82
V. Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I.
geschlossen. Die Dänen traten die Herzogtümer Schleswig-Holstein und Lauenburg an Österreich und Preußen ab. Österreich verkaufte seinen Anteil an Lauenburg für 2500000 dänische Reichstaler, das sind ungefähr 5645000 Mark, an Preußen; das Herzogtum Lauenburg gehörte nun ganz dem Königreich Preußen, die beiden Herzogtümer Schleswig und Holstein wurden von Österreich und Preußen gemeinschaftlich Verwaltet^/
4. Der Deutsche Krieg im Jahre 1866.
Veranlassung. Die gemeinsame Verwaltung von Schleswig-Holstein führte zu Streitigkeiten zwischen Preußen und Österreich. Zwar hätten diese leicht beigelegt werden können. Doch es bestand seit langer Zeit ein innerer Zwiespalt zwischen den beiden Staaten, der endlich ausgetragen werden mußte. Österreich war seit Jahrhunderten der erste Staat Deutschlands gewesen, und 3y2 Jahrhunderte hindurch hatten die österreichischen Herzöge die deutsche Kaiserkrone getragen. Aber die meisten Länder Österreichs gehörten nicht zum Deutschen Reiche, z. B. Ungarn, Galizien, Siebenbürgen, Kroatien, Slawonien, Dalmatien usw. Dagegen hatten die meisten Provinzen Preußens eine deutsche Bevölkerung. Auch war Preußen im Laufe der Zeit so mächtig geworden, daß es auf gleicher Stufe mit Österreich und nicht unter diesem stehen wollte. Wilhelm I. war nicht österreichfeindlich. Als Österreich 1859 mit Frankreich und Italien kämpfte, hatte er mobil gemacht, um Österreich zu helfen. Auch hatte er beim Bundestage die Mobilmachung des deutschen Bundesheeres beantragt, aber als Gegenleistung den Oberbefehl über die Bundestruppen gefordert. Die österreichische Regierung setzte lieber die Lombardei aufs Spiel, als daß sie auf diese Bedingung einging. Sie beantragte 1863 eine Reform des Deutschen Bundes und lud die deutschen Fürsten zu einem Fürstentage nach Frankfurt ein. Erst vierzehn Tage vor dem Eröffnungstermine gab Kaiser Franz Joseph König Wilhelm davon mündlich Kenntnis. Die Einzelheiten des österreichischen Reformplanes wurden erst in Frankfurt bekanntgegeben. König Wilhelm erschien nicht, und Bismarck erklärte, daß es der Würde seines Monarchen nicht entspreche, Vorschläge entgegenzunehmen, über die er vorher nicht gehört worden sei. Auch hierin zeigt sich, daß Preußen Gleichberechtigung mit Österreich verlangte, nicht Unterstellung. Nach dem Kriege von 1864 wollte Österreich aus Schleswig-Holstein einen selbständigen deutschen Staat machen und den Prinzen Friedrich von Sonderst burg-Augustenburg zum Herzog einsetzen. Preußen war nicht grundsätzlich Dagegen, verlangte aber,.daß Schleswig-Holstein in den Zollverein eintrete, sein Post- und Telegraphenwesen sowie sein Heer unter preußische Verwaltung stelle und den Kieler Hafen abtrete. Auf diese Bedingungen ließen sich weder der Prinz von Augustenbnrg noch Österreich ein. Darauf
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelms_I. Herzogtümer_Schleswig Wilhelm_I. Franz_Joseph_König Franz Wilhelm Wilhelm Bismarck Friedrich_von_Sonderst Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Lauenburg Lauenburg Lauenburg Holstein Schleswig-Holstein Deutschlands Ungarn Galizien Kroatien Slawonien Dalmatien Frankreich Italien Frankfurt Frankfurt Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein
136
C. Länderkunde,
Etsch und Eisak zu einem wichtigen Atarktort. Nach 8 liegt „Welschtirol",
das im Gegensatz zu Deutschtirol arg eutwaldet ist. Trient ist hier der Haupt-
ort und nächst Innsbruck die volkreichste Stadt Tirols. (Seidenerzengnng.)
3. Salzburg heißt das Bergland der Salzach, an der die schöne Haupt-
stadt Salzburg liegt. Gastein ist eins der vornehmsten und besuchtesten
Alpenbäder.
4. Das Erzherzogtum Osterreich, das südlich von der Donau den Alpen
angehört, umsaßt das Gebiet der Donau von Passau bis Preßburg und
wird durch die Euus in zwei Teile zerlegt!
Oberösterreich, das Erzherzogtum „ob der Enns", ist ein Getreide-,
Obst- und Weinland, hat aber auch bedeutende Eisenindustrie. Ju Nieder-
österreich, das Erzherzogtum „nid (unter) der Euus", reicht der Wiener
Wald hinein. Die niedere Lage gestattet reichen Acker- und Weinbau; ab-
wärts von Wien liegen die Tiefebenen der March und derleitha.
