449
Individuen, aber er begründete doch ein gewisses äußeres Wohlbefinden
der Indianer und war besser, als alles das, was später der Liberalis-
mus in jenen Ländern geschaffen hat. Der Aufstand der Indianer
wurde allein den Jesuiten zugeschrieben, weil diese bei dem unbedingten
Gehorsam, den ihnen ihre Beichtkinder bewiesen, die Indianer leicht
hätten zur Unterwerfung unter die königlichen Befehle bewegen können.
Aus diesem Indianer-Aufstande sind die Maßregeln herzuleiten, welche
zuerst in Lissabon, dann in Paris und Madrid gegen den Orden ergrif-
fen wurden und die zuletzt die Aufhebung des Ordens herbeiführten.
Der Minister Pom bal war es, welcher dem Jesuiten-Staate in
Amerika ein Ende machte und welcher unmittelbar darauf in Portu-
gal den Vernichtungskamps gegen die Jesuiten begann. Pombal hatte
lange Zeit zu London und Paris diplomatische Geschäfte besorgt; er
hatte die französische Philosophie und die neuen Einrichtungen europäi-
scher Staaten kennen gelernt und nach seiner Rückkehr nach Portugal die
Ueberzeugung gewonnen, daß seine Landsleute durch die Jesuiten, in deren
Händen sich die Regierung und aller Unterricht befand, um mehr als ein
Jahrhundert hinter dem übrigen Europa zurückgehalten worden wären.
Pombal war ein äußerst kräftiger und energischer Mann und hatte den
größten Einfluß auf den König Joseph Emanuel. Die Jesuiten selbst
gaben Pombal Gelegenheit, mit dem größten Nachdruck gegen sie zu
verfahren, als sie die politischen Reformen Pombal's und die Härte,
mit welcher diese durchgeführt wurden, benutzten, um ihn bei der könig-
lichen Familie und beim Volke als eilten gottlosen, gefährlichen Menschen
zu verdächtigen. Die Jesuiten wurden 1757 vom Hofe entfernt und
durch andere Gastliche ersetzt. Pombal ließ zwei officielle Schriften
drucken, in welchen das Verfahren gegen die Jesuiten durch Nachwei-
sungen über das Treiben derselben in Südamerika und Portugal gerecht-
fertigt und alle Monarchen aufgefordert wurden, die Jesuiten als Feinde
der Fürstenmacht zu verfolgen. Diese Schriften wurden in ganz Europa
verbreitet und trugen nicht wenig zu den Maßregeln bei, welche bald
auch von anderen Regierungen gegen ven Orden ergriffen wurden.
Vom Papste verlangte Pombal eine gänzliche Reform des Ordens.
Der Papst ernannte den Erzbischof Saldanha zum Visitator und
Reformator des Jesuiten-Ordens in Portugal, und dieser erklärte die
Jesuiten für schuldig, dem päpstlichen Befehl zuwider Handel und
Wucher getrieben zu haben. Saldanha untersagte den Jesuiten das
Predigen und die Abhaltung von Beichten. Ein Mordanschlag auf den
König gab Pombal Gelegenheit, auch mehrere angesehene Jesuiten ins
Gefängniß zu werfen. Daß ganze Vermögen der Jesuiten wurde 1759
in Beschlag genommen. Der Papst konnte sich der Zumuthung nicht
erwehren, als Pombal von ihm die Erlaubniß verlangte, den Orden
durch die weltlichen Gerichte zu verfolgen. Auf Pombal's Befehl wur-
den 113 Jesuiten, zum Theil alte und achtbare Männer, auf ein Schiff
gebracht und an die Küste des Kirchenstaates geschafft. Ein königliches
Edict verbannte alle Jestüten als Rebellen und Verräther aus dem
Reiche und bedrohte sie mit dem Tode, wenn sie wieder zurückkehren
würden. Unmittelbar nachher wurde wieder eine Anzahl Jesuiten unter
Mühsalen und Entbehrungen nach Eivitavecchia gebracht.
29
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492
ordentlich vergrößert worden sei; aber das war nicht der Fall; unter
Jakob I. stieg England wieder von der Stufe herunter, auf der es bis-
her gestanden hatte. Jakob begann seine Regierung mit der Beendigung
eines Krieges, welcher viele Jahre hindurch zwischen England und Spa-
nien geführt worden war, und von dieser Zeit an vermied er Feind-
seligkeiten mit einer Festigkeit, welche selbst Beleidigungen der Nachbarn
und der laute Unwille seines Volkes nicht erschüttern konnten. Jakob
rühmte sich immer einer besonderen Geschicklichkeit in dem, was er des
Königs Metier nannte, und doch ist es kaum möglich, sich von einem Ver-
fahren eine Vorstellung zu machen, welches den Grundsätzen dieses Metiers
entschiedener widerspräche, als dasjenige, welches er zur Anwendung brachte.
Während sich in dem Parlamente lind dem Lande ein republikanischer
Geist mit Kraft zu regen begann, erhob der König beständig in der be-
leidigendsten Form Ansprüche, an die seine Vorgänger nicht gedacht hat-
ten. Er hatte die übertriebensten Vorstellungen von seiner unbeschränkten
königlichen Macht und besaß doch keine stehende Armee und machte
nicht einmal den Versuch, eine solche zu bilden. Er beunruhigte und
erzürnte das Parlament, indem er demselben ohne Aufhören sagte, daß
es nur so lange, als es ihm gefiele, seine Privilegien behaupten werde.
