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Der Kurfürst suchte nun zunächst Herr im eigenen Lande zu werden. Zu diesem Zwecke warb er einige Regimenter Soldaten an, welche nach Beendigung des Krieges nicht entlassen wurden. Sie sollten immer zu seiner Verfügung stehen. So wurde das erste Stehende Heer in Preussen gebildet, das noch unter des grossen Kurfüsten Regierung bedeutend vergrössert wurde.
b. Im Jahre 1648 kam endlich der westfälische Frieden zu stände, durch welchen dem unheilvollen dreissigjährigen Kriege ein Ende gemacht wurde. Der Kurfürst erhielt in dem Frieden Hinterpommern (das Land rechts von der Oder und Swine), während die Schweden das weit wichtigere Vorpommern behielten. Zur Entschädigung dafür fielen die Bistümer Magdeburg, Halberstadt, Minden und Kammin an Brandenburg.
C. Durch diese Erwerbungen wurde Brandenburg um etwa 400 Quadratmeilen vergrössert; aber überall sah man die traurigen Folgen des dreissigjährigen Krieges. Wie in ganz Deutschland, so war auch in Brandenburg die Zahl der Bewohner auf die Hälfte herabgesunken, und sie waren gänzlich verarmt. Die Bauern hatten keine Pferde und kein Vieh, den Acker zu bestellen, und oftmals spannten sie sich selbst vor den Pflug. In den Städten lagen viele Häuser in Trümmern; die Bewohner hatten Handwerk, Kunst und Wissenschaft vergessen. Durch die Greuel des Krieges waren die Menschen verwildert; überall streiften Räuberbanden umher, und in den Städten fand sich neben der grössten Not arge Unsittlichkeit.
d. Zunächst verwendete der Kurfürst alle Kräfte auf die Hebung des Landes. Da grosse Strecken unbebaut waren, liess er Ansiedler
aus Holland und der Schweiz kommen, denen er das Land um-
sonst überliess. Diese bebauten die verödeten Strecken und gaben den andern Bewohnern ein Beispiel, wie man den Boden gut be-
arbeiten und die Viehzucht vorteilhaft betreiben könne. In späterer Zeit nahm der Kurfürst noch viele Franzosen auf, welche nützliche Gewerbe nach Brandenburg brachten. Um den Gartenbau zu heben, verordnete er, dass jeder Bauer an seinem Hause einen Garten anlege und keiner heirate, wenn er nicht vorher wenigstens sechs Obstbäume gepfropft und sechs Eichbäume gepflanzt hätte.
e. Auch für Handel und Gewerbe sorgte der grosse Kurfürst. Viele Fabriken wurden neu angelegt, viele Erwerbszweige durch ihn oder durch die Ansiedler neu eingeführt. Zur Hebung des Handels legte er Strassen und Kanäle an; seinen Namen trägt noch heut der Friedrich-Wilhelmskanal, welcher die Oder mit der Spree verbindet. Auch die
Post führte er in seinem Reiche ein. Schulen und Büchersammlungen wurden von ihm gegründet, so dass auch die Wissenschaft wieder neu aufblühen konnte.
Als der dreissigjährige Krieg beendet war, wünschte der Kurfürst wie sein Volk recht sehnlich eine lange Friedenszeit; dennoch musste er noch mehrere Kriege führen.
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Extrahierte Personennamen: C.
Extrahierte Ortsnamen: Hinterpommern Schweden Halberstadt Minden Brandenburg Brandenburg Deutschland Brandenburg Holland Brandenburg
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im Frühlinge (1741) rückte ein österreichisches Heer heran, und jetzt war man sehr gespannt auf den Ausgang des Kampfes; denn die österreichischen Soldaten hatten in vielen Kriegen gefochten und waren als tapfer bekannt, die Preussen aber hatten seit vielen Jahren keinen Krieg geführt. Friedrich hatte in der Nähe von Oh lau grosse Vorräte von Lebensmitteln und viele Kanonen; dorthin zog der österreichische Feldherr, um ihm dieselben wegzunehmen. Friedrich aber eilte zum Schutze herbei, und so kam es bei dem Dorfe Mollwitz, nicht weit von Brieg, zur Schlacht.
Die österreichische Reiterei war zahlreicher und besser ausgebildet als die preussische. Als sie sich auf die preussische stürzte, wurde diese verwirrt und floh, so dass der König selbst in Gefahr geriet. Glücklicherweise stand das Fussvolk noch fest wie eine Mauer. Dieses war namentlich im Schiessen tüchtig eingeübt und feuerte mit grosser Ruhe wie auf dem Exercierplatze. Die beiden ersten Reihen lagen auf den Knieen, die beiden hinteren Glieder schossen über sie hinweg. Ein solches Feuer hatten die Österreicher noch nie erlebt. Endlich nahm der preussische Feldmarschall Schwerin die Truppen zu einem Hauptangriffe zusammen. Die schon in Unordnung geratenen Österreicher konnten dem Ansturm nicht widerstehen und flohen; nur die Nacht rettete sie vor der Gefangenschaft.
