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1. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 189

1904 - Cöthen : Schulze
— 189 — in den verschiedenen Provinzen oft sehr verschiedenem Gewohnheitsrechte. Mit dem wachsenden Ansehen des römischen Rechts werden die Gerichte immer mehr zu gelehrten Gerichten; die Rechtsgelehrten verdrängen die Laien aus den Gerichten. *) In einzelnen Ländern, z. B. in Anhalt, Sachsen, Braunschweig ist der Sachsenspiegel noch länger in Geltung gewesen, wenn auch nicht im ganzen Umfange. Friedrich der Große wandte sich wieder entschiedener dem deutschen Rechte zu, ohne doch das römische Recht ganz außer Acht zu lassen. Das allgemeine Preußische Landrecht hat die Herrschaft des römischen Rechts in den altpreußischen Landen gebrochen. — Das fremde Recht brachte mancherlei Änderungen auch im Gerich ts-Zu^Es-verfahren hervor. Durch das kanonische und römische Recht Imftliches wurden die Prozesse „von Amtswegen" immer häufiger. Bei einem derartigen Prozesse hatte der Richter den Beweis zu er- ^rfentmng. bringen; er griff zu dem Zwecke zur Untersuchung, zur Inquisition. Die Peinliche Hals-Gerichts-Ordnung Karls V. stellte das akkusatorische Verfahren noch neben das inquisitorische; doch in der Folge wurde ersteres mehr und mehr zurückgedrängt. Ein Mann wie Justus Möser mahnt, zum alten deutschen Verfahren wieder zurückzukehren. — Auch die Schriftlichkeit beim Prozeßführen wurde jetzt in den Reichsgerichten, dann aber auch in den Territorialgerichten viel mehr als früher üblich. In den Ländern, in denen der Sachsenspiegel noch etwas galt, blieb das mündliche Verfahren länger im Gebrauch. Eine Folge des schriftlichen Verfahrens war die Verlangsamung der Prozesse. Der Reichstag von 1654 suchte durch mancherlei Bestimmungen über das Prozeßverfahren eine Beschleunigung zu erreichen, ohne großen Erfolg. Auch hier hat Friedrich der Große seine bessernde Hand angelegt, indem er zum mündlichen Verfahren zurücklenkte.2) — Je schwieriger die Rechtssprechung infolge der Einführung des römischen Rechts wurde, desto gebräuchlicher wurde die Aktenversendung an juristische Fakultäten. Mochte früher eine Versendung der Akten auch schon vorgekommen sein, so machte jetzt die Peinliche Hals-Gerichts-Ordnung Karls V. dem Richter in Kriminal- *) In den Städten sind die ungelehrten Rechtsprecher nie ganz verdrängt worden. Vgl. Preuß. Jahrbücher, 1898, Oktoberheft, S. 48. 2) Vgl. A. Trendelenburg, Friedrich der Große und sein Großkanzler Samuel von Cocceji, 1863, S. 25 f.

2. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 194

1904 - Cöthen : Schulze
— 194 — tritt mit der Zeit neben Fußvolk und Reiterei als ebenbürtige Waffengattung; nur allmählich wird sie beweglicher. Zum Zweck größerer Beweglichkeit macht Friedrich der Große einen Teil der Artillerie beritten; früher stand die Artillerie während der Schlacht meist unbeweglich auf einem Punkt. In der Entwickelung auch dieser Waffengattung hat Gustav Adolf Treffliches geleistet. — Bewaffnung.die Pikeniere waren nicht alle gleichmäßig bewaffnet; ein Teil trug Spieße und Feuerrohre, ein kleiner Teil noch volle Rüstung mit ganzen Armschienen oder „Panzer-Ermeln"; wieder andere waren mit Schlacht-Schwertern und Pistolen ausgestattet, andere dienten als „bloße Knechte" nur mit Spießen. So wenigstens nach der Fußknecht-Bestallung von 1570. Die ebenda erwähnten Hacken-Schützen trugen außer ihren Büchsen Sturm-Hüte und Rappiere. Ein besonders ausgezeichneter Teil unter den Hackenschützen war mit Doppelhacken versehen. Das Gewehr wurde erst allmählich leichter und handlicher, die Kugel geringer an Gewicht. Das Bajonett ist eine Verbindung der Muskete mit der Pike. Einheitlichkeit in der Bewaffnung ist im Reichsheere niemals erreicht worden, da es Sache jedes einzelnen Reichsstandes war, seine Mannschaft zu bewaffnen; so zeichnete sich das Reichsheer in der Schlacht bei Roßbach auch durch die Buntscheckigkeit in der Bewaffnung aus. — Die schwere Reiterei des 16. und 17. Jahrhunderts trug noch die mittelalterlichen Schutzwaffen, „wohldeckende Schürzen, Ermeln, Rucken, Krebs, Hand- und Hauptharnische," dazu Fäustlinge oder Pistolen. Auch die Pferde sind noch verdeckt. Gegenüber der Vervollkommnung der Feuerwaffen erwiesen sich auch jene Schutzwaffen als unnütz. — Die Feldgeschütze, die Kartaunen^ Schlangen, Falkonen wurden verkleinert; es wurden halbe Schlangen, Dreiviertels-, halbe, Einviertels-Kartaunen angefertigt; dazu die Feuermörser. Die ganz schweren Geschütze kamen in Abgang oder dienten als Festungs- (Pofitions-) Geschütze. — Zur Herbeischaffung Heergerät, aller Arten von Kriegs-Gerätschaften, von Waffen und Schanzzeugs Schiff-Brücken oder Pontons, Seilen, Ankern, Brettern u. bergt, bedurfte es wie früher einer Menge von Wagen. Vorratswagen fuhren die Lebensrnittel für die Truppen heran. — Zu den Reichs-Fahnen, heerfahnen gehörte auch die St. Georgsfahne. Um das Recht, dieselbe zu tragen, waren schon im 15. Jahrhundert öfters Streitigkeiten ausgebrochen, daher gebot der Reichsabschied von 1542,

3. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 41

1904 - Cöthen : Schulze
— 41 — geschlossen, so trat Friedrich Wilhelm von derselben zurück, wider Willen seines Ministers Schwarzenberg, dessen Politik auf ein Zusammengehen Brandenburgs und Habsburgs gerichtet war. Mit den Schweden schloß er Neutralitätsverträge. Während er die Feldregimenter, die sehr verwahrlost waren, auf den Rat des Obersten Burgsdorf dem Kaiser überließ, mußten die in Brandenburg liegenden Besatzungen ihm selbst den Treueid schwören; auch begann er bald mit der Bildung eines eigenen stehenden Heeres, dieses so wichtigen Faktors der zukünftigen Entwickelung Preußens. Im Oktober 1641 wurde er durch den König von Polen mit dem Herzogtum Preußen belehnt; er mußte sich dabei zu allerlei Leistungen an seinen Lehnsherrn verpflichten. Die Stände des Herzogtums, auf ihre Rechte eifersüchtig, begegneten dem Kurfürsten von Anfang <m mit unverhohlener Abneigung. Der westfälische Friede ver- größerte sein Land um ein bedeutendes; doch hielten sich die Schweden in Halberstadt und Minden bis 1650; in den wirklichen Besitz von Hinterpommern ist er erst 1653 gekommen mit Hilfe des Kaisers, dem er sich vorübergehend wieder näherte; Magdeburg ist erst 1666 von Brandenburg besetzt und 1680 wirklich branden-burgisch geworden. Als die brandenburgischen Stände über die fortwährenden Kontributionen, welche die Erhaltung des stehenden Heeres nötig machte, sich beim Kurfürsten beklagten (1650), wies er sie darauf hin, daß sie Hinterpommerns wegen diese Last auf sich nehmen müßten: die kurfürstlichen Lande und Pommern feien Glieder eines Hauptes. Bald sollte ihm Gelegenheit werden, seine junge Armee im Kriege zu erproben. In Schweden war nach dem Tode Gustav Adolfs dessen Tochter Christine zur Regierung gekommen; für sie war zunächst eine vormundschaftliche Regierung eingesetzt. Nachdem Christine 1654 abgedankt hatte, (sie trat nach ihrer Abdankung zur katholischen Kirche über), wurde ihr Vetter, Karl Gustav von Pfalz-Zweibrücken auf den schwedischen Thron erhoben. Wie früher dem Könige Gustav Adolf von Sigismund von Polen der Thron streitig gemacht wurde, so jetzt Karl X. Gustav von Johann Kasimir von Polen. Der Schwede griff zu den Waffen. Ein siegreicher Krieg, der die Machtstellung Schwedens in der Ostsee kräftigte, mochte ihm als die einzige Rettung erscheinen, um die innere Krisis, in der sich sein Land damals befand, zu überwinden. In

