98
Zweites Buch. Europa.
und in den unfruchtbaren Landes (1780 aus 1 Qm.). In diesem Jahr-
hundert hat die Bevölkerung Frankreichs sehr wenig zugenommen, seit 1825
um c. 5°/o (dagegen in Altpreußen um c. 100°/o).
Der Abstammung nach sind die Franzosen Romanen. Doch ist das
alte celtische Element in ihnen stark vertreten: Der Süden ist stärker romanisch;
im N. der germanische Typus noch in Gestalt und Charakter erkennbar; das
echte Frauzosenthum am reinsten in der Mitte.
Dem Charakter nach die heutigen Franzosen den alten Celten, wie sie
z. B. Cäsar geschildert, in den meisten Zügeu zum Verwundern ähnlich,
kriegslustig und tapfer, doch mehr nur im Angriff (elan) zu fürchten, bei
Miserfolg der zähen Widerstandskraft entbehrend, leicht in den St im-
mutigen umschlagend und neuerungssüchtig, gewandt, klar auf-
fassend und darstellend, dabei praktisch, namentlich im Kleinen, von feinem
Geschmack und Sinn für alles lebhaft in die Angen Fallende, (darum für
die Kunstindustrie hochbegabt und die Mode bestimmend), sich bei mäßi-
gem Genüsse vergnügend, munter, nicht srei von Neigung zu Leicht-
fertigkeit und Eitelkeit, liebenswürdig gegen Fremde, galant gegen
Frauen, von lebhaftem Ehrgefühl durchdrungen (daher Duelle häufig!)*).
Die Franzosen bilden über 90°/o der Bevölkerung. Unter den Nicht-
Franzosen befinden sich 13m Mill. Walloueu, eiu dentsch-romanisches Misch-
Volk in No., die rein celtischen Bretonen (über 1 Mill.) in der Bretagne.
Dazu kommen c. 400 000 Italiener, halb so viele deutsche Vlaemen (im
N.) und Basken (im Sw.), ferner Juden und Deutsches.
Die Sprache romanisch, dnrch ihre Litteratur unter den romanischen
Sprachen die höchste Stelle einnehmend. Die Schriftsprache ausgezeichnet durch
Schärfe des Ausdrucks, für den Juristen, Staatsmann und Redner
trefflich geeignet, weniger für den Dichter, lange Zeit fast einzige Weltsprache
und allgemeine diplomatische Sprache (au Stelle des früher üblichen
Latein). Die Dialekte im Ganzen nicht so kräftig ausgebildet wie im Deut-
schen. Aber im S. spricht mau in mehreren Dialekten die langu6 ctoc
eine provenhalische Sprache, im N. die langue ttoui3).
Zu § 229. !) Sie sind zu Plaudereien und witzigem Geschu ätz geneigt, leicht
durch blendenden Schein zu gewinnen, möglichst Alles auf den Effect berechnend,
ohne die rechte Gabe des Humors, vor aller Lächerlichkeit sich ängstlich hütend und
ihr doch oft verfallend, mehr von Ehrbegierde geleitet, als von Pflichtgefühl,
in neuerer Zeit in Folge unglücklicher politischer Entwickelung des Gefühls für
Wahrheit mehr entbehrend, z. Th. wie willenlos auf dem Meere der Phrase umtrei-
bend. Dies hat sich namentlich nach dem Kriege mit den Deutschen 1870/71 in sofern
gezeigt, als sie diese vielfach in den unwahrsten Farben dargestellt und ihren Charakter
z. Th. schmählich verleumdet haben. Selbst ihre Schriftsteller sehen sie daher als eine
glänzende, aber gefährliche Nation an, und Voltaire nennt sie halb Tiger, halb
Affen. Uebrigens bezieht sich diese Schilderung namentlich auf die mittleren und höheren
Stände. Der Landmann ist vielfach sehr arbeitsam, pflichttreu und solide. Auch die
Kaufleute und Industriellen sehr fleißig und thätig. Sie lieben es, sich zeitig
ein Vermögen zu ersparen und sich danu, oft noch in den besten Jahren, zur Ruhe zu
setzen, um ihr Erspartes zu genießen.
2) In den Pyrenäen die merkwürdigen E ag ots vielleicht Abkömmlinge von Alanen.