Ganz Europa staunte bei der Nachricht von diesem Siege, welchen das wenig kriegsgeübte preussische Heer über die Österreicher erfochten hatte. Dem Könige Friedrich war nun der Besitz von Schlesien gesichert. Noch einen Sieg erfocht er bei Czaslau in Böhmen; dann willigte Maria Theresia ein, Frieden zu schliessen. Derselbe kam zu Breslau (1742) zu stände. Preussen erhielt in demselben Schlesien und die Grafschaft Glatz.
Noch war aber der Besitz von Schlesien für Friedrich nicht gesichert, er musste noch zwei Kriege deswegen führen. In dem Zweiten schlesischen Kriege (1744— 1745) besiegte er die Österreicher bei Hohenfriedeberg, und Fürst Leopold von Dessau erfocht einen Sieg bei Kesselsdorf. In dem Frieden zu Dresden (1745) wurde ihm der Besitz Schlesiens bestätigt.
Während der folgenden zehn Friedensjahre wandte Friedrich grosse Sorgfalt auf die Wiederherstellung seiner Länder. Insbesondere für Schlesien sorgte er wie ein Vater. Alle Einwohner erhielten freie Religionsübung; die Verwaltung wurde geordnet, die Steuern gleichmässiger verteilt. Die Gewerbthätigkeit der Bewohner wurde auf jede Weise gefördert und der Grund zum oberschlesischen Bergbau gelegt. Auch für den Ackerbau und die Leinwandbereitung wurde viel gethan. Leider sollte der Friede dem Lande nicht lange erhalten bleiben.
26. Per dritte schlesische oder siebenjährige Krieg (1756—1763).
Maria Theresia schloß ein Bündnis mit Frankreich, Rußland, Schweden, Polen und Sachsen. Ihrer Übermacht sollte Preußen unterliegen: Friedrich sollte seiner Königswürde beraubt, und alle Länder außer Brandenburg sollten ihm entrissen werden. Als Zeitpunkt für den allgemeinen Angriff war das
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich Friedrich Leopold_von_Dessau Leopold Friedrich Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Brieg Europa Breslau Hohenfriedeberg Dresden Frankreich Schweden Polen Sachsen Brandenburg
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diese Weise gelang es dem Könige, die Schulden des Staates zu tilgen und einen grossen Schatz an barem Gelde zu sammeln, ohne dass die Einwohner höhere Steuern zahlen mussten.
b. Für die Wohlfahrt seiner Länder war der König unermüdlich besorgt. In einzelnen Landesteilen fanden sich noch wüste und unbebaute Strecken, besonders in der Provinz Ostpreussen, wo die Pest einen grossen Teil der Einwohner hinweggerafft hatte. Der König liess nun Ansiedler kommen, welche jene Gegenden bebauten. Auch für Vergrößerung und Verschönerung der Städte sorgte er; Berlin wurde unter seiner Regierung sehr erweitert. Reiche Bürger wurden sogar gezwungen, neue Häuser zu bauen. Der König gab ihnen Plätze und einen Teil des Baumaterials, und dann hiess es: »Der Kerl hat Geld, muss bauen«, und niemand durfte widersprechen. Um Handel und Gewerbe zu fördern, unterstützte er die Fabriken, welche einheimische Erzeugnisse verarbeiteten, und verbot, fremde Waren einzuführen.
C. Grosse Sorge verwandte der König darauf, einen tüchtigen Beamtenstand zu erziehen. Jeder musste auf seinem Platze sein; fand er einen Beamten nicht auf seinem Posten, so erhielt derselbe die derbsten Strafen. Den Thorschreiber in Potsdam, der die Bauern zu lange warten liess, prügelte er mit den Worten: »Guten Morgen, Herr Thorschreiber!« eigenhändig aus dem Bette heraus; auch höhere Beamte waren vor seinem Stocke nicht sicher. Jede Pflichtversäumnis. wurde mit Entlassung bestraft. Durch diese Strenge bewirkte der König, dass sich die preussischen Beamten bald durch Eifer, Pflichttreue und Unbestechlichkeit vor denen anderer Länder auszeichneten.
d. Auch für Kirche und Schule sorgte der König. Er war sehr fromm und hielt streng auf die Sonntagsfeier, besuchte gern den Gottesdienst und hielt auch seine Familie und seine Unterthanen dazu an. Von Gelehrsamkeit war er kein Freund und that wenig für die höheren Schulen; dagegen gründete er viele Volksschulen und befahl, dass alle Kinder die Schule besuchen sollten.
e. Eine große Vorliebe Hatte der König für die Soldaten. Er erkannte, daß Preußens Macht wesentlich auf einem starken und geübten Heere beruhe. Deshalb vermehrte er die Zahl seiner Soldaten bis auf 90 000 Mann und sorgte unermüdlich für ihre Ausbildung. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang mußten die Soldaten Dienst thun. Alle Übungen wurden mit großer Genauigkeit ausgeführt; wenn ein ganzes Regiment marschierte, hörte man nur einen Tritt. Besonderes Gewicht wurde auf schnelles und sicheres Schießen gelegt. Fürst Leopold von Dessau, von den Soldaten der „alte Dessauer" genannt, übte die Truppen so lange, bis sie die am besten ausgebildeten Europas waren. — Freilich wurden auch die Soldaten sehr streng behandelt? Stockschläge, Spießrutenlaufen und die Todesstrafe kamen oft vor.
