's, des mächtigen Herzogs von Bur- gund, der durch seine Mutter aus demselben Hause stammte. Noch ist von Si gismund's Zeit bcmerkenswerth, daß unter ihm die Zigeuner in Europa erschienen. Zahlreiche Banden braungclbcr, schwarz- haariger Menschen, unbekannter Abkunft und von seltsam klingender Sprache, ihrer Aussage nach weit her aus Morgenland—- Viele nannten Aegypten — über Ungarn kommend, durchzogen unstät, unter eigenen Häuptlingen, doch in freier Natursitte, meist unter Zelten lebend, die Länder Europa's. Sie wiesen Schuzbriefe vor von Kaiser und Papst — denn sie hatten Geld und Kostbarkeiten, und nannten sich Christen; — aber die Eingeborenen scheuten das Gesindel, welches den bürgerlichen Sitten fremd, bald auch den Eigen- thumsrechten und der Ordnung der Gesellschaft feindselig erschien. Unerklärt ist noch heute die Abstammung der Zigeuner und die Ursache, die sie in die europäischen Länder warf. Große Gelehrte haben ihre Heimath in Multan gesucht, von wannen sie bei den gewaltigen Erschütterungen Ostindiens, zu welchen Tamcrlan's Eroberungen den Anstoß gegeben, über Mittcl- und Vorder-Asien nach Europa gekommen seyen. 2oh. v. Müller scheint geneigt, sie für böhmische Horden zu halten, deren Mundart damals den Westeuropäern so fremd, als eine ostindische erklingen, und deren Zer- streuung in die Länder eine Folge der Kriegsnoth und Verwilderung seyn mochte. Auch daß die Franzosen sic bohémiens nennen, scheint dieser Hypo- these günstig. Doch hat sie nicht^vielen Beifall gefunden. Mit Sigismund erlosch das luxemburgische Kaiserhaus. Nach ihm beginnt die fortlaufende Reihe der östreichischen Kaiser. Von den neuen Verhältnissen, welche hiedurch sich bildeten, handelt die:

4. Bd. 6 - S. 164

1846 - Braunschweig : Westermann
164 Fünftes Kap. Asien. ?)ucu geheißen), wiewohl in einigen Zeugungen noch kräftig, auch Mtiff löblich regierend, ermattete dennoch in der Folge und erlag sofort dem Na- tionalhassc der Chinesen. Nur eingeschläfert war derselbe durch die Klugheit der mongolischen Kaiser, oder nicdergeschrcckt durch ihre Kraft gewesen: sobald beides erniangcltc, brach er hervor mit Allgewalt. Ein Diener aus einem Bonzcnklostcr, Tschu mit Namen, rief, als der Kaiser Schün-Ti (der neunte seines Hauses), ein schwacher und schwelgerischer Mann, aus dem Thron saß (von 1333 bis 1368), das chinesische Volk in die Waffen, zur Endigung der fremden Herrschaft. Der Abfall ward, bald allgemein, die mongolischen Häupter, unter sich selbst in Zwietracht, vertheidigten den Thron nur wenig. Der Kaiser floh in die Mongolei (1368), seiner Vor- fahren heimathliches Land. Von Karakorum aus beherrschte dann sein Sohn, Bisurdar-Chan, die weite Steppe. Man heißt dieses Reich das der nördlichen Uuen oder der Kalkas-Mongolen. Aber bald löste cs sich auf durch innere Entzweiung und äußere Gewalt. Die Horden, in der Wüste sich zerstreuend, kehrten zur Unabhängigkeit unter einzelnen Häuptern »zurück; und die Chinesen, solcher Theilung sich freuend, unterwarfen sich nach und nach die meisten Stämme. Also ward die beleidigte Majestät des Kaiserreiches an den fremden Näubcrhorden gerächt. In Sina selbst bestieg Tschu— nach seiner Erhöhung Hongwu oder auch Ta-Tschu Iv. genannt, — der Befreier seines Volkes, den wohlverdienten Kaiserthron. Die berühmte, mächtige, an guten Kaisern wenigstens vcrglei- chungswcisc fruchtbare Dynastie, welche er stiftete, führte den Namen Ming. Sie hat bis in die neueren Zeiten geherrscht (bis 1640).

