Die deutschen Landschaften und Stämme. 59
winklig die Wege, die von Italien über die Alpen nach Mittel- und Norddeutschland
führen. Daraus erklärt sich sowohl das hohe Alter der Kultur in
diesem Lande als auch die Tatsache, daß es durch alle Zeitalter
der deutschen Geschichte der Schauplatz großer historischer Ereig-
nisse war. (Römerherrschaft, Völkerwanderung, Ungarneinfälle — 955 Schlacht
auf dem Lechfeld — Kreuzzüge, Blütezeit der Reichsstädte Ulm, Augsburg, Regens-
bürg. Zur Zeit des politischen Verfalls Deutschlands wird die Hochebene der Tum-
melplatz fremder Kriegsvölker, so im Dreißigjährigen Krieg, im Spanischen und
im Osterreichischen Erbfolgekrieg und zuletzt in der napoleonischen Zeit.)
Der Volksstamm der Bayern. Die Natur der Alpen und ihres Vorlands hat
dem Stammescharakter der Bayern seine Hauptzüge aufgedrückt. Ein kraftvolles,
etwas derbes Wesen paart sich mit Einfachheit der Sitten, zähem Festhalten am
Hergebrachten, mit Offenheit und Treue, mit Tapferkeit und Unverzagtheit. Mit
der Freude an der Landwirtschaft verbindet der Bayer Neigung und Geschick zu
künstlerischer Betätigung. Im alpinen Hausbau, in der malerischen Volkstracht
und in der Liebe zu Gesang und Tanz (Volksschauspiele), die er mit allen Gebirgs-
Völkern teilt, offenbart sich sein Sinn für das Schöne. Auf diese Naturanlage des
bayerischen Volksstammes gründet sich auch die traditionelle Kunstpflege der baye-
rischen Fürsten sowie der Ruhm Münchens als Kunststadt..
5. I)ie Deutschen Alpen.
Die Deutschen Alpen umfassen die n. Ketten der Kalkalpen zwischen Boden-
see und Salzach:dieallgäueralpen zwischen Bodensee und Lech, die B a y e -
rischen Alpen zwischen Lech und Inn und die Salzburger Alpen zwischen Inn
und Salzach. Sie ragen in schroffen Wänden und kühnen Gipfeln von 1700 m bis
3000 m auf und bilden die natürliche Scheidewand Deutschlands gegen Österreich.
Die Allgäuer Alpen sind der Hauptsitz der bayerischen Rinderzucht und Milchgewin-
nung, während in den Bayerischen und Salzburger Alpen die Haupterwerbsquelle
die Waldwirtschaft, also Holzgewinnung und Holzverarbeitung, bildet. Wichtigkeit
haben ferner noch die Salzlager von Berchtesgaden. Dank ihrer Naturschönheiten
sind die deutschen Alpengebiete auch ein Hauptziel der Touristen. Zu den besuchtesten
Sommerfrifchorten zählen Oberstdorf in den Allgäuer Alpen, Garmisch und
Partenkirchen in den Bayerischen Alpen und Berchtesgaden und Reichen-
hall in den Salzburger Alpen.
Bedeutung der Alpen für Südbayern. Wiewohl der Anteil des Reichs
an den Alpen gering ist, haben sie doch große Wichtigkeit für die angrenzenden Ge-
biete. Sie sind die Quellstätten zahlreicher Flüsse (welcher?); sie beeinflussen sehr
wesentlich das Klima des s. Bayern, indem sie die warmen Südwinde abhalten;
endlich geht ein großer Teil des deutschen Verkehrs über die Bayerischen Alpen nach
Italien. Der wichtigste Verkehrsweg ist die Brennerbahn, die durch die Linie Mün-
chen—innsbruck erreicht wird und ein Teil der wichtigen Nord-Südexpreßlinie
Berlin—rom ist. Nach Innsbruck führt vom Bodensee die Arlbergbahn. Eine
dritte wichtige Alpenbahn ist die Linie München—salzburg, die durch die Tauern-
bahn Anschluß nach Kärnten und dem Mittelmeer erhält. Die deutschen Alpen sind
also ein hervorragendes Durchgangsgebiet des Verkehrs.
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Die deutschen Landschaften und Stämme.
49
und Liedern" deuten auf fränkische, zum Teil auch auf slavische Einflüsse hin. Als die
Slavenländer ö. der Elbe unterworfen wurden, drangen thüringische Kolonisten
in so großen Mengen in die Mark Meißen (das heutige Königreich Sachsen) und Schle-
sien, daß deren Bevölkerung als eine Abzweigung des thüringischen Stammes be-
trachtet werden kann. An der Germanisierung Schlesiens nahmen überdies noch
hessische und mainfränkische Einwanderer teil.
