2
Alte Geschichte.
Staatö-
formen.
Religions-
wesen.
und der dadurch herbeigeführte Völkerverkehr. Die Bewohner fruchtbarer
Ebenen und wohlgelegener Flußufer trieben Land- und Binnenhandel;
die Bewohner der Meeresküsten dagegen Seehand cl. Anfangs tauschte
man Waare gegen Waare (Tauschhandel); erst später kam man ans
den Gedanken, den edlenmetallen einen bestimmten Werth zu verleihen und
ausgeprägte Geld münzen zu einem künstlichen, bequemen Tausch-
mittel umzuschaffen. Die Bewohner der Städte legten sich auf Gewerbe
und Erfindungen oder pflegten Künste und Wissenschaften und
trugen so zur Bereicherung und Verschönerung des Lebens und zur Aus-
bildung des menschlichen Geistes bei.
3. Mit der Zeit unterschieden sich die Völker in civilisirte und
uncivilisirte, je nachdem Anlage und Verkehr die Ausbildung der geisti-
gen Kräfte förderten, oder Stumpfsinn und räumliche Abgeschiedenheit die-
selbe hemmten. Die uncivilisirten Völker sind entweder wilde Horden
unter Obhut eines Häuptlings, der unumschränkte Gewalt über Leben und
Tod besitzt, oder wandernde No maden ge schlechter unter der Leitung
eines Oberhaupts, das als Vater der Familie (Patriarch) die Rechte eines
Fürsten, Richters und Anführers ausübt. Weder die Nomadengeschlechter,
noch die wilden Horden finden einen Platz in der Geseichte. Diese
befaßt sich nur mit den civilifirten Völkern, die durch Sitte und gegen-
seitige Uebereinkunft zum friedlichen Verkehr und zur staatlichen Ge-
sellschaft sich verbunden haben. — Rücksichtlich der Rcgierungsform oder
Verfassung zerfallen die Staaten in monarchische und republikanische
Staaten. Monarchie heißt die Staatsform, wenn ein Einziger an
der Spitze steht und das Regiment führt; dieser Einzige -hat nach dem
räumlichen Umfang seines Gebiets bald den Titel Kaiser oder König,
bald die Benennung Herzog oder Fürst. Republik (Freistaat) heißt
die Verfassung, wenn die Regierungsgewalt in die Hände einer aus mehr e-
ren Gliedern bestehenden und durch Wahl eingesetzten Obrigkeit gelegt
ist. Die republikanische Negierungsform ist bald aristokratisch, wo nur
einige durch Geburt oder Reichthum ausgezeichnete Geschlechter dem
Gemeinwesen vorstehen, bald demokratisch, wo das Gesammtvolk
Gesetze giebt und die Leiter der Regierung bestellt.
4. Bei der Zerstreuung der Menschen über den Erdboden ging der
Glaube an den Einen wahrhaften Gott, der Monotheismus, verloren
und die Völker versanken in Vielgötterei, in Polytheismus. Nur bei
den Juden erhielt sich der Glaube an Einen Gott (Jehovah). Die
Religionen aller andern Völker, wie verschieden sich dieselben auch gestalten
mochten, faßt man mit dem Namen Heiden thun: zusammen. Die alten
heidnischen Völker verehrten vornehmlich die Sonne mit den Gestirnen,
oder die in der Natur wirkenden Kräfte. Auch gaben sie dem höchsten
Wesen eine menschliche Gestalt und hielten seine verschiedenen Eigenschaften
für besondere Gottheiten. Sie bildeten Götter aus Erz und Stein, aus
Holz und Thon, errichteten Tempel und Altäre und brachten ihnen
Opfer dar, theils um ihren Zorn zu sühnen, theils um Gnade zu erflehen.
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2. Die Chinesen.
1. Charakter und Kultur des chinesischen Staates. 2. Erziehung, Sprache, Sitten.
3. Die Religion des Konfucius.
1. In dem großen Kaiserreich China lebt seit den ältesten Zeiten ein Der chine-
Volk mongolischer Abkunft, das schon Jahrtausende lang unverändert die-fische Staat,
selbe Kultur und dieselben Einrichtungen besitzt. Der Mangel einer
fortschreitenden Entwickelung beruht theils auf dem zähen Charakter des
Volks, das am Gewohnten und Ueberlieferten festhält, theils rührt er da-
her, daß das Reich durch Gebirge, Meere und die hohe 300 Meilen lange
chinesische Mauer (seit 256 v. Chr.) von dem Verkehr mit fremden
Völkern ausgeschlossen ist, theils endlich hat er seinen Grund in den poli-
tischen Einrichtungen. Der mit unumschränkter Gewalt ausgerüstete, fast
göttlich verehrte Kaiser und der zahlreiche Stand bevorzugter Aristokraten
(Mandarinen) halten nämlich das geknechtete und mit Verachtung be-
handelte Volk bei dem Herkömmlichen fest und entrücken ihnr alles Neue.
