785
mit den verbündeten Mächten versöhnt hatte, legte Eugen die Waffen
nieder und begab sich mit seiner Familie nach Baiern. In Mailand
erklärte am 23. Mai 1814 der Feldmarschall Bellegarde im Namen
seines Kaisers die Besitznahme des Landes. Nach Piemont, Florenz,
Modena kehrten ihre früheren Fürsten zurück. Der Papst hielt am
24 Mai 1814 seinen feierlichen Einzug in Rom. In Neapel behaupt
tete Murat den Thron. Er hatte am 14. Januar 1814 mit dem Kai-
ser Franz einen Vertrag geschloffen, in welchem ihm der Besitz seiner
Staaten gewährleistet worden war. In Spanien nahm Ferdi-
nand Vii., welchen Napoleon im März 1814 aus Valenpay entlas-
sen hatte, den Thron wieder ein. Dänemark, welches versäumt hatte,
sich zu rechter Zeit von Napoleon zu trennen, mußte Norwegen an
Schweden abtreten. Die ionischen Inseln wurden für einen Frei-
staat erklärt und unter die Schutzherrschaft Englands gestellt. Holland
wurde dem Prinzen Wilhelm Vi. von Oranien als Königreich über-
geben.
Am 1. November 1814 wurde in Wien der Kongreß der Ab-
geordneten der euroväischen Mächte eröffnet. Zu demselben hatten sich
die drei Monarchen, welche die Gefahren des Krieges getheilt hatten,
sowie die Könige von Dänemark, Baiern und Würtemberg und viele
andere Fürsten persönlich eingefunden. Der Zweck des Congreffes war,
der Politik der europäischen Staaten eine feste Gestaltung zu geben, das
Verhältniß vornehmlich der deutschen Fürsten zu ordnen und die Forde-
rungen der größeren und kleineren Herrscherhäuser auszugleichen. Die
Verhandlungen wurden nicht in glänzender Fürstenversammlung, sondern
in geschlossenen Gemächern von Ministern und Räthen geführt. Oest-
reich erhielt von Rußland den Theil von Ostgalizien, den es 1809 ab-
getreten hatte, von Baiern, gegen Einräumung Würzburgs, Aschaffen-
burgs und des größten Theils der überrheinischen Pfalzlande, Tyrol und
Salzburg. Die belgischen Niederlande wurden mit Holland zu einem
Königreich der Niederlande vereinigt. In Italien erhielt Oestreich
außer Mailand das ganze Gebiet von Venedig und legte diesen Provin-
zen den Namen „Lombardisch--Venetianisches Königreich" bei. Genua
wurde an Sardinien gegeben.
Die Verträge, welche Preußen mit Rußland und im Laufe des
Krieges mit den übrigen Mächten geschlossen hatte, sicherten ihm seinen
Länderbestand zu, wie er vor dem Kriege von 1806 gewesen war. Aber
Kaiser Alexander wollte von den polnischen Provinzen nur so viel zurück-
geben, als nöthig war, um eine Verbindung zwischen den Ostseeländern
und Schlesien hervorzubringen. Der Verlust Preußens schien nur ge-
deckt werden zu können, wenn das Königreich Sachsen, welches von den
Verbündeten erobert worden war, an Preußen gegeben wurde. Ueber
diese Frage entstand aber ein Zwiespalt, und Oestreich, England und
Frankreich schlossen am 3. Januar 1815 einen Bund gegen Rußland
und Preußen. Ein Bruch der fünf Großmächte schien unvermeidlich;
aber die Verwickelung wurde noch im Wege friedlicher Verständigung ge-
löst. Preußen erhielt nebst Danzig und Thorn einen größeren Antheil
von Polen, als ihm zuerst bestimmt gewesen war, ein bedeutendes Ge-
biet an beiden Ufern des Rheins und die Hälfte von Sachsen mit den
Elbfestungen Torgau und Wittenberg. Das deutsche Reich wurde
50
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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Extrahierte Personennamen: Eugen Eugen Franz Franz Napoleon Napoleon Wilhelm Oestreich Alexander Alexander Oestreich