Städte, a) Der Hauptort in Oberösterreich ist Linz, wo die von
8 kommende „Salzstraße" die Donau überschreitet und in das „salzlose"
Böhmen hineinführt. Die Traun durchfließt das schon in frühster Zeit
ausgebeutete „Salzkammergut", das außerdem bei einer Fülle Wald-
umkränzter Seen reich an Natnrschönheiten ist. Sie kommt aus dem vor
dem Dachstein gelegenen Hallstätter See, an dessen Ufern aus vor-
christlicher Zeit Funde einer hochentwickelten Kultur (Bronze, Eisen, Töpferei)
gemacht worden sind. Der Fluß geht au dem vielbesuchten Solbad Ischl
vorbei zur Donau. Die „Eisenstadt" Steyr, das „österreichische Bir-
mingham", erhält Roheisen aus Steiermark, Steinkohle aus dem Vorlaude.
Wien mit 2 Mill. Einwohnern in Niederösterreich ist die Hauptstadt
des Österreichisch-Ungarischen Kaiserstaates, in einem Becken gelegen, in dem
sich die von der March her nach dem No des Adriatischen Meeres (längs der
Südbahn) ziehende Straße mit der Donaustraße kreuzt. Die Stadt hat ein
durchaus deutsches Gepräge. Da, wo früher die innere Stadt mit einer
Befestigung umgeben war, entstand nach Art der Boulevards in Paris die
prächtige Ringstraße. Hilter den zahlreichen Prachtgebäuden ragen der gotische
Stephansdom, die kaiserliche Hofburg, das Rathaus und die Museen
hervor. Der Prater ist ein beliebter Erholungs- und Vergnügungsort. Die
durch die Stadt fließende Wien ist überwölbt und bietet dadurch Raum für eine
Straße. Wien ist eine bedeutende Handels- und Industriestadt (Seidenwaren,
Teppiche, Gold- und Silberwaren) und hat die besuchteste Universität des
Reiches. Im Tal der Wien findet sich das Kaiserschloß Schönbrunn.
5. Steiermark wurde im Mittelalter von Bayern als Greuzland au
der Mur und Enns begründet. Obersteiermark ist eins der eifenreichsten
Länder der Erde. Der Erzberg bei Eisenerz besteht fast ganz aus Eisen,
das man wie einen Steinbruch abbaut. Die Verhüttung des Erzes geschieht
meist in Leöben, wo deshalb eine Bergakademie gegründet wurde. Unter-
steiermark ist reich an Obst, Wein und besonders an Weizen und Mais,
weshalb eine ausgedehnte Geflügelzucht besteht. In einer schönen Tal-
Weitung liegt die Hauptstadt Graz (150), eine der größten Alpenstädte.
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg]]
I. Europa. — 3, Die außcrdeutschen Länder Europas,
137
6. Kärnten, das Alpenland der Drau, ist wegen seiner hohen Lage
ein rauhes Land, reich an Eisen und noch mehr an Blei. Westlich von
Villach liegt der Bleiberg mit reichen Bleierzgruben. Die Hauptstadt
Klagenfurt hat große Bleiweißfabriken.
7. Krain hat meist slawische Bevölkerung und gehört nur noch im W
zum eigentlichen Alpenlande. Die waldlosen Höhen des Karst sind fast
unbewohnt. Laibach liegt am gleichnamigen Flusse, der bald unter-, bald
oberirdisch fließt. Adelsberg, zwischen Laibach und Trieft, wird wegen
seiner Grotte, einer Höhle mit prachtvollen Tropfsteinbildungen, viel besucht.
Im Wasser der Höhle lebt der Olm, eine blinde Molchart. Der Zirknitzer
See verschwindet zeitweilig in den Kalkschrüuden. Jdria hat ein Queck-
silberbergwerk; das in den Adern des Gesteins vorhandene Quecksilber
wird teilweise zu Zinnober verarbeitet.
8. Das Küstenland. Hier tritt das Deutschtum sehr zurück: die Städte
sind vorwiegend italienisch, die Landbevölkerung ist slawisch. Am Adria-
tischen Meere liegt Trieft (230), Österreichs bedeutendster Hasen, ein See-
Handelsplatz und der Sitz des Österreichischen Lloyd, ausgestattet mit großen
Werften in der Nähe der Stadt.
3. Die Hochebenen vor den Alpen.
§ 213. Den Nw der Alpen begleiten Hochebenen, deren Höhe im
allgemeinen der von München (500 m) gleichkommt.