Trotz seiner Vorliebe für die Soldaten vermied Friedrich Wilhelm I. den Krieg. Auf friedlichem Wege erwarb er Stettin und die Odermündungen. Die Bevölkerung des Landes hatte sich unter seiner Regierung bedeutend vermehrt; das Heer war sehr stark und vorzüglich eingeübt. Die Einkünfte des Landes hatten sich verdreifacht und waren streng geregelt, das
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Extrahierte Personennamen: C. Leopold_von_Dessau Leopold Friedrich Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Ostpreussen Berlin Potsdam Europas Stettin
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schlingen worden, und noch heute erzählen sich die Fischer, daß man bei klarer Luft die
weiten Straßen tief im Grunde des Meeres erblicken könne und wunderbare Töne
heraufhallen höre.
Außer der Oder finden wir nur unbedeutende Küstenflüsse in Pommern;
die wichtigsten sind die Stolpe, Persante und Peene.
4. Das Klima der Provinz ist ziemlich rauh und feucht.
5. Die Zahl der Bewohner beträgt etwa 1% Millionen, welche fast
sämtlich evangelisch sind. Sie sind kräftig, ausdauernd und derb. Ein
großer Teil ist mit Landwirtschaft beschäftigt; auch die Geflügelzucht wird in
großem Maßstabe betrieben. Die „pommerscheu Gänsebrüste" gehen nach allen
Provinzen. Recht ergiebig ist auch die Fischerei. Aale, Lachse, Neunaugen,
Makrelen und Heringe werden in großer Menge gefangen; sie werden frisch,
gesalzen und geräuchert oder mariniert nach allen Gegenden versandt. Während
die Gewerbthätigkeit nur an einzelnen Orten von Bedeutung ist, steht der
Handel in großer Blüte. Der Hauptsitz des pommerschen Seehandels ist
Stettin. Von hier aus gehen Dampfschiffe nach den Ostseestädten im Deutschen
Reiche, den skandinavischen Ländern, nach England und Rußland, und viele
der Waren, die aus fremden Ländern eingeführt werden, kommen über Stettin
nach Brandenburg, Schlesien und Posen.
6. Die Provinz wird in die 3 Regierungsbezirke Stettin, Köslin
und Stralsund eingeteilt.
Stettin (140 000 E.) ist eine bedeutende Handelsstadt und Festung; die
großen Seeschiffe kommen nur bis Swinemünde. In der Nähe Stettins befindet
sich eine der bedeutendsten Schiffsbauanstalten, der „Vulkan". Während noch
vor wenigen Jahrzehnten die deutschen Schiffe in England gebaut wurden,
stellt jetzt der Vulkan nicht nur die größten Panzerschiffe für unsere Flotte her,
sondern baut auch solche für fremde Regierungen. Stettin ist die bedeutendste
Fabrikstadt Pommerns.
Im Regierungsbezirk Köslin liegt Kolberg. In der traurigen Zeit von
1807 gaben der General Gneisenau und der tapfere Bürger Nettelbeck ein
Beispiel treuer Vaterlandsliebe, indem sie die vernachlässigte Festung, die jetzt
zum Teil geschleift ist, mit großer Tapferkeit und gutem Erfolge gegen die
Franzosen verteidigten. — Jetzt kommen nach Kolberg alljährlich mehrere
tausend Sommergäste, welche in der frischen Seelnst und durch Baden in der
See ihre Gesundheit kräftigen oder wiederherstellen wollen.
Stralsund, eine berühmte Handelsstadt, ist befestigt, aber mehr durch die
Natur als durch Kunst, da sie fast ganz von Wasser umgeben ist. Hier erlitten
die Dänen eine bedeutende Niederlage, und Wallenstein mußte mit einem Verluste
von 12 000 Mann abziehen, obgleich er geschworen hatte, „die Festung zu
erobern und wenn sie mit Ketten an den Himmel gebunden sei". Schill
überwältigte 1809 die französische Besatzung, versäumte aber, sich mit der
englischen Flotte in Verbindung zu setzen und fiel bei der heldenmütigen Ver-
teidigung Stralsunds im Kampfe. — Im Regierungsbezirk Stralsund liegt
Greifswald, die Universitätsstadt der Provinz.
Die schönste aller pommerschen Inseln ist Rügen, gegenüber Stralsund. Das
Meer macht tiefe Einschnitte in das Land, und nur schmale, niedrige Landstreifen
verbinden einzelne Teile mit der Hauptmasse. Vom Rugard, dem höchsten Berge der
Insel, vermag man die Insel wie eine Landkarte zu überschauen. Von da erblickt man
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TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
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1
1. Pte Wheinprovinz. (27 000 qkm mit 5 Mill. Einw.)
1. Gieb die Grenzen nach der Karte an!
2. Während der nordöstliche Teil der Provinz eben ist, durchziehen
den Süden viele Gebirgszüge. Südlich von der Mosel liegt der Hunsrück.