Extrahierte Ortsnamen: Baiern Mailand Florenz Modena Rom Neapel Spanien Valenpay Schweden Englands Holland Wien Baiern Würtemberg Ostgalizien Baiern Würzburgs Tyrol Salzburg Holland Niederlande Italien Mailand Venedig Sardinien Sachsen England Frankreich Danzig Thorn Polen Rheins Sachsen Wittenberg
751
Wenige Monate später, am 23. Januar 1806, sank auch Pitt in daß
Grab. Sein Tod war für Napoleon ein Gewinn, da die Leitung der
auswärtigen Geschäfte an Fox überging, dessen dem Frieden mit Frank-
reich zugewendete Politik die Unfälle steigerte, welche Pitts weitumfas-
sende Kriegsplane über die Landmächte gebracht hatten. Weil Preußen,
von Napoleon gezwungen, Hannover in Besitz genommen hatte, er-
klärte England an Preußen den Krieg. Zu derselben Zeit wurde
Preußen auch in einen Kampf mit dem Könige Gustav Adolf von
Schweden verwickelt. Dieser Fürst war, voll Verlangen nach Ruhm,
im Herbste 1805 mit einem aus Schweden und Russen bestehenden Heere
im nördlichen Deutschland aufgetreten, er hatte jedoch die Gelegenheit,
den Franzosen zu schaden vorübergehen lassen und-suchte nun, als Eng-
lands Verbündeter, durch Behauptung des zu Hannover gehörenden
Ländchens Lauenburg Händel mit Preußen.
Napoleon hatte am 21. September 1805 mit dem Hofe von Nea- Versorgung
pel einen Vertrag geschlossen, nach welchem alle Häfen des Königreichs Bonapart"
den Feinden Frankreichs gesperrt sein sollten. Als aber am 19. Novem-
der ein russisch-englisches Heer von 32,000 Mann in Neapel landete,
nahm es die Königin Karoline mit unverhohlenen Freudensbezeigungen
auf. Darüber entbrannte der Zorn Napoleons und er erklärte: die Dy-
nastie der Bourbons zu Neapel habe aufgehört zu regieren. Nach dem
Frieden zu Preßburg schifften die Engländer und Russen sich wieder ein;
der König Ferdinand und die Königin verließen gleichfalls Neapel und
flüchteten sich mit Kostbarkeiten und Freunden nach Sieilien, und am
14. Februar 1806 zogen die Franzosen in Neapel ein. Prinz Joseph,
Napoleons Bruder, wurde zum König von Neapel und Sieilien
erklärt. König Joseph ergab sich, sobald er seinen Thron einigermaßen
befestigt sah, den Vergnügungen und gewann nicht das Vertrauen und .
die Liebe seiner Unterthanen.
Die Herzogthümer Cleve und Berg erhielt Napoleons Schwager
Joachim Murat, ein tüchtiger Reitergeneral. Die batavische Re-
publik wurde 1806 in ein Königreichverwandelt und Napoleons zweitem
Bruder, Ludwig, übergeben. Alle diese Staaten wurden für Föderativ-
staaten erklärt und sollten zu dem französischen Kaiser in der strengsten
Abhängigkeit stehen. So erweiterte sich Frankreich zu einem neuen west-
lichen Kaiserreich, das mehr als die Hälfte der europäischen Bevölkerung
in sich begriff. Napoleon machte die Versorgung seiner Familie, die vl
nicht liebte, zu einem Hauptgegenstande seiner Thätigkeit. Er wurde
nicht müde, die Zahl dieser versorgungsbedürftigen Familienglieder durch
Erhebungen und Ankindungen zu vermehren. Seinen Stiefsohn, Eu-
gen Beauharnais, nahm er an Kindesstatt an und machte ihn zum
Vieekönig von Italien. Sein jüngster Bruder, Hieronymus Bona-
parte, der seiner Gemahlin, einer amerikanischen Miß, entsagte, wurde
zu Gnaden aufgenommen und zum französischen Prinzen erklärt. Nur
Lucian widersetzte sich der Trennung seiner Ehe und blieb im Privat-
stände. Mit mehreren alten Fürstenhäusern wurden Verbindungen ange.