Seit Jahrhunderten gelten die sächsischen Länder als Sitz ausge-
zeichneter Schulbildung von der Volksschule bis zur Hochschule hinauf,
und groß ist die Zahl der Künstler, Dichter und Denker, die diesem Land entsprossen sind,
so die Meister der Erzählkunst, Gustav Freitag und Ctto Ludwig, die genialen Dar-
steller des Tier- und Pflanzenlebens, Brehm und Roßmäßler, der Schöpfer volkstüm-
licher geistlicher Lieder, Paul Gerhard; serner Rudolf Baumbach, dessen Liederdichtun-
gen das schalkhafte Wesen und den anmutigen Charakter seines Heimatlands so trefflich
wiederspiegeln, und Ludwig Richter, dessen Meisterhand die ganze Innigkeit trauten
deutschen Familienglücks darzustellen verstanden hat. Den liederreichen Gauen Mittel-
deutschlands gehören die großen Tonkünstler Sebastian Bach, Georg Friedrich Hän-
del, Robert Schumann und Richard Wagner an. Hier stand auch die Wiege
Luthers, Lessings, Leibniz' und Fichtes.
Die Staaten der Mitteldeutschen Gebirgsschwelle. Die natürliche Vielge-
staltigkeit Mitteldeutschlands findet auch in staatlicher Beziehung ihren Aus-
druck; namentlich das Weserbergland und Thüringen sind wie im Mittelalter so auch
heute noch in eine große Zahl von Kleinstaaten aufgelöst. An der Mitteldeutschen
Gebirgsschwelle haben folgende Staaten Anteil: das Königreich Preußen mit
größeren oder kleineren Teilen der Provinzen Rheinland, Westfalen, Hessen-Nassau,
Hannover, Sachsen und Schlesien, ferner das Großherzogtum Hessen mit der
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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TM Hauptwörter (200): [T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe]]
Extrahierte Personennamen: Gustav Gustav Ludwig Ludwig Brehm Paul_Gerhard Rudolf_Baumbach Rudolf Ludwig_Richter Ludwig Sebastian_Bach Georg_Friedrich_Hän- Friedrich Robert_Schumann Richard_Wagner
t
— 45 —
gegen wilde Tiere und feindliche Überfälle mit hohen Zäunen, Erdmauern oder Dorn-
gehegen umgeben sind. In der Mitte befindet sich meist ein freier Platz, der der Herde
als Nachtaufenthalt dient.
Die Nahrung besteht überwiegend aus Pflanzenstoffen. Hirse und Mais werden
zwischen Steinen zerrieben oder in Mörsern zerstampft, und aus dem so gewonnenen
groben Mehl bereitet man Brei und eine Art Brot, das in heißer Asche gebacken wird.
Dazu kommen dann je nach der Gegend noch Jams, Bataten, Erdnüsse, Kokosnüsse
u. a. Früchte. Fleisch wird entweder, roh gegessen oder zuvor am Spieße gebraten, auch
wohl in Streifen geschnitten und gedörrt. Die Viehzucht treibenden Stämme genießen
auch Milch; doch liefern die Tiere nur geringe Mengen.
Der Ackerbau wird noch in sehr rückständiger Form betrieben. Der Pflug und
die Verwendung von Zugtieren sind unbekannt. Als Werkzeuge dienen die Hacke u. a. Geräte,
weshalb man diese Art des Betriebs auch als Hackbau bezeichnet. Von Düngung und
ordentlicher Pflege der Felder ist keine Rede. Wenn ein Ackerstück nicht mehr genügend
trägt, läßt man es für einige Jahre brach liegen und gewinnt durch Abbrennen der Steppe
neues Land. Die Feldarbeit liegt ausschließlich den Frauen ob. Als Haustiere hält man
Rinder, Schafe und Ziegen, und allverbreitet ist die Hühnerzucht. Doch werden Eier nur
hier und da gegessen.
Als Waffen waren bei den Negern früher Speere, Dolchmesser, Schlachtäxte, Wurf-
keulen, Bogen und Pfeile sowie große, mannigfach geformte, aus Holz, Flechtwerk, Leder
und Fellen gearbeitete Schilde im Gebrauch. Seit der Berührung mit den Europäern
werden sie aber mehr und mehr durch Schußwaffen verdrängt. Um sich ein gesürchtetes
Aussehen zu geben, legt man allerlei kriegerischen Schmuck an: einen hohen, mit Federn
verzierten Kopfputz, Ringe aus Bronze, Eisen oder Zähnen, grellfarbige Schleifen, man
bemalt den Körper usw. Die Stämme leben häufig miteinander in Fehde. Die Kriege
werden gewöhnlich mit erbarmungsloser Grausamkeit geführt.
Die geistigen Fähigkeiten der Negerrasse hat man früher zu gering eingeschätzt.
Der Neger saßt rasch auf, er ist anstellig und geschickt und weiß sich überraschend schnell
in neue Verhältnisse hineinzufinden. Fast alle Beobachter stimmen darin überein, daß die
Neger auffallend schnell europäische Erzeugnisse, selbst schwieriger herzustellende, nach-
bilden lernen. Ebenso erlernen sie rasch und leicht fremde Sprachen. Schulkinder über-
treffen gewöhnlich in den ersten Jahren europäische Schüler, nachher aber bleiben sie im
Rückstände, wie denn überhaupt der Neger über eine gewisse geistige Höhe nicht hinaus-
zukommen scheint, auch wenn er, wie in Nordamerika, inmitten einer hochentwickelten Kultur
lebt. Es fehlt ihm die geistige Regsamkeit, der selbsttätige Schaffensdrang, die Gabe der
Erfindung. Was er an Kultur besitzt, ist ihm größtenteils von außen zugeführt worden.
