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Die Inder. Verfassung. Litteratur. §. 17.
2) Verfassung.
Indien zerfiel in viele von einander unabhängige Königreiche,
mit einer Lehns-Verfassung. Die Regierung war unumschränkt
monarchisch und die Thronfolge erblich nach dem Rechte der
Erstgeburt.
Der König, aus der Kriegerkaste entsprossen, erscheint allenthal-
den von Priestern umgeben; er wählt seine (7—8) Minister vorzugs-
weise aus den Brahmanen (nur der Kriegsminisler war stets aus der
Kriegerkaste), beräth sich mit ihnen, fasst jedoch zuletzt selbst einen
Beschluss, wtie es ihm gut dünkt. Seine wichtigste Pflicht ist die Rechts-
pflege. Er soll daher in jeder Provinz einen Gerichtshof von (10) ge-
lehrten und bejahrten Brahmanen anordnen, das Obergericht aber an
seinen Hof verlegen und in allen Fällen die letzte Entscheidung haben.
Als Beweismittel galten Ordalien der sonderbarsten Art (die Wage, Gift,
Feuer u. s. w.).
Das Volk war in vier Kasten eingetheilt1). Die Mitglieder der
drei ersten Kasten (die Brahmanen, der Kriegsadel und die Visas) waren
die Nachkommen der eingewanderten Arier, die der dienenden vierten
Kaste (die Südräs) die Abkömmlinge der unterjochten Ureinwohner.
3) Litteratur* 2).
Die alt-indische Litteratur umfasst schon alle Hauptdichtungs-
arten und zeigt überhaupt eine so weit gehende Regünstigung
der poetischen Formen auf Kosten der Prosa, dass nicht nur die
heiligen Schriften der Inder, ihre Gesetze, ihre Sagen zum aller-
grössten Theile in Versen geschrieben sind, sondern auch die
verschiedensten Wissenschaften (Grammatik nebst Verslehre, Mathe-
matik, Medicin, Philogpphie) als Lehrdichtung behandelt werden.
Die Sprache, in welcher die Geisteserzeugnisse des alten Indiens
verfasst sind, das Sanskrit (d. h. die heilige, vollkommene
Sprache), ist ein Zweig des grossen indogermanischen Sprach-
stammes, daher mit der griechischen, lateinischen, gothischen
Sprache verwandt, ausgezeichnet durch Reichthum, Geschmeidigkeit
und wohl geregelten Rau. Keine andere Sprache kommt an An-
zahl und *kunstvohpr,Mapnichfaitigkeit der Versmasse dem Sanskrit
gleich.
a) Das Epos. Wie die Göttersage in den Vedas (s. S. 40), so
*) Ueber die Entstehung der Kasten in den Priesterstaaten überhaupt s.
Loebell, Weltgesch. I., 65 ff.; über die indischen Kasten M. Duncker Geschichte
des Alterthums, Ii. S. 128 ff. (2. Aufl.).
2) Joh. Scherr, allg. Geschichte der Litteratur. 2. Aufl. 1861. — Busch
M., Urgesch. des Orients, Iii. Bd.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
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Der russische Adel, sagt Peschel, ist von dem westeuropäischen
Stande dieses Namens gänzlich verschieden; denn er wird durch den
Besitz eines Staatsamtes oder durch den militärischen Dienst er-
worden.^ Es giebt ja noch Nachkommen der altrussischen Bojaren,
aber diese sind gegenüber dem „Beamtenadel", dem Tschin, völlig in
den Hintergrund getreten. Die Adligen ordnen sich nach 14 Rang-
klassen, von denen die 8 ersten den erblichen Adel, die übrigen 6 nur
den persönlichen Adel genießen. Peschel berechnet etwa 1 Million
Adlige in 250000 Familien. Ebenso wird die städtische Bevölkerung
in 6 Abteilungen gruppiert, worunter die Gildenbürger, meist Kauf-
leute, die beachtenswertesten sind. Obgleich die Kaiser mit großer
Energie versucht haben, den Bürgerstand zu heben, läuft der Ehr-
geiz der Gildenbürger doch meist darauf hinaus, ihre Söhne und
Töchter in den Tschin hineinzubringen.
Wenn man sich etwa 3 Jahrhunderte zurückversetzt, so schien
es damals ganz unglaubwürdig, daß Rußland in Zukunft eine ent-
scheidende Stimme im europäischen Völkerrate sichren würde. Man
rechnete die Moskowiter ohne weiteres zu den Asiaten, und als Hein-
rich Iv. von Frankreich seinen abenteuerlichen Plan saßte, ganz
Europa zu einer „christlich-europäischen Republik" umzuwandeln, in
der 15 gleich mächtige Staaten, 6 Erbreiche, 5 Wahlreiche und
4 Republiken sich gegenseitig das Gleichgewicht halten sollten, hatte
er die Moskowiter in dieser seiner Ausstellung ganz unberücksichtigt
gelassen. Wohl aber sand statt ihrer das polnische Reich die größte
Beachtung, bis es allmählich sich mehr und mehr ergab, daß Polen
nur „die unglückliche Schwester von Frankreich" wäre. Wir müssen
aber heute noch einmal den Gründen nachspüren, die den Niedergang
Polens und umgekehrt das Emporkommen Rußlands begünstigten.
Das Polentum dars bei dem Westeuropäer am ehesten auf Verständ-
nis und Teilnahme rechnen. Die Sprache erscheint ja auf den ersten
Blick wegen der Häufung der Konsonanten als befremdlich und un-
erlernbar; vor einem Satze wie krschonschtsch brschmje w'
trschtseliince (der Käfer summt im Rohr) erlahmen alle Versuche
der nachahmenden Sprachkunst; aber die Schwierigkeiten sind doch
nur scheinbar. Die „mannigsache Erweichung der Konsonanten und
eine reiche Modulation eines und desselben Selbstlauters schaffen für
das Ohr angenehm klingende, weich tönende Laute". Die polnische
Sprache hat daher eine reiche und uns sympathische Litteratur er-
zeugt, und auch auf dem Gebiete der Musi! soll nicht unerwähnt
bleiben, daß der klassische Chopin ein echter Pole gewesen ist. Wenn
wir die polnischen Poesieen mit den russischen vergleichen, so ist auch
das zu beachten, daß die polnische Schrift mit ihren lateinischen
' Die Beninten sind die einflußreichen Tschinowniks.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Peschel
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Europa Polen Frankreich Polens Westeuropäer