knüpft, Prinz Eugen wurde mit einer baierischen Prinzessin, eine Nichte
Josephinenß mit dem Kurprinzen von Baden vermählt, Hieronymus mit
einer würtembergischen Prinzessin verlobt.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Gustav_Adolf_von
Schweden Gustav Adolf Napoleon Karoline Napoleons Ferdinand Joseph Napoleons Joseph Napoleons Joachim_Murat Napoleons Ludwig Ludwig Napoleon Hieronymus_Bona- Lucian Eugen Eugen Josephinenß
Extrahierte Ortsnamen: Hannover England Schweden Deutschland Hannover Lauenburg Frankreichs Neapel Napoleons Neapel Neapel Neapel Napoleons Neapel Berg Napoleons Napoleons Frankreich Italien Baden
223
steuern zahlte Sachsen an Preußen noch 1 Million
Thaler, tritt der Convention von Hannover bei, stellte
alle gegen Preußen verfügte Handelsbedrückungen ab,
sichert den Preußen die richtige Zahlung ihrer in der
sächsischen Steuer stehenden Capitalien und erhält die
protestantische Religion aufrecht. Noch sollte die Stadt
Fürstenberg nebst Schidlo und dem Oderzoll gegen
Entschädigung abgetreten werde, doch unterblieb dieses. Das
waren die Bedingungen des Friedens, der am 25. Decem-
der zu Dresden geschloffen wurde. So wurde der kurze
Krieg beendigt, der unnützer Weise begonnen und Sachsen
mehrere Tausend Menschen und 5 bis 6 Millionen gekostet,
ohne den mindesten Vortheil zu gewahren.
Kaum war der Friede hergestellt, als Brühl das
sächsische Heer an England überlassen wollte; doch
vermittelte es der Marschall won Sachsen, daß Kur-
sachsen neutral blieb, während Frankreich drei Jahre
lang jährlich zwei Millionen Franken zahlte. Dieses Ab-
kommen gab Gelegenheit zu einer näheren Verbindung mit
Frankreich, deren Folge die Vermählung des Dauphin
(Kronprinzen) von Frankreich mit König August's Ii.
Tochter Maria Josephe i. I. 1747 war, aus welcher
Ehe die drei Könige Ludwig Xvi. Ludwig Xviii.
und Karl X. entsproßen sind. In dem nämlichen Jahre
vermählte sich der Kurfürst Maximilian Joseph von
Bai ern mit der sächsisch en Prinzessin Maria Anna,
und gleich darauf der Kurprinz Friedrich Christian
von Sachsen mit der Prinzessin Maria Antonia von
Baiern, der Tochter Kaiser Kar l's Vii. Diese Vermäh»
lungen gaben wieder die erwünschten Gelegenheiten zu einer
Reihe der prunkvollsten Hoffeste, deren Kosten sich auf Mil-
lionen beliefen, die, da die Staatskassen leer waren, durch
Anleihen und Verpfandungen aufgebracht werden mußten.
So verderblich wie Brühls Politik dem Kurstaake
war, eben so unheilvoll war sein Staatshaushalt. Sein
Dichten und Trachten ging allein darauf, sich bei seinem
Herrn in Gunsten zu erhalten und für den unermeßlichen
Aufwand des Hofes und für seine eigene ungeheuere Ver?