Aber er hat nicht die Fähigkeit, sich das Überkommene innerlich anzueignen und selbständig
weiterzubilden. Ja, es läßt sich mehrfach nachweisen, daß, wo der fremde Einfluß aufhörte,
der Kulturbesitz wieder verkümmerte und v.rarmte. Bezeichnend ist jedenfalls auch, daß kein
Negerstamm es zur Erfindung der Schrift gebracht hat. Dazu kommt weiter, daß es dem Neger
„in hohem Grade an Selbstüberwindung, Zielbewußtsein, Zähigkeit und Charakterfestigkeit fehlt,
gerade also an den Eigenschaften, ohne die eine höhere Kultur, ein verwickeltes modernes Staats-
wesen nicht möglich ist" (Passarge). Bei den Negern überwiegt durchaus die sinnliche Natur;
allen Eindrücken und Leidenschaften sind sie fast widerstandslos preisgegeben, und ihre
Stimmung wechselt fast unvermittelt. Nicht mit Unrecht hat man sie als große Kinder bezeichnet.
Das soziale Leben der Neger ist noch wenig entwickelt. Die Frau wird vom
Manne gekauft, wie das bei wilden oder halbwilden Völkern meist Brauch ist. Dazu
besteht Vielweiberei. Je mehr Frauen ein Mann hat, desto größer ist sein Ansehen und
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh]]
— 111 —
mehr als 70 Synagogen und über zahlreiche Hospize; Christen aller Bekenntnisse und der
verschiedensten Nationen haben hier ihre Kirchen, ihre Klöster, die griechische allein deren 21,
ihre Hospitäler, Waisenhäuser, Schulen u. dergl., oft eigenartige Bauwerke, ganze Stadtteile,
wie das große armenische Kloster in der Südwestecke der Stadt, das 3000 Pilger auf-
zunehmen vermag, oder die von einer hohen Mauer umschlossene russische Ausiedlung nw.
von der Altstadt, die hochgelegen die Stadt wie eine Festung beherrscht. Auf der Hochfläche
im N.-W. dehnen sich weitläufig gebaute, große Höfe und Gärten umschließende europäische
Niederlassungen aus". (Fischer.) Sie enthalten zahlreiche evangelische und katholische An-
stalten christlicher Liebe und Barmherzigkeit, so auch eine Reihe deutscher Stiftungen: ein
Abb. 21. Jerusalem.
(3h3 großes farbiges Anschauungsbild bei F. E. Wachsmuth in Leipzig erschienen.)
Hospital der Kaiserswerter Diakonissen, ein Hospiz des Johanniterordens, ein Waisenhaus
der Baseler Mission, Erziehungsanstalten, ein Hans für Aussätzige, jetzt auch eine deutsche
evangelische Kirche.
Ö. von Jerusalem, jenseits des Kidrontales, erhebt sich der Ölberg, der die Stadt
noch um 50 in überragt. An seinem Fuße zeigt mau den Garten Gethsemane, und
über ihn führt die Straßenach Jericho an den Orten Bethanien und Bethphage vorbei.
<^wei Stunden s. von Jerusalem liegt Bethlehem, der Geburtsort Jesu, noch heute ein
ansehnlicher Ort; noch weiter s. Hebron, einst Königssitz, ehe Jerusalem Hauptstadt wurde.
Im untern Jordantal lag im Altertum Jericho, zur Zeit Jesu eine große, glänzende
L-tadt, die namentlich durch Herodes den Großen mit prächtigen Palästen, Amphitheater,
Rennbahn und allem Luxus ausgestattet wurde. Der gewaltige Karawanenverkehr der sich
hier kreuzenden Straßen von Jerusalem nach Damaskus und von Arabien nach Phönizien
machte sie zu einem wichtigen Handelsplatze. Die ganze Umgegend aber war stundenweit bewäs-
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
— 114 —
für den S.-W. Arabiens, die Landschaft Jemen, die tropische Sommerregen empfängt und
schon im Altertum wegen ihrer Fruchtbarkeit das Glückliche Arabien (Arabia felix)
genannt wurde. Hier gedeiht der berühmte Mokkakaffee; hier baut man neben Getreide
Baumwolle, Tabak, Zuckerrohr, Indigo, Feigen und Bananen; hier gewinnt man Balsam,
Weihrauch und Gummi. Die weiter n. gelegenen Landschaften Afir und Hedschas sind
trockener, und der Anbau ist auf kleinere Gebiete beschränkt. Sehr fruchtbar ist dagegen
wieder die meerwärls gerichtete Abdachung von Oman.
Die Bevölkerung besteht fast ausschließlich aus Arabern und ist natur-
gemäß sehr gering. Die Araber gehören zu den Semiten, wie die Juden, und
bekennen sich zum Islam. Sie gliedern sich in eine Menge von Stämmen,
deren jeder sein Oberhaupt, seinen Schech, hat. Öfter sind mehrere Stämme
zu einer Art Staat miteinander verbunden. An ihrer Spitze steht dann ein Fürst,
ein Emir. Ist dieser zugleich geistliches Oberhaupt, so führt er den Titel Jmam.