4. Quellensätze zu den staatlichen Zuständen - S. 355

1904 - Cöthen : Schulze
— 355 — nung des scheibenschießens . . . gebraucht, jedem Fürstl. Antheil aber darbey unbenommen sein soll, Denen ezliche aus den Be-ambten, So eines jeden Unterthanen gelegenheit wißen, Zuzuordnen. . . . Damit aber vergebene kosten auch aller undienlicher Verzugk verhütet werde, will ein jedes Fürstl. Antheil sich . . mit anschaffunge derer hierzu nötigen gewehr, erwehlung der officirer auch sonsten guthe praeparatoria machen, Sonsten wirdt das gewehr von den Unterthanen innerhalb Jharessrist, doch nicht höher, als es der Herrschafft ankommen, wiederumb bezahlt, die Jherliche Unkosten aber, so die Herrschafft betreffen, werden sein, daß Sie die Ordinaribefehlshaber undt Exercenten halten undt besolden, Zu welcher erleichterung dahin würde Zu sehen sein. Ob man sothane Personen mitt andern kleinen Diensten darneben versehen könne, Worbey auch dieses nicht aus der acht Zu laßen, daß auch diejenigen Unterthanen, So nicht im Ausschuß sein, ein jeder unter Ihnen mitt einer guten wehr, Alß Mußketen, Feuer Rohr, oder Hellebarten gesast sein, undt die Wehrschaw auffs wenigste des Jhars einmal wiederholet werden soll . . . — G. Krause, a. a. O. Bd. I, Beilage A, S. 709s. 152b. (1623. 27. Febr. Rittmeisters und der Capitain Bestallung, auf Hartwig von dem Werder, Christoph von Krosigk und Dietrich von dem Werder gerichtet:) Von Gottes Gnaden Wir Augustus, Ludwig undt Johann Casimir, Fürsten Zu Anhalt . . . Bekennen öffentlich mit diesem Brief, . . . daß . . . Wir den vesten und Mannhaften Unsern lieben getreuen Cuno Hartwig von dem Werder, Zu Werdershausen, Zu Einem Rittmeister über Ein Cornet Reuter, Zu Verwahrung unserer Lande, in unsern Dienst undt Besoldung auf drey Monat lang, . . . angenommen und: bestellt haben . . . Ebenda, S. 11, Nr. 8. 152c. (1623. 15. Febr. Die Fürsten Anhalts bestimmen und beschließen u. a.:) . . . Viertens ist in Gemein dasür gehalten worden, daß durch den Ausschuß (der Landmiliz) undt Einwohner die Städte undt Häuser Zu besetzen nicht dienlich sei, Sondern die Nothdurfft erfordern wolte, hierzu etlich Volts Zu Roß undt Fuß, undt benandlich 500 Zu Fuß, welche in Zwo Compagnien Zu theilen, undt ein Cornett Reuter Zu werben. Ebenda, S. 2, Nr. 1, Erster Receß. 23*