schwendungen Geld zu erpressen; daß er dadurch den Staar
zu Grunde richtete, kümmerte ihn nicht. Damit dem Kö«
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Extrahierte Personennamen: Maria_Josephe Maria Ludwig_Xvi Ludwig Ludwig_Xviii Ludwig Karl_X Karl Maximilian_Joseph_von
Bai Maximilian Maria_Anna Maria Friedrich_Christian
von_Sachsen Friedrich Maria_Antonia_von
Baiern Maria Brühls
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Hannover Dresden Sachsen England Sachsen Frankreich Frankreich Frankreich
282
Staatsminister von der Reck und der Generalmajor von
Gaudi bekannt machten, daß Preußen, einverstanden
mit Rußland u. Oestreich, Sachsen in Besitz neh-
men würde. Ein leidiger Trost war die Versicherung, daß
Sachsen seine Gerechtsame und Ungetrenntheit behalten und
nie in eine bloße preußische Provinz verwandelt werden
sollte. Wie sehr sich die preußische Landesverwaltung
auch bestrebte, durch Schonung und Milde die Herzen der
Sachsen für sich zu gewinnen, so minderte das die Trauer
des Volkes um den geliebten Landesherrn und über den
Verlust der Unabhängigkeit des Vaterlandes nicht, und die
Anstrengungen, die Napoleons Rückkehr von Elba
nöthig machten, als die Ausrüstung 6 neuer Landwehrregi-^
menter und ein Zwangsanlehn von - Million Thlr. zur
Einlösung der ausgestellten Steueranweisungen, erschienen
nur um so drückender. Alle öffentlichen Aeußerungen der
Sehnsucht seines Volkes nach seinem Könige, alle Bitt-
schriften und Deputationen an die Monarchen und an den
Eongreß zu Wien wurden verhindert, eine Deputation
der Stande an den Kaiser Alexander ward mit Un-
willen zurückgewiesen und auch eine Bittschrift des Heeres
ungnädig ausgenommen und der von allen Sachsen hoch-
geehrte General Le Coq im Frühjahr 1815 nach Sachsen
abgerufen und in eine Festung verwiesen. Als endlich eine
Theilung Sachsens in Vorschlag kam und in Folge der-
selben das Heer getheilt werden sollte, was doch, da die
Theilung noch keineswegs geschehen, voreilig war, so ent-
stand in dem sächsischen Heere deshalb ein Aufstand.
Die sächsischen Krieger, die in Lüttich standen, wurden
von überlegener preußischer Macht umzingelt, entwaff-
net, 6 Grenadiere und 1 Tambour herausgenommen und
erschossen.
König Friedrich August hatte unterdessen in Ber-
lin und Friedrichsfelde sein Unglück mit Muth und
Würde ertragen und alles angewandt um zu seinem Rechte
zu gelangen. Er hatte sich an die Höfe von Paris und
London und an den Wiener Eongreß gewendet und
mit großem Nachdrucke der Besitznahme seines Landes wi-
dersprochen. Eine Entschädigung, die ihm am Rhein und
in Westphalen geboten wurde, wies er standhaft zurück,
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Extrahierte Personennamen: Oestreich Napoleons Alexander Alexander Friedrich_August Friedrich August Muth
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Sachsen Sachsen Napoleons Elba Wien Sachsen Sachsen Sachsens Ber- Friedrichsfelde Paris London Rhein
264
I?n mit 2 Millionen 319,396 Seelen enthielt und spater
noch durch Abtretungen von Oestreich und Preußen
vergrößert wurde. Dieses neue Herzogthum war durch den
Krieg und die großen Schenkungen an französische
Marschalle völlig ausgesogen, und die Einkünfte, die dem
König als Herzog von Warschau zugewiesen waren,
hat er wohl nie völlig bezogen. Die Erwerbung des
cottbußer Kreises war ein offenbarer Verlust, denn durch
die Abtretung des Amtes Gommern, Ramis und
Elm enan, die Grafschaft B ar b y mit Ausnahme von
Walternienburg, das ganze sächsische Alansfeld
mit Ausnahme von Artern, Vockstadt und Born-
stadt und das Miteigenthum an der Grafschaft Tref-
furt und der Vogtei Dorla, verlor die sächsische
Staatskaffe an 60,000 Thlr. Einkünfte. Die Theilnahme
an der Schutzherrschast über Danzig gewährte nicht nur
keinen Vortheil, sondern mußte auch Sachsen in unange-
nehme Weiterungen mit Preußen bringen. Der einzige
wesentliche Vortheil für Sachsen waren die zollfreien
tandelsstaaten durch das preußische Gebiet zwischen
achsen und Polen. Schon gleich nach Abschluß des
Friedens von Tilsit, vom 13.bis22.Juli, erschien Napo-
leon zu Dresden, und ihm zu Ehren wurde der Orden
her Nautenkrone gestiftet. Vom 11. November bis 27.