Dennoch beugte er sich vor dem Parlament, opferte demselben einen
Minister nach dem andern und duldete es, daß er zu Schritten gezwun-
gen wurde, die seiner Neigung entschieden widersprachen. Gleichzeitig
waren die religiösen Zerwürsniffe furchtbarer als jemals geworden. Frü-
her hatten sich alle protestantischen Parteien gegen die Papisten vereinigt;
jetzt, wo die Gefahr vor dem Papstthum nicht mehr vorhanden war,
standen sich die Anhänger der anglikanischen Kirche und die Puritaner
schroff gegenüber. Die Streitfragen nahmen eine solche Form an , daß
alle Hoffnung auf Versöhnung verschwand; neue Controversen von viel
größerer Bedeutung wurden den bisherigen Gegenständen des Streites
hinzugefügt. Die Katholiken hegten große Erwartungen von einem Kö-
nig, dessen Mutter sie als eine Märtyrerin für ihren Glauben verehrten,
und der Papst freute sich über die Thronbesteigung des Hauses Stuart
in England.
Auch war Jakob nicht abgeneigt, den Katholiken Einiges zu ge-
währen, aber aus Furcht, ein Papist gescholten zu werden, entsagte er
bald der anfangs bewiesenen Billigkeit gegen die Anhänger der römischen
Kirche. In dem ersten Parlamente Jakobs (1604) wurden die strengen
Verordnungen Elisabets gegen die Katholiken erneuert. Jakob I., ob-
gleich im Presbyterianismus der Schotten aufgewachsen, war doch der
bischöflichen Kirchenverfassung überaus zugethan, da diese den englischen
Königen stets die größte Unterwürfigkeit bewies. Die gleichzeitig mit
dem Parlamente versammelte Geistlichkeit der Episcopalkirche erließ neue
Disciplinarverordnungen, und eine große Zahl puritanischer Geistlichen
wurde aus ihren Stellen getrieben. Diese schrieen über Papismus, und
der König verhängte, um diesem Vorwurf zu entgehen und zugleich ge-
schreckt durch die Umtriebe der Jesuiten, nun auch Verfolgungen der
Katholiken. Er ließ die Gesetze seiner Vorgängerin gegen die Jesuiten
sowie gegen jeden Engländer, welcher die Ablegung des Suprematseides
verweigerte, erneuern. Dies Fehlschlagen aller Hoffnungen brachte die
Anhänger der alten Kirche in die größte Aufregung. Sir Robert
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Extrahierte Personennamen: Jakob Jakob Jakob Jakobs Jakob_I.
495
Papismus oder Arminianismus begünstigten, so wie jeden, der zur Er-
hebung des Tonnen - und Gewichtgeldes ohne Bewilligung des Paria-
ments riethe oder dasselbe erhebe oder bezahle, für einen Todfeind deß
Königreichs und einen Verräther der englischen Freiheit. Nun löste der
König das Parlament auf. Um den Geist der Widersetzlichkeit durch
strengere Maßregeln einzuschüchtern, wurden neun der heftigsten Oppo-
sitionsmänner eingezogen und von dem geheimen Rath trotz der parla-
mentarischen Freiheit zu hoher Geldbuße und zur Einsperrung verurtheilt.
Der König war nun entschlossen, ohne Mitwirkung des Parlaments Emgriffemdic
zu regieren. Ihm zur Seite stand Sir Thomas Wentworth, der des" Staates
früher ein Vorkämpfer der Opposition gewesen war. Mit dem Platze und d. Kirche,
hatte ec seine Gesinnung gewechselt. Sein jetziger Plan war, die Un-
umschränktheit des Königs herzustellen und eine starke Verwaltung zum
Besten des Landes unbekümmert um die Rechte des Volkes zu begrün-
den. Die Verwaltung der kirchlichen Angelegenheiten war in der Hand
von William Laud, Erzbischof von Canterbury. Von allen Präla-
ten der anglikanischen Kirche ist Laud am meisten von den Grundsätzen
der Reformation abgewichen und hat sich Rom am mehrsten genähert.
Seine Leidenschaft für Ceremonien, seine Verehrung der Feiertage,
Fasten und heiligen Orte, seine Abneigung gegen die Ehe der Geist-
lichen, der glühende und nicht ganz uneigennützige Eifer, mit welchem
er den Anspruch des Klerus auf Ehrerbietung von Seiten der Laien
behauptete, würden ihn zum Gegenstand der Abneigung der Puritaner
gemacht haben, wenn er auch nur gesetzmäßige Mittel zur Erreichung
seiner Zwecke angewandt hätte. Aber sein Verstand war beschränkt, er
war heftig, reizbar, von lebhaftem Gefühle für ferne Würde, von ge-
ringem Mitgefühl für die Leiden Anderer. Unter seiner Leitung wurde
jede kleine Gemeinde von Separatisten aufgespürt und mit Gewalt aus
einander getrieben; sogar die Privatandacht in Familien entging der
Wachsamkeit seiner Späher nicht.
