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1. Lesebuch der Erdkunde - S. 6

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
6 Einleitung. A. Erläuterungen aus der mathematischen und physikalischen Geographie. Für die Kugelgestalt der Erde liefert folgende Erfahrung einen Beweis (vergl. Fig. 1): nähert sich ein Schiff dem Lande, so ist zuerst nur die Mastspitze sichtbar, erst später der Rumpf des Schiffes. § 2. Ist auch unsere Erde eine große Welt, — denn es erforderte vor noch nicht langer Zeit wohl zwei Jahre, ganz um sie herumzureisen — die Sonne ist doch unendlich größer, so groß als 1millionen Erdkugeln zusammen, weil ihr Durchmesser 108 mal größer ist als der der Erde. Aber sie ist auch nicht allein für die Erde da, sie ist die Sonne für eine ganze Zahl von Welten, teils ähnlich X> unserer Erde wie die Planeten, teils luftigerer Art wie die Kometen, ohne von dem zahllosen Troß der Meteore, Sternschnuppen u. s. w. zu reden. Sie alle sind von der Ungeheuern Masse der Sonne an sie gefesselt, um von ihr Wohlthat, Licht und Wanne zu genießen. Was die Natur der Sonne betrifft, so halten sie die Gelehrten für eine in ge- schmolzenem Znstand befindliche weißglühende Kugel, die von einer ebenfalls glühenden Dunsthülle umgeben ist. Ju der letzteren erscheinen oft die dunkeln Sonnenflecken, ans deren Bewegung man geschlossen hat, daß sich die Sonne in 25lu Tagen einmal um ihre Achse drehe. § 3. Ebenso aber, wie die Sonne ihre untergeordneten, sie stets umkreisenden Wel- ten hat, hat auch unsere Erde einen von ihr abhängigen Weltkörper, den Mond, der sie beständig als Erlenchter ihrer Nächte umkreist und zwar einmal in 1 Monat. Sein Durchmesser ist 4 mal kleiner als der unserer Erde und seine Oberfläche er- reicht nicht ganz die Größe Amerikas. Aber auch ihm wurde jeue Schwungkraft mitgeteilt, die ihn ohne Aufhören um die Erde und mit ihr in Jahresfrist um die Sonne kreisen macht. § 4. Hat nun der Schöpfer in die Massen der Weltkörper eine so mächtige Anziehungskraft gelegt, die auf weit entfernte Welten mit solch unwiderstehlicher Gewalt wirkt und das ganze Weltall in seiner Ordnung erhält: so wirkt diese Macht Sig. 1. Cin sich näherndes Schiff aus der 5erne gewiß mit Noch Uuludlich stärkerer Kraft gesehen und Stellungen desselben am Horizont. je|)em Weltkörper auf feine eigenen Geschöpfe. Es kann ihrer keines von seinem Weltkörper wegfallen, weder Tags noch Nachts; vielmehr wird ein jeder Körper, auf der Erde z. B., der nicht selbst frei in der Luft schweben kann, wenn er über die Erdoberfläche empor- gehoben und dann frei in die Luft gelassen wird, von dieser Anziehungskraft der Masse der Erdkugel so gewaltig angezogen, daß er plötzlich auf sie zurückfällt. Wir dürfen daher nicht befürchten, daß unsere Gegenfüßler von der Erde weg „hinunter fallen, noch auch, daß sie das Gefühl hätten, mit den Füßen nach oben an der Erde befestigt zu sein und den Kopf nach unten zu hängen. Denn „unten" ist da, wohin uns die Anziehungskraft der Erde zieht, nämlich nach ihrem Mittelpunkt hin,