December war Friedrich August selbst in seinem neuen
Herzogthum, um die Huldigung zu empfangen. Früher
schon am 2. October 1807 waren alle deutsche Beamte
7000 an der Zahl, der Stellen beraubt worden und dem
unglücklichen Preußen zugewendet worden. Friedrich
August handelte nicht aus eigenem Antriebe so hart, er
war durch den Ariedensschluß und die Verfassung des Her-
zogthums dazu gezwungen worden.
Wie uneigennützig Friedrich August sein neues
Herzogthum verwaltete, geht daraus hervor, daß er nicht
das Mindeste von den ihm ausgesetzten 7 Millionen nach
Sachsen zog, sondern aus eigenem Vermögen fast 5 Mil-
lionen dem warschauer Staatsschatz vorschoß, und end-
lich sogar 2^ Millionen polnischer Gulden aus den
sächsischen Staatskassen nach Warschau sandte, die
erst sein Nackfolger ersetzt erhielt. Eine feindselige Maßre-
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Extrahierte Personennamen: Oestreich Friedrich_August Friedrich August Friedrich Friedrich August Friedrich_August Friedrich August
*54
Europa.
Luckau, an der sächsischen Gränze; die erste Stadi
Her Niedeclausitz von 450 H. 3600 E.
Lübben, nordöstlich vdn Luckau, an der Spree,
die jetzige Hauptstadt, mit 426 H. und 3000 E.
Guben, östlich von Lübben, an der hier schistbaren
Neiße, eine Stadt von 850 H. und 5000 E. mit ansehn-
lichen Tuchmanufakturen und gutem Weinbau.
So rau, südöstlich von Guben, an der schlesischen
Gränze, eine Stadt von Zzo H. und 3500 E., mit wich-
tigen Tuch-, Garn- und Leinwandmanufakturen, und ei-
nem beträchtlichen Handel.
Kotbus, Handelsstadt an der Spree, mit 612
Häusern ttnb 5300 Einwohnern.
B. Das Großherzogthum Warschau.
(Sch. Atl. Taf. Xxv. — Hd. Atl. Taf. Xii.)
Dieser neue aus einem beträchtlichen Theile des vor>
maligen Königreichs Polen, nämlich ganz Süd Preu-
ßen, und Theilen von West- und Neu-Ostpreu-
ßen gebildete Staat, der durch den Frieden von Ti l fi t
Hon Preußen abgerissen und dem Könige vpn Sach-
sen zugetheilt wurde, gehört weder zu Teutsch land
noch zum Rheinbünde, kann aber als Nebenland des
Königreichs Sachsen (um dieses in seinem Ganzen
überblicken zu können) hier am füglichsten Anhangs-
weise beschrieben werden.
Dieses neue Großherzogthum Warschau, nebst
dem dazu geschlagenen Neuschlesien, liegt zwischen
dem Königreich Preußen, Rußland, Galizien und
Schlesien, folglich von dem Königreiche Sachsen ge-
trennt; doch hangt es durch eine Militarftraße mit der
Lausitz zusammen. — Der Flachenraum betragt 1851
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Europa.
158
Kalwar y, die Hauptstadt mit 27oo Einw.