Die Chinesen konnten somit von den Erfahrungen fremder Stationen keinen
Gebrauch machen und blieben hinter andern Völkern in der Bildung zurück,
obgleich sie schon in uralten Zeiten mit dem Kompaß, dem Schießpul-
ver und mit einer Art Bücherdruck bekannt waren. Selbst in derjn-
dustrie können sie sich mit den westlichen Kulturvölkern nicht mehr messen,
so sehr sie auch von jeher wegen ihrer Geschicklichkeit im Seidenbau, in
der Bereitung von feinem Porzellan, von Schreibmaterialien, Schnitz-
werken u. s. w. gerühmt wurden. Nur im Ackerbau sind sie noch Meister
und steht derselbe unter uninittelbarer Obhut des Kaisers, der jährlich ein
bestimmtes Stück Land selbst bearbeitet und besäet. Auch nirgends hat
wohl menschlicher Fleiß den Erdboden so bezwungen und umgewandelt,
wie in China. Die Ebenen tragen üppige Getreide- und Reisfelder, die
Gärten prangen voll schöner Früchte, die Wiesen sind durch künstliche Be-
wässerung in blumige Auen und wilde Gebirge durch mühsame Arbeit in
fruchtbares Ackerland umgeschaffen.
2. Die chinesische Erziehung bezweckt nicht die Entwickelung der Geistes- Erziehung,
kräfte zu einer allgemeinen Bildung, sondern nur das Erlernen dessen,
was die Vorfahren gewußt und geübt haben. Diese Erziehung und die
Regierungsart macht die Chinesen feige und unkräftig; dennoch haben sie
von sich die größte Meinung und betrachten alle andern Völker mit hoch-
müthiger Verachtung. Ihr Land nennen sie nicht anders als „das Reich
der Mitte". — Die Sprache der Chinesen ist so schwierig und unbe- Sprache.
Holsen, daß zum bloßen Lesenlernen viele Jahre erforderlich sind. Ihre
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Alte Geschichte.
Schrift besteht aus 80000 Zeichen, die nicht, wie bei uns, einzelne einfache
Sitten. Laute, sondern ganze Wörter bedeuten. In der Musik lieben die Chinesen
Trommeln, Triangel und gellende Pfeifen; in der Malerei eckige Formen
und glänzende Farben. Lange Fingernägel, die in Futteralen vor Ver-
letzungen geschützt werden, und unnatürlich kleine Füße gelten ihnen als
besondere Schönheiten. Den Kopf tragen die Chinesen bis auf eine Stelle
kahl geschoren; der stehenbleibende Haarbüschel ist in einen langen Zopf
geflochten.
Konfucius 3. Als Begründer ihrer Religion verehren die Chinesen den Kon-
500. sucius oder Kong-fu-tse (500). Derselbe hat mehrere Werke — nach da-
maliger Sitte in Bambus eingeschnitten — hinterlassen, in denen Beleh-
rungen über Gott und Tugend enthalten sind. Tien, der oberste Gott,
ist allmächtig und unumschränkt. Er kennt alle Dinge und regiert die
Welt mit Weisheit, Güte und Gerechtigkeit. Die Tugenden der Menschen
erfreuen ihn, das Laster erregt seinen Zorn. Nach Konfucius können die
Strafen des Himmels nur durch wahre Besserung, nicht durch äußere
Uebungen abgewendet werden. „Erst regiere Dich selbst", sagt Konfucius,
„dann kannst Du eine Familie, dann ein Land regieren; erst bessere Dich
selbst, dann Deine Familie, hierauf Deine Negierung, zuletzt Alles inner-
halb der 4 Meere." Im Uebrigen ist die Lehre des Konfucius Natur-
und Menschcnvergötterung (Pantheismus); seine Sittenlehre hebt die
Freiheit und Würde des Menschen auf und empfiehlt eine maßlose Unter-
würfigkeit der Kinder gegen die Eltern, der Weiber gegen die Männer,
der Unterthanen gegen die Fürsten *).
3. Die Inder.
1. Das Land und seine Bewohner. Die vier Kasten: Priester, Krieger, Kaufleute,
Handwerker. 2. Das Religionswesen: der Brahmaismus. 3. Sprache und Literatur:
die vier Bücher der Vedas, das Gesetzbuch des Menu, Ramayana und Mahabharata,
die Sage von Sakuutala. Bauwerke. 4. Handelsverbindungen zwischen Indien und
Europa.
1. Südwärts der schneebedeckten Höhen des riesenmäßigen Himmalaja
erstreckt sich ein fruchtbares, glückliches Land mit einem gesunden, abwechseln-
den Klima und reich an kostbaren Erzeugnissen der mannigfaltigsten Art.
