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Ii. Friedrich I., Barbarossa. 1. Ziele und Erfolge der Politik Friedrichs I. 443
ein, und überließ es dann der Plünderung und Zerstörung. Mauern, Türme und Häuser wurden niedergerissen, die Reste angezündet, die Reliquien der Kirchen hinweggeführt, wie damals nach Köln die Gebeine der heiligen drei Könige gelangten. Die alte, tausendjährige Hauptstadt des Polandes war vernichtet, eine furchtbare Maßregel, unerhört in der Geschichte des gesitteten Europa seit der Zerstörung von Korinth und Karthago und keineswegs in erster Linie ein Racheakt, sondern eine wohlberechnete Maßregel der staufischen Politik. Es galt offenbar die städtische Kultur der Lombarden, die den Deutschen unverständlich und widerwärtig war, an einem entscheidenden Punkte niederzuwerfen. Deshalb zwang man eine ganze große, doch zum guten Teile schon gewerb- und handeltreibende Bevölkerung wieder in die ländliche Beschäftigung und Kultur zurück und verpflichtete sie zu den schwersten Lieferungen, im ganzen zweier Drittel ihrer Bodenerzeugnisse, so daß diese Mailänder tief unter die hörigen Bauern der deutschen Pfalzen herabsanken. Ein Deutscher, Markward von Grumbach, war ihnen zum Podesta gesetzt, und Deutsche regierten fortan als Podestas überhaupt die meisten Lombarden» städte; nur einzelnen begünstigten waren freigewählte Konsuln gestattet, so Cremona, Pavia, Lodi, Ravenna. Die städtische Entwickelung Ober-Italiens war gelähmt, an ihrem wichtigsten Punkte ganz zerstört, die monarchische Gewalt des Kaisers über ihnen aufgerichtet. „Damals erhob sich gar sehr sein Mut, und alle Königreiche der Erde zitterten bei seines Namens Schall."
Aber in allzuschroffem Widerspruch stand doch dies System mit den Gewohnheiten und auch mit den wirklichen Bedürfnissen der Lombarden, als daß sie nicht den Versuch hätten machen sollen, sich ihm zu entwinden, zumal die kaiserlichen Podestas die Leistungen bald weit über das gesetzliche Maß hinaus steigerten und Klagen fruchtlos blieben. So schlossen schon i. I. 1163 Verona, Mantua, Padua, Treviso und Venedig den „Veroneser Bund" zur Wiederherstellung des alten Abgabesystems, nicht gegen die deutsche Herrschaft an sich. Da der Kaiser 1164 ohne deutsche Truppen über die Alpen kam, so blieb auch sein Angriff aus Verona (im Juni) mit lombardischen Aufgeboten vergeblich, und gar nicht vermochte er zu verhindern, daß Alexander Iii. in den romanischen Ländern allmählich das
Übergewicht gewann. Trotzdem hielt Rainald, der Hauptträger dieser ganzen Kirchenpolitik, an der leitenden Stellung der Reichskirche unbedingt fest,
indem er auf der Synode von Dole rund heraus erklärte, da Rom eine
Stadt des Reiches sei, so stehe auch die Entscheidung über die Papstwahl
allein den Prälaten des Reiches zu. Er setzte deshalb auch nach dem Tode
Victor Iv. in Lucca (20. April 1164) die sofortige Wahl eines neuen Papstes,
Paschalis Iii., durch und gewann dann durch eine persönliche Verhandlung in Rouen im Frühjahr 1165 Heinrich Ii. von England, der mit Alexander Iii. wegen seines Streites mit Thomas Becket zerfallen war, und zwar nicht nur für Paschalis, sondern sogar für ein Bündnis mit Deutschland, das durch die Verlobung Heinrichs des Löwen mit Mathilde von England noch befestigt wurde. Kurz danach, auf dem Reichstage von Würzburg, im Mai 1165, gelang es dem Kanzler sogar, die deutschen Fürsten und Bischöfe an seine Kirchenpolitik unwiderruflich zu binden; sie, wie auch der Kaiser selbst,
leisteten den Eid, weder Roland noch einen anderen Papst seiner Partei
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Korinth Karthago Cremona Pavia Ravenna Verona Mantua Padua Treviso Venedig Verona Rom Lucca Rouen England Deutschland Würzburg
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444 Zweites Buch. Ii. Abschnitt: Bilder aus der Zeit der frönt u. ftouf. Kaiser.
jemals anzuerkennen, sondern für Paschalis m. einzustehen. Freilich gingen wenige ohne Vorbehalt soweit, und manche fügten sich überhaupt nicht, wie Konrad von Wittelsbach, der Erzbischof von Mainz, und Konrad von Salzburg. Jener wurde darauf durch den Kanzler des Kaisers, Christian von Buch, ersetzt, der letztere 1166 geächtet, und über die Salzburger Güter zu gunften der benachbarten Edelleute verfügt, die sich nun wie eine hungrige Meute auf das Erzstift warfen und es in die härteste Bedrängnis brachten. Die Cistercienfer aber, überall die entschiedensten Parteigänger Alexanders, ließ der Kaiser aus seinen Reichen ausweifen, soweit sie nicht für den Gegenpapst sich erklärten.