2. Lesebuch der Erdkunde - S. 210

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
210 Ii. Das Deutsche Reich. Hügeln^) und Thälern, in seinen herrlichen Buchenwaldungen und Seen und den gutangebauten Feldern mit Edelhösen und Dörfern eigentümliche Reize und bedeutende Schätze besitzt, sondern hauptsächlich wegen jener Buchten und Häfen, durch die es in Verbindung mit seiner seetüchtigen Bevölkerung für Deutschland von nnschätz- barem Werte ist. Tie Herzogtümer sind nämlich zwar vorzugsweise Landwirtschaft treibende und da- durch recht wohlhabende Staaten, die durch prächtige Güter, vortreffliche Milch-, Butter- und Käsewirtschaft, berühmte Pferde, andern deutschen Ländern vorleuchten; allein sie sind zugleich, zwischen die zwei wichtigen Meere hingelagert, Seestaaten, und ein großer Teil der Bevölkerung lebt ausschließlich von Fischerei und Schiffahrt. Die deutschen Gestade der Nordsee sind nicht allein seicht und äußerst arm an Häfen, sondern durch viele Marschbänke und Sandriffe sehr gefährlich, somit eine vor- treffliche Schule für den Seemann, jedoch nicht geeignet für eine Flotte. Die Ostsee- k ü st e dagegen steigt mit dem Kreidegebirge des Ostrandes der Halbinsel ziemlich schroff aus dem Meere auf, bildet daher jene fast ununterbrochene Reihe tiefer und reizender Seebuchten, die oft tief in das fruchtbare Land eindringen und eine Menge in das Meer hinausgreifender, wie für ein Seevolk geschaffener Halbinseln umgrenzen; an den Küste« aber, sowie in den Mündnngsbuchteu aller ihrer Flüßcheu sind überall ziemlich tiefe Gewässer — und ebenso an ihren schützend vorliegenden Inseln die vortrefflichsten natür- lichen Häfen, wie gemacht zur Aufnahme der größten Flotten. Daher sind denn auch die kecken schlanken Söhne des alten Angelsächsischen Landes, die kühnen glücklichen Seefahrer der heidnischen Lorzeit schon, noch jetzt wegen ihrer See- tüchtigkeit berühmt und gesucht. Ebenso führen die Friesen an der Nordsee und auf den Inseln zwischen ihren Morästen und Sandbänken in fast unangreifbaren Zuflnchtsörtern besonnen und felsenfest den angeerbten Kampf mit der See. Noch gilt ihnen ihr alter Wahlspruch: „Lieber tot als Sklave". Kein Land hat wohl je bei geringer Einwohnerzahl so viele Seeleute ge- liefert als die Friesen-Inseln, auf deren meerumbrausteu Tünen sich der hochherzigste deutsche Sinn unter allen Verwüstungen empörter Elemente erhalten hat. Eben so urdeutsch sind die mannlichen Dithmarschen (an der Nordsee), auch friesischen Stammes, ferner das waghalsige Fischervolk an den Gestaden der Niederelbe, und die östlichen Holsten. Ein großes Übergewicht unter den Seevölkern gibt ihnen ihre mehr als gewöhnliche Bildung und Sittlichkeit, ein Erbeigentum des schleswig - holsteinischen Stammes. Daher war denn auch in alten Zeiten das deutsche Reich hier, in seinen Nordmarken, eine Achtung gebietende Macht. Es kann das wieder werden, wenn es sich zur Seemacht emporarbeitet, wozu in neuerer Zeit ein tüchtiger Anfang gemacht ist (vgl. S. 211 n. a. O.). § 206. Wir zählen die Hauptorte des Landes nach der Folge ihrer Lage auf. An der Elbe: Altona, die bedeutendste See- und Landhandels-, wie Fabrikstadt Holsteins mit 91090 E., nur durch die Altenau von Hamburg getrennt, neu und hübsch aus dem ansteigenden rechten Ufer der hier eine Meile breiten Elbe amphitheatralisch erbaut, mit schönem Hafen und hübschen Gärten und Landhäusern; durch Auswanderung katholischer und israelitischer Hamburger wegeu Unduldsamkeit um 1600 bedeutend gewor- den und nun bind) Hamburgs Nähe begünstigt; starker Betrieb des Häringsfangs. Blan- kenefe, großes Fischer- und Lotsendorf. Weiter unten Glückstadt, gutgebaute Schiff- fahrts- und Handelsstadt, aber in sumpfiger Gegend. Nördlich davon das lebhafte, freundliche Itzehoe (spr. itzeho; 10000 E.). - Auswärts vou Hamburg: L a u e n b n r g (Lawe wendisch: Elbe) auf dem hohen Elbeufer, in hübscher, hügeliger Umgebung; Kanalschiff- fahrt nach Lübeck. In der Nähe von Hamburg: Waudsbeck (16000 ®.), Heimat von M- Claudius („Wandsbecker Bote"). *) Der höchste Hügel („Berg") in Holstein ist der 160 m hohe Bungsberg, nordöstlich von Eutin; in Schleswig der Koberg (98 m) westlich von Christiansfeld und die Hüttncr Berge bei Sckernförde (110 m).

3. Lesebuch der Erdkunde - S. 301

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
Die Holländer. 301 zogen. — Unsere Waldbäume sind dort bloß als Zierden der Straßen zu sehen. Das Bauholz muß aus den Bergländern von Deutschland herbeigeschafft werden, was in nn- geheuren Flößeu geschieht. Selbst die Grundlagen sind aufrechte Baumstämme (Pfähle genannt); darauf werden wagrechte Balken befestigt, und auf diesen „Rost" wird erst das Mauerwerk gelegt. Ganze Städte ruhen auf solchen starken, in den sumpfigen Boden eingerammten Eichenstämmen, so z. B. der königliche Palast in Amsterdam (vormals das Stadthaus) allein aus deren 13660. (Die Hälfte der Baukosten eines Hauses fällt auf den unsichtbare:: Grundbau.) Zum Schiffsbau ohnedies kommen die Hölzer vom Schwarz- wald, Odenwald, Spessart, Westerwald, aus Westfalen ?c,, daher die mächtigen Stämme in den Ursprungsgegenden „Holländer" genannt werden. Von nutzbaren Mineralien gibt es mir Seesalz, Thon und Pfeifenerde. — Im Überflusse hat Holland Geflügel, wildes und Zahmes, hauptsächlich viele Wasservögel. Ebenso sind die Gewässer und das Meer sehr reich an Fischen aller Art, an Austern und anderen Schaltieren. Die F i s ch e r e i ist daher ein großer Erwerb; am meisten der Häringsfang, da die Holländer vorzüglich mit dem „Pökeln" (Einsalzen) umzugehen wissen. Auch der Walsischfaug ist nicht unbedeutend. — Von eigenem Wild hat Holland nur eine Menge Kaninchen in den Seedünen. — Bedeutend ist die Schweinezucht, da Speck eiu Hauptuahruugsmittel der Arbeitenden ist, — neben Wachholderbranntwein („Genever"), der wegen des feuchten Klimas iu großer Menge genossen wird. — Pferde, die an Größe, Stärke und Ausdauer ihres gleichen suchen, liefert besonders Friesland. — Sehr stark wird in Holland die Bienenzucht betrieben, alljährlich schickt man hunderte von Bienenkörben zur Blütezeit des Repses, der Bohnen und des Klees in die Dörfer an der alten Maas. § 286. Die Holländer sind germanischen Stammes, im Norden Friesen, im Süden Bataver, die auf der Insel zwischen Rhein und Maas, Betuwe, wohnten, Nachkommen der Chatten. Zu diesen ersten Bewohnern find aber im Laufe der Jahr- hunderte Änfiedler aus vielen andern Ländern gekommen, vornehmlich Juden und Franzosen, die wegen Religionsverfolgungen dahin zogen. Den Dialekten nach unter- scheidet man die eigentlichen Holländer (21/2 Mill.), die Flamänder in Brabant und Limburg Mill.), die Friesen (500000) im Norden, und Deutsche an der Grenze von Rheinpreußen. Das erste, was dem Fremden am Holländer auffällt, ist seine fast unerschütterliche Ruhe und Behaglichkeit; aber so bedächtig und besonnen, ebenso entschlossen, erwerbsam und ausdauernd fleißig ist er in jeder Arbeit, so trotzig in jeder Gefahr. Er scheint verschlossen, ist aber ehrlich; kalt und trocken, ist aber gut- mütig und mildthätig; durch den von jeher dauernden Kanipf mit dem Elemente wurde fein praktischer Verstand geweckt, und durch Not und Beschwerde gelehrig ge- macht, mit unermüdlicher Geduld und Beharrlichkeit den Seen, Morästen und Meeren das abzugewinnen, was ihm die Natur des Landes versagt hatte; so wurde der Grundzug des Holländers Erwerbtrieb. An Widerstand und Bedrängnis gewöhnt, wurde er mutig, unerschrocken, einfach, dabei stolz aus sein Vaterland. Nirgends herrscht größere Reinlichkeit: da ist alles blank, sauber und wie poliert. Es gibt Städte, Dörfer sogar, wo nicht nur die Hausgäuge regelmäßig ausgewaschen werden, sondern auch die Plätze vor den Häusern, wo die von Ziegelsteinen (Klinkern) ge- pflasterten Straßen von keinem Tiere betreten werden dürfen, ja sogar täglich ge- waschen und gebürstet werden, bis sie einem prächtigen Teppich gleichen; alles Holz- werk ist mit Ölfarbe angestrichen, überall sieht man Anstreicher; das gewöhnliche Bauernhaus, von Backsteinen solid aufgeführt, weuu auch mit Schilf bedacht, ist ein Bild von Reinlichkeit und Wohlhabenheit, zierlich sogar in den Ställen, wie denn der Bauerstand hier überhaupt achtungswert ist und sich vor dem deutschen durch landwirtschaftliche Kenntnisse auszeichnet. Die Städte sind meist regelmäßig gebaut, die Straßen von Kanälen („Grachten")