Die Araber sind mittelgroß, mager, aber sehnig, haben dunkle Augen, schwarzes Haar
und starken Bartwuchs. Die Hautfarbe ist hell- bis dunkelbraun, in Südarabien sogar fast
schwarz. Der Beschäftigung nach hat man zu unterscheiden zwischen Nomaden und den
seßhaften Bewohnern der Dörfer und Städte. Bei den Nomaden oder Beduinen,
d. ,h. Wüstensöhnen, ist die arabische Eigenart am schärfsten ausgeprägt. Sie bewohnen
hauptsächlich das innere Hochland und ziehen, in Zelten wohnend, unstät mit ihren Herden
von Kamelen, Pferden, Schafen und Ziegen in den Steppen umher. Nur nebenbei treiben
sie auch etwas Ackerbau. Die Kleidung besteht aus einem langen, weißen, meist schmutzigen
Hemde, das bis auf die Knöchel reicht. Darüber trägt man häufig einen gestreiften Mantel.
Um den Kopf wickelt man ein baumwollenes Tuch. An einem ledernen Gürtel hängt ein
Messer. Dazu kommen als weitere Waffen Flinten, Pistolen und lange Speere. Die
Nahrung besteht aus gesäuertem Brot, das auf erhitzten Steinen oder in der Asche gebacken
wird, aus Kamelmilch, Käse und vor allem Datteln (S. 24). Fast unzertrennlich ist der
Araber von seinen Kamelen und Pferden, auf deren Zucht er außerordentliche Sorgfalt
verwendet und für die er Dutzende von Namen hat. Der Beduine ist räuberisch; Kara-
wanen zu überfallen und auszuplündern, hält er für sein gutes Recht; Krieg ist ihm Lebens-
gewohnheit. Beleidigungen glaubt er nur mit dem Blute des Gegners sühnen zu können,
und da noch die Sitte der Blutrache besteht, so nimmt das Morden oft erst dann ein
Ende, wenn die feindseligen Familien sich gegenseitig fast ausgerottet haben. Die seßhaften
Araber sind friedlicheren Sinnes. Sie leben vom Ackerbau und in den Städten von Handel
und Gewerbe.
Die Araber wohnten in alter Zeit ausschließlich in Arabien. Als aber Mohammed
sie mit Feuereifer für die Ausbreitung ihres neuen Glaubens beseelt hatte, drangen sie
unter den Kalifen, den Nachfolgern des Propheten, erobernd in andere Länder vor. Fast
ganz Vorderasien und Nordafrika kam unter ihre Herrschaft; sie setzten sogar nach Spanien
über und fielen in Gallien ein, wo dann Karl Martell ihrem weiteren Vordringen in der
blutigen Schlacht bei Tours (732) ein Ziel setzte. Zur Zeit ihrer höchsten Macht, als Bag-
dad der glänzende Herrschersitz der Kalifen war, haben die Araber auch eine hohe Kultur
entwickelt. Sie schufen in den eroberten Ländern, z. B. Spanien (Iii, S. 199), großartige
Bewässerungsanlagen, errichteten prächtige Bauwerke (Alhambra, Iii, S. 202) und erzielten
auch in der Wissenschaft und der Dichtkunst achtungswerte Leistungen. In Mesopotamien
und Syrien bilden die Araber noch heute den Grundstock der Bevölkerung, ihre Sprache ist
dort Volkssprache geworden, und auch in Nordafrika sind sie noch überall zahlreich.
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Extrahierte Personennamen: Mohammed Karl_Martell Karl
— 132 —
erbauten prächtige Tempel und Paläste und besaßen schon im 2. Jahrtausend v. Chr.
eine reichhaltige und wertvolle Literatur. Zu ihren frühesten Erzeugnissen gehören die in
der alten heiligen Sanskritsprache geschriebenen Veden, vier Sammlungen religiöser
Lieder und Gebete. Aus späterer Zeit stammen zwei große Heldengedichte, Mahllbärata
und Rämüjana. Die Inder sind die Schöpfer der zwei Weltreligionen des Brahmais-
mus und des Buddhismus; sie haben eine tiefsinnige Philosophie entwickelt und sind
auch die Erfinder der Zehnerziffern, die wir heute als die „arabischen" bezeichnen, weil sie
im Mittelalter durch die Araber in Europa Eingang gefunden haben. Gleichwohl ist der
Einfluß der indischen Kultur auf die Entwicklung der Menschheit verhältnismäßig gering
gewesen. Die Kultur geriet schon früh in Erstarrung; dazu kam, daß das heiße Klima
auf die Inder erschlaffend wirkte und sie unkriegerisch machte, was zur Folge hatte, daß
sie fremden Eroberern zur Beute fielen (S. 136).