3) Im Mittelalter beide Sprachen herrschende Volkssprachen: Grenze eine Linie
von der Garonnemüudung bis südlich von Lyon und Genf, In der langue d'oe da-
mals die reizenden Dichtungen des Troubadours verfaßt. Jetzt ist dieser Dialect in der
Litteratur nur spärlich vertreten, oe und oui beide — ja.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache]]
TM Hauptwörter (200): [T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: B._Cäsar Cäsar
Extrahierte Ortsnamen: Europa Frankreichs Bretagne Deut- Lyon Genf
F. Mitteleuropa. Bevölkerung.
277
allen deutschen Stämmen vorangeleuchtet. Die Vlaemen in Belgien sind eine
Abart von ihnen.
Die Oberdeutschen sprechen in verschiedenen Dialekten das Hochdeutsche 24),
welches die Stufen des Althochdeutscheu, Mittelhochdeutscheu und
Neuhochdeutschen durchlaufen hat. Das schwäbische Mittel hoch-
deutsche war herrschende Sprache zur Zeit der Blüthe des deutschen Reichs
im Mittelalter. Die neuhochdeutsche Schriftsprache ist von Luther
nach dem Vorbilde der sächsischen und kaiserlichen Kanzlei in Anlehnung an den
Meißner (Obersächsischen) Dialect, einen mit vielen niederdeutschen Formen
vermischten Zweig des Thüringischen, gebildet25).
Auch die niederdeutschen Dialecte haben verschiedene Stuseu durch-
laufen. Das Friesische, nur noch in sehr beschränkten Gebieten gesprochen,
verschwindet immer mehr. Das Niederländische hat sich unter Aufnahme
fränkischer Elemente als eigene Schriftsprache ausgebildet (gleich dem Englischen)
und eine reiche eigenelitteratur geschaffen. Dasn ied e rsä ch s i s ch e wird vorzugs-
weise als das Niederdeutsche bezeichnet. Als Altniederdeutsches hat
es bedeutende Schriftdenkmäler hervorgebracht (!). Das Mittelniederdeutsche
ist minder bedeutend geblieben, das Nennied erdeutsch e (Plattdeutsche)
ist durch neuere Dialectdichtuugen zu Ehreu gebracht.
Ii. Slaveu (angeblich die Ruhmreichen von slava Ruhm).
a. Nordwestslaven: Wenden in der Niederlausitz (um Bautzen);
Polen, in einem schmalen Streifen von Westpreußen, im östlichen Posen, im
südöstlichen Schlesien und in Galizien (auch die Kassubeu im nordöstlichen
Pommern und die Masureu im südlichen Ostpreußen gehören zu ihnen);
Czechen" (und Mähreu) in Böhmen und Mähren; sie haben es zu
einer nicht unbedeutenden Litteratnr gebracht; verwandt die Slovaken, in den
centralen und nördlichen Karpaten.
I). Ostslaven: Ruthe neu (den Kleinrussen verwandt) in Galizien,
Siebenbürgen und Ungarn.
e. Südwestsla v e n: Slovenen(Winden) in Kärnten, Krain U.steiermark;
Kroaten (slovenischer oder serbischer Abkunft) in Kroatien;
Serben in Kroatien, Slavonien, Jstrien (wie in Südeuropa).
Iii. R o m a n e n : W a l l o n e n, in Belgien zwischen Deutschen und Franzosen
sitzend, von deutschen Elementen durchdrungen. Franzosen namentlich in
der Südwestschweiz.
24) Das Hochdeutsche steht großentheils auf der 3. Lautstufe. Es ist härter als
das Niederdeutsche, was bei Bewohnern rauher Berge natürlich ist, liebt mehr Zisch-
und Hauchlaute und breitere Vokale (Diphthongen) und hat mehr Endungen abgewor-
fen. Dos Niederdeutsche steht auf der 2. Lautstufe, gleich dem Gothischen und Nor-
dlschen, ist weicher und bequemer, freilich vielfach auch derber.
-5) Nie hat in einem Volke ein einzelner Mann einen solchen Einfluß auf Fest-
stellung der Sprache erlangt wie Luther unter den Deutscheu. Er hat dies erreicht
durch Bibelübersetzung, Bekenntnis-, Streit- und Schnlschriften und Kirchenlieder, durch
die er zugleich viele Tausende von Menschen veranlaßt?, in dem von ihm gewählten
Dialect zu lesen und zu singen, predigen und disputieren zu hören und sich unterrichten
zu lassen. — Die Bildung der gemeinsamen deutschen Schriftsprache aus verschiedenen
Elementen ist der Bildung der attischen Schriftsprache und der xoivrj dic<).6zt0g in
Griechenland ähnlich. — ^ Das Schriftdeutsche wird nirgend als Volkssprache ge-
sprachen; als solche, die überall auch die Sprache der Gebildeten, oft freilich kaum spür-
bar, beeinflußt hat, dient immer irgend ein Dialekt.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
210 Litteralur. §. 54.
rühmte meüicinische Schule ihren Ruhm bis ins 13. Jhdrt. behauptete
(neben der zu Montpellier).