5. Quellensätze zu den staatlichen Zuständen - S. 428

1904 - Cöthen : Schulze
— 428 — Lager. allein in das Elsaß gerathen, sondern anch andere Reichs-Stände dermassen treffen tönte, daß hiernach solchem Übel und Unheil zu fteuren viel zu spat . . seyn würde .... Ebenda, T. Hi, S. 277 f. 313a. (1684). Das deutsche Volk hat sich schon immer im Kriege ausgezeichnet, ein kriegslustiges Volk, fast in ganz Europa leistet es Söldnerdienste. Mag es den Deutschen an Hitze (fervor) fehlen, so steht ihnen doch die größte Ausdauer und Mannszucht zu Gebote. Pufendorf, a. a. 0 . Vh, 1. 313 b. (1742.) Und dieweilen denen fremden Potentaten je zu Zeiten im Reich ihre Werbungen anzustellen wohl verstattet wird . . ., So sollen und wollen Wir . . . zuvorderist dahin sehen, daß das Reich der Mannschafft nicht entblösset werde . . . Karls Vii. Wahlkap., Art. Iv, § 14. 314. (1761.) Friedrich bezog ein Lager bei Bunzelwitz unweit Schweidnitz, wodurch diese Festung gedeckt wurde . . . Bei seinem Hauptheere, dem Kerne seiner Kriegsmacht, war, besonders wenn er sich an ihrer Spitze befand, nie von Verschanzungen die Rede gewesen. Man war in seinen Lagern gewohnt, bloß dem Kriegsgebrauche gemäß Erdhaufen für die Feld° wachen des Fußvolkes auszuwerfen und Batterieen für das schwere Geschütz anzulegen; jetzt aber sollte das ganze Lager verschanzt werden . . . Der ganze Bezirk, wo das Fußvolk sich gelagert hatte, wurde jetzt zu einer Kette zusammenhängender Linien. Man sah Verschanzungen mit sechzehn Fuß tiefen und ebenso breiten Gräben, die durch vierundzwanzig große Batterieen aneinander hingen; vor den Linien wurden Pallisaden eingerammt, Sturm-pfähle gepflanzt oder spanische Reiter gestellt und vor diesen noch drei Reihen sechs Fuß tiefe Wolfsgruben gegraben. Man hatte jedoch Zwischenräume gelassen, damit die Reiterei durchbrechen, auch wohl das Fußvolk . . ausfallen und die Angreifenden selbst im Rücken oder in den Seiten angreifen konnte. Einige Gegenden des Lagers waren durch Moräste, andere durch das Striegauer Wasser, noch andere durch den Nonnenbusch gedeckt, einen Walb, worin man Verhacke gemacht und den man mit Jägern besetzt hatte . . . Vier verschanzte Hügel innerhalb des Lagers stellten gleichsam Bastionen vor, und der sogenannte Würbener Berg auf dem linken Flügel war einer Citabelle ähnlich.

6. Quellensätze zu den staatlichen Zuständen - S. 433

1904 - Cöthen : Schulze
dann, solange sie durch Erdwände abgesondert waren, Stankkugeln gebrauchten, die mit dem ekelhaftesten Gerüche Rauch und erstickende Dünste verbreiteten; nachher aber, wenn sie einander ansichtig wurden, kämpften sie mit ihren Pistolen. In einer größeren Entfernung bediente man sich der Dampfminen, wodurch, wenn sie glückten, nicht allein die feindlichen Erdwühler erstickt, sondern auch ihre Minengänge eingestürzt wurden . . . Endlich kam ein Zufall den Belagerern zu Hilfe. Eine preußische Haubitzgranate schlug in der Festung durch einen Balken in einen Gang und von da in ein mit elf Centnern Pulver gefülltes Magazin . ., und zündete es an. Eine ganze Bastion . . mit zwei österreichischen Grenadierkompanieen ward dadurch in die Luft gesprengt ... Es war ein gewaltiger Riß in dem Festungsbaue geschehen und der Zugang zum Angriff erleichtert. In der darauf folgenden Nacht ließen die Belagerer die vierte Druckkugel springen, die achtundvierzig Fuß lang, ver-dämmt und deren Wirkung erstaunlich war. Alle benachbarten Minengänge der Festung stürzten ein, dabei wurde ein Teil des bedeckten Weges in die Luft gesprengt und eine Bresche gemacht, auch war das Terrain von dem Grunde bis auf die Brustwehr mit der ausgeworfenen Erde bedeckt. Nun wurden alle Anstalten zu einem Sturme getroffen. (Doch die Festung ergibt sich.) — Archenholz, a a. O. S. 388ff. 317a. (1542. Speyerer Reichsabschied, § 29:) Dann bteounbftafter Kosten und Ausgaben belangend, die auf die Kundschafft lauffen werden, haben Wir (Ferdinand) . . bewilliget, die Kundschafft nach aller Nothdurfft zu bestellen . . . N. Slg. d. R. A., T. H, S. 450. 317 b. S. Sz. 286 zu Ende. 318. (1759. Im Anschluß an die Eroberung Dresdens durch die Gegner Friedrichs heißt es:) Überhaupt war kein Heer in diesem Kriege so schlecht mit Kundschaftern versehen als das preußische, denn der König belohnte sie nicht; einige Dukaten, die er glücklichen Spürern reichen ließ, standen mit der großen Lebensgefahr, die sie überwunden hatten, in keinem Verhältnisse. Dieser durch Grundsätze der Sparsamkeit erzeugte Mangel hätte manche große That vereitelt und ganz andere Begebenheiten in den Feldzügen veranlaßt, wenn Friedrich nicht von so vielen ihm aus Bewunderung ergebenen Menschen aller Volksklassen, vorzüglich aber Arnd t, Quellensätze. (Blume, Quellensätze Iv.) 28