Anmerk. Die sämmtlichen Staaten def jetzigen König-
von Sachsen machen einen Filchenraum von nahe au
2600 Q. M. aus, mit einer Volksmenge von 4,363,000
Seelen. Die Staatseinkünfte belaufen sich überhaupt auf
I7j Millionen Gulden; die Landmacht besteht aus 65,000
Mann, und das Bundeskontingent ist auf 20,000 Mann
bestimmt.
Iv. Das Königreich Westphalen.
(Sch. Zltl. Taf. Ix. — Hd. liti Taf. Xiii.)
Dieses erst durch den Frieden von Tilsit (12. Jul.
1807) neugeschaffene teutsche Königreich nimmt beträcht-
liche Strecken von dem vormaligen oberrheinischen, west-
fälischen, nieder - und obersächsischen Kreise ein; denn
es ist aus folgenden vormals getrennten Landern gebildet,
die. theils von Preußen (in gedachtem Frieden) abgetre-
ten , theils als eroberte Länder dem Kurfürsten von Hes-
sen und dem Herzoge von Braunschweig, sowie
auch dem Könige von Großbritannien, als Kur-
fürsten von H ano ver, entrissen, theils durch Ver-
trage dem neuen Königreiche einverleibt worden sind.
1) Das Herzogthum Vraunschweig - Wolfenbüttcl (vor»
mals im niedersächsischen Kce'.se).
2) Die Altmark von Brandenburg (bisher Preußisch), s»
viel davon auf dem linken Ufer der Elbe liegt. (Im
obersächsischen Kreise. )
z) Das (bisher Preußische) Herzogthum Magdeburg, eben-
falls mit der Elbgränze. (Im niedersächsischen Kreise.)
4) Der (bisher Preußische) Saalkreis oder das Gebiet von
Halle. (In demselben).
5) Das (bisher Preußische) Fürstenthum Hildesheim mit der
vormaligen Reichsstadt Goslar. (Im niedersächsischen
Kreise. )
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Sachsen Tilsit Hes- Braunschweig Brandenburg Saalkreis
*88 Europa.
Anmerk. Die Staatseinkünfte des Gro-hkrzog-thrrmi
Baden belaufen sich jetzt auf nahe an 3 Milk. Gulden.
Das Militär besteht aus 12,000 Mann. Das Bunde«
Kontingent ist auf 8000 Mann bestimmt.
Vh. Das Großherzogthum Berg.
Sch. All. Xvi. — Hd. Atl. Xiv.
Das zu Gunsten des Prinzen Joachim Murat,
Schwagers des französischen Kaisers Napoleon, neu-
gebildete Großherzogthum Berg (in W est-
phalen) besieht aus: dem (vormals Kurpfalzbaier«
schen im Jahre iza6 an Frankreich abgetretenen) Her«
zogthum Berg, dem (vormals preußischen) Herzog-
Ihum Kleve, nebst den (vormaligen) Abteien Essen,
Werden und Elten, dem (vormals preußischen)
Herzogthum Münster (Theil des ehemaligen Bis-
thums), den (vormals preußischen) Grafschaften Mark,
Lingen und Teklenburg, und der Grafschaft (vor-
maligen Reichsstadt, nebst Gebiete) Dortmund,
wozu dann noch mehrere der Landeshoheit des Großher-
^ogs unterworfene Standesherrschaften kommen, die un-
gefähr ein Drittheil des ganzen Staats ausmachen.
Dieses ganze Staatsgebiet liegt am Rheine, der es
auf der Westseite von Frankreich scheidet; gegen
Norden stößt es an Holland, das Fürftenthum
Salm, das Herzogthum Aremberg; gegen Osten
an das Königreich Westphalen und das Großherzog-
lhum Hessen, und gegen Süden an das Herzogthum
Nassau. Die Länge dieses Landes betragt von Nor-
den nach Süden gegen 30 und die größte Breite von
Westen nach Osten 10 Meilen. Der ganze Flachenraum
wird zu 315 Q. M. und die auf demselben lebende
-Volksmenge zu 931,000 Seelen angegeben»
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Extrahierte Personennamen: Joachim_Murat Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Europa Baden Großherzogthum_Berg Frankreich Lingen Dortmund Rheine Frankreich Holland Hessen
272
Europa.