5. Die Litteraturdes Mittelalters war theils eine christ-
lich-lateinische, welche von dem Gelehrtenstande, insbesondere
den Geistlichen, gepflegt wurde und die Erhaltung und Erweiterung
der Kenntnisse zum Zwecke hatte (s. S. 208), theils eine besondere
nationale, zunächst poetische, für das Volk und in den Landes-
sprachen, die seit dem 9. Jhdrt. allmählich eine festere Gestalt ge-
wannen, sowohl bei den germanischen als beiden romanischen Völkern.
A. Die Nationallitteratur der germanischen Völker.
a) Die Dichtungen der Skandinavier, unter denen die Isländer durch
ihre Abgeschiedenheit von dem übrigen Europa die Reinheit ihrer Sprache
und Volkstümlichkeit am längsten bewahrt haben , sind theils heidnische
(mythologischen, sagenhaften und geschichtlichen Inhaltes), theils christliche.
Die allere und die jüngere Edda sind die wichtigsten skandinavischen
Heldengedichte, zugleich die Hauptquellen für die germanische Mythologie.
b) In der Poesie der Angelsachsen erscheint die epische Form als die
vorherrschende und der Inhalt ist theils volkstümlich (wie im Lied von
Beowulf, dem ältesten germanischen Heldengedichte), theils kirchlich. —
Der Vater der englischen Dichtkunst ist Geoffrey Chaucer (f 1400), der
Zeitgenosse Wiclif’s, vorzugsweise durch seine teils ernsten, theils ko-
mischen Canterbury - Erzählungen, welche alle Stände und Klassen des
englischen Volkslebens treffend charakterisiren. In Wales hatte sich die
gaelische Sprache und mit ihr ein reicher Schatz von Heldenliedern und
Stammsagen erhalten, die durch Barden fortgepflanzt wurden, wie Ossian,
der die Thaten und Leiden seines Vaters, des Königs Fingal, besang.
c) Die deutsche Litteralur1) hat von allen neueren Litleraluren die
frühesten schriftlichen Denkmäler aufzuweisen. Zwar sind die ältesten
Volkslieder der heidnischen Germanen, welche sie zum Lobe der Götter
und Helden theils vor der Schlacht, theils beim Mahle zu singen pflegten,
gänzlich untergegangen und von der reichen Volksdichtung, welche die an
die Völkerwanderung geknüpfte deutsche Heldensage (die gothische, frän-
kische, burgundische und hunnische) behandelte, ist nur das Hildebrands-
lied als ein Bruchstück erhallen. Dagegen sind von den frühen Versuchen
der Geistlichen, das Christenthum durch Verbreitung christlicher
Schriften in der Volkssprache fester zu begründen, noch mehrfache Ucber-
reste vorhanden, theils in Prosa, namentlich die (schon aus dem 4. Jhdrt.