7. Quellensätze zu den staatlichen Zuständen - S. 243

1904 - Cöthen : Schulze
— 243 — sich derer Großen oft nicht länger erwehren können, als es dem Mächtigeren beliebet, stille zu sitzen. J. J. Moser, Neues deutsches Staatsrecht, 14. Theil, S. 25. 8 a. (1519. Sleidanus berichtet von den Vorverhandlungen, die nach dem Tode Maximilians in Sachen der Wahl eines neuen Kaisers in Mainz gepflogen wurden; es werden dabei die Umstände erörtert, welche gegen den König von Frankreich sprechen, es heißt u. a.:) Der König (von Frankreich) herrscht in allem fast allein; man spricht ihm einen tapferen Sinn zu, doch dieser sei auf eine Alleinherrschaft gerichtet, wir (in Deutschland) müßten aber die Aristokratie uns vor allem bewahren. Sleidanus, de statu religionis et reipublicae, Carolov., Caesare, Commentariorum libri Xx Vi; lib. I, S. 12 b. 8 b. (Zeit Luthers.) So ist der Kaiser kein Monarch, und allein Herr im deutschen Reich, wie der König von Frankreich und Engeland in ihren Königreichen Monarchen sind, und allein regieren; sondern die Churfürsten sind zugleich auch weltliche Glieder mit dem Kaiser, und des Kaisers Glieder, welchen einem Jglichern insonderheit aufgelegt und befohlen ist, für das Reich zu sorgen . . ., wiewohl nicht als dem furnehmften und obersten Haupt, wie dem Kaiser. Denn wiewohl die Churfürsten mit dem Kaiser in gleicher Gewalt sind, doch sind sie nicht in gleicher Dignität und Würde. Luthers Werke, Erl. Ausg. Bd. 62, S. 193. 8 c. (1647.) . . . Wenn wir das Reich selbst und den Reichstag ... ansehen, so wird jeder zugeben, daß unsere Staaisver- fafsung eine gemischte ist, gemischt nicht sowohl aus Monarchie und Aristokratie, wie manche meinen, als vielmehr ans verschiedenen Formen verschiedener Aristokratien. . . . Der Kaiser hat auf dem Reichstage eine nur ganz geringe Macht. . . . Die Stände selbst aber haben im Reiche keine gleichmäßige Macht; daher entstehen mehrere Mischungen aus verschiedenen Formen verschiedener Aristokratien. Die wenigen Churfürsten bilden für sich allein die wichtigste Gruppe; sie ist der ganzen Fürstengruppe gleichwertig, fodaß der einzelne Churfürst den einzelnen Fürsten an Macht merklich übertrifft. In der zweiten Gruppe wiederum übertreffen die Fürsten an Ansehen bei weitem die Prälaten, Grafen und Herren; denn jene stimmen einzeln (viritim), diese führen eine 16*