In diesem vom Indus, Ganges und anderen großen Flüssen durchström-
ten Lande wohnten die Inder oder Hindus. Sie waren Nachkommen
der Arier, die einst von Tübet aus Wanderzüge unternommen und die
minder kräftigen Urbewohner Indiens unterjocht hatten. — Die Inder
Vier Kasten, lebten schon früh in geordneten Staaten und waren von jeher in vier
Kasten geschieden. Die erste Kaste begreift die Brahm an en (Bram inen),
welche Priester, Lehrer, Gesetzgeber, Richter, Aerzte und der Könige (Rad-
schas) Rathgeber sind. Die zweite Kaste (Kschatryas) umfaßt die Krieger,
aus denen die Könige hervorgehen. Die dritte Kaste (Vaisyas) ist der
Stand der Gewerbtreibenden, wozu die Kaufleute, Handwerker und Acker-
bauer gehören. Die vierte Kaste (Sudras) ist die Klasse der Dienenden;
diese können wohl ein Handwerk oder eine Kunst treiben, dürfen aber die
i) Von China sei noch bemerkt, daß die Engländer seit 1842 durch Schwert
und Kanonen mehrere Häfen des Landes für die Europäer eröffnet haben.
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Extrahierte Personennamen: Konfucius Sakuutala
Extrahierte Ortsnamen: Ramayana Mahabharata Indien Europa Indiens China
Inder.
5
heiligen Bücher weder selbst lesen, noch den Vorlesungen derselben beiwoh-
nen. Außer diesen vier Kasten giebt es noch eine ganz verachtete Volks-
klasse, Parias genannt, theils Nachkommen der besiegten Ureinwohner,
theils Sprößlinge aus unerlaubten Mischehen. Alle Gemeinschaft mit
diesen ist streng untersagt und ihr Anblick verunreinigt schon. Von diesen
Unglücklichen sollen unsere Zigeuner abstammen.
2. Bei den Indern erwachte frühzeitig das Nachdenken über göttliches
Wesen und religiöse Wahrheiten. Als höchsten Gott verehrten sie Brahma
oder Parabrahma. Er ist das geistige Urwesen und erscheint dem Men-
schen in drei Gestaltungen; als S ch ö p f e r (Brahma), Erhalter (Vischnu)
und Zerstörer (Siwa). Außerdem hatte man noch eine Menge von
Geistern und Untergöttern. Auch glaubten die Inder an die Lehre von
der Seelenwanderung, Nach dieser Lehre ist die menschliche Seele nur
zur Strafe dem irdischen Körper zugesellt und ihr Streben und Ziel Wieder-
vereinigung mit der göttlichen Weltseele. Darum betrachten die Inder
das Leben auf Erden für eine Straf- und Prüsuugszeit, die man durch
heiligen Wandel, durch Gebet und Opfer, durch Büßungen und Selbst-
prüfungen verkürzen könne. Verabsäumt der Mensch diese Selbstreinigung
und sinkt er immer tiefer ins Böse, so wird seine Seele in Thierleiber
'(mit Ausnahme der Fische) verstoßen und muß die Wanderung von Neuem
beginnen. Daher sind die Inder freundlich gegen die Thiere und meiden
den Genuß des Fleisches, daher stellten sie ein ruhiges Leben und stilles
Nachsinnen höher als ein thätiges Leben. — Als verdienstlich galten schon
früh Waschungen in dem Ganges und andern heiligen Flüssen; dazu kam
später der Gebrauch, daß sich die Weiber nach dem Tode ihrer Männer
freiwillig dem Feuertod überlieferten.
Aus dem Brahmaismus ging im 7. oder 6. Jahrhundert vor Chr.
der Buddhaismus hervor. Derselbe verbreitete sich schnell über ganz
Indien, ward aber, weil er die Gleichheit der Menschen predigte und allen
Kastengeist verwarf, von den Brahmanen heftig angefeindet und in ganz
Vorderindien ausgerottet. Im 1. Jahrhundert v. Chr. drang die Lehre
des Buddha als Foiömus in China ein und vermischte sich dort mit
der Religion des Kong-fu-tse. Auch in Tübet und der Mongolei hat sich
der Buddhaismus als Lamaimus bis auf den heutigen Tag erhalten.
3. Die Sprache, welche die Inder redeten, war das wohlklingende,
nunmehr aber längst auögestorbene Sanskrit. In ihr sind die wichtig-
sten Werke geschrieben. So (1400 vor Chr.) die vier Bücher der
Vedas, die angesehenste Quelle für die brahmanische Religion, dann das
Gesetzbuch des Menu (1200 v. Chr.), welches über Rechts- und
Kriegsgeschichte handelt, und endlich eine große Menge von Gedichten,
gleich ausgezeichnet durch bilderreiche Darstellung wie durch tiefe Empfin-
dung und religiöses Gefühl. Am berühmtesten von diesen sind zwei reli-
giöse Heldengedichte, der Ramayana und Mahabharata, die in ihrer
ursprünglichen Gestalt dem 10. Jahrhundert vor Chr. angehören. In
Mahabharata steht auch die Sage über S aku n tala, die später von dem
indischen Dichter Kali dasa dramatisch behandelt worden ist.
Die schroffe Scheidung der Stände ist Ursache, daß der indische Geist,
wo er auch thätig war, nur eine gewisse Höhe erreichte und dann stehen
blieb. Indessen schufen die Inder gewaltige Anfänge in der Astronomie,
Bramais-
muö.
Sauökrit.