Um die Geldbewilligungen des Parlaments für den Augenblick
nicht nöthig zu haben, schloß Karl I. Friede mit Frankreich und Spa-
nien (1629 und 1630). Das Tonnen- und Gewichtgeld wurde weiter
erhoben, gegen starke Zahlungen oder jährliche Abgaben die ausgedehn-
testen Monopole ertheilt und zum Bau einer Flotte ein bedeutendes
Schiffsgeld eingefordert. Noch mehr wurde das Gefühl des Volkes da-
durch verletzt, daß auf Lauds Betreiben die Puritaner heftig verfolgt
wurden. Aus ihren Pfarren vertrieben, zogen ihre« Geistlichen von Ort
zu Ort und predigten auf freiem Felde gegen den Papismus, welchen,
wie sie glaubten, der König und Laud einzuführen beabsichtigten. Auch
von den Staatsämtern wurden die Dissenters ausgeschlossen, auf alle
Weise bedrückt und ihnen sogar die Auswanderung verboten. Noch
größer wurden die Besorgnisse der Puritaner, als Laud eine Liturgie
entwarf, durch welche eine Menge Ceremonien eingeführt wurden. Die
Gährung des Volkes zeigte sich in einer Menge von Schriften, welche
gegen die Begünstigung des Papismus, gegen die Ausschweifungen des
Hofes, gegen die Tyrannei in der Kirche und im Staate gerichtet waren.
Die Gerichtshöfe gewährten den Unterthanen gegen die bürger-
liche und kirchliche Tyrannei keinen Schutz. Besonders zwei Gerichts-
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680
Der Krieg
am Rhein und
in Belgien.
Die Septem-
bertage.
riez hatte sich auf einer langen Hügelreihe zwischen St. Menehould
und Valmy vereinigt. Der Herzog begnügte sich mit einer Kano-
nade gegen den auf der Höhe bei Valmy stehenden Kellermann;
aber den Angriff wagte er nicht. Er knüpfte Unterhandlungen mit
Dumouriez an. Als er aber die Wiedereinsetzung Ludwigs Xvi. in
seine vollen Rechte verlangte, theilte ihm Dumouriez das auf die Ab-
setzung deß Königs und die Umwandlung Frankreichs in eine Republik
bezügliche Decret der Nationalversammlung mit. Ein rauhes Herbstwet-
ter stellte sich ein; der lehmige Boden der Champagne wurde zum tiefen
Morast; die naffe Kälte, verbunden mit dem Genuß unreifer Trauben,
die beim Mangel an Brot und trinkbarem Wasser oft mehrere Tage hin-
durch das einzige Nahrungsmittel waren, erzeugten die Ruhr, und Tau-
sende erkrankter Krieger lagen in unerträglichen Schmerzen auf dem
nassen, von den ekelhaftesten Auswürfen bedeckten Boden unter den glück-
licheren Todten. Der König konnte seinen Unmuth über die getäuschten
Erwartungen, der Herzog seine Besorgnisse nicht bergen. So erfolgte
am 1. Oktober der Rückmarsch der Armee. Schrecklich war daß Elend
der Menschen und Thiere, die Straße, die man zog, bezeichneten Trüm-
mer und Leichen. Erst im Luxemburgischen gönnten sich die Preußen
die erste Rast.
Am Mittelrhein hatte Custine das Hauptmagazin der Oestreicher
in Speie r weggenommen und die 2000 Mann der Besatzung zu Ge-
fangnen gemacht. Durch eine in Mainz vorhandene Revolutionßpartei
eingeladen, rückte Cüstine dann vor Mainz, und der Commandant ca-
vitulirte, obgleich die Franzosen nicht einmal Geschütz bei sich hatten.
Nach dem Einzuge der Franzosen wmde in Mainz ein Jakobinerklub
errichtet, ein aus trockenem Holze gezimmerter Freiheitsbaum feierlich
aufgestellt, die Feier republikanischer Feste veranstaltet und gegen die
Anhänger des Kurfürsten gewüthet, Auch Frankfurt wurde von den
Franzosen besetzt und von der neutralen Reichsstadt eine Brandschatzung
von anderthalb Millionen Thalern erpreßt. Frankfurt wurde jedoch am
2. December von den Preußen und Hessen wieder eingenommen. Von
der Süd arm ee unter Mon teßquiou wurden die sardinischen Land-,
schäften Savoyen und Nizza ohne Kriegserklärung besetzt. Dumou-
riez besiegte nach dem Abzüge der Preußen die Oestreicher bei dem
Dorfe Jemappes und besetzte Belgien.
In Paris hatte sich in den jüngsten Ereignissen die Schwäche der
Nationalversammlung kund gegeben; über sie herrschte jetzt der Ge-
meinderath von Paris, über diesen Robespierre, Danton und
Marat. Robespierre erschien vor der Nationalversammlung und for-
derte Rache für die am 10. August gefallenen Märtyrer aus dem Volke
und die Einsetzung eines aus Abgeordneten einer jeden Section von
Paris gebildeten Gerichts. Trotz des Widerspruchs der Girondisten wurde
ein Revolutionstribunal eingesetzt. Sobald dieses Blutgericht seine
Sitzung begann, ließ Manuel auf dem Earrouselplatze die Köpf-
Maschine aufrichten, die ein Jahr vorher von dem pariser Arzt Guil-
lotin erfunden war. Sie wurde nicht wie sonst wieder weggenommen,
sondern blieb stehen. Die Nachricht vom Vorrücken der Preußen, dann
von der Uebergabe Longwy's und Verduns weckte in der Bevölkerung
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Extrahierte Personennamen: Kellermann Ludwigs Ludwigs Dumouriez Danton August Manuel
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Belgien Frankreichs Mainz Mainz Mainz Frankfurt Frankfurt Hessen Nizza Belgien Paris Paris Paris
750
Schlacht bet
Trafalgar.