1. Der Anteil der Schweiz. Die Schweizerische Hochebene wird
gegen Frankreich begrenzt durch den Jura. Der Schweizerische Jura
ist ein ans zahlreichen parallelen Ketten bestehendes Kalkgebirge, das bei
dem Mangel an tiefen Quertälern trotz seiner geringen Höhe schwer zu
überschreiten ist. Es ist in seinen höheren Teilen wasserarm und unsrncht-
bar, so daß die Bewohner vielfach zur Industrie greifen mußten. (Schweizer
Uhren.) Die wohlbewässerte Hochebene hat günstiges Klima und srucht-
baren Boden mit Korn und Wein, weshalb sich hier in zahlreichen Städten
und Dörfern eine sehr dichte Bevölkerung angesiedelt hat. Unter den vielen
Seen der Hochebene ist der Genfer See der größte; er stellt das Läute-
ruugsbeckeu der Rhone dar, deren Geröll das östliche Ende des Sees bereits
ausgefüllt hat. Der Bodensee ist die östliche Grenze der Hochebene.
Er wird durchflössen vom Rhein, der in raschem Laufe deu Jura durch-
bricht. Noch in der Schweiz stürzt er sich unterhalb der Stadt Schaff-
hausen über ein Jurariff und bildet so den bekannten 24 m hohen und
100 m breiten Rheinfall. Als Grenzfluß gegen die Schweiz fließt er
zwischen Schwarzwald und Jura nach W und tritt bei Basel in die Tief-
ebene. Die Aare führt das Wasser der Hochebene dem Rheine zu. Der
romanische Teil der Bevölkerung redet Französisch und bewohnt die Gegend
des Genfer und des Neuenbnrger Sees sowie den Jura.
a) Die Französische S chweiz. Am Ausfluß der Rhone aus demsee liegt
Genf, Universitätsstadt und Hauptplatz für den schweizerischen Uhrenhandel.
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde]]
TM Hauptwörter (200): [T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Extrahierte Personennamen: Jdria
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europas Villach Bleiberg Klagenfurt Laibach Adelsberg Laibach Schweiz Frankreich Rhein Schwarzwald Basel Rheine Genf
I. Europa. — 3. Die außerdeutschen Länder Europas.
139
2. Die Böhmisch-Mährische Beckenlandschaft.
§ 215. Auf gleicher Breite mit Süddeutschland und von diesem ge-
schieden durch den Böhmer Wald liegt das Böhmisch-Mährische Becken,
durchflössen von der Moldau, die sich mit dem obersten Teil des Elblaufs
verewigt, und von der March, die der Donan zufließt. Durch die müßig
hohe Böhmifch-Mährifche Landhöhe wird die Landschaft in zwei uu-
gleichmäßige Becken zerlegt.
Aufgaben. 1. Welche Figur bilden Böhmen und Mähren? 2. Welche
Gebirge stellen die Umwallung dar? 3. Mit welchem österreichischen Lande
stehen Böhmen und Mähren in offener Verbindung? 4. Was ist aus der
Richtung der March über die Senkung Mährens zu erkennen?
1. Böhmen ist in seinem Innern ein welliges Hügelland. Es senkt
sich von 8 nach N, wo am Fuß des Gebirges die reicheu Ebenen der
unteren Eger und Elbe liegen. Hier erhebt sich das basaltische Böh-
mische Mittelgebirge, ein Glied in der Reihe von Basaltausbrüchen,
die vom Riesengebirge quer durch Deutschland (Vogelsgebirge, Rhön) bis
zur Eifel reichen. Westlich von diesem Gebirge liegen die bekannten Mineral-
bäder Töplitz, Karlsbad, Eger, Marienbad. Hohen Wert haben
die mächtigen Braunkohlenlager an der Eger, durch deren Ausnutzung in
Nordböhmen eine reiche Industrie erblühte. Auch sonst ist Böhmen reich
an Bodenschätzen; aus den jetzt verlassenen Silbergruben bei Joachimstal
am Erzgebirge wurdeu die ersten „Taler" („Joachimstaler Gulden") geprägt;
nahe bei Prag liegen die Silbergruben von Pribram und die Steinkohlen-
bergwerke von Kladno. Am wertvollsten aber sind die mit Eisenerzlagern
gepaarten Steinkohlenbergwerke in der Umgegend von Pilsen, der böh-
mischen Bierbrauerstadt, die aber auch bedeutende Eisenindustrie betreibt.
Die Kohlen werden n. a. durch deu Täufer Paß nach Bayern befördert.
Böhmen ist das industriereichste Land Österreichs.
Die Moldau durchfließt das Land in einem fast geradlinigen, engen
Tale, das nur wenigen Städten Platz läßt. Prag hat V4 Mill., mit den
Vororten reichlich 1 2 Mill. E. Es liegt an einem natürlichen Straßenkreuzungs-
punkte, da, wo durch den Zutritt zweier Flüsse (welcher?) die Moldau Wasser-
reicher wird. Prag hat die älteste, 1348 gegründete deutsche Universität.