5. Bd. 6 - S. 49

1846 - Braunschweig : Westermann
49 G ♦ Erstes Kap. Von dem Reiche der Teutschen. ja er ermunterte durch eigenes Beispiel wie durch die Kraftlosigkeit seiner Gcgenvcrftigungcn die Keckheit der Bösen. Während er sich des Schau- gepränges der kaiserlichen Majestät erfreute und die Großen des Reiches zu knechtischen Dienstverrichtungen um seine Person erniedrigte, befestigte er durch Zulassung und Geseze die selbstständige Hoheit der Fürsten, und beförderte die Auflösung des Reichsverbandcs. In Burgund ließ er zwar sich zum Könige krönen (1363); aber er verwahrloste oder vergeudete dort, was noch von Reichsrcchtcn übrig war, und machte ihre Wiedererwerbung dadurch fast unmöglich, daß er den Dauphin Karl zum beständigenrcichsvikar in Arelat ernannte. Noch unrühmlicher benahm er sich in Italien, dem Schauplaze so vie- ler Großthaten seiner Vorfahren im Reiche. Er ging dahin (1334) mit einem Heere von 30,000 Mann, empfing in Mailand — durch Vergünstigung der Vis conti's, die ihn als Werkzeug eigener Größe brauchten — die lombardische und in Nom die Kaiserkrone. Aber — gemäß geheimen Vertrages mit dem Papste — nicht Eine Nacht durfte er in den Mauern dieser Stadt der Cäsarn weilen, und der Spott des Volkes begleitete ihn bis an die Alpen. Was er an Ehre verlor, das suchte er durch Geld zu er- sezcn, und er verkaufte Freiheit an Städte, Gewalt an Tyrannen, Titel und Ehren an Jedermann um baares Geld. Berühmte Schriftsteller haben die Klugheit dieses Verfahrens gepriesen; wir können es nicht anders als schändlich nennen. §. 17. Verschiedene Merkwürdigkeiten. In den Zeiten dieses Kaisers erlitt Europa, außer den gehäuften liebeln des Krieges und der neu einrcißenden Barbarei, noch vielfältige na- türliche Bedrängniß. Die Geschichtschreiber jener unglücklichen Tage erzählen uns von lang anhaltenden zerstörenden Erdbeben, von Hungers noth, zumal aber von einer über dem ganzen Erdtheil wüthenden, unerhört schreck- lichen Pest (1347 ff.). Es scheint, daß dieselbe, wie die meisten großen Sterblichkeiten, welche die Geschichte uns aufbewahret, aus Aegypten ge- kommen und, auf einem doppelten Wege gegen Aufgang und Niedergang sich ausbreitend, bis an's morgenländische wie bis an's atlantische Meer tödtend geschritten sey. Ihre Symptome waren furchtbar. Der Mensch be- kam eine Beule und starb binnen drei Tagen in großer Qual. Der rohe v. Rvtteck, allgcm. Geschichte. Vi. 4