4. Lesebuch der Erdkunde - S. 304

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
304 Iv. Die Niederlande. land. Die Ausfuhr betrug 582 Mill. fl. Am meisten Handelsverkehr besteht mit Großbritannien, Preußen, Ostindien, Belgien, Frankreich. — Die Haupthäfen sind: Amsterdam und Rotterdam, dann Dordrecht, Middelburg, Vlissingen, Brielle. Die erste Handelsstadt ist noch immer Amsterdam, dann Rotterdam, Middelburg, Utrecht, Haarlem, Leijden, Leeuwardeu u. s. w. — Durch das ganze Land herrscht der Handel vor: mächtige Warenhäuser, Handels- und Schiffahrtsgesellschaften, Banken, an den Küsten Leuchtfeuer, Lotsen, Docks (große gegrabene Handelshäfen) u. s. f., regelmäßige Dampffahrten nach England, Hamburg, Amerika, Kanäle und Eisenbahnen befördern den Handel ungemein. Die Holländer waren es, die den Walfisch- und Robbenfang in den Eis- meeren in Gang brachten. Ihre Schiffe waren von 1640 bis 1854 in Japan allein zugelassen. § 288. Die Landesverfassung ist fast noch dieselbe, wie unter der Republik. Der König, mit einem verantwortlichen Staatsministerium und einem Kabinetsrat, regiert mit den „Generalstaaten" der 2 „Kammern", die sich alljährlich versammeln, und deren „erste" von den Landräten der Provinzen, den „Provinzial- staaten" gewählt wird. Die letzteren, von der Ritterschaft, den Städten und der Landschaft erwählt, sind es, die — je unter einem Kommissär — zunächst das Wohl des Landes wahrnehmen und verwalten. — Die Staatsausgaben beliefen sich 1882 auf 130 Mill. sl., wovon ',-4 von den Zinsen der Staatsschuld, die 940 Mill. beträgt, ausgezehrt wurden. Holland hat eine bedeutende Heeresmacht: 65 000 Mann, dazu die Schutterij (40000 Bürgerschützen) und 33000 Mann Kolonialarmee, in der viele Deutsche dienen, während zur Kriegsflotte 122 Schisse mit 550 Kanonen gehören. — Sein Wappen ist der aufrechte Nassauische Löwe, mit einen: Schwert in der rechten und 18 Pfeilen (den alten Provinzen) in der linken Branke; auf dem roten Schild- bände: Je maintiendrai (ich werde festhalten). Die Flagge ist blau, weiß und rot, die Nationalsarbe Orange, der Kronprinz heißt Prinz von Oranien; und der Wahl- sprnch Hollands ist: „Eendragt givt Macht." — Holland ist durch seine Kolonieen und durch seinen Welthandel ein be- deutender Staat. Seine wichtigsten außereuropäischen Besitzungen sind: in Asien „Neederlandsch Indie", hauptsächlich auf den großen Sunda-Jnseln: Java mit 20 Mill. E.; fast ganz Sumatra, Borneo und Celebes, auf den Molnkken (Amboina und Banda) ic., alle in der heißen Zone mit den kostbarsten tropischen Erzeugnissen, die von der Maatschappij mittelst strenger Monopole ausgebeutet werden; zusammen 1860000 qkm mit 28 Mill. E., unter einem Generalgouverneur, der aus Java residiert, — auch für den Staat in Friedensjahren eine bedeutende Einnahmsquelle. — In Amerika das mittlere Guayana oder Surinam, 120000 qkm mit ca. 69000 E., meist Urwald, nebst einzelnen Pflanzungen; Hauptstadt Paramaribo. Sodann in Westindien einige Inseln: Curacao, St. Eustache 2c. — alle Kolonieen zusammen fast 2 Mill. qkm (36 000 Q.-M.) mit ca. 28 300 000 Menschen. — Auf diesen Pflanzungen führen die Holländer meist ein üppiges Leben, so daß, Celebes und Guayana ausgenommen, diese Länder von einem wahrhaft zivilisierenden Einfluß doch wenig erfahren haben. 8 289. Die 11 Provinzen, in die Holland jetzt eingeteilt ist, sind folgende: Nord- und Süd-Holland, an den Rheinmündungen, mit den bedeutendsten Städten des Landes, und sehr bevölkert; Utrecht ostwärts daran; — im S.-W. Seeland, das Jnselgebiet der Schelde-Mündungen; — Nord-Brabant, die Mitte des Südens;