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Extrahierte Ortsnamen: Thierleiber Indien China Mongolei Mahabharata Mahabharata
6
Alte Geschichte.
Medizin und Grammatik; auch erfanden sie das Gußeisen, das Zehner-
Bauwerke. system und die Algebra. Nicht minder groß waren sie in der Baukunst,
wenn sie auch hier weniger durch Schönheit, als vielmehr durch das Massen-
hafte und Abenteuerliche zu wirken suchten. Ihre Tempel haben sie in
und aus Felsen gehauen und mit einer Menge Hallen, Gängen und Woh-
nungen ^verbunden. Bisweilen sind diese unterirdischen Grottenwerke so
geräumig, daß mehrere unserer Hauptkirchen darin Platz hätten. Alles,
was man an Größe, Pracht und Verzierung über der Erde hervorzubrin-
gen im Stande ist, das sieht man hier unter der Erde. Die Decken
sind glatt und gewölbt, die starken Pfeiler stehen aus hohen, viereckigen
Untersätzen und tragen knieende Elephanten oder tulpenartige Blumenknäufe.
An den Thoren liegen mächtige Löwen oder Greife; in den Vorhallen
und Zimmern thronen kolossale Götzenbilder. Dazu sind alle Wände
mit riesigen Reliefs bedeckt, die Darstellungen aus der indischen Götter-
lehre (Mythologie) enthalten. Weil die Steinart (Granit und Porphyr),
in welche die Tempel eingehauen sind, sehr hart llst, so sind viele dieser
Bauwerke in bewunderungswerthcn Resten und Ruinen auf uns gekommen.
Am berühmtesten sind die Felsentempel auf den Inseln Elephante *) und
Salsetteh, die Grottcnwcrke bei Ellorah und die sieben Pagoden
(Pagode, d. i. Haus) von Mavalipuram ft.
4. Indiens älteste Geschichte ist in Dunkel gehüllt. Erst mit Ale-
xander des Großen Zug wird über das Land etwas Licht verbreitet. Seit
Verbindun- dieser Zeit begann zwischen Griechen und Hindus ein ununterbrochener
gen Indiens Handel, welcher vom schwarzen Meere und Kleinasien, sowie von Aegypten
mit Europa. slug betrieben wurde. Später standen auch die Römer mit dem reichen
Lande in lebhafter Handelsverbindung. Plinius berechnet den Betrag,
welchen Rom jährlich für indische Waaren zahlte, auf 5 Millionen Thaler.
Von römischen Kaisern sind mehrmals indische Gesandschaften empfangen
worden. Während des Mittelalters dagegen hörte die unmittelbare Ver-
bindung Europas mit Hindostan auf, indem im 8. Jahrhundert die Araber
durch ihre Eroberung des westlichen Asiens sich dazwischen drängten und
die Vermittelung übernahmen. Erst durch die Entdeckung des Seeweges
nach Ostindien kam ein unmittelbarer Verkehr der indischen Halbinsel mit
Europa wieder zu Stande.
4. Die Babylonier und Assyrer.
1. Nimrod gründet das babylonische, Assnr das assyrische Reich (2000 vor Chr).
Ninus erobert Babylon und macht Ninive zur Residenz; Semiramis verschönert Ba-
bylon. — Sardarnapal gestürzt durch Artabaces (888). Drei Reiche: das neuassy-
rische, das neubabylonische, das medische Reich. 2. Die kriegerischen Könige Neuassy-
riens: Phul 770, Tiglath Pilesar 750, Salmanassar 722, Sanherib 710. Assyrische
Gefangenschaft der Juden 722, Untergang des Staates 606 durch Nabopolassar und
Cyarares. — Das neubabylonische Reich. Nebukadnezar's Sieg bei Circesium 606,
die babylonische Gefangenschaft der Juden 588. Babylonien wird persisch 536. 3.
Religion und Gewerbfleiß der Babylonier. (Ausgrabungen bei Ninive.)
1. In dem fruchtbaren Lande zwischen dem Euphrat und Tigris, in
Mesopotamien, siedelten sich schon, frühzeitig Menschen an. Um das Jahr
ft Elephante und Salsette an der Westküste, Ellora in der Mitte und
Mavalipuram an der Ostküste Vorderindiens.
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Babylonier und Assyrer.
7
2000 vor Chr. gründete dort Nimrod, „der gewaltige Jäger vor dem Gründung
Herrn", das babylonische Reich und machte Babylon zur Hauptstadt des- der Reiche
selben. Darnach errichtete nord- und ostwärts davon Assnr das assyrische 2000.
Reich. Ninus, ein späterer König von Assyrien (um 1300), eroberte
Babylon und die angrenzenden Länder und wurde so Stifter des großen
assyrischen Reichs. Hauptstadt dieses Reiches war Ninive. H Fast
noch wichtiger als Ninus ist seine Frau Semiramis, die nach seinem
Tode die Herrschaft antrat (1250). Sie soll Babylon auf's schönste um-
gebaut, viele Kanäle angelegt und große Kriegszüge unternommen haben.