8. Die Geschichte Anhalts in Wort und Bild - S. 3

1906 - Cöthen : Schulze
— 3 — 3. Die Lage der Fundstätten beweist, daß die meisten ältesten Ansiedler Anhalts an beiden Ufern der Saale wohnten. Noch war es schwierig, in die Forsten des Harzes und des Flämings oder in die Elbe- und die Muldesümpfe vorzudringen. Denn die Geräte und Waffen waren nur unvollkommen. Sie bestanden aus Stein. Mit Steinbeilen fällte man mühsam die Baumstämme und fügte sie mit Steinhämmern zu rohen Blockhäusern zusammen, deren Fugen mit Weidengeflecht und Lehmputz ausgefüllt wurden. Speere und Pfeile mit Steinspitzen dienten zur Erlegung des Wildes. Mit Steinmessern wurden die Tierselle geschabt, geglättet und mit Hilfe von Dornen zur Kleidung und Kopfbedeckung zusammengefügt. Zum Schmucke dienten Ketten von kleinen Muscheln und Knöchelchen, Zähne von Tieren, sowie Perlen und Bernstein. Fig. l. Änhalnjche Urnengruppe, m der Mitte eine Hausu rne von Hovm. 4. Als Hausgerät und Bestattungsurnen hatte man tönerne Gefäße (Fig. 1), von denen in der Sammlung zu Großkühnau eine große Anzahl erhalten ist. Die einen, ohne Zweifel die ältesten, sind noch recht plump, wenig verziert und unvollkommen gebrannt. Besonders bemerkenswert sind die Hausurnen, ganz wie eine altgermanische Wohnung gestaltet, die Tür mit Riegeln versehen, das Dach mit Pferdeköpfen geschmückt. Sie sollten dem zu Asche gebrannten Leichnam die letzte Behausung sein. Andere Urnen zeigen eine schöne, gefällige Form und viele feine, in die Oberfläche eingeritzte Verzierungen (Fig. 1 rechts). Man kann nicht glauben, daß sie von Germanen gefertigt wurden. Wahrscheinlich sind sie von den Phöniziern herbeigebracht. Diese fuhren auf ihren Schiffen längs den Küsten von Spanien und Gallien in die Nord- und die Ostsee und trieben mit den Germanen einen lebhaften Tauschhandel. Sie brachten wohl zuerst die Bronze ins Land, eine Mischung von Kupfer und Zinn, ähnlich dem heutigen Glockengute. l*

9. Quellensätze zur Geschichte der Zustände unseres Volkes - S. 117

1913 - Cöthen : Schulze
— 117 — 351. (1127. Von den Dänen erzählt der deutsche Bericht-erstatt» über Otto's von Bamberg Missionsreisen:) Dort sind die Städte und Burgen ohne Mauer und Türme und nur mit Holzverschanzungen und Gräben befestigt. Herbordi Vit. Otton. episc. Babenberg. Iii, 30. 352. (Hohenstaufische Zeit. Burg Arnstein im Nassauischen.) Der Ort war damals so unersteigbar und so stark befestigt, daß nur auf einer Seite des Berges ein einziger enger Weg einen beschwerlichen Zugang gewährte, und auch dieser wurde zu Zeiten mit eisernen Querstangen versperrt. Vit. Lodewici comit. de Arnstein. Fontes Hi p. 327. 353. (Ende des 12. Jahrh. Ritter Erec kommt zur Burg Brandigan.) Der Bauplatz, auf welchem die Burg errichtet war, war sehr gut... und hatte eine Ausdehnung von 12 Husen. Es war ein runder Fels ohne jeden Vorsprung, als wäre er gedrechselt, und auch den höchsten Anforderungen entsprechend, indem seine Höhe den Steinschleudern (den mangen) entwachsen (entrückt) war. Eine hohe und dicke Burgmauer umfing den Berg Über die Zinnen ragten Türme aus großen Quadern, deren Fugen kein mit Sand gemischter Mörtel schloß. Sie waren fest zusammengefügt durch Eisen und Blei, und je drei Türme waren dicht nebeneinander gebaut Die Zahl der sämtlichen Türme betrug dreißig.... Sie waren jeder oben mit einem roten, goldenen Knopse verziert, der weit in das Land hinaus erglänzte.... Unten floß ein Wasser mit lautem Getöse durch ein abschüssiges Tal. Wer von den Zinnen in das tiefe Tal hinabblickte, den deuchte der Abgrund tief wie die Hölle.... An der andern Seite des Berges, an welcher man zur Burg hinaufreiten konnte, stand eine reiche, mit vielen Gebäuden versehene Stadt, welche hier bis an das Wasser reichte, dort von einem schönen, weiten Baumgarten begrenzt war.... Erec ys. 7833—7889. 354. (Anfang des 13. Jahrh. Ritter Jwein verfolgt den König Askalon auf dessen Burg.) Die Burgstraße war zu eng für zwei Männer. So ritten sie auf dem schmalen Wege bis zum Palas hin. Vor diesem (also genau vor dem Raume, aus dem sich der Palas erhob) hing ein Falltor (slegetor). Da mußte man hindurchreiten und sich vor der Falltür wohl vorsehen. Denn wenn Roß oder Mann aus dem rechten Geleise heraustrat und die Fallen