Und doch konnte er nicht verhindern, daß die römische Gemeinde sich für Alexander Iii. entschied und dieser am 23. November 1165 wieder in Rom einzog. Nur eine neue Romfahrt konnte ihn von dort vertreiben. Im November 1166 setzten sich dazu die deutschen Heersäulen in Bewegung, im Januar 1167 verkündete der Kaiser in Lodi den Zug auf Rom. Bereits aber sah er einen neuen Gegner vor sich, Kaiser Emanuel von Byzanz, der angesichts der gewaltigen Entwickelung der stausifchen Politik mit raschem Parteiwechfel sich Sicilien näherte und, mit echt byzantinischer Zähigkeit die alten Ansprüche auf Italien wieder aufnehmend, Alexander Iii. mit Geld unterstützte, Ancona aber mit Zustimmung der Einwohner als erste Basis weiteren Vorgehens besetzt hatte. Dem gegenüber gewann, während der Kaiser Ancona einschloß, Rainald Pisa, Christian von Mainz Genua. Jener blockierte dann Civita vecchia und setzte sich in Tusculum fest, wurde aber hier von 30,000 Römern eingeschlossen. Wenige Tage später kam Christian mit nur 1000 Reitern zu feinem Entsatz heran. Schon war er im Weichen vor der Übermacht, da brach Rainald, die Fahne in der Faust, aus der Stadt den Römern in den Rücken, und die beiden Erzbischöfe erfochten einen glänzenden Sieg (29. Mai 1167). Inzwischen war auch der Kaiser, nachdem er Ancona zu Geiselstellung und Geldzahlung genötigt, vor Rom erschienen. Im heißen Kampfe erstürmten die Deutschen die Leostadt, und während die Marienkirche in Flammen aufging, drang Friedrich von Rothenburg an der Spitze feiner tapfern Schwaben bis an den Hochaltar der Peterskirche vor (29. Juli). Da unterwarfen sich die ermatteten Römer, gelobten Treue, stellten Geiseln und gestanden dem Kaiser die Einsetzung des neuen Senats und des Präfekten zu. Alexander Iii. flüchtete nach Benevent, Paschalis Iii. aber krönte Friedrich und Beatrix in St. Peter. Abermals war die Herrschaft des Kaisers und der deutschen Kirche über Rom und das Papsttum durch die unverwüstliche kriegerische Leistungsfähigkeit der deutschen Vafahenfchaften hergestellt.
Da kam über dies treue und schlachtenkühne Kriegsvolk eine Katastrophe, wie sie noch niemals ein deutsches Heer betroffen hatte. Am 3. August brach nach einem tropischen Regenguß, dem erstickende Schwüle folgte, das tückische Sumpffieber der römischen Campagne urplötzlich und mit unerhörter Gewalt im deutschen Lager aus. Schon am 6. August räumte Friedrich die verpestete Stätte und ging eilig nach dem Norden zurück. Er bezeichnete feinen Weg mit Leichen. Am 14. August starb Rainald von Dassel, ant 19. der jugendliche Friedrich von Rothenburg. Bis zur Ankunft in der
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Ii. Friedrich I., Barbarossa. 1. Ziele und Erfolge der Politik Friedrichs I. 445
Lombardei zählte man 20,000 Tote, darunter 2000 Ritter und 9 Bischöfe. Als der Kaiser am 12. September in Pavia eintraf, war sein Heer vernichtet.
Doch nicht nur sein Heer, sein ganzes System war in der Lombardei bereits früher zusammengebrochen. Schon am 7. April 1167 traten im Kloster La Pontida zwischen Mailand und Bergamo die Abgeordneten von Cremona, Brescia, Mantua, Ferrara und einigen anderen Gemeinden zur Stiftung des Lombardischen Städtebundes zusammen, allerdings „unbeschadet der Treue gegen den Kaiser", aber doch zu gemeinsamer Abwehr neuer Unbilden von seiten des Kaisers oder seiner Beamten und zur Wiederherstellung Mailands. Schon am 27. April führten ihre bewaffneten Mannschaften die Mailänder in ihre Stadt zurück, im Mai wurde auch Lodi zum Anschluß gezwungen. Das geschah also mehrere Monate vor der römischen Katastrophe, wesentlich wie es scheint auf Antrieb Cremonas, das sich aus noch unbekannten Gründen damals vom Kaiser abwandte. Seines Heeres beraubt, mußte Friedrich I. sich zunächst damit begnügen, am 21. September die Acht gegen die Bundesstädte mit Ausnahme von Lodi und Cremona zu schleudern und das Gebiet von Mailand und Piacenza zu verwüsten. Aber am 1. Dezember erneuerten die Städte, jetzt 16, ihren Bund und stellten ihn unter die Leitung jährlich wechselnder „Rektoren". Es blieb dem Kaiser nichts übrig, als über die Alpen zurückzugehen, auf der einzig für ihn noch offenen Straße über den Mont Cenis, und auch hier rettete ihn in Susa nur die aufopfernde Treue Hartmauus von Siebeneichen vor einem Mord-anschlage der Bürger (Frühjahr 1168).