Krieg Preu-
ßens mit
England und
Schweden.
Er drang sogleich auf bestimmte Erklärungen und führte, ohne auf die
Unterhandlungen Oestreichs einzugehen, am 25. und 26. September eine
starke Armee über den Rhein. Die östreichische Hauptarmee von 120,000
Mann unter dem Erzherzoge Karl stand in Italien; zur Vertheidi-
gung des südlichen Deutschland war das schwächere Heer von 80,000 Mann
unter Mack bestimmt. Dieser nahm eine Stellung zwischen Ulm und
Memmingen und erwartete den Feind von Westen her; sah sich aber
plötzlich von Nordosten her bedroht. Napoleon hatte Baden, Wür-
temberg und Baiern in seine Bundesgenostenschast gezwungen und
ließ ein Armeecorps von 100,000 Mann durch die preußischen Fürsten-
thümec in Franken seinen Weg nach der Donau nehmen. So sah sich
Mack schon am 5. Oktober umgangen und suchte mit der Hauptarmee
Zuflucht in den Mauern von Ulm. Vergebens drangen die Generale,
namentlich der Erzherzog Ferdinand und der Fürst Schwarzen-
berg, in den Oberfeldherrn, die Armee durch einen raschen Ausmarsch
dem sonst unvermeidlichen Unglück der völligen Einschließung zu entzie-
hen. Der Erzherzog Ferdinand erklärte, daß er, um der Gefangenschaft
zu entgehen, versuchen werde, sich mit der Reiterei durchzuschlagen. Er
brach mit Schwarzenberg auf und gelangte, freilich nur mit den Trüm-
mern seiner tapfern Schaar, nach Böhmen. Der in Ulm eingeschlossene
Mack unterzeichnete eine Capitulation und übergab am 20. Oktober
1805 seine ganze Armee von 25,000 Mann als kriegsgefangen.
Die Reste der östreichischen Armee konnten den Siegeslauf Napo-
leons nicht hemmen und suchten das russische Heer zu erreichen. Dieses
war unter Kutusow bis Braunau am Inn vorgerückt und zog sich
jetzt nach Mähren zurück. Die Franzosen rückten in Wien ein und folg,
ten dann den Verbündeten nach Mähren. Bei dem Dorfe Austerlitz
kam es am 2. December 1805, am ersten Jahrestag von Napoleons
Kaiserkrönung, zur Schlacht. Drei Kaiser waren gegenwärtig, Franz Ii.
und Alexander I., für welche Kutusow die Reihen ordnete, und Napo-
leon, welcher den Sieg gewann. Der Kaiser Franz begab sich persön-
lich in das Lager Napoleons und erlangte unter harten Bedingungen
einen Waffenstillstand. Die Russen kehrten in ihre Heimath zurück.
Preußen, welches bereits im Begriff gewesen war, an dem Kriege
Theil zu nehmen, mußte das Bündniß mit Napoleon erneuern; es mußte
Neufchatel und Cleve an den französischen Kaiser, Ansbach an
Baiern abtreten und erhielt dagegen die hannöverschen Länder, die
Napoleon nach dem Rechte der Eroberung als sein Eigenthum betrach-
tete. Zwischen Napoleon und Franz Ii. wurde am 26. December 1805
der Friede zu Preßburg unterzeichnet. Oestreich verlor 1200quadrat-
meilen, die venetianischen Besitzungen, die Grafschaft Tyrol, die Fürsten-
thümer Brixen und Trident und seine schwäbischen Besitzungen. Auch
mußte der deutsche Kaiser den Königstitel, den die Kurfürsten von
Baiern und Würtemberg annehmen würden, anerkennen.
Die Engländer fanden wegen der Unfälle der dritten Koali-
tion einen Trost in dem großen Seesiege, welchen Nelson am
21. Oktober 1805 beim Cap Trafalgar zwischen Cadiz und der Meer-
enge von Gibraltar über die vereinigte französisch-spanische Flotte erfocht.
Der Sieg war theuer erkauft mit dem Leben des Admirals Nelson.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Napoleon Mack Ferdinand Ferdinand Ferdinand Ferdinand Schwarzenberg Napoleons Franz_Ii Franz Alexander_I. Alexander_I. Franz Franz Napoleons Napoleon Napoleon Napoleon Franz_Ii Franz Oestreich Nelson Nelson
Extrahierte Ortsnamen: England Schweden Rhein Italien Deutschland Ulm Memmingen Baden Baiern Donau Ulm Ulm Braunau Wien Napoleons Napoleons Brixen Baiern Cadiz
752
Stiftung des
Rheinbundes.
Ende des
deutschen
Reiches.
Derpreußisch-
russische Krieg
in den Jahren
1806 u. 1807.