90% der Einwohner sind jetzt Tschechen, von denen die Deutschen mit blindem
Haß bekämpft werden. Neben den zahlreichen kleinen Städten (250 mit mehr
als 2000 E.) ist Prag die einzige Großstadt.
Da, wo im No die Straße aus der Laufitz und von Schlesien her
einläuft, liegt Königgrätz; es beherrscht die über Trantenau uach Landes-
hnt führende Straße (1866!). Der Elbbogen umschließt den dichtbewohnten
Teil Böhmens (150 Einwohner auf 1 qkm), in dem Reichenberg Mittel-
Punkt der Weberei ist.
2. Mähren (— y2 Schlesien) ist wie Böhmen ein viereckiges Becken
und liegt zwischen dem Mährischen Landrücken und den Karpaten. Infolge
großer Fruchtbarkeit des Bodeus, des Reichtums an Kohlen und günstiger
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Personennamen: Kladno
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europas Donan Eger Deutschland Karlsbad Eger Marienbad Eger Nordböhmen Joachimstal Prag Pilsen Bayern Reichenberg Mährischen_Landrücken Karpaten
140
C. Länderkunde.
Verkehrs läge (Wien—mährische Pforte—warschan) ist Mähren ebenso dicht
bevölkert wie das Deutsche Reich.
Tie Senke zwischen den Sudeten und den Karpaten, die Mährische
Pforte, hat hohe Bedeutung für den friedlichen Verkehr wie für den Krieg.
Die Festung Llmütz beherrscht diesen Weg; um sie wurde deshalb im
Siebenjährigen Kriege heftig gestritten. Jetzt führen von Berlin und
Schlesien, von Warschau, aus Galizien und der Bukowina her die Eisen-
bahnen längs der March nach Wien. Die Hauptstadt Brünn >125) betreibt
mit deu in der Nähe gefundenen Kohlen bedeutende Web- und Eisenindustrie.
3. Das kleine, aber dichtbevölkerte Österreichisch-Schlesien nimmt mit
seinem westlichen Teil den 30 der Sudeten ein (Odergebiet). Es ist der
österreichische Teil des ehemaligen Herzogtums Schlesien. Die hohe Lage
erschwert den Ackerbau, gestattet aber Flachsbau und eine sorgsam betriebene
Schafzucht; dadurch und durch den großen Reichtum au Steinkohlen wurde
eine blühende Leinen- und Wollweberei begünstigt, die besonders in der
Hauptstadt Troppau betrieben wird. Ter östliche Teil bedeckt den Nord-
abhang der Karpaten bis zur deutschen Grenze (Weichselgebiet); er trennt
Mähren und Galizien da, wo Ungarn sich dem Deutschen Reich am meisten
nähert. Über den Jablünkapaß führt die Eisenbahn Berlin—budapest—
Konstantinopel.
4. Bevölkerung. Einst saßen in Böhmen die keltischen Bojer, die schon
vor Christi Geburt vor den deutscheu Markomannen nach W weichen
mußten. Ihrer neuen Heimat gaben sie den Namen „Bayern". Während
der Völkerwanderung wnrden Böhmen und Mähren von den Tschechen in
Besitz genommen. Die böhmischen Könige riefen im Mittelalter zur Roduug
der Wälder und Gründung von Städten zahlreiche deutsche Ansiedler ins
Land; aber dennoch sind jetzt von 10 Einwohnern in Mähren 7, in Böhmen
6 Tschechen. Die Tschechen betreiben vorwiegend Landbau und bewohnen
die Mitte Böhmens bis über die mährischen Grenzen hinaus; die Deutschen
pflegen vornehmlich Industrie und bewohueu (außer Prag) besonders die
Städte und Ränder der ans Deutsche Reich grenzenden Gebirge- Der
nationale Gegensatz ff. o. bei Prag) verschärst sich immer mehr und hat
die Deutschen zu rüstigem Widerstande gegen die tschechische Unterdrücknng
gesammelt.
3. Die Länder an den Karpaten.
$ 216. 1. Die Karpaten. Die Karpaten ziehen sich in weitem Bogeu
(1350 km) von der Donau bei Preßburg bis zur Südostecke Siebenbürgens
und wenden sich dann wieder westlich bis zur Donan bei Orsowa [örschoivci],
wo der Fluß in einer 150 km langen Enge die Felsen durchbricht.
Aufgabe. Wie sind die drei Hauptteile des Gebirges auf der Karte bezeichnet?
Der an der Donau mit den Kleinen Karpaten beginnende Teil, die
Westkarpaten oder Beskiden, heißt in seinem südlichen Teile das Un-
garische Erzgebirge. Es ist reich an Edelmetallen und auf den füd-
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
142
C. Säitberfunbe.
östlichen vulkanischen Abhängen mit Reben bedeckt. Hier wächst bei Tökaj
an der Theiß der weltberühmte Tokajerwein. Von den Westkarpaten kommen
die Slowaken, die als Händler mit Mausefallen usw. fast nach allen
Ländern Europas wandern.