Von seinem Ziele in Italien weit zurückgeworfen und im wesentlichen wieder aus seine deutschen Mittel beschränkt, wandte Friedrich jetzt wie schon früher ihrer Ausbildung planmäßige Sorgfalt zu, um so mehr, als die Macht Heinrichs des Löwen der staufischen Hausmacht weit überlegen war. Das Herzogtum Schwaben, das er nach dem Tode seines Neffen Friedrich von Rothenburg i. I. 1168 mit samt dessen ausgedehnten fränkischen Allodien wieder selbst übernahm, bot ihm insofern eine besonders günstige Grundlage, als es, abgesehen von dem oberrheinischen Tieflande, nur wenig von geistlichen Immunitäten durchsetzt war. Und auch auf diese sicherte sich der König dadurch den maßgebenden Einfluß, daß er sich selbst wie seinen Söhnen gegen den bisherigen Brauch zahlreiche Kirchenlehen übertragen ließ. Dazu erwarb er durch Kauf oder Erbschaft die Besitzungen einer ganzen Reihe schwäbischer Grafengeschlechter um den Bodensee und eröffnete sich die
glänzenden Aussichten auf die reichen welfischen Allodien zwischen Iller und Lech, indem er in kluger Freigebigkeit den verschwenderischen Hofhalt seines Oheims Wels (f 1191) durch reiche Vorschüsse unterstützte, während Heinrich der Löwe ihm solche zum Ärger des lebenslustigen Herrn verweigerte.
Durch die Ehe mit Adele von Vohburg gewann er das Egerland, durch seine zweite Vermählung mit Beatrix von Burgund i. I. 1156, der Erbtochter des damals schon verstorbenen Pfalzgrafen Rainald, die Pfalzgrafschaft Burgund (Freigrafschaft, Franche Comte) und damit die freie Verfügung über eine Lehensmannschaft von 5000 Rittern. Während er dies
Gebiet seinem Sohne Otto überwies, hatte er schon i. I. 1156 nach dem
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448 Zweites Buch. Ii. Abschnitt: Bilder aus der Zeit der fränk. u. stauf. Kaiser.
Was Friedrich I. damit zunächst erstrebt hatte, war allerdings erreicht
worden: dem Bunde der Staufer und Welfen war die Opposition einzelner Fürsten schnell erlegen, und der so lange gestörte Friede war gesichert worden. Auf der Krönungsfahrt, in dem siegreichen Feldzuge gegen Polen und bei dem großen Kriege gegen Mailand hatte Herzog Heinrich der Löwe mit seinen streitbaren Scharen aus Bayern und Sachsen dem Kaiser hervorragende Dienste geleistet. Weiterhin war er dann, während Friedrich im Süden der Alpen kämpfte, der gewaltige Grenzhüter des Reiches und der
strenge Wächter der unruhigen
Nachbaren im Osten und Norden gewesen: daß König Waldemar von Dänemark des Kaisers Lehnshoheit hatte anerkennen müssen, war nicht Friedrichs, sondern des Sachsenherzogs Verdienst. Das siegreiche Vordringen des Christentums und der deutschen Kultur nach Osten hin war das Werk Heinrichs des Löwen, — ein Werk größer und dauernder, für Deutschland segensreicher und daher verdienstvoller als die glänzenden Heldenkämpfe und die so schnell verflogenen Triumphe Friedrichs in dem Ringen mit den freien Städten der Lombardei. Nur die Anerkennung dieses Verhältnisses schien darin ihren Ausdruck zu finden, daß der Kaiser den siegreichen Slawen-bekämpser in jenen Gegenden, den neu gewonnenen Grenzmarken des Reiches, völlig frei Heinrichs des Löwen Denkmalm Braunschweig. ^währen ließ und demselben,
der früher schon das Recht erhalten hatte, Bistümer zu gründen und über dieselben frei zu verfügen, später stillschweigend vollends die Stellung eines von dem Reiche eigentlich nicht abhängigen, sondern eines selbständigen souveränen Landesherrn gönnte. So war Heinrich der Löwe nach der einen Seite mit fast königlichen Befugnissen ausgestattet und trat mit seinen Ansprüchen unmittelbar neben den Kaiser selbst, nach der anderen Seite sollte er doch auch den Pflichten eines Lehnsmannes nachkommen und dieselben erfüllen, selbst da, wo sie mit seinen eigenen dynastischen Interessen in Widerspruch gerieten. Sobald dieser Fall eintrat, die in seiner
