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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 41

1911 - Erfurt : Keyser
— 41 — Darum durch Beschluß der Syuode und berief au ihre Stelle neue Mönche aus dem Kloster Hirsau in Schwaben. Anfangs machte die Neugründung wenig von sich reden. Sie entwickelte sich jedoch bald zu hoher Blüte, verfügte über ausgebreiteten Landbesitz und sonstige Reichtümer. Selbst das Erzbistum Maiuz konnte nicht gegen das Peterskloster auskommen. Voller Neid bekannte der Erzbischof Adalbert (1112), daß die Mönche mehr hätten als er. Woher stammte nun dieser Reichtum, über welchen das Kloster schon zu Anfang des 12. Jahrhunderts verfügte? Sicher nicht allein von den begüterten Bürgern und von den reichen thüringischen Grasengeschlechtern, die mit Vorliebe dem Peterskloster Geld und Gut gaben. Er muß noch aus einer anderen Quelle reichlich zugeflossen sein. Eine Erklärung gibt vielleicht die Annahme, daß das Kloster nach dem Versall der Pfalz der Erbe des königlichen Grund und Bodens und der an ihm haftenden königlichen Rechte, des Markte und Münzrechtes und der Gerichts-hegung, wurde. Die Annahme gründet sich ans die Bezeichnung des Klosters als des „königlichen". Diesen Beinamen führte das Peterskloster nämlich bis zu seiner Aufhebung im Jahre 1803. Die Gegenleistung bestand wobl in der Ausnahme des Kaisers bei seiner Anwesenheit in Erfurt, wodurch auch die öftere Einkehr des Reichsoberhauptes (f. Aus der Geschichte Erfurts, Nr. Ii u. Rudolf von Habsburg, Nr. 22) gerade im Peterskloster erklärte wäre. Lage: Das Peterskloster lag noch innerhalb der Stadt, nahe ihrem westlichen Bergrande. Dieselbe Stadtmauer umsing Mönche und Bürger, deren Wohnhäuser sich dicht dem Petersberge anschmiegten. Beide haben dann auch im Laufe der Jahrhunderte brüderlich Freud und Leid geteilt: die frohen Tage der Kaiserbesuche und die Schicksale von Angriff und Belagerung, sowie die Schrecknisse der großen Feuersbrünste, von denen Erfurt öfter heimgesucht wurde. Bis zur Umwandlung des Petersberges in eine Zitadelle (nach 1664) sührte von der Stadt aus eine breite, steinerne Treppe zum Kloster empor. Eine seste Mauer umschloß das große, weitläufige Gebäude, das von der Höhe herab einen prächtigen Anblick gewährte, zumal wenn die Strahlen der Sonne in den glänzenden Zinndächern der schlanken Türme der Klosterkirche aufblitzten. Werktätigkeit der Mönche: Die Petersmönche waren den Erfurtern gute Vorbilder eines mönchischen Lebens und Wirkens. Sie lichteten mit Art und Säge den dichten Wald, der sich bis zur Gera herabzog, regelten den Lauf derselben, dämmten ihre Ufer ein und trockneten die beiderseitige Niederung, vor allem das sumpfige Brühl. Nicht weit vom Kloster entfernt bauten sie am Nordfuße des Petersberges die große und kleine Petermühle an der Gera. Beide zeugen heute noch von dem frühen fleißigen Schaffen der Peterlinge. Das dem Wald und Fluß abgerungene Land verwandelten sie in lachende Aehrenfelder. Besonders sorg-