Nordwestlich davon dehnt sich die weite und einförmige Hochebene der Eifel
aus. Ehemals waren hier viele feuerspeiende Berge. Jetzt sind sie erloschen;
ihre kesselförmigen Öffnungen sind mit Wasser ausgefüllt und bilden tiefe
Gebirgsseeen. Rauh und unfruchtbar ist auch die Fortsetzung des Eiselgebirges,
das Hohe Venn. — Auf der rechten Seite des Rheines finden wir das schöne
Siebengebirge bei Bonn und weiter nördlich streichen Teile des Westerwaldes
aus Westfalen herüber.
3. Das bedeutendste Gewässer der Provinz ist der Rhein. (Vergl. S. 6.)
Er nimmt auf der rechten Seite die Sieg, Ruhr und Lippe, auf der linken
die Rahe und die Mosel auf. Der letztere Fluß macht sehr viele Windungen
und Krümmungen. — Von den Seeen ist der Laacher See der bedeutendste;
er befindet sich in einem erloschenen Vulkane. Auch an Mineralquellen
fehlt es nicht; die warmen Quellen bei Aachen waren schon den Römern be-
kannt, wurden von Karl dem Großen gern benützt und werden heut noch von
vielen Kranken besucht.
4. Die Rheinprovinz gehört zu den gesegnetsten Gebieten unseres Vater-
landes. Steinkohle und Eisen, auf welchen ein großer Teil unserer Gewerb-
thätigkeit beruht, werden in großer Menge gefunden; auch Blei, Kupfer und
Silber kommen vor. Für die holzarmen Gegenden sind die Braunkohlengruben
und Torfmoore von großer Wichtigkeit. — Wohl finden sich auch einzelne un-
fruchtbare Gegenden, wie in der Eifel und dem Hohen Venn, aber an vielen
anderen Stellen ist ergiebiger Boden und warmes Klima. Hier gedeiht be-
sonders der Weinstock; er wird daher viel am Rhein, der Mosel und der Rahe
gepflanzt. Wohl verursacht sein Anbau große Mühen; der Winzer muß oft
den Dünger, manchmal sogar die Erde, auf die felsigen Abhänge tragen, wo
das edle Gewächs am besten fortkommt. Oftmals mißrät die Weinernte und
der Ertrag ist gering; dafür ist aber das Erzeugnis guter Jahre ein edler und
kräftiger Wein, der an Feinheit des Geruches und Geschmackes von wenigen
Weinen der Erde erreicht wird. — Auch Obst und feine Gemüse gedeihen in
einzelnen Teilen vortrefflich.
Reben der Zucht der Haustiere gewährt die Fischerei lohnenden Erwerb.
Besonders einträglich ist der Lachsfang, da dieser Fisch eine bedeutende Größe
erreicht und wegen seines zarten Fleisches hoch bezahlt wird.
5. Die Bewohner der Rheinprovinz sind meist deutscher Abstammung;
etwa 3/4 derselben bekennen sich zur katholischen Religion. Sie sind heiter und
lebenslustig, dabei jedoch sehr fleißig. In Gewerbthätigkeit steht die Rhein-
provinz allen anderen Provinzen voran. Die Stahl-, Eisen- und Messing-
warenfabrikation, die Herstellung von Leinwand-, Baumwollen-, Sammet- und
Seiden-Geweben, von Tuch und Lederwaren beschäftigen viele Tausende fleißiger
Arbeiter. Ein dichtes Retz von Eisenbahnen und die Dampfschiffahrt unterstützen
den Handel. Daher giebt es hier sehr viele wohlhabende und reiche Leute.
6. Die Provinz wird in die Regierungsbezirke Koblenz, Köln, Düssel-
dorf, Aachen und Trier eingeteilt.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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I
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Noblen; (an?) ist der Sitz des Oberprästdenten und liegt in prachtvoller
Gegend. Die Stadt ist stark befestigt; in Verbindung mit der auf steilem
Feisen gegenüber liegenden Festung Ehrenbreitstein bildet sie eine vorzügliche
Schntzwehr des deutschen Rheines. (40 000 E.)
Die bedeutendste Stadt der Rheinprovinz ist Köln (320 000 E.), eben-
falls eine starke Festung und eine bedeutende Handelsstadt. Köln gegenüber
liegt das ebenfalls befestigte Deutz.
Seit uralter Zeit bestanden an diesem günstigen Platze Ansiedelungen; die Römer
erbauten hier eine Burg und Stadt, die rasch emporwuchs. Im zwölften Jahrhundert
wurden die Reliquien der hl. drei Könige nach Köln gebracht, weshalb unzählige Pilger
aus allen Ländern Europas dorthin wallfahrteten. Später wurde Köln eine mächtige
Handelsstadt und besaß eine hochberühmte Universität. Am Anfange unseres Jahrhunderts
hatte die Stadt jedoch gar viel von ihrem Reichmm und ihrer Macht eingebüßt, und erst
unter preußischer Herrschaft nahm sie wieder neuen Aufschwung.
Kirchen und Heiligtümer sind das Sinnbild der Stadt; berühmt in ganz
Deutschland ist der Dom zu Köln. Im Jahre 1248 begann der Bischof von
Köln „den großen, köstlichen, edlen Bau, den Dom". Erst im Jahre 1880
wurde der Ban ganz vollendet und in Gegenwart des deutschen Kaisers ein-
geweiht. Der Dom zu Köln gehört zu den größten Bauwerken der Erde;
feine Türme sind 157 m hoch; seine Länge beträgt 132, die Breite 44 m.