herrührende) gothische Bibelübersetzung des Bischofs Ulfdas, theils in
poetischer Form, so zwei Evangelienharmonien, eine gereimte althoch-
deutsche (des Weissenburger Mönches Otfried) und eine allitterirende nieder- *)
*) Ausführlicher behandelt in meiner „Uebersicht der Gesch. der deutschen
Litteratur für höhere Lehranstalten. 6. Aufl. 1875“.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land]]
211
sich literarische Fremdherrschaft unter uns aus: Herder gründet auf die
überlebenden Reste dieser Fremdherrschaft den deutschen Universalismus,
die freiwillige humane Hingebung an fremde Völker und entlegene
Zeiten, die nicht bettelt und sich nicht selbst verliert, sondern nur im
Auslande Reichtümer sammelt und neue Kräfte gewinnt. Herders Über-
setzerkunst beruht auf den tiefsten Einsichten in Sprache und Poesie überhaupt,
ihren Ursprung, ihre Entwicklung und ihren Zusammenhang. Poesie
ist ihm die Muttersprache des menschlichen Geschlechts, sie steht
am Uranfang der Geschichte, der Geschichte der Menschheit wie der
einzelnen Völker. Den Preis der Muttersprache, ihrer Freiheit und
inneren Stärke verkündete Herder in den Literaturfragmenten, und schon
war ihm klar, daß der wahre Sprachweise eine Entzifferung der mensch-
lichen Seele aus ihrer Sprache geben könnte. Die tiefsten Blicke in die
Urzeit warf seine Abhandlung über den Ursprung der Sprache. Die
reifsten Gedanken über den Zusammenhang zwischen Sprache und Dich-
tung entwickelte sein „Geist der hebräischen Poesie". Die allgemeinen
Einsichten des Literarhistorikers offenbarte die Preisschrift über die
„Ursachen des gesunkenen Geschmacks bei den verschiedenen Völkern, da
er geblühet". Der humane Barbarcnfreund und vielseitige Übersetzer be-
tätigte sich in den „Volksliedern" von 1778 und 1779, denen spätere
Herausgeber den gezierten Titel „Stimmen der Völker in Liedern"
gaben: es waren nicht bloß weitverbreitete Lieder unbekannter Verfasser,
sondern charakteristische Gedichte aus allen Nationen, Blüten ihres
geistigen Lebens, Bilder ihres eigentümlichen Daseins, von Herzen zu
Herzen gesungen, voll melodischen Ganges der Leidenschaft oder Empfin-
dung, voll äußerer Handlung oder innerer Begebenheit, sinnlich, anschau-
lich, Szene, Veränderung, kurz: tönende Natur, echte Lyrik nach Herders
Sinn, mochte sie nun von der Sappho oder von Catull, von Gongora
oder Shakespeare, von Luther, Opitz, Fleming, Simon Dach oder Goethe
herrühren. Da erschollen Stimmen aus Peru und Grönland, aus Lapp-
land und Esthland, da ließen sich Letten und Litauer, Wenden und
Serben vernehmen; Griechenland, Italien, Spanien und Frankreich
spendeten aus ihren Schätzen; Ossian durfte nicht fehlen; die alte nor-
dische Poesie, die geheimnisvollen Klänge der Edda, schauerliche Prophe-
zeiung und kühner Heldenruf wurde von neuem laut, Dänen, Schotten
und Engländer verstärkten den Chor; die Deutschen begannen mit dem
Ludwigslied und schlossen mit der Gegenwart: Balladen, Romanzen,
Liebeslieder, Schlachtgesänge, Tanzlieder, Schäferlieder, Fabellieder, alle
lyrischen Gattungen waren vertreten, aber die Völker nicht geschieden:
alle hatten gleiche Rechte, alle standen in einer Reihe; nur nach ästhe-
tischen Gesichtspunkten, nach verwandten Motiven, nach gleichartiger
Stimmung sondern sich die Massen. Bewundernswürdig, wie Herder
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land]]
484
unv die Hauptstadt verlassen zu haben. Seine
letzten Jahre verlebte er in seinem Geburtsorte
Stratford im Schooße seiner Familie und im
Genüsse eines ansehnlichen Vermögens, nicht um
eingedenk der Musen, die ihm' so hold gewesen
waren, und starb daselbst allgemein verehrt im
szsten Jahre seines Alters. Eins seiner letzten
Stücke war der Othello.
Jetzig endlich wurden die beiden Nachbars,
reiche, England und Schottland, mit einander
vereinigt. Die Schotten waren unzufrieden da,
mit, und die Engländer verdroß wenigstens das,
daß der Vereiniget eben ein Schotte war.- Man
sah daher dem fremden Könige schon im Voraus
ein wenig kalt entgegen, und er, der aus ange,
stammten Nationalhasse gleichfalls gegen sein neu,
es Land eingenommen war, that wahrlich auch
nichlö dazu, das Vorurtheil zu entkräften. Schon
daß er bei seinem Einzüge alle Anstalten, die
der Frohsinn des gutmüthigen Volks zu seiner
li,
<1603 — 1625.)
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose]]
Extrahierte Ortsnamen: Stratford England Schottland
116
B. Asten.
vier Upavedas oder Unterveden an, welche
Musik, Medicin, von
Krieg und Waffen, von vielen mechanischen Künsten u. s. w. handeln, wozu
noch eine Menge von Commentaren, von philosophischen und grammatischen
Schriften
auch
esetzbuch des sogenannten M
Menschen, womit nur das unbekannte Alterthum des Werks
gedrückt ist.