Wirtschaftsverhältnisse. Vorderindien ist seinem größeren Teile nach ein
außerordentlich fruchtbares Land. Hindostan hat man geradezu als ein Treib-
haus bezeichnet. 1907 waren 867 000 qkm, eine Fläche von mehr als der
anderthalbfachen Größe des Deutschen Reiches, angebaut; fast x/s davon wird
künstlich bewässert. Die englische Regierung ist unablässig tätig, durch Anlage
von Staubecken und Kanälen neue Gebiete für die Bewässerung und damit für
den Anbau zu gewinnen. Wo das ganze Jahr hindurch Wasser zur Befeuchtung der
Felder vorhanden ist, wird ohne Unterbrechung gesät und geerntet; die allein auf den
Regen angewiesenen Gebiete dagegen können nur einmal im Jahre Frucht ziehen.
Die Erzeugnisse des Ackerbaus sind außerordentlich mannigfaltig, die Erträge
hoch, aber sehr schwankend. In guten Jahren können gewaltige Mengen von
Getreide ausgeführt werden; in Mißjahren entstehen in dem dichtbevölkerten
Lande die furchtbarsten Hungersnöte. Von 1866—69 gingen über 3 Mill.,
1873—79 gegen 7 Mill. Menschen an Hunger und den dadurch entstandenen
Krankheiten zugrunde.
Die für die Volksernährung wichtigsten Getreidearten sind Reis und Hirse.
Außerdem werden bedeutende Mengen von Weizen, hauptsächlich für die Aus-
fuhr, Gerste und Mais gebaut. Von Genußmitteln gewinnt man besonders
Tee, namentlich in Assam, im Nilgirigebirge und ans Ceylon, Kaffee im s.
Dekan und Tabak fast überall; von Gewürzen Ingwer, Kardamom und
Zimt, von Baumfrüchten Bananen, Kokosnüsse usw. Andere wichtige Nutz-
pflanzen sind Baumwolle, Jute, Zuckerrohr, Ölpflanzen (Rizinusöl,
Sesam, Erdnüsse), Mohn zur Gewinnung von Opium, Indigo, Kautschuk,
Chinarinde und Kampfer. Die Wälder enthalten wertvolle Bäume, befon-
ders den Tiekbaum, dessen unverwüstliches Holz besonders zu Schiffsbauten
dient, Sandel- und Ebenholz (Abb. 25).
Der Reis ist in ganz Süd- und Ostasien das wichtigste Nahrungsmittel. Er wird
meist ohne allen Zusatz, nur in Wasser abgekocht oder gedämpft, gegessen. Da er leicht
verdaulich ist, nicht erhitzt und im Magen nicht säuert, ist er besonders als Nahrungsmittel
für die Bewohner heißer Länder geeignet.
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Ortsnamen: Mahllbärata Europa Assam Nilgirigebirge Ceylon Ostasien
— 192 —
andern Erdteile. Mit Europa und Asien hängt es unmittelbar zusammen.
Nach Australien leitet die Brücke der Indischen Inseln hinüber. Nordamerika
nähert es sich in der nur 92 km breiten, im Winter fest zngesrornen Bering-
straße, über die leicht eine Einwanderung nach der neuen Welt stattfinden
konnte. So stellten sich der Ausbreitung der Menschheit, die in Asien ihre
Wiege hat, nirgends unüberwindliche Hindernisse entgegen. Von keinem andern
Erdteile aus hätte eine Besiedlung der Erde mit solcher Leichtigkeit erfolgen
können.
Vorteilhaft ist auch Asiens Küstengliederung, die fünf große Halbinseln,
zahlreiche Buchten und eine kaum übersehbare Menge von Inseln aufweist.
Nur von Europa wird es darin übertroffen, bei dem das Verhältnis der
Glieder zum Rumpfe wie 1:2 gegenüber 1:4 bei Asien ist. Die durch die
Gliederung bewirkte Zugänglichkeit des Erdteils wird noch erhöht durch die
zahlreichen großen schiffbaren Flüsse, die von fast allen Seiten her ein Ein-
dringen ins Innere des Erdteils ermöglichen.
Die Bodengestaltung ist zwar insofern ungünstig, als das zur Kultur
wenig geeignete Hochland überwiegt, das ungefähr 2/8 der Gesamtfläche des
Erdteils einnimmt, und außerdem gewaltige Hochgebirge vielfach den Verkehr im
Innern erschweren. Aber die Wüsten und Steppen nehmen doch einen ver-
hältnismäßig viel geringeren Raum ein als in Afrika und Australien, und
zudem stehen ihnen große, durch Klima und Erzeugnisse außerordentlich begünstigte
Randlandschasten gegenüber (Vorder- und Hinterindien, China, die Inseln),
denen in Australien nichts, in Afrika höchstens Ägypten an die Seite gestellt
werden kann.
Ein weiterer Vorzug Asiens besteht darin, daß es sich durch die ganze Breite
der gemäßigten und über die Hälfte der heißen Zone erstreckt, während Europa
fast ganz der gemäßigten, Afrika und Australien nur der heißen und der halb-
tropischen Zone angehören. Daher zeigt es einen Wechsel des Klimas und eine
Mannigfaltigkeit und Fülle der Pflanzen- und Tierwelt, wie sie in ähnlicher
Weise nur Amerika aufzuweisen hat.