Der kostbarste Schatz desselben sind die Gebeine der hl. drei Könige, welche
in einem prachtvollen Schreine ruhen. Die große Domglocke wiegt 25 000 kg;
sie ist ans dem Metall erbeuteter französischer Kanonen gegossen. In Bonn
befindet sich die Hochschule der Provinz.
Der Regierungsbezirk Mffeldorf (160 000 E.) ist der bevölkertste des
preußischen Staates. Düsseldorf ist berühmt durch eine Malerschule. Krefeld
(107 000 Einwohner) hat bedeutende Samt- und Seidenfabriken. Der
Mittelpunkt der Gewerbthätigkeit ist das Thal der Wupper, in welchem gute
Wasserkräfte vorhanden sind. Hier liegt die Doppelstadt Elberfeld-Barmen
mit 270000 Einwohnern, die sich mit Spinnen, Weben, Bleichen und Färben
von Leinen-, Baumwollen- und Seidenstoffen beschäftigen. — In Solingen
werden besonders Schwerter, Messer und Werkzeuge verfertigt; die Solinger
Klingen haben eine fast unnachahmliche Güte; man versteht sie so zu härten,
daß sie Eisen durchhauen können, ohne eine Scharte zu bekommen.
In der Stadt Essen (100 000 E.) befindet sich die größte Fabrik der Erde, die
Gußstahlfabrik von Alfred Krupp. Hier werden unter anderem die Kanonen für die
meisten Länder der Erde, ferner Schiffspanzer re. hergestellt. In den Gruben und der Fabrik
von Alfred Krupp finden gegen 20 000 Arbeiter Beschäftigung; die größeren Werkstätten
der Fabrik sind durch Eisenbahnen von zusammen 59 km Länge mit einander verbunden.
Für die Arbeiter wird aufs beste durch verschiedene erprobte Einrichtungen gesorgt.
Aachen (110 000 E.) ist die uralte Residenz Karls des Großen. Hier
wurde er auch begraben, und durch fast 800 Jahre wurden die deutschen Kaiser
zu Aachen gekrönt. In Aachen und der Umgegend wird viel Tuchsabrikation
getrieben.
Trier (40 000 Einw.) ist vielleicht die älteste Stadt Deutschlands. Noch
heute findet man gewaltige Überreste römischer Bauten; die Domkirche wurde
im 4. Jahrhunderte gebaut. Im Dome wird der heilige Rock aufbewahrt, den
Christus einst getragen und den die heilige Helena nach Trier gebracht haben
soll; auch audere wichtige Reliquien finden sich dort. An der Saar liegen
Saarbrücken, mit starkem Steinkohlenbergbau, und die Festung Saarlouis.
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Extrahierte Personennamen: Alfred_Krupp Alfred_Krupp Karls Christus Helena
Extrahierte Ortsnamen: Ehrenbreitstein Rheines Deutz Europas Deutschland Bonn Krefeld Solingen Aachen Aachen Aachen Deutschlands
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breitet. Fast 1/3 des Landes ist mit Wald bedeckt. — Die Viehzucht ist im
blühenden Zustande. Der Bergbau liefert Salz und Eisen.
5. Die Bewohner des Landes gehören größtenteils zum schwäbischen
Volksstamme; etwa 2/3 bekennen sich zur protestantischen und ys zur katholischen
Kirche.
Oft hat man die Schwaben dumm genannt; „ein Schwabe wird erst mit
40 Jahren klug" sagt das Sprüchwort, woher auch der Ausdruck „Schwabenalter"
kommt. In Wirklichkeit zeichnen sich aber die Schwaben durch ein reiches und tiefes
Gemüt und durch scharfen Verstand aus; in ihnen zeigen sich echt deutsche Tugenden.
„Gar manchen Mann, gar manchen Held gebar das Schwabenland." Viele tüchtige
deutsche Männer sind aus dem schwäbischen Stamme hervorgegangen, und das Schul-
wesen Württembergs ist seit alten Zeiten als vorzüglich bekannt. Schwäbische Treue wird
in der Erzählung von den Weibern zu Weinsberg und dem Gedichte „Der reichste Fürst"
verherrlicht.
6. Die Hauptstadt des Landes ist Stuttgart (160 000 E.); sie liegt in
einem schönen Thale, das mit Obstbänmen und Weinstöcken reich bepflanzt ist.
Ein schönes Denkmal erinnert an unsern großen Dichter Friedrich von Schiller,
der aus Württemberg gebürtig ist. -— Dort, wo die Donau das Gebiet von
Württemberg verläßt, liegt Ulm, eine sehr starke Festung. Mehr als 5 Stunden
braucht nran, um die Mauern und Wälle zu umschreiten, um welche sich dann
wieder ein weiter Kranz von Vorwerken lagert.
Schon in alter Zeit war Ulm eine bedeutende Stadt; von dem Reichtum und
der Frömmigkeit seiner Bewohner legt der Dom Zeugnis ab. Derselbe ist nach dem
Dome zu Köln der größte in Deutschland; er enthält ausgezeichnete Holzschnitzereien,
Glasgemälde und eine Orgel mit inehr als 6000 Pfeifen.