Schluß der eigentlich religiösen L-christen, welche
dem gemeinsamen Namen 8a8tra (Richtschnur, Gesetz) begriffen
machen die religiösen Epopöen un
den größeren epischen Gedichten
Geschichte
Unter
üglich berühmte: das da-
nach Ceylon, vor Christi Geburt verfaßt; und das Maha-Bharata,
welches einen bürgerlichen Krieg Indiens schildert
hat 24,000
Theil unächlen
endlich sind eine Compilation mythologischen
Doppelverse, das andere mit
über 100,000. Die Puranas
und historischen Inhalts von ungeheurem Umfange; sie haben wenigstens
800,000 Doppelverse und sind die Quelle der abenteuerlichsten Mythologie;
in einem Purana kommt eine der Sündfluth ähnliche Ueberschwemmung
vor. Die Puranas sind wahrscheinlich in ihrer jetzigen Gestalt erst zwischen
dem 8. und 16. Jahrh, unserer Zeitrechnung verfaßt, obwohl einzelne
Theile aus weit älteren Materialien entstanden sind. Aus derselben Zeit
nicht zu den religiösen Schriften gerechnete, volksthümliche epische
Dichtungen von großer Schönheit
Fabelsammlungen, welche
nach
Theil durch Perser und Araber mannigfaltig bearbeitet sehr früh schon
emmen sind. Die wahre Blüthe aber der Profanliteratur
ie Dramen, voller Pathos und reich an Schönheiten, wo-
sechzig kennt und worunter die Sakuntala des Kalidasa,
Jahre v. Chr., das
berühmteste
Mit dem
. Jahrh, der christlichen Zeitrechnung
elche
erlischt
der
Sprache
Jahrh
gänzlich
unendlich wenig von diesen literarischen Schätzen
sich noch zahlreiche philosophische, mathematische, medicinische, grammatische
Rechtswerke finden, ist bis jetzt gedruckt.
Gehen wir nun die einzelnen Völker durch, welche Hindustan bewohnen,
so müssen wir wie billig mit dem Urvolk, den Hindus, den Anfang machen.
~ ndus. Seit undenklichen Zeiten bewohnt dies Volk die Halb«
H
langes, ohne sie
angeftihrten Fälle
südlichen
ihr
deuten
ü --- I-------------U Lj r
I, verlassen zu haben. Ihre Re-
if hin, daß sie aus dem Norden
und nach und nach sich über die
Halbinsel ausgebreitet haben, welche wahrscheinlich vorher von Urbewohnern
malayischen oder negerartigen Ursprungs bewohnt war. Die Hindus sind
kaukasischen Stammes und machen die so große Mehrheit der Bewohner
aus, daß man ihre Zahl auf etwa 114 Millionen annimmt. Der Hindu
ist in der Regel von mittlerer Größe, mehr sein und zart als stark gebaut,
dabei aber äußerst wohlgebildet; einige der vornehmeren Stämme gehören zu
den schönsten Menschen. Ihre Farbe ist bräunlich gelb, lichter in den höheren,
dunkler in den niederen Ständen. Die Gesichtszüge sind edel, obgleich die
kippen etwas dicker als beim Europäer, das Haar ist sein und glänzend
!
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte]]
E. Amerika.
425
Einwohner.
Vor den Menschen, die im 15. und 16. Jahrh, in Amerika vorge-
funden wurden, hat ohne allen Zweifel ein mehr civilisirtes Volk Amerika
bewohnt. Man schließt dieses aus den Resten alter Baudenkmäler und
Gräber. Woher dieses Volk gekommen und wie es verschwunden ist, darüber
herrscht noch völliges Dunkel. Nicht unwahrscheinlich ist es dagegen, daß
Amerika die Vorfahren der jetzt noch lebenden sogenannten Ureinwohner aus
Asien erhalten hat, wenigstens spricht dafür die Aehnlichkeit der amerikani-
schen mit der mongolischen Menschenrace. Am deutlichsten tritt diese in
den Bewohnern der Polargegenden heraus, welche unter dem allgemeinen
Namen Eskimo begriffen werden und eine auffallende Aehnlichkeit mit den
Bewohnern des nördlichsten Asiens zeigen *). Als natürlichste Eintheilung
der übrigen Ureinwohner gilt die in der Familie der Tolteken, welche
durch höhere Geistesanlagen eine gewisse Civilisation erlangten und in
Mexico, Peru und Bogota ihren Sitz hatten, aber ausgestorben oder völlig
*) Der oben angegebenen Meinung sind besonders diejenigen, welche die Ent-
stehung des Menschengeschlechts von einer Stelle, von einem Menschenpaare, ab-
leiten. Andere, namentlich Naturforscher, sind entgegengesetzter Ansicht, indem sie
dieselbe durch den von anderen Racen verschiedenen Habitus der Indianer, durch die
totale Verschiedenheit ihrer Sprachen von denen anderer Völker, namentlich der asia-
tischen, durch die Eigenthümlichkeit der alten Baudenkmäler in Amerika und durch
andere Momente begründen. So sagt z. B. Dr. K. And ree (in seinem schätzbaren
Werke über ..Amerika, Braunschweig 1851", I. S. 15): „Wir halten den amerika-
nischen Menschen, den „Eingeborenen", den Indianer, für ein der westlichen Erd-
hälfte eigenthümliches, ihr selbstständig angehöriges Geschlecht, welches mit jenem
Paare im Paradiese, von dem die Sage eines morgenländischen Volkes die ganze
Menschheit abstammen läßt, nichts zu schaffen hat. Die Amerikaner sind weder aus
dem Lande der Mongolen, noch von den Inseln der Malaien gekommen. Alexan-
der v. Humboldt fügt hinzu, daß die geographischen Forschungen über den alten
Sitz, die sogenannte Wiege des Menschengeschlechts in der That einen rein mythischen
Charakter haben."