Den höchsten Teil der Karpaten bildet die Hohe Tatra (b. i. Vater-
gebirge), ein 90 km langes, unbewohntes Gebirge mit wilden, turmartigen
Granitgruppen und über 100 kleinen Seen, Meeraugen genannt. Murmel-
tiere, Gemsen und Bären sind zahlreich, die Alpenmatten übersteigen 2000 m,
der höchste Punkt, die Gerlsd orfer Spitze, erreicht fast 2700 w. sbild 82.)
Aufgaben. 1. Welchen beiden Flußgebieten gehören die Gewässer der
Karpaten an? 2. Zu welcher ungarischen Großstadt führt die das Tal der
Waag herunterkommende Bahn?
2. Die mittleren Karpaten und das Hochland von Siebenbürgen.
Dem Gebirgszug im 0 entströmt die Theiß. Da das Gebirge hier keine
nutzbaren Mineralien enthält und der bewohnbaren Längstäler entbehrt, ist
es einer der einsamsten Landstriche Europas. Das Innere Siebenbürgens
ist etwa 500 m hoch und sendet seine meisten Flüsse nach Ungarn, mit dem
Siebenbürgen seit mehr als 200 Jahren verbunden ist. Das Siebenbür-
gische Erzgebirge liefert fchou seit der Römerzeit Gold. Im 12. und
13. Jahrhundert wurden hier wie auch im Ungarischen Erzgebirge Deutsche
angesiedelt, die ihre Art des Bergbaues einführten und in der damaligen
Wildnis deutsche Städte anlegten. Ihre Nachkommen, reichlich 200000,
zeichnen sich durch Bildung und Wohlstand aus und leben als „Sachsen"
unter der übrigen Bevölkerung, die zur größten Hälfte aus Rumänen be-
steht. Die bedeutendsten Städte des Landes tragen deutsche Namen: Her-
mannstadt und Kronstadt. Beide liegen an wichtigen Übergängen nach
Rumänien.
3. Das Ungarische Tiefland ist von hohen Randgebirgen umgeben, an
denen der Steigungsregen niedergeht. Deshalb leidet die Ebene an Wasser-
Mangel, als meerfernes Gebiet hat sie ein ausgesprochenes Landklima mit
heißen Sommern und strengen Wintern. Das Tiefland ist durch den
Bakony^bäkonj^-Wald in das Ober- und das Niederungarische Tiefland
zerlegt. In jenem bildet die Donau zahlreiche Inseln, unter ihnen die
große und die kleine Insel Schütt, die durch ihre Fruchtbarkeit wichtige
Gartenbezirke für Wien geworden sind. Wo sich der nördliche Donauarm,
verstärkt durch die Waag, mit dem Hauptarm wieder vereinigt, liegt die
starke Wasserfestung Kömorn. Der südliche Teil des Tieflands ist teil-
weise mit Sümpfen bedeckt, im übrigen ein Hirtenland ohne größere Ansied-
lnngen. Der Neusiedler See ist bei trockener Zeit schon öfters mehrere
Jahre lang wasserleer gewesen. Preßburg (Lage?) ist die frühere Residenz
der Könige Ungarns; vor der Stadt liegt der Königshügel, auf dem der
neugewählte König sich dem Volke zeigte.
In der Niederungarischen Ebene liegt abseits der Flüsse die bäum-
lose Steppe, die Pußta, die sich im Frühjahr für einige Monate in ein
weites Grasmeer verwandelt. Wo natürliche oder künstliche Bewässerung
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge]]
Extrahierte Personennamen: C._Säitberfunbe
Extrahierte Ortsnamen: Europas Karpaten Europas Ungarn Kronstadt Rumänien Niederungarische Donau Wien Niederungarischen
144
C. Länderkunde.
stattfindet, werden reiche Ernten von Mais und Weizen erzielt. Die Industrie
ist wenig entwickelt. Wenngleich die Viehzucht (Pferde, Rinder, Schweine,
Geflügel) noch immer der Haupterwerbszweig ist, wird doch jetzt das Weide-
land mehr und mehr in Ackerland umgewandelt.
§ 217. Siedlungen. In der Pußta fehlte es bislaug au Material zu
größeren Bauten; die Städte machen deshalb den Eindruck ungeheurer
Dörfer, die meilenweit von Landgütern umgeben sind, auf denen die Be-
wohner der „Stadt" ihre Arbeit verrichten. Fern von größeren Flüssen
liegt im No Debreezen [ba&räzen], die Stadt der Viehpußta, deren
Reichtum vor allem in Schweinen besteht. In der Mitte wird dies „größte
Dorf Enropas", mit 85000 Einwohnern, von einer überaus breiten Straße
durchzogen. Die Stadt der Getreidepußta ist Maria-Theresiopel mit
großen Getreidemärkten. Szegedin (Lage?), die einzige größere Stadt an
der Theiß, leidet oft durch Überschwemmung. Die Städte verlieren nener-
dings ihr dorsähuliches Gepräge, seitdem große Ziegeleien Bansteine liefern.