Die Universität des Landes befindet sich in Tübingen; hier wurde der
Dichter Ludwig Uhland geboren. An kleineren Städten ist Württemberg sehr
reich (z. B. Eßlingen, Heilbronn- Reutlingen, Ellwangen); viele der-
selben sind schon alt und waren in früherer Zeit Freie Reichsstädte. Aus
Marbach a. N. stammt Friedrich von Schiller.
4. Das Königreich Sachsen.
(15 000 qkm mit 3 800 000 Einwohner.)
1. Gieb die Grenzen nach der Karte an!
2. Ein großer Teil des Landes ist von Gebirgen oder Hügelketten durch-
zogen. Östlich von der Elbe befinden sich Teile der Sudeten, das Lausitzer
Gebirge, westlich das Erzgebirge. (Vergl. S. 2.) Im Norden dagegen, der
preußischen Grenze entlang, zieht sich eine weite Ebene hin.
3. An Gewässern ist Sachsen reich. Der Hauptstrom ist die Elbe. (Wo
tritt sie in Sachsen ein und wo verläßt sie das Land?) Von ihren Neben-
flüssen durchfließen die Mulde und die Schwarze Elster das Land. Die erstere
entsteht aus der Freiberger und Zwickauer Mulde und nimmt viele der Ge-
wässer des Erzgebirges aus. Die Schwarze Elster entspringt in Sachsen.
Auch die Spree fließt im östlichen Teile.
4. Das Klima ist in den Thälern der Elbe und Mulde mild, dagegen
im Erzgebirge rauh und kalt; der südwestliche Teil des Erzgebirges heißt daher
„das sächsische Sibirien".
5. Das Königreich Sachsen hat unter allen deutschen Staaten die dichteste
Bevölkerung. Daher sind auch Handel und Gewerbthätigkeit sehr bedeutend.
Im Erzgebirge wird schon seit vielen Jahrhunderten nach Silber, Blei und Eisen
gegraben, in der Gegend von Zwickau und Plauen sind gewaltige Steinkohlenbergwerke
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_von_Schiller Friedrich Ludwig_Uhland Ludwig Friedrich_von_Schiller Friedrich
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E. und F. Die Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklen-
öurg-Slrelih liegen im norddeutschen Tieflande; das erstere ist 13 100 qkm.
groß und hat 600 000 Einw., das letztere 3000 qkm mit 100 000 Einw.
(Gieb die Grenzen nach der Karte an!) An Gewässern ist das Land reich.
Die Ostsee bespült die Küste von Mecklenburg-Schwerin und bildet einen be-
deutenden Meerbusen (die Neustädter Bucht); man zählt im Innern mehrere
hundert Seeen, von denen viele sehr fischreich sind. Aus einem dieser Seeen
entspringt die Havel.
Mecklenburg ist zum größten Teil ein sehr fruchtbares Land mit gutem
Ackerboden; nur kleinere Strecken sind sandig oder sumpfig. Daher steht die
Landwirtschaft in hoher Blüte, und Roggen und Weizen kann in Menge aus-
geführt werden. Die mecklenburgischen Pferde gehören zu den kräftigsten in
Deutschland; die Schafzucht hat ebenfalls hohe Blüte erreicht. — Wegen der
zahlreichen Gewässer ist die Fischerei ein lohnender Erwerbszweig. Die Nähe
des Meeres bewirkt bedeutende Schiffahrt und lebhaften Handel.
Mecklenburg ist verhältnismäßig schwach bevölkert, was wohl darin seinen
Grund hat, daß nur ein kleiner Teil des Bodens selbständigen Bauern gehört,
der größte Teil aber einzelnen Gutsbesitzern.
Die Bewohner von Mecklenburg bekennen sich fast durchweg zur protestantischen
Religion. Meist sind es kräftige Landleute und Schiffer, die noch viele eigentümliche
Sitten und Gebräuche bewahrt haben. Sie sprechen das Plattdeutsche, das von der
Schriftsprache, dem Hochdeutschen, sehr verschieden ist. Die Landleute müssen tüchtig
arbeiten; denn im Winter wird früh von drei Uhr an gedroschen; Lustbarkeiten sind
selten, da es in vielen großen Dörfern gar kein Wirtshaus giebt. Nur an Fastnacht,
wenn das meiste Getreide ausgedroschen ist, findet ein großes Dorffest statt. Einer der
Bauern giebt seine Tenne für die drei Tage des Festes zum Tanzplatz und seine
Wohnung zu Ranch- und Schlafzimmern her; die Knechte holen den Vorrat für das
Fest aus der Stadt: eine Tonne Bier, eine ganze oder halbe Tonne Heringe und einen
großen Sack mit Semmeln. Dann geht der Festzug von einem Bauerhose zum andern;
jede Bauersfrau liefert eine mächtige Wurst, einen großen Schinken, 40—50 Eier und
einige Pfund Butter. Alle diese Vorräte werden in das Festhaus getragen, und die
Bauern mit ihren Frauen, die Knechte und Mägde des Dorfes können sich uinsonst
daran gütlich thun. Die Nächte hindurch wird unermüdlich getanzt, am Tage aus-
geruht. Endlich am vierten Tage verlassen die Musikanten das Dorf, und die Arbeit
wird mit voller Kraft wieder begonnen. Aber noch viele Wochen spricht inan von den
Freuden der Fastnacht, und viele Wochen voraus freut man sich auf das, was sie
bringen wird.