Th. Olshausen sagt in seiner meisterhaften „Darstellung des Mississippi-
Thales" lkiel 1853, 2 Bände - l. S. 334): „Tie neuere vergleichende Sprach-
forschung hat es außer Zweifel gesetzt, daß kein amerikanischer Stamm von Asiaten
oder Europäern abstammt; denn die indianischen Wortwurzeln bieten unbedeutende, rein
zufällige Ähnlichkeiten mit den Sprachen der alten Welt dar, der Ban der Sprache
ist aber völlig verschieden.
Die Einheit des Menschengeschlechts hängt, wie Alexander v. Humboldt
sehr richtig bemerkt, nicht von der Abstammung von einem Menschenpaare, sondern
von der wesentlichen Gleichheit der Natur aller Individuen und von der dadurch ge-
setzten Gleichheit ihrer Bestimmung ab.
Für Süd-Amerika machen wir noch aus ein Merkchen von Wolde mar Schultz
aufmerksam, das von dem Verein für Erdkunde zu Dresden, nach dem Tode des
Verfassers, veröffentlicht wurde, es führt den Titel: „Natur- und Culturstudien über
Süd-Amerika und seine Bewohner", mit besonderer Berücksichtigung der Colonisations-
frage. Die Schrift enthält eigene Beobachtungen, welche der Verfasser auf seinen
Rnieit in Brasilien anstellen konnte mit den Ansichten anderer Naturforscher, wie
d'orbigny, Prichard u. A. kritisch bereichert und verarbeitet und liefert einen werth-
vollen Beitrag zu den ethnographischen Studien von Süd-Amerika.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land]]
Extrahierte Personennamen: Olshausen Alexander_v Alexander Schultz Prichard Süd-Amerika
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Amerika Amerika Amerika Asien Asiens Peru Bogota Amerika Braunschweig Dresden Brasilien
V. Hehn: Die Entstehung der romanischen Sprachen.
37
Unterste zu oberst stieg. Irgend ein gemeiner Soldat thrakischer Her-
kunft konnte Kaiser werden, der altehrwürdige Senat war voll bar-
barischen Blutes. Gegen die neuen Klimate und ihre Produkte,
gegen die Anschauungen und Sitten, die alten Erfindungen der vielen
unterworfenen Völker, vorzüglich der Anwohner des Ozeans und der
naturkräftigen thrakisch-illyrischen Stämme in der Donauebene und
am Hämus, konnte sich das enge und geschlossene Idiom der lati-
uischen Landschaft in seiner Reinheit nicht halten. Besonders das
Heerwesen, das immer mehr der eigentliche Halt des ungeheuren
Reiches wurde, vermittelte wie die Verbreitung der herrschenden
Sprache so die Aufnahme und Verschmelzung fremder Begriffe.