Aber ihre Nachfolger waren Weichlinge und brachten das Reich in Ver-
fall; ja der letzte derselben, der schwelgerische Sardanapal, stürzte sich,
als er von Artabaces, dem kriegerischen Statthalter von Medien, ent-
thront werden sollte, sammt seinen Schätzen in die Flammen eines Schei-
terhaufens (888). Nunmehr entstanden aus dem großen assyrischen Reiche Die drei
drei neue: das neuassyrische, das neubabylonische und das neuen
me dische Reich, von denen jedoch das erstere nachher die Oberherrschaft Reiche,
über die beiden andern geführt hat.
2. Von den neuassyrischen Königen werden mehrere als kriegerisch be-
zeichnet, so: Phul (770), Tiglath Pilesar (750), Sal man a sfar
(722) und S anher ib (710). Der wichtigste war Salmanassar; dieser
zerstörte das Reich Israel und führte die 10 dazu gehörigen Stämme in Zerstörung
die assyrische Gefangenschaft (722 vor Chr.). Schon unter dessen Nach- des Reiches
folger Sanherib, der das abhängige Medien freigeben mußte, beginnt ¿1vciel
das Sinken des Staates und um's Jahr 606 vor Chr. nimmt Neuassy-
rien ein Ende. Da empörte sich Nabop olassar, der kriegerische Statt-
halter von Babylon, wider den assyrischen König (Sarak) und eroberte
in Verbindung mit Cy arares, d?m Beherrscher Medienö, die Stadt
Ninive. Die Stadt wurde zerstört und das Land unter die beiden Sieger
vertheilt.
In den letzten Jahren der assyrischen Herrschaft war ein Bergvolk,
die Chaldäer, von den Gebirgen in das obere Babylonien hexabgcstiegen.
Es hatte dem Statthalter Nabopolassar in seiner Empörung beigestanden
und dafür Babylonien als Wohnsitz erhalten. Aus der Vereinigung die-
ses Volks mit den eigentlichen Babyloniern entstand das neubabyloni-
sche oder babylonisch-chaldäische Reich, dessen berühmtester König
Nabopolassar'ö Sohn, Nebukadnezar war. Er schlug den ägyptischen Zerstörung
König Necho bei Circesiu>n * 2) (606), zerstörte Tyrus und Sidon des Reiches
(603), nahm Jerusalem ein und führte die Juden in die babylonische Juda 588.
Gefangenschaft (588). Aber schon unter seinem jüngsten Sohn Nabon-
nedus, der in der Bibel Belsazar heißt, kam Babylonien unter die
Botmäßigkeit der Perser (536).
3. Die Religion der Babylonier war Stern dien st (Sabäismus). Sterndienst
Für den höchsten Gott galt Bel (Baal), der Gott des Himmels und der
des Lichts, die personistzirte Sonne; ihm zur Seite stand Mylitta Babylonier.
(Astarte), die Mondgöttin. Die Priester suchten aus dem Stand der Ge-
stirne den göttlichen Willen zu deuten, beobachteten daher genau das
0 Ninive, Stadt am Tigris, in der Gegend des späteren Bagdad.
2) Cir cesium, Stadt am oberen Euphrat, östlich von Damaskus.
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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8
Alte Geschichte.
Firmament und gewannen so einige astronomische Kenntniß (Länge
des Jahres). Doch trieben sie auch Sterndeuterei (Astrologie). — Der
Sterndienst der Babylonier war auch bei den Assyrern zu Hause.
Die Babylonier beschäftigten sich hauptsächlich mit Getreidebau, wozu
der Boden sich trefflich eignete; sie verfertigten aber auch kostbare Ge-
wänder, herrliche Teppiche und geschnittene Steine. Ihr Handel war
gleichfalls bedeutend. Sie Vertrieben ihre eigenen Waaren und empfingen
über den persischen Meerbusen die Produkte Indiens, um sie nach den
Hafenstädten Kleinasiens zu bringen. Als gute Kaufleute haben sie zuerst
Maaß und Gewicht eingeführt x).
6. Die Meder und Perser.
1. Abkunft der Meder und Perser. Das goldene Zeitalter des Königs Dssjenischid.
2. Medien befreit sich 710 von der assyrischen Herrschaft. Dejoces gründet Ekbatana.
Phraorteö (656) unterwirft die Perser. Cyarares erobert mit Nabopolassar Ninive
und zerstört so das neubabylonische Reich 606. Unter Astyages Medien persisch 555.
3. Die Lehre des Zoroaster (Zend-Avesta).
1. Zu derselben Zeit, als die Assyrer und Babylonier die Ebenen
des Euphrat und Tigris erfüllten, lebte nördlich davon ein anderes Völker-
paar, die Meder und Perser. Diese beiden Völker sind Nachkommen
der Arier oder des Z end Volkes. Unter ihnen lebte in alten Zeiten
Goldenes der König Dssjemschid, von dem noch die späteren persischen Könige
Zeitalter Abkunft herleiteten. Er führte sein Volk von den hohen Gebirgen
herunter in die niedrigen Gegenden des heutigen Persiens und begann den
Isiemfchl . Überbau. Unter feiner Regierung war die goldene Zeit: da gab es weder
Tod noch Alter, weder Frost noch Hitze; die Menschen lebten in bestän-
diger Jugendkraft, auch die Thiere starben tücht; Nahrung war vollauf.