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Ii. Friedrich I., Barbarossa. 2. Friedrich Barbarossa und Heinrich der Löwe. 449
Doppelstellung begründeten nach zwei Seiten auseinander gehenden Interessen Heinrichs des Löwen ernstlich miteinander in Widerspruch gerieten, war ein Konflikt gegeben, der zugleich die gesamte Grundlage der Politik Friedrichs antastete und die Macht desselben geradezu in ihrer Wurzel bedrohte. So schwere Unruhen einzelne Teile des Reiches in dem letzten Jahrzehnt getroffen hatten, dieser Konflikt war bisher noch nicht eingetreten; und zwar war er, so nahe er zeitweise durch die Verhältnisse gerückt zu sein schien, vermieden, hinausgeschoben worden nur dadurch, daß der Kaiser, welcher den Wert seines Bundes mit dem Welfen und die Unentbehrlichkeit desselben für feine eigene Stellung ant besten kannte, überall da, wo die Möglichkeit eines solchen Konfliktes auftauchte, dieselbe durch Nachgiebigkeit gegen den Welfen und durch neue Zugeständnisse an dessen Macht zu beseitigen eilte. Die Opfer aber, welche so zur Aufrechterhaltung des guten Einvernehmens mit Heinrich dem Löwen gebracht wurden, gingen in jener Zeit nicht mehr wie damals, wo es sich um die Ausgleichung des Streites über Bayern handelte, auf Kosten Friedrichs und der königlichen Macht desselben, sondern auf Kosten und zum Schaden der anderen Fürsten, namentlich derer Sachsens, welche sich durch die steigende Macht des Herzogs schließlich in allen ihren Rechten bedroht, ja ihre ganze fürstliche Stellung gefährdet sahen.
Aber nicht bloß im Innern des Reiches und den Nachbaren int Norden und Osten gegenüber war Heinrich der Löwe der gewaltige Vertreter der kaiserlichen Macht, die ihn selbst in jeder Weise hob und begünstigte, er war zugleich die wichtigste Stütze des Gegenpapsttums, welches eine Zeit lang beinahe durch ihn allein im Norden der Alpen noch aufrecht erhalten wurde: geistlichen und weltlichen Fürsten, unter denen die Abneigung gegen das Schisma und der Wunsch, Alexander Iii. anzuerkennen, in bedenklicher Weise zunahmen, war er gleichsam zum Wächter und Aufseher gesetzt. _
Die Grundzüge der allgemeinen Entwickelung finden wir wieder in den Einzelheiten, welche das Wachstum und die fortschreitende Kräftigung der Macht Heinrichs des Löwen beförderten.
Der glänzende Sieg, welchen der Sachsenherzog im Sommer 1169 aus dem Bamberger Reichstage über die gegen ihn gestiftete gewaltige Fürstenverbindung gewonnen hatte, war keineswegs dem Erfolge seiner Waffen, die nicht überall glücklich gewesen waren, sondern bei weitem mehr dem Umstande zuzuschreiben gewesen, daß der Kaiser, der durch die römische Pest und den lombardischen Aufstand eben eine so schwere Niederlage er= litten hatte, der Hilfe des mächtigen Welfen auch im Norden der Alpen damals mehr bedurfte als je zuvor: ein Sieg der verbündeten Fürsten über Heinrich den Löwen wäre mit einem Siege des Alexandrinismus über Nord- und Mitteldeutschland gleichbedeutend gewesen, und so hielt Friedrich I. damals in der welfifchen Macht fein kaiserliches Gegenpapsttum und feine ganze Kirchenpolitik aufrecht.
Nachdem der Kaiser selbst zu Bamberg den Sieg Heinrichs über feine erbitterten Widersacher entschieden hatte, war der Herzog von Sachsen und Bayern gewissermaßen auf dem Gipfel feiner Macht angekommen. Denn
Bilder a. d. Gesch. d. deutschen Volkes. I. 29
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450 Zweites Buch. Ii. Abschnitt: Bilder aus der Zeit der fr eins. u. ftauf. Kaiser.