Die Donau tritt beiwaitzen in die große Ebene ein und fließt von
hier bis zur Eiumüuduug der Drau nach 8. Die Doppelhauptstadt Ungarns
Ofen-Pest oder Budapest (900) liegt da, wo zum letztenmal steile Höheu
an das rechte Ufer herantreten, an deren Fuß zahlreiche Heilquellen ent-
springen. Schon die Römer gründeten hier eine befestigte Kolonie. In
der Mitte des 14. Jahrhunderts wurde es Resideuz der ungarischen Könige.
Ofen liegt malerisch an und zwischen Hügeln um das hohe Schloß und
die Festuug und ist teils deutsch; Pest ist die moderue Magyareustadt.
Ofen-Pest ist Mittelpunkt des Eisenbahnverkehrs, größter Industrie- und
Handelsplatz Ungarns. Am Vereinigungspunkte der Drau und der Douau
ließ die Sumpsbilduug keine städtische Änsiedlnng zu. Peterwardeiu ist
aus deu Türkenkriegen bekannt, vor allem Belgrad, die Hauptstadt Ser-
bieus, deren Festung ans steilem Hügel die Donau beherrscht. (Wo?) Vor-
dem Eintritt in die Ebene der Walachei bildet das Eiserne Tor die
schwierigste Stelle des ganzen Donaulaufs. Hier verengt sich der Strom
von vorher 1500 m auf 100 m und ist von Felsen durchsetzt, so daß früher
die Schiffahrt iu manchen Jahren nur 50 Tage möglich war. ^____
§ 218. Die Theiß fließt im Tieflande der Donan parallel. Durch
unzählige Wiuduugen verdreifacht sie die Länge ihres Laufes. Währeud
früher ein meilenbreiter Sumpfgürtel die Ufer unnahbar machte, sind jetzt
durch großartige Eutsumpsungen weite Gebiete der Kultnr erschlossen
worden. Au ihrem letzten Nebenflüsse liegt die Sumpffestuug Temesvar
ftamäschwar^, der Hauptort des Bänät. Diese Landschaft liegt zwischen
der unteren Theiß und dem Randgebirge von Siebenbürgen.
§ 219. Die Bevölkerung ist stark gemischt. Die Ungarn oder
Magyaren sind ein den Mongolen ähnliches finnisches Volk. Sie kamen
um 900 ins Land. Seit 1848 drängt die magyarische Bewegung das
Deutschtum arg zurück. Von den slawischen Stämmen bilden die den
Tschechen und Mähren verwandten Slowaken im Gebirge die ärmere
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
I. Europa. — 3. Die außerdeutschen Länder Europas.
145
Bevölkerung, während der Großgrundbesitz in den Händen der Magyaren
und der Deutschen ist. Die von Galizien eingewanderten Ruthenen haben
sich in den Hochtälern der Theiß und in den östlichen Karpaten nieder-
gelassen. Die Rumänen bilden die Hauptbevölkerung in Siebenbürgen
und im Bünät. In Ungarn (und Rumänien) wanderten von Indien her
die Zigeuner ein, die als vagabundierende Schmiede und Händler über
das Land verbreitet sind und ihre Streifzüge über ganz Westeuropa aus-
dehnen; sie werden von den Magyaren als Musiker hochgeschätzt.
Zeichnung: Das Donautal von Preßburg bis Belgrad. Save
und Drau sind als Parallelflüsse zu zeichnen, ebenso Donau und Theiß.
§ 220. 4. Die äußeren Karpatenländer. Der Nordostabhang der
Karpaten gehört zu Österreich. Die Landschaft ist der kalten Winterluft
Rußlands schutzlos preisgegeben, liefert aber, da die Ebenen und Täler
infolge der hohen Sommerwärme und reichlichen Regens fruchtbar sind,
ergiebige Ernten an Mais. Die Höhen sind mit Wäldern bestanden; das
Gebiet des oberen Prnt und Seret [jgeret] heißt nach den mit Nadelholz
durchsetzten Buchenwäldern das Buchenland (= Bukowina). Der Rand
des Gebirges enthält rei'che Einschlüsse von Petroleum und Salz; das
großartigste Salzwerk ist in Wieliczka ^wjelitschka^, sast eine unterirdische
Stadt mit 650 km langen Gängen, Hallen, Sälen und zwei Kapellen.
5. Politische Übersicht.
§ 221. a) Das Königreich Ungarn umfaßt Ungarn, Siebenbürgen (§216),
Kroatien und Slawonien. Ungarn war im Mittelalter ein selbständiges
Königreich und kam 1437 zum erstenmal an Österreich. Nach dem Ein-
bruch der Türken gehorchte es 150 Jahre lang einem türkischen Pascha in
Pest, bis es Österreich um 1700 durch den Prinzen Eugen zurückeroberte.