6. Bd. 6 - S. 59

1846 - Braunschweig : Westermann
1 Oc streich i sch e Kaise r. L9 Iv. Abtheilung der teutschen Geschichte. Oestreichische Kaiser. §. 23. Albrecht Ii. Kaiser Sigismund, wie zur Vergütung der früher wider Oestreichs verübten Feindseligkeit, hatte Albrecht V. seine einzige Tochter, Elisabeth, zum Weibe und damit das Erbrecht auf zwei Kronen, Ungarn und Bö- heim, auch den näheren Anspruch auf die dritte, das Kaiserthum, gege- den. Schon waren die inneren Verhältnisse Teutschlands und die Rechte der Stände dermaßen befestigt, daß ein mächtiger Kaiser nicht mehr gefährlich schien. Dagegen erkannte man die Nothwendigkeit, einen durch Hausgut Ge- waltigen zu erkiesen, damit er aus eigenen Hilfsquellen die Würde des Thro- nes handhabe, die Einigkeit des Reiches erhalte und selbes wider äußere Feinde schirme. Also ward, ohne einigen Widerspruch, Albrecht, das Haupt des Hauses Oestreich, der als teutscher König der Zweite heißt, zu Sigismund's Nachfolger erwählt (18. März 1438). Schon hatte Ungarn ihn als König erkannt, und Böhmen wurde nach schwachem Widerstände der Utraquisten (oder Kalixtiner) dazu gezwungen. Nur kurze Zeit besaß das Reich diesen vortrefflichen Fürsten. Vortrefflich war er nach dem Urtheile aller Zeitgenossen und nach der Ehrfurcht, die er selbst den Feinden einflößte. Sein Hausland Oestreich dankte ihm die so viele Klugheit als Kraft heischende Handhabung des Landfriedens und die Früchte davon, Ordnung und bürgerliche Wohlfahrt. Seine ererbten Reiche er- kannten in ihm den gütigen und gerechten Fürsten, den unerschrockenen Bcschüzer der äußeren Sicherheit wie der inneren Ruhe. Auch Teutsch land hatte er die Segnungen des Friedens und der bürgerlichen Ordnung zugedacht. Auf dem Reichstage zu N ü r n b e r g überreichte Kasparschlik, sein weiser Kanzler, einen wohl durchdachten Entwurf zur Herstellung des Landfriedens in dem mehr als alle andere Länder Europa's durch die Wuth der Befehdungen geplagten Reiche. Die Eintheilung desselben in sechs Kreise, jeder unter einem Kreishauptmanne, sollte die Handhabung der Gcscze und der Ordnung sicher stellen, das An- sehen der Reichsstädte sollte der Stimme des Friedens eine wirksamere L ___Jj

7. Bd. 7 - S. 9

1846 - Braunschweig : Westermann
Erster Zeitraum der neueren Geschichte. (Siebenter Zeitraum der gesummten Weltgeschichte.) Geschichte von der Cntdeckung Amerikas bis zum westphälischen Frieden. Vom Jahre Christi 1492 bis 1648. Erstes Kapitel. Vorläufiger Ueberblick. I. Quellen. 8- * Vergleichung der neueren mit den alten Geschichtschreibern. Wir treten nunmehr in eine reiche Gallerte historischer Erinnerungen. Theils haben die Ereignisse der neueren Zeit ihre Spuren kenntlich in dieje- nigen Verfassungen und Lebens-Verhältnisse eingedrückt, welche noch jezt bestehen, oder vor Kurzem bestanden, und reden also zu uns mit tausend lebendigen Zungen: theils mehrt sich jezt — begünstigt zumal durch die stei- gende Kultur und durch die unermüdliche Büchcrpresse — die Zahl der todten Denkmale und jene der treuen Schrift; die lezteren insbesondere in Urkun- den, Gesezen, Staatsschriften, Friedensschlüssen und viclnamigen Volkerverträgeu. Auch tritt ein ansehnlicher Chor von Schriftstellern auf, in deren mehre- ren bereits wieder ein klassischer Geist weht, wiewohl minder lebenskräftig, als in den goldenen Tagen Griechenlands und Roms. Zwar waren es die großen Alten, an deren Vorbild sich die Meisten dieser neueren Zeit erhoben — ja denen sie oft noch mehr, als ihre Aufgabe erlaubte, nachstrebten —;