5. Lesebuch der Erdkunde - S. 294

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
294 Iii. Österreich-Ungarn. der Levante treiben, dann nach Italien, England ic. Die Hauptseeplätze sind Trieft und Finme. Eine hervorragende Stelle nimmt in dieser Beziehung die Dampfschiffahrtsgesellschaft des österreichisch-ungarischen Ll oyd in Trieft ein (<5.272). Ihre Schiffe Verkehren regelmäßig mit der Levante und gehen durch den Suezkanal bis Bombay. Bedeutend ist der Landhandel Österreichs (Wien; Prag, Lemberg; Brody, Pest, Semlin; Bozen, Brünn :c.). Die Gesamteinfuhr belief sich 1880 auf 606 Mill. fl, die Ausfuhr auf 690 Mill. Eingelaufen (oder ausgelaufen) sind 1879 48 700 Schisse von 51/a Mill. Tonnen. Was dieheeresversafsung betrifft, so ist das Territorium in 15 General- (oder Militär-) kommandos eingeteilt. Das Heer zählt im Frieden 285 000 Mann, 49 000 Pferde und 700 Geschütze, dagegen auf dem Kriegsfuß 860000 Mann und 167 000 Pferde, wozu noch die Landwehr mit 250000 Mann kommt. Die Kosten für das Heer betrugen 1882 110 Mill. fl. nebst 7 Mill. Extraordinarium. Der österreichische Soldat schlägt sich sehr gut (trotz geringem Solde), und wenn die Heere Österreichs Führer haben, wie einst Prinz Eugen gegen die Türken, und Erzherzog Karl gegen die Franzosen, oder Radetzky, so hat das Kaiserreich keinen Feind und keinen Krieg zu fürchten. Auch besitzt Osterreich nun eine respektable Kriegsmarine von 40kriegs- schiffen und 27 anderen Fahrzeugen mit zusammen 320 Kanonen und 6000 Manu; sodann 2 Monitors auf der Donau. Der Hauptkriegshafen ist Pola in Jstrien (S. 273). Osterreich ist hauptsächlich eine katholische Großmacht; der Kaiser führt den Titel „Kaiserlich Königlich Apostolische^) Majestät". Die römische Kirche, zu der die Mehrzahl der Bewohner (25^2 Mill,) gehören, hat 11 Erzbistümer, und 40 Bistümer, 950 Stifte und Klöster mit 8500 Mönchen und 5700 Nonnen, und einem Gesamtstand des „weltlichen" Klerus von 34000 Köpfen, die zusammen ein Vermögen von mindestens 500 Mill. fl. besitzen. Von Protestanten zählt das Land 3x/2 Mill., die meisten in Ungarn (2100000 Reformierte und 1400000 Lutheraner); sodann 3 Mill. griechischen Bekenntnisses, 55600 Unitarier, Socinianer (in Siebenbürgen); 1640000 Juden. Mit der Schulbildung ist es in den nichtdeutschen (und nichttschechischen) Kronländern schlecht bestellt. Während in Oberösterreich unter 100 Personen nur 11 nicht lesen und schreibe» können, steigt diese Zahl in Kärnten auf 37, in Galizien aus 70, in Dalmatien gar auf 80 (Prozent). § 279. Geschichte. Den Grundstein der österreichischen Monarchie bildet Niederösterreich, einst Norikum, das Land der keltischen Tanrisker, dauu vou den Römern besetzt, nachher von deutschen Stämmen, besonders Quaden und Bayern bevölkert, und im Zeitalter Karls des Großen zur Verteidigung Deutschlands gegen die asiatischen Horden als avarische oder bayrische Mark mit Deutschland vereinigt, von Otto I. als O st m a r k neubegründet. Später 1156 wurde es Herzogtum — unter den Babenbergern, die Ober- Österreich, Steiermark und Kärnten damit vereinigten. Nach deren Aussterben kam es nebst Steiermark und Krain an König Ottokar von Böhmen, der auch Kärnten dazu zog, und nach dessen Besiegung I. 1276 an den deutscheu Kaiser Rudolph I. von Habs- burg. Nun begann schnell seine Ausbildung zu einem mächtigen Staate, mit welchem die Habsburger fast immer auch die deutsche Kaiserkrone besaßen und zwar ohne Unter- brechung vom I. 1438—1806. Als die Ungarn und Böhmen, nach dem Tode ihres Königs, I. 1526, dessen Schwager Ferdinand Ii. von Österreich zum Könige wählten, stieg das Haus Österreich zu dem Rang einer europäischen Monarchie. Die Reformation sand, trotz der Feindschaft des mit Spanien verbündeten Kaiserhauses, raschen Eingang und weite Verbreitung. Aber unter Ferdinand Ii. (1619—1637) siegte die Gegenreformation, welche in den deutschen Landen fast bis zur Unterdrückung alles geistigen Strebens Fortschritt und den ernsten Österreicher wie mit Gewalt ins lustige Alltagsleben hineintrieb. Erst Joseph Ii. erlaubte durch sein Toleranzedikt von 1781 den Resten der Protestanten ihren *) Apostolisch, weil die Könige von Ungarn Nachfolger des heil. Stephan, des Apostel-Königs von Ungarn waren.