— Dssjemschid theilte das Volk in vier erbliche Kasten: in Priester
(Magier), Krieger, Ackerbauer und Gewerbetreibende, und schrieb jeder
Kaste eine besondere Kleidung vor. Weil er sich aber nach einer 70jähri-
gen Regierung selbst für einen Gott erklärte, so wurde er von seinem
Feldherrn Johah, den einige für Nimrod halten, mit Krieg überzogen
und gestürzt.
2. Die Meder, welche in mehrere kleine Völkerschaften zerfielen,
hatten ihre Selbständigkeit an die Assyrer verloren, rissen sich aber zur
Zeit des Königs Sanherib (710) von denselben los und wählten den
Dejoces weisen Dejoces zum Oberhaupte. Dieser ordnete den Staat und grnn-
710. bete in reizender Berggegend die Stadt Ekb at an a 2), welche die Königs-
burg mit sieben ringförmigen Mauern enthielt. Sein Sohn Phraortes
(656) unterwarf sich zuerst die Perser und dann, von diesen unterstützt,
viele andere asiatische Völkerschaften, fand aber seinen Tod bei den: An-
griff auf Assyrien. Sein kriegerischer Sohn Cyarares gedachte seinen
Vater zu rächen und belagerte Ninive, mußte aber wegen des plötzlichen
0 An der Stelle, wo ehedem Ninive gestanden, sind in neuerer Zeit Ausgrabungen
veranstaltet worden. Die Sacke wurde 1841 von dem französischen Konsul B otta be-
gonnen und seit 1845 von dem Engländer Layard fortgesetzt. Die zu Tage geför-
> derten Paläste und Grabgewölbe geben wichtige Aufschlüsse über das Privatleben der
Babylonier.
2) Ekbatana, Stadt in Medien, südlich von dem heutigen Teheran. ,
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Die Phönicier.
9
Einbruchs der Skythen seinen Plan verschieben. Erst nach 28jährigem
Kampfe gelang es ihm, dieses Feindes Meister zu werden. Darnach ver-
band er sich mit Na b o p ol a ssar, dem Statthalter von Babylon, und
setzte mit diesem die Zerstörung Ninive's (606) und so zugleich die Zer-
störung des neuassyrischen Reiches durch. Unter Ast y a ge s (555), seinem Astyageö
Sohn und Nachfolger, kam Medien in die Gewalt der Perser. d •
3. Unter Phraortes stellte Zoroaster eine neue Religionslehre auf, Lehre des
welche sich bald über ganz Medien und Persien'verbreitete. Die Lehre Zoroaster.
ist in dem heiligen Buche des Zendvolkeö, der Zend-Avesta enthalten.
Zoroaster spricht: „Alle Uebel, alles Unglück, alle Leiden rühren von
einem höchsten Wesen her, das Ahriman oder Fürst der Finsterniß
genannt wird. Alles Gute kommt von einem höchsten Wesen, das Or-
muzd oder der Herrscher des Lichtes heißt. Die Reiche des Lichts
und der Finsterniß bekämpfen einander, wie Tag und Nacht; endlich siegt
jedoch Ormuzd über Ahriman, und dieser, wie alles Andere in der Welt,
wird gut und rein. Um diesen Sieg zu beschleunigen, müssen die Men-
schen Zoroaster's Lehre streng befolgen. Jeder soll rein und heilig leben;
soll das Gute lieben und das Böse verabscheuen; täglich hat er seinen
Körper in Bädern zu säubern und seine Seele durch Gebete zu erheben;
er soll wohlthätig sein, die nützlichen Thiere schonen und die schädlichen
vertilgen. Auch der Ackerbau ist als Ausrottung des Unkrauts ein Kampf
gegen Ahriman. Der Tempel und Bilder bedarf es nicht; als Sinnbild
der höchsten Reinheit werden die Sonne und das Feuer verehrt." Als
die Perser später alle Länder bis nach dem Mittelineere hin eroberten, ver-
breitete sich die Lehre Zoroasters auch im westlichen Asien. Und noch heute
leben in der Gegend des kaöpischen Sees Anhänger dieser Lehre; sie wer-
den Ghebern genannt und beten die auf- und niedergehende Sonne und
das Feuer an.
6. Die Phönizier.
1. Phönizische Kolonien, Schifffahrt und Handel. 2. Erfindungen: Rechenkunst, ge-
münztes Geld, Buchstabenschrift (Tanl), Glas, Purpurfarbe, Religion. 3. Reich-
thum der Phönizier, Eroberung von Tyruö durch Nebukadnezar (603), Gründung
von Neutyrus, Zerstörung der Stadt durch Alexander d. Gr. (332).