Die Hauptstadt von Mecklenburg-Schwerin ist Schwerin, das in schöner
Gegend am gleichnamigen See liegt. Auf einer Insel desselben liegt das prächtige
Schloß des Großherzogs. Gewöhnlich nimmt dieser jedoch seinen Aufenthalt in
dem südlicher gelegenen Städtchen Ludwigslust. — Die größte und bedeutendste
Stadt des Landes aber ist Rollo öl (50 000 E.), einer der wichtigsten Handels-
plätze der deutschen Ostseeküste. Ehemals war die Stadt eine Festung, jetzt
sind aber die Wälle in Promenaden umgewandelt; die Stadt ist regelmäßig
und schön gebaut. Rostock besitzt die größte Handelsflotte in der Ostsee; von
hier aus wird Getreide, Flachs und Wolle ausgeführt und die Erzeugnisse
fremder Länder eingeführt. — Hier wurde Blücher geboren, an den ein
ehernes Denkmal erinnert. — In Rostock befindet sich auch eine Hochschule.
Parchim ist der Geburtsort des Feldmarschalls Grafen Moltke.
Die Hauptstadt von Mecklenburg-Strelitz ist Uen-Strelih, das ganz
regelmäßig in Form eines achteckigen Sternes gebaut ist. Diesem Großherzogtum
entstammt die edle Königin Luise; hier ist sie auch (i. I. 1810) gestorben.
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TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
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Derselbe ist wahrscheinlich Harz von untergegangenen Bäumen; er wird nach
heftigen Stürmen ans der Ostsee aufgefischt oder an der Küste gegraben. Im Altertume
wurde der Bernstein dem Golde gleich geachtet; auch jetzt werden noch mancherlei Schmuck-
sachen aus demselben hergestellt, die nach aller Herren Länder gehen.
Aus dem Tierreiche sind besonders die Pferde Litauens als ausgezeichnet
zu erwähnen. Jeder Bauer hält dort eine bedeutende Anzahl Pferde, außer-
dem befindet sich in Trakehueu ein königliches Gestüt, in welchem die besten
Arten gezogen werden. Alljährlich kommen Pferdekäufer aus ganz Deutschland,
Österreich, selbst aus Italien, um hier Ankäufe zu machen.
5. Die Bewohner von Ostpreußen (etwa 2 Millionen an der Zahl) find
zum größten Teile Deutsche und bekennen sich vorwiegend zur protestantischen
Kirche.
Ehemals wohnten hier die heidnischen Preußen, deren Nachkommen die Litauer
sind, die im Memelgebiete leben. Später wurde das Land von dem Deutschen Orden
erobert und mit deutschen Ansiedlern besetzt. Dann- kam Ostpreußen an Branden-
burg, und der erste König von Preußen nannte seinen Staat nach dieser Provinz. Als
gute Preußen und Deutsche zeigten sich die Bewohnerderselben besonders im Jahre 1813;
damals brachten sie ungeheure Opfer an Menschen und Geld, um die Vertreibung der
Franzosen zu bewirken.
6. Die Provinz wird in zwei Regierungsbezirke eingeteilt, in Königs-
berg und Gumbinnen.
Die Hauptstadt der Provinz ist Königsberg (175 000 Einwohner), am
Pregel gelegen. Schon in alter Zeit war Königsberg eine bedeutende Handels-
stadt, und auch jetzt gehen Schiffe von der Hafenstadt Pillan nach allen Erd-
teilen. Das bedeutendste Gebäude ist das königliche Schloß mit der Schloß-
kirche, in welcher sich Friedrich I. (1701) und Wilhelm I. (1861) die Königs-
krone aufsetzten. — An der Hochschule zu Königsberg lehrte am Ende des
vorigen Jahrhunderts der berühmte Weltweise Immanuel Kant. Königsberg
ist eine sehr starke Festung; nach der Ostsee zu ist die Stadt durch die Festungs-
werke von Pillan geschützt.
In Frauenburg, dem Sitze des Bischofs von Ermland, befindet sich das Grab-
mal des berühmten Astronomen Nikolaus Kopernikus, der als Domherr in Frauenburg
starb. Durch seine Lehre über die Stellung der Sonne und der Erde wurden alte Irr-
tümer beseitigt und ein neuer Aufschwung der Sternkunde wurde hervorgerufen.
Der Regierungsbezirk Gumbinnen ist schwach bevölkert, da Wald und
unfruchtbare Heide weite Strecken einnehmen. Bedeutender als die Hauptstadt
des Bezirks sind die Handelsstädte Memel und Tilsit (30 000 Einw.).
7. In der Provinz Ostpreußen entschied sich 1807 das Geschick des preußischen
Staates. Nach Königsberg flüchtete Friedrich Wilhelm Iii. mit seiner Gemahlin nach
der unglücklichen Schlacht bei Jena; bei Preußisch-Eylau kämpften (am 7. und
8. Februar 1807) die verbündeten Preußen und Russen gegen die Franzosen mit helden-
mütiger Tapferkeit, ohne daß eine von beiden Parteien den Sieg errungen hätte. In der
Schlacht bei Fried land erfocht Napoleon einen Sieg und nötigte den König Friedrich
Wilhelm Iii. zu dem Frieden von Tilsit (9. Juli 1807), der Preußen die Hälfte seiner
Länder kostete, aus dem aber eine neue Blüte Preußens hervorgehen sollte.
b. pie Provinz Westpreußen. (25 500 qkm mit l1/* Mill. Einw.)