wer — so schien es — sollte ihn jetzt noch aufhalten in der rücksichtslosen Weiterverfolgung der Pläne, deren Durchführung die Stellung der sächsischen Großen völlig ändern und dieselben zu Unterthanen des Herzogs machen mußte? Die Bestimmungen des Bamberger Friedens enthielten ja eigentlich die Zustimmung des Kaisers zu dieser tief greifenden Änderung, die zu verhindern eben die sächsischen Fürsten zu den Waffen gegriffen hatten. Aber der Groll und Haß seiner unterlegenen Gegner war damit nicht erstickt: immer von neuem brach er hier und da wieder in hellen Flammen hervor und ließ Sachsen wieder von wilden Fehden durchtobt werden. Schon um Ostern 1170 lag Heinrich mit Wichmann von Magdeburg in neuem Streit und drang verwüstend in dessen Gebiet ein. Im Norden Sachsens mußten die Anhänger des von einer Partei zum Erzbischof von Bremen designierten Askaniers Siegfried erst durch die Belagerung und Zerstörung der festen Horburg, wohin sie nach der Eroberung Bremens durch Gunzelm von Schwerin geflohen waren, zur Ergebung und zur Anerkennung des auf des Herzogs Betreiben eingesetzten Balduin genötigt werden. Eine ernstliche Erhebung gegen die so fest begründete Gewalt des Herzogs aber wurde jetzt von keiner Seite mehr versucht. Dazu hat ohne Zweifel wesentlich beigetragen der am 18. November 1170 erfolgte Tod Albrechts des Bären, denn in diesem verlor die Opposition gegen die welfifche Macht ihr eigentliches Haupt. Seitdem er, der Hauptgegner des nach der Krone strebenden Heinrichs des Stolzen, von Konrad Iii. gegen diesen als Sachsenherzog aufgestellt worden war, hatte Albrecht den Gegensatz seines Hauses zu dem der Welfen niemals aufgegeben, sondern denselben immer und mit der größten Entschiedenheit znr Geltung gebracht, namentlich seitdem durch den Regierungsantritt Friedrichs I. die Gegner der Welfen mehr und mehr an Einfluß verloren und der Stern des gehaßten Hauses sich immer glänzender und stolzer hob. Wie bei dem Bemühen, das Herzogtum Sachsen zu gewinnen, so war Albrecht auch sonst, wo er Heinrich dem Löwen entgegengetreten war, von diesem überflügelt worden. Von dem großen Wirkungskreise, in den er gern gestellt gewesen wäre, in Folge der Begünstigung der Welfen durch Friedrich I. ausgeschlossen, hat sich Albrecht der Bär zwar jeder Vergrößerung der welfifchen Macht entgegengesetzt, jedoch stets erfolglos. Nur auf einem Gebiete tritt er als ebenbürtiger und glücklicher Mitkämpfer neben den gehaßten Sachfenherzog: die Bedeutung und das Verdienst Albrechts des Bären liegt in dem, was er während feiner langjährigen Kämpfe gegen die Slawen geleistet hat. Wie Heinrich der Löwe hat er rastlos an der Unterwerfung und Zurückdrängung der Slawen gearbeitet, in die denselben entrissenen Gebiete hat er deutsche Kolonisten geführt und unter den günstigsten, das Gedeihen der neuen Pflanzung sichernden Bedingungen angesiedelt in dem fruchtbaren Lande, welches bisher ungenutzt gelegen hatte, nun aber bald der Sitz einer frisch aufblühenden Kultur wurde. Der Tod dieses Mannes war nun aber für Heinrich den Löwen auch insofern ein Gewinn, als die bisher in der Hand Albrechts vereinigte Macht des askanischen Hauses jetzt unter die Söhne des ersten Markgrafen von Brandenburg geteilt wurde und damit für die welfifche völlig aufhörte, gefährlich zu fein. Von den sieben Söhnen Albrechts folgte Otto, der
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Ii. Friedrich I., Barbarossa. 2. Friedrich Barbarossa und Heinrich der Löwe. 451
älteste, seinem Vater in der Herrschaft über die Mark selbst, an der er schon bei Lebzeiten Albrechts teilgenommen hatte. An Hermann, den zweiten, kamen die reichen orlamündischen Güter in Thüringen, Franken und dem Vogtlande, während von den jüngeren Söhnen Adalbert die eigentlichen Stammbesitzungen der Assanier am Unterharze, Dietrich die von seiner Großmutter Eilika herrührenden Billnngischen Besitzungen, nach deren Haupt-burg er sich Graf von Werben nannte, und der damals jedenfalls noch minderjährige jüngste Sohn Bernhard die Familiengüter bei Anhalt, Aschersleben, Bernburg an der Saale und Elbe erhielt: wegen der ebenfalls zu seinem Erbteil gehörigen Plötzkeschen Güter geriet dieser letzte nicht lange danach in Streit mit dem Kaiser. Zwei andere Söhne Albrechts des Baren, dem Alter nach vermutlich der dritte und vierte, hatten sich dem geistlichen Stande gewidmet: Siegfried war Dompropst zu Unser Liebfrauen in Magdeburg und hatte vergeblich seine Anerkennung als Erzbischof von Bremen durchzusetzen gesucht; der andere, Heinrich, war Domkanonikus und später Propst und Vorsteher der Domschule zu Magdeburg.