Aus dem Angeführten ergibt sich, daß Asien unter den fünf Erdteilen eine hervor-
ragende Stellung einnimmt und auf die Kulturentwicklung von großem Einfluß gewesen
ist. Seme Bedeutung ergibt sich aus folgenden Tatsachen:
1. Asien ist höchstwahrscheinlich die Wiege des Menschengeschlechts.
Von ihm aus ist die ganze Erde besiedelt worden. Es beherbergt auch heute noch weit
mehr als die Hälfte der gesamten Bewohner der Erde und wird an Dichte der Bevölkerung
nur von Europa übertroffen.
2. Asien ist die Heimat der ältesten Kulturvölker: der Chinesen, Inder,
Assyrer und Babylonier, Perser, Araber, Juden, Phönizier und Griechen (Kleinasien), deren
Geschichte z. T. bis viele Jahrtausende v. Chr. zurückreicht. „Die ganze alte Geschichte hat
in Asien ihren Angelpunkt; von Asien aus sind die Böller vorgedrungen über Nordafrika
und Europa und haben die Bildung westwärts getragen bis nach Amerika; wie die Kultur
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße]]
TM Hauptwörter (200): [T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Asien Nordamerika Asien Asiens Europa Asien Afrika Australien Hinterindien China Australien Afrika Europa Afrika Australien Amerika Asien Europa Kleinasien Asien Nordafrika Europa Amerika
— 193 —
der letzteren eine Tochter der europäischen ist, so ist Europa eine Tochter von Asien. Ehe
man noch wußte, daß ein Festland Europa als Anhängsel des großen asiatischen Kontinentes
vorhanden sei, vielleicht ehe noch ein Hirt oder Jäger über den Ural und die Wolga vor-
gedrungen war, blühten im Morgenlande schon Weltreiche, herrschten mächtige Könige in
prächtigen Palästen und großen Städten über Millionen von Untertanen, forschten schon
Weise in den Geheimnissen der Sterne, ließen schon Priester zu Ehren der Götter ober-
und unterirdische Tempelhallen bauen, kämpften schon Völker mit Völkern aus Leben
und Tod."
3. Asien ist die Geburtsstätte der wichtigsten Religionen. Hier sind die
erhabensten heidnischen Religionen entstanden, die Lehre des Zoroaster, der Brahmaismus
und der Buddhismus, die auf ihre Bekenner, die Hauptkulturvölker Asiens, den größten
Einfluß ausgeübt haben. Aber auch die drei monotheistischen Religionen, die den Glauben
an einen Gott lehren, haben hier ihre Heimat: das Judentum, das Christentum und der
Islam.
4. Asien ist die Heimat unsrer wertvollsten Haustiere und Kultur-
pflanzen. Pferd, Esel, Rind und Schaf sind von dort zu uns herübergekommen, ebenso
unsre wichtigsten Getreidearten, Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Reis, die edleren Obstarten,
Äpfel, Kirschen, Aprikosen, Psirsische, Apfelsinen, Zitronen, der Wein, und wertvolle Faser-
stoffe, Flachs und Hanf. Noch heute versorgt es den europäischen Markt mit sehr wert-
vollen Erzeugnissen, die in nnserm Erdteil gar nicht oder nur in geringen Mengen hervor-
gebracht werden können: Baumwolle, Seide, Gewürzen (Pfeffer, Zimt, Gewürznelken) und
anregenden Genußmitteln (Tee und Kaffee).
So gilt in der Tat das Wort: Ex Oriente lux — Aus dem Osten kommt das
Licht — nicht bloß von dem Aufgang der Sonne, sondern auch von der Kultur, die von
Asien her ihren Weg nach W. genommen hat. Aber auch kulturschädigende Ein-
flüffe sind von Asien ausgegangen. Mehrmals sind rohe Völkerschaften, Hunnen,
Madjaren, Mongolen und Türken, in Europa eingebrochen und haben die hier bestehende
höhere Kultur vernichtet. Merkwürdig ist ferner, daß die Völker Asiens in ihrer Kultur
über eine gewisse Höhe nicht hinausgekommen sind, daß vielmehr eine Stockung, ein Still-
stand, ja ein Rückfall in frühere Barbarei eintrat, während sich in Europa die Keime der
Bildung zu ungeahnter Blüte entfalteten. So ist denn jetzt eine Rückströmnng eingetreten.
Asien ist aus dem gebenden ein empfangender Erdteil geworden, und vor allem in Japan,
aber auch in China und Indien, regt sich neues, an der Kultur Europas entzündetes
Leben. Die Völker erwachen zu neuem Streben und neuer Tatkraft. Freilich zur
Bildungshöhe Europas wird sich Asien als Ganzes nie emporschwingen. Dazu fehlen die
Vorbedingungen. Der hohe Norden läßt eine dichtere Besiedlung, die Voraussetzung jeder
höheren Kultur, nicht zu. Die Steppen und Wüsten Hochasiens und Arabiens werden
stets nur Nomadenhorden zu beherbergen vermögen. In Indien und der Indischen Insel-
welt wirkt das heiße Klima erschlaffend. So bleiben Japan und China und vielleicht
einige Gebiete Vorderasiens, die in Zukunft voraussichtlich mit Europa wetteifern werden.