Die Konskription versammelte Genossen der verschiedensten Länder in
den Armeen und stehenden Lagern, in denen eine eigene Militär-
sprache sich ailsbildete, die wieder durch Ansiedelung gedienter Sol-
daten, durch Veterauenkolonien und durch den lebhaften Krämer-
handel in und bei den Stationen auf die Bevölkerung ganzer Land-
striche überging. Vom Orient aus wirkte das Juden- und Christen-
tum zersetzend im Innern. Schon in verhältnismäßig früher Zeit
war Italien von jüdischen und syrischen Sklaven und Sklavinnen
überfüllt, die als Gärtner, Köche, Musikanten, als leichtfertige Zofen,
Tänzerinnen, Citherspielerinnen dem Luxus der Reichen dienten und
die Künste und die Verdorbenheit des Orients einführten. Das
Lateinische als Herrschersprache ging noch immer mit dem Purpur-
streif an der Toga, aber es konnte sich der steigenden Flut von unten
nicht mehr erwehren; es wurde immer künstlicher, schwülstiger, un-
reiner; es schwankte allmählich in das sogenannte Mittellatein, die
Kirchen-, Staats- und Litteratursprache des Mittelalters, hinüber.
Ungesehen, im Dunkel des Lebens, im Zuge der Notwendigkeit bildete
sich eine moderne Sprache mit weiterem Gesichtskreis und tieferem
Empfindungsgrunde aus — das Romanische. Die hereinbrechende
Nacht der Barbarei war seinem Werden nur günstig.
Eine moderne Sprache, sagen wir, hatte sich hervorgebildet, eine
christliche, eine europäische. Modern — im Gegensatz zu den
antiken, wie das Griechische und Lateinische, den künstlerischen, von
einem Theater, einem Forum umschlossenen Sprachen kleiner Politien,
die zugleich so geistvoll und so sinnlich sind und den tiefern Bruch
zwischen Ideal und Wirklichkeit noch nicht kennen; christlich — im
Gegensatz zu den ethnischen, wie das Gotische und noch heutzutage
das Slavische in den meisten seiner Zweige, Sprachen, die in die Ge-
schichte der Menschheit noch nicht eingetreten sind; europäisch, d. h.
auf weiterem Schauplatz, im Wechselverkehr der Länder und Klimate,
innerhalb des ungeheuren römischen Reiches und seiner Nachfolgerin,
der völkerumsassenden christlichen Kirche, geboren und erwachsen.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
Geschlecht (WdK): Jungen
286. Die Kurden.
467
Eine geographische Meile nordöstlich von Schiras am Eingänge
eines Gebirges liegt ein einsam stehendes Viereck, außen kahl, innen
mit einigen niedrigen Gesträuchen bepflanzt. Hier ruhen die Ueberreste
der zweiten Glorie von Schiras, des weisen Scheikh S a a d i, dessen
Lehrsprüche in dem Munde aller persischen Weisen sind und die Stelle
moralischer Vorschriften vertreten. Neben der Mauer fuhren dreißig
Stufen zum Rande eines Baches hinab. Hier war der Licblingsplatz
des Dichters, und die armen Bewohner dieser Gegend halten den Platz
so in Ehren, daß sie die Fische dieses Wasserbeckens nicht beunruhigen.
An Saadi schätzt man die Tiefe der Gedanken, und seine Sprache ist
frei von den poetischen Ueberladnngen der persischen Dichter.
28(). Die Kurden.
(Nach Moritz Wagner, Reise nach Persien und dem Lande der Kurden.)
Die Kurden, aller Wahrscheinlichkeit nach ein Mischlingsvolk gleich
den Kabylen des Atlasgebirges, bei welchen sich eben so wenig vorherr-
schende Racenmerkmale angeben lassen, sind über einen großen Theil
West-Asiens verbreitet. Sie sind in zwei Stände oder Kasten geschie-
den: in den Kriegerstand, welcher nur Heerden besitzt und gewöhnlich
auch Räuberei treibt, und in den Bauernstand, Guran genannt, welcher
im südlichen Kurdistan vier- oder fünfmal zahlreicher als ersterer sein
soll. Die Guran unterscheiden sich durch ihre Physiognomie wie durch
ihren Dialekt von der Kriegerkaste. Ihre Gesichtsbildung ist sanfter,
weit regelmäßiger und erscheint öfter ganz griechisch. Die ächten Kur-
den .der Kriegerkaste sind ein stämmiges, robustes, gesundes Volk.