6. Lesebuch der Erdkunde - S. 323

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
Island. 323 der große Geysir nach periodischen Donnerschlägen einen 6 m dicken und 27 — 50 m hohen heißen Strahl emporschießt; ferner kühle, sogenannte Bierquellen (Olkelder) u. a.; auch Mosetten, welche glühende Dünste aushauchen, dampfende Moorgründe und Schwefelberge, die ausgebeutet werden. Im südlichen Teile der Insel währt der längste Tag volle 24 Stunden, der kürzeste hat gar keine Helle; im Norden aber geht im Juni die Sonne 1 Woche lang nicht unter, und im Dezember ist 1 Woche lang Nacht. Häufig sind hier jene wunderbaren Licht- erscheinungen am nächtlichen Himmel, die in prachtvollen Farben strahlenden Nordlichter, und das Schneelicht. Bei Sonnenschein dagegen Doppelsonnen, und bei heiterer Luft herrliche Färbungen des Himmels. Selten Gewitter, und fast nur im Winter; aber furchtbare Stürme, besonders der Mistur, ein nebelbringender Wirbelwind. Der Reichtum des Landes besteht in Gras, besonders im Norden, — die Heuernte ist ein großes Fest. Den Maugel an Holz ersetzt Torf, dürrer Rasen, Braunkohle (Surturbrand), aber mitunter auch Dünger, Knochen und Tange, und an den Küsten Treibholz aus Mittelamerika, auch aus Sibirien. — Von Gewächsen werden Löffelkraut, besonders als Mittel wider den Skorbut, Sauerampfer, Kohl und Spinat, dann Rettige, Senf und Kresse, auch Rüben und Kartoffeln gebaut. Höher jedoch, als alle Kräuter und als alle Bäume seines Landes, schätzt der Isländer, uebeu den getrockneten Fischen, Seehundsspeck und Fischthrau, die hochwachsende Bodeuslechte Islands, das Isländische Moos; er verwendet es zu Gemüsen, selbst zu Mehl; doch kommen mitunter auch Vogel- eier, frische Fische, Seevögel (thranfette), und besonders Beeren auf den Tisch, und bei den Reicheren Milch und Butter, Lamm- und Kalbfleisch. Reisen und Transporte werden mir mittelst der kleinen, aber starken und schnellen Pferde verrichtet; auch zu der meist weit entfernten Kirche reitet alles. — Von Wild findet sich zuerst das seit 1770 uach Island gebrachte Renntier, das aber nicht gezähmt benützt wird, — der germanische Isländer blieb lieber bei seinem lieben Rind, und dann bei Schaf und Ziege. Wilde Katzeu und weiße, auch blaue Füchse, Schwäne und nn- ermeßliche Scharen Wasservögel, vorzüglich Eidergänse, deren Flaum fleißig gesammelt wird (1870 7900 Pf.); Fische in Menge, und Seehunde; wenn auf einer Eisscholle ein Eisbär daherkommt, wird er schnell auf gemeinsamer Jagd getötet. § 306. Die Isländer, deren man 72 240 zählt, sind sämtlich Lutheraner (seit 1551). Alle sind Freibauern und haben gleiche Rechte. Sie regierten sich auch noch selbst, nachdem sie sich 1261 den Norwegischen Königen unterworfen hatten und 1387 mit Norwegen an Dänemark gekommen waren, durch ihr Althiug (Landsgemeinde), das in - der konstitutionellen Verfassung vom Jahr 1874 beibehalten ist und in zwei Kammern zerfällt. Ihre politische Gesinnung ist sehr konservativ. Sie bewohnen in zerstreuten Höfen das bessere Land. Man zählt über 4700 dieser Höfe, die in 308 Kirchspiele, mit etwa 180 Pfarrern unter einem Bischof eingeteilt sind. Ihre Wohnungen sind, wie in Irland, wegen der Stürme und Schneemassen sowohl, als wegen der teuren Bretter und Balken, ganz kleine niedrige Torf- oder Lavahütten, auch aus Walfischrippen oder Treibholz gezimmert (Mangel an Kalk verhindert Steinbauteu), dann mit Moos ausgestopft, und außen und oben mit Rasen gedeckt; mit kleinen Fensterchen im Dache. Für jeden Raum — Küche, Vorratskammern, Badestube k. je ein besonderes Häuschen, im Sommer alles schön grün, innen jedoch dumpf und feucht; die ganze Gruppe mit einem Steinwall umfaßt. Das Kirchleiu ist zugleich das Vorratshaus oder Warenbehälter, und der Herr Pfarrer, obwohl gelehrt, zugleich der Schmied. Das ganze Isländische Volk ist wohl unterrichtet und wissensdurstig, und mancher Hausvater versteht Latein. In den langen Winternächten, während Haus- mutter und Töchter Dunen reinigen, Wolle spinnen oder ihre trefflichen wollenen Jacken, Strümpfe und Handschuhe stricken, lehrt der Vater die Kinder, oder liest und