Geologisches. Die Mannigfaltigkeit der Bodengestalt und der Küstenumrisse Asiens
ist in seiner erdgeschichtlichen Entwicklung begründet. Der gewaltige Hochlandsgürtel, der
den Erdteil in seiner ganzen Breite durchzieht, ist Faltenland. Nach W. hin bilden die
großen Faltengebirge Mittel- und Südeuropas seine Fortsetzung. Karpaten und Alpen
liegen in der Richtung des Hindukusch und des Kaukasus, das Dinarische Gebirge steht in
Zusammenhang mit den Ketten Kleinasiens und ist von diesen erst durch den Einbruch des
Ägäischen Meeres getrennt worden. Die Faltenzüge Asiens beschreiben große Bogen,
besonders die des Südrandes. Mehrmals, in Armenien, im Hindukusch, an der Wurzel
Fick, Erdkunde. Iv. Band. i?
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Asien Europa Asiens Asien Asien Europa Asiens Europa Japan China Indien Europas Europas Asien Hochasiens Arabiens Indien Japan China Vorderasiens Europa Asiens Kaukasus Asiens Armenien
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die Klippen geschleudert worden, ein französisches Torpedvboot lag mit eingedrückten Wänden
an dem steinernen Pier. Eine amerikanische Fregatte war weit aufs Land in die Straßen
getragen worden, und verschiedene Passagierdampfer waren zerstört. Der chinesische Hafen
war buchstäblich erfüllt von den Trümmern der zerschellten Schiffe; über 10000 Menschen
waren während des Sturmes umgekommen."
Die Pflanzenwelt. Die ursprüngliche Pflanzendecke hat in China durch die dichte
Bevölkerung, die alles nutzbare Land anbaut, eine große Veränderung erfahren. Der Wald
ist meist auf die höheren Berge eingeschränkt worden. In Nordchina findet man überwiegend
unfern mitteleuropäischen verwandte Baumarten: Birken, Haselgesträuch, Fichten, Roß-
kastanien, Pappeln, Ulmen usw. Dazu kommt der der Seidenzucht dienende Maulbeer-
bäum. Trockene, für den Anbau nicht geeignete Lößlandfchaften sind häufig mit ver-
krüppeltem Buschwald überzogen. Im feuchteren und wärmeren Südchina ist die Pflanzenwelt
üppiger. Hier gibt es immergrüne Bäume und Sträucher, Palmen, Baumfarne, Bambufe,
Rotang usw. Auch die freie Tierwelt ist durch den Menschen stark zurückgedrängt worden.
Von großen Raubtieren finden sich in abgelegenen Gegenden noch der Tiger und der
Bär. Im S. gibt es zahlreiche Affen. Von Vögeln verdienen Fasanen und Pfauen
eine besondere Erwähnung.
Bevölkerung. China ist sehr dicht bevölkert. Auf einem Raum von 2/5 der
Größe Europas wohnen nach neuster Schätzung über 300 Mill. Menschen,
1lz der gesamten Menschheit. Die Durchschnittsdichte beträgt über 100 und steigt
in den Tiefländern auf 300—400. Nur der vortrefflichste Anbau des Landes
und die große Genügsamkeit des Volkes machen es möglich, eine so zahlreiche
Bevölkerung zu ernähren. Doch sind viele Tausende jährlich genötigt, dauernd
oder vorübergehend auszuwandern, um sich anderwärts ihren Unterhalt zu er-
werben. In Vorder- und namentlich Hinterindien (S. 141), auf den Indischen
Inseln, in Australien und jenseits des Großen Ozeans in Kalifornien, überall
findet man Chinesen als Kaufleute, Handwerker und besonders als „Kulis", an-
geworbene Arbeiter. Da diese sehr fleißig, dazu außerordentlich genügsam und
sparsam sind und ihre Arbeitskraft billig verkaufen, sind sie den andern Arbeitern
überall als Lohndrücker verhaßt.
Die Chinesen gehören zur großen mongolischen Völkerfamilie, deren Haupt-
zweig sie bilden. Sie haben sich aber zu einem durch körperliche und geistige
Eigenschaften, Sitte und Sprache eigenartigen Volke entwickelt und schon früh
eine hohe Kulturstufe erreicht.