Diese Zersplitterung der askanischen Macht nach Albrechts des Bären Tode sicherte Heinrich den Löwen vollends in seiner Gewalt in Sachsen: fast unangreifbar stand derselbe jetzt seinen zürnenden Widersachern gegenüber. Die Macht, welche Heinrich im östlichen Sachsen durch die Beseitigung der Rechte der übrigen Fürsten und der Großen gewonnen hatte, und die höheren Rechte, welche er in Westfalen über den dort ungefährdet bleibenden Grasen und Herren stehend ausübte, setzten sich zu einer wahrhaft königlichen Machtfülle zusammen. Dieselbe reichte aus, um auch das benachbarte Dänemark, obgleich es schon wieder zu erstarken anfing, in drückender Abhängigkeit zu erhalten und König Waldemars Streben nach Abschüttelung dieser lästigen Fesseln völlig zu vereiteln. Denn von der Erschöpfung, in welche es durch den langjährigen Bürgerkrieg und den blutigen Thronstreit verfallen war, hatte sich Dänemark unter der staatsklugen Leitung des von dem einsichtigen Bischof Absalom von Roeskilde beeinflußten Königs Waldemar allmählich erholt; es bedurfte nachgerade auch nicht mehr des Schutzes Heinrichs des Löwen gegen die Slawen, deren es sich jetzt schon auf eigene Hand erwehren konnte. Damit aber wurde das Verhältnis Dänemarks zu Heinrich dem Löwen ein wesentlich anderes. Bisher hatte König Waldemar, wenn er an Heinrichs des Löwen Slawenzügen teilnahm, doch nur für feinen mächtigen Bundesgenossen gearbeitet; jetzt wollte er für sich selbst aus diesen Unternehmungen Gewinn ziehen. So begann eben in jener Zeit die Verbindung des Sachsenherzogs mit dem Dänenkönig sich zu lockern, obgleich man sie eben noch durch die Verlobung der jüngeren Tochter Heinrichs aus seiner ersten Ehe mit Waldemars erst einjährigem Sohne Knud aufs neue zu befestigen bemüht gewesen war. Waldemar war der Abhängigkeit, die sich bis zur Tributzahlung gesteigert hatte, müde: für Dänemark Vergrößerung erstrebend, hatte er zunächst die Eroberung des wichtigen Rügen beschlossen. Geschickt benutzte er die Zeit, wo Heinrich der Löwe durch den Kampf mit den sächsischen Fürsten beschäftigt war und ihm daher nicht entgegentreten konnte: wiederholte Züge nach Rügen führten schließlich am 14. Juni 1168 zur Erstürmung Anconas, des auf der
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452 Zweites Buch. Ii. Abschnitt: Bilder aus der Zeit der fränk. u. stauf. Kaiser.
nördlichsten Spitze der Insel gelegenen letzten festen Platzes, in den sich die Rügianer zur Verteidigung ihrer Freiheit und ihres väterlichen Glaubens geworfen hatten. Heinrich der Löwe, der eben in jenen Tagen durch den Bamberger Frieden von seinen sächsischen Gegnern befreit wurde, war weit davon entfernt, die reiche Beute Waldemar allein zu überlassen. Da auf seinen Befehl seine slawischen Lehnsleute dem Könige mit Schiffen und Mannschaften Hilfe geleistet hatten, auch Bischof Berno von Mecklenburg bei dem Zuge gewesen war und ferner ein früher mit Dänemark geschlossener Vertrag ausdrücklich bestimmte, daß etwaige Eroberungen der Dänen immer als mit dem Herzoge gemeinsam gemachte angesehn werden sollten und daher der letztere die Hälfte des von den Besiegten gezahlten Tributes und der gestellten Geiseln zu fordern habe, so wollte Heinrich der Löwe auch an dem in Rügen Gewonnenen seinen Anteil haben. Waldemar verweigerte denselben. Bald aber mußte er erkennen, wie sehr er sich noch mit seinem Reiche in der Macht des Sachsenherzogs befinde. Denn als dieser den raublustigen Slawen befahl, die früher von ihm selbst erst unterdrückten Raubfahrten gegen die dänischen Inseln wiederaufzunehmen, da stieg die Bedrängnis des Jnselreiches bald so, daß Waldemar sich zu ernster Abwehr rüsten mußte: er drang in das Land der Circipanen ein und schickte ein zweites Heer in das Oldenburger Gebiet. Seit dieser Zeit war, wenn
es auch noch nicht zum offenen Kampfe kam, die langjährige innige Verbindung Dänemarks mit Heinrich dem Löwen gelöst: Waldemar trat als Nebenbuhler in der Gewinnung der Slawenländer dem bisher dort unumschränkt waltenden Herzoge entgegen.