Westpreußen bildete ehemals mit Ostpreußen zusammen den Ordensstaat Preußen.
Nach einem unglücklichen Kriege mußten die Ordensritter diesen Teil an Polen abtreten,
bei dem er bis 1772 blieb. Daher spricht noch jetzt ein großer Teil der Bevölkerung die
polkusche Sprache.
1. Grenzen!
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Extrahierte Personennamen: Königsberg Friedrich_I. Wilhelm_I. Königsberg Immanuel_Kant Nikolaus_Kopernikus Nikolaus Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Napoleon Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm
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Der Wasgenwald ist ein schön bewaldetes Gebirge; am Fuße findet man ver-
schiedene Laubhölzer, wie Eichen, Buchen und Birken; weiter hinauf Nadelwald. Die
Ebene ist dicht bevölkert, hat zahlreiche Städte und ist trefflich angebaut, so daß das Land
einen gar herrlichen Anblick gewährt.
Der Hauptsluß ist der Rhein. (In welcher Richtung durchfließt er das
Land?) Er nimmt bte Jll auf.
Das Klima ist mild, daher gedeiht Getreide, Obst und Wein. Auch
Hopfen, Tabak und Krapp wird angebaut. Die Bergwerke liefern Kohle,
Kupfer, Eisen und Blei.
Die Bewohner sind größtenteils katholisch. In den Dörfern sieht man
beim Kirchgänge noch oft die eigentümliche Tracht der Bauern. Die Männer
tragen einen schwarzen offenen Rock, eine rote Weste, schwarze Hosen und hohe
Stiefel; die Frauen haben große, niedrige Strohhüte, die herabhängenden Zöpfe
sind mit Schleifen geschmückt; feine weiße Hemdärmel gehen bis zur Hand, das
grünseidene Kleid hat unten einen roten Streifen. Auf dem Lande wird fast
überall deutsch gesprochen, in den Städten vielfach französische
An dem Kanal, der Rhein und Rhone verbindet, liegt Mülhausen
(85 000 E.), eine sehr bedeutende Fabrikstadt. Hier werden sehr viele baum-
wollene Gewebe hergestellt. Einzelne der Fabrikbesitzer haben für ihre Arbeiter
hübsche kleine Häuser gebaut, die von Gärten umgeben sind, und auch in
anderer Weise wird vortrefflich für dieselben gesorgt. — Eine der reichsten
Städte ist Kolmar, wo ebenfalls große Gewerbthätigkeit herrscht. Die Haupt-
stadt des Elsaß aber ist das alte berühmte Slrahburg (135 000 E.). Schon
zur Zeit der Geburt Christi war hier eine Stadt vorhanden; im Mittelalter
war sie eine Freie Reichsstadt. Hochberühmt ist das Straßburger Münster,
dessen Turm etwa 140 m emporragt. Im Innern desselben befindet sich eine
Uhr, welche das Planetensystem darstellt. Straßburg ist der Sitz des Statt-
halters von Elsaß-Lothringen und eines Bischofs; auch eine Universität befindet
sich hier. Zum Schutze gegen französische Einfälle ist Straßbnrg zu einer
Festung ersten Ranges gemacht.
b. Deutsch-Lothringen liegt zwischen dem Nordabhange des Wasgen-
waldes und der Mosel. Das Land ist vielfach von Bergen durchzogen, aber
fruchtbar. Der Ackerbau ist weit vorgeschritten; der Bauer ist unermüdlich
thätig und geneigt, Verbesserungen auszuführen. Er legt künstliche Wiesen an,
baut verschiedene Bodenfrüchte und treibt Obst- und Weinbau.
Die größte Stadt ist Meh (an?), eine der stärksten Festungen der Welt
(60 000 E.). Sie ist mit einem Gürtel von Erdwällen, Mauern und Gräben
umgeben, und im Umkreise befindet sich eine ganze Kette von Festungswerken.
Daher galt sie früher für uneinnehmbar; dem deutschen Heer mußte sie 1870
doch übergeben werden. Metz ist Sitz eines Bischofs.
9. Die drei Freien Reichsstädte.
Ehemals gab es in Deutschland viele Städte, welche nicht dem Landcsfürsten,
sondern nur dem Deuffchen Kaiser Unterthan waren. Man nannte sie Freie Reichsstädte.
Jetzt giebt es nur noch drei: Hamburg, Bremen und Lübeck. Sie heißen auch
Hansastädte, weil sie früher dem großen Städtebunde der „Hansa" angehörten und bis in
die Neuzeit diese Verbindung aufrecht erhalten haben. Sie werden nebst dem zugehörigen
Gebiete von dem Senate der Bürgerschaft regiert.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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Extrahierte Personennamen: Krapp Kolmar Christi
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Rhein Elsaß-Lothringen Deutsch-Lothringen Deutschland Hamburg