8. Bd. 7 - S. 48

1846 - Braunschweig : Westermann
48 Zweites Kap. Entdeckung Amerika S die Kruft der Vegetation jich fort, und vcrgleichungsweise nur sehr wenige Strecken — die kalten Polarländer ausgenommen — zeigen Nacktheit lind Dürre. Wenden wir unseren Blick aus dat- animalische Reich, so finden wir in den niederen Ordnungen desselben eine gleich überschwängliche Lebcns- fülle. Von ^nickten und Gewürmcrn, von tausendgcstaltigcni Ilngcziefcr und Alnphiblcn ijt der Boren bedeckt und die Lust erfüllt. Weite und jonft herrliche Länder sind völlig unbewohnbar für den Men- schen, oder werden ein qualvoller Rusen halt durch die unbeschreibliche Menge der kriechenden und fliegenden, meist häßlichen und giftigen Unthiere. Da- gegcn zeigt in Hervorbringung der edleren Thiergattungen die amerikanische Natur viel weniger Kraft, als jene der alten Welt. Zwar Vögel mit glän- zendem Gefieder doch meist stumm — bevölkern die Wälder; aber die stolzen Löwen, Tiger und Elephanten der alten Welt erscheinen hier nur in schwacher Nachbildung als Cuguars, Jaguars und Tapirs, das edle Schiff der Wüste, das hohe Kaineel, wird höchst dürftig ersezt durch das kleine, schwache Lama, und viele rer nüzlichstcn Haus- und Lastthicre mangeln oder mangelten zur Zeit der Entdeckung ganz. §. Io. Der Menseh. Herkunft der Amerikaner. Ucbcrhaupt aber sind die meisten Pflanzen und Thiere Amerika's von einer eigenen, diesem ihrem Coiitincnt zugebildeten Natur und Gestalt, theils ganz andere Geschlechter und Arten darstellend, als in der alten Welt vor- handen. theils wenigstens durch wesentlich verschiedene Eigenheiten unter den Familien, denen sic sonst angehören, sich auszeichnend. Wir mögen anneh- men. daß die meisten Thiergeschlcchter Amerika's in diesem Lande einhei- misch und mit Nichten dahin durch Einwanderung oder Verpflanzung aus einer anderen Hciniath gelangt seyen. Werten wir dasselbe auch von den amerikanischen Menschen sagen? — Die Völker dieses Welttheils stellen sich, einige kleine Varianten bei Stämmen, deren besondere Abkunft zu Tagt liegt, ausgenommen, als insge- sammt einer Raec angchörig und, obschon über alle Klimate und Zonen dieses langgestreckten Continciites verbreitet, dennoch in allen Hauptcharaktcren unter sieh ähnlich und gleichförmig, dabei wesentlich verichieten von allen Naccn der alten Welt dar. Vom nördlichen Polarkreis bis in die Nahe des südlichen, in der kalten, gemäßigten, und beißen Zone erblicken wir da über-

9. Bd. 7 - S. 50

1846 - Braunschweig : Westermann
80 Zweites Kap. Entdeckung Amcrika's res mit dichtem Eis bedeckte Meerenge, leitete und leitet noch die wilden Jä- ger des Tschnktschen- Landes in den benachbarten amerikanischen Kontinent, und weiter südlich bilden die in weitem Bogen von den japanischen In- seln und von Kamtschatka in Asien bis zur Halbinsel Alaska in Amerika sich hinziehenden Inseln und Inselgruppen, die kurilischen, die aleuti- schcn und Fuchs-Inseln, eine fortlaufende, von der Natur gebaute Brücke der Uebersicdlung. Viele auffallende Aehnlichkciten der Sprache, der Sitten u. s. w. zwischen den Stämmen des nordöstlichen Asiens und des nordwest- lichen Amerikas und die unter den Völkern tei neuen Welt weitverbreiteten Sagen *) und Denkmale von Einwanderungen aus nordwestlich gelegenem Lande; endlich die (ungeachtet der bunten Verschiedenheit der zahllosen ameri- kanischen Sprachen dennoch bei vielen, selbst im Innersten des Kontinents und in den südlichsten Regionen herrschende) zu erkennende Uebereinstimmung in charakteristischen Grundlautcn und Namen mit den Sprachen der asiati- schen Zunge, erheben jene Wahrscheinlichkeit zur Gewißheit. Es läßt sich nicht bezweifeln, daß mehrere Ströme der Auswanderung auö Hochasicn, aus der Munga lei und Tun gufi en, wohl auch aus Japan und den Kurilen über Amerika sich ergossen. Auch Stämme der Finnen, Ost- jakcn und Perini er sind über die Behringsstraße bis Grönland, ja — wie die charakteristischen Züge der Pu eich es zu beweisen scheinen — bis Chili gezogen. Diese Bewohner eines der südlichsten Theile von Amerika, wie die Esquimaux im tiefsten Norden, zeigen nämlich die auffallendste Aehnlichkeit mit den Samojeden, während der vorherrschende Charakter aller anderen amerikanischen Völker der mongolische ist. Es mag übrigens dieses Geschlecht der Esquimaux auch in westlicher Richtung nach dem Nordosten Amerika's gekommen seyn; so wie normannische Aben- teurer denselben Weg dahin in späterer Zeit gefunden; und Nichts hindert die Annahme, daß auch andere europäische und auch afrikanische Schwärme, daß auch sinesische und malay'sche Seefahrer in verfchie- •) Selbst die kan adischen Völker, wie die Chippewäer, lagen, dast ihre Vorfahren weit her von Westen, von wannen eine böse Nation sie vertrieben, gekommen seyen. Sie hätten ein langes, mit Inseln und Eisschollen angefülltes Meer sibersezt, der Winter hätte sie allenthalben auf ihrem Zuge begleitet, endlich hätten sie nahe ani Kupferflusse gelandet. Die Mus ko hg es, die Delawares u. N. haben ähnliche Sagen. Von den Sagen der Mexi- kaner reden wir unten.