Kirche zugethan, die hier, so wie auch die Römisch-
Katholische beinahe ganz gleiche Rechte und öffent-
lichen Gottesdienst haben; auch werden andere Sekten
und Juden mit freier Religionsübung geduldet. —
Künste und Wissenschaften stehen hier in schönster
Blüte; es fehlt auch nicht an den trefflichsten Insti-
tuten dazu, an gelehrten und anderen Bildungsanstal-
Len; auch ist das Erziehungswesen in den meisten Thei-
len gut eingerichtet.
Eintheilung. Der Preußische Staat zerfallt
nach seinem jetzigen Bestände in zwei Haupttheile, näm-
lich in die vormaligen Teutschen Länder und in
das eigentliche Königreich Preussen.
I. Die Teutschen Preußischen Lander-
oder die Theile von Teutsch land, die jetzt von dem
Teutschen Reiche getrennt sind, und noch zum Preus-
sischen Staate gehören (— 1761 Q. M. mit nahe an
Z^- Mill. Ernw.) sind: Die Mark Brandenburg,
ein Theil vom Herzogthum Magdeburg, das Her-
zogthum Pommern und Schlesien.
1. Die Mark Brandenburg.
(Sch. Atl. Taf. Xi? Hd. Atl. Taf. Xix.)
Die Mark (Markgrafschaft) Brandenburg
(564 Q. M. mit 1,019,247 E.) liegt nordwärts vom
Kurfürstenthume Sachsen, und hat den Niedersachsischen
Kreis im Westen, und Preußen im Osten; von der Ost-
see wird es durch Pommern getrennt. Das Land ist
eben, und hat nur Hügel, keine beträchtlichen Berge.
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Preussen Brandenburg Schlesien Brandenburg Brandenburg Sachsen
. .. V
Teutschland. 143
stenthum des teutschen Reichs war, besteht nun aus
zwei Haupttheilen, nämlich dem Königreiche Sach-
sen an sich, welches die dazu gehörigen Lander in
Teutschland begreift, und jetzt dem Rheinbünde ein-
verleibt, und dem durch den Frieden von Tilsit hinzu-
gekommenen neuen H-erzogthume Warschau, das
aus einem Theile des den Preußen wieder entrissenen
Polens gebildet ist, und nicht zum Rheinbünde ge-
hört; hier also nur Anhangsweise beschrieben werden
darf.
3) Das Königreich Sachsen an sich liegt groß-
ßen Theils (den Antheil an Henneberg abgerechnet)
im südlichen Theile des vormaligen Ob er sächsischen
Kreises, zwischen Böhmen, Schlesien, Brandenburg,
Westphalen, den sächsischen Herzogthümern und Fran-
ken. — Es nimmt einen Flächenraum von 748 Qua-
drat, Meilen ein, auf welchen über zwei Millionen
Menschen leben. (Das Nähere folgt hier in der Be-
schreibung der einzelnen Länder.)
i) Alt-Sachsen oder das vormalige Kurfür-
stenthum Sachsen.
Auf beiden Seiten der Elbe, mit einem schmalen
Striche, der sich westwärts hinzieht. Es ist theils an
sich aus verschiedenen Ländern zusammengesetzt, theils
sind diesem Hauptlande die übrigen königlichen sächsi-
schen Länder in dem vormaligen obersächsischen Kreise
einverleibt. Mit diesen besteht dasselbe aus dem ei-
gentlichen Herzog thu me Sachsen, auf welchem
bisher die Kurwürde beruhte, aus dem größten Theile
der Markgrafschüft Meissen, mit Einschluß
dreier Bisthümer, einem Theile der Landgrafschaft
Thüringen, und einem Theile des Vogtlandes;
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land]]
TM Hauptwörter (200): [T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden]]