10. Quellensätze zur Geschichte der Zustände unseres Volkes - S. 119

1913 - Cöthen : Schulze
— 119 — Kaiser verteilte das übrige Heer rings um die Mauer her und befahl daß, wenn man die Brücken anzulegen begonnen habe, jeder einzelne an seinem Orte angreifen und die Mauer Übersteigen oder durchbrechen solle.... Da das Stadtvolk sah, daß dre Stadt nngs umstellt sei, daß allenthalben die Waffen leuchteten, daß dre Posaunenbläser sämtlicher Schlachthausen sowie die Träger der Feldzeichen versammelt seien, damit aus ein gegebenes Zeichen überall der Sturmangriff beginne, so erwies es sich keineswegs lässig und machte sich zur Abwehr bereit. Mit großer Kühnheit besetzten sie die Mauern und bargen sich in den Maschinen, die sie gattae (Katzen) nennen, damit, wenn die Brücken angelegt würden, sie diese entweder wegnähmen oder hinabwürfen und auch diejenigen, welche aus Leitern die Mauern zu erklimmen suchten, aus mancherlei Weye abtrieben. (Der Sturm wurde abgeschlagen, obwohl die Deutschen - unter ihnen besonders ein Ritter Bertolf von Urach und der Pfalzgras Otto von Wittelsbach — große Tapferkeit bewiesen und namentlich von den Türmen herab den Kremensern schwere Verluste -ufüqten.) Otton. Frising. Gest. Frid. Iv, 58 u. 59. 359. (1162. Belagerung Mailands.) Der Kaiser stellte überall zur Deckung gegen die Angriffe der Mailänder Wachtscharen auf und griff sie dann mit verschiedenen Wursmaschinen, Ballisten (zum Wurse schwerer Stemmassen), Sturmwiddern und allerhand Geschossen an. . . . Otton. Frising. Contin. Sanblas. cap. 16. 360. (1163. Die Abodritensürsten Pribizlav und Wertizlav, die Söhne Niklots, erregten den Zorn Heinrichs des Löwen, welcher den Wertizlav in der Feste Wurle, die zwischen Schwan und Lützow im Mecklenburgischen lag, belagerte.) Der Herzog befahl, aus dem Walde Holz herbeizuschaffen und Kriegswerkzeuge herzustellen, wie er sie bei Krema und Mailand gesehen hatte. So ließ er höchst wirksame Maschinen bauen, eine, die aus Brettern zusammengefügt war un£> zur Durchbohrung der Mauern diente, und eine zweite, welche höher war und, wie ein Turm emporgerichtet, die Feste überragte, um von ihr aus Pfeile zu schießen und die, welche auf den Zinnen standen, zu vertreiben. Helmoldi Chron. 81av. I, 92. 361. (1174. Belagerung der neu erbauten Festung Alessandria.) Der Kaiser (Friedrich I.) griff mit Ballisten, L>turmwiddern, Wurfspeeren und allerlei Geschosfen und mit mancherlei Maschinen die Stadt kräftig an und ließ aus Holz gezimmerte Türme, welche die
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