In Paris wurde zwischen Talleyrand und den Gesandten der
deutschen an Frankreich Hangenden Fürsten über ein engeres Bundesver-
hältniß unterhandelt. Am 12. Juli 1806 wurde zu Paris den in Tal-
leyrands Wohnung versammelten Abgeordneten von Baiern, Wür-
temberg, dem Kur-Erzkanzler, Baden, Berg, Darmstadt,
Nassau-Weilburg und Usingen, H o h e nz o l le rn, Salm, Dsen-
burg, Licht enstein, Ahremberg und Lehen eine Bundesacte zur
Unterzeichnung vorgelegt, ohne daß sie nur Zeit hatten, dieselbe ordent-
lich zu lesen, geschweige sich mit einander über dieselbe zu berathen.
Durch dieselbe wurden alle Glieder des Bundes, der den Namen Rhein-
bund führen sollte, zur Lossagung von dem bisherigen Reichsbande
verpflichtet. Jedes Glied empflng die vollkommenste Souveränität im
Innern seines Staates; aber zugleich erhielt die Gesammtheit des Bun-
des am französischen Kaiser einen Gebieter unter dem Namen Pro-
tect or, der als Haupt an der Spitze stand, in den Bund aufnahm,
wen er wollte, und die Bundesmacht nach Gefallen gebrauchen konnte.
Alle Fürsten und Herren deß südlichen Deutschland, die bisher reichs-
unmittelbar gewesen waren, und die sich nicht zeitig genug dem Bunde
angeschlossen hatten, wurden mediatisirt, das heißt, für landsässige
Unterthanen des Rheinbundstaates, von welchem ihre Besitzungen um-
schloffen waren, erklärt. Diese neue Gestaltung des südlichen Deutsch-
lands wurde am 1. August 1806 durch eine Note des französischen Ge-
schäftsträgers zu Regensburg dem Reichstage kund gemacht, mit der
Erklärung, daß der französische Kaiser das Dasein der deutschen Reichs-
verfassung nun nicht mehr anerkenne. Die Reichstagsgesandten der
Rheinbundsfürsten erklärten im Namen ihrer Herren, daß der Begriff
von einem gemeinschaftlichen Vaterlande und Jntereffe verschwunden sei,
seit sich das Reich 1795 in ein nördliches und südliches Deutschland ge-
trennt habe. Indem man sich jetzt von dem Reichskörper lossage, be-
folge man nur das durch frühere Vorgänge aufgestellte System. Kai-
ser Franz erließ hierauf eine vom 6. August 1806 datirte Erklärung,
daß er das Band, welches ihn bisher an den deutschen Reichskörper ge-
bunden habe, als gelöst ansehe, die deutsche Kaiserkrone niederlege, alle
Kurfürsten, Fürsten und Stände deß ihm geleisteten Eides entlaste, aber
auch seine deutschen Provinzen von dem Reichskörper lostrenne, um
dieselben in Vereinigung mit den übrigen als Kaiser von Oestreich
zu beherrschen. Dieses Ende nahm das Kaiserthum der Deutschen, nach-
dem es über ein Jahrtausend bestanden hatte.
Die fortdauernde Anwesenheit der französischen Heere in Süddeutsch-
land und die Rücksichtslosigkeit, die bei Errichtung des süddeutschen Bun-
des gegen Preußen gezeigt ward, that dieser Macht kund, wessen sie
sich von Napoleon zu versehen habe. Die Stimme des preußischen Vol-
kes und Heeres erklärte sich gegen Frankreich, und Preußen beabsich-
tigte, die noch übrigen deutschen Staaten unter seinem Vorsitze zu ver-
einigen. Napoleon stellte sich, als ob er dem norddeutschen Bunde nicht
entgegen sei, während er in der That denselben zu verhindern suchte.
Preußen wurde auf mannigfache Weise von Napoleon gekränkt, beson-
ders dadurch, daß in den Unterhandlungen mit England die Rückgabe
des vorher dem Könige von Preußen aufgedrungenen Hannovers
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Extrahierte Personennamen: August Franz Franz August Oestreich Napoleon Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Paris Frankreich Paris Baiern Baden Darmstadt Nassau-Weilburg Usingen Ahremberg Deutschland Rheinbundstaates Rheinbundsfürsten Deutschland Frankreich England
708
Volksbildung sollte der Unteccichtsausschuß durch eine Anzahl mora-
lischer Vorschriften sorgen und dieselben auf gedruckten Blättern täglich
an den Straßenecken anschlagen lasten. Der katholische Gottesdienst be-
stand noch und wurde von beeidigten Priestern gehalten. Aber auch die
gänzliche Vernichtung des Kirchenthums ward beschlossen. Alle
den Kirchen gehörigen Güter, Geiäthschaften und Kostbarkeiten wurden
für Eigenthum der Nation erklärt und in Beschlag genommen. Nicht
bloß die Kirche und das Pfaffenrhum, sondern auch die Religion wurde
dem frevelhaftesten Spotte preisgegeben. Es wurden gotteslästerliche
Umzüge gehalten und in den Kirchen und auf den Straßen theatralische
Scenen zur Verhöhnring der Religion und des Kultus aufgeführt. Am
7. November 1793 erschien der Bischof von Paris, Go bet, ein Mann
von siebzig Jahren, im Corrvent uird sagte sich feierlich von seinem
Pciesteramte los. Lauter Beifall erscholl in der Versammlung, der Prä-
sident rühmte den Triumph, den die Philosophie und Aufklärung an
diesem Tage feiere, und ertheilte dem Bischof unter Ueberreichung der
Jakobinermütze den Brriderkuß. Die übrigen anwesenden Priester wett-
eiferten nun in ihren Versicherungen, daß sie bisher nichts als Mährchen
und Thorheiten gelehrt und daß Volk betrogen hätten. Einige rissen sich
die absichtlich dazu angelegten Symbole ihres Amtes ab und traten sie
mit Füßen. Nur ein einziger Geistlicher, Gregoice, erklärte nicht bloß
laut, daß er nach wie vor Katholik und Priester bleiben werde, son-
dern erschien auch gerade jetzt öffentlich in seiner Priestertracht.