Der Chinese ist im allgemeinen kräftig gebaut und körperlich außerordentlich leistungs-
fähig. Die Gesichtsbildung gleicht^ der der andern Mongolen (S. 154). Die Hautfarbe
ist aber weizengelb, im S. mehr braungelb. Jeder männliche Chinese läßt alle 14 Tage
seinen Kopf glatt rasieren bis auf einen Haarbüschel, der zum Zopfe geflochten wird und
lang herabhängt, während die Frauen ihre Zöpfe mit Silberschmuck befestigen. Ein Kenn-
zeichen des vornehmen Mannes, der nicht zu arbeiten braucht, ist es, die Fingernägel,
wenigstens an einigen Fingern, mehrere cm lang zu tragen. Noch merkwürdiger ist die
nur bei den Chinesen, aber auch hier nicht überall sich findende Sitte der Krüppelfüße bei
den Frauen. „Vom fünften Jahre ab wird der Kinderfuß in der Weise eingepreßt, daß
die vier kleinen Zehen untergebogen und zugleich die Fersen nach oben und rückwärts ge-
Ortet, Erdkunde. Iv. Band. H
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh]]
Extrahierte Ortsnamen: China Nordchina China Europas Hinterindien Australien Kalifornien
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darbietet: Früchten, Wurzeln, Vogeleiern, selbst Würmern und Kerbtieren. Durch
die europäischen Ansiedler, die die besten Landstriche in Besitz genommen haben,
sind sie immer mehr in das unfruchtbare Innere zurückgedrängt worden, und
ihre Zahl, die nie groß war, ist auf etwa 150—200000 Köpfe zusammen-
geschmolzen. Für die Kultur haben sie sich als sehr unzugänglich erwiesen.
Über die Herkunft der Bewohner und die Zeit ihrer Einwanderung in den Erdteil
gehen die Ansichten der Forscher noch sehr auseinander. Zu keiner andern Rasse stehen die
Australier in deutlich erkennbarer Verwandtschast. Ihre nächsten Nachbarn, die Malaien
und die Papuas, sind nach Körperbildung und Sprache deutlich von ihnen geschieden.
Einige Gelehrte vertreten die Ansicht, daß sie aus einer Vermischung dieser beiden Rassen,
der dunklen, wollhaarigen Papuanischen und der helleren, straffhaarigen malaiischen, hervor-
gegangen seien. Andre bringen sie zu den Negern in Beziehung. Wieder andre, wie
Klaatsch, der sogar in Australien den Ursitz der Menschen vermutet, halten sie für Ver-
wandte der Drawidas, der Urbewohner Indiens (S. 128).
Die geistigen Fähigkeiten der Australier sind gering, aber früher vielfach unter-
schätzt worden. Kinder, die in den Missionsschulen unterrichtet werden, stehen in den ersten
Jahren an Bildungsfähigkeit durchaus nicht hinter den europäischen zurück. Aber sobald
der Unterricht höhere Anforderungen an das abstrakte Denken stellt, zeigt sich ihre geistige
Minderwertigkeit, und der anfangs rege Lerntrieb erlischt rasch. Indessen innerhalb ihres
eng umschriebenen Lebenskreises zeigen sie beachtenswerte Fähigkeiten. Die tägliche Be-
schäftigung mit der Jagd hat ihre Sinne außerordentlich geschärft. Sie besitzen einen er-
staunlichen Ortssinn und eine vorzügliche Beobachtungsgabe, wissen sich überall rasch zurecht-
zufinden und aus den geringsten Anzeichen die Spuren von Menschen und Tieren zu
entdecken. Mit großer Schlauheit verstehen sie das Wild zu überlisten, und in der Hand-
habung ihrer einfachen Waffen zeigen sie eine außerordentliche Geschicklichkeit. Sie klettern
und schwimmen vorzüglich, wie denn überhaupt ihr Körper von außerordentlicher Ge-
schmeidigkeit ist, und bei ihren Arbeiten bedienen sie sich beim Greifen nicht nur der
Finger, sondern auch der Zehen. In allem dagegen, was außerhalb ihrer gewohnten Be-
schäftigung liegt, versagt ihr Geist. Ihre Fähigkeit zu zählen reicht nur bis 4 und 5. Was
darüber hinausgeht, wird als viel bezeichnet. Auch zur Kunst des Schreibens haben sie es
noch nicht gebracht.
Die Lebensweise der Australier ist im höchsten Grade armselig. Über die Wohn-
art und die sehr dürftige Kleidung gibt die Abbildung 40 genügenden Aufschluß. Da
man keine Töpfe besitzt, die aufs Feuer gestellt werden können, wird die Nahrung größten-
teils roh verzehrt. Eines eigenartigen Verfahrens bedient man sich zur Zubereitung des
Fleisches. „In einer großen Grube werden trockenes Reisig und Bast angehäuft, darüber
wird ein Gerüst von Holzknüppeln gelegt, auf dieses wiederum kommen faustgroße Sieine
zu liegen, und schließlich wird das Ganze angezündet. Wenn die Steine heiß geworden
sind, wird mit ihnen die Leibeshöhle der ausgenommenen Tiere angefüllt, diese sodann
in die heiße Aschenglut und zwischen die übriggebliebenen erhitzten Steine verscharrt und
schließlich das Ganze, um die Hitze nicht entweichen zu lassen, mit Blättern und Erde
zugedeckt".
An Gerätschaften ist nicht viel vorhanden. Die Australier sind über die Stufe
des Steinzeitalters nicht hinausgekommen. Nicht einmal Tongefäße verstehen sie anzufertigen.
Die Hauptwerkzeuge sind Beile und Messer aus Stein. Auch Muscheln finden beim Schneiden
Verwendung, und spitze Knochen dienen als Nadeln und Pfriemen. Ein unzertrennlicher
Begleiter der Frauen ist der Grabstock, ein unten zugespitzter und im Feuer gehärteter
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land]]