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 221

1911 - Erfurt : Keyser
— 221 — nirücf. Hat der Reisende dann am nächsten Morgen seine Geschäfte erledigt, so sährt er in die Heimat zurück. Diesmal verkürzt ihm das Mittagsmahl die Zeit, und die Semen haben ihn kaum vermißt, wenn er wieder bei ihnen anlangt. Wahrlich, die Erfindung des Dampswagens und sein weiterer Ausbau waren ein großer Triumph, und Siephensons L>ieg seiner ersten Lokomotive bezeichnete den Anbrnch eines neuen Zeitalters,. des Zeitalters der Eisenbahnen. Beschluß des Baues der Thüringer Ersenbahn: Aber wie allen Neuheiten, so stellten sich auch dem Eisenbahnbau allerlei Hindernisse in den Weg, zumal in Deutschland. Das Haupthindernis lag hier in der Vielzahl der Staaten, die in ihren Sonderbestrebungen die Eisenbahn am liebsten an der eigenen Landesgrenze beendet gesehen hätten. Die erste deutsche Strecke wurde zwischen Nürnberg und seiner Nachbarstadt Fürth gebaut (1835), und um die Zeit ihrer Eröffnung faßte man in Thüringen den Plan für die Anlage einer Eisenbahn. Ihre Herstellung wurde dann durch einen Slaatsverlrag vom 20. ^ezember 1841, gesichert. Er bezweckte den Bau einer Eisenbahn von Halle über Erfurt nach Kassel mit Anschluß an die Köln-Mindener Bahn. Das Jahr darauf bildeten sich in den Städten Halle, Merseburg, Weißenfels, Naumburg, Apolda, Weimar, Erfurt, Gotha und Eisenach Aktien-Vereine, deren Ausschuß schon im März in Erfurt zusammentrat und den Bau der Eisenbahn von Halle über Erfurt bis zur Kurhessischen Grenze durch eine Aktiengesellschaft beschloß. Das Hauptverdienst sür die gedeihliche Entwicklung der Angelegenheit gebührt dem damaligen Erfurter Oberbürgermeister Wagner, Als ein seiner Zeit weit vorausschauender Mann hatte er den großen. Nutzeit ersannt, den die Eisenbahn der Stadt Ersurt und dem gesamten Thüringer Lande bringen würde. Obgleich von der eigenen Regierung öfters abgewiesen mit seinen Anträgen, erschien er immer wieder aus dem Kampsplan, bis er siegte. Seiner Tatkraft hat es die Stadt zu verdanken, daß sie Sitz der Direktion der Eisenbahn-Gesellschaft wurde und der Bahnhos, obwohl Erfurt eine Festung war, innerhalb der Stadt angelegt werden durfte. Als ihm der letzte, günstige Bescheid wurde, schrieb er voller Freude an die Stadtverordneten: „Der Herr Generalleutnant von Hedemann, Excellenz, hat mich heute benachrichtigt, daß die Bestimmung, wonach die Eisenbahnlinie durch die <£tcit)t geführt wird, den Wünschen der letzteren gemäß erfolgt und^offieiell ausgesprochen fei. Ich beeile mich, Einer Wohllöbl. Stadtverordne-len-Versammlnng hiervon Mitteilung zu machen." In diesem Schreiben wird uns aber auch der getreue Eckart genannt, der während der ganzen Zeit über das Wohl der Stadt wachte und mit dem Oberbürgermeister Wagner in enger Fühlung stand: Generalleutnant v. Hedemann in Berlin. Er betrieb mit einem seltenen Fleiß die Förderung der Ersurter Angelegenheiten an den

3. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 257

1911 - Erfurt : Keyser
— 257 — tersberg her kam grüßend der laute Donner der Kanonen. Da bog auch schon der Zug in die enge Torstraße ein, und eine Woge hellster Begeisterung schlug über ihm zusammen. Ich war völlig benommen von dem, was ich sah und hörte. Bald aber löste sich die Spannung, und was die junge, kräftige Kehle an Stimme hergab, das kam dem allgemeinen Hurrarusen zu gute. Ich warf jetzt auch meine Kränze und Sträuße, und obwohl die Offiziere den Degen schon bis zur Spitze mit Eichenkränzen bedeckt und die Mannschaften Brust und Helm mit ihnen geziert hatten, so fan-den sie doch noch ihre Abnehmer. Schneller als wir wollten, ging das ewig denkwürdige Schauspiel an uns vorüber. Eine gewaltige Menschenmenge flutete dem Zuge ins Innere der Stadt nach, um von den Empfangsfeierlichkeiten durch die Mitglieder der königlichen und städtischen Behörden und die Offiziere der Garnison an der Ehrenpforte etwas zu erspähen. Dann wurde die Siegesstraße auch sür uns gangbar, auf der's nun mit heißen Wangen und rotem Kopf sieges-matt heimwärts ging. 98. Das Kriegerdenkmal. Grund der Errichtung: „Ehre ward Euch und Sieg, doch der Ruhm nur kehrte zurück." Diese Worte Schillers sind am Unterbau des stattlichen Denkmals zu lesen, das den auf den Schlachtfeldern Frankreichs, Oesterreichs und auch Deutschlands gefallenen Offizieren und Mannschaften, die den Erfurter Bezirken entstammten, im Hirschgarten errichtet worden ist. Aufbau und Deutung: Ihrer treu gedenkend, hat man die große Säule ausgestellt und die Spitze derselben mit einem vergoldeten Adler gekrönt. Wild regt er seine Schwingen und richtet wachsam den Kopf nach Westen auf das unruhige Frankreich, das immer noch an Vergeltung denkt. Etwas unterhalb des Säulenkopfes hat man einen ehernen Schild, nebst Schwert und Lanze aufgehangen und die Waffen mit einem Lorbeerkranz geziert. Die Säule gleicht der heiligen Eiche, unter der unsere Vorfahren ihre Helden begruben und an deren Stamm sie den Waffenschmuck der Tapferen befestigten. Der Fuß der Säule steht auf einem Würfel, an dessen einer Seite das erhaben gearbeitete Bildnis des gütigen, alten Kaisers Wilhelm zu erkennen ist, an dessen anderen Seiten die Wappenschilder Preußens, Erfurts und Sachsens zu sehen sind. Säule und Würfel sind aus einen großen, viereckigen, ' sarkophagähnlichen Unterbau gestellt, an dessen Ecken die Bilder der großen Feldherren Kaiser Wilhelms I. einen Platz gefunden haben. Da sieht der Beschauer die Helden: Kaiser Friedrich und Prinz Friedrich Karl, den Großherzog von Mecklenburg und gegenüber den Reichskanzler Fürst Bismarck, den Feldmarschall Moltke und den König Albert von Sachsen, den General von 17

4. Geschichtstabellen für die oberen Klassen von Gymnasien - S. 7

1890 - Erfurt : Bartholomäus
7 verbannt, Der Einfluss des Perikies steigt Verlegung des Bundesschatzes von Delos nach Athen, dessen Bundesgenossen zu Unterthanen werden. Athen wird die Hauptstadt eines grossen Küsten- und Inselreiches. 457 445 Krieg der Spartaner und Böotier gegen Athen, unterbrochen durch einen Waffenstillstand, den der zurückgerufene Kimon vermittelt, beendet durch den dreissigjährigen Frieden, in welchem die beiden Bundesgenossenschaften sich gegenseitig anerkennen. 444—429 Athen unter Perikies. Athen Hauptsitz der hellenischen Kunst und Wissenschaft. Bauten in Athen: der Parthenon mit der Bildsäule der Athene (Iktinos, Pheidias), das Erech-theion, die Propyläen (Mnesikles). Die Tragödien des Äschylos, Sophokles, Euripides. Die Philosophen Anaxagoras und Protagoras, die Geschichtsschreiber Herodot aus Hali-karnassos und Thukydides. Vollendung der Demokratie. Gesetz des Ephi-altes: Dem Areopag wird die Oberaufsicht über die Verfassung und über die Sitten der Bürger entzogen. — Einführung des Soldes für den Kriegsdienst, für die Teilnahme am Rat, für den Geschworenendienst in den Gerichten, das Theorikon aus der Staatskasse gegeben. Iv. Der peloponnesische Krieg 431 — 404 zwischen dem dorischen und ionischen Element, der Aristokratie und der Demokratie. Ursache: Die gegenseitige Eifersucht der Spartaner und Athener. V er anlas sung: a) Einmischung Athens in den Krieg zwischen Kerkyra und Korinth um Epidamnos.

5. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 71

1916 - Erfurt : Keyser
— 71 — Brand am 6. November 1813 vollendet. Damals blieben nur die Mauern und Pfeiler stehen, Leider wurde die Kirche nun zu einem Kornhaus ausgebaute Hoffentlich ersteht sie bald wieder in neuem Glänze als Kirche der Andreasgemeinde unserer Stadt. Was die Petersmönche für Erfurt Gutes taten. Die alten Erfurter hatten den frommen Klosterleuten viel zu danken. Die Mönche lichteten mit Axt und Säge den dichten Wald, der sich bis zur Gera herabzog. Sie regelten den Lauf des Flusses und dämmten seine Ufer ein. Sie trockneten die sumpfige Niederung zu beiden Seiten, besonders das Brühl. Nicht weit vom Kloster erbauten sie am Nordfuße des Petersberges an der Gera die große und kleine Petermühle. Heute noch zeugen beide von dem fleißigen Schaffen der Mönche, wenn auch der Wasserlauf zugeschüttet worden ist. Das dem Wald und Flusse ab- gerungene Land verwandelten sie in lachende Ährenfelder. Rings um ihr Kloster gründeten sie die ersten Meierhöfe. Sie selbst betrieben eine weit ausgedehnte Landwirtschaft, verbunden mit Viehzucht. Sehr unangenehm war der Wassermangel auf dem quellenlosen Berge. Darum legten die Mönche schon 1136 eine kunstvolle Wasserleitung an. In Bleiröhren führten sie reines Quellwasser aus dem südwestlich gelegenen Borntal

6. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 54

1916 - Erfurt : Keyser
— 54 — errichtet worden. Es besteht aus einer großen Säule, die mit einem vergoldeten Adler gekrönt ist. Er regt wild seine Schwingen und richtet den Kopf aufmerksam nach Westen. Hier liegt das ewig unruhige Frank- reich, das seine Niederlagen nie vergißt. Etwas unterhalb des Säulen- knopfes hängt ein eherner Schild nebst Schwert und Lanze. Die Waffen sind mit einem Lorbeerkranz geziert. Die Säule gleicht der heiligen Eiche. Unter ihr begruben unsere Vorfahren ihre Helden, und an dem Stamme befestigten sie den Waffenschmuck der Tapferen. Der Fuß der Säule steht auf einem Würfel, dessen eine Seite mit dem Bildnis des alten Kaisers Wilhelm geziert ist. Die anderen Seiten zeigen die Wappen- schilder Preußens, Erfurts und Sachsens. Säule und Würfel stehen auf einem großen, viereckigen, steinsargähnlichen Unterbau. Seine Ecken sind mit den Bildern der großen Feldherren Kaiser Wilhelms I. geschmückt. Wir sehen hier Kaiser Friedrich Iii. und den Prinzen Friedrich Karl, den Großherzog von Mecklenburg und gegenüber den Reichskanzler Bismarck, den Feldmarschall Moltke und den König Albert von Sachsen, den General von Blumenthal und den Kriegsminister von Roon. Die Ecken des Unter- baues krönen altertümliche Rüstungen mit Helmen. Ihre reiche Federzier fällt breit auf Panzer und Gewaffen herab. Auf den Mittelfeldern des Unterbaues stehen folgende Inschriften: 1. Nordtafel: „Den gefallenen Offizieren und Mannschaften aus dem Bezirk der 15. Jnfanteriebrigade zum ehrenden Gedächtnis". 2. Südtafel: „Ehre ward Euch und Sieg, doch der Ruhm nur kehrte zurück". 3. Westtafel: „1866. Podol, Münchengrätz, Königgrätz, Preßburg, Langensalza". 4. Osttafel: „1870/71. Beaumont, Sedan, Paris, Epinay, Pfalz- bürg". Um die vier Kanonenrohre, welche man beim Kriegerdenkmal aufgestellt hat, blühen im Frühling und Sommer die Blumen in herrlichster Farbenpracht. Die Vögel singen und zwitschern ihre frohen Weisen, wohl auch zum Ruhme der deutschen Helden, denen die Denksäule gewidmet ist. Nach K. Lürtzing. 3. Unser Kaiserdenkmal. Gleich andern Städten hat auch unsere Vaterstadt dem alten Kaiser Wilhelm ein einfaches und doch würdiges Denkmal aus Erz und Granit- stein errichtet. In seiner Schlichtheit paßt es so recht zu dem anspruchs- losen Wesen des frommen Heldenkaisers. Er sitzt in schmuckloser Uniform auf dem gemächlich ausschreitenden Rosse. Die rechte Hand hat er auf den Schenkel ^stützt. Das Haupt ist etwas nach rechts gerichtet. Mit gütigem, mildem Auge blickt der edle Held dem Beschauer entgegen, der aus dem Stadtiunern kommt. Der rotgranitene Unterbau ist mit Rund- bogen und kurzstämmigen Säulen geziert. Name und Inschrift fehlen,

7. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 79

1916 - Erfurt : Keyser
— 79 — Erfurt noch eine Festung war, lag vor dem Stadtwall ein Wallgraben. Er ist zum Bett des Flutgrabens ausgebaut worden. Der Flutgraben umzieht in einem großen, nach Westen offenen Bogen die alte Stadt. Er ist mehrmals überbrückt worden, darunter zweimal für die Eisenbahn Der Flutgraben trennt sich von der Gera am neuen Papierwehr, einem mächtigen Steinbau, ab Das Wehr besitzt links ein starkes Schleusen- werk, rechts läuft das Wasser bei genügender Höhe über eine gebogene Steinwand ab. Es sammelt sich im Flutgraben und fließt in einer schmalen Rinne in der Mitte weiter. Dem Wehr ist eine Forellentreppe eingebaut. Auf ihr steigen zur Laichzeit die flinken Fische in das tiefere Waffer hinauf. Nun gehen wir auf dem linken Ufer der Gera talab und stoßen bald auf den zweiten Teilpunkt der Gera. Dort ragt an einer schmalen Landzunge ein Felsblock, „die Nase" genannt, weit in den Fluß hinein. Sie zwingt die Gera zur zweiten Teilung. Rechts fließt die Gera ab, links der Bergstrom. Er hat den Namen erhalten, weil er dem bergigen Ufer treu bleibt und auch im weiteren Laufe an den Petersberg und den Domhügel sich anlehnt. Der rechte Geraarm speist unterhalb der Hohen- zollernbrücke die Badeanstalt für Mäuner, das Espach. Das Espach, eigentlich Espach (Espichl oder sumpstges Espen- wäldchen), hat nach der Stadt zu eine teichartige Erweiterung erfahren. Hier hat die gärtnerische Kunst ein Landschaftsbild geschaffen, wie es die Natur kaum schöner bieten kann. Bei der Kartäuser Mühle tritt die Gera in die Altstadt ein und teilt sich hier von neuem. Die neue Geraabzweigung, die nach rechts abfließt, ist fast ganz in Röhren gelegt. Nur kurz vor ihrem Rückfluß in den Geralauf wird sie wieder sichtbar. Sie führt den Namen Hirschlache. Er bedeutet wohl Kieslache, d. i. Wasser mit kiesigem Grunde. Der linke Arm nimmt den Namen Walkstrom an, genannt nach der an ihm liegenden Walkmühle. Sein Lauf ist ein fast nördlicher. Der Walkstrom durch- schneidet die Luisenstraße, Bonifaciusstraße, Burgstraße und Melanchthon- straße Unter dem Rvßwehr erreicht er den Herrmannsplatz und begleitet nun den Fischersand rechtsseitig. Kaum hat er aber die Lange Brücke hinter sich, so vereinigt er sich mit dem Bergstrom. Auch er hat zunächst einen nach Norden gerichteten Lauf. Bald aber wird er vom Petersberg und Domhügel gezwungen, nach Osten ab- zubiegen, und da sich der Boden hier senkt, läuft das Wasser dem Walk- ström zu. Zwischen der Langen Brücke und der Kasinobrücke sindet die Bereinigung statt. Die Wassermenge ist dadurch bedeutend vergrößert und fließt in einem ziemlich breiten Laufe, Breitstrom genannt, weiter. Der flache, lockere Talboden gestattet dem Wasser eine reiche Gliederung, und es bildet darum, z. B. zwischen der Krämerbrücke und Lehmannsbnicke ein Netz kleinerer und größerer Arme. Sie führen keine besonderen Namen. Unter der Lehmannsbrücke ist der Breitstrom wieder vereinigt. Kaum hat er sie im Rücken, so beginnt die Teilung von neuem. Das Gewirr von Wasserarmen führt den Namen „Venedig". Doch hat durch Neu-

8. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 81

1916 - Erfurt : Keyser
— 81 — anlagen von Straßen eine Vereinfachung des Flußgewirres stattgefnnden (feit 1915). Der Arm, an dein die große Petermühle lag, ist zugeschüttet worden. Im „Venedig" fließt die Hirschlache in den Breitstrom zurück. Unterhalb „Venedig" vollzieht sich die letzte Hauptteiluug in Wilde Gera links und Schmale Gera rechts. Die Wilde Gera hat ein nenes Bett erhalten und begleitet zunächst die Amploniusstraße linksseitig. Das Wasser des zum Teil zugeschütteten Grabens wird ihr durch einen Kanal unter der Huttenstraße zugeführt. Nachdem die Wilde Gera das Pnlver- wehr an der Talstraße überflössen hat, vereinigt sie sich am Nettelbeckufer mit dem Flutgrabeu, Die Schmale Gera stößt in ihrem nördlich ge- richteten Laufe auch auf den Flutgraben. Sie vereinigt sich aber nicht mit ihm, sondern wird in einem Dücker unter ihm hinweggeführt. Die Wassermenge, welche die Gera innerhalb des Stadtgebietes in sich aufnimmt, ist gering, Links empfängt sie die „Drei Quellen" und das Wasser des Baches, der bei Schmira entspringt. Er fließt int Grunde zwischen Cyriaksbnrg und Herrenberg und wird am Fuße der Burg dem Bergstrom am alten Judenkirchhof zugeführt. Rechts nimmt sie zunächst das Wasser des Dreienbrunnens auf. Es fließt dauernd an zwei verschiedenen Stellen in den Flntgraben. Außerdem empfängt die Gera noch rechtsseitig den Schwemmbach. Er kommt aus dem Willrodaer Forst, hat aber nur bei starkem Regen in seinem Qnellgebiet eine größere Wassermenge. Innerhalb des Stadtgebietes ist er zum größten Teile in Röhren gefaßt und mündet an der Nachoderstraße in den Flutgraben. 2. Alte Erfurter Brücken. a) Die Lange Brücke: Heute sieht man es der Brücke nicht mehr an, woher ihr Name kommt. Jetzt führen nur zwei kleine, getrennte Übergänge über den Bergstrom und Walkstrom. In früherer Zeit aber ruhte auch der Teil zwischen den beiden Flußüberschreitungen auf Pfeilern. Damals führte die Brücke den Namen die „Lange" mit Recht. b) Die Schlösserbrücke: Sie ist in ihrer jetzigen Gestalt in der Mitte des vorigen Jahrhunderts erbaut worden und wölbt sich in sieben flachen Bogen über den Breitstrom. Vorher hatte die Schlösserstraße keine Fortsetzung. Damals führte nur eiu schmaler Steg über den Fluß. Er hieß der „Lange" oder „Ungeheure". Weil die flachen Ufer leicht überschwemmbar waren, so war er weit in die Gassen hineingebaut. Daher stammt auch sein erster Name. Sein zweiter läßt sich wohl daraus er- klären, daß es bei Hochwasser nicht geheuer war, ihn zu benutzen. Er diente nur dem Personenverkehr. Die Wagen wählten den Weg dnrchs Wasser. Vom Junkersand fuhreu sie nach der Rathausgasse am gegenüber- liegenden Ufer. Die Einfahrt ist hente noch vorhanden. cj Die Krämerbrücke (f. S. 39). d) Die Lehmannsbrücke: Sie führt im Laufe der Augustiner- straße über den Breitstrom und ist vielleicht die älteste Brücke der Stadt Früher lag sie in dem sehr wichtigen Straßenzug, der von Westen in 6

9. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 121

1916 - Erfurt : Keyser
— 121 — flössen ist. Tatsächlich haben die Erdkundigen auch festgestellt, daß die Gera hier oben einmal ihren Lauf gehabt hat.") Sie haben überhaupt nachgewiesen, daß die Gera viermal ihr Bett verlegt hat, ehe sie sich das jetzige schuf. Der Nachweis ist ihnen möglich geworden durch die Auf- findnng von Geraschotter an den verschiedensten Orten des Flußgebietes. Der Lauf über den Ringelberg im Osten Erfurts, den Kiesberg bei Nöda und den Kautorberg bei Ringlebeu ist der dritte in der Reihe der vier früheren, von denen zwei vor und zwei nach der Vereisung Thüringens nachgewiesen sind. Die Gera hat sich ihr heutiges Tal nördlich von Erfurt zum Teil selbst erarbeitet, wie sie die gleiche Arbeit ja auch süd- lich der Stadt oberhalb von Hochheim vollbracht hat. Dort können wir noch jetzt die nagende Tätigkeit des fließenden Wassers gnt beobachten. Der harte Muschelkalk der rechten Uferwand vermag der Gera nicht zu widerstehen; fortgesetzt wird das Ufer unterspült, so daß dem Bachstelzen- weg der Einsturz droht. Auch die kleinen Regenbäche des Steigers und der Alacher Höhe geben Zeugnis von der gewaltigen nagenden Kraft des Wassers Nördlich von Erfurt wurde der Gera die Arbeit bedeutend er- leichtert. Sic hatte dort nur die weniger festen Schichten des Keupers zu zerstören. Ter Ackerboden mit geringer Dammerdeschicht ist weniger fruchtbar. Da. wo aber die alten Geraläufe Auelehm abgesetzt haben, ist der Boden sehr fruchtbar, z. B. in der Sülze (am Ostfuße des Roten Berges). 2. Die Hernzgenberge.^) Lage. Der Große und Kleine Hernzgenberg (falsch „Herrnberg") liegen südöstlich der Stadt und nähern sich ihr in nordwestlicher Richtung. Sie sind dem nördlichen Steilabhang des Steigers vorgelagert und bilden mit ihm eine flache Mulde, durch welche die Straße nach Melchendorf führt! sie nimmt die tiefste Stelle der Mulde ein, die vom Schwemmbach, der aus dem Willroder Forst kommt, bewässert wird. Oberhalb von Melchen- dorf heißt der Schwemmbach Holzergraben. Die südöstliche Verlängerung der Hernzgenberge bildet der Wartberg (305 m). An seinem Nordwest- fuß liegt Windischholzhausen. Die nordwestlichen Ausläufer der Hernzgen- berge sind der Daberstedter Berg (226 m) und der Trollberg (Bolzen an der Gartenmauer von Büchners Branerei 213,052 in; Bolzen an der östlichen Mauer der Bahnüberführung über die Bahnhofstraße 196,498 m). Der Kleine Hernzgenberg. 254 m hoch, liegt noch zum Teile im Weich- bild der Stadt, der Große, 266 m hoch, liegt außerhalb. Beide bilden einen langen, schmalen Kamm mit scharf hervortretendem Rücken. *) Durch die Feststellung der Schottermassen auf den Hügelreihen als Gera- schotter erweisen sich die Hügel selbst als Flußterrafsen. Dadurch muß auch die An« nähme fallen, daß die Thüringer Mulde srüher ein Seebecken war, dessen Abflußstelle die Sachsenburger Pforte war. f*) Hernzge oder Herlitze ist die Kornelkirsche (Cornus mas). Der Name wurde gebildet unter Anlehnung an die italienische Form Cornizzola. Die Hernzgen bilden Laubwaldungen in bergigen Gegenden auf Muschelkalkboden.

10. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 90

1916 - Erfurt : Keyser
— 90 — Lossius, Kaspar Friedrich; 1753—1817; Diakonus a. d. Predigerkirche, Schulmann; Meinecke. Leopold Wilh.; 1789—1860; Kgl. Major a. D. Die Inschrift auf seinem Denkmal im Hain lautet: Freund und Wohltäter Erfurts, Forscher seiner und der Thüringischen Geschichte, Führer seiner Frei- willigen 1814/15; Motz. Friedrich Chr. Adolf; 1775—1830; 1816—1820 erster Regierungs- Präsident in Erfurt; Nerly. Friedrich V.; 1807—1878; Erfurter; bedeutender Maler, dessen künst- lerischer Nachlaß unserem Museum überwiesen wurde; lebte in Venedig, wo er auch starb. 4. Alte Erfurter Handelsstraßen. Durch sechs Stadttore Erfurts zog im Mittelalter von früh bis zum Sonnenuntergang die lange Reihe der Frachtwagen und Karreu ein und aus. Durch das Andreastor mußte alles, was in die „Vogtei" (südlich von Mühlhausen) gehörte und was über den Hainich nach Nordhausen fuhr. Vom Johannestor lief die wichtigste, nach Norden führende Linie aus. Sie verband in mehreren Zweigen Erfurt mit den bedeutendsten Städten der Hanse. Am Krämpfertor begann eine Straße, die nach der Unstrut und weiter nach der Saale führte. Ihre wichtigste Abzweigung war die Kupfer- straße. Sie führte ihren Namen von den Knpferfnhren. die ans dem Harze die Erze über Erfurt bis weit über den Thüringer Wald brachten. Durchs Augusttor, später durchs Schmidtstedter Tor, gelangte man auf zwei Straßen nach Weimar und Saalfeld. Die erste lief nngefähr in derselben Richtung wie die heutige Landstraße nach Linderbach und Utzberg. Die andere, die anch „Böhmische Straße" genannt wnrde, führte in gerader Richtung über Berg und Tal und durch dichte Wälder über Klettbach und Tannroda nach Rudolstadt und Saalfeld. Am Löbertor nahm die „Nürnberger Geleitstraße" ihren Anfang. Sie überschritt den Alten Steiger, die Wawet, bis Egstedt und bog dann nach Rockhausen zum südlich davon gelegenen „Alten Gericht" oder „Galgenhügel". Hier kreuzte sie sich mit der alten Arnstadt-Weimarischen Straße, führte dann weiter über Ilmenau und den Paß von Allzunah nach Frauenwald und von da ins Fränkische. Ein reiches Netz von Neben-' straßen zweigte sich von ihr ab, z. B. bei Egstedt die Nürnberger Sraße. die über Bechstedt-Wagd, Gügleben usw. nach Saalfeld führte. In das Brühler Tor mündete die „Königstraße". Sie vermittelte den gewaltigen Verkehr mit den Niederlanden und Flandern. Reich an Nebenwegen, lief diese alte Völkerstraße vom Rhein über Frankfurt, Eisenach und Gotha nach Erfurt. Sie hielt sich fern von der bergigen Wald- Wildnis der Loiba (Thüringer Wald) und führte doch auf möglichst hoch-
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