7. Lesebuch der Erdkunde - S. 326

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
326 Vii. Schweden und Norwegen. rinth schrecklich brandet und wütet, und gefährliche Strudel erzeugt. — Noch weiter hinaus im Meere und fast der Küste gleichlaufend erhebt sich ein zweiter Vorwall unter den Fluten, eine lange zusammenhängende Meeresbank, aus welcher sich die trefflichen Fischerplätze finden, zu denen der norwegische Küstenbewohner unter un- säglichen Gefahren hinaus fährt, um feinen Lebensunterhalt zu suchen. Zahllose schmale Meeresarme von unergründlicher Tiefe (Fjorde) schneiden tief in die granitnen, hocherhabenen und seltsam gestalteten Felsenmauern der Küste ein, und dringen, bald sich zu finstern, nie von einer Sonne erhellten Klüften der- engend, bald sich wieder zu Busen erweiternd, bis 10, ja bis 20 und 30 M. weit in das Herz des Landes hinein, wie der Hardanger-, Sogne-, Trondhjemer-Fjord, der- zweigen sich hier zu vielen engen Seitenbuchten und Einschnitten, und schließen das wilde Gebirgsland bis in sein Inneres auf. Sie sind die Thäler des Nordlandes. Am Küstenrande kleben hin und wieder elende Fischerhütten, kegelförmig gebaut, mit einer Licht- und Rauchöffnung auf der Kegelspitze, 6—7 zu einem ärmlichen Dorfe vereinigt; zwischen den vor den Küsten zerstreuten Felseninseln rudern schnelle Fischer- boote. Drinnen im Fjord gähnen zu beiden Seiten die zerklüfteten Felsmaffen immer höher, kühner, furchtbarer herein in die dunkle Tiefe. Da und dort stürzt mächtig 5ig> 36. Der Romsdals-5jord. hoch vom Felsrand oben ein Wasserfall in hohem Bogen herab. An die braunroten Felswände oder Abhänge klammern sich Fichten, Weiden, Birken an, und dichtes Gestrüppe, Moos und Flechten hängt aus den Rissen der Felsen; hoch oben blickt ein schmaler Streifen vom Blau des Himmels herab in die dunkle Kluft. Da muß man forgfältig in der Mitte zwischen beiden Felsenrändern rudern; denn gar oft stürzen von der durch die Bäche gelockerten Gebirgsmaffe große Steine mit ungeheurer Ge- walt in die Tiefe, so daß man in Gefahr ist, von ihnen zerschmettert zu werden. Und doch sind es diese tiefen und langen finsteren Spalten des Hochgebirgs, die den reiselustigen Normannen hinauslockten auf den tobenden Ozean, um in fernen Gegenden zu suchen, was ihm seine rauhe Heimat versagte. — Endlich, tief innen im gewundenen Seethale, wo das Gebirge sich zur Schlucht verengt, in schmaler Felsenspalte, endet der Fjord. Von der Höhe des finsteren Schrundes herab er- gießt sich in wilden Sprüngen ein kleines Bächlein in die See. Am schmalen Lan- dungsplatze liegen im trefflichen Naturhafen kleine leichte, einmastige Seeschiffe von trefflicher scharfer Bauart vor Anker. Man landet, und nun geht es an der jähen Wand empor, auf breiten, treppenartigen Felsabfätzen, nicht selten begleitet von äols- artigen Klängen des aus Höhlen hervor- und hinabrieselnden Bächleins. Endlich

8. Lesebuch der Erdkunde - S. 336

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
336 Vii. Schweden und Norwegen. dem rechten Fuß 2 Ellen lang, unter dem linken 4 Ellen (skid). Mit diesen haben die Schweden schon manchen Winterfeldzug gemacht. § 322. Schweden lebt zwar hauptsächlich vom Ackerbau, aber es erzeugt uicht seinen Bedarf an Mehlfrüchten (nur in den südlichsten Landschaften). Es hat im Ganzen nur 498 Q.-M. Ackerland, 354 Q.-M Wiesen und 3200 Q.-M. Wald, dauu über 2000 Q.-M. Schnee- und Felswüsten, und über 1030 Q.-M. Seen und Sümpfe. Es ist daher ein armes Land. Der Reisende muß seine Nahrungsmittel oft selbst mit sich führen. Nur die Straßen sind vortrefflich, man sagt, die besten in Europa; und die Anlage von Eisenbahnen ist im Süden rasch vorgeschritten. Auch hat die Regierung dafür gesorgt, daß überall Herbergen mit Betten und Geräten eingerichtet sind; allein in den walddichten Gebirgsgegenden kann man keine Vorräte von Lebensmitteln halten. In den Hütten trifft man da oft noch gewaltige Feuer von ganzen Scheitern, ohne Öfen, auf offenem Herd; so namentlich in der großen Waldprovinz Jämtland; aber überall findet man biedere, freundliche, daukbare Menschen, von Diebstahl und Räuberei weiß man nichts. — Für Getreide war Schweden lange von seiner ehemaligen Provinz Finnland abhängig. Neuerer Zeit geschieht für Hebuug des Ackerbaues weit mehr als früher; man führt alljährlich viel Getreide aus. Allein in den klaren kalten Augustnächten ist alles in Angst vor dem Erfrieren der Früchte, und man zündet auf der Windseite große Fener an, um durch den Rauch dem eisigen Reife zu wehren. Immer bleiben Notmagaziue an- gelegt; daher sind Hungersnöte im Norden jetzt selten. Das sonst übliche Notbrot aus Gersten- oder Hafermehl mit zerkleinten Halmen, Renntierflechten, Wurzeln und oft mit Fichtenrinde vermengt, ist fast verschwunden; doch lebt man im Sommer vielfach vou Waldbeeren. Dabei werden die Schweden sehr alt. (Das gewöhnliche Brot ist wie in Norwegen das „Knäkebröd" (S. 327). Auch die Viehzucht ist in dem rauhen Lande beeinträchtigt. Wohl wird im Ge- birge Sennerei und Milchwirtschaft getrieben; allein die langen Winter und die Menge der Raubtiere machen große Beschwerden; selbst in den reichen südschwedischen Land- schaften gibt es noch Bären. Im I. 1827 wurden uicht weniger als 36510 Haustiere vou wilden Tieren getötet, und im I. 1867 noch 13023 Füchse, 99 Bären, 47 Wölfe, 107 Luchse, 139 Vielfraße, 27 000 Raubvögel erlegt. Holz kauu Schweden nicht gar viel ausführen. Mau hat in früheren Zeiten mit den Wäldern, welche das halbe Land bedecken, zu arg gehaust, und der noch allgemein übliche Holzbau, sowie das Abbrennen von Waldstrecken (S. 330) zum Ansäen (Svedjen), verzehrt ungeheuer viele Stämme. (Die Häuser werden in den Waldungen gezimmert und dauu auf Flößen nach den Städten k. verführt.) Daher kommen dem Lande seine vielen Torfstreckeu sehr zu statteu. — Auffallend ist, daß in den Wäldern der Vogelgesang fehlt; nur im Süden von Schweden findet sich die Nachtigall. Dagegen hat das Land einen großen Reichtum an wildem Geflügel, Schwäne, Wasser- und Sumpfvögel, Wald- Hühner :c., sowie an anderem Wild; Elentiere, Bären, Wölfe, Luchse, wilde Schweine, Vielfraße, Füchse, Fischottern, und kleineres Pelzwild gibt es genug, sogar noch Biber und Zobel im Norden. Das Nenntier lebt da in ganzen Herden wild, der Lemming zieht in großen Wanderzügen über die Gebirge. Ebenso reich sind die Gewässer und die Seeküste an Fischen, Robben, Austeru ?e. In Lappland werden Rind und Pferd durch das Renntier ersetzt, das nützlich ist, doch nie recht traulich wird, sondern schwer zu behandeln bleibt, und vom Rindvieh äußerst gemieden wird. Man braucht es zum Ziehen und als Melkvieh, läßt seine sehr fette und nahrhafte Milch, die auch Butter und Käse gibt, im Winter gefrieren und schabt von dem Klumpen ab, was man braucht. Auch sein Fleisch und Fell sind vortrefflich. Dabei lebt es äußerst genügsam von Laub, be- sonders von der Renntierflechte, die es unter tiefem Schnee hervorscharrt. § 323. Schwedens Schätze liegen unter der Erde; sein Haupterzeugnis ist Eisen. In dem ungeheuren Felsenstock, aus dem gauz Skandinavien aufgebaut ist, sind so riesenhafte Massen von Eisen eingeschlossen, daß die unerschöpflichen Nor- räte das ganze Menschengeschlecht für einen vielhnnderttausendjährigen Bedarf der- sorgen könnten. Ein eiserner Gürtel unter der Oberfläche des Bodens zieht von Lappland bis Schonen, eine Menge Bergwerke (1213 Eisengruben) sind darin auf-