Jetzt ist es mit Österreich durch Personalunion verbunden und hat mit ihm
auch das Heer gemeinsam; im übrigen hat es seine eigene Regierung.
Slawonien und Kroatien liegen zwischen Save und Dran; Kroatien,
ist größtenteils gebirgig. Beide Länder sind reich an Eichenwäldern, die
eine großartige Schweinezucht gestatten. Das fruchtbare Slawonien ist
reich an Obst, Wein und Tabak. Die Slawonier gehören der griechisch-
orthodoxen, die Kroaten der römisch-katholischen Kirche an. Finme ist
der einzige Hafen Ungarns. Von hier führt die Bahn über Agram, die
Hauptstadt Kroatiens, nach Ofen-Pest.
b) Galizien und die Bukowina. Galizien wurde bei der letzten Teilung
Polens erworben, die Bukowina fast zu gleicher Zeit von der Türkei ab-
getreten. In Galizien liegt die Festung Krakau (150), die altpolnische
Krönungsstadt, mit polnischer Universität und lebhaftem Handel. Welcher
Ort liegt südöstlich davon?
Der übrige ruthenische, d. h. von Russen bewohnte Teil ist an den
Rändern stark von Juden bevölkert. Lemberg (207) mit polnischer Uni-
versität treibt lebhaften Handel mit Rußland. In Ezernowitz, der Haupt-
stadt der Bukowina, ist das Deutsche die Umgangssprache. Hier besteht auch
seit 1875 eine deutsche Universität.
Hering, Erdkunde für Präparandenanstalten. in
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land]]
146
C. Länderkunde,
4. Die Österreichisch-Ungarische Monarchie.
675000 qkm, reichlich 50 Mill, E.
§ 222. a) Übersicht. — Aufgaben. 1. Wie verläuft der 47." u. Br.
zum Österreichischen Kaiserstaat? 2. Welcher Zeitunterschied besteht zwischen
Bregenz und der Südostecke Siebenbürgens? 3. Wo liegt der nördlichste,
wo der südlichste Punkt der Monarchie? 4. Gib den Abstand in Kilometern
an! 5. Welche Gebirgssysteme gehören zum Reich? 6. Welchen vier Meeres-
gebieten gehören die Flüsse an? 7. Welche größeren, welche kleineren Tief-
ebenen gehören zu Österreich-Ungarn? 8. Welche Länder sind als Gebirgs-
länder, welche als Tieflandsgebiete zu bezeichnen? Welche enthalten Gebirge
und Hochebenen? 9. Welche Landesteile liegen am Meere, welche berühren
die Grenzen des Deutschen Reiches? 10. Wo liegen wichtige Ausgangstore für
den Verkehr? 11. Welche Gegenden sind besonders auf Viehzucht, welche auf
Ackerbau, welche auf beides angewiesen? 12. Welche Länder führen Getreide aus?
13. Wo findet man Eisen-, Gold- und Silbererze, wo Quecksilber, wo Salz?
14. Wo treibt man Geflügelzucht, wo wächst berühmter Wein? 15. Welche
Landesteile sind rein deutsch? 16. Wo leben Deutsche untermischt mit Slawen?
$ 223. b) Entstehung und gegenwärtige Verhältnisse. Die Öfter-
reichisch-Ungarische Monarchie ist für uns nicht nur als Nachbarland, sondern
auch als treues Glied des Dreibundes von großer Bedeutung.
Das ganze Reich ist 675 000 qkrn groß und hat mehr als 50 Mill.
Einwohner, von denen 20 Millionen aus das an Gebiet größere Ungarn
entfallen. Es ist räumlich der zweitgrößte Staat Europas, der Volkszahl -
nach der dritte. Kein europäischer Großstaat hat so scharf ausgeprägte
Gegensätze in feiner Oberflächengestalt, keiner zeigt ein solches Volkergemisch:
15 Mill. sind Deutsche, über 20 Mill. Slawen, 10 Mill. Magyaren, über
3 Mill. Italiener und Rumänen, die übrigen Juden, Zigeuner usw. 40 Mill.
der Bewohner sind römisch-katholisch oder griechisch-orthodox, reichlich 4 Mill.
Evangelische, 2 Mill. Juden und (in Bosnien) ^ Mill. Mohammedaner.
Das Kaisertum Österreich und das Königreich Ungarn bilden eine
konstitutionelle Monarchie, in der auch die weibliche Erbfolge gilt. Beide
Länder haben ihre getrennten Ministerien und Volksvertretungen. Die
„zisleithanischen"1 Kronländer sind:
Zwei Erzherzogtümer (Ober- und Niederösterreich), sechs Herzogtümer
(Salzburg, Steiermark, Kärnten, Kram, Schlesien, Bukowina), drei König-
reiche (Böhmen, Galizien, Dalmatien). In jüngster Zeit wurden noch
Bosnien und die Herzegowina erworben.