1. Nordöstlich von Palästina *), auf dem schmalen Küstenstrich zwischen
dem Mittelmeere und dem Libanon, wohnten die Phönizier. Sie waren
0 Von dem jüdischen Staate, welcher in der biblischen Geschichte behandelt
wird, sei hier nur Folgendes erwähnt:
Um 2000 Abraham, Isaak, Jakob oder Israel: 12 Söhne, darunter
Joseph; die Familie (70 Seelen) nach Aegypten, da zum Volke erwachsen. — 1500
Moses, Josua; 1400 —1100 Richter; Könige: Saul 1095 —1055, David
1055—1015, Salomo 1015 — 975. Theilung in Reich Inda (2 Stämme) und
Reich Israel (10 Stämme). 722 Untergang des Reiches Israel durch Salma-
nass ar; 588 Untergang des Reiches Inda durch N eb ulad nez ar. Babylonische
Gefangenschaft 588 — 536. Rückkehr durch Koreö oder Cyrus. Die Juden
bleiben Unterthanen der Perser bis 333, wo sie sich Alexander d. Gr. unter-
werfen. Nach der Schlacht bei Jpsus (301) werden sie Unterthanen der Ptole-
mäer; von 200 an stehen sie unter syrisch er Herrschaft lseleuziden); unter An-
tiochus Epiphanes befreien sie sich durch die Makkabäer, werden aber 63 von
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1055—1015 David Salomo Cyrus Alexander_d Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Zend-Avesta Asien Israel Israel
12
Alte Geschichte.
Pelusium, zu denen späterhin noch Alexandria kam. Eine Meile
von Alexandrien lag die Insel Pharos mit dem berühmten Lenchtthurm,
der zu den Wundern der alten Welt gehörte. Unterägypten hat sich erst
nach und nach durch Anhäufung des Nilschlammes über das Meer erhoben;
der äußerste, von zwei Nilarmen und dem Mittelmecr eingeschlossene Theil
hat die Gestalt eines Dreiecks und führt den Namen „Delta".
2. Aegypten ist wahrscheinlich von Aethiopien her bevölkert worden.
Der erste Staat soll Meroe — in der Gegend, wo die Zweige des
Nil sich zu einem Fluß vereinigen — gewesen sein. Von hier aus folgten
die meisten Kolonisten dem Laufe des Nil, einige aber wandten sich nach
der Oase Ammonium, die westlich von Aegypten in der lybischen Wüste
liegt, und gründeten daselbst das berühmte Orakel des Jupiter Ammon.
Zeitig waren die Aegypter gute Ackerbauer, doch verstanden sie auch aus
der Byssuöstaude feine Gewänder und aus der Papyrusstaude taugliches
Hiero- Papier zu bereiten. Zur Auszeichnung ihrer Gedanken bedienten sie sich
glyphen. einer Bilderschrift, der sogenannten Hieroglyphen, bei der z. B. Muth,
Wachsamkeit, Fleiß durch Abbildung des Löwen, des Hundes und der
Biene, welchen Thieren 'diese Eigenschaften zukommen, ausgedrückt werden.
In der Naturkunde waren die Aegypter nicht unerfahren; schon 1300 v.
Chr. nahmen sie das Jahr zu 365 Tagen und 6 Stunden an; auch wußten
ja die Priester einige Wunder des Moses nachzuahmen. Ebenso wurde
Rechnen und Feldmeßkunst von ihnen betrieben und war letztere um so
nothwendiger, da die Ueberschwemmung des Nil sämmtliche Grenzen der
Ländereien verwischte. Das Bedeutendste aber leisteten sie in der Baukunst,
wo sie, ähnlich dm Indern, durch ungeheure Größe zu wirken suchten.
Die Obelisken, die Pyramiden und das Labyrinth sind sprechende Zeugen
Das 100- dafür. Nicht minder merkwürdig sind jedoch die Trümmer von Tempeln
thorige und Palästen, welche sich an der Stelle Thebens, „der hundertthorigen
Theben. Stadt", befinden. Hier sieht man die Reste eines großen Palastes, welcher
von 2 Höfen umgeben war. Zu dem ersten Hof führt eine- hohe eherne
Pforte, zu dem zweiten ein kleineres Thor. Die Mauern haben eine
Stärke von 30 — 50 Fuß, die Wände der Säle und Gemächer sind mit
zahlreichen Bildwerken versehen. Auf der einen Seite ist eine Landschaft
dargestellt; der König, in kolossaler Figur, ist inmitten der Schlacht; er
steht auf seinem Kriegöwagen und ist mit Lanze, Bogen und Pfeil bewehrt;
auf der andern Seite bemerkt man ein Seegefecht; der König, erschlagene
Feinde zu seinen Füßen, erwartet die Entscheidung am Ufer. In einer
benachbarten Ebene findet man umgestürzte Bildsäulen, Kolosse von 65 Fuß
Memnonö- Höhe und 30 Fuß Umfang; dabei die aus einem Stein gehauene Mem-
säule. no ns sä ule, von der man erzählt, daß sie beim Aufgang der Sonne
einen wunderbaren Klang von sich gegeben habe. Auch trifft man allda
eine lange Allee von kolossalen Sphinxen, welche ruhenden Löwen mit
Menschenantlitz gleichen. Die Trümmer überhaupt nehmen mehrere Meilen
ein und werden nach den heute daselbst liegenden Dörfern (Karnak, Luxor,
Medinat-Abu) benannt.