Ungehindert und in der erfreulichsten Weise entwickelte sich inzwischen die junge deutsche Kultur, welche Heinrich der Löwe in den bisher slawischen Gebieten gepflanzt und unter den Schutz der Kirche gestellt hatte. Von Jahr zu Jahr wuchs die Zahl der Bauernhöfe und Dörfer: tüchtigen Unternehmern wurde unter vorteilhaften Bedingungen die Besetzung größerer Landstrecken mit fremden Kolonisten überlassen; die bisher brach liegenden fetten Marschen des Bremer Gebietes wurden in Anbau genommen. Weiter östlich blieben die neu gegründeten Bistümer jenseit der Elbe, Lübeck, Ratzeburg und Schwerin, die von dem Herzog glänzend ausgestattet waren und deren Besitz auch von dem Kaiser feierlich bestätigt worden war, die Centren, von denen aus die deutsche Kultur in immer weiteren Kreisen zur Herrschaft gelaugte. Vollends gesichert wurde dies fröhliche Aufblühen der deutschen Kolonien durch die Ausgleichung des einen neuen Krieg drohenden Streites mit König Waldemar von Dänemark. Durch die verwüstenden Raubzüge der Slawen, die Heinrich der Löwe wie eine wilde Meute gegen Dänemark losgelassen hatte, war Dänemark so schwer getroffen, daß Waldemar schließlich um Frieden bat und sich zur Erfüllung der von seinem mächtigen Bundesgenossen früher gestellten Bedingungen bereit erklärte. An der Grenze ihrer Gebiete, an der Eider, hatten die beiden Fürsten Johanni 1171 eine Zusammenkunft: der Herzog nötigte den König, ihm die Hälfte des Weges, bis in die Mitte der Zur Unterredung bestimmten Brücke, entgegenzukommen und ihn so als ihm selbst an königlichem Range gleich zu ehren. Der Friede wurde besiegelt durch die Verlobung des dänischen Thronerben mit des Herzogs ältester Tochter
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Ii. Friedrich I., Barbarossa. 2. Friedrich Barbarossa und Heinrich der Löwe. 453
Gertrud, der Witwe des 1167 der römischen Pest erlegenen Herzogs Friedrich von Schwaben: denn die Waldemars Sohn früher verlobte jüngere Tochter Heinrichs aus dessen erster Ehe war inzwischen gestorben. Nun erst schien das Werk Heinrichs des Löwen für alle Zukunft gesichert, denn die erneute Einigung Dänemarks und des Sachsenherzogs nahm den Slawen jede Aussicht auf einen Erfolg ihres Widerstandes; von zwei Seiten bedrängt, mußten sie sich nun wohl oder übel dem Christentum und der mit demselben vordringenden deutschen Kultur fügen. Die kirchlichen Stiftungen jenseit der Elbe, von denen namentlich das in den Kämpfen der letzten Jahre mehrfach schwer geschädigte Bistum Schwerin sich der eifrigsten Fürsorge und Unterstützung des Herzogs zu erfreuen hatte, gewannen an Bedeutung und Einfluß. Die Seeräubereien der Slawen kamen allmählich ganz außer Übung, und statt der einst allgemein gefürchteten Piratenschiffe segelten jetzt friedliche Kauffahrer von Küste zu Küste, und es sammelten sich die Kaufleute der nordischen Länder zu Handel und Tausch in Bremen und anderen Küstenorten, namentlich aber in Lübeck, der Lieblingsgründung des Herzogs, das mehr und mehr in die Höhe kam und sich in kurzer Zeit zur ersten Handelsstadt der deutschen Ostseeküste aufschwang. Ungefährdet saß jetzt der deutsche Kolonist auf dem von ihm urbar gemachten Boden, welcher die mühselige Arbeit der ersten Jahre durch reichen Ertrag auf das schönste lohnte. In ihrer Vereinzelung vermochten die Slawen nicht mehr sich diesem geschlossenen Vordringen der Deutschen zu widersetzen und zogen sich daher entweder scheu ostwärts in die noch von keiner Kultur berührten Sumpfwälder zurück, wo sie ungefährdet nach ihrer alten Art leben konnten, oder sie gaben endlich den der deutschen Kultur so lange geleisteten hartnäckigen Widerstand auf und fügten sich der ihnen in jeder Hinsicht so weit überlegenen Macht. Sogar Pribislaw, des Nielot Sohn, welcher den Kamps seiner Landsleute gegen die Deutschen bisher besonders eifrig geschürt hatte, that das jetzt: die Reste seines Stammes sammelte er in den von ihm erbauten Städten Mecklenburg, Jlow und Rostock und war eifrig bemüht, das uustäte Volk zu der friedlichen Thätigkeit des Ackerbaus und des Handels zu gewöhnen. Die Pflanzung, deren Sicherung Heinrich der Löwe den besten Teil feiner Kraft und die reichste Arbeit seines Lebens gewidmet hatte, hatte jetzt feste Wurzeln geschlagen und war in einem Zustande so gedeihlicher Entwickelung angelangt, daß der Herzog in diesem nördlichen Gebiete sein Werk in der Hauptsache als abgeschlossen ansehen konnte.