Raub und Diebstahl gelten bekanntlich bei allen wilden Völkern
nicht als entehrende Verbrechen, sondern sind nach ihren Begriffen des
Mannes, des Tapfern vollkommen würdig. Aber so tief in Charakter,
Lebensweise und Gewohnheiten eingedrungen, wie bei den Kurden, ist
die Raublust bei keinem der barbarischen Völker, welche ich während
fünfjähriger Reisen in Afrika und Asien zu beobachten Gelegenheit hatte,
nicht bei den Tataren und Tscherkesscn am Kuban, nicht einmal bei den
Beduinen und Kabylen der Berberei. Nach den Ansichten der Kurden
gehört gewaltsamer Raub zu den ächten Heldenthaten, und jeder be-
rühmte Häuptling, den ihre Lieder feiern, hat nicht nur gegen die
türkischen Paschas und gegen die ungläubigen Russen gekämpft, sondern
auch Karawanen geplündert und die Dörfer der ketzerischen (schiitischen)
Adischani überfallen. Indessen gilt im Orient die Ansicht, daß der
Kurde bei seinen räuberischen Unternehmungen sich doch honnetter und
menschlicher benehme, als der Tatar, Turkomane oder der Beduine.
Wenn nicht die Pflicht der Blutrache es gebietet, mordet er nie l en
Beraubten, enthält sich sogar jeder Mißhandlung, wenn jener sich nicht
zur Wehre setzt. In der Provinz Erivan ist es öfter vorgekommen,
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache]]
TM Hauptwörter (200): [T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke]]
Extrahierte Personennamen: Schiras Moritz_Wagner
Extrahierte Ortsnamen: Persien Guran Kurdistan Afrika Asien Kuban
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
376 Bilder, aus der norddeutschen Tiefebene.
der Weser, Elbe, Oder umfassend, und die westfälische, welche die Ge-
biete der früheren Bistümer Osnabrück und Münster innehält. Wo
die erstere o und e hat, z. B. bok (Buch), bot (Hut), ropen (rufen),
lef (lieb), def (Dieb), tritt im Westfälischen au und ei ein, bauk,
faut, raupen, leif, deif; das westfälische s-ch und s-k für seh war
früher der ganzen niederdeutschen Mundart charakteristisch. Im Nieder-
sächsischen selbst ist eine leichtere, rundere, einer größeren Lebendigkeit,
Traulichkeit und Lieblichkeit fähigere Sprechweise von einer breiteren,
gedehnteren und schwerfälligeren zu unterscheiden. Schon dem alten
Arndt ist dieser Unterschied aufgefallen, wenn er es für bezeichnend
hält, daß das Niederdeutsche gerade an seiner nördlichen Grenze, nicht
bloß in dem alten Sachsengau der Holsten, sondern auch auf dem
später gewonnenen Boden in Mecklenburg und Pommern seine Kernig-
feit, Reinheit, verbunden mit einer gewissen männlichen Volltönigkeit,
noch am meisten bewahrt hat, die weiter nach Süden immer mehr im
Schwinden begriffen sind. Man erkennt die erstere Sprechweise leicht
an den Formen mi und di (mich und dich), wofür die binnenländische
mek und dek eintreten läßt. Die Grenze zwischen beiden wird im
Hannoverschen durch den Rücken der Lüneburger Heide gebildet.
Um einen Überblick über die gesamte Mundart zu gebeu, beginnen
wir im äußersten Osten, wo bei den Deutschen in Litauen ein durch
ganz Norddeutschland verbreitetes Liedchen folgende Gestalt hat:
Putthöhnke, putthöhnke,
wat deist ön onnsen hoff?
Du plöckst je alle blohmkes äff,
du makst et allto groff.
Mamake ward di keife,
papake ward di schiahn.
Putthöhnke, putthöhnke,
wie ward et di ergahn?
Du plöckst je alle blohmkes äff,
du makst et allto groff.
Putthöhnke, putthöhnke,
hest blohmkes affgeplöckt,
datblohmke, dat so fründlich kickt,
dat söt wie honnich rickt.
Nu ös mamake kurrich,
papake hett dö knut.
Putthöhnke, putthöhnke,
lop ut den gaerde rut!
Du plöckst je alle blohmkes äff,
du makst et allto groff.
Putthöhnke, putthöhnke,
hest je ä sporn am been;
huck di doch opp ä perdke,
denn böste nich mer kleen;
denn kannste galoppäre,
as mancher rieder deit.
Putthöhnke, putthöhnke,
galoppär ut den gaerde rut!
Du plöckst je alle blohmkes äff,
du makst et allto groff.
Mundart in Vorderpommern.
Up de barg daar baaben, I Groote riesen legen (lagen)
ach, wat groote steen! | daar in suus un storm,
up de barg daar baaben [ puchten all un segen (sahen)
is de stadt to sehn. naa Jakobi torm.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art]]