Tie Länder der Krone Ungarn (Transleithanien) sind!
Das Königreich Ungarn mit Siebenbürgen, das Königreich Kroatien
und Slawonien nebst der Königlichen Freistadt Fiume.
§ 224. c) Verkehrsgeographie. Die weite Ausdehnung Österreichs ist
dem Verkehr ungünstig wegen der Beschaffenheit und Verteilung der Gebirge,
die oft Scheidewände bilden. Von seiner Seegrenze, die etwa ein Fünftel
der Gesamtgrenze ausmacht, ist der nördliche Teil durch Alpen und Karst
getrennt. Zudem liegt das Adriatische Meer abseits von den Hauptstraßen
1 Genannt nach dem Flüßchen Leitha, das die Grenze bildet.
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land]]
1
I. Europa. — 3, Die außerdeutschen Länder Europas. 147
des Seeverkehrs. 39 Bahnen führen ins Deutsche Reich, mit dem Öfter-
reich-Ungarn auch durch die natürlichen Verkehrsstraßen der Elbe und der
Donau verknüpft ist. So geht der Weg Österreich-Ungarns zum Atlan-
tischen Ozean tatsächlich durch das Deutsche Reich.
Für den größten Teil der Habsburgischen Länder bildet die Donau
die wichtigste und eine zugleich einende Verkehrsader. Kostspielige Eisen-
bahnbauten haben die wichtigsten Punkte an der Donaustraße, die auch
der Weg Paris—konstantinopel benutzt lorient-Expreßzng), mit den ein-
zelnen Kronländern verknüpft.
5. Das Königreich Rumänien.
Fast V<i i° groß und etwa 5/i2 so dicht bevölkert wie das Deutsche Reich, 7 Mill. E.
§ 225. Rumänien besteht aus dem Tieflande der Walachei zwischen
den Transsilvanischen Alpen und der Donau, der hügeligen Moldau
zwischen den Karpaten und dem Prut, und dem welligen Bergland der
Dobrüdscha zwischen der Donau und dem Schwarzen Meer.
Die Donau bildet die Hauptverkehrsader. Ihr linkes Ufer ist häufigen
Überschwemmungen ausgesetzt und in der Nähe des Stromes mit Gestrüpp,
Seen und Sümpfen bedeckt, während die übrige Ebene bei guter Bewässe-
rung reiche Ernten liefert.
Aufgaben. 1. Woher kommen die Flüsse? 2. Welcher ist der bedeutendste
nach der Donau? 3. Wie verhält sich die Donau in ihrem Lause zur Walachei,
zur Dohrüdscha? 4. Gib die natürlichen Grenzen Rumäniens an!
Das Delta der Donau ist ein Sumpfgebiet mit ungeheuren Scharen
von Wafservögelu. Die Sülina ist der einzige schiffbare Donauarm, die
vor ihr gelagerte Barre hat -man durchstochen und so den Zugang zum
Schwarzen Meere geschaffen.
Das Klima ist dem südrussischen Steppenklima ähnlich. Sommerglut
und Winterstürme lösen sich ab. Die Erwerbstätigkeit besteht Haupt-
sächlich in Ackerbau und Viehzucht. Die Ausfuhr vou Getreide, besonders
nach Belgien, Österreich-Ungarn und dem Deutschen Reiche ist bedeutend.
Die Wiesen und Weiden ernähren große Herden, die Karpaten liefern wertvolle
Hölzer, Steinsalz und Erdöl. Steinkohlenlager fehlen und damit die Grundlagen
für eine eigene Industrie. Das Deutsche Reich tauscht für Web- und Eisen-
waren rumänisches Getreide in mehr als dem doppelten Werte der Einfuhr ein.
Die Masse der Bevölkerung bilden griechisch-orthodoxe Rumänen.
Neben einem üppig lebenden Adel, dem fast die Hälfte des Grundbesitzes
gehört, steht die große Masse der ungebildeten Bauern. Der Handel wird
von den zahlreichen Inden,. daneben auch vou Deutschen betrieben.
Besiedlung. In sehr fruchtbarer Ebeue und im Schnittpunkt zahlreicher
Eisenbahnen und Straßen liegt das im Innern ganz modern gebaute
Bukarest (300), der Mittelpunkt des geistigen und politischen Lebens. Die
Donauhäfen Galatz und Bräila führen massenhaft Getreide, Holz, Petro-
leum und Vieh aus. Der bedeutendste Hafen Rumäniens ist Köstendsche
oder Konstanza. Er vermittelt den Verkehr von Bukarest nach Konstantinopel.
10* ^
J
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]