Unter Theilnahme der Geistlichen wurden die Kirchen geplündert
und weder Altäre noch Gräber verschont. Ganze Frachtwagen, mit
Kirchenschmuck, Geräthen und Glocken beladen, kamen in Paris an;
ruchlose Banden erschienen in Priestergewändern vor dem Convent und
führten possenhafte Tänze auf; Eseln wurden Bischofsmützen aufgesetzt
und Meßgewänder umgehängt und ihnen die heiligsten Geräthe vorge-
tragen. Ein gottloser Mensch bestieg in der Kirche St. Roch die Kanzel
und forderte unter Gotteslästerungen Gott heraus, sein Dasein zu be-
weisen. Das geringste Zeichen einer gottesdienstlichen Handlung war
ein Todesverbrechen. Eine sechzigjährige Person wurde zu Arras bloß
deshalb hingerichtet, weil sie gebetet hatte.
Durch einen Beschluß des Convents wurde der katholische Kultus
abgeschafft und durch den der Vernunft ersetzt. Am 10. Nov.
1793 wurde in der Kirche Notre-Dame der Kultus der Vernunft zuerst
gefeiert. Eine Buhlerin wurde halbnackt als Göttin der Vernunft auf
einem Triumphwagen nach dem Altare gefahren, mit Hymnen und
Räucherungen verehrt und dann im feierlichen Zuge auf einem mit
Eichenlaub umflochtenen Sessel in den Convent getragen. Hier wurde
die Göttin eingeladen, neben dem Präsidenten ihren Sitz zu nehmen,
und erhielt von dem Präsidenten und den Sekretären unter Jubelgeschcei
den Bruderkuß. Auch der Freiheit, der Jugend, der ehelichen Treue
wurden Kirchen eingecäuint. Die Kirchen wurden Schauplätze der un-
würdigsten Auftritte.
Bereits mit dem Sturze des Thrones waren alle Denkmäler, die
an das Königthrun erilinerten, zerstört worden; jetzt wurden alle noch
vorhandenen Erzeugnisse der bildenden Kunst von demselben Ver-
dammungsurtheil betroffen. Man sprach sogar davon, das Museum und
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Extrahierte Ortsnamen: Paris Paris Arras Notre-Dame
722
Napoleon un-
terwirft Ita-
lien 1796.
1796 drang Jourdan von der Lahn ans über Würzburg bis in
die Nähe von Regensburg; Moreau, Pichegrü's Nachfolger, über-
schwemmte Schwaben und Baiern; Bonaparte rückte an der Spitze
der italienischen Armee biß Trident vor. Die schwäbischen und fränki-
schen Reichsstände, Würtemberg, Baden, Bamberg und andere, erkauf-
ten mit ungeheuren Opfern Stillstand und die Erlaubniß, Friedensge-
sandte nach Paris schicken zu dürfen. Der Erzherzog Karl, der an
die Spitze der kaiserlichen Armee gestellt war, sah sich genöthigt, die
Bundestruppen, als er sie am meisten bedurfte, entwaffnen zu lasten.
Dennoch schlug er den von Bernadotte zu weit vorwärts geführten Flü-
gel der Jourdanschen Armee bei Teining, dann diese Armee selbst bei
Würz bürg, so daß die Geschlagenen in lvildec Flucht dem Rheine zu-
eilten. Moreau hatte den Kurfürsten von Baiern zu einem schmählichen
und kostbaren Waffenstillstand genöthigt, sah sich aber, in Folge der Un-
fälle Jourdans, von den Oestreichern im Rücken bedroht und trat einen
in der Geschichte der Kriegskunst berühmten Rückzug an.