3. Das ägyptische Volk war in sieben von einander streng gesonderte
Sieben Kasten getheilt und bestand aus: 1) P r i e st e rn, 2) Kr i e g ern, 3) A cke r-
Kasten. bauern, 4) Handwerkern, 5) Schiffern, 6) Dolmetschern und
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Aegypter.
13
7) Hirten. Am meisten galten die Priester und Krieger; geradezu ver-
achtet waren die Hirten.
Die Aegypter beteten nicht nur Osiris als Sonnengott und Isis
als Mondgöttin an, sondern auch alle Thiere, die sich durch Nützlichkeit Götter,
oder Schädlichkeit auszeichneten. So wurde der Vogel Ibis verehrt,
weil er die im Nilschlamme nistenden Schlangen vertilgt; das Krokodil,
weil es dem Menschen so gefährlich ist; das Ichneumon (Pharaos-Ratze),
weil es die Krokodileier verzehrt. Auch die Katzen genossen großes An-
sehen; am höchsten aber wurde der Apis gehalten. Er hatte zu Memphis
einen eigenen Tempel und erhielt sein Futter von knieenden Priestern aus
goldenen oder silbernen Gefäßen.
Seltsam war die Ansicht der Aegypter über Tod und Unsterblichkeit.
Sie pflegten sich oft des Todes zu erinnern, sogar bei Hochzeiten und
Gelagen ward ein hölzernes Todtengerippe herumgetragen und jedem Gaste
zugeflüstert: „Diesem wirst du ähnlich werden; bedenke das wohl, o Freund!"
Dabei hatten sie die Ansicht, daß die Seele nach dem Tode noch so lange
im Körper bleibe, als derselbe unversehrt sei. Darum pflegten sie den Einbalsami-
Leichnam sorglich einzubalsamiren. Man nahm aus der Leiche den leicht rung der
verweslichen Theil heraus und füllte sie, nach Auswaschungen mit Palm- Todten,
wein, voll persischen Erdharzes (Mum, daher Mumien) und Spezereien;
darnach legte man sie eine Zeit lang in Salz, umwickelte sie mit feiner
Leinwand und bestrich das Gesicht mit Gyps, auf dem man die Gesichts-
züge mit Farben anmalte. Endlich wurde der Leichnam in einen verzierten
Sarg gelegt und in einem unterirdischen Gemache aufgestellt. Jede Stadt
hatte in ihrer Nähe eine unterirdische Todtenstadt. Bei Theben zieht sich
eine solche von 2 Meilen Länge hin. Diese Grüfte und Grabmäler stachen
durch Pracht sehr von den Wohnungen der Lebenden ab. — Ehe die Be-
stattung vor sich gehen konnte, wurde über den Verstorbenen ein sogenann-
tes Todtengericht abgehalten, wo Kläger und Vertheidiger auftraten.
Selbst mit den Königen machte man keine Ausnahme. Fiel das Urtheil
ungünstig aus, so wurde das ehrenvolle Begräbniß unerbittlich verweigert.
Die Furcht vor diesem Gerichte hielt manchen Menschen auf gutem Wege.
4. Die eigentliche Blüthezeit Aegyptens fällt nach dem Jahre 1700 Blüthezeit
v. Chr. und hat etwa 1 Jahrtausend gedauert. Um das Jahr 1350 v. Chr. 1700—715,
wird der König Sesostris als großer Eroberer genannt; er soll die
Aethiopier zinspflichtig gemacht und weithin über Asien und Afrika ge-
herrscht haben. Unter seinen Nachfolgern sind die Erbauer der größten
Pyramiden, Nhampsinit und Cheops, ums Jahr 1000 v. Ehr. zu
merken. Nach vielen Unordnungen, veranlaßt durch eine fünfzigjährige
Herrschaft der Aethiopier (765—715) bildeten sich zwölf Reiche (Dode-
karchie). Die zwölf Herrscher errichteten zum Andenken ihrer gemeinschaft-
lichen Wirksamkeit das Labyrinth (am Möris-See). Einer der zwölf
Herrscher, Psammetich, entthronte aber mit Hülfe griechischer Mieths-
truppen seine Mitregentcn und öffnete das bisher verschlossene Land, das
„bittere" Aegypten, den Fremden. Sein Sohn Necho hob Schiffahrt
und Handel, veranlaßte die Phönizier, Afrika zu umschiffen und machte,
wiewohl vergeblich, den Versuch, das rothe Meer durch eineu Kanal mit
dem mittelländischen Meere zu verbinden. Er trat auch als Eroberer auf Circesium
und drang siegreich bis zum Euphrat vor, ward aber bei Circesium 606.
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Extrahierte Personennamen: Psammetich Necho
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