9. Lesebuch der Erdkunde - S. 342

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
342 Yii. Schweden und Norwegen. nur die Mützen verschieden; sie lieben ungemein klingelnden und glänzenden Putz und Silbergeld, und tragen in ihrem breiten, vielverzierten Ledergürtel allerlei Schmuck, Werkzeug u. s. f. Zur Wohnung dienen spitzige Stangenzelte (Gammen), die Sommers mit grobem Wolltuch oder Renntierfellen, Winters mit Birkenreisern und Rasen überkleidet sind, einen niedrigen Eingang und innen beständig ein Herd- sener haben, meist voll Schmutz, faulender Fischreste und Unrat aller Art, daher von wahrem Pestgestank umgeben. Ihre Sprache ist rauh und durch Gurgeltöue unangenehm. Sie sind jetzt alle getauft, doch herrscht der Z a u b e r g l a n b e noch stark unter ihnen. Den Hauptstamm bilden die Gebirgs läppen mit Renntierherden (von kleinen Hunden bewacht), die Armen mit 60—70, die Reichen mit 2000 und mehr, von deren Fleisch und Milch sie leben, wozu noch Jagdwild, Beeren, Sanerainpfer, Wurzeln u. dgl. kommen. Winters weilen sie in den großen Moorebenen oder Waldungen in der Nähe einer Kirche; sobald aber die Stechmückchen und Bremsen erscheinen, die im niedrigen Sumpflande bei dem zwar kurzen, aber italienisch heißen Sommer eine unausstehliche Plage sind, treiben sie ihre Herden auf das Gebirge von Weide zu Weide, und bewahren sich unterwegs auf entästeten Bäumen Vorräte und Kleider auf. — Die Fischerlappen leben vom Fischfange, wozu oft auch die Gebirgslappeu aus Armut genötigt sind, ziehen auch umher, wohnen aber in schlechteren Hütten. — Die Waldlappen halten neben einigen Renntieren meist auch etliche Kühe, Ziegen und Schafe, wandern nur in kleineren Bezirken, leben mehr von Jagd, und treiben öfter selbst etwas Ackerbau. — Die Ärmsten vermieten sich zum Hüten oder sind Kirchfpiel-Lappen, die einzeln unter den angesiedelten Schweden sehr verachtet leben, und nur zu den geringsten Arbeiten gebraucht werden. — In jüngster Zeit haben sich einzelne Pfarrer und Lehrer ihrer mit Eifer ange- nommen, auch sind junge Lappen zu Lehrern und Missionaren erzogen worden; be- sonders aber hat man an ihren Grenzen Schulanstalten für ihre Kinder errichtet. — Indes werden die Lappen von den Finnen sehr zurückgedrängt, die ein weit höher stehendes, fleißiges Ackerbauvolk sind, und sich schon länger her gern dem Westen zuwenden; es sind 15 000, schon vielfach mit Schweden vermischt. § 329. S t a a t s k i r ch e ist in Schweden die lutherische unter einem Erzbischof und 11 Bischöfen. Die Pfarrer stehen in großer Achtung; in den weiten Sprengeln haben sie „Komminister" und „Adjunkten" zu Gehilfen, und ein großes Natnraleinkommen. Die ziemlich verdorrte Kirche ist seit Anfang des Jahrhunderts durch die sogenannten „Läsare" (Leser der h. Schrift) nnb andere frische Einflüsse etwas belebt worden. Seit die Kirche auf dem Reichstag nicht mehr vertreten ist, hat sie eine Synode kirkemödet erhalten, welche 1868 zum erstenmal wieder (seit 1543) zusammentrat und in jedem füuften Jahr sich wiederholt. Heimisch sind in Schweden die Sweden- borgianer; Katholiken gibt es 600; Juden 1800. — Der Reichstag war lange nach den 4 Ständen abgeteilt: die Ritterschaft (überreichlich vertreten), die Geist- lichkeit (60—70 Mitglieder), die Abgeordneten der Städte oder der Bürgerstand (50), und der Bauernstand (120); er versammelte sich alle drei Jahre in Stock- Holm, jeder Staud beriet sich besonders, und Beschlüsse über das Grundgesetz galten nur, wenn alle 4 Stände und der König übereinstimmten. Im Jahr 1865 aber fetzte der König unter dem Beifall des Landes eine Reform durch, welche das Zwei- kammerfystem einführte. Jedem der 24 Kreise (Läne) steht ein Landeshauptmann (Landshöfdingar) vor; jeder der 113 Fögdereien (Vogteien) ein Kronvogt; Unter- abteiluugeu sind die 191 Bezirke (Härade) und 2361 Kirchspiele (Socknar). —