In den meisten Staaten Italiens waren unter milden Herrschern
bedeutende Fortschritte zum Bessern geschehen. Die Grenze Italiens ge-
gen Frankreich gehörte dem Beherrscher von Savoyen und Piemont, der
sich seit 1718 König von Sardinien nannte. Der König Victor Ama-
deus Iii., der seit 1773 regierte, hatte sich ganz auf das Militäcwesen
geworfen und hatte sich dabei das Verfahren Friedrichs Ii. zum Muster
genommen. Dieses lange getriebene Soldatenspiel bestand seine Probe
schlecht, als es Ernst ward und die französischen Machthaber den König
Victor 1792 mit Krieg überzogen. Unter alten kraftlosen Generalen
und jungen, von Verachtung deß Feindes strotzenden Officieren verloren
die Piemontesen beim ersten Angriffe Nizza und Savoyen. Unter mör-
derischen Gefechten ging die Vertheidigungslinie der Alpen verloren, und
1795 gewann das republikanische Heer Boden auf der Südseite der Al-
pen. Aber die Unordnung, welche um diese Zeit in der republikanischen
Staatsverwaltung einriß, und der durch den Fall der Assignate herbei-
geführte Staatßbankrott entzog den Gewalthabern die Mittel, deren sie
zum Kriege bedurften, und brachte schreckliches Elend über das italieni-
sche Heer. Da erhielt im Frühjahr 1796 der Cocse Napoleon Bo-
naparte, der sich durch seine Heirath mit Jose ph inen, der von dem
Direktor Barras beschützten Wittwe deß Generals Beauharnais, mit
Barras befreundet harte, den Oberbefehl über das gegen die Oestreicher
und Piemontesen kämpfende Heer. Der Zustand desselben war kläglich;
Mangel an Verpflegung und Kleidung hatten die Bande der Zucht ge-
löst. Aber Napoleon verstand es, den französischen Krieger zu Großtha-
ten zu treiben. Ihm, dem sechs und zwanzigjährigen, gegenüber stand
der östreichische General Beaulieu, dessen sonstige Tüchtigkeit hohes
Alter geschwächt hatte. Bei Montenotte schlug Napoleon die Oest-
reicher, bei Mondovi die sardinische Armee. Der Muth des Königs
Victor Amadeus war gebrochen. Der König schloß einen Waffenstillstand
und bald nachher Frieden mit Frankreich. Er mußte den Bund
mit Oestreich aufgeben, den Franzosen die Festungen Alessandria,
Coni und Tor ton a einräumen und Savoyen und Nizza abtreten.
Millionen baaren Geldes mußten unter allerlei Benennungen erlegt werden.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Karl Karl Bernadotte Moreau Victor_Ama- Friedrichs Ernst Napoleon Napoleon General_Beaulieu Napoleon Mondovi Victor_Amadeus
Extrahierte Ortsnamen: Regensburg Baiern Würtemberg Baden Bamberg Paris Rheine Baiern Jourdans Italiens Italiens Frankreich Sardinien Friedrichs Nizza Frankreich Alessandria Nizza
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Der Abfall sthres Bundesgenossen nöthigte die Oestreicher zum eil-
fertigen Rückzüge über den Po, dann über den Tessino und endlich über
die Adda. Nachdem Napoleon bei Lodi den Uebergang über die Adda
erstritten hatte, wichen die Oestreicher über den Mincio bis nach Tyrol
zurück. Gegen die wehrlosen Fürsten und Republiken Italiens, die
mit Frankreich nicht einmal im Kriege gewesen waren, übte Napoleon
Raub und Plünderung. Sie mußten Gemälde und Kunstwerke, Bücher
und Handschriften und sogar Merkwürdigkeiten, die einer Stadt und
Landschaft werth waren, ausliefern. Doch blieb Erpressung baaren Gel-
des und nützlicher Kriegsmittel das Hauptgeschäft. Die Herzoge von
Parma unv Modena, der Papst Pius Vi. und der König von
Neapel mußten den Frieden mit großen Geldsummen und Kunstschätzen
erkaufen. Gegen die Aussicht auf eine republikanische Verfassung wurde
Mailand mit fünf und zwanzig Millionen gebrandschatzt. Der franzö-
sische Feldherr trieb das Republikenspiel mit einer Menge von Städten
unv Landschaften, theils um dadurch eine in der Lombardei zahlreiche
Partei zu bethören, theils um die schwachen Regierungen zu schrecken.
Durch die ungeheuren aus Italien gezogenen Summen wurde nicht nur
die italienische, sondern auch die Alpen- und Rheinarmee versorgt und
bei dem Bankrotte 'des Finanzwesens die Verwaltung im Gange er-
halten.
Gegen Ende Juli brachen die Oestreicher, unter dem Feldmarschall
Wurmser aus Tyrol auf, um das von Bonaparte belagerte Mantua,
den einzigen von den Oestreichern in Italien noch behaupteten Platz, zu
entsetzen. Bonaparte hob .die Belagerung auf, besiegte Wurmser bei
Castiglione, nöthigte die Oestreicher zum Rückzüge nach Tyrol und
erneuerte die Einschließung von Mantua. Als Wurmser zu Anfang des
September nochmals aus Tyrol zum Entsätze Mantua'ß heranzog, er-
reichte er zwar die Stadt, sah sich aber mit dem Ueberreste seines Hee-
res in derselben eingeschlossen. Ein neues östreichisches Heer, welches
unter Alvinzi aus Tyrol zum Entsätze Mantua's heranzog, wurde nach
einer mehrtägigen Schlacht bei Arcole (vom 13. bis 16. November
1796) zum Rückzüge genöthigt. Bei einem Versuche, den Alvinzi zu
Anfange des Jahres, 1797 zum Entsätze von Mantua machte, wurde in
den Schlachten bei Rivoli und Corona und bei La Favorita fast
das ganze östreichische Heer aufgerieben. Die Folge dieser blutigen Tage
war der Fall von Mantua am 2. Februar 1797. Mancherlei den
Franzosen verdächtige Anstalten, welche die päpstliche Regierung getroffen
hatte, gaben Bonaparte Veranlassung, dem Papste mit einem Zuge ge-
gen Rom zu drohen. Um den Frieven zu erhalten, mußte der Papst
seinen Rechten auf Avignon und Venaissin entsagen, die Legationen
Bologna, Ferrara und Romagna abtreten und 31 Millionen
Livres zahlen.