10. Bd. 7 - S. 51

1846 - Braunschweig : Westermann
81 und des Wasserweges nach Ostindien. denen Zeiten an verschiedene Punkte des neuen Kontinents getrieben, durch gesonderte Fortpflanzung oder durch Vermischung mit den Eingeborenen den Grund zu einigen der auffallendsten Varianten in dem sonst gleichförmigen Gemälde der amerikanischen Stämme gelegt haben. Wer dieses Alles als unläugbar anerkennt, und gleichwohl theils wegen der vielen Eigenheiten und der großen Zahl der amerikanischen Sprachen, theils wegen der besonderen Charaktere der Amerikaner in Körperbau und Farbe die Grundmasse derselben als ihrem Welttheile eingeboren, und welche blos einzelne Vermischungen mit Ausländern erfahren, betrachtet, vergißt, daß, wenn selbst spätere Einwanderer sich also akklimatisiren konn- ten, daß zwischen ihrer und der Ureinwohner Gestalt und Farbe aller Unter- schied nach Jahrhunderten verschwand (denn auch dort, wo man — wie in Mexiko — die wiederholte Einwanderung asiatischer Stämme als erwiese- nes historisches Faktum kennt, ist die Kupferfarbe und jeder andere Charakter der amerikanischen Menschennatur herrschend), die Verwischung einiger asia- tischer Züge bei den in grauester Vorzeit hinübergekommenen Stämmen und die Aufdrückung des dem amerikanischen Boden eigenthümlichen Stempels auf ihre Nachkommen aufhöre, als Wunder zu erscheinen. Er vergißt, daß in den dem Ursprünge unseres Geschlechtes näher liegenden Zeiten die Glieder der einen jugendlichen Menschenfamilie noch bildsamer, den klimatischen Ein- drücken offener, als ihre späteren, mit solchen Eindrücken bereits tief bezeich- neten Nachkommen seyn mochten; er vergißt endlich, daß die von allen Spra- chen des alten Continentes vielfach abweichenden Laute der amerikanischen Zungen nichts weiter beweisen, als daß die Einwanderung schon in uralten Zeiten, von noch unkultivirtcn, noch höchst dürftige Sprachen redenden Stäm- men geschehen, daß also die Fortbildung derselben, die Schaffung der neuen Worte wie der Ideen das Geschäft der einzelnen, durch Jagd und Barbarei von einander abgeschiedenen, daher in der Gedankenmittheilung auf die nächsten Angehörigen beschränkten Geschlechter gewesen seyn mußte. §. 11. Ihr Zustand zur Zeit der Entdeckung. Im Allgemeinen. Wenn es die Aufgabe der Weltgeschichte ist, den fortlaufenden Zustand des Menschengeschlechtes nach den verschiedenen Stufen seiner Fortbildung und deren Gründen kennen zu lehren (vgl. B. I. Einleitung in die Weltgeschichte); 1° muß dieselbe wohl mit hohem Interesse den Blick auf die zur Zeit der 4'
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