10. Lesebuch der Erdkunde - S. 392

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
392 Ix. Die Republik Frankreich. Wänden (Falaises) zum Meere abfällt, und nur um die Mündung der Seine ver- flacht und von Lehmhügeln oder Sanddünen eingefaßt ist. Sie ist jedoch fruchtbar, zum Teil eine Kornkammer, und mit Obstbäumen bedeckt, das Land des französischen Obstweins Cidre und Poire. Auch die Viehzucht ist sehr bedeutend, die normanni- schen Pferde ein gewaltiger Schlag. Dagegen treten auch Platten eines nnfrucht- baren Thonschiefergebirges, besonders im südlichen Teile auf, wo große Strecken Landes unangebant, mit Heidekraut und Brombeergesträuch bedeckt sind, jedoch mit fruchtbaren Thälern — der Nebenflüsse der Seine, dann der Orne und kleinerer Küstenflüsse. — Die Meeresküsten liefern die besten Austern; eine Menge Seetang wird als trefflicher Dünger oder auf Soda benützt. Die Bewohner sind ein kräfti- ger, wohlgestalteter, munterer, auch sehr arbeitsamer und gewerbfleißiger Volksstamm mit eigenem Patois; ihre zum Teil klippenvolle Küste macht sie zu guten Matrosen. Hauptstadt Rouen an der Seine, die zur Flutzeit ziemlich große Seeschiffe bis hieher (9 M. vou Havre) einfahren läßt, daher die Stadt eine der größten Seehandels- städte Frankreichs geworden ist, in angenehmer, fruchtbarer Kreidehügelgegend, eng gebaut wie eiue altdeutsche Stadt (prächtige Kathedrale mit 143 m hohem Turme), auf deu Boulevards und am Flusse schöner; bedeutende Fabrikation in feinen und groben Woll- stoffen, 105 000 E. Hier und auf dem Lande herum wohnen viele englische Familien. — Weiter aufwärts an der Seine Elbeuf (22000 E.), und an der Eure Louviers, berühmte Tuchfabrikstädte, und Evreux. — Von Roueu nördlich ist die nächste Seestadt Dieppe (20000 E.), mit Seebädern und dem stärksten Häringsfangbetrieb; der Hafen aber ist, wie an der ganzen Küste der Normandie, seicht, klein, und nur für Kauffahrtei- schiffe geeignet. Der wichtigste Seehandelsplatz am Kanal ist Havre, eigentlich le Havre de Gräce („der Gnadenhafen"), an der 1 M. breiten Seinemündung, mit trefflichem, höchst kuust- voll gebautem Hafen; besonders starke Verbindung mit Nordamerika, Westindien, deu Hauptseeplätzen Europas; eigentlich der Hafen von Paris, darum die zweite Seehandels- stadt Frankreichs (nach Marseille) und eiue der ersten auf dem Festland (1880 liefen 6423 Schiffe von 2'U Mill. Tonnen ein); auch Kriegshafen, Arsenal, Zitadelle, Fabriken; jetzt 106000 E.; von der deutschen Auswanderung noch immer benützt; Walfischfang. — Harflenr und Honfleur, mit Seehandel und Kabeljaufaug (bei Neufundland), Walfisch- fang (bei Grönland). Cherbourg (36000 E.), an der felsigen Nordküste der Halbinsel Cotentin, ist zu einem großen Kriegshafen gegenüber England (Portsmonth) und einem Prachtwerk der Wasserbaukunst mit ungeheuren Kosten (über 100 Mill. Fr.) hergestellt worden. Merk- würdig ist besonders der über 1/2 M. lange, 20 m hohe Quaderdamm ins Meer hinaus als Wellenbrecher gegen die hier besonders mächtige Gewalt des stürmischen Kanals; 3 große durch 10 Forts (mit 3000 Kanonen) geschützte Docks, Arsenal, Seespital. Die Befestigungen wurden 1783 begonnen, 1858 vollendet. Zwischen Havre und Cherbourg etwas landeinwärts das schöne C a e n (spr. kau) an der Ornemünduug, Land- und Seehandelsstadt und bedeutende Fabriken, Hafen, Universität, 41000 E. — Von Bedeutung sind ferner: Granville (befestigt) am nor- mannischen Meerbusen, wegen des Walfischfangs in der Südsee; dann als Fabrikstädte: Alen^on im Süden (17000 E-), an der Sarthe, Leinwand n. a. (die berühmten Spitzen von Alen^on werden aber hier nicht mehr fabriziert); Falaise, Lisienx (18000 E.), Bayenx, St. Lo. In der Nähe von Mortagne das Kloster La Trappe des gleich- namigen strengen Ordens. § 362. Die nächste Seeprovinz ist die düstere Bretagne, die große, ins Atlantische Meer hinausgestreckte Halbinsel Frankreichs. Man kann sie als eine isolierte Berginsel und ebenso isolierte Volksinsel bezeichnen, indem sie noch eine ur- keltische, durch britische Flüchtlinge verstärkte, eigentümliche Bevölkerung hegt, die Breyzards oder Bretons, die, besonders im westlichen Teile, noch ihre alte kymrische Sprache sprechen; daher die ungewöhnlichen Ortsnamen.
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