Der Erzherzog Karl war vom Kaiser vom Rheine abberu- Bvnaparte'e
fen und ihm das Commando in Italien übergeben worden. Abet Wien. Prütt-
die Armee, die er vorfand, war durch unaufhörliche Niederlagen ge- A"reobm!
schwächt und entmuthigt, und die Verstärkungen, die ihr zuzogen, konn-
ten erst im April eintreffen. Deshalb eröffnete Bonaparte den Feldzug
schon zu Anfang des März. Der Erzherzog wollte eine entscheidende
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Feldmarschall
Wurmser Romagna Karl Karl
Freiheitê-
krieg der
Tyroler.
772
Versuch, die Festung Magdeburg zu überrumpeln; es gelang ihm aber
nicht, weil er kein Geschütz hatte. Durch zuströmende Mitkämpfer wuchs
Schills Corps zwar auf mehrere tausend Mann an; aber an die erwar-
tete Erhebung deß Volkes im Königreich Westphalen war nicht zu den-
ken. Von westphäliscken, holländischen und dänischen Truppen verfolgt,
warf sich Schill endlich nach Stralsund und wurde hier von Danen
und Holländern überwältigt. Schill selbst verlor im Kampfe daß Leben.
Diejenigen seiner Gefährten, welche nicht entkamen, hatten ein schreck-
liches Loos zu erleiden. Sie wurden von den Franzosen für Raubmör-
der erklärt, die Officiere erschoffen, die Gemeinen nach Frankreich auf
die Galeeren gebracht.
Glücklicher war der Herzog Wilhelm von Braunschweig-
Oels, der Sohn deß bei Jena verwundeten Herzogs Ferdinand. Er
sammelte sich eine Schaar, welche sich schon durch ihre Kleidung als
ein Rache-Corps ankündigte und die schwarze Legion genannt wurde.
Er beabsichtigte einen Aufstand im Königreich Sachsen zu erregen und
denselben nach Braunschweig und Hannover auszubreiten. Da er durch
östreichische Truppen unterstützt wurde, so gelang es ihm, Dresden und
Leipzig zu besetzen. Durch westphälische und holländische Truppen wurde
er aber nach Böhmen zurückgedrängt. Als er bei den Friedenßunter-
Handlungen nicht als souveräner Herzog von Braunschweig anerkannt
werden sollte, faßte er den kühnen Entschluß, sich bis an die untere
Weser durchzuschlagen, um von da nach England überzusetzen. Gegen
Ende Juli brach er mit 12,000 Mann zu Fuß, 700 Reitern und sechs
Kanonen auf. Glücklich schlug er sich durch holländische und westphäli-
sche Truppen durch, gelangte über Braunschweig -und Hannover nach
den unterhalb Bremen liegenven Hafenplätzen Elsfleth und V^ake, eignete
sich alle dort beflndlichen Fahrzeuge zu, fuhr auf denselben die Weser
herab und erreichte glücklich die diesen Fluß blokirende englische Flotte.
Beim Ausbruche deß Krieges erhoben sich auch die Tyroler. Sie
waren seit fünf Jahrhunderten, unter dem Scepter des Hauses Habs-
bürg, im Besitz einer alten eigenthümlichen Verfassung frei und glücklich
gewesen. Im Frieden zu Preßburg hatte Oestreich nur unter der Be-
dingung Tyrol abgetreten, daß diese Verfassung erhalten werde. Da
nun Baiern diese Bedingung nicht erfüllte, so glaubten sich auch die
Tyroler durch keine Treupflicht an Baiern gebunden und erhoben sich
einmüthig, als der Kaiser sie zur Rückkehr zu seinem Gehorsam einladen
ließ. An die Spitze der Tyroler trat An reas Hofer, Besitzer des
Gasthofes am Sande im Passeyr-Thale, gewöhnlich der Sandwirth
genannt. Er war ein einfacher Landmann, von großer Gestalt, mit
einem langen schwarzen Barte. Seine Rechtlichkeit, seine treuherzige
Milde und Frömmigkeit gewannen ihm das allgemeine Vertrauen. Ihm
zur Seite stand Joseph Speckbacher — den Feuerteufel nannten
ihn später die Baiern — verwegen, erfindungsreich, schon als Knabe
als glücklicher Schütze auf Gemsen und Auerhähne bekannt, als Jüng-
ling ein gefürchteter Wilddieb, bis er das unstäle Leben mit dem Amte
eines Unteraufsehers bei den Salzwerken von Hall vertauschte. Beiden
Führern gesellte sich der Kapuziner Haspinger hinzu, welcher, ohne
Waffen, mit beiden Händen ein großes schwarzes Kreuz haltend, den
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Extrahierte Personennamen: Schills Schill Schill Wilhelm_von_Braunschweig-
Oels Wilhelm Ferdinand Oestreich Joseph_Speckbacher Haspinger
Extrahierte Ortsnamen: Stralsund Frankreich Jena Sachsen Braunschweig Hannover Dresden Leipzig England Hannover Elsfleth Passeyr-Thale Baiern