Heinrichs des Löwen süddeutsches Herzogtum Bayern und dessen Verhältnisse treten in jenen Jahren gegen die hohe Bedeutung Sachsens wesentlich zurück: es fehlt dort die schnell fortschreitende, das Alte zerstörende und völlig Neues schaffende Entwickelung, deren Schauplatz gerade Sachsen in so besonders hohem Grade war. In Bayern hatte Heinrich der Löwe von vornherein fest geordnete, im Lause der Zeit allmählich gewordene Zustände vorgefunden und zwar festgeordnet in der Art, daß ihm dieselben geradezu als Vorbild dienen konnten, als er darauf ausging, für das Herzogtum in Sachsen eine bisher völlig unbekannte Machtfülle zu gewinnen. Denn eben die hohen herzoglichen Rechte, welche er in Sachsen den bisher unabhängigen Grafen gegenüber erzwingen wollte, übte er wie die früheren Herzöge von
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562 Zweites Buch. Ii. Abschnitt: Bilder aus der Zeit der frans. u. stauf. Kaiser.
und den Rest schlug man zum Stammkapital. In den einzelnen Stäbten
nahmen in der Regel mit der Entwickelung und Vervollkommnung der Ge-
werbe die Zünfte an Zahl zu. So z. B. Bitbeten in früherer Zeit alle Weber, Schneiber, alle Leberarbeiter u. f. w. nur eine Zunft, toährenb später befonbere Innungen der Leine-, Wollen-, Seidenweber, der Golb-, Eisen-, Kupferschmied, Messer-, Huf-, Nagelfchmiebe und Schlosser, der Gerber und
Schuster u. f. w. entstauben. Jebe Zunft ober Gilbe nahm für sich das
Vorrecht der alleinigen Betreibung einer gewissen Spezialität im Hanbwerk in Anspruch und wollte von berselben jeben Nichtzunftgenofsen ausgeschlossen wissen. Das war die Quelle vieler Engherzigkeit und Gehässigkeit. Man beschränkte sich nicht etwa barauf, von der Aufnahme in die Zunft unehrenhafte Leute auszuschließen, fonbern man that bies sogar gegenüber allen, die unehelich geboren waren und gegenüber den Kinbern von Leuten gewisser Berufsarten, die man für unehrlich hielt. Ja es bürste ein Zunftgenoffe auch keine Tochter eines Angehörigen solcher Berufsarten heiraten, so wenig als eine uneheliche, und wer mit Leuten dieser Klasse an einem Tisch saß oder aus einem Kruge trank, konnte aus der Zunft gestoßen werben. Außerbem waren von Aufnahme in die beutfchen Hanbwerker-Innungen die Leute slawischer Abkunft, wie Wenben, Tschechen, Polen, Kaffuben u. s. w. ausgeschlossen. Mit der Zeit erhielten die Zünfte eine solche Bebeutung. daß sie als politische und militärische Körperschaften anerkannt würden; ja es war seit dem späteren Mittelalter jeber weltliche Stabtbewohner verpflichtet, einer Zunft anzugehören, wenn er auch kein Hanbwerk trieb. So kam es, daß später zu jeber Zunft gewisse Familien gehörten, in benen die Mitgliebschaft erblich würde, und in neueren Zeiten die Zunft und der Beruf der Leute gar nicht mehr, wenn nicht zufällig, zusammenfielen, was vorzüglich dazu beitrug, das Zunftwesen zu untergraben.
Der Handel befanb sich noch längere Zeit hinburch in den Hänben der Fremben, der Italiener, Wenben u. f. w., ober der Juben. Allmählich aber fingen auch die Eingebornen an, sich am Handel zu beteiligen. Daß diese Hanbeltreibenben anfangs Unfreie waren, scheint ans einer Urkunbe Ottos I. hervorgehen, worin biefer einem Kaufmann, noch dazu einen sehr angesehenen, zum „Freien" erhebt, ^ebenfalls waren sie nicht ritterbürtig. Die Unsicherheit der Wege machte es nötig, daß die Kaufleute ihre Waren bewaffnet und fast immer zu Karawanen vereinigt persönlich begleiteten. Auch auf den Flüssen und Meeren pflegten sich mehrere Schiffe zusammenzuthun und entweber selbst Waffen zu führen ober unter dem schützenben Geleit besonberer, bewaffneter Fahrzeuge zu segeln.
Später, als der Handel sich immer einträglicher erwies, nahmen auch nicht allein Freie, fonbern sogar Ritterbürtige, die in Stäbten wohnten (sogenannte „Patrizier"), baran teil, freilich auf die Gefahr hin, beshalb von ihren Stanbesgenossen auf dem Sanbe als nicht mehr ebenbürtig betrachtet und von den ritterlichen Turnieren zurückgewiesen zu werben.
Der beutsche Handel behielt großenteils die Wege bei, die der fränkische unter Karl b. Gr. und feinen Nachfolgern eingeschlagen hatte — nach Italien, die Donau hinab nach dem Orient, den Rhein hinunter bis nach England, enblich auch zu den Normannen und Slawen. Hauptstapelplätze im Sübosten waren Passau und Regensburg, am Rhein die ehemals römischen Städte
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Extrahierte Personennamen: Schlosser Schuster Ottos_I. Karl_b Karl